Wenn der Wind sich dreht von Tsuki_no_Hime ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Widder:  Liebe & Partnerschaft Wenn Ihre Liebe erkaltet ist, sollten Sie ein offenes Wort mit Ihrem Partner reden und nicht schweigend darauf warten, dass sich eine Lösung ergibt. Eine schnelle Trennung ist allemal besser als ständiges Unbehagen. Sie sind ein großartiger Mensch und werden nicht lange allein bleiben. Sakura hoffte, auch wenn sie nicht an solchen Blödsinn glaubte, dass ihr Horoskop sich irrte. Sie wollte für längere Zeit alleine bleiben. Ein Partner brachte nur Stress mit sich und den hatte sie momentan genug. Also nein danke. Wer auch immer diesen Schund verfasst hatte – sie war offiziell raus.    Karriere & Beruf Sie sollten ein Resümee aus den letzten Monaten ziehen und sich langsam überlegen, ob es sich für Sie weiterhin auszahlt, dass Sie diese enorme Arbeitsbelastung auf sich nehmen. Ihre Gesundheit sollte Ihnen wichtiger sein. Das, hingegen, war ein interessanter Gedankengang. Ob es ihr Konan wohl übel nehmen würde, wenn sie ihre Kündigung einreichen und mit diesem Anhang versehen würde? Immerhin litt ihre Gesundheit wirklich unter "enormer Arbeitsbelastung". In ihrem nicht vorhandenen Vertrag stand jedenfalls nichts von unmenschlicher Schichtarbeit. Das war ja fast noch schlimmer als im Krankenhaus.  Letztens zum Beispiel klingelte sie Hidan doch tatsächlich drei Uhr morgens aus dem Bett. An einem Sonntag! Und warum? Weil dieser Idiot Kopfschmerzen hatte. Der Dank galt übrigens Kakuzu, der ihn – aus welchem Grund auch immer – mit dem Kopf voran gegen eine Backsteinmauer geflatscht hatte. Das nächste Mal doch bitte etwas fester, damit er hoffentlich ein paar Stunden Ruhe geben würde. Tagen wäre sie natürlich auch nicht abgeneigt...   Gesundheit & Wohlbefinden Gönnen Sie sich einmal eine Atempause und beginnen Sie den heutigen Tag ruhig und entspannt. Unternehmen Sie nur Dinge, die Ihnen gut tun. Gehen Sie einfach spazieren und lassen Sie den Stress links liegen. Ein verträumter Seufzer drang über ihre Lippen. Das klang sehr gut. Atempause. Kein Stress. Einfach nur Ruhe und Entspannung.  Von wegen. Für heute hatte sie einen vollen Terminkalender. Einkaufen. Wohnung sauber machen. Wäsche waschen. Und das war nur ihr Vormittag. Später stand dann noch ein Besuch im Fitnessstudio auf dem Plan – übrigens wusste sie immer noch nicht, wie Temari es geschafft hatte sie dazu zu überreden – und am Abend war sie bei ihren Eltern zum Essen eingeladen. Wer wusste schon, welche unvorhergesehenen Termine noch dazwischen kamen. Lebe wohl freier Tag.   Ihre heutigen Glückszahlen: 3 - 13 - 14 - 37 - 43 – 45 Vielleicht, um wenigstens einen positiven Aspekt aus diesem Blödsinn zu ziehen, sollte sie heute Lotto spielen. Nachdenklich runzelte Sakura ihre Stirn, bevor sie entschieden den Kopf schüttelte. Sie hatte einfach kein Glück in solchen Dingen. Manchmal glaubte sie sogar vom Pech verfolgt zu sein. Entweder das, oder es gab wirklich einen Gott, der ihr allerdings nicht wohlgesinnt war. Sie hätte damals auf ihre Mutter hören und regelmäßig in die Kirche gehen sollen. Seufzend legte Sakura die Zeitung beiseite und widmete sich stattdessen ihrem Strawberry-Minz-Frappuccino, der noch immer unangetastet vor ihr stand. Genüsslich schloss sie ihre Augen und gönnte sich somit wenigstens eine kurze Auszeit des Alltags, bevor ihre Gedanken sich selbstständig machten und zu dem gestrigen Date mit Deidara switschten.  