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Sherry - Jenseits von Gut und Böse

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Rätselhaftes Vermächtnis

Kapitel 2: Rätselhaftes Vermächtnis
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 2: Rätselhaftes Vermächtnis
 

Es herrschte eine absolute Stille in dem Labor. Nur das gleichmäßige Brummen ihres Computers erfüllte die ruhige Atmosphäre.

Der Monitor hatte bereits vor geraumer Zeit auf den Bildschirmschoner gewechselt und zeigte das komplexe 3D-Gebilde eines Moleküls, welches sich kontinuierlich um die eigene Achse drehte.

Mehrere Kaffeetassen standen ausgetrunken um ihren Arbeitsplatz verteilt und auch die Kanne in der Kaffeemaschine beherbergte keinen einzigen Tropfen des koffeinhaltigen Getränks mehr.

Shihos Haupt ruhte auf dem Schreibtisch, die Tastatur beiseitegeschoben. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Schultern bewegten sich im Takt ihrer Atemzüge auf und ab.

Sie war eingeschlafen. Die Müdigkeit hat sie einfach übermannt.

Die junge Wissenschaftlerin arbeitete Tag und Nacht und auch wenn sie dagegen war, sie erforschte das Gift ihrer Eltern. Es war immerhin ihr Auftrag, das was die Männer in Schwarz von ihr verlangten und weswegen sie überhaupt hier war.

Insgesamt waren es nun schon sechs Wochen.

Als Pernod es ihr am Anfang auf ihre Bitte hin erzählte, hatte sie es kaum glauben wollen.

Ihre Mutter und ihr Vater haben tatsächlich an etwas gearbeitet, was dazu bestimmt war Menschen zu töten.

Auf den ersten Moment war dies natürlich nur schwer zu verdauen gewesen.

Für solch eine Forschung sollen sie alles aufs Spiel gesetzt haben, sogar ihr Leben?

Shiho war vermutlich zu jung gewesen, um sich zu erinnern, doch selbst Akemi schwor nichts davon gewusst zu haben. Das rotblonde Fräulein hatte keine Ahnung wer ihre Eltern waren und vor allem, wie sie waren. Immer nur hat sie Geschichten von ihrer Schwester erzählt bekommen, was es für sie nur noch schwieriger machte sich vorzustellen, dass ihre Eltern so eine Forschung einst betrieben haben. Vielleicht kannten sie beide ja ihre Eltern nicht wirklich.

Die Forschung der Miyanos wurde solange geheim gehalten und nun wusste Shiho auch wieso. Sie hätte sich von Anfang an geweigert, hätte sie auch nur geahnt wozu die Organisation sie einsetzen würde.

Nun war es jedoch zu spät. Ihr Leben hatte ein Weg ohne Rückkehr eingeschlagen und ihr blieb nichts anderes übrig, als das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Sie wollte weiterhin nicht daran glauben, dass ihre Eltern freiwillig daran geforscht haben, sondern dass auch sie von den Männern in Schwarz dazu gezwungen wurden. Pernod hat ihr leider diesbezüglich nichts Genaueres verraten wollen. Also machte Shiho das, wozu man sie beauftragt hat. Sie entwickelte das Gift weiter, in der Hoffnung, die Wahrheit zu entschlüsseln und durch die Fortsetzung ihrer Arbeit, ihre Mutter und ihren Vater ein wenig besser verstehen zu können. Sie wollte ergründen, wieso sie das alles auf sich genommen haben, was letztendlich auch dafür gesorgt hat, dass auch sie nun hier war.
 

Shiho schrag hoch, als ein lauter Knall sie weckte.

Irritiert und auch ein wenig verängstig sah sie sich um und ihr Blick fiel dabei auf den Tisch gegenüber, den sie für ihre Testreihen benutzte.

Verdammt ihre Proben, erinnerte sich die verschlafene Wissenschaftlerin wieder, als sie das Chaos bemerkte. Die Reagenzgläser sollten doch nur kurz erhitzt werden. Nun waren sie unter der hohen Temperatur zersprungen und die darin enthaltenen Flüssigkeiten auf dem Boden ausgelaufen und das alles nur, weil sie kurz eingenickt war.

