Dunkle Legenden von Kylie (Band 1) ================================================================================ Kapitel 1: Sarah Kaiser (Ilvermorny: Camilla Blair) --------------------------------------------------- „Jo, Camilla!“, hörte sie Logan rufen. Logan Jenkins war ein wirklich attraktiver, heranwachsender werdender Mann von fünfzehn Jahren. So wie sie, war auch er im Haus Wampus. Neben anderen wirkte er vielleicht schlaksig und gewöhnlich, doch sie fand nichts an ihm gewöhnlich. Seine Haare waren in einem hellen Braunton und ganz wild. Egal, wie sehr er es auch versuchte, eine wirkliche Ordnung bekam er in seine Mähne nie hinein. Inzwischen fand er sich damit ab und tat so, als wollte er auf diese Weise lässig aussehen. Seine hellgrauen Augen stachen deutlich hervor, da er keine extreme Blässe aufwies, sondern eine leichte, natürliche Bräune. Logan war kein Muskelpaket, doch er trainierte inzwischen, um sich ein paar maskuline Muskeln aufzubauen, die er eigentlich nicht brauchte. Nicht mit solch einem hübschen und dennoch kantigen Gesicht wie seinem! Dazu kam, dass Camilla niemals einen klügeren Jungen getroffen hatte. Er las für sein Leben gerne, doch vor allem behielt er auch den Inhalt von allem, was er so las. Er schien auch immer genau zu wissen, wo er nach welchen Informationen suchen musste, wenn es darauf ankam. Wampus bestanden eher aus Kämpfern. Schüler, die eine natürliche Begabung für solche Fächer wie „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ besaßen. Viele aus Wampus wurden mal Auroren oder meisterhafte Duellanten. Nicht, dass Logan Jenkins nicht auch ein Zauberer war, der sich wunderbar zu verteidigen wusste, doch er wäre auch gut im Haus »Gehörnte Schlange« aufgehoben gewesen. Dort gab es vorwiegend Gelehrte. Ihre Väter waren damals auch dort gewesen und sie war wirklich beeindruckt von ihrem Wissen. Seufzend fuhr sie sich durch das lange, blonde Haar, welches in wilden Wellen über ihre Schultern und den Rücken fiel. Ihr schwarzer, kurzer Jumpsuit stellte einen deutlichen Kontrast zu ihrer hellen Haarpracht dar. Umso eher passten jedoch ihre durchdringenden, eisblauen Augen dazu. Wie auch bei Logan, wies auch sie eine leichte, natürliche Bräunung auf, wodurch sie nicht bleich aussah. Entspannt streckte sie ihre langen, strammen Beine aus, die schon ab dem Oberschenkel nackt waren. Die süßen schwarzen Ballerinas betonten noch mehr, dass der Jumpsuit wirklich knapp ausfiel. Eine Arbeit ihres Vaters Andrew Blair. Nur für sie! Viele ihrer Klamotten waren von ihm entworfen und hergestellt worden. „Was gibt es, Logan?“, erkundigte sie sich endlich als er sie erreicht hatte. Sie saß draußen auf einer weiten Wiese an einem kräftigen Baum gelehnt. Auf ihrem Schoß lag ein Buch über die Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Camilla war nicht nur theoretisch die beste Schülerin in diesem Fach, sondern auch praktisch, deshalb liebte Professor Owen Ward sie. Er war der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste und auch der Hauslehrer von Wampus, dennoch musste auch sie etwas dafür tun, um ihr Niveau auch halten zu können. „Ich habe was über deine Mum in Erfahrung bringen können. War gar nicht so einfach.“, erklärte Logan. „Tatsächlich?“, hauchte sie überrascht. „Japp.“, erwiderte er stolz und lächelte breit. „Weil sie in England geboren wurde, war es von hier aus schwer, an die Informationen zu kommen.“ Logan fuchtelte mit einem Ordner vor ihren Augen herum. Da drin würden sich die Informationen befinden, die er in Erfahrung bringen konnte. Der Dicke nach, waren es nicht mal wenige! Ihre Augen leuchteten als sie ihre schwarz lackierten Finger nach der Mappe ausstreckte. Die Neugier breitete sich in ihrem puppengleichen Gesicht aus, obwohl da auch ein bisschen Angst war, weil sie nicht wusste, was sie erwartete. „Ah, ah, ah.“, sagte plötzlich ihr Mitschüler und riss die Mappe weg, „Wie lautet das Zauberwort?“ „Expelliarmus?“, fragte Camilla unschuldig. „Sehr witzig...“ „Bitte, bitte.“, quengelte die Blondine. Das reichte ihm aus, damit er ihr die Unterlagen feierlich überreichte. Er deutete dabei sogar eine Verbeugung an! Dann ließ er sich leise seufzend am Baumstamm herunterrutschen, um sich neben seine Freundin zu setzen. Sie hatten sich schon im ersten Jahr angefreundet. Er war einer der ersten, der sie verteidigt hatte. Viele Mitschüler und Mitschülerinnen waren schrecklich gemein zu ihr gewesen, wegen ihrer Väter. Zahlreiche Witze gegen Homosexelle, obszöne Schmierereien auf ihrem Eigentum... Streiche, die keineswegs witzig gewesen waren. Einige davon waren sogar lebensgefährlich gewesen! Doch Logan hatte sie verteidigt. Er hatte ihnen deutlich gezeigt, dass er dieses Verhalten unverzeihlich fand. Bald darauf hatten sie sich angefreundet. Jedoch hatte sich ihr Ansehen rasch geändert, als ihre natürliche Begabung für Verteidigung gegen die Dunklen Künste klar wurde. Für eine Schülerin von Wampus war das immerhin das A und O. Es gab keinen Mitschüler in ihrem Jahrgang, der es schaffte, sie zu besiegen. Sie wusste instinktiv, was sie machen musste. Immer! Das hatte sich bis heute nicht geändert, aber das Verhalten der Mitschüler ihr gegenüber hatte sich dafür stark gewandelt. Nach vier Jahren Bestleistungen im Kampf und einen außergewöhnlich guten Umgang mit magischen Tierwesen, hatte sie viele Bewunderer gefunden. Dazu noch ihr reinrassiges Elternhaus... Aber das traf nicht auf alle zu. Patrick Stone und Cathrin Lupo zum Beispiel - beides Mitschüler aus ihrem Haus, die ebenfalls fünfzehn Jahre alt waren. Sie wurden nie müde, sie zu beleidigen, ihren Ruf zu schädigen und ihre homosexuellen Väter zu beschimpfen. Vor allem aus Neid! Keiner von ihnen ragte an ihre Leistungen heran, geschweige denn, an den Reichtum ihrer Familie. „Willst du dir nicht ansehen, was ich herausgefunden habe?“, hinterfragte Logan neugierig. „Ich... weiß nicht...“, gestand Camilla verunsichert. „Ist alles gar nicht schlimm. Wirklich!“ „Aber verrate ich so nicht irgendwie meine Eltern? Indem ich in diese Richtung forsche...“ „Quatsch!“, warf Logan ein. „Sie wollten euch doch sogar zusammenführen. Außerdem ist es doch ganz natürlich, dass du mehr wissen möchtest.“ „Na gut... Ich vertraue dir.“ Vorsichtig öffnete sie den Ordner, um die ganzen Zettel herauszunehmen. Einiges waren Kopien aus irgendwelchen Akten. So, wie sie aussahen, waren sie wohl aus dem Zauberei-Ministerium, jedoch nicht das von Amerika. Eher das aus England. „Wie bist du denn da herangekommen?“ „Mein Dad.“, antwortete Logan schulterzuckend. „Offenbar schuldete ihm jemand einen Gefallen. Einen sehr, sehr großen Gefallen...“ „Muss ein gigantischer Gefallen gewesen sein, damit er solche Sachen kopiert bekommt.“ „Ich glaube, er hat demjenigen mal das Leben gerettet oder so...“ „Richte ihm meinen Dank aus.“, sagte sie strahlend. „Mache ich. Er vergöttert dich. Für dich würde er sogar die unverzeihlichen Flüche einsetzen!“ „Oh, soweit sollte er wirklich nicht gehen... Aber ich merke es mir.“ Logan kicherte in sich hinein: „Du bist der Sohn, den er sich gewünscht hat.“ „Dir ist schon klar, dass ich ein Mädchen bin?“ „Nicht, sobald du in einem Duell bist!“ „Fick dich!“, lachte Camilla und schlug ihm freundschaftlich gegen den Oberarm. Es tat wohl weh, denn er rieb sich mit verzogenem Gesicht die geschlagene Stelle. Es tat ihr etwas leid, aber nur etwas! „Ich bin eher der Theoretiker in vielen Sachen. Das findet er eben nicht so toll.“ „Ich finde das klasse.“ „Weniger schleimen, mehr lesen, Camy.