[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 76: Vol. 4 - Das Geigenspiel des Zeitreisenden ------------------------------------------------------ Ich renne auf schnellstem Weg zu Chika nach Hause, komme an, vergewaltige die Klingel, doch es scheint keiner da zu sein. Normalerweise müsste Chika aufmachen, oder Hanako, einer von beiden müsste einfach hier sein. Doch nicht etwa...! Ich spähe durch das Fenster in ihr Zimmer, doch es ist leer. Und nicht nur Chika ist nicht da. Auch sonst sieht es aus, als wenn sie auch morgen nicht zurückkehren würde. Der LEGENDS NEVER DIE-Schlafanzug, der letztends noch achtlos neben dem unbemachten Bett verharrte, ist verschwunden. Und die Tür ihres Zimmer steht speerangelweit offen. Mein Handy klingelt. "Ja, ähm... hallo?", höre ich mich fragen, als ich Hanakos Stimme höre. "Elvis, ich... nun ja, also, als ich von meinem Job aus bei dir und Chika-senpai vorbeikommen wollte und du nicht da warst, da... haben Chika-senpai ud ich ihre Sachen gepackt und sind zu mir gezogen, du warst einfach viel zu lange weg, ich bin hergesprintet, aber... Chika-senpai war ganz allein. Du musst doch zu deinen Eltern, oder nicht? Deshalb, weil du nicht auf Chika-senpai aufpassen kannst für mehrere Monate, dachten wir, es wäre gut, wenn sie für die Zeit bei mir leben würde. Aber jetzt mal ernsthaft, was ...denkst du dir dabei, einfach so zu trödelt, obwohl Chika so schwerkrank ist?!", schreit sie auf einmal und ich hätte fast mein Handy fallen lassen. Sie bemerkt, dass sie laut geworden ist und murmelt anschließend ein unklares "Entschuldigung". Irgendwas sagt mir, dass sie mir etwas Wichtiges im Bezug auf Chika verheimlicht. Ich lege auf. Ich kann nicht erklären, weshalb ich nicht hier war, das macht sie doch nur sauer. Wegen Nokia-chan, dem stummen Mädchen, mit dem ich mich unterhalten habe, das klingt doch mehr als nur idiotisch und verantwortungslos Chika gegenüber. Ich betrete dann meine eigene Wohnung und renne fast Taiyo, der gerade gehen wollte, um den Haufen. "Oh, ähm... sorry, also, wolltest du rein? Dumme Frage, natürlich wolltest du das, also... ich habe schon gepackt und wollte mich mehr oder weniger noch von Hide verabschieden, bevor... du weißt schon, also... beeil dich einfach mit packen und verabschiede dich noch von Chika-chan, ja?", und weg ist er. Missmutig schließe ich die Tür hinter mir, mache mir was von der Lasagne warm und mache mich anschließend über mein Mittagessen her. Dieser ganze Tag ist doch für den Arsch, denke ich, als ich fertig gegessen habe und in mein Zimmer gehe. Was zum Mitnehmen, was zum Mitnehmen, irgendwas muss ich mitnehmen, etwas anderes außer Schuluniform, Schulsachen und andere Klamotten. Ich hole meine Sporttasche für alle Fälle aus meinem Schrank und pfeffere alle Notwendigen Dinge wie Socken, Unterwäsche, Schlafanzüge und Kaputzenpullis hinein. Und Hosen, nicht zu vergessen. Mein Blick fällt auf den Bären, der auf dem Wandregal über meinem Bett thront. Tante Akane hat ihn mir mal geschenkt, genauer gesagt, im Krankenhaus damals vor drei Jahren, als ich für lange Zeit nicht in die Schule konnte. Niemand verlor ein Wort darüber, dass ich für Teddys doch eigentlich schon zu alt war, es war absolut nicht wichtig. Dieser Bär, ich taufte ihn auf den äußerst klangvollen Namen Eberhardt, erinnert mich irgendwie an das, was mich selbst ausmacht, denn ich habe ihn bekommen, als ich nicht wusste, wer ich bin. Und dieser Bär hat mich stets beobachtet, als ich mehr und mehr zu der Person wurde, die euch das jetzt gerade erzählt. Manchmal habe ich mich ernsthaft gefragt, ob Eberhardt wohl eine Seele besäße. Immerhin ist er ein Plüschbär, ein Spielzeug. Irgendwie glaube ich manchmal einfach daran, dass Dinge, die ein Gesicht haben und nicht sprechen können, irgendwo ganz weit weg, vielleicht in einer Paralleldimension, die der unseren bis auf die Tatsache, dass diese Dinge etwas fühlen können, gleicht, merken, was mit ihnen geschieht und alle, die in ihrem Blickfeld erkannt werden bewusst wahrnehmen. Ob ich ihm etwas bedeuten würde, wie er es mir tut? Ich weiß, ich bin ein sehr großer Fantasy -und Science Fiction-Fan. Ich nehme Eberhardt runter und sehe ihm