Die rotblonde Frau fuhr sich angespannt durch die Haare.

Jetzt durfte sie noch einmal von vorne beginnen und dabei verlangten ihre Vorgesetzten baldige erste Resultate.

Sie sprang ruckartig von ihrem Drehstuhl auf und riss versehentlich dabei eine der leeren Tassen mit sich.

Shiho fluchte lautstark.

„Ah, so ein Mist.“, zischte sie.

Frustriert kniete sich die junge Dame hinunter zu den Scherben, um die Folgen ihrer Ungeschicklichkeit zu beseitigen.

Zur gleichen Zeit betrat Akemi das Labor und hatte dabei ein breites Lächeln aufgesetzt.

„Guten Morgen Schwesterherz, wie geht es dir?“, begrüßte sie Shiho und bemerkte dabei ziemlich schnell das zerbrochene Glas und die auslaufenden Chemikalien.

Ein weiterer Blick in das genervte Gesicht ihrer Schwester, die gerade dabei war die Scherben einer Tasse einzeln aufzusammeln, erübrigte sogleich ihre Frage.

„Nicht so gut wie es scheint.“

Akemi biss sich bei ihren Worten vorsichtig auf die Unterlippe.

Die Jüngere seufzte gestresst.

„Bitte sage mir nicht, es ist wirklich schon wieder Morgen.“

Auch wenn Akemi dies gerne verneint hätte, deutete sie auf ihre Armbanduhr, welche bereits acht Uhr in der Früh anzeigte.

Shiho vergrub das Gesicht in ihren Händen.

Es war also schon wieder eine weitere Nacht herum, stellte die Wissenschaftlerin zerknirscht fest.

Sie spürte deutlich, wie ihr Zeitgefühl in diesem Betonklotz, indem sie Tagaus Tagein arbeitete, vollkommen verloren ging.

Akemi betrachtete das Nervenbündel, dass ihre Schwester darstelle und ihr Blick wurde warm und tröstend. Sie gesellte sich zur ihr auf den Boden und half dabei, all die Unordnung ihres missglückten Versuches zu beseitigen. Gleichzeitig bemühte sie sich, Shihos Stimmung wieder ein wenig zu heben.
 

„Wann warst du das letzte Mal bei dir zuhause gewesen und hast dich mal so richtig ausgeschlafen?“, erkundigte sich die Braunhaarige, nachdem das Labor wieder hergerichtet war.

Shiho zuckte nur mit den Achseln und saß bereits wieder an ihrem Computer.

Ihre Augenringe und ihr übermüdeter Blick sprachen jedoch Bände.

Ihr kleines Appartement in der Stadt hat sie schon seit Tagen nicht mehr von innen gesehen.

Die Couch in der Ecke ihres Labors funktionierte sie daher immer mehr zu einem Bett um, worauf sie vielleicht ein, zwei Stunden Schlaf am Tag fand, ehe sie ihre Arbeit fortsetzte.

Wie ihr bereits schon gesagt wurde, die Forschungsabteilung war ihr eigentliches Zuhause, nicht etwa die vierzig Quadratmeter in Haido. Zumindest gab es im Labor auch eine Dusche, die Shiho benutzen konnte. Ein Mangel an Schlaf bedeutete noch lange nicht, dass sie auch auf ihre Körperhygiene verzichten würde.

Akemi kam einige Schritte auf sie zu und schaute über den Schreibtisch hinweg, auf dem sich die leeren und schmutzigen Kaffeetassen zu stapeln drohten.

„Und wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“

Erneut reagierte die Jüngere kaum merklich.

Sie war noch eifrig am Tippen, als die Wissenschaftlerin an der Hand gepackt und von ihrem Stuhl gezogen wurde.

„Gut wie du willst, dann gehen wir jetzt zusammen in einem Café was frühstücken. Du musst hier dringend einmal raus und zwar schnellstens. Ich bringe dich wieder unter die Menschen Schwesterherz.“, grinste die Ältere mit einer unglaublichen Überzeugungskraft, sodass Shiho nicht mehr außer ein paar vereinzelte Laute des Protests einwerfen konnte, bevor sie das Labor verließen.
 