“, drängte Logan sie gespannt. Sie streckte ihm die Zunge aus, ehe sich ihre eisblauen Augen wieder auf die Zettel senkten. Einen nach dem anderen begann sie zu lesen. Manche Fakten waren unvollständig oder ihr fehlte einfach nur das Wissen, um sie zu verstehen. Andere Dinge waren dafür ungemein ausführlich! Der Stammbaum ihrer leiblichen Mutter wies tatsächlich ungeahntes Potenzial auf. Ursprünglich kam Sarahs Familie aus Deutschland, wo der Name »Kaiser« hochangesehen war. Eine reinblütige Zauberer-Familie mit einem vergleichbaren Vermögen wie von den Blairs. Nur eine wesentlich längere Geschichte! Sie waren schließlich nach England ausgewandert. Dort wurde Sarah dann auch geboren und besuchte die dortige Zauberer-Schule »Hogwarts«. Ihren Abschluss hatte sie nicht nur einfach mit Auszeichnung gemacht, sondern war zuvor Vertrauensschülerin und Schülersprecherin gewesen! Sie hatte einen ZAG von Vierzehn gehabt, was wirklich eine bemerkenswerte Leistung war. Jedoch gab es nur schwammige Berichte über ihre Schwangerschaft. Offenbar hatte sie Camilla einige Jahre nach der Schulzeit empfangen und kurz darauf war sie dann zu Professor Dumbledore aufgebrochen. Von ihm wusste Camilla, dass er geholfen hatte, damit ihre Väter sie adoptieren durften. Es stand nur da, dass man sie aus Sicherheitsgründen direkt nach der Geburt getrennt und in unterschiedliche Länder gebracht hatte. Sarahs Identität war geändert worden. Camillas Aufenthaltsort hatte man offenbar nirgendwo offiziell dokumentiert. Zumindest nicht in England... Das hatte man alles dem amerikanischen MACUSA überlassen. Seltsam war auch, dass der leibliche Vater nirgendwo genannt wurde. Er wurde höchstens erwähnt... Immer wieder als gefährlich betitelt, doch das waren eher Nebensätze, als sei er nur eine unwichtige Randfigur. Aber die Art und Weise, wie diese Sätze formuliert waren, ließen auf etwas anderes schließen. Nach Camillas Geburt gab es über Sarah kaum noch Aufzeichnungen. Fast, als wäre sie absolut unwichtig geworden. Es war lediglich das genaue Todesdatum notiert worden und die Todesursache. Jemand hatte extra noch handschriftlich ergänzt, dass sie eines natürlichen Todes gestorben sei und dass ihr Tod ausgiebig untersucht worden war. Beinahe so, als wäre es unmöglich... Ihr kam es so vor, als hätte man ab dem sechszehnten Lebensjahr von Sarah aufgehört, ihre Akten offen zu führen. Als wären ab da die Geschehnisse verschleiert worden. Vermutlich waren die Akten aber einfach im Nachhinein durchgesehen und neu eingestuft worden. „Wie hoch steht denn der Freund deines Vaters in der Rangordnung des Ministeriums?“, erkundigte sich Camilla irritiert über die lückenhaften Informationen. „Recht hoch...“, antwortete er. „Aber mir ist auch aufgefallen, dass das eine geschwärzte Ausgabe ist.“ „Ist doch komisch, oder?“ „Auf jeden Fall.“, stimmte Logan zu. „Aber nun weiß ich, dass ich eine halbe Deutsche bin.“ „Und halb Engländerin.“, grinste Logan amüsiert. „Sexy Kombination.“ „Wie kommst du darauf, dass ich eine halbe Engländerin bin? Könnte doch auch was anderes in mir stecken...“ „Unwahrscheinlich. Sie hat ja in England gelebt und wurde kurz nach dem Abschluss schwanger.“, meinte er entspannt. „Sie hat deinen Vater bestimmt in Hogwarts kennengelernt.“ „Da gibt es auch Ausländer... Siehe meine Mutter.“ „Natürlich, ist aber statistisch eher unwahrscheinlich. Finde dich damit ab. Du bist eine sexy, halbe Engländerin!“ Glucksend rammte sie ihre Schulter gegen seine, wodurch er fast zur Seite stürzte. Er hatte es nicht kommen sehen, obwohl sie sich schon solange kannten. Eigentlich müsste er allmählich wissen, wie sie tickte. „Wenn Oliver hört, dass du eine sexy Engländerin bist...“, witzelte Logan albern. „Dann flippt er aus! Und dann noch die deutschen Gene... Erklärt zumindest deine Haare und die Augen.“ „Wir sind heute besonders witzig, was?“ „Ich bin stets bemüht.“ „Jaah~, erfolglos.“, winkte sie ab. Plötzlich kamen zwei Jungen um den Baum herum und grinsten breit und sagten wie aus einem Munde: „He, ihr beiden!“ „Die Youngs...“, seufzte Logan gespielt genervt. Noah und Aiden Young waren eineiige Zwillinge. Beide hatten schokoladenbraunes Haar, jedoch in unterschiedlichen Längen. Noah hatte etwas längere Haare, während Aidan seines immer vorne etwas hochgelte. Sie hatten nur unterschiedliche Haarschnitte, weil die Professoren damit gedroht hatten, dass sie sonst schlechtere Noten bekamen. Zwar waren sie in unterschiedlichen Häusern – was Camilla immer noch amüsierte, denn sie waren im ersten Schuljahr sehr schockiert gewesen, als sie unterschiedlich zugeordnet worden waren – doch das hatte ihre Streiche nicht abgemildert. Sie tauschten einfach die Krawatten und besuchten den Unterricht des jeweils anderen, wenn sie dazu Lust hatten oder eine Prüfung bestehen wollten. Oder um einfach die Lehrkräfte um den Verstand zu bringen, weil sie den Unterschied nicht merkten! Jetzt konnten sie das nicht mehr so einfach machen und mussten stets an den für sie vorgesehenen Unterricht teilnehmen. Noah war in Wampus so wie Logan und Camilla. Aiden jedoch hatte man in das Haus »Donnervogel« geschickt. Hier wurden Abenteurer herzlich empfangen. Die Zwillingsbrüder waren gewiss beide wilde Abenteurer, doch Noah hatte sich vor allem als ein sehr talentierter Kämpfer herausgestellt. Er war nach Camilla der Beste im Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste in ihrem Jahrgang. Passend zu ihren dunkelbraunen Haaren, hatten sie kastanienbraune Augen. Sie waren nicht blass, aber eine eher roséfarbene Hautfarbe, was sie neben Camilla und Logan etwas bleich erscheinen ließ. Keiner von ihnen störte sich daran, dass Aiden nicht in ihrem Haus war. So oft es ging, verbrachten sie zusammen Zeit. Bedauerlicherweise konnten sie jedoch nicht zusammen im Gemeinschaftsraum sein und mussten sich deshalb meistens in den Gängen oder draußen aufhalten, wenn kein gemeinsamer Unterricht stattfand. Camilla hatte die Zwillinge auch mit dem gleichen Haarschnitt auseinanderhalten können. Noah hatte eine etwas größere und krummere Nase als Aiden, doch man musste wirklich genau hinsehen, damit man diesen entscheidenden Unterschied sehen konnte. Vor allem, weil sie auch beide immer am Strahlen waren! So wie jetzt auch. Sie lächelten breit und diese Freude erreichte auch die dunkelbraunen Augen. Es war ansteckend! Deshalb hatte sie sich damals wohl auch so gerne mit ihnen angefreundet. Nachdem sie Noah in einem Duell besiegt hatte, hatte er sich einfach an ihren Hals gehangen. Das schloss dann seinen Zwilling natürlich mit ein, da sie kaum zu trennen waren – abgesehen von nachts, wo sie zu ihren Häusern zurückkehren mussten. Noah hatte ihr niemals Vorwürfe dafür gemacht, dass sie ihn besiegt hatte, obwohl sie ein Mädchen war. Auch Zauberer und Hexen waren größtenteils Sexisten, wie sie immer wieder feststellte. Sind halt alles auch nur Menschen..., überlegte Camilla. Menschen, die ihrem Hass mit Magie Luft machen können, aber immer noch Menschen. Sehr, sehr gefährliche Menschen... Das zeigten vor allem die jüngsten Entwicklungen in England. Dort baute ein mächtiger, schwarzer Zauberer gerade seine eigene Armee auf. Er verbreitete so viel Schrecken, dass man selbst in Amerika nicht wagte, dessen Namen auszusprechen. Allen war klar, dass wenn er erstmal genug Macht hatte, er sich auch die anderen Länder vornehmen würde. Viele würden sich ihm anschließen und bald würden alle No-Maj wissen, dass es Zauberer und Hexen gab. Doch würde ihr Wissen sie nicht vor dem Hass Lord Voldemorts retten... „Wollt ihr etwa wieder den ganzen Tag faul hier draußen rumhocken?“, hakte Noah Young kichernd nach. „Ihr werdet noch fett!“, ergänzte dessen Zwilling. „Ist doch unsere Sache, wenn wir fett werden.“, erinnerte Logan die beiden. „Ist doch so schön heute.“ „Das sagt ihr immer!“, ermahnte Aiden sie. „Selbst, wenn es regnet.“ „Oder schneit.“, ergänzte Noah. „Oder gewittert.“ „Oder wenn es stürmt!“ „Oder-...“ „Ja, ja, wir haben euren Standpunkt verstanden!“, unterbrach Camilla die beiden harsch. „Wir sind Baumhocker.“ „So wollten wir es nicht direkt ausdrücken...“, begann Noah und grinste seinen Bruder breit an. „Aber ja.