Es war größtenteils echt nett gewesen. Er war humorvoll, redegewandt und sehr ehrlich. Charaktereigenschaften die sie sehr zu schätzen wusste, obwohl er ihr doch manchmal etwas zu ehrlich gewesen war. Sie hatte innerhalb weniger Stunden so viel von ihm erfahren, dass sie es kaum einzuordnen vermochte, geschweige denn, dass sie es schaffte sich all das zu merken.  Er baut leidenschaftlich gerne Bomben und kann stundenlang über diverse Pyrotechnik philosophieren, ist in der eigenen sexuellen Ausrichtung sehr offen, weswegen er sich selbst als pansexuell bezeichnet, hasst Krabbelviecher mit Ausnahmen von Spinnen, die findet er sehr faszinierend und er liefert sich einen ewigen Wettstreit mit Itachi, weil er diesen über einen überheblichen Angeber hält, der mal eine ordentliche Retourkutsche verdient hat.  Der letzte Fakt war eher milde ausgedrückt. Sie wusste den genauen Wortlaut zwar nicht mehr, aber das er ein paar saftige Beleidigungen enthielt, dass hatte sie garantiert nicht vergessen.  So viel also zu dem Thema. Doch trotz dieses langen Gesprächs, welches sie miteinander geführt hatten, war sie nun nicht unbedingt schlauer. Sie konnte Deidara einfach nicht einschätzen. Er wirkte nett, keine Frage, aber er schien auch ebenso eine dunkle Seite zu besitzen. Ein glucksender Laut entrann ihrer Kehle. Natürlich hatte er eine dunkle Seite. Kurz hatte sie sogar vergessen, wer er war und woher sie ihn kannte. Es würde wohl doch länger dauern sich an die berufliche Neuorientierung zu gewöhnen. „Kann ich dir noch was bringen?“ Sie blickte auf, direkt in das lächelnde Gesicht des Barista, der für sie mittlerweile ebenso ein guter Freund geworden war. Immerhin war sie in diesem Café schon seit geraumer Zeit Stammkunde. Chōji machte aber auch die besten Getränke und die kleinen Kuchen und Muffins, die er ab und an selber herstellte und nebenbei verkaufte, waren ein kleines Stückchen Himmel auf dieser trostlosen Erde.  „Danke, aber ich bin gut versorgt. Seit wann erkundigst du dich selber nach deinen Gästen, anstatt Ino oder Karin zu schicken?“ „Ino ist krank, hat sich wohl gestern beim Sport den Knöchel verstaucht und den Rücken verrenkt.“ Mitleidsvoll verzog sie das Gesicht. Und genau das war der Grund, weswegen sie stets versuchte sich vor Temaris Kursen zu drücken. Vielleicht sollte sie für heute doch absagen.  „Und Karin hat Urlaub. Du ahnst nicht wie schwer es ist kurzfristig einen fähigen Ersatz aufzutreiben, der auch nur halbwegs geübt im kellnern ist, ohne ständig Geschirr fallen zu lassen, falsch abzukassieren, oder die Gäste zu beleidigen. Alles schon vorgekommen. Und bei dir? Ich habe gehört, du hast einen neuen Job?“ Wie schnell sie so etwas doch herumsprach. Dabei wohnten sie nicht einmal in einem Dorf, sondern in einer relativ großen belebten Stadt. Tja, scheinbar machte das keinen Unterschied. Der Buschfunk funktionierte wohl überall. Seufzend nahm sie zur Kenntnis, wie Chōji sich ihr gegenüber setzte und sie erwartungsvoll ansah. „Es gibt eigentlich nichts großartig zu berichten. Du hast sicherlich das Wichtigste bereits vernommen. Solltest du nicht lieber die Aushilfe im Auge behalten?