Eine dreiviertel Stunde später waren sie in einem Café, was Akemi schon seit längerem ins Auge gefasst hatte und saßen sich bei einer Tasse Tee, Orangensaft und Croissants gegenüber.

„Na?“, wollte die Braunhaarige neugierig wissen. „Gib es zu, es tut gut mal die Arbeit zu verlassen und der Laden ist übrigens super, wie ich finde. Wir sollten öfters hier gemeinsam hingehen.“, schlug Akemi vor.

Shiho nickte schwach.

„Es… es hilft tatsächlich dabei den Kopf wieder frei zu bekommen.“, gestand sie vorsichtig und nippte an ihrem Tee.

Akemi lächelte breit. Das war genau das, was sie von ihrer kleinen Schwester hören wollte. Allerdings wollte sie gleichzeitig, da sie jetzt ein wenig ungestört waren, ein Thema ansprechen, was die beiden genau dahin zurückbringen würde, von wo sie vor kurzem noch geflohen waren.

„Wie geht es mit deiner Forschung voran, also mit Mutters und Vaters Forschung meine ich?“, fragte die Ältere zügig über den Rand ihrer Tasse hinweg.

Shiho runzelte die Stirn.

„Du hast mich in ein Café geschleppt, weg von der Arbeit, um dann genau darüber mit mir zu reden?“

„Nein“, erklärte Akemi schnell. „Es ist nur, mich interessiert das sehr. Es geht immerhin um unsere Eltern und um ihr Vermächtnis an uns.“

„Ja, ein wirklich tolles Vermächtnis.“

Shiho stieß einen Laut der Abneigung aus.

„Niemand behauptet ein Gift wäre etwas Gutes oder gar Löbliches.“, erwiderte Akemi.

„Du hast wohl vergessen für wen wir arbeiten Schwester.“

Die Worte der Rotblonden klangen wie ein Weckruf.

„Ich meine ja nur. Sie haben dir all ihre gesammelten Aufzeichnungen überlassen, alles was unsere Eltern in ihrer Zeit in der Organisation getan haben. Vielleicht befindet sich darunter auch etwas, was speziell an uns adressiert ist.“

„Ich hatte noch keine Zeit mir alle Dateien anzusehen, die ich von Pernod bekommen habe.“, gab Shiho zu, wobei sich schlagartig ihre Müdigkeit zurückmeldete.

„Er hat diese Informationen wie seinen eigenen Augapfel gehütet, seit Mutter und Vater verunglückt sind.“, ergänzte sie.

Akemi musste lächeln.

„Ja, er war schon früher immer wie ein Onkel für dich und mich und somit praktisch Teil unserer Familie. Du kannst froh sein, dass er dein Vorgesetzter ist.“

Die junge Wissenschaftlerin schüttelte den Kopf.

„Er ist nicht mein Vorgesetzter. Die hohen Tiere, die die ganz oben in unserer eigenen kleinen Nahrungskette stehen, das sind meine wahren Vorgesetzten und diese interessiert nur eine Sache von unseren Eltern und das ist dieses bescheuerte Gift.“

„Was hat es mit diesem Gift überhaupt auf sich?“, fragte Akemi zögerlich.

Shiho atmete tief ein und wieder aus.

„Ich weiß es nicht um ehrlich zu sein. Du hast ja gesehen wie es um meine Fortschritte steht. Eine solch komplexe Struktur ist mir noch nie unter die Lupe gekommen. Es scheint unglaubliches Potenzial dahinterzustecken, doch die Männer in Schwarz wollen es nur zum Töten einsetzen.“

„Ist es überhaupt tödlich?“

Akemis nächste Frage war nun nicht mehr ganz so zaghaft.

„Schon möglich.“, antwortete ihr Shiho.