“ Sie rollte mit den Augen, war aber nicht wirklich genervt. Mit den beiden hatte sie sich nur einige Wochen nach Logan angefreundet und kannte ihre Macken genauso gut wie ihre guten Seiten. Außerdem hatten sie recht: Sie hockten hier wirklich sehr, sehr oft herum. Um zu lernen, zu quatschen oder einfach mal zur Ruhe zu kommen. Das wusste inzwischen auch jeder andere. Deshalb überraschte es Camilla auch nicht, als Patrick Stone und Cathrin Lupo ihnen entgegenkamen. Auch die beiden waren bei Wampus, doch sie waren keine Freunde von ihnen. Ganz im Gegenteil: Sie kannte keine Schüler, die man mehr oder leichter hassen konnte. Patrick Stone war aus einer recht bekannten, reinblütigen Zauberer-Familie. Nicht ansatzweise so reich oder berühmt wie die Blairs, was wohl einen Teil seines Hasses ausmachte. Patrick war ebenfalls fünfzehn Jahre alt, aber er war sogar viel schmächtiger als Logan Jenkins! Neben Patrick wirkte jeder stark. Nicht, dass Patrick besonders klein war, doch seine recht dürre Gestalt ließ ihn beinahe ausgehungert erscheinen. Seine relativ bleiche Haut verlieh ihm ein kränkliches Aussehen. Das retteten auch nicht die zahlreichen Sommersprossen, die er nicht nur im Gesicht besaß. Seine roten Haare gelte er sich in der Regel nach hinten. Früher waren sie noch recht wild gewesen, doch offenbar wollte er inzwischen edler aussehen. Seinem Haus Ehre bereiten... Jedoch würde er dafür auch noch an seinem magischen Talent und seinem Charakter arbeiten müssen. Einen deutlichen Kontrast bot dagegen die ebenfalls fünfzehnjährige Cathrin Lupo. Sie war eine Latina, was sie mit gebräunter Haut, schwarzen, langen Haaren und dunkelbraunen Augen segnete. Dazu kam eine einzigartige, exotische Schönheit, die sie mit Make-Up und tiefgeschnittenen Outfits durchaus zu betonen wusste. Auch heute trug sie eine tiefgeschnittene Bluse, die ihren recht üppigen Busen gut betonte. Camilla vermutete darunter sogar einen Push-Up-BH, um ihre weiblichen Züge noch mehr zu bestärken. Dazu dann noch eine Skinny-Jeans, die ihr wirklich gutstand. Neben ihr wirkte Patrick wie ein armer Schlucker, in seinem einfachen schwarzen Pullover und der etwas zu lockeren Jeans. Camilla wusste wirklich nicht, wie sich die beiden hatten finden können. Muss an ihren durch und durch verdorbenen Charakter liegen..., dachte sie. Inzwischen erreichte das ungleiche Duo ihre Gruppe. Beide grinsten dreckig, als hätten sie sie bei einem Regelverstoß erwischt, der sie alle von der Schule befördern könnte. Nicht, dass die beiden nicht schon ausgiebig versucht hätten, genau dafür zu sorgen! Nur ohne Erfolg. „Da ist sie ja wieder... Blairs Zirkustruppe.“, spottete Patrick dreckig grinsend, als habe er gerade einen außergewöhnlich guten Witz gemacht. „Da sind sie ja!“, eiferte Camilla ihn augenrollend nach. „Die größten Idioten der Weltgeschichte, die nichts Besseres zu tun haben, als andere Leute zu nerven.“ „Oh, ich hätte vieles, was ich lieber täte als mit dir zu sprechen, Blair.“ „Dann tu’s! Ich bitte dich. Tu‘ es...“ Die Zwillinge prusteten amüsiert. Ihre beste Freundin tat immerhin so, als hätten ihre beiden Mitschüler eine schlimme, ansteckende Krankheit. Das entging ihnen nicht, weshalb sowohl das Mädchen als auch der Junge ihre Zauberstäbe zückten. „Ihr haltet euch für sooo witzig, was?!“, motzte Cathrin und richtete ihren Stab auf die Brüder. Ihr Gackern wurde nur lauter, obwohl die Situation eigentlich zur Vorsicht mahnte. Sie alle waren vom Wissensstand weit genug, um wirklich üble Flüche zu beherrschen. „Wir haben alle Wochenende...“, versuchte Logan den Streit schließlich mit erhobenen Händen zu schlichten. „Können wir uns nicht wenigstens dann mal aus dem Weg gehen? Im Unterricht haben wir alle keine Wahl, aber heute müssen wir uns nicht ertragen.“ Kurzzeitig trat Stille ein. Die beiden Unruhestifter überlegten wohl, ob sie dem vorläufigen Friedensangebot nicht zustimmen sollten. Tatsächlich konnten sie sich ohnehin nur blamieren... Wenn Camilla ihren Zauberstab zückte, dann brauchte sie nicht wirklich Hilfe, um die beiden fertig zu machen. Ihre natürliche Begabung für Duelle, Verteidigung und katzengleichen Reflexen waren unvergleichbar. Außerdem würden ihre drei Freunde nicht tatenlos zusehen, sondern dann selbst mit eingreifen. „Ach, komm‘ schon, du möchtegern Friedensstifter!“, zischte Patrick Stone schließlich angewidert. „Ist doch lächerlich, dass du dich vor jedem Kampf drückst!“ „Ist doch lächerlich, dass du jeden Kampf suchst, den du verlieren musst.“, zischte Logan wütend zurück. Camilla war ehrlich überrascht. Logan neigte nicht dazu, sich aus der Reserve locken zu lassen, aber heute ließ er sich reizen. „Na los! Zieht eure verdammten Zauberstäbe!“, befahl Cathrin schließlich. Keiner von ihnen reagierte. Sie alle wussten, dass unautorisierte Duelle zu einem Schulverweise führen konnten. Geschweige denn von Zauberei, die dazu diente, andere Schüler zu verletzen oder zu demütigen! Mit solchen Regeln wollte die Schulleitung vor allem die Kämpfe unter den Häusern eindämmen. Immer wieder meinte jemand, er müsse die Ehre seines Hauses verteidigen oder deren Feinde auslöschen und diese Ambitionen waren schon mehrmals eskaliert. Am Ende war das Schul-Krankenzimmer voll mit verfluchten, jammernden Schülern und ein oder mehrere andere, hatten ihr Handeln vor der Schulleitung erklären müssen. Selten gab es ausreichend gute Gründe, um sie anschließend nicht zu verweisen. „Wenn ihr euch nicht wehrt, wird das euch nicht retten.“, motzte Patrick schließlich. „Wir werden euch trotzdem mit allen möglichen Flüchen belegen.“ „Macht es doch, ihr Idioten!“, provozierten die Brüder sie wie aus einem Munde. Das war Provokation genug für die beiden Mitschüler. Sie öffneten ihre Münder und wollten Flüche aussprechen, die sicherlich wehtun würden. Camilla schloss ihre Augen. Sie hielt schon die ganze Zeit ihren Stab in der Hand - bereit, ihn zur Verteidigung zu ziehen. Natürlich durften sie sich gegen die beiden wehren, wenn es die Situation erforderte. Nur durften sie dabei keine Gegenflüche anwenden oder sie irgendwie verletzen. Solange sie sich daranhielten, würden nur Stone und Lupo den Ärger bekommen. „Expelliarmus! Expelliarmus!“, rief schließlich eine vertraute Stimme von hinten und entwaffnete problemlos die beiden Schüler. Beide wurden plötzlich kalkweiß. Sie gingen wohl davon aus, dass ein Lehrer sie tatsächlich bei diesem heftigen Regelverstoß erwischt hatte. Doch als sie sich umdrehten, mussten sie feststellen, dass es »nur« Oliver Mason war, der beide Zauberstäbe an sich nahm. Oliver hatte sich erst in ihrem zweiten Jahr ihrer Gruppe angeschlossen. Er war damals ein schlaksiger, pickliger und eher zurückhaltender Junge gewesen, doch aus dem hässlichen Entlein war ein beeindruckt großer, schöner und mutiger Kampfschwan geworden. Irgendwann hatte er einfach einen Wachstumsschub gehabt und war beinahe zwei Meter groß geworden! Kurz darauf hatte Oliver mit einem sehr ausgedehnten Muskelaufbautraining begonnen, seinen Kleidungsstil gewechselt und einen neuen Haarschnitt bekommen. Die Pickel war er kurz darauf ebenfalls losgeworden. Sein dunkelbraunes Haar, das je nach Lichteinfall fast schwarz wirkte, trug er ganz kurz. Nur den Pony hatte er etwas länger, damit er ihn lässig hochstylen konnte. Dazu passend, bevorzugte Oliver es, einen 3-Tage-Bart zu tragen, der ihn noch etwas maskuliner erscheinen ließ. Seine braunen Augen passten gut zu seiner gebräunten Haut. Oliver war seit Jahren ein Werwolf. Er stand offen dazu, weshalb er von den Professoren viel Hilfe bekam. Für ihn hatte man sogar extra einen Kerker eingerichtet, den er zu Vollmondnächten aufsuchen musste. Manchmal glaubte Camilla, dass er sein Image nur so radikal überarbeitet hatte, um seinem werwölfischen Genen gerecht zu werden. Er entsprach schon fast einer Figur aus einem Fantasy-Roman! Seit einigen Wochen waren sie beide ein Paar. Doch wenn die Blondine ehrlich war, hatte sie bisher kaum romantische Gefühle für ihn entwickelt. Er hatte sie irgendwann nach einem Date gefragt und sie hatte es einfach mal versuchen wollen. Er war so begeistert gewesen, dass Camilla beschlossen hatte, es einfach laufen zu lassen. Zu gucken, ob vielleicht mit der Zeit Gefühle erblühten... Bisher kam sie aber nicht in die peinliche Lage, das erklären zu müssen. Die drei Worte benutzte der Werwolf bisher nicht. Ihre Beziehung war doch sehr... körperlich. Wenn sie nicht die Laken durcheinanderbrachten, dann benahmen sie sich wie ganz normale Freunde, die sich ab und zu mal auf den Mund küssten. Viele verwirrte das. „Die könnt ihr euch am Montag bei mir wieder abholen.