Der Lauf der Zeit von Sharry ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5   „Willkommen Daheim, meine Nummer eins.“ Angst. Wenn Sanji den Schwertkämpfer zu seiner Rechten mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es Angst, in ihrer reinsten, ursprünglichsten Form. Pure Angst. Der Mann vor ihnen breitete die Arme aus, wie ein Vater der seinen verlorenen Sohn entgegenkam. Doch Zorro war nicht nur stehen geblieben, nein, er wich zurück, aschfahl, seine Lippen zitterten, sein Kiefer bebte, die Hände zu zuckenden Fäusten zusammengeballt. Er wirkte kleiner, nicht nur jünger und verletzlicher, er schien sich regelrecht zusammenzuziehen, niederzukauern, wie ein wildes Tier, das in die Enge gedrängt wurde und wusste, dass es sterben würde. Bevor Sanji überhaupt bemerkte was er tat, machte er zwei Schritte nach vorne und stellte sich vor sein Crewmitglied, fast synchron mit dem ehemaligen Vizekapitäns des Piratenkönigs, der sich dem Mann in weiß ebenfalls in den Weg stellte. „Muchinushi!“ Der ehemalige Pirat spukte des Fremden Namen beinahe vor dessen Füße. „Rayleigh!“ Stärker hätte der Kontrast gar nicht sein können. Korekuta Senior strahlte den dunklen König an wie einen alten Freund, den er nach Jahren wiedersah. Schwungvoll ließ der Mann der Weltaristokraten seinen Gehstock durch die Luft fließen, ehe er die Spitze auf Rayleigh richtete. „Es ist schön dich wiederzusehen. Unser letztes Treffen ist so lange her. Aber ich muss leider gestehen, dass die Zeit dir nicht gnädig war.“ Sanji ließ seinen Blick nach rechts gleiten. Der dunkle König schien zornig, trotzdem klang er bedacht wie eh und je, beinahe entspannt, als er antwortete:„Du hingegen hast dich kaum verändert.“ Der Angesprochene verbeugte sich tief mit ausgestreckten Armen. Dann sah der Koch nach hinten. Der Grünhaarige schien ihn und Rayleigh gar nicht wahrzunehmen. Alles was er ansah, war der Mann in weiß und obwohl Sanji nicht im Mindesten irgendetwas Gefährliches an dem Raritätenjäger erkennen konnte, so reichte ihm doch alleine Zorros Verhalten, um dem Fremden zu misstrauen. „Nun ja, man tut was man kann.“ Muchinushi lächelte immer noch galant. „Mich beeindruckt euer feuriges Gemüt sehr, aber die Frage ist doch, ob dieses Scharmützel wirklich nötig ist.“ Er klemmte seinen Gehstock unter den linken Oberarm und führte die Hände zusammen, wie ein charmanter Verkäufer. „Lasst uns doch bitte nach drinnen gehen und bei einer gemütlichen Tasse Tee alles bereden.“ „Wir hatten einen Deal, Muchinushi!“ Rayleigh trat noch einen Schritt nach vorne. Seine Haare schienen von Elektrizität aufgeladen. „Wir hatten nie einen Deal.“ Auf einmal verzehrte sich das freundliche Gesicht in eine dunkle Maske und der Weltaristokrat stierte den dunklen König erbost an. „Du und ich hatten nie einen Deal, Silvers. Du bis ein Nichts, ein unwichtiges Füllwort in der Geschichte. Ich mache keine Geschäfte mit dem Durchschnitt.“ Der Raritätenjäger schritt auf Rayleigh zu und sah herablassend zu ihm herab. Seine Körpergröße zwang den ehemaligen Piraten zu ihm aufzusehen. „Mit deinem Kapitän bin ich damals einen Vertrag eingegangen. Er war außerhalb der Norm, Güteklasse B, beinahe A würde ich sagen, aber siehst du ihn hier?“ Nun lächelte er wieder fast genauso freundlich wie vorher, doch seine Augen schienen größer als zuvor, als würde er im Wahn sprechen, während er beide Hände mit den Handflächen nach oben drehte. „Gol D. Roger ist tot und somit ist unser Vertrag hinfällig.“ „Geh mir aus dem Weg Korekuta!“ Rayleigh schien sich von seinen Worten nicht beeindrucken zu lassen, trotzdem presste er die Worte zwischen zusammengekniffenen Zähnen hindurch. „Ich werde nicht zulassen, dass du...“ „Schweig!