„Es besitzt zurzeit zwar nur eine schwache Letalität, doch ich bin mir sicher man kann diesen Wert bis auf hundert Prozent steigern. Somit wäre es, in Bezug auf die Einnahme, in jeder Hinsicht das Ende für den Konsumenten. Mir ist allerdings ein Rätsel, wie eine solche aggressive Substanz später bei einer Untersuchung nicht nachweisbar sein soll.“

„Sie verlangen da anscheinend das unmögliche von dir.“, schlussfolgerte Akemi aus ihrem Bericht.

„Aus irgendeinem unerfindlichen Grund bin ich da anderer Überzeugung Schwester.“, entgegnete Shiho in Gedanken versunken und spielte dabei mit dem Teebeutel, welchen sie um den Griff ihrer Tasse gewickelt hatte.
 

Sie starrte ein Weile in die trübe Brühe, bevor sie den Kopf schüttelte und ein gespieltes Lächeln aufsetzte.

„Doch lass uns doch bitte jetzt über was anderes reden. Ich werde noch früh genug zurück im Labor sein und mich wieder damit auseinandersetzen dürfen.“

Shiho räusperte sich kurz.

„Wie läuft es zwischen dir und diesem Dai?“, kam ihr die spontane Idee eines neuen Unterhaltungsthemas.

Akemi schien sich über diese Frage sichtlich zu freuen und begann sofort munter drauflos zu plaudern.

Die Rotblonde nahm ihre Tasse dabei in ihre beiden Hände und hörte ihrer Schwester genauestens zu. Sie sog jedes Wort von ihr auf, einfach alles, was nichts mit dem zu tun hatte, was sich innerhalb der getarnten Arzneimittelfabrik tagtäglich abspielte.

Sie sah Akemi in die leuchtenden Augen und bemerkte wie glücklich sie mit diesem Dai war. Es musste bestimmt schön sein verliebt zu sein oder zumindest geliebt zu werden. Shiho selbst durfte so etwas noch nie fühlen, noch nie erfahren.

In Amerika wurde sie ständig überwacht. Interaktionen mit Außenstehenden waren strikt untersagt gewesen, jeglicher Kontakt verboten. Selbst wenn ein harmloser Kommilitone sie nur auf einen Kaffee einladen wollte, wurde dies unterbunden. Jeder der sich ihr näherte wurde von ihren Bewachern verscheucht und am Ende, war sie mehr und mehr eine Gemiedene.

Der einzige Kontakt den sie besaß, war der zu den Männern der Organisation, doch sie konnte sich nicht vorstellen mit jemanden von deren Gleichen zusammen zu kommen. Allein dieser Gedanke ließ sie erschaudern und sich schütteln.

Diese Leute waren gefährlich und die meisten interessierten sich nicht das Geringste für sie und darüber war sie eigentlich auch ganz froh. Sie verachtete sich schließlich. Sie waren immerhin seit ihrer Geburt damit beschäftigt ihr Leben Stück für Stück zu ruinieren. Einzig und allein Pernod war ihr freundlich gesonnen und das war die erste Person seit vielen Jahren der Einsamkeit.

Dai Moroboshi schien aber auch eine Ausnahme zu sein, so wie Akemi immer von ihm sprach. Irgendwie wurde Shiho das Gefühl nicht los, dass er anders war, als der Rest dieser Killer, obwohl er auf den ersten Blick auch etwas Furchteinflößendes an sich hatte.

Sie selbst war sich sicher, mit einen von ihnen würde sie sich niemals einlassen. Unter keinen Umständen.
 

Nachdem die beiden Geschwister ihre Pause abseits der Organisation beendet hatten, bezahlten sie ihre Rechnung und machten sich auf nach draußen.

Als Akemi die Eingangstür öffnete, huschte ein junges Paar an ihnen vorbei, hinein in das Café. Shiho warf nur flüchtig einen Blick auf die beiden augenscheinlichen Schüler, ehe sie hinaus auf den Bürgersteig trat.

>Noch so ein Pärchen<, dachte sie sich nur, mit einem Anflug von Neid und zog sogleich mit ihrer Schwester von dannen.