“, sagte Oliver breit grinsend. „Dann lasst ihr uns vielleicht mal an diesem Wochenende in Ruhe.“ „Gib die wieder her!“, schnauzte Patrick. Der Rotschopf streckte seine Finger nach den Stäben aus, doch Oliver riss sie einfach aus der Reichweite. Das fiel ihm bei seiner Größe nicht schwer. „Oh, Stone, ich wüsste nichts, was ich weniger tun werde, als dir zu gehorchen.“, säuselte der Werwolf amüsiert. „Wir können uns ja um die Zauberstäbe prügeln. Na? Wie sieht es aus?“ „Das willst du doch nur, weil es das einzige ist, was du wirklich kannst!“, spie Patrick wütend heraus. So ganz unrecht hatte er damit leider nicht. Der Werwolf war nicht unbegabt, aber er spielte eher im Mittelfeld, wenn es um Magie ging. Er war einfach zu faul, um zu lernen oder zu üben. Lieber baute er seine Muskeln auf und besiegte seine Gegner damit, als seinem Haus Ehre durch magisches Talent zu bescheren. Gerne schob es Oliver darauf, dass seine Eltern No-Maj waren. Immer wieder wollte er weismachen, dass er deshalb kein so guter Zauberer sein konnte. Dabei wussten sie alle, dass das Unfug war! Es gab reinblütige Zauberer, die als Squib zur Welt kamen und es gab Zauberer aus nichtmagischen Familien, die zu den größten Magiern aller Zeiten wurden. Wobei es eine größere Schande war als Squib geboren zu werden... Das waren Kinder aus magischen Familien, die keinerlei magische Begabung aufwiesen. Oder so geringfügig, dass es nichts brachte, daran zu arbeiten. Sie kannten die magische Welt, mussten aber als No-Maj leben. Eine große Schande... „Benimmst dich wie ein Squib, du verdammtes Schlammblut!“, setzte Patrick nach. Das war definitiv eine Beleidigung zu viel für den Werwolf. Er holte weit aus und rammte seine Faust direkt in das Gesicht des Rotschopfes. Es knackte hässlich! Offenkundig zerbrach nicht nur die Nase, sondern auch Fingerknochen. Patrick riss es von den Füßen. Er krachte schmerzhaft auf den Rasen, während Cathrin zurückwich. Sie hatte offenkundig nicht vor, ihm aus dieser Misere herauszuhelfen, nachdem er den Werwolf provoziert hatte. Schlammblut war die schlimmste Beleidigung dieser Zeit. Sie betitelte Zauberer wie Oliver Mason, der aus einer nichtmagischen Familie stammte. Es sollte aussagen, dass er unreines Blut in seinen Adern hätte, welches wie Dreck oder Schlamm war. Wertlos in den Augen der reinblütigen Magiern. Natürlich Unsinn! Viele Zauberer und Hexen hatten sich irgendwann auf No-Maj einlassen müssen, damit sie nicht ausstarben. Es gab kaum noch Familien, die wirklich lückenlos vorweisen konnten, dass es bei ihnen nicht wenigstens einen nichtmagischen Verwandten gab. Jedoch gab es auch die kranken Familien, die auf Inzest zurückgriffen, um die Reinheit ihrer Herkunft zu erhalten. Bruder und Schwester, Cousin und Cousine... Alles war genehmigt, solange sie sich nur nicht auf Außenstehende einließen. Das brachte jedoch viele Krankheiten, Behinderungen und Entstellungen mit sich. Es gab Gerüchte darüber, dass die Familie Stone mit Inzest durchzogen war. Nur gab es dafür keine Beweise. Jedoch erklärte es den Umstand seines kränklichen Äußeren und weshalb er sich so viel auf die Reinheit seines Blutes einbildete. „Geh‘ doch deine Cousine ficken, du Arschloch!“, schimpfte Oliver wutentbrannt. „Dann könnt ihr noch mehr solcher Abscheulichkeiten zeugen!“ Patrick sprang wütend auf, wodurch ein großer Fluss Blut über sein Gesicht floss. Er sah furchtbar aus! Ein bisschen als wäre er sehr heftig gegen eine Tür gelaufen... Seine Nase war definitiv gebrochen. Camilla hatte noch nie gesehen, dass eine Nase so krumm und verbogen aussah! Aber Oliver hat auch einen echt harten Schlag..., musste sie sich eingestehen. Sie wollte von dem Werwolf lieber keine verpasst bekommen. Gerade noch wollte sich der Rotschopf auf ihn stürzen, da erklang eine strenge Frauenstimme: „Es reicht jetzt!“ Alle drehten ihre Köpfe zu dem Ursprung der Stimme. Es war ihre Lehrerin für »Pflege magischer Geschöpfe«. Professor Maya Garcia war eine wunderschöne Latina-Frau, die recht jung aussah, obwohl sie es keineswegs war. Inzwischen musste sie Mitte vierzig sein! Doch da waren kaum Fältchen und ihre Haare waren von einem satten Dunkelbraun. Ein paar hellere oder dunklere Strähnen verdeutlichten, dass es ihre Naturhaarfarbe war und sie nicht künstlich nachhalf. Professor Garcia hatte viele Verehrer unter ihren Schülern, weil sie so ungemein attraktiv war. Dennoch war sie eine strenge Frau, die sich nicht hinter einem Mann verstecken musste, wenn es um magische Begabung ging. Es gab hier kaum einen, der sich mit ihr ernsthaft messen konnte – auch nicht verbal. Soweit man den Gerüchten glauben durfte, war sie als Schülerin im Haus „Pukwudgie“ gewesen. Dort werden Heiler bevorzugt. Es war wohl gewiss das Haus, das am wenigsten angesehen war in Ilvermorny, doch wenn man diese Frau kannte, wirkte das beinahe lachhaft. „Was ist hier schon wieder los?“, zischte die Lehrerin mit strenger Miene. „Könnt ihr euch nicht einfach vertragen?“ „Er hat Oliver eben einfach ein »Schlammblut« genannt!“, warfen die Zwillinge im Chor ein. „Und dumm... Und er hat ziemlich viel gesagt, was man nicht sagt.“ „Ist das etwa wahr?“, hakte Professor Garcia nach und blickte die beiden Jungen an. Zu Camillas Überraschung nickten sie beide und beide Jungs wirkten beinahe... reuevoll. Sie kam nicht drumherum sich zu fragen, ob es daran lag, wer hier gerade dazwischen gegangen war. Ob sie anders reagiert hätten, wenn ein anderer Professor sie erwischt hätte. „Mister Stone, ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen! Wir haben bereits darüber gesprochen, dass Sie nicht jeden No-Maj-Abstammigen hier beleidigen können.“ „Aber er... er hat gesagt, dass ich meine Cousine ficken soll!“, versuchte sich Patrick zu wehren. Dass das eine sehr schwache Begründung war, schien auch ihm bewusst zu sein. „Das mag nicht besonders nett sein, ist aber kein Vergleich zu dem, was Sie ihm an den Kopf geworfen haben.“, ermahnte die Lehrerin ihn streng. „Zumal Mister Mason nichts an seiner Abstammung ändern kann, während Sie entscheiden können, mit wem Sie... schlafen.“ Empörung dominierte sofort das Gesicht des Rotschopfes. Immerhin hatte sie deutlich gemacht, dass sie den Inzest in seiner Familie nicht anzweifelte. Das tat kaum einer, wenn Camilla so darüber nachdachte... Die Zwillinge fingen an zu lachen und mussten sich an dem Baum abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie hätten sich bestimmt am liebsten auf den Boden geschmissen, doch Miss Garcia war nicht so amüsiert wie der Rest der Anwesenden. „Melden Sie sich beide auf der Krankenstation und lassen Sie Ihre Knochen richten.“, wies die Frau die Schüler streng an. „Bezüglich der Strafen komme ich noch auf Sie zu.“ „Werde ich etwa auch bestraft?“, hinterfragte Oliver empört. „Natürlich.“ „Aber er-...“ „Sie hätten das auch anders regeln können, Mister Mason, stattdessen haben Sie ihm die Nase gebrochen. Das hat natürlich Konsequenzen.“ „Unfair...“, brummte der Werwolf missmutig. „Wie war das?“ „Nichts, Professor... Sie haben vollkommen recht!“ Professor Garcia verengte die Augen streng, behielt aber jeglichen Tadel für sich, obwohl man an ihren dunklen Augen sehen konnte, dass sie ihn gerne dafür einen Vortrag gehalten hätte. Jedoch war sie wohl auf ihrer Seite. Die Beleidigung des Schlammbluts hatte der Lehrkraft schwer zugesetzt und es war offenkundig nicht das erste Mal gewesen, dass Patrick und Cathrin damit herumwarfen. „Wurden Flüche ausgesprochen?“, wollte die Lehrerin schließlich noch wissen. „Nein.“, antwortete Camilla wahrheitsgemäß. „Oliver hat die beiden vorher entwaffnet.