“ Der hochgewachsene Mann unterbrach den ehemaligen Piraten wie ein König seinen Bediensteten. „Ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir zu unterhalten.“ Seine Augen sahen Rayleigh längst nicht mehr an, sondern sahen zwischen ihm und Sanji hindurch. Genau auf Zorro. Beinahe zärtlich streckte der Fremde eine Hand nach vorne. „Es tut mir leid, meine Nummer eins. Du musst schreckliche Ängste erlitten haben.“ Der Schwertkämpfer hinter Sanji bewegte sich nicht einen Millimeter, doch der Koch konnte sehen, dass der ehemalige Pirat neben ihm seinen Kiefer vor und zurück schob, ehe dieser den Kochanstarrte. Sanji hatte sich geirrt. Der dunkle König schien die Fassung bereits verloren zu haben, blanker Zorn stand auf seinem Gesicht geschrieben. „Aber es ist vorbei. Ich bin gekommen um dich nach Hause zu holen. Nach all den Jahren wirst du endlich wieder in Sicherheit sein. Endlich wieder unter Freunden.“ „Das reicht!“ Rayleigh holte zum Schlag aus, doch im nächsten Moment zog der andere wie beiläufig seinen Gehstock aus der Armbeuge und schien ihn gegen eine unsichtbare Wand direkt vor dem ehemaligen Piraten zu klopfen. Der dunkle König keuchte kurz auf, ehe er schneller als ein Kugelgeschoss durch die Luft zischte. Weit hinter dem hölzernen Zirkuszelt verschwand er im sich lichtenden Nebel. „Rayleigh?!“, entkam es Nami und Lysop gleichzeitig. Sanji rückte ein bisschen nach Rechts, nun stand er alleine zwischen diesem Mann und seinem Crewmitglied. Schwer schluckend hielt er den fremden Augen stand, er zweifelte sehr daran, es mit ihm aufnehmen zu können und auf Zorro konnte er sich ganz offensichtlich nicht verlassen. „Oh.“ Nun sah der Fremde Sanji zum ersten Mal an. „Interessant. Vinsmoke Sanji aus dem Königreich Germa, Güteklasse A, nicht wahr?“ Seine Worte schockierten und verwirrten Sanji, doch das schien er gar nicht wahrzunehmen, als er anfing seine Crewmitglieder zu inspizieren. „Nico Robin, der letzte Teufel von Ohara, ebenfalls Güteklasse A. Die diebische Katze Nami, Naturtalent der Navigation, Güteklasse E. Lysop, Sohn des Yasopp, Scharfschütze, Güteklasse F.“ Er zeigte jedes Mal seinen Spazierstock auf die Person die er aufzählte. „Und Tony Chopper, Nutzer der Mensch-Mensch-Frucht, Listenplatz 4.052.“ Der Fremde atmete einmal aufgeregt ein und rieb sich die Hände. „Ich weiß natürlich, wer dort hinten kämpft; Monkey D. Ruffy, Nutzer der Gum-Gum-Frucht, Güteklasse B. Und die beiden dort auf dem Schiff sind Cutty Fram, Cyborg, Güteklasse C und natürlich das Skelett Brook, Listenplatz 1.128. Es scheint als hättest du interessante Objekte in deinem Umkreis gesammelt.“ „Objekte?“, entfuhr es Nami, die forsch die Hände in die Hüfte stemmte. „Wir sind doch keine Dinge! Wir sind Menschen. Lebende, atmende Wesen.“ Der Mann in weiß schmunzelte mit einem leisen Lachen und wandte sich Nami zu. „Für Sie, meine Liebe, als Güteklasse E mag das zutreffen; eine einfache Frau mit der ein oder anderen Fähigkeit. Sie sind nichts weiter als ein Mensch aber nicht jeder von uns ist so unbedeutend.“ Wieder einmal beeindruckte die Navigatorin den Koch, als sie einen weiteren Schritt auf den anderen Mann zu trat, anscheinend nicht im mindesten verunsichert. „Wir alle haben Rechte! Wir alle haben einen eigenen Willen! Sie können nicht so einfach jemanden als Ihr Eigentum deklarieren, nur weil das Ihnen so passt.“ „Und da meine Liebe, liegen Sie falsch.“ Der Weltaristokrat lächelte sie immer noch freundlich an. „Ich bezweifle, dass Sie es begreifen können, trotzdem werde ich mir die Zeit nehmen es kurz zu erklären. Die meisten Menschen sind nahezu gleichwertig, uninteressant, Durchschnitt.