tief in die schwarzen Knopfaugen, die denen von Nokia-chan fast schon zum verwechseln ähnlich sehen. Sie sieht aus, wie eine Puppe, irgendwie gar nicht real, tiefschwarze Haare, noch tiefer als die meinen und fast schon durchscheinend weiße Haut, noch blasser, als meine eigene. Ich denke an diese Zeit zurück und drücke den Bären fest an mich. Er riecht nach meiner Tante. In letzter Zeit sehe ich sie fast gar nicht mehr. Klar, auch sonst war sie eher ein Nebencharakter in meinem Leben, besonders, da sie seit dem Unfall, den ich an jenem Tag hatte, so sagen es alle, nicht mehr dieselbe war. Ich kann mich nicht klar daran erinnern, wann sie das letzte Mal richtig normal war. Ihre Haare waren irgendwie schon immer rot gefärbt, fast wie die von Taiyo, aber nur fast, schwarz waren ihre Haare nur auf dem Bild von ihr und Keita, ihrem älteren Zwillingsbruder und meinem leiblichen Vater. Sie schien seither eine Midlife Crisis zu haben, sie war nie zu Hause und nur übers Telefon und Skype erreichbar. Vielleicht war das ihre Art, ihre Depressionen wegen ihrem Bruder zu ertragen. Er und meine Mutter haben ihr ja damals aus ihrer Störung geholfen. Ich muss schmulzen, wenn ich daran denke und gleichzeitig muss ich weinen, wenn ich daran denke, was für ein schweres Schicksal die beiden getroffen hat. Ich werde mich morgen noch bei ihr melden, beschließe ich, und packe noch Taschengeld, den Bären und mein Tagebuch zu dem, was ich mitnehmen will. Das Ding ist schon gehörig voll. Um nochmals in Nostalgie zu schwelgen, öffne ich es, um alles, was ich bin zum letztwöchigen Tag geschrieben habe, zu lesen. "Chroniken von Elvis Kyokei - Eine Geschichte über Langeweile", das steht in der ersten Zeile. Was folgt, ist ein Steckbrief, den ich am Anfang des Schuljahres angefertigt habe, ich wechsle meine Tagebücher nämlich jedes Schuljahr. "Name: Elvis Kyokei Geschlecht: männlich Geburtsdatum: 28. März 2002 Größe: 1,71m Gewicht: 52kg Lebensmotto: 'Eines Tages macht das Leben wieder Spaß!' Besonderes Merkmal: Vorliebe für Kaputzenpullover, rote Augen Wunsch: Meine Erinnerungen endlich zurückzubekommen" Ich grinse. Oh Mann, das klingt wirklich total nach mir. Meine roten Augen, die ich von meiner Mutter habe, die wiederum keinen Grund hat, welche zu haben, sorgen wirklich ziemlich oft für Überraschungen, wenn sie erst mal bemerkt werden. Shuichiro meinte mal, ich würde aussehen, als hätte ich das Sharingan. Das nahm ich als Kompliment, ich meine, das Sharingan ist echt cool. Shuichiro. Meine Vergangenheit. Damals, im ersten Jahr der Highschool, als es aussah, als hätte ich mir im Leben wirklich einen schönen Platz erarbeitet, nun steht alles in Trümmern vor meinem geistigen Auge. Mit einem Seufzer schließe ich das Tagebuch und verstaue es endgültig in der Tasche, ich werde wohl bei meinen Eltern zu Hause für diese Woche schreiben müssen. Ich werde also wirklich gehen. Weg. Weg von Chika, Hanako, Akira, Kaishi, Shuichiro und Uchihara-san. Zwar liegt mir dieser Gedanke noch immer schwer im Magen, doch ich versuche, mich zusammenzureißen und mich zum letzten Mal auf mein Bett zu legen, ehe ich für über ein halbes Jahr nicht mehr dazu im Stande sein werde. Der Blutfleck von damals, den ich nicht wegbekommen habe, ist immernoch hier. Hier habe ich zum ersten Mal mit Chika rumgemacht, hach Nostalgie, du kleines Ferkel... Chika begann nicht erst an diesem Morgen, beziehungsweise diese Nacht, seltsam zu werden. Sie hatte immer etwas, dass sie aus der Reihe tanzen ließ. Sie rannte manchmal einfach aufs Klo. Mit ihrer Tasche. Doch wie ich mich kenne, bin ich unglaublich gut darin, Dinge zu verdrängen und einfach zu glauben, okay, die ist halt gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe. Was bin ich nur für ein Idiot? Idiot. Dieses Wort lässt mich unweigerlich an Akira denken. "Hey, Elvis... wir solten langsam aufbrechen!", Ich höre, wie Taiyo zurückkehrt und nach mir ruft, damit wir gehen können. Ich komme mit meiner Tasche wie hypnotisiert aus dem Zimmer und folge ihm dann bis zum Bahnhof. Doch meine Gedanken sind noch bei Akira. Was er jetzt wohl macht, nach allem, was passiert ist? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)