“ „Zauberstäbe her.“, forderte Miss Garcia. Alle gehorchten und händigten ihre Stäbe aus. Sie prüfte, welche Zauber zuletzt eingesetzt worden waren und in etwa wann. So konnte sie sicher sein, dass keiner die Schulregeln verletzt hatte. Sie wirkte sehr zufrieden und gab jedem seinen Zauberstab zurück. In der Hinsicht hatten sie nicht gelogen und das würde ihre Strafe sicherlich schmälern. „Wehe euch allen, ich erwische euch nochmals bei so einem kindischen Streit!“, ermahnte sie die Schüler allesamt streng. „Dann sorge ich dafür, dass niemand von Ihnen jemals wieder Freude empfinden wird.“ „Ja, Professor Garcia.“, sagten sie alle wie aus einem Munde. Reue schwang bei fast jedem mit. Keiner von ihnen würde sich mit ihr anlegen. „Gut, und nun ab!“ Damit meinte sie vor allem Cathrin Lupo und Patrick Stone, die sie davon scheuchte. Dicht gefolgt von der Professorin selbst. Immerhin war auch ihr bekannt, dass die Clique meistens hier abhing und vermutlich zuerst hier gewesen war. Vor allem, weil Logan und Camilla ja am Baum gesessen hatten als sie gekommen war. Da auch Oliver verletzt war, trottete er dem Lehrer-Schüler-Gespann ebenfalls hinterher, warf seinen Freunden aber einen kurzen Blick zu. Camilla war sich sicher, dass er ihnen danken wollte, dass sie zu ihm gestanden hatten. Kaum waren die Mitschüler und die Lehrkraft außer Hörweite, fingen sie alle an zu lachen. Sie versuchten die schockierten Gesichter von Stone und Lupo nachzumachen und amüsierten sich köstlich. Keiner von ihnen hatte Mitleid für die beiden. Nicht, nachdem sie zuvor noch Oliver als Schlammblut bezeichnet hatten.   Logan hatte sich von den Zwillingen überreden lassen, sie in das nächste Zauberer-Dörfchen zu begleiten. Sie wollten ein paar Sachen einkaufen und sicherlich auch einigen Leuten Streiche spielen. Oliver dagegen hatte Camilla überzeugt mit ihm zu trainieren. Während sie mit ihm den Flur der Schule entlang ging, las sie nochmals die Akte. Versuchte jedes Detail zu erfassen. Jeden Fakt zu entdecken, der für sie vielleicht wichtig sein konnte. Immer wieder fiel ihr der Name eines Aurors auf. Roger King... Es war ihr so, als wäre das auch der Name des Mannes, der ständig bei ihren Vätern auftauchte und sich nach ihnen erkundigte. Nachfragte, ob irgendwelche verdächtigen Aktivitäten festzustellen waren. Irgendwas hatte er mit Camillas Reise nach Amerika und der Zuordnung in die Familie Blair zu tun. Das einzige, was für sie wirklich offensichtlich war, war die Tatsache, dass er für ihren Schutz zuständig war. Erst hatte die Blondine überlegt, ob dieser Roger King vielleicht ihr wahrer Vater war, doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder. Immerhin hieß es laufend, dass ihr leiblicher Vater gefährlich sei. Da würden sie ihn gewiss nicht in ihre Nähe lassen! Außerdem würde er wohl seine Tochter nicht vor sich selbst verstecken... Also beschloss sie, dass er einfach nur ein Auror war. Es gab keine Verwandtschaft zwischen ihnen. „Zieh‘ dich um.“, sagte Oliver und riss sie aus ihren Überlegungen heraus. „Aye. Aye, Käpt’n.“ Das Sportzimmer wurde nicht besonders häufig genutzt. Eher für magische Duelle, doch weniger für wirkliche körperliche Aktivitäten, die frei von Magie waren. Manchmal kam es Camilla so vor, als würden Zauberer und Hexen glauben, sie müssten sich nicht fit halten, weil die Magie alles für sie regeln würde. Absoluter Schwachsinn! Wenn sie sich nicht ausreichend bewegten und ihre Ernährung nicht bedacht angingen, konnten sie genauso schnell fett werden wie ein No-Maj. Ganz zu schweigen von etlichen Erkrankungen, die nicht alle durch Magie heilbar waren. Sie taten sich mit ihrer Bequemlichkeit also gar keinen Gefallen. Nicht auf lange Sicht. Der Vorteil war, dass sie nicht nur die Umkleide für sich hatten, sondern auch die Halle. Anders wäre es, wenn sie das Quidditch-Feld nutzen wollen würden. Das war die einzige sportliche Aktivität, der Zauberer und Hexen wirklich frönten. Deshalb trainierten die Hausmannschaften ständig. Camilla schlüpfte in eine enge Leggins, um anschließend einen Sport-BH anzuziehen. Darüber streifte sie ein Tanktop, das am Rücken über Kreuz verlief. Es bot die nötige Bewegungsfreiheit, während das Material besonders gut mit dem Schweiß zurechtkam. Oliver trug ebenfalls ein Tanktop und dazu eine einfache Jogginghose. Seine Muskelberge ließen ihn aber wahnsinnig eindrucksvoll erscheinen. Gerade mit den Armen! Sie waren bald schon Baumstämme, wenn er so weitermachte. „Was hast du eigentlich den ganzen Weg hierher gelesen?“, hakte der Werwolf schließlich nach. Sie wunderte sich schon, dass er erst jetzt darauf zu sprechen kam. „Logan hat mir ein paar Unterlagen zu meiner leiblichen Mutter besorgt.“ „Logan?“, hinterfragte er überrascht und begann mit einigen Aufwärmübungen. Sie tat es ihm gleich. Sie wusste sehr genau, dass das Training mit ihm anstrengend war und wenn sie sich nicht angemessen vorbereitete, konnte sie sich ernsthaft verletzen. Doch bevor sie wirklich anfangen konnte, band sie sich das lange, goldblonde Haar zu zwei geflochtenen Zöpfen. So würden sie nicht stören. „Ja, Logan. Sein Dad hat ein paar Unterlagen aus dem Ministerium besorgt.“, erklärte sie gelassen. „Und du meinst, dass die zuverlässig sind? Sein Dad ist nicht gerade ein hohes Tier.“ „Sind zwar geschwärzt, aber ja, ich denke schon, dass sie ihre Richtigkeit haben.“, erwiderte Camilla irritiert. Sie wusste nicht, seit wann er so an Logan oder dessen Familie zweifelte. Haben sie sich etwa gestritten?, sinnierte sie verwirrt. Aber ich habe nichts in der Richtung mitbekommen. Auch Aiden und Noah haben nichts gesagt... Trotzdem konnte sie ihm ansehen, dass etwas nicht stimmte. Er wirkte argwöhnisch. Die Blondine war sich also absolut sicher, dass sie irgendwas verpasst hatte. „Was ist los?“, wollte sie von ihrem Freund wissen. „Habt ihr euch gestritten?“ Er lachte freudlos und machte dabei ein paar gezielte Schläge in die Luft, als würde er einen unsichtbaren Gegner schlagen. Camilla befürchtete, dass er sich tatsächlich gerade Logan vorstellte, während er zuschlug. „Es ist dir ernsthaft nicht aufgefallen?“, hakte er nach. „Dir ist nicht aufgefallen, wie er dich ständig anstarrt? Dass er so extrem deine Nähe sucht?“ „Worauf willst du hinaus, Oliver?“ Skeptisch drehte er sich zu ihr und sah ihr tief in die Augen. Forschte nach einer Lüge, dann schnaubte er: „Er ist verliebt in dich, Camille.“ „Was?“, fragte sie atemlos. „Wie kommst du denn bitte darauf?“ „Es ist so offensichtlich!“ „Ich habe echt keinen Schimmer, wovon du da redest.“, schnaubte Camilla und begann endlich mit ihren Aufwärmübungen. Auch wenn sie es abstreiten wollte, sinnierte sie doch darüber. Dachte über das Verhalten von Logan nach und ob sich in letzter Zeit irgendwas geändert hatte. Ob ihre Gespräche anders verliefen oder er ihr vielleicht mal den Hof gemacht hatte. Ihr fiel absolut nichts ein. Eher war es so, dass er sogar versuchte, ihr bei Oliver zu helfen! Klar, nicht alle Witzchen waren ganz nett verlaufen, doch er hatte nie versucht, sie zu trennen. Oliver nie schlecht gemacht... Anders als der Werwolf. Er schien den gemeinsamen Freund schon irgendwie schlecht machen zu wollen. Stellte dessen Freundschaft infrage. Hatte eben erst angedeutet, dass er sie vielleicht mit falschen Informationen fütterte, um ihre Gunst zu erlangen! „Das ist doch alles kindischer Schwachsinn.“, zischte Camilla schließlich an Oliver gewandt. „Er versucht nicht mal, einen Keil zwischen uns zu treiben, obwohl er es könnte.“ „Was soll das denn bitte bedeuten? Dass er eine Chance hätte, wenn er es versuchen würde?“ „Dreh‘ mir nicht die Worte im Mund herum!“, tadelte die Blondine ihn streng. „Das heißt lediglich, dass wir oft genug alleine sind und er viele Chancen hätte, schlecht über dich zu sprechen. Tut er aber nicht... Ganz im Gegenteil: Ganz oft bestärkt er mich sogar zu dieser Beziehung. Tröstet mich, wenn irgendwas ist. Aber er hat sich niemals aufgedrängt.