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber manche Lebewesen sind von Geburt an deutlich wertvoller oder steigern ihren Wert im Laufe ihres Lebens. Diese Eigenschaften können im Zweifel Priorität für die Allgemeinheit haben und ab diesem Zeitpunkt ist es ihre Pflicht der Welt zu dienen. Durch dumme Fehlentscheidungen könnten diese Objekte sich selbst mindern oder gar vernichten. Deswegen ist es unsere Pflicht, als Hüter unserer Erde auf diese Dinge Acht zu geben.“ „Tze.“ Nami schüttelte den Kopf. „Schwachsinn! Ich kenne Monster wie euch, die glauben, dass sie jemanden besitzen können, nur weil sie die Person als nützlich empfinden. Aber Zorro bekommt ihr nicht!“ Das Lächeln des Fremden wuchs. „Meine Liebe, Sie scheinen da etwas misszuverstehen.“ Er schritt an Nami vorbei und bliebt direkt vor Sanji stehen, seine weiß eingekleidete Brust genau vor Sanjis Augen. „Hast du es ihnen nicht gesagt, meine Nummer eins? Wie rücksichtslos von dir. Nun verstehe ich auch den ganzen Aufruhr. Wenn ich einen Menschen niederer Güteklasse grundlos entführen lassen würde, wäre das natürlich diskutabel. Die Sache ist allerdings die.“ Mit einem Mal packte der Fremde Sanji an der Schulter und fegte ihn kurzerhand zur Seite. Der Koch verlor seinen Halt, knallte direkt gegen Lysop und riss ihn mit sich zu Boden. „Du gehörst mir!“ Sanji rappelte sich auf. Eine Vielzahl von Händen half ihm hoch während seine Crewmitglieder in Kampfstellung gingen und Korekuta wüst anbrüllten. Zorro hatte sich keinen Millimeter bewegt, der Raritätenjäger stand kaum einen Schritt vor ihm und sah fast schon liebevoll zu ihm herab, während der Schwertkämpfer nur leer geradeaus starrte. „Wag es nicht ihn anzufassen!“, brüllte Chopper hinter Sanji und verwandelte sich in seine Riesengestalt. „Du solltest mir nicht drohen, Nummer 4.052.“ Doch der Fremde sah noch nicht einmal auf. Der Koch wusste, dass er eingreifen musste, dass er irgendetwas tun musste, aber es fühlte sich so an, als würde er ein intimes Treffen stören. Er konnte sich nicht bewegen. Irgendetwas war hier falsch. Das Verhalten des Fremden wollte einfach nicht zu Rayleighs Zorn und noch weniger zu Zorros unbeschreiblicher Angst passen. „Nach all der Zeit endlich wieder vereint.“ Korekuta klang sanft. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben.“ Er hob eine Hand und hielt sie nur Zentimeter vom Gesicht des Schwertkämpfers entfernt. „Hast du mich nicht gehört? Lass ihn in… Uff!“ Chopper hatte sich an Sanji vorbei gedrückt und den Fremden angreifen wollen, doch genauso wie Rayleigh wehrte Korekuta ihn mit seinem Stab ab, ohne ihn auch nur zu berühren, ohne ihn auch nur anzusehen. Sanji hörte Robin nach Chopper rufen, doch seine Augen waren gebannt von dem Fremden. „Sieh mich an.“ Zorro rührte sich nicht. „Du brauchst keine Angst zu haben, meine Nummer eins.“ Korekuta beugte sich leicht hinab. „Sieh mich an.“ Ganz langsam hob der Grünhaarige den Kopf, das Lächeln des Fremden wuchs. „Gut so. Na schau dich einer an. Diese Barbaren haben dich schlecht behandelt. Diese Narbe, oh nein, wie können sie es wagen dich so zu beschädigen.“ Missbilligend seufzend schüttelte der Raritätenjäger den Kopf. „Aber keine Sorge, meine Nummer eins, es gibt nichts, was wir nicht wieder hin...“ „Gum-Gum-Jet-Pistol!“ Der Boden zwischen Korekuta und Zorro brach in zwei und beide Männer stolperten voneinander weg, Zorro hielt sich gerade noch so auf den Beinen, während der Fremde auf seinem Hosenboden landete. „Ruffy!“, riefen einige der Crewmitglieder einstimmig als der Kapitän der Strohhutbande zwischen Zorro und dem Fremden zum stehen kam. Dampf stieg von ihm auf und er hatte ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt. „Ach, das hat mal wieder Spaß gemacht“, lachte er laut auf. „Hey Alter, vielen Dank, dass ich mit deinen Kumpels kämpfen konnte. War echt lustig.“ Korekuta erhob sich, sein Lächeln war nur noch ein Hauch während er sich den Staub vom weißen Anzug klopfte. „Ein äußerst lebhafter junger Mann, muss ich schon sagen.