Danke, dass du lebst von Psychoqueen ================================================================================ Kapitel 5: Eine kleine Zwischenmahlzeit gefällig ------------------------------------------------ Levi hielt einen Moment die Luft an. Der Schwung reichte nicht, um es bis auf den Rücken zu schaffen und der Arm des Titanen regenerierte sich bereits wieder. Doch leider war er sowieso auf der Seite des gesunden Armes. Er landete auf dem Boden. Der Anker löste sich aus dem Titanenkörper und das Vieh beugte sich zu ihm hinunter. Es streckte seine riesige Hand nach ihm aus, doch Levi entrann ihr knapp. Verzweifelt überlegte er, was er nun tun sollte. Der Schwarzhaarige entschied sich auf die Pranke des Titanen zu springen. Mit Hilfe seiner Klingen kletterte er den Arm hinauf. Er musste unbedingt an den Nacken kommen. Kampflos wollte er nicht einfach aufgeben. Als das Monster mit seinem Maul nach ihm schnappen wollte, sprang er ihm reflexartig entgegen und versenkte mit voller Wucht beide Klingen in dessen Augen. Da sich das Ungetüm nun schreiend die Augen reiben wollte, löste er die Klinge, auf der Seite des gesunden Titanenarmes, aus der Halterung. Nun baumelte er mit einem Schwert vor dem Titanenkopf, während dieser mit seiner Hand im Gesicht herumwischte. Levi biss die Zähne zusammen. Er musste jetzt irgendwie über den Kopf zur Rückseite gelangen. Ohne Gas und mit nur einem Schwert. „Levi!“ Aus dem Augenwinkel heraus erblickte er Hanji, die ihn kreidebleich ansah. Sie kletterte über die Fensterbank und schoss ihre Haken in das riesige Monster. Deutlich langsamer als normal, flog sie auf es zu. Auf allen Vieren landete sie auf den Schultern des Wesens. Der Kleinere zog währenddessen seine Beine enger an den Körper heran und stieß sich von dem Titanen ab. Seine Klinge gab er auf. Unten angekommen beobachtete er, wie Hanji ihre Haken beide seitlich des Schwachpunktes festmachte und schließlich das Fleisch hinaus fetzte. Mit einem lauten Knall landete das Monster auf dem Boden. Die Braunhaarige hatte die Anker in dieser kurzen Zeitspanne hinausgezogen und sich einfach zur Seite fallen lassen. Ihr wurde schwarz vor Augen, doch anders, als erwartet, brach sie sich nicht das Genick. Sie blinzelte den Schwarzhaarigen mehrmals an, ohne wirklich zu realisieren, dass dieser sie wie so oft in den letzten Stunden, aufgefangen hatte. Auf ihn war Verlass. Als Hanji das nächste Mal die Augen öffnete, war es bereits tiefste Nacht. Wie beim letzten Mal, war alles verschwommen. Die Braunhaarige drehte ihren Kopf. Hoffte, ihre Brille zu entdecken. Sie streckte ihre Hand zu dem kleinen Schrank aus, der neben dem Bett stand und setzte ihre treuen und teuren Gläser wieder auf. Als ihre Sicht wieder klar war, musterte sie Levi, der neben ihr auf einem Stuhl ruhte. Sein Kopf zeigte Richtung Brust und er schnarchte leise. Die Abteilungsführerin war sich sicher, dass er erst bei Einbruch der Dunkelheit eingeschlafen sein konnte. Sonst würde auf dem Schrank neben ihr keine Kerze brennen. Der Kamin war auch angefeuert. Bei diesem Haus hatten sie wieder richtig Glück gehabt. Sie hob den Lappen auf, der von ihrer Stirn gefallen war. „Huch?“ Wieso hatte sie überhaupt einen nassen Lappen gebraucht? Erst jetzt bemerkte sie, dass sie gar keine Hose mehr trug. Um ihre Waden hatte jemand feuchte Laken gewickelt. Dass ihr Kamerad sich so gut um sie kümmerte, rührte sie sehr. Er wirkte immer so kalt und unnahbar, doch er hatte ein gutes Herz. Sanft streichelte sie seine Wange. Es war ihr gerade ein inniges Bedürfnis dies zu tun. „Was soll das werden?