“ „Ist halt seine Masche.“, meinte er abfällig. „Dann ist die aber nicht besonders effektiv.“ „Lass‘ uns einfach trainieren.“ So kurz hatten sie sich vermutlich noch nie vorher aufgewärmt, doch Oliver musste wohl seinen Frust abbauen. Sie verstand nicht, weshalb er nun schmollte, immerhin war er es gewesen, der mit diesem Unsinn überhaupt angefangen hatte! Schnaubend baute sich der Werwolf vor ihr auf und nahm ein paar gepolsterte Schlagkissen, die er vor sich hielt: „Zeig‘ mir mal, ob du die Schläge und Tritte noch draufhast, die ich dir gezeigt habe.“ Sie selbst wickelte um ihre Hände ein paar Bandagen, die sie vor Verletzungen schützen sollten. Die Schule besaß keine Boxhandschuhe, die sie benutzen könnten, weshalb sie bei vielem improvisierten. Oliver hatte jedoch längst beschlossen, dass er in den Ferien alles besorgen würde, was fehlte. Das würde er der Schule nicht schenken, aber sie konnten es bei ihrem Training dann mitnehmen. Gezielt schlug sie auf die Polster ein. Rechts, links, rechts, links... Immer im Wechsel, aber mit genau ausgewogener Kraft. Genug, damit er es deutlich spürte, aber so wenig, dass sie einander nicht verletzten. „Zeig‘ mir deinen Upper Cut.“, forderte er sie nach einigen Hieben auf. Wie er es wollte, machte sie sich bereit. Er selbst hielt die Polsterung nun senkrecht mit etwas Abstand zu seinem Körper. Camilla bewegte ihre Beine, als sie mit der Faust von unten nach oben schlug. Traf man so ein Kinn, konnte das wirklich schmerzhaft oder sogar blutig enden! Bisher hatte sie keine der Schlagabfolgen jemals wirklich ausüben müssen. Nur hier in der Trainingshalle an Oliver. In der Schule wollte man sich eher magisch mit ihr duellieren, um sie endlich zu schlagen, doch die ganzen Beinabfolgen und neuen Muskeln waren gewiss kein Nachteil. Oft genug war sie einem Fluch entgangen, weil sie einen Hechtsprung gemacht hatte. Manchmal reichte eine Drehung der Hüfte schon aus! Nicht alles musste durch einen Zauberspruch verhindert werden, wenn man sportlich und fit war. Das hatte schon einige ihrer Rivalen sehr geärgert. „Lass‘ uns einen kleinen Übungskampf machen.“, schlug der Werwolf grinsend vor. Er liebte Wettkämpfe. Sein Drang sich zu beweisen, war gewiss auch der Grund, weshalb er so gerne Quidditch spielte! Oliver war ein Treiber ihrer Hausmannschaft, was er wirklich ausgezeichnet machte. Den Klatscher hatte er schon mehreren gegnerischen Spielern, direkt an den Kopf geschlagen. Sie wusste nicht, wie viele Verletzte auf sein Konto gingen, doch inzwischen mussten es sehr viele sein. „Na gut, machen wir das.“, stimmte Camilla nach einer kurzen Bedenkzeit zu. Er war ihr körperlich überlegen, also musste sie vorsichtig sein. Dafür war sie wendiger! Zufrieden grinsend bandagierte sich Oliver nun seine eigenen Hände. In diesem Augenblick kamen sie ihr gigantisch vor! Wie die Pranken eines mächtigen Tieres, was ja auch irgendwie stimmte, wenn er sich verwandelte. Sie wusste wirklich nicht, ob es eine gute Idee war, diese Herausforderung von ihm anzunehmen. Mit etwas Pech brach er ihr etwas. Dann wäre das Wochenende für sie vorbei, weil sie sich im Krankenflügel aufhalten würde. Jedoch war Camilla Duellantin! Für sie kam es nicht infrage, die Herausforderung zurückzuziehen. Es würde ihre Ehre beschädigen. Auch wenn das hier kein magisches Duell war und vermutlich niemals jemand etwas davon erfahren würde, wollte sie es einfach nicht riskieren. „Also, Camille, bist du bereit?“, fragte er hochmütig. Inzwischen war sie es gewohnt, dass er sie meistens »Camille« nannte. Hinzu kamen ungewollte Spitznamen wie »Prima-Ballerina«, »Goldkehlchen« und »Prinzessin«. Alles Kosenamen, die er eher benutzte, um sie herabzusetzen oder zu ärgern. Leider hatten die Zwillinge davon windbekommen und benutzten diese Titel inzwischen auch gerne. „So bereit, wie man nur sein kann.“, schnaubte die Blondine und raffte ihren Mut zusammen - zusätzlich zu ihrer Konzentration. Oliver ließ sich keine Zeit. Er preschte sofort auf seine Freundin zu und holte kraftvoll aus. Kraftvoll, ja, aber auch langsam. Es fiel ihr nicht schwer, unter den Hieb wegzutauchen und mit ihrer eigenen Faust einmal in seine Seite zu boxen. Er lachte. Camilla wusste, dass sie nicht besonders kräftig zugeschlagen hatte und es war deshalb nicht überraschend, dass es ihm nicht wehtat. Eher amüsierte ihn ihr schwächlicher Versuch. „Das kannst du besser, Prinzessin.“, provozierte er sie breit grinsend. Da war er wieder! Einer ihrer verhassten Kosenamen... Ihre eisblauen Augen verengten sich, während sie in Verteidigungshaltung überging. Sie würde nicht zulassen, dass er sie zu einem unbedachten Angriff verleitete. Das wurde dem Werwolf auch rasch bewusst, der deshalb wieder die Initiative übernahm. Erneut preschte er voran, dieses Mal aber nicht, um nur einen einzigen Schlag zu wagen, sondern eine Reihe von Hieben. Rechts, links, links, rechts, links, rechts, rechts... Immer wieder duckte sie sich oder wich zur Seite aus. Wendig, aber absolut hilflos etwas dagegen zu unternehmen. Oliver änderte seine Taktik. Seine Hiebe kamen nun auch von unten, höher oder er zielte auf ihre Seiten, wodurch sie sich noch mehr bewegen musste. Sich mehr anstrengen, um nicht von ihm getroffen zu werden und nach einer Lücke bei ihm zu suchen. „Na, komm‘ schon, Ballerina.“, säuselte der Werwolf wieder provokant. „Ich weiß doch, dass du nicht nur tanzen kannst.“ Zähneknirschend verengte sie die Augen. Es gab für Camilla nur eine Möglichkeit, damit sie wieder Land sah und die gefiel ihr gar nicht. Trotzdem ließ sie sich von einem Fausthieb treffen, der sie an der Schulter erwischte. Obwohl er so viel Selbstbewusstsein hatte, erstarrte Oliver einen Augenblick ungläubig, als konnte er nicht fassen, dass er sie tatsächlich getroffen hatte! Seine Starre nutzte die Duellantin sofort aus und hieb ihm ihre Faust direkt in den Magen. Es ließ ihn die Luft ausstoßen, während er einen Moment lang nach hinten taumelte. Absolut fassungslos. Seine Beherrschung fand er jedoch schnell wieder und blockierte ihren nächsten Schlag mit seiner Handfläche. Ihre Faust umschloss er fest und schlug mit seiner freien Hand nach ihr, jedoch konnte sie sich etwas zur Seite schlängeln und entging so dem kraftvollen Hieb.  Breit grinsend nutzte er ihren Moment der Schwäche aus und schlug erneut zu. Dieses Mal erwischte er die Blondine. Es schmerzte ungemein, als sich seine Faust in ihre Seite bohrte! So sehr, dass ihr einen Herzschlag schwindlig wurde. Ihr wurde ganz schwarz vor Augen, doch irgendwie knickte sie nicht zusammen. Schwer atmete Camilla mehrmals durch und riss endlich ihre Hand aus seiner. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und rang um Fassung, aber vor allem um einen klaren Blick. Noch immer war alles leicht verschwommen. Oliver lachte gackernd: „Willst du aufgeben, Ballerina?“ Die Antwort gefiel ihm. Sie preschte voran und verpasste ihm unerwartet einen Schlag auf seine Wange. Wenn die Blondine ehrlich war, hatte sie auf seine Nase gezielt, doch weil sie so eine verschwommene Sicht hatte, hatte sie diese leider verfehlt. Die Wirkung war aber genauso wie sie sein sollte, unabhängig davon, dass sie den falschen Part seines Gesichts erwischt hatte. Er torkelte etwas zurück und fasste sich ungläubig in sein Gesicht. Camilla nutzte es sofort aus und warf sich auf den Werwolf. Normalerweise könnte sie ihn niemals von den Füßen holen, doch da er gerade einen unsicheren Stand gehabt hatte, er abgelenkt von dem Treffer war und er viel zu spät begriff, dass sie sich auf ihn warf, riss sie ihn um. Laut krachend landeten sie beide auf dem Boden und rangelten eine Weile miteinander. Beide wollten oben sein und den Kampf für sich entscheiden, doch das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite. Triumphierend grinsend saß sie schließlich auf ihm und sah auf den Werwolf herab. Obwohl er wohl eigentlich sauer sein müsste, war er es keineswegs. Stattdessen lächelte er zufrieden. „Oh, du wirst das als einen Sieg für dich verbuchen?