“ Ruffy jedoch ignorierte ihn komplett. Er strahlte Zorro an. „Schön, dass du wieder da bist.“ Der Schwertkämpfer richtete sich auf und sah seinen Kapitän an, doch er sagte nichts. „Ich würde dieses Gespräch nun gerne abschließen.“ Der Raritätenjäger schien noch nicht einmal wütend, doch diesmal wusste Sanji, was zu sagen war. „Es gibt kein Gespräch“, entschied er kühl, „und es gibt nichts anbzuschließen. Ihr habt ein Crewmitglied von uns entführt und wir haben ihn zurückgeholt. Legt euch nicht mit uns an.“ Noch während er sprach wandte sich auch Ruffy dem Fremden zu und knackte seine Fäuste. Mit Ruffy zusammen war er sich sicher, dass sie diesen Typen besiegen konnten. Der Raritätenjäger nickte versöhnlich. „Ich verstehe, dass unser Einschreiten für Unannehmlichkeiten sorgen kann und ich entschuldige mich vielmals dafür, dass meine Tochter Joudama dafür keine angemessene Entschädigung bereitgestellt hat.“ Aus der Innentasche seines Sakkos zog er ein weißes Scheckheft. „Ich bin sicher wir finden eine finanzielle Lösung.“ Er nahm einen silbernen Stift zur Hand. „Also für gewöhnlich wird Marktwert und Listenplatz für die Preisermittlung genutzt. Selbstverständlich werde ich auch die Kopfgelder berücksichtigen.“ Ausgedehnte Linien zog der Fremde über seinen Block. „Sodas wir zu einer Summe von...“ „Wir wollen Ihr stinkendes Geld nicht!“ Nami hatte ihre Waffe gezogen und deutete auf den Raritätenjäger. „Man kann ein Leben nicht in Geld aufrechnen.“ Immer noch lächelnd steckte Korekuta sein Scheckheft weg. „Wenn dem so ist, kann ich nur das Angebot meiner Tochter wiederholen. Ich bin bereit auf die Listennummern 4.052 und 1.128 zu verzichten und die übrigen Crewmitglieder auf die Güteklasse E zurückzustufen.“ „Unser Gegenangebot!“ Ruffy grinste immer noch als wäre es ein Spiel. „Wir gehen jetzt. Wir alle!“ Korekuta lachte leicht: „Das kann ich nicht zulassen.“ „Tja, Pech gehabt.“ Lysop klang nicht annähernd überzeugend, aber er verschränkte die Arme und grinste ebenfalls. „Aber unser Käpt‘n hat Recht. Wir machen keine Geschäfte mit Menschenhändlern. Zorro bleibt bei uns.“ Der Fremde stieß seinen Gehstock fest zu Boden, eine Schockwelle ließ die Insel erbeben. „Das kann ich nicht zulassen!“ Das Lächeln war verschwunden. Die Erde zitterte immer noch. „Ihr bekommt meine Nummer eins nicht!“ „Er ist keine Nummer!“ Für eine Sekunde schien die Welt langsamer zu werden. Aus dem Nichts tauchte Rayleigh direkt neben dem Weltaristokraten aus. Noch halb in der Luft er drehte sich einmal um die eigene Achse und im nächsten Moment kickte er den Fremden mit voller Wucht in den Rücken. Die Welt nahm wieder Fahrt auf und Korekuta flog durch die Luft. „Okay“, rief der dunkle König ihnen zu. „Wir sollten jetzt wirklich verschwinden.“ Laute Zustimmung kam von den Strohhutpiraten und sie rannten los. Ruffy packte Zorro und schleifte ihn mehr hinter sich her, als das dieser wirklich von alleine lief. „Werden die uns verfolgen?“, rief Lysop panisch. „Hast du den nicht gesehen?“, entgegnete Sanji. „Ich glaube diesen Wahnsinnigen sind wir nicht so schnell los.“ „Wir müssen erst einmal hier weg.“ Nami rannte vorneweg. Hinter ihr lief Robin. Sie war die ganze Zeit verdächtig ruhig gewesen, doch Sanji entschied, dass es im Moment wichtigeres gab. Sie schien gesund und unverletzt zu sein und nur das zählte. Für einen Moment fragte er sich, ob die anderen mitbekommen hatten, was dieser Raritätenjäger über ihn gesagt hatte, aber dann entschied er, dass auch das bis später warten konnte. Sie hatten die Thousany Sunny beinahe erreicht. Der Nebel war lichter geworden und so konnten Sanji die beiden Umrisse an der Reling bereits erkennen. „Wo bleibt ihr denn?