“ Grinsend winkte er ab. „Shikamaru macht seine Sache schon ganz gut. - Viel habe ich eigentlich nicht gehört. Tsunade war nur kurz hier gewesen, da blieb keine Zeit für einen langen Plausch. Sie schien allerdings wenig begeistert gewesen zu sein dich verloren zu haben. Macht die neue Arbeit wenigstens Spaß?“ Spaß? Sie schnaubte. Unter Spaß verstand sie jedenfalls etwas anderes, als das, was ihr dort zum Teil geboten wurde. Wobei es manchmal doch ganz amüsant war.  „Es ist erträglich, allerdings...“ „Warte, Schätzchen, ich bin gleich wieder für dich da.“ Sofort sprang ihr Gesprächspartner auf und joggte fast schon in Richtung des Eingangs, durch welchen soeben eine großer, dunkelhaariger Mann in maßgeschneidertem Anzug trat. Sein Blick glitt abschätzend durch den Laden, streifte sie und schien sie kurz zu mustern, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Chōji lenkte, der gerade vor ihm zum stehen gekommen war. „Mister Uchiha, ich habe ihre Bestellung bereits fertig. Wenn Sie sich noch einen Moment gedulden können, dann würde ich sie schnell aus dem Lager holen.“ Ein knappes Nicken und Chōji eilte sofort von dannen, während Sakura zischend Luft holte. Uchiha. Madara Uchiha. Natürlich. Warum war sie da nicht vorher drauf gekommen, als Deidara diesen Namen erwähnt hatte? Dabei war er doch weit bekannt und nicht gerade sehr geläufig.  Madara war Jemand, denn man umgangssprachlich auch als das schwarze Schaf der Familie bezeichnen konnte, obwohl er es mit seinen relativ jungen Jahren weit gebracht hatte. Tadelloser Jura-Abschluss in Cambrige, den er jedoch nie genutzt und sich stattdessen der Politik zugewandt hat. Laut diversen Klatschmagazinen schien ihm das allerdings schon nach einem halben Jahr zu langweilig geworden zu sein, weswegen er auch diese Berufung abgebrochen hatte. Mittlerweile führte er ein eigenes Unternehmen, welches Waffen und Überwachungstechnik für die Staatsmacht herstellte und vertrieb.  Und... ...Madara Uchiha gehörte zu Akatsuki.  Sakura hatte ja schon viel Scheiße in ihrem Leben gesehen, gehört und selber erlebt, aber diese Art von Scheiße war eine gänzlich andere Dimension. Was auch immer in dieser Organisation ablief, jetzt konnte Sakura nicht mehr länger die Augen verschließen und sich einreden, dass sie nur Pyjama-Partys veranstalteten und ab und an mal ein paar Lutscher aus Supermärkten klauten.  Ohne den Rest ihres Getränks weiter zu beachten oder auf Chōjis Rückkehr zu warten, schnappte sie sich schnell ihre braune Umhängetasche und verließ auf direktem Weg, so schnell wie möglich, das kleine Café. Während sie an Madara vorbeilief senkte sie den Blick, war sich seinem durchdringend jedoch allzu bewusst. Er wusste genau wer sie war und sie spürte, wie ihr Gefühl Alarm schlug.  Die Zeit der Schonfrist war vorbei, ab jetzt musste sie den Tatsachen ins Auge blicken: Sie steckte ganz tief im Schlamassel. »Wie, du bist krank? Du hörst dich gar nicht krank an.« »Ich habe Magen-Darm. Ist wohl besser wenn ich Zuhause bleibe.« »Wäre deine Großmutter – Gott hab sie selig – nicht schon lange unter der Erde, hätte ich dir vorgeschlagen, ihr diese Geschichte zu verkaufen. Ich bin leider nicht so senil und gutgläubig. Also, was ist los?