“ Verschlafen blinzelte er. Eigentlich wollte er nur kurz die Augen ausruhen, doch er musste wohl eingedöst sein. Irritiert musterte er Hanji, welche noch immer sein Gesicht tätschelte. „Geht es dir wieder besser?“ Er griff nach ihrer Hand, führte sie nach unten und drückte seine Stirn gegen ihre, verharrte einen Moment in dieser Position. Zu seiner Zufriedenheit stellte er fest, dass ihre Temperatur gesunken war. Levi war Hanji nun gerade zugewandt und hielt unbewusst mit beiden Händen ihre linke Hand umklammert, während er sie eingehend musterte. „Du siehst auch nicht mehr wie eine Leiche aus.“ Die Braunhaarige schmunzelte. Das war wohl das charmanteste Kompliment, welches sie momentan von ihm erwarten konnte. „Warum so stumm Brillenschlange?“ Levi schob eine ihrer Haarsträhnen zur Seite. „Ich dachte vorhin echt du verreckst. Kein Wunder, das Moblit immer so viel trinkt, bei deinen halsbrecherischen Aktionen.“ Sie befreite ihre Hände aus seinem Griff und entfernte langsam die Wadenwickel. Einfach nur, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Und was hattest du vorhin vor? Wolltest du dem Titanen einen Zungenkuss geben?“ Belustigt schnaufte der Kleinere. „Nein, ich will dir doch nicht deine Freunde ausspannen.“ Er klopfte auf seinen Gastank und Hanji verstand. „Meine Klingen sind auch alle.“ „Ich habe noch drei. Eine brach vorhin ab.“, überlegte sie laut. „Mein Gas sollte für morgen noch reichen.“ Frustriert rieb der Schwarzhaarige seine Augen. Ihre Lage war mehr als schlecht und das stank ihm gewaltig. „Warum dauert das bloß solange, bis die anderen kommen? Ist Erwin etwa wieder auf dem Scheißhaus eingeschlafen?“ Die Braunhaarige lachte. „Wenn du nicht da bist, kann er wenigstens in Ruhe kacken.“ „Ach hör doch auf.“ Er schnappte sich ihre Hose von der Stuhllehne und fädelte behutsam ihre Füße durch die Hosenbeine. Hanji hob ihre Beine ein Stück weit nach oben, damit Levi ihr die Hose hochziehen konnte, ohne dass sie aufstehen musste. Schnell stopfte sie ihr Hemd unter den Hosenbund und schloss den Reißverschluss. Levi zurrte derweil die Lederriemen ihrer Uniform fest, bevor er wieder die Schiene an ihrem linken Bein befestigte. „Fertig.“ Ein wenig stolz auf seine Leistung, strich er von der Schiene ausgehend über ihren Oberschenkel, streifte dabei dessen Innenseite. Der Schwarzhaarige zupfte einen der Riemen zurecht, streichelte sie danach wieder gedankenverloren. Durch das Training waren ihre Beine sehr straff zudem hatte sie eine schlanke Taille. Was ihr an Oberweite fehlte, machten Becken und Po wieder wett, wie er fand. Ein leises Seufzen entwich Levis Kehle, als sein Blick über ihren Körper wanderte, sich jede Stelle genau einprägte. Frauen mit langen Beinen waren schon etwas Besonderes. Er selbst musste sich mit Kurzen zufrieden geben. „Der Titan gestern hat mich genauso hungrig angesehen.“ In ihrer Stimme schwang teils Belustigung, teils Ärger mit. Hanji war nicht entgangen, dass Levis Hand bei ihren Worten ertappt gezuckt hatte. Aber seltsamerweise zog er sie nicht weg. „Wahrscheinlich hatte er auch lange nichts mehr zu beißen gehabt.“, entgegnete der Hauptgefreite mit einem Schlafzimmerblick, den sie nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Herausfordernd beugte sie sich weiter zu ihm vor. „Ich hatte leider auch schon lange keinen Mitternachtssnack gehabt.“ Levis Augen blitzten. „Ich persönlich bevorzuge eher vollwertige Mahlzeiten. Da habe ich länger etwas davon.“ Er kam ihr mit seinem Oberkörper entgegen. „Hehehe…“ Ihre Nasenspitzen waren sich so nah, sie berührten sich fast. Hanji konnte jedes Wort auf ihrer Haut fühlen. Es war bereits das zweite Mal, dass sich wegen dem Kleineren ein wohliger Schauer auf ihrem Körper ausbreitete. „Aber jetzt zu speisen, könnte uns das Leben kosten.