Dunkle Legenden von Kylie (Band 1) ================================================================================ Kapitel 3: Seltsame Träume -------------------------- In letzter Zeit plagten sie immer wieder die gleichen Träume. Oder eher ein Traum, der sich wiederholte. Und der verlief immer identisch. Camilla saß mit ihren beiden Vätern am Essenstisch und sie unterhielten sich sehr herzlich miteinander. Es wurde viel gelacht. Beide berichten lustige Geschichten von ihrer Arbeit und machen ein paar Witze über Kollegen, während sie ein ausgewogenes Mahl zusammen genießen. Irgendwann beginnen ihre Stimmen dann unklar zu werden. Wie ein Radio, dass die Verbindung zum Signal verlor. Ein Rauschen, welches immer intensiver wurde bis sie einfach kein Wort mehr verstand. An dieser Stelle wollte sie sich inzwischen zwingen, nicht mehr den Kopf zu drehen, um sich verwirrt umzublicken, schaffte es aber nicht. Deshalb verläuft es stets gleich... Immer wenn sie wegguckt, verschwinden ihre Väter plötzlich vom Tisch und stattdessen taucht ein fremder Mann auf. Jedes Mal erschrak sich Camilla fast zu Tode, wenn sie den Blick auf ihn richtete. Seine Haut war furchtbar fahl. Eigentlich fast grau! So ungesund hatte noch nie ein Mensch in ihren Augen ausgesehen. Doch das war es nicht, was sie an ihm immer wieder so erschrak. Das Gesicht des Mannes war vollkommen verstellt. Darin war nichts Menschliches mehr zu erkennen, selbst wenn man sich wirklich anstrengte. Seine Nase war blass und die Nasenlöcher mehr Schlitze, während seine Lippen so schmal waren, dass sie schwer zu erkennen waren. Fast wie ein Strich, wenn er nicht gerade mit offenem Mund grinste. Dann waren da noch die Augen. Die grauenhaften, kalten Augen... Tief eingefallen in diesen surrealen Kopf und ohne jegliche Gefühle. Eisblau, wie es auch ihre waren. Doch kein Lächeln schien diese Augen jemals erreicht zu haben. Sein Kopf war kahl, was dem ganzen Antlitz den Anschein einer Schlange gab. Eine Schlange, die sich mit einem Menschen verpaart hatte und im Anschluss wohl ein paar misslungene Zauber erwischt hatte. Immer trug er denselben schwarzen Muggel-Anzug mit einer ebenso schwarzen Krawatte. Fast so, als wäre er bei einem Totenschmaus... Sobald Camilla an Beerdigung, Totenschmaus oder etwas in der Richtung dachte, begann sie zu blinzeln. Beinahe wie aus einem Zwang heraus. Und sobald sie ihre Augen wieder öffnete, lag auf dem Tisch kein Essen und kein Trinken mehr, sondern ihre beiden toten Väter. Die Augen vor Entsetzen aufgerissen, starrten sie zu ihr herüber, während sie außerstande war sich zu bewegen oder zu schreien. Das fahle, fremde Gesicht blieb unberührt. Unbekümmert. Beobachtete sie dabei, wie ihr Gesicht sich panisch verzog und alle Muskeln sich in ihr anspannten. Die eisblauen Augen schienen es sogar zu genießen, dass sie sich so hilflos vorkam, während sie auf dem Stuhl gelähmt blieb. Schließlich öffnete sich der Mund zu einer zischenden, fremden Sprache, die sich in ihren Kopf zu verständlichen Worten formten: „Willst du nicht endlich die Wahrheit herausfinden, Kind?“ Doch wenn Camilla antworten will, sprudelt ihr Blut aus dem Mund heraus und überströmt ihren ganzen Körper. Wenn sie an sich herabblickt, erkennt sie, dass sie ein Gegenstand komplett durchbohrte. Just im nächsten Augenblick wachte sie schweißgebadet und steif in ihrem Bett auf. Sah sich panisch um, um festzustellen, dass sie immer noch in ihrem Schlafzimmer war. Immer noch in Ilvermorny, während ihre Mitschülerinnen vollkommen ruhig schlafen. Jedes Mal war ihr Bett von Schweiß getränkt. Jedes Mal suchte sie darin und an ihrer Schlafkleidung nach Blut und jedes Mal fand sie nichts. Allmählich glaubte sie wirklich, dass sie dabei war den Verstand zu verlieren. Vor allem, weil sich ihre Zimmergenossinnen bereits darüber beschwerten, dass sie nachts gerne mal schrie oder wirres Zeug redete. Manchmal zischte sie wohl angeblich. Scherzhaft hatte eines der Mädchen es mit einer kaputten Teekanne beschrieben. Witzig fand die Blondine das Ganze nicht. Jeden Morgen kam es ihr so vor, als habe sie keine Minute lang geschlafen. Sie wurde immer unkonzentrierter. Fühlte sich zunehmend erschöpft, wie ein Werwolf vor, während und nach einer Vollmondnacht. Darunter litt inzwischen auch schon ihre Laune. Ihre Stimmung wurde auch nicht gerade dadurch gebessert, dass Oliver ihr schon seit mindestens zwei Wochen aus dem Weg ging. Er sprach sogar kaum noch mit Noah und Logan, obwohl er mit ihnen im gleichen Schlafzimmer schlief! Seit dieser Gefühlsexplosion durch das Quidditch schien er ihr nicht mehr zu nahe kommen zu wollen. Camilla fand das wirklich kindisch. Wie sollten sie ihre Beziehung denn klären, wenn er sich immerzu versteckte? Er wechselte sogar den Flur, wenn sie Gefahr liefen sich zufällig zu treffen! Obwohl es immer noch am Faszinierendsten war, wie er ihr im gemeinsamen Unterricht aus dem Weg ging. Er setzte sich einfach zu anderen Mitschülern – selbst zu absolut unbekannten aus anderen Häusern – und vermied den Blickkontakt vollkommen. Beinahe so, als habe sie längst mit ihm Schluss gemacht. Natürlich führte das zu eben dieser Frage: „Habt ihr etwa Schluss gemacht?“ Immer und immer wieder... Es ging keinen etwas an, aber jeder fragte sie danach. Urplötzlich waren alle hochinteressiert an der Beziehung des Werwolfs und ihr. Wollten alle Fakten wissen. Manchmal meinte Camilla sogar, dass einige Mädchen oder auch Jungen sie mitleidig ansahen. Als wüssten sie etwas, was sie nicht wusste. Vermutlich erzählt er schon herum, dass wir uns getrennt hätten... Wäre nur schön, wenn er die Eier hätte, mir das dann auch zu sagen!, fluchte die Blondine innerlich. Am liebsten wollte sie zu ihm gehen und ihm ihre Faust direkt ins Gesicht rammen. Doch ihr war klar, dass das nur Ärger bedeuten würde. Vor allem, wenn sie von Mitschülern verpetzt wurde oder ein Professor davon etwas mitbekam. Stattdessen entschied sich Camilla, dass sie den ersten Schritt wagen musste. Wenn sie es nicht tat, würden sie vielleicht niemals über all das sprechen. Ihr war es wichtig, dass ihr Beziehungsstatus klar war, damit sie entsprechend weitermachen konnte. Oder neu suchen konnten... Aus diesem Grund überwand sie sich. Von Logan wusste sie, dass die Wampus-Mannschaft heute auf dem Quidditch-Feld trainierte. Die perfekte Möglichkeit, um ihn endlich anzusprechen! Außerdem gab es dort keine Fluchtmöglichkeit für Oliver, solange er nicht das Training unentschuldigt früh verlassen wollte. Durchaus zufrieden mit ihrem Plan ging sie alleine zu dem Quidditch-Feld. Auch wenn sie sich keine der Spiele anguckte, wusste sie natürlich genau, wo es sich befand. Anders konnte sie es sonst auch nicht meiden. Einige Schüler grüßten sie auf dem Weg dahin. Manche wirkten sogar irritiert. Andere sprachen sie an und schienen sie überreden zu wollen, lieber zurück in die Schule zu gehen. Das verwirrte Camilla zutiefst. Trotzdem ließ sie sich nicht von ihrem Überraschungsbesuch abbringen. Es war ja auch ein Zeichen dafür, dass sie ihm zugehört hatte und seine Wünsche respektierte. Sie vielleicht auch dazu bereit sein würde, sich mal ein Spiel von ihm anzugucken. Gerade, als sie das Quidditch-Feld erreichte, raste zu ihrem großen Unglück ein Klatscher direkt auf sie zu. Sie bemerkte ihn nur, weil er so laut durch die Luft zischte und die Spieler panisch kreischten. Mit einem erschrockenen Aufschrei sprang Camilla beiseite und hörte deutlich, wie der große Ball neben sie auf den Boden klatschte. Als sie dort hinsah, erkannte sie eine kleine Kuhle, die von der unglaublichen Wucht sprach. „Gib mir deinen Schläger!“, hörte sie eine Männerstimme streng sagen. Kurz darauf wollte der verrückte Ball sie nochmal angreifen, doch ein Stock hieb ihn so heftig davon, dass er es nicht mal ansatzweise schaffte. Jetzt, wo er von seinem Ziel abgelenkt worden war, widmete er sich auch wieder den Spielern auf ihren Besen, statt dem unerwarteten Gast. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ihr Retter. Es ging in einem Rauschen unter. Das Adrenalin pumpte noch wie wild durch ihre Adern, während sie das Ereignis zu begreifen versuchte. Vorsichtig stieg der werdende Mann von seinem Besen und berührte sie zart am Oberarm: „Blair, bist du okay? Musst du in den Krankenflügel?“ „Ähm, nein, alles in Ordnung.“, antwortete sie bei der Berührung endlich und blickte auf. Es war Cyrus Archer, der ihr geholfen hatte. Ein durchaus attraktiver Siebtklässler, der außerdem der Kapitän ihrer Quidditch-Mannschaft war. Er spielte in der Position des Suchers. Doch weil er sich in seinem Abschlussjahr befand, versuchte Cyrus bereits einen brauchbaren Ersatz für diese Position zu finden. Wenn sie den Gerüchten glauben durfte, dann wollte er seinen Kapitänsposten wohl an Oliver Mason weitergeben, der sein Vizekapitän war. Also musste er sich nur noch um die Lücke des Suchers kümmern, was wohl sehr schwer war. Gute Sucher zu finden, die keine Angst vor den Gefahren hatten, war fast unmöglich. Cyrus Archer entsprach durchaus dem typischen Bild eines Suchers. Eher schmal gebaut, aber trotzdem sportlich. Ein bisschen unauffällig, wenn er neben den durchaus trainierten Mitstreitern stand – abgesehen von den weiblichen Spielern vielleicht. Jedoch war es nicht von der Hand zu weisen, dass er einer der attraktivsten Jungen auf dieser Schule war. Camilla hatte ihn schon häufiger beobachtet. Ihn und seine schönen, braunen Locken, die manchmal etwas vor seinen Augen herumtanzten. Er wirkte vielleicht ein bisschen blass um die Nase, doch das tat seinem schönen Gesicht keinen Abbruch. Er hatte weiche Züge, die aber trotzdem noch maskulin erschienen, obwohl manche Jungs von der Schule das Gegenteil behaupteten. Früher hatten die anderen Mitschüler ihn wohl oft gehänselt. Doch dann war er in seinem vierten Jahr als Sucher entdeckt worden und im fünften Schuljahr war er dann zum Kapitän der Mannschaft ernannt worden. Seither hatten sie kaum ein Spiel verloren! Nun ärgerte keiner mehr Cyrus. Stattdessen hatte er zahlreiche Bewunderer und auch Verehrerinnen bekommen. Seine Meinung war seinen Mitschülern wichtig. Seine Entscheidungen wurden nicht infrage gestellt, wenn er einen Bewerber annahm oder ablehnte. Hinzu kam, dass er mit Abstand der beste Schüler des Abschlussjahrgangs war. Jeder sagte ihm nach, dass er eine große Zukunft vor sich hatte. Vielleicht sogar als Nationalspieler. „Mein Gott, ich habe mich fast zu Tode erschrocken.