« Verzweifelt blickte Sakura auf die schwarze Mattscheibe ihres Fernsehers. Was los war? Sie hatte scheinbar wirklich Magen-Darm. Ihre Hose war nämlich gestrichen voll und ihr Magen war auch merkwürdig verkrampft, wie als hätten sich plötzlich dutzende Knoten gebildet. Die Begegnung mit Madara hatte deutliche Spuren hinterlassen und ihr wohl mehr zugesetzt, als bisher angenommen. »Es tut mir leid...« Damit legte sie einfach auf und schaltete ihr Handy komplett aus, ehe sie es achtlos zur Seite legte und sich auf ihrem Sofa in die waagerechte begab. Müde schloss sie die Augen. Sie erinnerte sich noch sehr gut an ihren allerersten Kontakt zu Madara Uchiha.  Es war schon lange her, so lange, dass die Erinnerungen daran nur noch verschwommen vorhanden waren. Damals war sie gerade erst in die High School gekommen, wo sie Sasuke kennen gelernt hatte. Eine längst vergangene Zeit. Vieles war damals noch um so vieles einfacher. Zumindest bis Sasuke sie zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen hatte. Familienessen. Wirklich Jeder war anwesend und mit Jeder meinte sie, dass das Haus voller ihr unbekannter Menschen war. Allesamt Uchihas. Alle schwarzhaarige und gutaussehend. Zu dieser Zeit war sie noch ein ziemliches Mauerblümchen gewesen. Blond, klein und äußerst schüchtern. Was Sasuke in ihr gesehen hatte, war ihr bis heute schleierhaft. Allerdings hatten sie sich gut ergänzt. Er war damals noch um einiges umgänglicher gewesen. Sein ganzes Verhalten hatte sich schließlich erst mit dem Verschwinden seiner Eltern und seines Bruders geändert.  Jedenfalls war sie also geladener Gast im Hause Uchiha und hatte sich in ihrem Leben noch nie so unwohl gefühlt. Bis auf Sasuke kannte sie doch Niemanden und es schien sich auch bis auf Sasuke und seine Mutter keiner sonderlich an ihr zu interessieren. Selbst Itachi, den sie noch halbwegs vom sehen her kannte, hatte sich nach kurzer Zeit abgeseilt. Wahrscheinlich war selbst ihm der Trubel irgendwann zu viel geworden.  Sakura konnte es irgendwann auch nicht länger ertragen und war hinaus in den Garten gegangen, um wenigstens kurz zur Ruhe kommen zu können. Ein Fehler, wie sich im Endeffekt heraus stellte. Sie war nicht alleine.  Dort begegnete sie Madara zum ersten Mal und führte sogar eine relativ lange, anregende Unterhaltung mit ihm. Sie sprachen über alles möglich und doch über nichts. Seine Gesellschaft war angenehm und das Beisammensein ziemlich einfach. Und dann…  ...dann verlor sie sich für einen kurzen Moment in seinen Augen.  Sakura seufzte und richtete sich wieder auf, bevor sie sich die Hände auf Gesicht legte und zaghaft den Kopf schüttelte, um die Erinnerung wieder zu vertreiben.  Sie wollte nicht behaupten, dass sie sich damals in Madara verknallt hatte, aber eine Schwärmerei war es gewiss gewesen. Er war so reif und charmant, obwohl er sicherlich auch nicht älter als 20 gewesen sein konnte, während sie mit ihren 14 Jahren noch nicht einmal annähernd verstand, was in der Welt vor sich ging. Trotzdem, oder gerade deswegen, hatte sie immer das Gute im Menschen gesehen. Und nun sah sie Madara nach all dieser langen Zeit wieder und musste sich eingestehen, dass Gut und Böse scheinbar zweifelsfrei zusammen gehörten.  Dieser Gedanke sollte sie eigentlich erschrecken, doch das tat er nicht und das wiederum erschrak sie dann doch.  Gut und Böse…  Ein kleines Schmunzeln zuckte über ihre Mundwinkel.  Der Kontrast war irgendwie ziemlich...faszinierend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)