“, rief Franky von oben zu ihnen herab. „Wir waren schon kurz davor euch zu folgen. Hier auf der Ersatzbank ist es super langweilig.“ „Oh, wie ich sehe wart ihr erfolgreich.“ Brook ließ die Hängeleiter zu ihnen herab. „Willkommen zurück, Zorro.“ Eilig erklommen die Crewmitglieder nacheinander die Leiter. Sanji stellte sicher, dass zuerst die Damen hinaufstiegen und ließ auch Lysop den Vortritt. „Jetzt reiß dich zusammen!“ Überrascht drehte er sich um. Zorro stand immer noch da wie neben sich und Rayleigh schüttelte ihn recht grob. „Wir können uns das hier gerade nicht leisten.“ Lysop, der nur wenige Meter über Sanji hing, sah zu ihm mit großen Augen herab . „Hörst du mir überhaupt zu?“ Der Koch erwiderte den Blick des Kanoniers und zuckte nur mit den Achseln. Er wusste auch nicht, was mit dem Marimo nicht stimmte. „Kommt ihr jetzt mal langsam?“, ertönte es von oben. Sanji wollte sich wieder der Strickleiter zuwenden, als er ein leises Klatschen hörte. Er schnellte herum. Rayleigh hatte dem Schwertkämpfer eine runter gehauen. „Rayleigh!“ Ruffy stand neben ihm, offensichtlich nicht sicher ob er überrascht oder wütend sein sollte. Zorro taumelte ein zwei Schritte zurück und hielt sich den Kiefer. Rayleigh stand mit ernster Miene vor ihm. „Besser?“ Der Angesprochene schüttelte ein bisschen den Kopf, spannte und entspannte seinen Kiefer, ehe er schließlich nickte. „War das wirklich nötig gewesen?“ Zorro klang rau wie eh und je. „Offensichtlich ja“, entgegnete Rayleigh, „du warst wie weggetreten.“ Der Schwertkämpfer schnaubte nur auf und sah sich um. „Sind alle da?“, fragte er dann, wieder ganz der Alte. Eine Sekunde lang sah er Sanji an und dann glitt sein Blick nach oben zum Schiff und wieder zurück zu Ruffy. „Chopper“, flüsterte er leise zu sich selbst ehe er rief: „Ist Chopper bei euch da oben?“ Verwirrt sah Sanji sich um. Chopper war von Korekuta weggefegt worden. In Ruffys Richtung. Er hatte irgendwie erwartet, dass er zeitgleich mit ihrem Kapitän wieder zu ihnen gestoßen war. „Er ist nicht hier“, entgegnete Robin von oben besorgt und war schon wieder drauf und dran die Leiter hinunterzuklettern. „Zorro warte!“ Rayleigh packte den anderen am Unterarm, während dieser schon wieder Richtung Gebäude unterwegs war. „Was hast du vor?“ „Wonach sieht‘s denn aus? Ich hole Chopper zurück“, knurrte der andere. „Du?“, fragte der dunkle König höhnisch. „Du bist der Grund warum wir überhaupt in diesem Schlamassel sind und sobald Korekuta auftaucht, bist du keine Hilfe. Glaubst du ich lass dich zurücklaufen?“ „Und glaubst du, du könntest mir Befehle erteilen?“ Der Schwertkämpfer wirbelte herum und trat auf den anderen zu, so nahe, dass sie beinahe Stirn an Stirn standen. „Zorro!“ Ruffy legte wie selbstverständlich eine Hand auf die angespannte Schulter des anderen. „Geh an Bord.“ Dann grinste er. „Ich hol Chopper schon und dann fahren wir alle zusammen weiter.“ Für eine Sekunde sah Zorro den Schwarzhaarigen nur an, dann nickte er und drehte sich zur Sunny, ohne Rayleigh auch nur eines Blickes zu würdigen. „Brauchst du Hilfe, Ruffy?“, fragte Sanji ernst und machte Platz an der Leiter, damit sein Lieblingsfeind hochklettern konnte, was dieser auch ohne zögern tat. „Nein, kein Problem.“ „Wir sollten uns beeilen“, murrte der ehemalige Pirat fast schon so schroff wie der Schwertkämpfer. „Ich weiß nicht wann Muchinushi wieder auftaucht.“ „Verstanden.“ Ruffy hob beide Daumen in die Höhe und lief los. Sekunden später waren alle übrigen zurück auf der Wiese an Deck der Thousand Sunny und Franky klopfte dem Schwertkämpfer kräftig auf die Schulter. „Gut, dass du wieder da bist.“ „Hoffentlich beeilt Ruffy sich.“ Nami verschränkte unsicher die Arme. „Dieser Typ war unheimlich.“ „Rayleigh.“ Zorro wandte sich wieder dem dunklen König zu. „Nimm mir den Ring ab.