„Hey Shinichi, da am Fenster ist doch ein schöner Platz, oder? Der scheint soeben frei geworden zu sein.“, sprach das junge Fräulein in Schuluniform zu ihrer männlichen Begleitung.

Der junge Bursche mit wildem schwarzem Haar nickte nur stumm und spähte, durch das Schaufenster hindurch, den beiden Frauen nach, die das Café soeben verlassen und vor ihnen an dem nun freien Tisch gesessen hatten. Ihm war die Haarfarbe von einer von ihnen aufgefallen. Sie war keinesfalls eine reine Japanerin. Höchstwahrscheinlich europäische Wurzeln, britische womöglich sogar. Shinichi musste dabei unweigerlich an Sherlock Holmes denken, während er so analysierte.

„Shinichi“, meldete sich eine empörte Ran unweit von seinem Ohr.

„Jetzt sag nicht du siehst schon wieder irgendwelchen Leuten hinterher und versuchst dabei ihre Hobbies oder ihre Berufe oder dergleichen zu erraten. Das machst du nämlich andauernd.“

Der Sprössling der Familie Kudo rieb sich ertappt den Hinterkopf.

„Hey ich bin eben Detektiv und muss meine Augen für meine Umgebung schulen. Jeder noch so kleine Hinweis, kann das Indiz sein, was uns letztendlich zur Wahrheit führt.“, gab er sich geheimnisvoll und nahm eine angeberische Denkerpose ein.

Die junge Mori seufzte lautstark.

>Bestimmt wieder irgend so ein Holmes-Zitat<, dachte sie sich ihren Teil dazu.

Dieser Krimifreak hat auch für nichts anderes Augen und Ohren als dafür.
 

Zurück in ihrem Labor, widmete sich Shiho sogleich wieder ihrer Arbeit und begann ihre missglückte Versuchsreihe aufs Neue.

Endlich machte sie doch erste zögerliche Fortschritte.

Ihr gelang es weitere Teile, die Zusammensetzung des Giftes, zu entschlüsseln. Wenn sie es noch weiter analysieren würde, wäre sie bald in der Lage es nach ihrem Belieben zu verändern.

Der Abend war mittlerweile herangebrochen und während Shiho im Labor forschte und ihre Ergebnisse penibel dokumentierte, raste ein dunkler Porsche 356A über den Asphalt der Straßen Tokyos.

Der Fahrer trug, trotz der Tageszeit, eine Sonnenbrille, auf dessen Gläsern sich die Lichter der Stadt spiegelten. Er verzog keine Miene, während er das Lenkrad fest mit seinen Händen umklammerte, als handelte es sich bei dem Wagen um ein rohes Ei.

Sein Beifahrer, ein Mann mit langen blonden Haaren, zog entspannt an einer Zigarette und tippte auf seinem Handy einige Tasten.

„Ich verstehe das nicht.“, klang der Fahrer ein wenig verärgert. „Was ist denn so besonders an diesem Typen?“

Sein Partner machte einen genervten Eindruck.

„Ich habe es dir doch schon oft genug erklärt Wodka. Die Organisation hat stets ein wachsames Auge auf seinen Nachwuchs und dieser Dai Moroboshi hat einen bisherigen Karrierelauf hingelegt, wie ich ihn bisher nur selten gesehen habe. Er hat noch nicht einmal besonders lange seinen Codenamen und dennoch ist der Boss von seinen Fähigkeiten mehr als beeindruckt.“

„Nur weil er den Verräter Scotch getötet hat und das vor Bourbon.“, schnaubte Wodka unbeeindruckt.

„Das tut vielleicht auch zur Sache, ist aber gewiss nicht ausschlaggebend.“, gab Gin zum Besten. „Rye scheint ein wahres Multitalent zu sein. Seine Fähigkeiten als Scharfschütze sind erstklassig, den meinen schon fast ebenbürtig.“

„Aber das der Boss ihn tatsächlich als potenziellen Partner für dich sieht ist doch…“, Wodka brach ab, als die Augen seines Gesprächspartners ihn fixierten.