“, warf Camilla nicht besonders glücklich ein. „Natürlich.“, grinste er. „Wie willst du denn das bitte verkaufen?“ Seine großen Hände griffen nach ihrer Hüfte, um sie problemlos von sich herunterzuheben. Dann setzte er sich auf und betrachtete sie mit dieser furchtbaren Selbstzufriedenheit: „Du hast alles von mir gelernt. Ohne mich hättest du das also niemals geschafft.“ „Trotzdem ist es dann immer noch mein Sieg. Ich habe ja selbst gekämpft.“, erinnerte Camilla ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Mag sein, aber ich habe dich ja gewinnen lassen.“ „Nun komm‘ nicht mit so einer Chauvinisten-Nummer!“ „Kein Mensch wird dir glauben, dass du mich ohne mein Zutun und ohne Magie besiegt hast.“, kicherte Oliver kühl. „Und du glaubst doch nicht ernsthaft, ich hätte dich nicht schon mehrmals umhauen können?“ Leider konnte sie dem nicht widersprechen. Er hatte sie zwei Mal recht hart erwischt und diese Augenblicke hätte er eigentlich besser nutzen können, hatte es aber nicht getan. „Du solltest wirklich versuchen, in die Quidditch-Mannschaft zu kommen.“, sagte Oliver plötzlich. „Du bist so wendig, schnell und geschickt... Ideale Voraussetzungen, um Sucher zu werden.“ „Bestimmt nicht.“, zischte Camilla und erhob sich von dem harten Fußboden. Im Anschluss staubte sie sich ihre Sportsachen ab. „Warum denn nicht? Wir brauchen echt mal einen vernünftigen Ersatz-Sucher!“ „Du weißt genau, dass ich auf dem Besen furchtbar bin.“ „Das kann man lernen.“, erinnerte er sie. „Und ich bin kein Fan von Quidditch.“ „Das könntest du überwinden.“ Nicht gerade amüsiert drehte sie sich zu ihm: „Niemand bekommt mich auf ein Quidditch-Feld.“ „Hast du etwa Angst, Blair?“, hauchte er wieder in diesem provozierenden Tonfall. Sie konnte schon verstehen, weshalb Oliver nicht allzu viele Freunde neben ihnen hatte. Ständig wollte er sein Umfeld aus der Haut fahren lassen. „Finde dich damit ab, dass ich weder fliegen noch Quidditch spielen werde.“ „Was genau stört dich bloß so an Quidditch?“ „Das fragst du mich ernsthaft?“, spottete Camilla als sei es eindeutig. „Man fliegt auf einem Besen durch die Gegend, während zwei verzauberte, irre Bälle einen attackieren. Man darf aber nicht zaubern, um sich zu verteidigen! Stattdessen muss man hoffen, dass der Treiber einen schützt und einen nicht versehentlich mit dem Schläger erwischt.“ „He! Das ist mir nur einmal passiert! Und Blake war echt selbst schuld!“ Dieser Zwischenfall lag nun schon einige Wochen zurück, doch alle erinnerten sich sehr lebhaft daran. Ein Klatscher hatte es auf einen ihrer Jäger abgesehen – Phil Blake – und Oliver hatte ihn beschützen wollen. Nur leider etwas zu energisch... Als Oliver mit seinem Schlagstock ausholte, erwischte er den Klatscher heftig. Der flog fast über das ganze Quidditch-Feld und tatsächlich erwischte er einen der gegnerischen Spieler! Nur leider erwischte er auch die Schläfe von Blake, der sofort das Bewusstsein verlor. Camilla war nicht dabei gewesen, doch alle Schüler berichteten sehr feurig über den Vorfall. Offenbar war er einige Meter tief gefallen und es wäre ein tödlicher Sturz gewesen, wenn der Schiedsrichter den Fall nicht durch Magie gebremst hätte. Natürlich hatte Phil Blake trotzdem schwere Verletzungen davongetragen. Mehrere Tage hatte er mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenflügel verbracht. Offenbar war er so verwirrt gewesen, dass er eine Gefahr für sich und andere war. Er hatte keine Zaubersprüche mehr richtig zuordnen können. Erst als das Gedächtnis des Mitschülers wiederhergestellt worden war, hatte er wieder am Unterricht teilnehmen dürfen. Überraschenderweise spielte er auch weiterhin Quidditch. Er hatte deutlich gemacht, dass es ein Unfall gewesen war und so etwas mal passieren konnte. Die Hauptsache sei, dass sie das Spiel gewonnen hatten – und das hatten sie. Nur kam Oliver nicht über diese Geschehnisse hinweg. Er schien sich schuldig zu fühlen, obwohl es keine Absicht gewesen war. Sicherlich hätte es verhindert werden können, doch sie konnten es nun nicht mehr ändern. Das wusste auch Blake, der sich weiterhin wunderbar mit dem Werwolf verstand. „Jedenfalls ist es ein unnötig gefährlicher, mörderischer Sport, der vollkommen an Größenwahnsinn grenzt.“, schnaubte die Blondine verächtlich. „Das ist so, als würdest du jemanden zu einem magischen Duell herausfordern ohne deinen Zauberstab dabei zu haben.“ „So schlimm ist das nun echt nicht...“ „Ach? Ist es nicht?“ „Nein, es gibt Treiber, die einen beschützen und die anderen Bälle sind eigentlich ungefährlich...“ „Eigentlich.“, betonte sie scharf. „Na ja, es kam schon vor, dass die Jäger mal jemanden abgeworfen haben, aber das tut ja nicht so weh, wie wenn ein Klatscher einen trifft. Und die Jagd nach dem goldenen Schnatz hat sicherlich auch schon einigen wehgetan...“, gab Oliver kleinlaut zu. „Aber es stirbt ja niemand! Manchmal verschwinden mal Mitspieler, aber die tauchen doch meistens nach ein paar Stunden wieder auf.“ „Oder nach Tagen... Vollkommen verwirrt und zerrupft.“, erinnerte Camilla ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nicht zu vergessen, dass die Sucher im Quidditch richtig hart drangenommen werden, damit sie den Schnatz nicht erwischen.“ „Woher willst du das denn bitte wissen? Du guckst doch nie Quidditch!“ „Aber ich habe Ohren, Oliver. Die Leute reden.“ „Gib dem Ganzen doch mal eine Chance! Schau‘ dir mein nächstes Spiel an.“, schlug Oliver eifrig vor. „Das könnte ich zwar machen, aber das würde gar nichts bringen.“ „Weshalb?“ Langsam zuckte die Langhaarige mit ihren Schultern: „Weil ich dann zwar da wäre, aber nicht hingucken würde.“ „Wieso würdest du nicht hingucken?“ „Weil mich das ganze Konzept nervös macht und ich nicht gerne dabei zugucke, wie meine Mitschüler von fliegenden Bällen umgebracht werden.“ Nun fing Oliver breit an zu grinsen und trat an sie heran. Kumpelhaft legte er ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Sie selbst beobachtete ihn skeptisch und traute dem Ganzen keineswegs. Er wollte nun irgendwas Beleidigendes sagen. „Du willst nicht mit ansehen, wie ich verletzt werden könnte!“, gluckste er amüsiert. Das war noch schlimmer als eine Gemeinheit! Er unterstellte ihr gerade Gefühle für ihn. Angewidert schüttelte sie ihn ab. Beinahe so, als habe Oliver plötzlich eine tödliche und sehr ansteckende Krankheit. Genauso sah sie ihn im Anschluss auch an. Ihre Augen verengten sich, als wollte sie ihm alleine mit einem Blick verdeutlichen, dass er nicht mehr so etwas sagen durfte. Sie war nicht diese Art von Mädchen. Sie stand nicht auf Gefühlsduselei und große Liebeserklärungen. Nahezu lächerlich, wenn Camilla darüber nachdachte, dass sie aber sehr wohl auf alte Filme stand. In Schwarz-Weiß... Vor allem diese furchtbar schmalzigen Romanzen, in denen es immer ein Happy End gab. Die immer nach Schema F abliefen: Mädchen trifft Junge. Junge verliebt sich in Mädchen. Mädchen liebt einen anderen Jungen. Mädchen merkt, dass sie den falschen Jungen liebt. Junge rettet Mädchen. Junge und Mädchen kommen für immer zusammen. So absurd und doch wünschenswert... Abseits von der Wirklichkeit. Oliver wäre in dieser Geschichte der falsche Junge, aber sie auch das falsche Mädchen. Immerhin schaffte sie es nicht, sich in irgendjemanden aufrichtig zu verlieben. „Nun hast du dir jede Chance vertan.“, schnaubte die Blondine durchaus genervt. „Ich werde nun keines deiner Spiele angucken.“ „Ach! Komm‘ schon!“ „Ich komme nicht auf Kommando, wie du sehr wohl weißt.“ „Was bist du denn bitte für eine Freundin?“, hinterfragte Oliver zweifelnd. „Eine schlechte.