“ Erst jetzt bemerkte Sanji ihn wieder. Er hatte beinahe vergessen, dass ihr Schwertkämpfer noch nicht ganz befreit war. Kopfschüttelnd trat der Grauhaarige nach vorne. „Wir brauchen den...“ „Muchinushi hat den Schlüssel!“ Selten hatte Sanji den Schwertkämpfer so leicht aufbrausen erlebt. „Und das wird sich nicht ändern, egal wie lange wir darüber diskutieren. Also mach ihn ab!“ Die Spannung war greifbar. „Hey Leute, können wir nicht einfach Werkzeuge benutzen?“, Lysops Einwand war fast so schwach wie seine Stimme. „Nein“, murmelte Rayleigh unglücklich, „unter der äußeren Schicht liegt ein Sprengsatz. Aber wenn ich den Ring abnehme...“ „Wir sind das Thema schon einmal durchgegangen. So kann ich nicht richtig kämpfen.“ Beide Männer sahen einander ernst an, als würden sie eine wortlose Diskussion führen; mehrere Sekunden verstrichen eh Zorro etwas gefasster schien und irgendwann nickte der dunkle König. „Nun gut, setzt dich hin.“ Der Grünhaarige nickte ebenfalls und folgte der Aufforderung. „Sollten wir nicht warten bis Chopper zurück ist?“, fragte Nami besorgt. „Für den Fall, dass was schief läuft.“ „Es kann sein, dass wir nicht so viel Zeit haben“, antwortete Rayleigh und legte beide Hände an Zorros Halsring. „Wenn Korekuta den Schlüssel hat, kann er auch die Sprengladung hochjagen sobald er nahe genug ist.“ „Würde er dann nicht Zorro verletzten?“ Lysop lugte über die Schulter des ehemaligen Piraten um den Halsring zu betrachten. „Er schien nicht so, als wollte er Zorro weh tun.“ „Die Explosion ist nicht nach innen gerichtet.“ Es war Zorro, der kühl antwortete, nun wirkte er fast wieder so, wie der Koch ihn kannte. Ruhig, ein bisschen zu gelangweilt für die Situation und unlesbar. „Bereit?“ Der Ring stieß gegen die hölzerne Wand, drehte sich noch ein paar mal um die eigene Achse und fiel dann schließlich zu Boden. Es ging schneller als Sanji es hatte sehen können. Fast schon ärgerte er sich, dass er nach zwei Jahren Training Rayleighs Bewegungen immer noch kaum erkennen konnte. Für eine Sekunde betrachteten sie alle die metallene Fessel. „Sollte er nicht explodieren?“, fragte Franky nach. Robin ging hinüber und hob den Ring auf. Nun konnte man deutlich sehen, dass an der Innenseite des Rings tiefe, scharfe Spitzen wie Dornen eingelassen worden waren. Sie alle schimmerten blutrot. „Er ist noch intakt“, stellte sie gedankenverloren fest. „Wie schlimm ist es, Zorro?“ Nami klang äußerst besorgt. Sanji sah zurück zum Schwertkämpfer, der sich eine Hand an den Nacken hielt, während kleine Rinnsale Blut seinen Hals hinuntertropften. „Sind nur ein paar Kratzer. Ich hab doch gesagt, dass es gut gehen würde.“ Der dunkle König ließ sich neben Zorro fallen und lachte leise auf. „Puh, da hab ich mich selbst überrascht. Ich dachte ich würde dich köpfen. Zum Glück ist alles gut gegangen.“ Nun schlich sich zum ersten Mal ein kleines Grinsen auf die dünnen Lippen des Schwertkämpfers. „Danke, Mann.“ „Sagt mal.“ Nami stellte sich vor die beiden. „Ich denke es ist Zeit, dass ihr uns die Wahrheit sagt.“ Es wurde mucksmäuschenstill. „Was geht hier vor sich und warum zur Hölle ist dieser Korekuta hinter dir her, Zorro?“ Die beiden Männer am Boden sahen sich ernst an, ehe Zorro den Kopf schüttelte. „Ich denke nicht, dass...“ „Es ist mir egal was du denkst!“ Die Navigatorin machte einen weiteren Schritt nach vorne. „Nach zwei langen Jahren sind wir endlich wieder zusammen und dann verschwindest du einfach ohne ein Wort. Hinterlässt Sanji eine kryptische Botschaft, dass nur Rayleigh dich retten darf und dann das gerade.“ Sie holte tief Luft. „Chopper ist noch irgendwo da draußen, mit Ruffy. Wir hätten all das hier vermeiden können, wenn wir gewusst hätten, dass jemand hinter dir her ist.