„Du bist ziemlich neugierig. Ich weiß nicht ob dir das gut bekommt.“, funkelte ihn Gin bedrohlich an. „Und außerdem ist noch nichts entschieden. Rye muss sich diese Ehre erst noch verdienen. Wir werden ihn testen und sehen, ob er wirklich dem würdig ist.“, sprach er weiter, als er seinen Blick wieder von Wodka abgewendet hatte.

„Eins kann ich dir aber versichern. Er hat ebenfalls die Augen eines Killers.“

Mit diesen Worten zerdrückte der blonde Hüne die heruntergebrannte Zigarette im Aschenbecher des Porsches.

„Und jetzt zerbreche dir nicht weiter den Kopf darüber, sondern sehe zu, dass wir pünktlich am Trainingsgelände ankommen. Ich will die neuen Rekruten die wir bekommen haben in Augenschein nehmen.“

„Geht klar.“, gab Wodka zu verstehen und erhöhte das Tempo.

Auf eine Auseinandersetzung mit Gin war er nun wirklich nicht scharf.
 

Der Oldtimer brauste mit Höchsttempo über die Schnellstraße Richtung Industriegebiet.

Ein paar Minuten später erreichten sie ein abgesperrtes Areal mit mehreren großen und besonders langen Lagerhallen.

Die beiden Männer in Schwarz verließen ihr Fahrzeug und steuerten auf die größte der dort stehenden Hallen zu. Wie die Arzneimittelfabrik, verbarg auch diese nach außen hin, was ihre eigentliche Nutzungsweise anbelangte. Im Inneren war nämlich ein weiter und variationsreicher Schießstand aufgebaut, welcher mehrere Szenarien unter den verschiedensten Einflüssen simulierte. Die jeweiligen Trainingspunkte und ihre Ziele hatten Entfernungen von 300 Yards und aufwärts. Es handelte sich also um eine Ausbildungszone für Scharfschützen.

Gin sah sich zufriedenstellend um.

„Sehr gut, alles ist vorbereitet.“

Er drehte sich zu seinem Partner um, welcher langsam hinter ihm her gelaufen war.

„Warum das alles eigentlich?“, gab Wodka sich schwerfällig.

„Die Organisation erweitert ihre Kapazitäten in Hinsicht auf Attentate und schnelle chirurgische Eingriffe.“, erklärte der Blonde. „Doch dafür brauchen wir verständlicherweise auch mehr Scharfschützen. Die notwendigen Positionen sind durch unseren derzeitigen Bestand, um ehrlich zu sein, ein wenig unterbesetzt. Rye ist zwar ein guter Schütze, wird aber anderweitig benötigt und Calvados hat bereits alle Hände voll zu tun.“

Gin hob einen Arm, um drei Männern im Hintergrund ein Zeichen zu geben.

„Holt das Frischfleisch herein.“, befahl er mit dominanter Stimme.

Kurz darauf wurden vier Personen, zwei Männer und zwei Frauen, zu Gin und Wodka eskortiert.

Sie alle hielten Präzisionsgewehre in ihren Händen, machten aber einen unsicheren und nervösen Eindruck.

Alle vier stellten sich vor Gin in einer Reihe auf und präsentierten ihre Schusswaffen.
 

Der großgewachsene Mann ging vor ihnen auf und ab und musterte jeden von ihnen mit seinem kalten finsteren Blick. Niemand wagte es Augenkontakt aufzunehmen, was ganz und gar Gins Erwartungen entsprach.

„Ihr habt noch einiges vor euch, um echte Scharfschützen zu werden. Dennoch wurdet ihr vier als die Besten von unserer Akademie in den Staaten hierher nach Japan gesandt. Ich kann euch aber bereits versprechen, dass wir uns gewiss nicht mit zweiter Wahl zufrieden geben werden. Wir werden euch auf die Probe stellen und nur die, die wir für fähig genug befinden, werden unserer Organisation auch weiterhin treu dienen dürfen.“, verkündete Gin.

Er bewegte sich auf die erste Trainingseinheit zu.

Wodka verfolgte stumm sein Einführungsprogramm.

