[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 114: Vol. 5 - Begegnungen vom Gestern und Morgen -------------------------------------------------------- Nokia: Kyokei-senpai liegt reglos am Boden. Es kommen vermehrt Menschen in den Stützpunkt des Kurodate-Clans. Mir bleibt nichts anderes als Hilfe zu holen, damit diese Geschichte nicht vergessen wird. Ich habe seine Freunde verprügelt. Ich habe ihn verraten. Ich habe keinen Grund zu leben. Wo zur Hölle ist Ryuzaki? Ich denke zurück. An die Mittelschulzeit, als ich ihn schon beobachtet habe. Als er damals gesprungen ist, habe ich mich schon einmal so gefühlt wie jetzt. Ich wollte sterben. Und habe nach einem Küchenmesser gegriffen. Ich habe es mir einfach ohne zu zögern in den Hals gerammt. Ich frage mich, ob Kyokei-senpai überlebt hätte, wenn ich damals gestorben wäre und nicht lebend und stumm wäre wie jetzt. Dann wäre alles besser. Ich rufe das FBI, denn das hier ist hochgradig kriminell, was wir getan haben. Auch wenn so oder so alle sterben werden. Wenn nicht jetzt alle sterben. Das Gebäude ist alt, es wäre ein Leichtes, es mit meinen Bomben zu Fall zu bringen. Ich habe auch das Krankenhaus angerufen. Mit meiner unechten Stimme. Doch nun ist es an der Zeit zu gehen, denke ich und hole das Benzin aus einem Nebenzimmer, um es auf dem Boden zu verteilen. Ich hole auch einen Strick und ein Strichholz-Set. Ehe ich bis Drei gezählt habe, habe ich schon ein Feuer entfacht. Ich sehe zu der Unterführung zu der unteren Etage. Ich gehe dorthin, baue eine Schlinge dort auf und hänge meinen Hals hinein. Als ich es festgebunden habe, sehe ich noch ein letztes Mal zu Senpai. Die Bomben haben Feuer gefangen. Etwas explodiert. Ich habe immer noch eine Bombe in meiner Tasche. Als ich sie zünde, springe ich vom Gelände. Elvis: Ich weiß nicht, wo ich bin. Dieser Ort ist mir vertraut und doch so fremd, Da ist unter mir das Meer, direkt unter meinen Füßen, als wäre ich Jesus höchstpersönlich. Aber ich bezweifle das, schließlich kann sich keiner in eine Gottheit verwandeln und wenn, dann wäre es ziemliche Gotteslästerung. Wie auch immer, ich bin nicht Jesus, ich bin Elvis Kyokei und bin... was bin ich? Bin ich nicht gerade gestorben? Ich glaube schon. Ich bin tot. Aber was ist das? Ist das der Himmel? Ein Trugbild der Hölle? Bin ich jetzt so etwas wie ein Isekai-Protagonist? Auch das bezweifle ich. Plötzlich werde ich von riesigen Wellen verschluckt und versinke. Aber ich werde nicht nass. Komisch. Aber die Kälte erfasst mich dennoch. Tiefer und tiefer, als ob ich gerade ertrinke. Bin ich jetzt auch noch Petrus, oder was? Doch das Wasser endet abrupt. Und ich falle in Wolken. Wolken? Bin ich vielleicht wirklich im Himmel? Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass dieser Ort rein physisch auf der Erde und auch sonst wo nicht existiert. Dann ist das also wirklich das Leben nach dem Tod, oder? Das muss es. Dann muss ich Tante Akane finden. Und nachschauen, ob Erika-san vielleicht doch noch hier ist. Ich gehe ein wenig umher, doch das Wolkenmeer endet nicht. So habe ich mir den Himmel nun auch wieder nicht vorgestellt. So... langweilig und unspektakulär? "Hallo? Ich bin Elvis, siebzehn, neu, und brauche das W-LAN-Passwort!", rufe ich zur Provokation. Vielleicht ist das auch gar nicht der Himmel. Vielleicht lande ich auch gleich in der Hölle, wenn ich auch nur einen Schritt weitergehe. Kann ja ein bisschen rumalbern, ehe sich der Rat der Engel doch dafür entscheidet, mich ins brennende Erdgeschoss zu versetzen. Vielleicht wurde ich wirklich verarscht. "Lange nicht gesehen.", begrüßt mich eine Stimme, die ich zuvor noch nie gehört habe. Ich drehe mich um und hätte mich vor schreck fast eingenässt. Doch warte mal, ich habe keine Garantie, ob er das wirklich ist! Aber trotzdem... "Sprachlos? Ich fände es nett, wenn du wenigstens Hallo gesagt hättest, wie unhöflich...", ist jene Person gespielt beleidigt. "Nein, nicht doch... ich bin nur.... Hallo, ich... ich will nach Hause gehen, kannst du mir vielleicht sagen, wie... aber... ach vergiss es, ich kann nicht nach Hause. Ich kann nirgendwohin.", gebe ich es auf. "Ach, nicht doch, du bist zu Hause. Gewissermaßen. Wie wir alle. Doch fürs Erste bin nur ich für dich sichtbar, mein Junge. Ich habe auf dich gewartet, Elvis.", dieses Gesicht, das dem von Tante Akane so ähnlich sieht. "Oh mein Gott... Du... du bist Keita... Ach du heilige Scheiß-, oh mein Gott, ich... ich glaub, ich wird gleich ohnmächtig...", stammle ich, als mich diese Erkenntnis erneut übermannt. "Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja jetzt da.", meint er, strichelt mir übers Haar, über das komischerweise kein Verband mehr liegt und lächelt mich warmherzig an. "Ich... ich habe dich die ganze zeit vermisst. Ich... ich war so traurig, dass ich dich nie kennenlernen durfte. Es war so