“, gestand Camilla, als sie sich endlich von dem anfänglichen Schrecken erholt hatte. „Das kann ich mir vorstellen.“ „Habe ich nun euer Training gesprengt?“ „Nein, wir wollten eh gleich Ende machen.“, erwiderte Cyrus lächelnd, doch sie merkte ihm an, dass er log. Sie hatten noch für einige Minuten das Feld reserviert und wenn die Gerüchte stimmten, trainierte er seine Mannschaft sehr hart. Sie machten niemals früher Schluss. „Offensichtlich wärst du auch ein guter Treiber.“, wollte Camilla ihm schmeicheln. Immerhin hatte er ihr selbstlos geholfen! „Danke schön.“, strahlte der Siebzehnjährige aufrichtig. „Aber ich muss gestehen, dass ich lieber Sucher bin.“ „Vollkommen in Ordnung. Solange du weiterhin Jungfrauen in Nöten rettest.“ Peinlich berührt fasste sich der Brünette an seinen Hinterkopf und lächelte verlegen. Er war wirklich süß! Und gar nicht mehr so gefasst, wie sie ihn immer wahrgenommen hatte. Jedoch sprachen sie auch das erste Mal richtig miteinander, wenn Camilla ehrlich war. Lächelnd ignorierte er seine Spieler und sah nur noch sie an: „Weißt du, Zuschauer sollten auch lieber auf die Tribüne gehen. Dann ist die Gefahr geringer, dass ein Klatscher sie erwischt.“ „Oh...“, murmelte die Blondine, die nun selbst verlegen wurde. „Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin muss, wenn ich ehrlich sein soll.“ „Stimmt, du hast noch nie bei uns zugeguckt.“ „Jaah~, Quidditch ist eigentlich nicht so meins.“ Überrascht zog Cyrus seine Augenbrauen in die Höhe und musterte sie: „Tatsächlich?“ „Tatsächlich. Verrückt, nicht wahr?“ „Ich würde es eher ungewöhnlich nennen...“ „Eigentlich bin ich wegen Oliver hier.“, gestand die Blondine endlich und sah an ihm vorbei zu den fliegenden Besen. Ihre eisblauen Augen suchten alles ab, doch da war weit und breit kein Oliver! Ein Spieler fehlte ihnen offenbar, den sie durch einen Ersatzspieler ersetzt haben mussten, um ihre Taktiken trotzdem trainieren zu können. Soweit sie wusste, war ihr erstes Spiel gegen die Mannschaft des Hauses Donnervogel. Die hatten angeblich einen recht... wilden Spielstil, der schon manchen vom Besen geholt hatte. Doch sie verwirrte letztendlich das Fehlen ihres Freundes. Der hatte noch nie das Training versäumt! Sie konnte sich nicht mal erinnern, wann er nicht über seinen Körper oder Quidditch redete. „Der... Na ja...“, Cyrus schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. Er trat auf der Stelle und wich ihrem Blick aus. Seine Wangen glühten so stark, dass es zu seinen Ohren ausstrahlte. „Was ist denn los?“, wollte Camilla mit Nachdruck wissen. „Er ist... in der Umkleide...“, offenbarte er dann endlich. „Aber du solltest da nicht reingehen...“ „Wo ist die Umkleide?“ „Blair, du solltest wirklich nicht da reingehen.“ „Ist die nur für Jungs?“, hinterfragte die Blondine mit hochgezogener Augenbraue. „Nein, die Umkleiden sind gemischt. Platzmangel...“ „Dann weiß ich nicht, wo das Problem sein soll.“, schnaubte sie langsam genervt. „Wo ist die Umkleide?“ Cyrus Archer merkte, dass es nichts brachte, sie davon abbringen zu wollen. Seufzend deutete er auf die Tür, die direkt zu den Umkleidekabinen führte. Es gab zwei. Für jede Mannschaft eine. Dankend nickte sie ihm zu, ehe sie sich umdrehte und mit erhobenem Kopf auf die Umkleide zuging. Hinter sich hörte sie die Mitspieler rufen, ob Cyrus es für eine gute Idee hielte, sie gehen zu lassen. Er machte deutlich, dass sie ihm keine Wahl gelassen habe. Was es auch immer war, was hier alle so beunruhigte, sie wollte es wissen. Sie hatte ein Recht darauf! Und sie war wirklich alt genug, um zu erfahren, weshalb Oliver nicht am Training teilnahm. Ihre Überzeugung für ihr Recht schwand jedoch, als ihr bewusst wurde, wovor Cyrus Archer sie hatte beschützen wollen. Sie hörte es, bevor sie es sah... Ein Mädchen, das keuchte und stöhnte. Manchmal den Namen ihres Freundes seufzte. Es hätte ihr reichen sollen, um umzudrehen. Stattdessen ging sie aber weiter und öffnete die Tür der Umkleidekabine. Dann endlich konnte sie sehen, was los war. Wieso ihr Freund sie wie die Pest mied. Er hielt ein rothaariges Mädchen an den Oberschenkel fest, während er ihren Rücken an den Spint drückte. Derweil drückte er sich mit Hochgenuss in sie. Immer mal wieder knallte es laut, wenn der Werwolf mit mehr Kraft ausholte und das Mädchen dabei zum Quieken brachte. Eine Weile stand Camilla einfach nur da. Mit offenem Mund starrte sie den beiden zu. Außerstande etwas zu sagen oder einfach fortzulaufen, obwohl sie es wollte. Sie wollte ihn anschreien! Wollte schreien und dann davonlaufen. Doch wie in ihrem eigenartigen Traum war sie vollkommen gelähmt. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen, während ihr Herz sich verkrampfte. Zwar liebte sie ihn nicht, doch der Betrug schmerzte sie trotzdem wahnsinnig. Es war so demütigend! Vor allem, weil wohl jeder hier gewusst hatte, dass Oliver ihr fremdging. Alle, außer ihr hatten es gewusst... Plötzlich schrie das rothaarige Mädchen lautstark auf und riss Camilla endlich aus ihrer Trance. Sie hatte wohl die ungewollte Zuschauerin bemerkt, was auch die Aufmerksamkeit von Oliver auf sie lenkte. Er wirkte tatsächlich entsetzt. Ob er Reue empfand, konnte die Blondine wirklich nicht sagen, aber er war schockiert darüber, dass sie ihn erwischt hatte. Fast wie ein Kind, das die Hand in der Keksdose hatte, als die eigene Mutter gerade zur Haustür reinkam. Oliver Mason ließ die Rothaarige herunter, die schamvoll ihre Klamotten auflas, sich nicht unbedingt ordentlich bekleidete und dann davonstürmte. Camilla wusste nicht genau, wer dieses Mädchen war, doch anhand der Krawatte wusste sie, dass sie aus dem Haus Pukwudgie stammte. Der Werwolf war es nun, der wie gelähmt dastand und sie mit offenem Mund und heruntergelassener Hose anstarrte. Nun war er wohl nicht in der Lage, irgendwas zu sagen oder zu tun. „Du hättest wenigstens den Anstand haben können, vorher mit mir Schluss zu machen. Ganz offiziell.“, hörte Camilla sich nüchtern sagen. Sie konnte selbst nicht fassen, dass sie solch eine ruhige Tonlage hinbekam! Obwohl ihr Puls so raste und sie unbändigen Zorn in sich aufsteigen fühlte. „Ach, tu‘ doch nicht so!“, keuchte er endlich, nachdem er sich aus seiner Starre befreien konnte. „Du wolltest mich doch sowieso abschießen!“ „Nein, wollte ich nicht.“, antwortete sie aufrichtig. „Eigentlich wollte ich dich bitten, mir noch etwas Zeit zu geben, damit ich mich in dich verlieben kann. Ich wollte es noch versuchen...“ Jetzt stand er wieder nur da. Starrte sie an. Sein Mund stand weit offen, während sie hinter seinen Augen die Gedanken tanzen sehen konnte. So unruhige Augen hatte die Blondine schon lange nicht mehr gesehen. „Wieso... Wieso warst du überhaupt mit mir zusammen, wenn du mich nicht lieben kannst?!“, platzte es dann aus ihm heraus. „Weil ich das Gefühl hatte, dass du mich zu einem besseren Menschen machst!“, antwortete sie mit zittriger, wütender Stimme. „Weil ich geglaubt habe, dass du mich kennst und mir die Zeit geben würdest, die ich brauche! Ich kam mit dir zusammen, weil ich mich in dir geirrt habe, Oliver Mason.“ Die Wahrheit schlug ihm eiskalt ins Gesicht. Nun konnte sie so etwas wie Bedauern in seiner Miene wahrnehmen, doch es war zu spät. Er hatte alles zerstört, was sie gemeinsam aufgebaut hatten und ihnen jegliche Chance zur Entwicklung genommen. Nur, weil er zu ungeduldig gewesen war, auf ihr Herz zu warten. Mit einem müden, kalten Lächeln winkte sie ab: „Du hast keine Ahnung, was du verpasst.“ Mehr wollte Camilla dazu nicht sagen. Sie drehte sich einfach um und ging wieder heraus und ließ einen erstarrten Werwolf zurück, der viel zu spät ihren Namen schrie. Es war nur blöd, dass sie den Weg zurücknahm, den sie auch gekommen war. Das bedeutete, dass sie wieder auf dem Quidditch-Feld landete, wo sie die Mannschaft anstarrte. Inzwischen waren sie alle gelandet und hielten ihre Besen neben sich. Auch auf der Tribüne starrten die Zuschauer des Trainings herunter. Cyrus Archer war am nächsten an ihr dran. In seinen Augen konnte sie Mitgefühl erkennen. Die Fünfzehnjährige war sich absolut sicher, dass sie das nicht nötig hatte, also raffte sie die Würde zusammen, die sie noch in sich finden konnte und richtete die Schultern auf. Daran werde ich nicht zerbrechen., schwor sich die Blondine innerlich. Ich werde nicht zulassen, dass so ein Schwein mich kaputt macht. Mich bricht! Und mit genau diesem Willen wandte sie sich von der Quidditch-Mannschaft ab und verließ das Spielfeld. Für sie war das Training offiziell beendet. Und während sie den Ort ihrer Schande verließ, schwor sich das Mädchen, dass sie nie wieder ein Quidditch-Feld betreten oder daran denken würde.   