„Ihr beginnt mit etwas leichtem, quasi ein Test der Mindestanforderungen unsererseits. Das erste Ziel ist ungefähr 300 Yards entfernt. Die Bedingungen für einen Schuss allesamt optimal. Ich erwarte einen Treffer direkt zwischen die Augen. Wer hier bereits scheitern sollte, ist unwürdig für mehr von meiner kostbaren Zeit.“

Er sah die vier Gestalten vor sich abwechselnd an.

Sein Blick haftete auf einer der beiden Frauen.

„Du“, sprach er so kalt, dass sich bei der jungen Dame die Nackenhaare aufstellten.

„Komm her zu mir.“

Zögerlich hob sie ihren Kopf, schritt auf Gin zu und blieb kurz vor ihm stehen. Er überragte die Anwärterin deutlich.

„Wer bist du?“, fragte Gin bissig.

„Niemand“, druckste die Frau.

„Ich habe gefragt wer du bist?“, wiederholte er seine Frage ein wenig lauter und mit zunehmendem Nachdruck in der Stimme.

Die Frau zuckte zusammen, bemühte sich aber anschließend um eine gerade und selbstsichere Haltung.

„Ich bin niemand.“, sprach sie nun deutlicher.

„Zeig mir dein Gewehr.“

Sie überreichte wortlos ihre Sniper.

Gin prüfte die Waffe ausgiebig.

„Eine HK PSG1“, bemerkte Gin nüchtern. „Ein Selbstlader, 51mm, geformter Griff aus Holz, Magazin mit bis zu zwanzig Schuss, allerdings ein wenig schwerer als andere Modelle und nur bis zu einer Reichweite von 650 Yards zu gebrauchen. Ist das deine Schmerzgrenze? Können wir von dir nicht mehr erwarten, als einen Schützen, der mit seinem begrenzten Gewehr wild drauflos ballert?“

Er kam dem Gesicht der Frau gefährlich nahe.

Sie konnte seinen warmen Atem spüren und wich eingeschüchtert zurück. Ihr linkes Auge, welches von einem Schmetterlingstattoo geziert wurde, zuckte ein wenig vor Anspannung.

„Nettes Tattoo“, flüsterte Gin amüsiert über ihren Anblick.

Er warf ihr das Gewehr entgegen, was die Frau mit rotem Dutt geradeso auffangen konnte.

„Also schön“, fuhr der Hüne fort und trat einen Schritt beiseite, wodurch er ihr den Blick auf die Schießanlage freigab.