“ Zorro setzte zum sprechen an, doch Nami war noch nicht fertig. „Wir haben uns Sorgen gemacht! Verdammt noch mal! Ich dachte wir hätten das Thema schon oft genug durchgekaut. Wenn die Vergangenheit einen von uns einholt, betrifft das die ganze Crew. Warum also? Warum musst ausgerechnet du das alleine ausmachen?“ Niemand sagte etwas und niemand traute sich die Navigatorin anzusehen. „Wolltest du uns beschützen? Weil Chopper ist eben ziemlich hart getroffen worden, nur so zur Info. Seit wann entscheidest du solche...“ „Nami.“ Lysop unterbrach sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das ist jetzt nicht der richtige...“ „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt!“ Sie schlug Lysops Hand weg und packte selbst ihre linke Schulter. Sie hatte Tränen in den Augen und grub die Finger tief in ihr Fleisch. „Wir sind eine Crew, Zorro, aber du hast uns nicht vertraut. Du bist zu Rayleigh gegangen, warum? Und dieser… dieser Mann...“ „Genug.“ Zorro war aufgestanden, ein kühler Ausdruck auf seinem Gesicht. Immer noch tropfte Blut seinen Hals hinab, sickerte in seinen Mantel. Sanji bemerkte, wie Robin sich neben ihn stellte, die Arme fest verschränkt, einen unlesbaren Ausdruck in den Augen. „Du solltest ihnen die Wahrheit sagen“, riet Rayleigh ruhig, während er immer noch auf dem Boden saß. Zorro starte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Nein“, flüsterte er, „das kann ich nicht tun.“ „Warum nicht?“ Brook klang überraschend sanft. „Glaubst du, dass es je wieder so werden könnte wie vorher? Selbst wenn keiner von uns nachfragen würde, du weißt ganz genau, dass du uns die Wahrheit über kurz oder lang sagen musst. Sonst können wir weder dich noch uns selbst vor Leuten wie Korekuta beschützen. Und selbst wenn wir dir vertrauen, bist du noch in der Lage darauf zu vertrauen, dass wir nicht an dir zweifeln?“ Zum ersten Mal seit sie an Bord waren, nahm Zorro Augenkontakt mit einem Crewmitglied auf. Er atmete tief ein und nickte schließlich. „Meinetwegen, ich werde euch alles erzählen, was ihr wissen wollt. Aber erst wenn alle wieder da sind. Erst wenn Ruffy und Chopper zurück sind.“ Die Navigatorin nickte: „Damit kann ich leben.“ Sie drehte sich zum Rest der Crew um. „Okay, ich will, dass wir die Sunny Abflug bereit machen. Es kann sein, dass wir sofort abhauen müssen, sobald die zwei hier auftauchen.“ Nach und nach beauftragte sie einzelne Crewmitglieder mit Arbeiten. Ehe sie sich Zorro zuwandte. „Du bleibst hier, wo ich dich im Blick behalten kann.“ Der Grünhaarige zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du, ich würde abhauen?“ Sie grinste leicht, entgegnete jedoch nichts. Dann sah sie bedeutungsvoll zu Sanji hinüber und nickte leicht zum Schwertkämpfer, der sich wieder ins Gras sinken ließ. Der Koch verstand, rollte leicht mit den Augen, nickte aber. Sich eine Zigarette anzündend lehnte er sich gegen die Reling, während Nami den anderen hinterher eilte. „Bist du etwa mein Babysitter?“, murrte Zorro höhnisch. Sanji genoss seine Zigarette. „Selbst Schuld. Wenn du nicht einfach verschwunden wärest, würde Nami-Mäuschen sich nicht so große Sorgen um dich machen.“ Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Robin sie von der Steuertrasse beobachtete; sie hatte den Halsring immer noch bei sich. Der Schwertkämpfer schnaubte, entgegnete jedoch nichts. Für ein paar Sekunden blieben die drei Männer ruhig, dann ließ Zorro sich auf den Rücken fallen und verschränkte die Arme hinterm Hinterkopf. „Du hattest Recht“, murmelte er zu Rayleigh, „die Vergangenheit holt uns alle irgendwann ein.“ Der ehemalige Pirat schmunzelte leicht, trotz der Anspannung. „Du weißt doch, ich habe immer Recht. Aber ich hätte dir gegönnt, wenn es noch ein paar Monate gedauert hätte.“ „Warum?