Zwar hatten Logan, Noah und Aiden sie zu trösten versucht, doch sie ging trotzdem mit Wut im Bauch zu Bett. Alle drei schworen ihr, dass sie ihre Freunde blieben und machten deutlich, dass wenn einer einen von ihnen betrog, er sie alle betrog. Damit hatte Oliver nicht nur seine feste Freundin verloren, sondern direkt seine ganze Clique. Doch sie fühlte sich nicht besser dadurch. Auch wenn sie ihn nicht liebte, fühlte sich dieser Verrat bitter an. Sie waren Freunde gewesen. Hatten gelacht und zusammen Streiche gespielt. Das war nun vorbei... Innerlich verfluchte sich Camilla, weil sie die Beziehung mit dem Werwolf überhaupt eingegangen war. Ihre Freundschaft war unrettbar. Dabei war Freundschaft wesentlich kostbarer als schnelle Liebe und gesäuselte Komplimente im Zwielicht. Jeder, der das nicht verstand, war wirklich dumm. Zähneknirschend legte sich die Blondine in ihr großes Bett und versuchte an etwas anderes zu denken. Doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein, was sie genug ablenkte, um ihren Zorn herunterzuschlucken! Sie wusste nicht mal, ob sie sich mehr über sich selbst ärgerte, weil sie einen guten Freund geopfert hatte oder über Oliver, der sie wie ein Vollarsch betrogen hatte. Wenn er wenigstens vorher Schluss gemacht hätte... Selbst wenn er dann direkt eine andere auf seinem Schoß gehabt hätte, hätte sie mit etwas Zeit verzeihen können. Es vielleicht sogar irgendwann vergessen. Doch nicht so. So konnte sie nur noch an diesen Rotschopf denken, der mit ihm einen Ritt an einem Spint wagte! Mit ihrem Gekeuche und Gestöhne in ihrem Kopf versank Camilla in den Schlaf. Und zum aller ersten Mal veränderte sich ihr Traum. Dieses Mal stand sie mitten in der Kabine. Wie sie es im Wachzustand gesehen hatte, waren da Oliver und dieses unbekannte Mädchen. Sie liebten einander schweißgebadet und voller Inbrunst, während das Mädchen offen ihre Lust kundtat. Nur dieses Mal schien keiner von ihnen sie zu bemerken, sondern sie machten einfach weiter. Fassungslos starrte Camilla sie an. Beobachtete, wie die Körper aneinander rieben und lauschte, wie der Rotschopf den Namen ihres Ex stöhnte. Wie auch in ihrem anderen Traum, konnte sie sich auch in diesem nicht bewegen. Nichts sagen. Nur starren. Als der Schmerz zu groß wurde, senkte sie endlich ihre schwarzen Wimpernkränze und wandte den Blick so ab. Plötzlich wurde es still. Niemand hechelte mehr vor Lust. Keine Körper prallten an einen Spint. Sie hob ihre eisblauen Augen wieder an und da war wieder dieser Mann. Sein fahles Gesicht blickte ihr kalt entgegen. Schon wieder trug er seinen komplett schwarzen Anzug, als wollte er eine Beerdigung besuchen. Doch anders, als in den Träumen mit ihren Vätern, war der Gedanke an den Tod nicht der Auslöser für tote Menschen. Oliver und seine neue Flamme lagen zu den Füßen des schlangenartigen Mannes. Blut strömte in Unmengen aus ihren bleichen Körpern heraus, während ihre Augen voller Entsetzen an die Decke starrten. Sie waren schon etwas milchig... Ihre Körper sahen etwas so aus, als habe ein wildes Tier sie gerissen. „Sieh‘ dich an...“, zischte die Stimme des fahlhäutigen Mannes in einem seltsamen Tenor. Ohne zu wissen, was er meinte, wusste sie es doch. Es war schwer zu begreifen. Trotzdem war ihr klar, dass er wollte, dass sie auf ihre Hände herabblickte. Also tat sie es. Ihre Hände waren vollkommen rot und die Flüssigkeit tropfte warm auf den Boden zu ihren Füßen. Das Blut kroch bis zu ihren Ellenbogen hoch und durchzog die Ärmel ihrer weißen Bluse dunkel. Überall an ihr waren Blutspritzer, als wäre sie es selbst gewesen, die wie eine Bestie über das Paar hergefallen war und das brutaler als jeder Werwolf. „Du hast es nicht nötig, dich von einem Schlammblut so demütigen zu lassen, mein Kind.“, zischte die kalte Stimme hauchend. „Du bist zu Höherem bestimmt.“ Es fiel Camilla schwer, sich von dem Anblick ihrer blutgetränkten Hände loszureißen und dennoch tat sie es. Stattdessen sahen ihre eisblauen Augen verwirrt auf, um den unheimlichen Mann zu mustern, der ihr so seltsam vertraut vorkam. Und doch war er ihr fremd... Alles erschien so sinnlos in ihren Träumen! Der schlangenähnliche Mann trat einfach über die Leichen der Schüler hinweg, als wären sie unbedeutende Maden. Er schenkte ihnen nicht mal einen mitleidigen Blick. Schien kein Bedauern zu fühlen. Zielstrebig fand er seinen Weg zu ihr. Obwohl Camilla zurückweichen wollte, konnte sie es nicht. Nicht mal, als er seine fahle Hand zu ihrem Gesicht hob, um ihre Wange fast schon liebevoll zu streicheln. Seine Haut fühlte sich kalt an, als wäre er kein lebender Mensch. Und doch verwirrte sie mehr, dass sie das in ihrem Traum wirklich spüren konnte. „Du bist nicht nur wunderschön und intelligent, sondern auch talentiert.“, flüsterte seine Stimme kalt weiter. Immer noch zischte diese, als wäre er eine wahrhaftige Schlange. Vollkommen gefesselt starrte sie ihn an. Starrte in seine ebenso eisblauen Augen. Innerlich versuchte sie herauszufinden, wie sie sich so eine Gestalt erträumen konnte. Sie besaß vielleicht Fantasie und eine künstlerische Begabung, doch nicht so! „Ich bin so Real wie dein Zorn auf diesen werdenden Mann.“, sagte er, als konnte er ihre Gedanken lesen. „Ich kann es dir beweisen.“ Immer noch erstarrt ließ sie zu, wie er langsam ihren rechten Arm anhob. Ohne mit einer Wimper zu zucken – die er eh nicht zu haben schien – hob er einen dunklen Zauberstab hervor, um ihn direkt auf ihren Arm zu richten. Er musste nichts sagen, damit etwas Helles herausströmte und ihr einfach durch die Haut schnitt. Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper, während sich an ihrem Arm ein langer Schnitt auftat. Blut vermischte sich mit dem der toten Mitschüler und tropfte bald darauf ebenso auf den Boden. Entsetzt blickte sie zu ihm auf. In einem Traum erwachte man doch, wenn man Schmerzen erlitt oder sogar starb! Doch er war immer noch da. Sie war immer noch nicht wieder aufgewacht... „Ich sagte doch, dass ich Real bin.“ „Wie... Wie kann das möglich sein...?“, krächzte sie endlich hervor. Erstaunt stellte sie fest, dass auch sie diesen zischenden Unterton besaß. Es geschah unbewusst. „Das wirst du bald erfahren, mein Kind.“, säuselte er sehr zufrieden mit sich selbst. „Und nun musst du aufwachen.“   Schweißgebadet saß sie aufrecht in ihrem Bett. Ein Blick auf die Uhr reichte, damit ihr klar wurde, dass sie zum Frühstück herunter musste. Die anderen Mädchen waren offenbar schon gegangen. Zittrig hob die Blondine ihre Finger zu ihrer Wange und strich dort ein paar Tränen fort. Jedoch schienen sie auf einer Seite teilweise schon verwischt worden zu sein. Dort, wo der fahlhäutige Mann sie berührt hatte. Hat eine der anderen Mädchen mir die Tränen getrocknet?, wunderte sich Camilla aufrichtig. Haben sie jetzt schon so viel Mitleid mit der armen, betrogenen Camilla? Das ist doch lächerlich! Gerade, als sie wutentbrannt die Decke wegreißen wollte, sah sie Blut darauf. Ihre eisblauen Augen zuckten wie von selbst in die Richtung ihres rechten Armes. Durch den Ärmel des Schlafanzugs sickerte Blut, welches alles zu besudeln schien. Ihre Atmung begann zu rasen. Ihr Herz pumpte so schnell, dass sie glaubte, an dem Krach des Schlages taub zu werden! Panik breitete sich in ihrem sonst so ruhigen Gemüt aus wie ein Virus. Camilla zwang sich dazu, langsam die linke Hand an den Ärmel zu legen. Mehrmals atmete sie schwer durch, ehe sie den Stoff nach oben schob, aber noch nicht hinsehen konnte. Innerlich war sie sich sicher, dass sie gerade dabei war, ihren Verstand zu verlieren! Als sie endlich bereit war herunterzugucken, sah sie genau das, was sie befürchtet hatte: Denselben Schnitt. Genau an derselben Stelle angesetzt und genauso lang wie auch schon in ihrem Traum. Ebenso tief... Es gab keinen einzigen Unterschied. Panisch griff sie nach ihrer Schlaftischschublade und bekam sie in ihrer Aufregung fast nicht auf. Sie hatte immer etwas Verbandszeug hier, falls sie sich in einem unautorisierten Duell verletzen sollte. Die Blondine brauchte jedoch recht lange, bis sie alles herausgekramt hatte. Camilla riss die Verpackungen der sterilen Verbandsmaterialien beinahe schon brutal auf, um erstmal die Wunde zu säubern, ehe sie ein paar Kompressen darauflegte. Kurz darauf wickelte sie stramm einen stabilen Verband drumherum. Das Ganze befestigte sie dann mit einigen Muttern, damit es auch nicht verrutschen konnte. Danach vergewisserte sie sich, dass alles richtig saß, ehe sie den Ärmel darüber schob. Es war besser, wenn niemand diese Verletzung sah. Am Ende würde noch das Gerücht ausbrechen, dass sie sich selbst versuchte umzubringen, weil Oliver sie betrogen hatte. So ein Gedanke kam ihr nicht mal ansatzweise! Nicht wegen ihm. Er bedeutete ihr nichts mehr. Sie bedauerte nicht mal mehr den Verlust ihrer Freundschaft. Beinahe so, als habe der Tod in ihrem Traum dafür gesorgt, dass er auch in ihrem Geist wahrhaftig gestorben war. Also brauchte sie auch kein Mitleid für all das. Wieder atmete Camilla mehrmals durch und zwang sich zur Ruhe. Einfacher gesagt als getan. Dennoch raffte sie ihre Würde zusammen und zwang sich aus dem Bett zu steigen, um es neu beziehen zu können und sich anschließend ihre Schuluniform anzuziehen. Das ist ein Tag wie jeder andere..., redete sich die Blondine wacker ein. Ein Tag, an dem ich mit einer mysteriösen Verletzung aufgewacht bin, aber trotzdem ein ganz normaler Schultag! Als alle Beweise für Blut, Schweiß und irgendwelche Verletzungen beseitigt worden waren, zwang sie sich zu einem selbstbewussten Gesichtsausdruck. Mit einem Blick in ihren Spiegel war sie überzeugt, dass niemand ihre Fassade durchschauen würde und machte sich endlich auf den Weg zur großen Halle.   