gemein. Jeder wusste die Wahrheit, nur ich nicht. Ich... Ich...", aber mehr kann ich gar nicht sagen, die tränen überfluten mich und meine Augen verwandeln sich in Niagara-Fälle. "Ist ja schon gut...", beruhigt er mich und nimmt mich in den Arm. Er füllt sich so unwirklich und gleichzeitig so real an. "Ich weiß nicht, ob du es schon weißt... Ich weiß nicht, wie du darauf reagieren wirst. Aber es wäre besser, wenn ich dir jetzt sage, dass wir... also, die Familie... nicht mehr nur aus mir und meiner Mutter bestehen. Ich... Ähm, also Mama hat einen neuen Mann, den sie demnächst heiraten will, mein Stiefvater und einen Bruder habe ich deshalb auch... Mama und ihr neuer Mann erwarten sogar ein Kind... das muss komisch für dich sein, aber... ich... ich musste es dir einfach sagen, Keita...", schniefe ich. Ich freue mich zwar irgendwie drauf, aber ich kann nicht verhindern, mich für Keita schlecht zu fühlen. "Aber Kind, das weiß ich doch längst.", antwortet er wider meiner Erwartung zu Schweigen. "Wie bitte? Du weißt das? Aber... du hast sie doch wirklich geliebt! Muss es nicht schmerzhaft sein, mit anzusehen wie das Leben derer, die du geliebt hast, einfach ohne Weiteres weitergeht? Ich meine... vermisst du sie denn nicht? Liebst du sie denn gar nicht mehr?", höre ich mich schluchzen, weil ich es nicht verstehen kann. "Das ist kompliziert, Kleiner. Ich liebe Setsuna sehr. Ich habe auch dich unheimlich lieb. Jedoch wäre es egoistisch, sich zu wünschen, dass Setsuna niemals wieder mit einem anderen Mann glücklich wird. Ich bin froh, dass es in dem fall mein bester Freund ist. Ich freue mich für sie.", flüstert er. "Aber... was ist mit deinen eigenen Gefühlen? Ich meine, verletzt es dich denn überhaupt nicht, zu wissen, dass sie mit jemand anderem geschlafen hat, während du sie niemals wieder auch nur sehen kannst?!", frage ich energisch, als ich mich von ihm löse und ihm tief in die Augen sehe. Er grinst nur. "Elvis. Im Leben geht es um weitaus mehr als mit dem Menschen, mit dem man die Nacht verbracht hat, bis zum Tod zusammenzubleiben. Ja, die Nacht mit ihr war die schönste in meinem Leben, jedoch sind diese Zeiten vorbei. Ich bin nicht länger Teil dieser Welt, mein Schicksal ist es, eine Erinnerung zu sein, die sie nie vergisst. Ich weiß, dass wir uns im Herzen immer noch lieben. Doch ich bin nicht mehr ihr Mann, sondern Takamiya. Im Jenseits gibt es so etwas wie Ehe nicht mehr. Doch das geht in Ordnung. Das ist das Schicksal aller Ehemänner, die vor ihren Frauen sterben. Dass sie lediglich eine Erinnerung werden, jedoch eine schöne, die einen das ganze Leben begleitet. Weil ich das weiß, freue ich mich einfach nur mit. Du musst es jetzt nicht verstehen. Jetzt hast du noch dein Leben vor dir. Du kannst die Liebe noch in vollen Zügen genießen. Bis dass der Tod euch scheidet. So heißt es schließlich.", "Woher willst du das wissen? Ich bin auch tot. Ich habe keine Hoffnung mehr, ich werde vielleicht die Gelegenheit verpassen, mich bei ihr zu entschuldigen. Ich bin garantiert keine schöne Erinnerung.", brumme ich. "Ach, das glaube ich nicht. Die Kleine ist schließlich so gern mit dir zusammen, so zärtlich wie du mit ihr bist.", das hat er jetzt nicht gesagt! "W-was soll das denn heißen?! Willst du damit anmaßen, dass du mich die ganze Zeit beobachtet hast?! Manno, du bist echt ein Schwein!", rege ich mich auf, als ich an das Rummachen mit Chika denke. "Nicht direkt, aber teilweise konnte ich es mir denken, ich war doch auch mal in deinem Alter...", "Das ist nicht witzig...", knurre ich und versuche nicht an das Gefühl zu denken, als wir uns gegenseitig berührt haben. Dieser Kerl! "Sag mal, werde ich bei dir bleiben? Ich meine, ich werde dich vermissen, du bist ja immerhin mein leiblicher Vater, den ich mein ganzes Leben lang nicht gekannt habe, ich werde dich mein ganzes Leben nicht mehr sehen. Was mache ich denn jetzt?", will ich wehmütig wissen. "Lebe einfach. Ich glaube fest daran, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist, Elvis. Wir werden uns ein andermal wiedersehen, wenn du älter bist. Viel älter oder vielleicht bleibst du hier. Aber das wirst du nicht. Gott hat nicht vorhergesehen, jetzt schon die große Reise in den Himmel antrittst. Du scheinst den Faden verloren zu haben, was? Doch denke daran, du bist keine Enttäuschung für unseren himmlischen Vater.", ich schluchze wieder. "Ich danke dir, Vater. Vielleicht gehe ich wirklich. Vermutlich. Definitiv. Ich werde dich vermissen.", verabschiede ich mich schweren Herzens von ihm. "Gleichfalls. Denk ab und zu an mich, ja? Mach's gut, Sohnemann!", verabschiedet sich auch er. Ich gebe mir richtig Mühe, nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen, schon wieder. Dann verblasst das Bild von Keita. Und das des Himmels. Und alles ist wieder schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)