“, fragte Sanji nach, sich bewusst, dass er gerade in ein privates Gespräch eingriff. Zorro sah ihn an, sein unversehrtes Auge nur halb geöffnet. Er wirkte wieder wie sonst auch, aber trotzdem schien da noch eine gewisse Spannung in ihm zu lungern. „Aus Egoismus“, murrte er knapp ehe er sein Auge schloss. „Denn sobald ihr alles wisst, werde ich die Crew verlassen.“ „Was?!“ Sanji ließ die Kippe fallen und trat auf den Schwerkämpfer zu. „Wovon redest du bitte?!“ „Sanji.“ Rayleigh hob beschwichtigend beide Arme. „Bitte beruhige dich. Er ist ein Sturkopf, es macht keinen Sinn jetzt mit ihm über ungelegte Eier zu streiten.“ „Schlechter Wortwitz“, murrte Zorro, bevor der wutentbrannte Sanji ihn am Kragen packte und ihn hochzog, geronnenes Blut verklebte seine Hände. Minder beeindruckt sah der Schwertkämpfer den Koch an. „Lass mich los“, befahl er ruhig. „Ich denke nicht!“, knurrte Sanji. „Nicht bevor du mir eine Erklärung abgibst.“ „Ich sagte doch schon, erst wenn die an...“ „Das meinte ich nicht!“ Sanji ließ ihn los, im letzten Moment konnte Zorro sich abfangen. „Warum er?“ Er nickte zum dunklen König hinüber. „Warum vertraust du ihm mehr als uns, deiner Crew.“ Für einen Moment weitete sich dieses eine Auge und der Schwertkämpfer sah ihn überrascht an, ehe er wegsah. „Das stimmt so nicht“, murmelte er nach einem schnellen Blickaustausch mit dem ehemaligen Piraten. „Es ist nur so, dass ich Rayleigh schon ziemlich lange kenne. Er weiß Dinge aus meiner Vergangenheit, die ich lieber vergessen würde.“ Diese ehrliche Antwort überraschte Sanji dann doch und er schämte sich schon beinahe dafür, wie er den anderen gerade angegangen war. „Woher kennt ihr euch denn?“, fragte er ruhiger und setzte sich ebenfalls ins Gras. Zumindest das konnte der andere ihm ja wohl sagen, oder? „Er hat mich angelogen und ausgenutzt“, erklärte Zorro mit einem leisen Grinsen. „Was?“ Rayleigh drehte sich zu ihm um. „Nein, ich hab nur etwas ausgelassen, weil du uns sonst umgebracht hättest. Ich hab dich gerettet!“ Der Schwertkämpfer lehnte sich wieder zurück und schloss sein Auge. „Roger hat mich gerettet, du hast mich nach Strich und Faden hinters Licht geführt.“ „Warte was?“ Verwirrt sah Sanji zwischen den Männern hin und her. „Roger ist doch vor über 24 Jahren verstorben. Wann wollt ihr euch denn bitte kennen gelernt haben.“ „Uff.“ Zorro kratzte sich am Hinterkopf. „Lass mal rechnen, das müsste so vor knapp 60 Jahren gewesen sein.“ „Was?!“ Sie mussten ihn auf den Arm nehmen. „Nicht ganz“, korrigierte Rayleigh ihn. „Es ist erst 57 Jahre her.“ „Nein!“, brüllte Sanji beinahe. „Aber dann müsstest du ja… keine Ahnung 70 Jahre alt sein oder so.“ „81.“ Rayleigh lächelte ihn höflich an. „Er ist drei Jahre älter als ich.“ Mehrmals schnappte Sanji nach Luft und wollte was sagen, doch ihm viel nichts ein. Das konnte nur ein Witz sein. „Dafür hast du dich aber gut gehalten“, entkam es ihm schließlich. Zorro grinste leicht und wollte etwas erwidern, doch plötzlich wurde das Schiff ordentlich durchgeschüttelt. Im nächsten Moment prallte niemand anderes als ihr Kapitän mit voller Wucht gegen den Mast. „Ruffy!“, riefen sie einstimmig. Dieser klatschte hart zu Boden. „Was ist passiert?“ Von weit her, erklang eine laute Stimme: „Vertrag der Natur!“ Aus heiterem Himmel begann die Erde zu beben. „Wir müssen hier weg!“, brüllte Nami geistesgegenwärtig von der Steuertrasse. „Was ist mit Chopper?“, entgegnete Lysop, der zur Ruffy geeilt war. Bevor irgendwer antworten konnte, vergaßen sie alle zu atmen. Die Insel vor ihnen erhob sich aus dem Wasser, immer höher, ließ unter sich einen riesigen Krater zurück. Doch das Wasser floss nicht hinein, als würde es von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten. Die Insel glitt weiter empor, und dort oben, am Rande der Insel, stand Korekuta Muchinushi und hielt Chopper über den Abgrund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)