Im Gemeinschaftsraum erfuhr Camilla, dass ihre drei Freunde sehr früh zum Frühstück gehen mussten und nun einer Strafarbeit nachgingen. Offenbar hatten sie letzte Nacht auf einem Flur Oliver Mason aufgelauert und ihm ein paar Flüche an den Hals gehetzt. Natürlich waren sie erwischt worden... Es tat ihr schon etwas leid, weil Logan und die Zwillinge das gewiss für sie getan hatten. Eigentlich müsste man sie bestrafen, obwohl sie die Jungs nicht dazu angestiftet hatte. Jedoch konnte sie es nun nicht ändern, dass sie wohl irgendwelche Strafarbeiten für den Hausmeister vollrichten mussten, bevor der Unterricht anfing. Deshalb betrat die Blondine ganz alleine die belebte, große Halle. Sie hatte gehört, dass in Hogwarts meterlange Tische parallel zueinanderstanden. Vier Stück, also für jedes Haus ein Tisch. An einer gigantischen Fensterfront befand sich dann ein ebenso länglicher Tisch für die Lehrkräfte. In Ilvermorny war der Aufbau etwas anders, aber nicht grundsätzlich verschieden. Für jedes Haus gab es insgesamt acht viereckige Tische, die in einer Linie aufgestellt worden waren. Am anderen Ende der Halle befanden sich zwei Tische für die Lehrkräfte, die ebenfalls alles beaufsichtigten. Die Aufteilung der Tische war für jedes Haus identisch: Ganz vorne bei den Professoren war der Tisch für die Erstklässler. So mussten sie nicht so weit gehen, wenn sie an ihrem ersten Tag eingeschult worden und die Lehrer konnten sie im Anschluss besser überwachen. Elfjährige wollten sich beweisen und es konnte schnell passieren, dass sie unbedacht Zauber aufeinander einsetzten... Der schlimmste Vorfall war einst am Wampus-Tisch geschehen. Ein Junge wollte zeigen, dass er mal der beste Duellant werden würde und traf einen Mitschüler mit einem heftigen Blitzschlag. Er musste mehrere Wochen in den Krankenflügel, um sich davon zu erholen... Der angreifende Erstklässler war kurz darauf von der Schule verwiesen worden und man hatte seinen Zauberstab zerbrochen. Nach dem Tisch der Erstklässler folgte ein gemischter Tisch. Hier durften sich alle hinsetzen, egal in welchem Schuljahr sie waren. Es kam dort auch häufig vor, dass sich die Häuser hier vermischten. Meist fanden sich dort Pärchen. Dann ging es mit dem zweiten Schuljahr weiter und ganz hinten am Ausgang befanden sich die Siebtklässler. Es wurde vorausgesetzt, dass die höheren Kurse mehr Verantwortungsbewusstsein besaßen und deshalb weniger überwacht werden mussten. Außerdem waren in diesen Schulgängen auch die Vertrauensschüler und Schulsprecher, die den Ein- und Ausgang mit beaufsichtigten. Meistens traf das auch zu. Alle Blicke richteten sich sofort auf Camilla, als sie die Halle betrat. Selbst die Schüler aus den anderen Häusern guckten! Die Neuigkeit über die Trennung und dessen Verlauf hatte sich seit gestern wie ein Lauffeuer verbreitet. Sie fragte sich wirklich, womit sie solch eine Demütigung verdiente. Eine Weile stand sie da und starrte zu den Tischen. Am Tisch der Fünftklässler saß Oliver und unterhielt sich gerade mit einem Mädchen, dessen Namen sie nicht kannte. Es ließ ihre Knie weich werden. Niemals hatte sie sich mehr gewünscht, dass Logan und die Zwillinge nun bei ihr wären, damit sie da nicht alleine durch musste. Oliver blickte auf, als ihm klar wurde, dass alle still geworden waren und sich zum Eingang umsahen. Jetzt erblickte er sie. In seinen Augen schimmerte ein deutlicher Wunsch mit ihr zu sprechen, den sie nicht teilte. Tief atmete die Blondine durch und schloss ihre Augen. Die Bilder ihres Traums kamen wieder hoch. Er lag beinahe zerfleischt mit dem Rotschopf in seinem eigenen Blut und regte sich nicht mehr. Auch wenn sie sich dafür hasste, genoss sie diesen Anblick tatsächlich. Wünschte sich fast, dass er Realität wurde. „Er verdient es...“, zischte die inzwischen vertraute Stimme des schlangenähnlichen Mannes in ihrem Kopf. „Er hat dich verraten. Er tut es immer noch... Tu‘ es, mein Kind. Tu‘ es!“ Rasch schüttelte Camilla ihren Kopf und riss sich raus aus diesen furchtbar dunklen Abgründen. So war sie nicht! Das war nicht sie... Die Schülerin riss sich endlich aus diesen finsteren Gedanken und setzte sich einfach auf einen leeren Stuhl an irgendeinem Tisch. Dabei nahm sie gar nicht wahr, dass sie sich impulsiv direkt zu den Siebtklässlern gesetzt hatte. Sie wollte einfach nur nicht da sein, wo sich Oliver befand! „Hast du zwei Klassen übersprungen?“, fragte sie eine vertraute Stimme neben ihr. Langsam hob sie ihren Blick und stellte überrascht fest, dass sie sich direkt neben Cyrus Archer gesetzt hatte. Es war wohl eher Zufall gewesen, dass der Platz neben ihm frei war, weil er als Quidditch-Kapitän selbstverständlich sehr beliebt war. Überrascht blickte sie auf und guckte durch die Runde. Einige der Siebtklässler wirkten nicht unbedingt begeistert, während der größte Teil aber irgendwie amüsiert aussah. „Oh... Ich habe mich einfach irgendwo hingesetzt...“, gestand die Blondine dann aufrichtig. „Soll ich jetzt echt wieder aufstehen und gehen?“ „Nein, nein.“, warf Cyrus sofort beschwichtigend ein. „Wir verstehen vollkommen. Fühl‘ dich wie Zuhause.“ Keiner widersprach dem Sucher, was sie wirklich erleichterte. So musste sie sich nicht schon wieder selbst bloßstellen und konnte sich stattdessen ein Brötchen nehmen, um es aufzuschneiden und mit Käse zu belegen. Dazu nahm sie sich einen heißen Kakao. Das würde sie heute definitiv brauchen! Können die Leute nicht mit ihren mitleidigen Blicken aufhören?, dachte sie verbittert. Ich bin doch nicht unheilbar krank! Schnaubend versuchte sie die ganzen neugierigen Blicke einfach auszublenden. Gar nicht so einfach, wenn es hunderte davon gab! Einer schien schlimmer als der andere. „Also stimmt es wohl...“ „Was meinst du?“, hakte Camilla Blair schließlich nach und sah Cyrus verwirrt an. „Die drei Musketiere haben also wirklich Oliver Mason in der Nacht fertiggemacht?“ „Scheint wohl so. Ich weiß es nicht genau...“ „Du weißt es nicht genau?“, hinterfragte der Quidditch-Kapitän sichtlich überrascht. „Ich bin nicht diese Art von rachsüchtiger Ex-Freundin...“, erklärte Camilla nüchtern. „Als ich heute Morgen runterkam, hörte ich von diesen Gerüchten, aber ich wusste davon nichts. Ich hätte sie auch davon abgehalten...“ „Das ist wirklich beeindruckend. Niemand hätte es dir verübelt.“ „Mag sein, aber was soll das bringen?“ „Vielleicht, dass es weniger wehtut?“, überlegte Cyrus laut und lud sich dann etwas Rührei auf den Teller. „Oder, dass es ihm leidtut?“ „Tut nicht not. Es tut nicht so weh, wie es vermutlich sollte und ihm scheint bewusst zu sein, dass er nicht gerade der Held des Tages ist.“ Überrascht sah er sie an, als habe er nicht mit solchen Worten gerechnet: „Du gehst aber sehr erwachsen damit um, Blair.“ „Camilla...“ „Was?“ „Ich heiße Camilla.“, sagte sie mit hochgezogener Augenbraue. „Blair kannst du meine Eltern nennen.“ Diejenigen am Tisch, die ihrer Unterhaltung stumm folgten, begannen zu lachen. Es kam nicht besonders oft vor, dass ein Schüler, der in seiner Zauberer-Ausbildung unter einem anderen stand, solche Kommentare losließ. Die meisten hatten dafür viel zu viel Respekt! Erst recht, wenn der Schüler sich im Abschlussjahr befand und damit wesentlich weiter war. Camilla störte sich nicht daran. Sie war vielleicht zwei Jahre unter Cyrus, aber sie wusste auch, dass sie begabt war. Außerdem besaß der Sucher genug Charakter, um es nicht direkt persönlich zu nehmen. Leise gluckste Cyrus auf und bestätigte damit ihre Vermutung: „Ich bitte um Verzeihung...“ „Ich verzeihe dir.“ „Zu freundlich.“ „So bin ich.“, strahlte sie etwas sarkastisch. Allgemeine Heiterkeit brach am Tisch aus. Manche tuschelten sogar, dass sie häufiger von Mitschülern aus niedrigeren Klassen Besuch empfangen sollten. So verflog zumindest auch der Missmut derjenigen, die nicht mit ihren Platzwahl einverstanden gewesen waren. Cyrus Archer schmunzelte etwas, als er endlich sein Rührei zu essen begann. Sie meinte sogar, dass er etwas errötet war. Nun wusste Camilla jedoch nicht, ob es Schamgefühl war oder er sich doch etwas vorgeführt fühlte. Sie beließ es dabei und begann selbst zu essen. Jetzt erst merkte sie, wie hungrig sie eigentlich war! Nach so vielen Nächten ohne erholsamen Schlaf, war das eigentlich nicht überraschend. Es kam ihr ein bisschen so vor, als habe sie seit Wochen nichts vernünftiges mehr gegessen! „Ich habe gehört, dass du Jahrgangsbeste bist, Camilla?“, erkundigte sich schließlich Cyrus, der gerade geschluckt hatte. „Ja, das stimmt.“, bestätigte sie ihm gelassen. „Hab‘ das Gleiche auch von dir gehört.“ „Solche Dinge erzählt man sich also?“ „Oh jaah~... Und halt‘ dich fest: Ich hörte sogar, dass du Kapitän der Quidditch-Mannschaft und Sucher bist!“ „Nein!“, erwiderte er mit gespielter Überraschung und brachte sie damit heute zum ersten Mal zum Lachen. Genaugenommen hatte sie seit der gestrigen Entdeckung nicht mehr gelacht. Cyrus wirkte sehr stolz auf sich. Zufrieden klopfte er sich selbst die Schulter, als wollte er sich für seine Leistungen loben. Ob nun, weil er der beste Schüler seines Jahrgangs war oder weil er sie zum Lachen gebracht hatte, wusste sie nicht. Aber ihr gefiel seine lockere Art. Schade, dass er nicht in unserem Jahrgang ist... Er würde toll in unsere Clique passen!, überlegte Camilla aufrichtig. „Mit Zaubertränke hast du Probleme?“, erkundigte er sich schließlich grinsend. „Kann man so ausdrücken...“ „Stimmt es, dass du mal einen Kessel so in die Luft gejagt hast, dass Professor Torres ihn direkt über den Kopf bekommen hat?“ Etwas peinlich berührt senkte sie ihre Wimpern, während ihre Wangen rot anliefen: „Hmmm~... Ja... War aber keine Absicht, auch wenn er etwas anderes behauptet.“ Wieder brach Gelächter aus. Dieses Mal stellten sogar einige nach, wie Professor Erin Torres darauf reagiert haben mochte! Wie er verzweifelt versuchte, den Kessel wieder von seinem Kopf herunterzubekommen. Bei Erin Torres wäre es nett ausgedrückt, wenn man sagte, dass er allmählich in die Jahre kam. Inzwischen war er wirklich alt und manchmal wirkte er sogar schon ein bisschen senil. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er sich zur Ruhe setzen würde – ob nun freiwillig oder durch den Direktor. Bis es soweit war, unterrichtete er Zaubertränke und war zudem der Hauslehrer der Gehörnten Schlange – das Haus der Gelehrten. Er war auch wirklich klug! Nicht viele beherrschten die Kunst des Brauens besser als er. Trotzdem kam sie nicht gut mit ihm aus. „Wenn du möchtest, kann ich dir etwas Nachhilfe geben.“, schlug Cyrus lächelnd vor, nachdem das Gelächter endlich verklungen war. „Bist du denn des Wahnsinns?“, hakte Camilla irritiert nach. „Willst du etwa auch einen Kessel auf den Kopf? Oder Zaubertränke in jeder deiner Uniform?“ „Wie verlockend das auch klingen mag, würde ich dir lieber beibringen, wie du keine Kessel mehr in die Luft jagst...“ Schon wieder kicherte die Siebtklässler amüsiert. Langsam fragte sie sich, ob sie keine eigenen Unterhaltungen hatten, die sie führen konnten! „Dir ist schon klar, dass ich seit fünf Jahren jedes Mal meinen Kessel in die Luft jage, oder?“ „Ich habe davon gehört...“ „Und hast du auch gehört, dass ich das theoretische Wissen der Rezepte kann, es aber einfach nicht umgesetzt bekomme?“ „Ja, auch davon habe ich gehört.