“ Levi brummte leise. Eine Hand wanderte zur Wange seiner Kameradin. Sie machte ihn schier wahnsinnig. Er spürte eine extreme Hitze in seinem Körper aufwallen. „Die meisten Sterbenden bereuen die Dinge, die sie zu Lebzeiten nicht getan haben.“ Mit ihrem Mund näherte sich die Braunhaarige seinem Ohr und flüsterte ganz sanft. „Dann lass uns überleben.“ „Dafür müssten wir jetzt aber aufbrechen.“ Hanji grinste ihn an. Sie sah jedes einzelne Zahnrad in seinem Hirn arbeiten. Als ihr Kamerad schließlich mit einem genervten Zischen aufstand und seine Ausrüstung anlegte, lachte sie laut los. „Du hast es gerade echt zu weit getrieben Vierauge!“ Die Angesprochene rollte sich vor Lachen auf den Bauch. Levis Gesicht glühte. Vor Wut oder vor Scham war egal, aber es war rot wie eine Tomate. „Auf so eine Scheiße fährst du also ab?!“, meckerte er, während sie ihr 3D Manöver Gear anlegte. Kichernd kommentierte sie: „Erst wenn die Scheiße richtig stinkt, ist sie gut. Haha!“ Verärgert verschränkte Levi die Arme vor der Brust. Der Titan hätte sie fressen sollen, dann wäre er jetzt wieder zu Hause. Als sich die Abteilungsführerin wieder eingekriegt hatte, reichte sie ihm ihre Gasflasche. Da sie geschwächt war und er sie sowieso tragen musste, sollte er im Notfall auch kämpfen können. Zusätzlich steckte sie ihm auch noch zwei Klingen zu. Die letzte behielt sie für alle Fälle. Da die beiden bereits viel zu viel Zeit vertrödelt hatten, beeilten sie sich das Haus zu verlassen. Sehr lange Zeit herrschte Stille zwischen ihnen. Der Hauptgefreite lief schneller als die Nacht davor und vermutlich kochte er immer noch vor Wut. Hanji seufzte leise. „Hey Levi…Levi….Ey Levi hörst du mich?!“ Keine Reaktion. „Na gut, dann schweig dich eben aus.“ Sie wusste genau, dass er sie hört, immerhin schrie sie praktisch in sein Ohr. „Meinst du die anderen finden uns bald?“ Er sagte nichts. „Diese Nacht ist Vollmond. Ob es wohl Titanen gibt, die sich bei Mondlicht bewegen können?“ Stille. „Mann Levi, du weißt doch genauso gut wie ich, dass wir jetzt keine Zeit zum Pimpern haben!“ Erbost trommelte sie mit ihren Fäusten auf Levis Brust ein. „Jetzt sag endlich was! Levi!“ „Ich steh halt nicht drauf, wenn man stinkende scheiß Spiele mit mir spielt!“ Automatisch packte er sie etwas fester an. „Ich meine was soll das denn? Entweder du willst oder nicht. Und wenn du nicht willst, dann fang nicht damit an mir Appetit zu machen!“ „Du hast mich doch wie ein frisch gebratenes Stück Fleisch angesehen!“, konterte sie. „Verdammter Idiot!“ „Du dämliche Brillenschlange!“ „Notgeiler alter Bock!“ „Oh bin ich dir noch zu jung?“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du stehst ja eher auf noch ältere Männer wie Keith Shadis!“ „Oh du…!“ Abrupt stoppten die beiden und wirbelten herum, als sie ein Rascheln neben sich vernahmen. Levis Körperhaltung versteifte sich. Angespannt beobachtete er den Ort, von dem er das Geräusch lokalisiert hatte. Hanjis krallte sich fester um seinen Hals. Sie atmete so leise wie möglich, hielt beinahe die Luft an. Könnten sie jetzt überhaupt kämpfen? Immerhin trug Levi sie auf seinem Rücken, wodurch seine Mobilität stark eingeschränkt war. Hinzu kam, dass ihr Vorrat an Gas und Klingen stark erschöpft war. Auf einmal tat es ihr Leid mit dem Hauptgefreiten gestritten zu haben. Sie würde es bereuen, sollte dies ihre letzte Unterhaltung gewesen sein. Das Rascheln in dem Busch wurde lauter und langsam setzte der Schwarzhaarige seine Kameradin ab, damit er nach seiner Waffe greifen konnte. Sie tat es ihm gleich, leise und vorsichtig. Urplötzlich krabbelte ein kleiner Fuchs aus dem Blattwerk hervor. Wie angewurzelt standen die zwei Soldaten da. Beobachteten, wie der Fuchs herumschnüffelte und im Anschluss daran davon lief. Möglich, dass er etwas Interessanteres gerochen hatte. Laut atmete Hanji aus. Sie hatte also doch ihre Luft angehalten gehabt. Der Kleinere fuhr sich verlegen durch die Haare. „So viel Aufregung wegen eines Fuchses.