„Zeit für eine kleine Darbietung.“, grinste er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yinyin248
2020-07-23T22:38:39+00:00 24.07.2020 00:38
Nicht schlecht. 😉
Von:  Blue_StormShad0w
2019-02-09T18:30:18+00:00 09.02.2019 19:30
Guten Abend.
Wie immer super wieder!
Oje, Shiho schien schon ziemlich fertig zu sein, wenn sie die ganze Zeit über in ihrem Labor zugange war. Nun, sie steht ja auch bestimmt Unterdruck und muss die Forschung ihrer Eltern weiter fortführen und das Gift weiterentwickeln. Und eine Verzögerung oder eine Verweigerung wurde ihr nicht sehr gut bekommen; nicht bei der Schwarzen Organisation.
Zum Glück hat ihre Schwester Akemi sie da mal erst rausgeholt aus ihren Arbeitsbereich - oder bessergesagt, Zwangsarbeitsbereich. Da ist Akemi ihr wirklich eine riesen Stütze. Aber … man weiß ja, was noch kommen wird …
Welch Ironie, dass ausgerechnet Shinichi und Ran auch ins Café eintrafen, nachdem Shiho und Akemi es gerade verlassen haben. Haha, offenbar war der Herr Detektiv schon hier sehr fasziniert von der ihm noch unbekannten Shiho. (^^)
Neue Rekruten für die Organisation und Gin soll dies beaufsichtigen? Na, da sollte man besser keinen Fehler begehen.
Oh, sehr interessant! Hier einzufügen, wie hier die unbekannte Frau und die drei anderen Rekruten eingefügt werden. Das es sich dabei um Chianti handelt, war nach der Erwähnung sofort klar. Bestimmt ist unter den zwei männlichen Anwärtern auch Korn dabei. Ob die anderen beiden Personen auch noch wichtig sind oder nicht bleibt abzuwarten. Denn irgendwie hab' ich da das Gefühl das Gin da ganz spezielle Prüfungen in sinne hat.
Auch die Antwort, als Gin nach ihren Namen fragte, wo sie "Niemand" sagte, ist sehr interessant. Da von der Vergangenheit von Chianti nichts weiter bekannt ist, stellt man sich die Frage, ob sie auch, so ähnlich wie Shiho, von klein auf an speziell auf ihre zukünftige Tätigkeit in der Orga. ausgebildet wurde und deswegen nie einen richtigen Namen erhalten hatte, oder ob sie durch spezielle Kontakte in diese eingefügt wurde und man sie lehrte, dass ihr richtiger Name eher bedeutungslos sei. Das selbe gilt auch für Gin, Wodka und den anderen Mitgliedern, von den nur der Codename bekannt ist. Bis heute frage ich mich, ob man in Manga/Anime den richtigen Name des Mannes erfährt, den wir alle als Gin kennen? Denn auch wenn er zu den Charakteren zählt, den ich von allem in der Serie verabscheue, ist meine Neugierde über eine mögliche Vergangenheit über ihn sehr groß, da er, auch wenn er nicht der Boss in der Orga. ist, er für mich der Hauptantagonist der Serie darstellt.
So, dann bis zum nächsten Mal wieder. Wünsch' dir noch ein schönes Restwochenende, ciao!
Antwort von:  Cognac
17.02.2019 16:36
Servus

Ich bin mir sicher, dass der Stress an der Uni mich dazu verleitet hat, den Anfang der Story so zu schreiben. Ich weiß wie es ist eine Menge auf den Schultern zu tragen, was auch der Grund dafür ist, dass solange kein Kapitel mehr kam. Trotzdem würde ich nur ungern mit Shiho tauschen wollen. Ihr Job ist da glaube ich noch ein ticken härter und außerdem habe ich nun vorlesungsfreie Zeit, sprich viel Zeit zum schreiben. ^^

Hihi, ich war praktisch gezwungen die Szene mit Shinichi und Ran einzubauen. Dieser pure Zufall, der ihre Wege schon vor Shihos schrumpfen verbindet empfand ich einfach als unverzichtbar. Vor allem da es bei den Geschwistern noch um das Thema Liebhaber ging und schwupp taucht Shinichi kurz auf.
*hust* alles Absicht *hust* ^^
Bei dem Teil mit Gin wollte ich es anfangs eigentlich nur bei der Szene im Auto belassen, doch beim Schreiben kamen mir immer wieder neue Ideen, die ich super fand und unbedingt einbauen wollte und ehe ich mich versah, behandle ich auch ein wenig mehr die Vergangenheit manch anderer Organisationsmitglieder, wenn auch nur kurz angeschnitten. Im Fokus bleibt auf jeden Fall weiterhin Shiho.
Es ist gar nicht so uninteressant, wie die Männer in Schwarz jeweils ihren Platz in der Organisation gefunden haben.
Stimmt, Gins wahren Namen kennt niemand und auch seine eigene Vergangenheit ist ein dickes fettes Fragezeichen. Doch man möchte ja auch nicht den Leuten zuviel an Platz für wilde Spekulationen wegnehmen. Manche Themen sollten vielleicht ein Geheimnis bleiben und jeder soll sich da seinen eigenen Teil denken.
Bei deinen Fragen glaube ich, dass Chianti aus niederen Verhältnissen in die Abgründe der Organisation gerutscht ist und früh vermittelt bekommen hat, dass ihr eigentlicher und richtiger Name in ihren Reihen keine Bedeutung mehr hat und unter den männlichen Anwärtern wird sich mit Sicherheit auch Korn befinden. ;)

Na dann, bis zum nächsten Mal.
Ebenfalls noch ein schönes Restwochende.

Cognac


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