“, antwortete er immer noch amüsiert. Verzweifelt zuckte sie mit den Achseln, während sie ihn fassungslos anstierte: „Und wieso gehst du davon aus, dass du daran etwas ändern könntest?“ „Na, weil ich auch gehört habe, dass ich der beste Schüler meines Jahrgangs sei, dazu noch Quidditch-Kapitän und Sucher meiner Hausmannschaft.“, spottete er sarkastisch. „Und wahnsinnig...“, ergänzte Camilla schnaubend. „Ja, das auch.“, gestand Cyrus nüchtern. „Mein Lebenslauf muss sich prima lesen! Klassenbester, Quidditch-Kapitän, Sucher und Größenwahn. Ich werde mit Jobangeboten überhäuft werden!“ Eine Weile stierte sie ihn einfach nur an. Etwas böse, aber hauptsächlich verwirrt. Immerhin befand er sich im Abschlussjahr und würde genug damit zu tun haben, für die Prüfungen zu büffeln! Ganz zu schweigen davon, dass er seine Mannschaft trainieren musste... Allerdings brauchte sie dringend Hilfe für den Zaubertrankunterricht, damit sie dort nicht ausgeschlossen wurde. Viele magische Berufe setzten dort zumindest mittelmäßige Noten voraus. Andere wollten sogar, dass man einst im Leistungskurs gewesen war! „Wo ist der Haken...?“, hinterfragte Camilla schließlich skeptisch. „Kein Haken, kein doppelter Boden.“, versprach Cyrus Archer. „Ich würde dir einfach gerne helfen.“ „Ist das Mitleid? Wegen gestern?“ Cyrus senkte einen Augenblick lang seine Augen auf sein Essen, ehe er sie wieder anschaute: „Jein... Ich fühle mich mies, weil ich dich nicht gewarnt oder aufgehalten habe, aber ich will dir wirklich gerne helfen. Ich denke, dass du echtes Potenzial hast.“ „Na gut... Okay.“, stimmte sie schließlich doch zu. „Du bist super in Zaubertränke, soweit ich weiß... Also bist du wohl meine letzte Hoffnung.“ „Das macht mich gewissermaßen zu einem Helden. Zumindest, wenn ich es schaffe.“ „Nichts für ungut, aber daran glaube ich noch nicht.“ „Ich auch nicht, aber das ändert nichts daran, dass wir unser Bestes versuchen werden.“, lächelte Cyrus recht munter. „Okay, Cy... Wann willst du anfangen?“ „Cy?“, hinterfragte er sichtlich überrascht.“ „Ja, fiel mir spontan ein. Gefällt dir der Spitzel etwa nicht?“ „Doch... Klar, nenn‘ mich wie du möchtest.“ „Das hättest du nicht sagen sollen...“, meinte Camilla unheilvoll. An Spitznamen hatte sie ihren regen Spaß! Zumindest solange sie welche verteilte und man ihr keine als Gegenzug zurückgab. „Ich habe es in dem Moment bereut, als ich es mich sagen hörte.“, kicherte der Sucher amüsiert, zog das Angebot jedoch nicht zurück. „Hast du nicht nach dem Mittag auch eine Freistunde?“ „Ja, glaube schon.“ „Dann fangen wir da direkt an. Komm‘ nach dem Essen in die Bibliothek und wir gehen dort erstmal dein theoretisches Wissen durch.“ „Einverstanden.“ Du hast keine Ahnung, worauf du armer Tropf dich eingelassen hast!, dachte die Blondine. Obwohl sie nicht daran glaubte, dass er ihre Unfähigkeit in Zaubertränke beseitigen würde, freute sie sich irgendwie darauf mit ihm zu lernen. Mit etwas Glück würde er ihr zumindest zu einer etwas besseren Note verhelfen.   „So, so...“, hörte sie die vertraute Stimme von Noah sagen. „Du hast nun also einen persönlichen Nachhilfelehrer für Zaubertränke sagt man sich?“ „Was nicht alles passiert, während wir deren Trophäen polieren dürfen...“, seufzte Logan, der nun etwas wie Aiden klang. Das ließ vermuten, dass er etwas zu viel Zeit mit den Zwillingen verbrachte. „Nicht wahr? Wir rubbeln den Namen »Cyrus Archer« schön sauber und ahnen nicht, dass er hofft, dass unsere Camilla auch ihn mal rubbelt.“ Sofort lief Camilla hochrot an, als sie den doch eher eindeutigen Vergleich hörte und sah den Kichernden böse an: „Was um alles in der Welt denkst du eigentlich?“ „Du bist doch nicht ehrlich so naiv und glaubst, dass er dir bloß helfen möchte?“ „Ich muss Noah zustimmen.“, nickte Logan nachdenklich. „Kaum ist Oliver aus dem Rennen, will er dir schon Nachhilfe geben. Das Timing ist durchaus verdächtig.“ Die Blondine schnaubte wütend und setzte sich dann auf ihren angestammten Platz in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Langsam reichte es ihr mit den ganzen Verschwörungen über ihre vermeidlichen Verehrer. Noah und Logan setzten sich direkt zu ihr. Obwohl sie es vielleicht dabei belassen sollten, starrten sie sie an, als habe sie einen Hippogreif auf dem Kopf sitzen! Sie versuchte die Blicke wirklich auszublenden, doch das war genauso schwer wie in der großen Halle. „Was?!“ „Du magst ihn doch nicht etwa, oder?“, wollte Noah aufgeregt wissen. „Wisst ihr, es mag euch überraschen, aber Tatsache ist, dass ich viele Leute mag. Nur bei euch schwindet die Sympathie zunehmend...“ Gerade als Logan etwas beisteuern wollte, betrat ihr Lehrer schon den Raum. Professor Owen Ward war ein gutaussehender Mann, dem man das Alter aber allmählich ansah. Durch sein schwarzes, lockiges Haar zogen sich bereits graue Strähnen, was ihm aber einen gewissen Charme gab. Meistens hatte er einen drei-Tage-Bart, der nicht ganz so gepflegt war, wie er es sein könnte, aber keinesfalls schlimm wirkte. Auch darin konnte man vereinzelnd graue Stoppel ausmachen. Immer strahlte er von einem Ohr zum anderen. Camilla konnte sich kaum an einen Tag erinnern, an dem er mal schlechte Laune gehabt hatte. Außerdem war er wirklich ein verdammt guter Lehrer! Zudem auch noch der Hauslehrer von Wampus. Als Hauslehrer war er wirklich stets bemüht seinen Schülern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Manchmal wirkte er mit seinen Punkten vielleicht voreingenommen, doch er versuchte wirklich fair zu bewerten. Ab und zu verteilte er im Nachhinein sogar noch Punkte, wenn er beschloss, dass er doch nicht ganz unvoreingenommen gewesen war. Seinen Unterricht gestaltete er stets abwechslungsreich. Obwohl es eigentlich einen Duellclub gab, veranstaltete er im Unterricht trotzdem immer mal wieder Duelle. Entweder traten dann Schüler gegen Schüler an oder er gegen einen oder mehrere Schüler. Der Lerneffekt war wirklich enorm! Er zeigte ihnen jeden Fehler auf, aber auch was sie gut gemacht hatten. Erklärte ihnen, wie sie es besser machen konnten, wenn sie nochmals in solch eine Situation kamen. Wenn sie sich nicht duellierten, dann brachte er magische Geschöpfe mit. Erst erklärte er ihnen das theoretische Wissen, welches sie für diese Kreaturen benötigten und dann durften sie sich in ihrer Praxis erproben. Er versuchte immer jedem Schüler die Chance zu geben, sich mal an den Tieren zu versuchen, doch manchmal reichte die Zeit dafür leider nicht ganz aus. Nur auf Wunsch baute er den Unterricht manchmal rein theoretisch auf, wenn einzelne Schüler Nachhilfe in Bereichen brauchten, die für alle hilfreich sein konnten. Oder wenn sie sich wünschten, auf Prüfungen vorbereitet zu werden. „Wie sehr ich mich auch freue, dass Miss Blair ausnahmsweise nicht durch ihre Duellkünste in aller Munde ist, bitte ich Sie nun trotzdem, sich auf den Unterricht zu konzentrieren.“, begann Professor Ward die Stunde recht heiter. „Also bitte nicht diese mitleidigen Blicke, kein Getuschel und keine dummen Fragen.“ „Warum interessiert Sie das denn?“ „Haben Sie etwa auch von der Sache gehört?“ „Habe ich eben nicht irgendwas von keinen dummen Fragen gesagt?“, seufzte der Lehrer und beantwortete auch keine Frage, die danach kam. Woher weiß er das?, wunderte sich Camilla aufrichtig. Hören die Lehrer jetzt schon dem allgemeinen Tratsch zu? Oder petzen die Schüler zu viel an sie weiter? Dann fiel ihr aber wieder ein, dass ihre drei Kumpel Oliver in der Nacht überfallen hatten. Natürlich hatten sie begründen müssen, wieso sie es getan hatten und dabei war ihnen die Begründung des Betrugs gewiss über die Lippen gerutscht. Mit einem bitterbösen Seitenblick sah sie zu den zwei von den drei Freunden, die sie gerade zu fassen bekam: „Euer Ernst? Ihr habt es den Lehrern erzählt?“ „Na ja... Irgendwas mussten wir ja sagen!“ „Wie wäre es damit, dass es ein dummer Jungenstreich war? Eine Mutprobe?“, hakte sie genervt nach. „Pure Idiotie? Eifersucht? Es gibt doch so viel, was ihr hättet sagen können...“ „Wärst du dabei gewesen, dann hättest du uns das auch vor Ort sagen können, bevor wir geplaudert haben!“, wehrte sich Noah empört. „Aber ich war nicht da... Ich wusste es nicht mal.“ Logan sah beschwichtigend zwischen seinen beiden Freunden hin und her: „Jetzt ist es halt passiert. Wir wurden doch schon dafür bestraft...“ „Aber noch nicht von mir.“, zischte Camilla erbost. Dafür würden die drei bluten! Keiner der Jungen wollte mehr etwas zu seiner Verteidigung sagen. Vermutlich war es auch besser so, weil sie wirklich verärgert über ihr unüberlegtes Handeln war. „Bevor sich unser traumhaftes Trio noch die Köpfe einschlägt, fangen wir lieber mal an.“, gluckste Professor Ward, als habe er gerade einen ausgezeichneten Witz gemacht. „Heute wollen wir uns mal einem Irrwicht widmen. Was können Sie mir über Irrwichte erzählen?“ Einige Hände schossen in die Höhe. Größtenteils waren es Schüler aus dem Haus Wampus, was nicht wirklich überraschte. Natürlich waren die Gehörnten Schlangen Gelehrte, doch sie interessierten sich für andere Bereiche. „Man weiß nicht wirklich, wie ein Irrwicht tatsächlich aussieht, Sir.“, sagte ein Mitschüler aus dem Haus Wampus deutlich. „Sobald er sich einem Menschen offenbart, nimmt er sofort die Form von dessen Angst an.“ „Es ist die größte Angst von der Person!“, ergänzte ein anderer Mitschüler eifrig. „Sehr gut. Was wissen Sie noch?“ „Irrwichte fühlen sich besonders wohl an dunklen Orten, wie zum Beispiel Schränke. Je enger desto besser.“ „Und weiß auch jemand, wie man einen Irrwicht besiegen kann?“, hakte Professor Ward durchaus zufrieden nach. Nun hoben sich nicht mehr ganz so viele Hände. Ab diesem Punkt wurde die Theorie durchaus etwas schwieriger in Worte zu fassen. „Miss Blair? Was ist mit Ihnen?“, sagte er dann fragend. „Sie sind doch sonst ein wandelndes Lehrbuch, wenn es um die Verteidigung gegen die Dunklen Künste geht.“ „Sie meinten, ich soll mich mehr zurücknehmen, damit meine Mitschüler sich beweisen können.“ „Ja, das ist wahr, aber ausnahmsweise dürfen Sie das ignorieren.