“ „Aber dass er sich so weit in die Stadt hinein traut, wundert mich.“ Grübelnd steckte die Abteilungsführerin ihr Schwert weg. „Die Tiere holen sich das Land zurück, das ihnen weggenommen wurde. Was das betrifft unterscheiden wir uns nicht von ihnen.“ „Worin besteht der Unterschied zwischen Mensch und Tier Levi?“ Fragend hob er eine Augenbraue. Er betrachtete Hanji, welche ihn mit großen fragenden braunen Augen ansah. „Tiere handeln rein instinktiv und triebgesteuert. Ihr Gehirn ist nicht dazu in der Lage über komplexe Sachverhalte nachzudenken. Wir Menschen können Situationen besser erfassen und unsere Entscheidungen auch auf rationaler Ebene fällen.“ „So? Ist das so, ja?“ Ihr Unterton hatte diesen ich bin also im Recht, hatte ich das nicht vorhin gesagt Klang. Als dies dem Hauptgefreiten bewusst wurde, sah er mit verengten Augen nach unten. „Manchmal benehmen wir Menschen uns wie Tiere. Denken nur ans Essen und Saufen und wollen jedem niederen Trieb in uns nachgehen. Dann sind Menschen wieder geblendet von ihren Gefühlen, seien es nun gute oder schlechte.“ Er fuhr sich erneut nervös durch die Haare. „In solchen Momenten benehmen sie sich anders, als normalerweise und sind zu keiner vernünftigen Entscheidung mehr fähig. Es bedarf dann jemanden, der sie zurück auf den Boden der Tatsachen holt. Wenn ich mich wie ein hirnloser Vollidiot benehme, dann musst du mir die Leviten lesen und wenn du neben dir stehst, dann helfe ich dir, dich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.“ Hanji verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte überlegen. „Ich akzeptiere deine Entschuldigung und mir tut es auch leid.“ Sie seufzte schwer. „Was ist nur mit uns los? Wir sind zwei Erwachsene Anfang dreißig, die sich streiten wie Kinder, die sich nicht einigen können, wer als nächstes fangen muss und sich deswegen gegenseitig Schlamm in die Haare schmieren.“ Ein zartes Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht ihres Gegenübers. Nicht nur, weil er den Vergleich passend fand, sondern auch, weil die Braunhaarige seine Entschuldigung verstanden hatte. „Hach Levi ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich noch sagen soll. Ich werde gerade von meinen Gefühlen geleitet und alles was ich sage klingt seltsam.“ Geschickt schob sie ihre Brille nach oben. In der Hoffnung, dass ihr das Sprechen leichter fällt, wenn sie den anderen nicht mehr so deutlich erkennt. „Wir sind erwachsen und Erwachsene dürfen erwachsene Dinge tun und…“ Mit hochrotem Kopf drehte sie sich weg. „Du bist nicht die schlechteste Partie dafür.“ „Fein.“ Er verringerte die Entfernung zwischen ihnen und beugte sich nach vorn. „Dann Essen wir, wenn wir wieder da sind. Gleich nach dem du gebadet hast und jetzt spring auf.“ Verwirrt nickte sie. Warum musste sie denn vorher baden? Wollte er etwa doch keine schmutzigen Sachen mit ihr anstellen? Hanji grinste in sich hinein. Der Kleinere gehörte sicher zu den Leuten die vor und nach dem Sex das Bett neu bezogen. Ach wie schön wäre es jetzt, im eigenen Bett zu schlafen? Überrannt von einer Welle der Trauer, rutschte ihr Kopf noch enger an den ihres Kameraden heran. Am liebsten würde sie ihn sofort erforschen, aber dafür mussten sie erstmal auf den Aufklärungstrupp treffen. Und ob dieser überhaupt losgezogen war, um sie zu finden, stand in den Sternen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)