“ Camilla seufzte schulterzuckend, nahm es aber so hin: „Man muss sich seiner größten Angst stellen und sie vor dem geistigen Auge in ein absolut lächerliches Bild umwandeln, über das man lachen kann. Dann muss man den Riddikulus-Zauber auf den Irrwicht anwenden, um ihn in diese lächerliche Erscheinung zu zwingen. Wenn er ausreichend ausgelacht wurde, dann verpufft er in sich und die Gefahr ist gebannt. Man muss aber darauf achten, dass der Irrwicht sich immer auf eine Person konzentrieren kann, weil er sonst ständig die Gestalt wechselt. Das verwirrt den Irrwicht zwar, aber man kann ihn auch nicht besiegen.“ „Wirklich sehr schön! Fünfzig Punkte für Wampus für diese zahlreichen und korrekten Antworten.“ Stolzes Getuschel ging durch die Reihen der Wampus-Schüler. Vielleicht punkten sie in anderen Fächern nicht so gut, aber zumindest hier fühlten sie sich wie Riesen. Immerhin hatten sie in den letzten drei Jahren auch stets den Hauspokal gewonnen. Auch, weil ihre Mitglieder stets so mutig waren und sich allen möglichen Gefahren stellten. Camilla war schon öfters im Pokalzimmer. Dort gab es wirklich viele Auszeichnungen für den besonderen Dienst an der Schule. Die meisten gehörten den Wampus-Schüler, die sich Monstern gestellt oder Mitschüler vor Gefahren gerettet hatten. Manche waren dabei selbst gestorben... Trotzdem hatten sie ihre Punkte und Auszeichnungen bekommen. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie ziemlich stolz auf ihr Haus war. Es hatte solch eine lange, ruhmreiche Geschichte! „Ich denke, wir üben ein paar Mal den Zauberspruch und dann gehen wir an die Praxis.“, schlug Professor Ward stolz vor. Alle standen auf und ahmten die Bewegungen ihres Lehrers nach und sprachen den Zauber nach. Erst, als er sich sicher war, dass jeder ihn sauber aussprechen konnte und die Bewegungen korrekt waren, führte er sie zu dem großen Nebenraum. Hier fanden stets die praktischen Übungen statt. Es gab genug Platz, um selbst größere Bestien zu beherbergen oder im Falle von Duellen Kreise zu bilden, um eine Arena zu gestalten. Außerdem gab es kaum Möbel, die versehentlich zu Bruch gehen konnten. Heute stand mitten im Raum ein recht kleiner, aber robuster Schrank. Er konnte sicherlich von einer Person getragen werden, solange er leer war. Problemlos ginge es gewiss mit zwei Leuten. Das perfekte Versteck für einen Irrwicht. „Wer möchte anfangen?“, erkundigte sich der Lehrer heiter. „Freiwillige?“ Natürlich sprangen fast alle Wampus-Schüler voran und wollten sich direkt mit dem Irrwicht messen. Das war keine besonders große Überraschung mehr. „Bitte erstmal nur einer, um das Prinzip mal vorzuführen.“, erklärte der Professor dann nüchtern. „Wie wäre es mit Ihnen, Mister Jenkins?“ „Natürlich, Professor Ward.“, antwortete Logan und zog dabei seinen Zauberstab. Er war einer der wenigen Schüler aus dem Haus Wampus gewesen, welcher nicht vorangesprungen war. Professor Owen Ward war offenbar recht beeindruckt davon, dass der Schüler trotzdem so mutig vortrat. Also wollte er ihm die Show auch nicht stehlen. Stattdessen öffnete er die Tür des Schrankes und etwas materialisierte sich sofort. Es nahm die Gestalt eines gigantischen Wolfes an, der keiner war. Noah und Camilla wussten sofort, dass es Oliver in seiner Werwolf-Gestalt war. Jener, der das zähneknirschend beobachtete. Diese Angst verstand die Blondine durchaus. Werwölfe konnten richtige Killermaschinen sein, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht in den Griff bekamen. Erst recht, wenn sie sich nicht anketten oder einsperren ließen! Logan wappnete sich, richtete den Zauberstab auf den Werwolf und rief deutlich: „Riddikulus!“ Plötzlich verpuffte der böse, große Werwolf und verwandelte sich stattdessen in einen niedlichen Welpen, der mit einem Wollknäul spielte. Ganz ausgelassen, als gäbe es kein schöneres Spielzeug auf der Welt. Die Klasse begann zu lachen und auch der Lehrer amüsierte sich köstlich über diese Lösung. Anschließend forderte er sie auf, sich in einer Reihe aufzustellen und sich nacheinander dem Irrwicht zu stellen. Es kam zu üblichen Ängsten wie Spinnen, missglückten Zaubersprüchen, Schläger aus der Nachbarschaft und ähnliches. Olivers Angst überraschte wiederum nur jene, die noch nicht wussten, dass er ein Werwolf war. Es war der Vollmond, den er zu einem grinsenden Smiley machte, über den sich alle amüsieren konnten. Noahs Angst selbst war schon zum Lachen. Vermutlich hatte er es auch selbst beeinflusst, denn bei ihm verwandelte sich der Irrwicht in Broccoli. Das wurde nur dadurch witziger, dass er dem Broccoli einen Zylinder, einen Stock und eine Fliege zauberte und das Gemüse munter tanzen ließ. Anschließend war Camilla an der Reihe. Eigentlich dachte sie an Spinnen, doch dann plötzlich fielen ihr diese eigenartigen Träume wieder ein. Und statt einer Spinne, sah sie sich auf einmal dem Esstisch gegenüber, auf dem blutüberströmt ihre toten Väter lagen. Mit einem Schlag entwich ihrem Gesicht jegliche Farbe, während sie entsetzt das deutliche Bild anstarrte. Es fehlte nur noch der fahlhäutige Mann, dann wäre es ein perfekt nachgestellter Albtraum! Doch sie vermutete, dass es besser so war, dass er nicht auch noch auftauchte. Die Blondine war außerstande etwas zu tun. Ihr fiel beim besten Willen auch nichts ein, was aus diesem Szenario etwas Witziges machen konnte. Zu ihrer ehrlichen Erleichterung sprang der Professor dazwischen und der Irrwicht verwandelte sich erneut. Bei ihm verwandelte sich die Kreatur in einen unheimlichen Clown, der wie aus einem Horrorfilm aussah. „Riddikulus!“, rief Professor Ward deutlich und er verwandelte sich in ein Clown-Spielzeug. Alle begannen zu lachen und der Irrwicht verpuffte einfach. Sie hatten ihn besiegt, auch wenn es durch Camilla nun ein bisschen knapp geworden war. „Wir haben es geschafft und machen für heute Schluss. Wiederholen Sie zur nächsten Stunde bitte, was wir heute gelernt haben und schreiben es auf fünf Seiten Pergament. Danke.“, sagte er mit klarer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Miss Blair, bitte bleiben Sie noch.“ Gerade noch hatte sie sich davonstehlen wollen, doch das wusste ihr Hauslehrer natürlich zu verhindern. Seufzend verdeutlichte sie ihren beiden Kumpels, dass sie gehen sollten. Vorher würde das Gespräch ohnehin nicht anfangen und sie brauchte niemanden, der ihre Hand hielt. Tatsächlich wartete Owen Ward solange, bis kein einziger Schüler mehr in dem großen Nebenzimmer war. Nebenan konnte man zwar noch hören, wie Schulsachen eingepackt worden und sich die Schüler leise miteinander unterhielten, doch das sperrte er aus, indem er die Tür schloss. Nachdenklich schob er den kleinen Schrank beiseite, den er für den nächsten Irrwicht wieder benutzen würde. Immerhin gab es noch weitere Klassen, die den Umgang mit solch einem Wesen lernen mussten. Sie eigneten sich auch für Trockenübungen, wenn man Schülern andere Zauber beibringen wollte. „Muss ich irgendwas wissen?“, fragte er endlich. „Ist Zuhause etwas vorgefallen?“ „Nein, Sir.“, antwortete Camilla wahrheitsgemäß. „Und das, was eben passiert ist? Das waren ihre beiden Väter... Ich kenne sie flüchtig.“ „Ich hatte nur ein paar Albträume, die mir eben leider wieder hochgekommen sind, Sir.“ „Scheinen aber sehr detaillierte Albträume zu sein, Miss Blair.“, sagte er sichtlich beunruhigt. „Ja, das ist wahr, aber doch nicht ungewöhnlich, oder?“ Er schwieg eine Weile und wirkte nachdenklich. Das beunruhigte ihn alles so sehr, dass auch sie anfing sich damit noch unwohler zu fühlen. „Wie oft haben Sie denn diesen Traum?“ „Ein... paar Mal...“ „Miss Blair.“, hauchte der Lehrer tadelnd. „Seit Wochen fast jede Nacht.“ Erneut hüllte er sich in Schweigen und schien darüber zu sinnieren, womit er es hier zu tun hatte. Doch so wirklich schien er sich keinen Reim aus dem Ganzen machen zu können. Angespannt ging er in dem Raum auf und ab, während sein Blick in die Leere gerichtet schien. Entweder wusste er etwas, was sie nicht wusste oder er war ein wirklich fürsorglicher Lehrer! „Was ist denn los, Professor?“, hakte Camilla schließlich ratlos nach. „Finden Sie es nicht eigenartig, dass Sie immer denselben Traum haben, Miss Blair?“ „Ist das denn wirklich so ungewöhnlich?“ „Menschen haben eigentlich unterschiedliche Träume...“, seufzte Professor Ward ernst. „Manchmal wiederholen sie sich, aber nicht so oft wie Ihrer.“ „Wollen Sie damit andeuten, dass mit mir irgendwas nicht stimmt?“ „Oh nein!“, keuchte er sichtlich entsetzt. „Das habe ich nicht sagen wollen... Aber Sie sind doch leicht autistisch, oder?“ „Ja...“, antwortete die Blondine und fühlte sich sichtlich unwohl dabei. Über ihren Autismus sprach sie nicht gerne, auch wenn er nicht so stark ausgeprägt war. „Nehmen Sie Ihre Medikamente?“ „Selbstverständlich. Und ich mache meine Übungen. Ich werde kaum noch davon beeinträchtigt...“ „Also haben Sie nicht so etwas wie einen Schub?“, fragte der Lehrer besorgt. Langsam schüttelte Camilla verneinend ihren Kopf. Dafür war ihr Autismus tatsächlich nicht stark genug! Zwar hatte sie deutliche Schwächen im Bereich der Rechtschreibung, des Lesens und manchmal auch beim Sprechen, doch das hatte sie inzwischen in einen annehmbaren Rahmen bekommen. Selbst ihre zwischenmenschlichen Interaktionen hatten sich in einen wirklich guten Bereich eingependelt. Zwar fiel ihr langer Blickkontakt immer noch schwer oder Gefühle richtig zu deuten, doch es war nichts, wenn sie an ihre Kindheit dachte. Als die Krankheit entdeckt worden war, hatten ihre Väter sie in spezielle Kurse und zu Therapeuten geschickt. Sie hatte dabei viele Autisten getroffen, die sehr stark ausgeprägte Symptome gehabt hatten. Dagegen war sie beinahe kerngesund! Sie wusste nicht, warum alle so viel Aufhebens wegen dieser Einschränkungen machten. Immerhin brachte ihr das auch ein paar Vorteile. Sie konnte wirklich sehr gut rechnen, malen und zeichnen. Räumliches Denken fiel ihr viel leichter als dem Durchschnitt und ihr Gedächtnis war sehr gut ausgeprägt. Manche würden sagen, dass diese Vorteile ein miserabler Preis gegen die Nachteile waren, doch sie hatte eben gelernt, mit ihren Einschränkungen zu leben. Vielleicht war es an der Zeit, dass ihr Umfeld diesem Beispiel einfach folgte. „Sollten die Träume in nächster Zeit nicht verschwinden, dann sagen Sie mir bitte Bescheid, Miss Blair.“, bat Professor Ward eindringlich. „Wir sollten es dann doch mal untersuchen lassen.“ „Natürlich, Sir.“, log Camilla ohne zu erröten. Sie würde sich von diesen Albträumen doch nicht ihr Leben zitieren lassen! Es waren nur Träume... „Sie dürfen gehen, Miss Blair.“, seufzte er schließlich unzufrieden. „Gute Besserung.“ „Ich bin nicht krank.“ „Streng genommen sind Sie sogar chronisch krank...“ „Aber dann kann sich das ja auch nicht wirklich bessern, Professor Ward.“ „Miss Blair...“, setzte der Lehrer wieder tadelnd an. „Wieso müssen Sie über alles diskutieren?“ „Weshalb diskutieren Sie immer zurück?“ Erneut seufzte er und zuckte dann mit den Schultern: „Ich weiß es beim besten Willen nicht...“ „Da haben Sie ihre Antwort. Schönen Tag noch.“ Mit einem letzten Blick zum besorgten Lehrer drehte sie sich um und verschwand aus dem Nebenraum. Sie packte ihre Schulsachen so schnell sie konnte und eilte dann direkt zur nächsten Unterrichtsstunde. Logan und Noah hatten ihr einen Zettel hinterlassen, dass sie nicht auf sie warten konnten, weil die Zeit zu knapp wurde. Um keine Punkte zu riskieren – vor allem nach ihrer nächtlichen Misere – wollten sie lieber pünktlich sein. Das fand Camilla vollkommen in Ordnung. Sie war sogar ganz froh darüber, dass sie mal alleine durch die Flure schlendern konnte. Keine mitleidigen Blicke und kein dummes Getuschel. Keine Fragen... Und keine langen Begründungen dafür, warum man nun unbedingt auf Oliver losgehen müsse.   Seit sicherlich einer Stunde saß sie nun zusammen mit Cyrus Archer in der gigantischen Bibliothek und ließ sich von ihm ausfragen. Immer wieder bekundete er, dass er sehr von ihrem theoretischen Wissen beeindruckt sei. Ab und an stellte er nämlich auch Fragen zu Tränken, die sie noch nicht im Unterricht gehabt hatten. „Wie kommt es, dass du jeden Kessel in die Luft jagst?“, hinterfragte Cyrus nach einer Weile sichtlich verwirrt. „Mit deinem Wissensstand sollten die Kessel eigentlich für dich tanzen!“ „Ich weiß es nicht... Vielleicht bin ich einfach zu unkonzentriert, wenn es an die Praxis geht.“ „Ist dir denn schon mal irgendein Zaubertrank geglückt? Ohne Zwischenfälle?“ „Hmm... Ja, zwei oder drei.“, offenbarte Camilla nachdenklich. „Im ersten Jahr. Der Heiltrunk gegen Furunkel unter anderem.“ „Hast du da etwas anders gemacht als heutzutage?“, hinterfragte der Sucher interessiert. Eine Weile dachte sie angestrengt darüber nach. Immerhin war das inzwischen etwa vier Jahre her! Zu dieser Zeit war sie noch mächtig unbeliebt gewesen und hatte nur Logan als Freund gehabt. Sie hatte am Anfang ihrer magischen Ausbildung gestanden und ihr freudig entgegengeblickt. Niemals würde sie tauschen wollen! Niemals an diesen Punkt zurückwollen... Auch nicht an jenen Tag, als sie ihr erstes Duell bestritten und gewonnen hatte. Als alle jubelten und ihre Fähigkeiten bewunderten, war sie sich eine Zeit lang wirklich außergewöhnlich vorgekommen – wie der Star der Schule. Zuvor hatten ihre Mitschüler auch schon ihren Namen gekannt, ihn aber wie eine Beleidigung ausgespuckt oder ihre homosexuellen Eltern beleidigt. Doch ab diesen Tag an wollten viele von ihr Tipps bekommen und wissen, wie sie gewonnen hatte. Dann gewann sie ihr zweites Duell... Ein drittes... Selbst gegen Professor Ward stellte sie sich nicht allzu dumm an, obwohl er ihr natürlich weit überlegen gewesen war! Plötzlich wollten alle ihre Freunde sein. Niemals hatte sich die Blondine einsamer gefühlt als in ihrem ersten Jahr. Nur Logan und die Zwillinge hatten recht schnell erkannt, wer sie wirklich war. Sie behandelten sie ganz normal. Hier und da waren Neckereien gefallen, doch sie hatten niemals an ihr gezweifelt. „Ich wüsste nicht, was anders war...“, flüsterte Camilla etwas unruhig. „Nur, dass mich da alle noch gehasst haben und die Tränke leichter waren.“ Überrascht zuckten die Augenbrauen von Cyrus hoch, während er sie besorgt anblickte: „Wieso denkst du, dass sie sich gehasst haben?“ „Weil sie es gesagt haben, Cy.“ „Ehrlich?“, fragte er sichtlich überrascht. „Oh ja... Laufend. Mein erstes Jahr war mit Abstand das Schlimmste.“ „Aber du warst doch wegen deiner Duellkünste so schnell aufgestiegen?“ „Das stimmt, aber es gab immer diejenigen, die vermuteten, dass ich irgendwie schummle.“, gestand die Blondine seufzend. „Das ist doch absurd!“, schnaubte Cyrus erbost. „Wie hätte eine Erstklässlerin denn bitte schummeln können? Und auch noch unter der Aufsicht eines geschulten, erfahrenen und intelligenten Professors.“ „Nun klingst du etwas verliebt.“ „W-Was...?“, hickste der Quidditch-Kapitän sichtlich nervös, während er puterrot anlief. Sie hatte niemals so einen intensiven Rotton in dem Gesicht eines Menschen gesehen! Nicht mal, nachdem ein Fluch ihn getroffen hatte. Trotzdem ließ sie ihn eine Weile zappeln. Grinsend blätterte sie in den Zaubertrankbüchern herum, die sie aus den Regalen genommen hatten. Doch eigentlich las sie nicht wirklich, was drinstand. „Blair...“ „Immer noch Camilla, wenn es genehm ist.“, erwiderte sie salopp. „Camilla...“, korrigierte er sich angestrengt. „Was hast du gemeint?“ „Na, so wie du über Professor Ward sprichst...“, begann die Jüngere grinsend und sah Cyrus in die verlegenen Augen. „Du hast ziemlich liebestrunken geklungen.“ Sichtlich entspannten sich seine Schultern. Er hatte offenkundig geglaubt, dass sie auf seine Gefühle für sie anspielte. Da war sie sich bis eben jedoch nicht sicher gewesen, ob die Gerüchte stimmten. So, so... Mister Cyrus Archer ist also tatsächlich in eine Fünftklässlerin verknallt, die Quidditch hasst., dachte Camilla amüsiert. Obwohl sie es nicht so ganz nachvollziehen konnte. Bis gestern hatten sie kaum miteinander gesprochen! Doch das Herz wollte, was das Herz wollte. Sie konnte das nachvollziehen, wenn auch nicht selbst nachempfinden. Camilla hatte ihr Herz noch nie verschenkt. Ob sie es vielleicht an Cyrus verschenken könnte, wusste sie nicht genau. „Okay... In Ordnung...“, rang der Sucher endlich um Fassung. „Du wüsstest also nichts, was du damals anders gemacht haben könntest?“ „Nicht wirklich. Aber bedenke, dass die Tränke auch viel einfacher waren als jetzt.“ „Ja, das stimmt natürlich, aber eigentlich wird der Schwierigkeitsgrad ja langsam gesteigert... Du müsstest also theoretisch gemeinsam mit den anderen wachsen.“ „Wachsen scheint bei Zaubertränken nicht so mein Ding zu sein. Eher schrumpfen...“ Cyrus schmunzelte etwas und blickte sie wieder an: „Ich werde mal Professor Torres bitten, dass er uns den Zaubertrankraum außerhalb seiner Schulstunden zur Verfügung stellt, damit wir gemeinsam üben können.“ „Du solltest lieber nicht erwähnen, dass du mit mir üben möchtest...“ „Warum?“ „Na ja...“, murmelte Camilla etwas unwohl in ihrer Haut. „Ich darf seit einigen Tagen nicht mehr selbst Zutaten in die Kessel packen, sondern nur noch Zutaten schnippeln oder zerstoßen. Er vertritt offenbar die Meinung, dass das für alle sicherer ist.“ „Dein Ernst?“, fragte er sichtlich überrascht. „Sehe ich so aus, als würde ich scherzen?“ „Nein...“ „Ich muss gestehen, dass er wahrscheinlich recht damit hat.“ „Er kann dir doch nicht verweigern, dir etwas beizubringen, Camilla!“, widersprach Cyrus sichtlich wütend. „Du kannst das alles nicht überwinden, wenn man dir keine Chance gibt, dich zu beweisen.“ „Ja, mag sein, aber ich muss ja auch nicht in allem gut sein...“ „Selbstverständlich nicht, aber Zaubertränke ist für viele magische Berufe notwendig.“ „Weiß ich...“, seufzte die Blondine. „Professor Ward meinte aber auch, dass ich mich nicht zu sehr verbiegen soll. Wenn es mir nicht liegt, liegt es mir halt nicht...“ „Das finden wir erstmal zusammen raus.“, sagte der Sucher nun noch motivierter. „Ich regle das mit der Sondergenehmigung für unsere Nachhilfestunden, Camilla.“ „Ehrlich?“ „Natürlich! Ich habe gesagt, dass ich mich dieser Herausforderung stellen möchte und ich habe es so gemeint.“ „Danke...“, flüsterte Camilla aufrichtig. Erstaunt blickte er sie an, als habe sie sich gerade in eine Tomate verwandelt: „Wofür? Noch habe ich gar nichts getan.“ „Du tust schon verdammt viel, Cy. Mehr als du tun müsstest... Egal, ob du es schaffst oder nicht, es bedeutet mir wahnsinnig viel.“ Die Brust des Kapitäns schien vor lauter Stolz anzuschwellen! Er lächelte von einem Ohr zum nächsten. Es stand ihm wirklich sehr gut zu Gesicht. Eine Weile sah Camilla ihn einfach nur an. Hörte nicht mehr, wie er ihr ein paar Sachen für Zaubertränke erklärte. Ihr Tipps für bestimmte Verarbeitungen gab, damit es ihr leichter von der Hand ging. Er ist wirklich ein fröhlicher Mensch..., sinnierte sie und merkte kaum, wie sie selbst lächeln musste. Schade, dass es sein letztes Jahr in Ilvermorny ist. Irgendwann musste Camilla dann doch blinzeln und so den Blick von dem eifrigen Cyrus Archer abwenden. Er erklärte gerade ein paar Kräuter und wie der Trocknungsprozess besonders schnell verging. Jedoch ging es einfach in einem Rauschen unter, als habe jemand ihr gerade Watte in die Ohren gestopft. Als sich ihre eisblauen Augen wieder öffneten, kam es ihr vor, als sei sie in einem ihrer Albträume gefangen! Jäh war Cyrus nicht mehr dabei, ihr alle möglichen Dinge zu erklären, sondern stattdessen lag er mit leerem Blick auf den Büchern. Überall strömte sein Blut aus seinem Körper heraus, als habe er auf einmal tausende Messerstiche abbekommen. Ihr Puls schnellte in die Höhe, während sie ihren Blick langsam auf ihre eigenen Hände senkte. Mit aufgerissenen Augen stellte sie fest, dass sie zwei Messer in ihren blutigen Händen hielt. An ihnen war nichts Besonderes. Es waren ganz einfache Küchenmesser, die sie überall herhaben konnte. Mehr und mehr weiteten sich ihre Pupillen. Sie überlegte, woher sie die Klingen haben könnte. Ob sie vielleicht schlafgewandelt war! Aus einem Impuls heraus wollte sie sogar nach der Verletzung an ihrem rechten Arm gucken, konnte diesen Drang aber unterbinden. „Er ist ein niemand.“, hauchte plötzlich diese zischende, eigenartige Stimme in ihrem Kopf. „Du bist zu Großem bestimmt, mein Kind. Er wird dich nur aufhalten. Und du weißt es. Du willst sein Blut sehen.“ „Nein!“, hörte sie sich plötzlich laut aufschreien. Ihr Herz schlug ihr beinahe bis zum Hals! „Camilla...?“, hörte sie Cyrus plötzlich fragen. „Ist alles in Ordnung? Ich bezweifle, dass du so sehr meiner Erklärung widersprechen willst...“ Mit einem Mal war all das Blut verschwunden, als sie aufblickte. Cyrus Archer lag nicht mehr in einem roten Meer mit matten Augen, die von Panik erfüllt waren. Und als sie auf ihre Hände guckte, waren auch diese sauber. Von den Messern fehlte jede Spur. Verliere ich etwa den Verstand?, fragte sie sich selbst. Hat mir die Sache mit Oliver den Rest gegeben? Langsam glaubte sie, dass Professor Ward recht haben könnte. Vielleicht brach ihr Autismus nun doch richtig aus und beraubte sie ihrer Wahrnehmung. Allerdings hatte sie noch nie von solch extremen Symptomen gehört wie bei ihr! „Camilla?“ Endlich riss sich das Mädchen aus ihrer Starre und hob den Blick zu dem Siebtklässler: „Was...? Was hast du gesagt...?“ „Soll ich dich lieber auf die Krankenstation bringen, Camilla?“, erkundigte sich Cyrus sichtlich besorgt. „Du siehst extrem blass aus.“ „Ähm... Ich...“, stammelte sie und wusste doch nicht, was sie sagen sollte. Solch ein Erscheinung war ihr noch nie untergekommen und sie wusste nicht, ob sie ihm davon berichten sollte oder ob es besser war zu schweigen. Vor allem, weil niemand wohl etwas gesehen hatte. Langsam ließ sie ihren Blick schweifen. Alle Schüler, die bis eben noch ruhig in der Bibliothek gelernt hatten, starrten sie mit offenen Mündern an. Einige tuschelten miteinander. Niemand sah so aus, als habe er gerade Unmengen Blut und einen toten Cyrus gesehen. Wenn sie den Verstand verlor, dann musste es ja auch unbedingt unter Zuschauern geschehen! Die hatten sowieso alle schon Mitleid mit ihr... Nun würde sich herumsprechen, dass sie durch die heftige Trennung durchdrehte. „Lass‘ uns erstmal hier herausgehen...“, schlug Cyrus vor. Rasch erhob er sich, um die Bücher wieder in die dazugehörigen Fächer zu schieben. Zittrig zog sie sich derweil am Tisch hoch, damit sie gehen konnten. Jedoch spürte sie, wie ihr schwindelte. Beinahe wäre sie gestürzt, doch das Wegknicken hatte der Kapitän wohl wahrgenommen, um sie im letzten Moment aufzufangen und zu halten. Vorsichtig drückte er sie an seinen Körper, der vielleicht nicht breit war, aber durchaus trainiert. Das sah man ihm gar nicht an. Beinahe bereute es Camilla, dass sie nicht unter anderen Umständen an ihn lehnen durfte. Viele würden das auch anders darstellen, sodass sich zahlreiche Gerüchte um ihre Beziehung verbreiten würden. Es versprach ein anstrengendes, restliches, fünftes Jahr zu werden... „He, kannst du die restlichen Bücher bitte wegräumen?“, erkundigte sich Cyrus freundlich bei einem Schüler, den sie nicht sehen konnte. „Klar, mach‘ ich.“, stimmte das Mädchen quiekend zu. Offensichtlich ein Fan des Suchers. Nun hatte sie zumindest die Möglichkeit, um bei ihren Freundinnen zu prahlen! Durchaus zärtlich zog er Camilla derweil aus der Bibliothek heraus und befreite sie so von den ganzen neugierigen Blicken. Sofort fühlte sie sich besser. Natürlich waren ihre Knie immer noch weich, aber zumindest konnte sie freier atmen. „Ich bringe dich nun zum Krankenflügel.“, sagte Cyrus Archer streng. Sein Tonfall ließ eigentlich keinen Widerspruch zu. Trotzdem schüttelte sie ihren Kopf: „Nein... Bitte... Kannst du mich stattdessen zu Professor Ward bringen?“ „Ähm... Zu Professor Ward?“, hinterfragte er überrascht, nickte dann aber bleiern. „Wenn dir das lieber ist? Dann bringe ich dich dahin.“ Was auch immer nicht mit ihr stimmte, schien einen magischen Ursprung zu haben. Entweder das oder sie wurde wahnsinnig! So oder so war es besser, wenn ihr Hauslehrer sich dieser Sache annahm, der sowieso schon grob im Bilde war. Cyrus erwies sich als Gentleman, der keine weiteren Fragen stellte. Stattdessen schirmte er sie so gut wie möglich von neugierigen Blicken ab, während er sie zu den Räumlichkeiten von dem Professor zu schaffen versuchte. Als sie diese endlich erreichten, lehnte er sie vorsichtig an eine Wand und eilte zur Tür. Durchaus energisch klopfte der Siebtklässler an, wartete aber keine Antwort ab, als er einfach die Tür öffnete. Ihm blickte eine Klasse lauter Erstklässler neugierig entgegen. Camilla konnte ein paar Mädchen verzückt seufzen oder aufgeregt kichern hören. Sicherlich wussten viele von ihnen, wer Cyrus war. Der Rest nahm dafür wahr, dass er ein älterer, durchaus attraktiver Junge war. Camilla konnte sich gut vorstellen, dass viele der Jungs ihn bewundernd anstarrten. Bestimmt tuschelten sie auch schon darüber, weshalb er hier war und ob er einen von ihnen vielleicht für ein Probetraining einladen wollte. „Mister Archer?“, hörte sie die überraschte Stimme von Professor Ward. Er hatte den Schülern bestimmt gerade etwas erklärt. „Bitte entschuldigen Sie die Störung, Professor.“, sagte Cyrus so freundlich, wie es ihm in dieser Situation möglich war. „Ich würde nicht stören, wenn es nicht außerordentlich wichtig wäre. Hätten Sie ein paar Minuten Zeit?“ „Selbstverständlich.“, antwortete der Wampus-Hauslehrer besorgt und drehte sich nochmals zu seiner Klasse. „Gehen Sie bitte Seite einundzwanzig mit Ihrem Sitznachbarn durch. Sollten Sie fertig sein, bevor ich zurück bin, dann schreiben Sie einen mehrseitigen Aufsatz zu Hauselfen. Vollständig. Ihre Geschichte und ihre Rolle in unserer Gesellschaft und warum sie sehr gefährlich für Zauberer werden können.“ Allgemeines Gemurmel brach aus, aber keiner widersprach den Anweisungen. Es war eine schwierige Aufgabe für Erstklässler. Camilla konnte sich denken, dass er das absichtlich gemacht hatte, damit sie definitiv beschäftigt blieben. Wenn ein Schüler in eine laufende Stunde hereinplatzte, war es meistens wirklich dringend. Gemeinsam mit Cyrus verließ er die belebte Klasse in den Flur. Er sah überrascht aus, als er die Blondine an der Wand lehnend vorfand. Und das so gar nicht lässig! Sie schwitzte und ihr Gesicht sah käsig aus. „Miss Blair...?“, fragte er überrascht. „Was ist denn mit Ihnen passiert? Noch einem Irrwicht begegnet?“ Sie musste zugeben, dass diese Vermutung gar nicht soweit hergeholt war. So hatte sie heute Morgen bestimmt auch ausgesehen, als der Irrwicht sich in ihre toten Eltern verwandelt hatte! Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sogar glauben, dass ihr in der Bibliothek ein Irrwicht erschienen war, doch dann hätten die anderen es auch gesehen. „Nein, Sir, wir haben keinen Irrwicht getroffen.“, erklärte schließlich Cyrus. „Wir hatten in der Bibliothek gelernt und plötzlich hat sie geschrien. Sie war auf einmal leichenblass und ist seither kaum ansprechbar... Ich wollte sie in die Krankenstation bringen, aber sie wollte lieber zu Ihnen, Professor.“ „Ich verstehe.“, murmelte Professor Ward besorgt. „Danke, Mister Archer, Sie können jetzt gehen.“ „Aber-...“ „Sie haben doch noch Unterricht?“ „Ja, natürlich habe ich das...“ „Na also. Gehen Sie bitte zum Unterricht.“ Cyrus schien sich nicht wohl damit zu fühlen, sie hier alleine mit dem Hauslehrer zu lassen, merkte aber, dass er keine Wahl hatte. Deshalb nickte er schließlich: „Na gut... Okay. Bis später, Camilla, gute Besserung.“ „Ja, danke sehr...“, murmelte sie kleinlaut. Camilla beobachtete, wie der Siebtklässler sich zurückzog, aber immer wieder Blicke über die Schulter warf. Irgendwas sagte ihr, dass der Sucher sie sobald wie möglich aufsuchen würde, um zu erfahren, wie es ihr ging. Ab diesem Tag an würde er vielleicht sogar an ihren Fersen kleben, um ihr zu helfen. Noch war sich die Blondine nicht sicher, ob ihr das wirklich gefiel. „Wollen Sie mir nun bitte erklären, was genau los ist, Miss Blair?“ „Ich hatte wieder einen Albtraum...“ „Wir haben erst heute darüber gesprochen, Miss Blair.“, erinnerte er sie skeptisch. „Es hätte mich gewundert, wenn es sofort aufgehört hätte.“ „Sie verstehen nicht, Sir...“ „Dann erklären Sie es mir, bitte.“ „Ich hatte einen Albtraum.“, versuchte Camilla es erneut. „Während ich wach war.“ Nun konnte sie in seinem Gesicht deutliche Panik erkennen, während er sich an die Stirn fasste. Sofort ging er in die Klasse und beendete den Unterricht für heute. Er gab ihnen zwar ein paar Hausaufgaben dafür auf, aber nicht ansatzweise genug für die geschenkte Zeit. Als alle Schüler weg waren, griff er ihr sanft an den Oberarm und zog sie mit sich. Er ging mit ihr zu seinem Büro: „Wir müssen sofort mit dem Training beginnen. Ich habe zu lange damit gewartet...“ „Sir...?“, fragte sie fast heiser, während er sie mitzog. „Wovon sprechen Sie bitte?“ „Wieso habe ich auch geglaubt, dass ich damit bis zu Ihrem letzten Jahr warten könnte?“, redete er offenkundig mit sich selbst, denn er sah sie kein einziges Mal an. „Was für ein Training?“ Er antwortete ihr immer noch nicht, sondern setzte sie auf einen seiner Stühle. Sie waren auffallend bequem, doch das nahm ihr nicht die Angst. Also versuchte die Blondine es nochmals: „Professor Ward... Von was für einem Training sprechen Sie? Was ist denn los?“ „Okklumentik, Miss Blair.“, antwortete der Mann endlich. „Ich werde Ihnen Okklumentik beibringen. Das hätte ich längst tun sollen!“ „Okklumentik? Warum sollte ich das jetzt schon lernen? Das kommt doch erst im siebten Jahr für talentierte Schüler infrage...“ „Hoffen wir mal, dass Sie talentierter als die Siebtklässler sind, Miss Blair.“, schnaubte er und nahm seinen Zauberstab. „Sie werden sehr schnell lernen müssen.“ Camilla verstand die Welt nicht mehr und starrte ihren Professor mit offenem Mund an. Er versprach ihr zwar, dass er ihr alles erklären würde, wenn sie soweit war, doch sie war sich nicht wirklich sicher, ob sie das tatsächlich wollte. Irgendwas sagte ihr, dass es ein schreckliches Geheimnis gab, welches bald gelüftet werden würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)