“ Ihn schien das tatsächlich zu ärgern, denn er zerrte sehr ruhelos die Bandagen von seinen Händen. Camilla hatte nicht gewusst, dass ihm das tatsächlich so viel bedeutete. Bisher hatte er sie niemals gefragt, ob sie sich eines seiner Spiele ansehen wollte. Eine unangenehme Vermutung überkam sie: Empfand er mehr für sie als sie für ihn? Wortlos blickte die Blondine ihrem Freund hinterher, wie er fluchtartig die selten genutzte Sporthalle verließ. Obwohl sie ihn wohl eigentlich aufhalten müsste, tat sie es nicht. Stattdessen ließ sie den Werwolf schweigend ziehen und fragte sich, was mit ihr nicht stimmte. Seufzend zwang sie sich aus ihrer Starre und machte sich selbst auf den Weg zu der Mädchenumkleide. Ihre Gedanken kreisten jedoch um ihre Beziehung mit Oliver und den Inhalt dieser verdammten Akten. Hatte sie den Hang, sich die falschen Männer auszusuchen wie ihre leibliche Mutter einst? Gewiss war Oliver nicht wirklich gefährlich, doch sie war es offenkundig für ihn. Sie zerbrach ihn. Dafür fühlte sie aufrichtiges Bedauern, fand aber keinerlei Liebe in sich. Jedenfalls nicht für ihn...   Oliver tauchte nicht wieder auf. Er hatte sich umgezogen und sich offenbar direkt aus dem Staub gemacht. Wenn Camilla ehrlich mit sich selbst war, war sie auch froh darüber, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ob es vielleicht sogar ratsam wäre, die Beziehung an dieser Stelle zu beenden. Darüber wollte sie mit ihren drei anderen Freunden sprechen. Sie wusste, dass sie Stillschweigen über alles bewahren würden, was sie ihnen anvertraute, auch, wenn es um einen ihrer Freunde ging. Keine selbstverständliche Charaktereigenschaft. Schweigen zu bewahren schien in einer Gesellschaft der Worte und des Gesangs zusehends schwieriger zu werden. „Hey~...“, sagte sie, als die Zwillingsbrüder mit Logan aus dem Dorf zurückkamen. Alle drei waren vollgepackt mit Tüten aus unterschiedlichen Läden. Süßigkeiten hatten sie bestimmt wieder massenweise gekauft, doch sicherlich auch Scherzartikel. Eher selten kauften die Jungs auch mal etwas Nützliches oder Dinge, die für die Schule gebraucht wurde. Dafür konnte Camilla immer damit rechnen, dass sie auch ihr etwas mitbrachten. Auch heute war es so, denn alle drei Jungs suchten etwas heraus und hielten ihr dann jeweils ein Tütchen hin. Mit einem zaghaften Lächeln nahm sie alle drei Geschenke entgegen. Neugierig sah sie hinein und wie so oft, hatten sie ihr alle etwas Süßes besorgt. Einer hatte verschiedene Bonbons gekauft, ein anderer von ihnen Schokolade und in dem letzten Tütchen befanden sich diverse Lutscher. „Danke schön.“, sagte Camilla aufrichtig. Sie liebte Süßes! Es gab für sie kaum ein besseres Geschenk, wenn man ihr eine Freude bereiten wollte. Natürlich mochte sie auch Schmuck, Klamotten, Glitzer und andere luxuriöse Dinge, doch Süßigkeiten waren eine andere Art von besonderer Freude. Vergänglicher, ja, aber der Moment des Genusses brannte sich irgendwie in sie ein, als gäbe es keine Schatten. „Was ist denn los, Camy?“, hinterfragte Logan mit wachsamem Blick. Von allen Leuten, die sie kannte, war er der aufmerksamste. Ihm entging nichts. „Was denn? Ärger im Paradies aus Muskeln und Quidditch?“, gackerte Noah. Natürlich stimmte Aiden mit ein: „Ist ihm etwa klargeworden, dass er nicht die Schöne, sondern das Biest ist?“ „Sehr witzig...“, murrte Camy. „Ignorier die beiden einfach. Das mache ich auch die meiste Zeit so.“, warf Logan nüchtern ein. „Das stimmt.“, bestätigte Aiden. „Als wir unterwegs waren, haben wir ihn ständig gerufen, aber er hat nicht reagiert!“ Noah nickte eifrig: „Ja, immer wieder riefen wir: »LEEROY JENKINS!!!«“ „Vielleicht – aber nur vielleicht – reagiere ich darauf nicht, weil das nicht mein Name ist.“, fauchte Logan sichtlich genervt. Dieser Gag setzte sich seit Wochen fest. Nicht nur bei den Brüdern, sondern inzwischen auch bei anderen Mitschülern. „Oh... Ehrlich? Dann ist das unser Fehler.“ Logan seufzte schwer, ehe er sich wieder zu Camilla drehte: „Was ist denn los?“ „Oliver wollte, dass ich zu dem nächsten Quidditch-Spiel komme und darüber nachdenke, in die Mannschaft zu gehen.“, erklärte sie die Situation kurz. „Als ich beides verneinte, ist er beinahe ausgeflippt. Hat mir das Gefühl gegeben, dass ich eine schlechte Freundin sei...“ „Wahrscheinlich, weil es stimmt.“, sagte Noah so dahin. Es schmerzte sie sehr, das zu hören. „Freundinnen begleiten ihren Freund auf ihre Spiele und versuchen zumindest so zu tun, als würden sie es interessant finden.“, ergänzte Aiden schließlich. Camilla fühlte sich elend. Nun kam es ihr wirklich so vor, als hätte sie die ganze Beziehung vom ersten Tag an sabotiert. Als hätten sie niemals eine Chance gehabt! Vor Oliver hatte sie keine längeren Beziehungen gehabt. Nur flüchtige Bettgeschichten, die sich bei einzelnen Personen wiederholt hatten. Keine Dates, keine Beziehungsdramen. Es war zwar vorgekommen, dass der ein oder andere Partner durch den Sex tiefgründiger werden wollte, doch das hatte sich stets schnell klären lassen. Innerlich verfluchte sie sich, weil sie sich auf den Werwolf eingelassen hatte. Sie hatte um ihr flatterhaftes Verhalten gewusst und diese Freundschaft nicht riskieren sollen! „Guck‘ doch nicht so drein!“, meinte plötzlich Noah. „Das heißt nicht, dass er nicht selbst schuld ist.“ „Ja, er wusste doch, worauf er sich einlässt. Kennt deine Vorgeschichte und deine Abneigung gegenüber Quidditch.“, bestärkte Aiden die Aussage seines Zwillings. „Und du hast auch niemals so getan, als würdest du für ihn die große Liebe empfinden.“ „Jaah~, malst nicht mal Herzchen mit euren Initialen in deine Hefte!“, kicherte Aiden. „War doch klar, dass das nicht so eine Art von Beziehung wird.“ „Ihr versteht es wirklich, jemanden zu deprimieren...“, murmelte Logan nicht gerade begeistert. „Eigenartigerweise munter mich das tatsächlich etwas auf.“, musste Camilla zugeben. Die Zwillinge strahlten über beide Ohren und sahen Logan so an, als wollten sie ihm deutlich zeigen, dass sie im Recht waren. Zumindest ausnahmsweise. „Sollte ich Schluss machen?“, wollte sie dann doch von ihnen wissen. Zumindest ihre Meinungen. Am Ende würde Camilla selbst entscheiden, ob sie die Beziehung fortsetzte oder es endgültig sein ließ. „Ist schwer zu sagen...“, murmelte Logan unsicher. „Kommt drauf an, wie du für ihn empfindest. Wenn du meinst, dass sich da niemals mehr entwickelt, dann beende es. Glaubst du, dass noch etwas erblühen könnte, solltest du es vielleicht noch versuchen.“ „So könnte ein vernunftbegabter Mensch an die Sache herangehen...“, lenkte Aiden ein. „Oder du trennst dich und kommst mit uns zusammen!“ „Au ja! Eine heiße Vierecksbeziehung!“, gluckste Noah. Logan zog es vor, die Zwillinge zu ignorieren: „Das ist keine einfache Entscheidung. Du solltest sie nicht über Nacht fällen...“ „Vermutlich hast du damit recht...“, stimmte Camilla verunsichert zu. „Nochmals über alles zu schlafen, wird mir auf jeden Fall weiterhelfen.“ „Ja, und Zerstreuung kann auch dabei helfen.“, erwiderte Logan gelassen. „Vielleicht komme ich ja noch an ein paar Informationen über deine Mutter. Dann kannst du dich ein bisschen damit beschäftigt halten.“ „Oh!“, keuchte sie ehrlich überrascht. „Das würdest du für mich versuchen?“ „Klar, auf jeden Fall.“ „Und bis er an neue Informationen kommt, können wir dich munter beschäftigen.“, meinte Noah lächelnd. „Wir haben ein paar neue Scherzartikel erstanden.“ „Und jede Menge Süßigkeiten!“, ergänzte Noah. „Jaah~, die wunderbaren Süßigkeiten!“ Sanft musste sie über diese Fürsorge lächeln. Auch wenn ihr Start bei Ilvermorny wirklich schwer gewesen war, hatte sie wundervolle Freunde gefunden. Camilla war sich fast sicher, dass sie niemals wieder so wunderbare Menschen finden würde. Wenn ihr jemand über ihre Verwirrung, den Schmerz und der eventuellen Trennung hinweghelfen konnte, dann waren es diese drei Jungs. Obwohl ein Teil von ihr sich davor fürchtete, sich wirklich von Oliver zu trennen. Es konnte bedeuten, dass sich die Clique auflöste. Vielleicht wollten die Zwillinge lieber bei dem Werwolf bleiben... Sie konnte sich nur sicher sein, dass Logan Jenkins auf gar keinen Fall gehen würde. Oliver hatte heute sehr deutlich seine Eifersucht ihm gegenüber gezeigt und würde ihn nicht in seiner Nähe haben wollen. Egal, ob und wie das Ganze endete, sie würde versuchen es mit Fassung zu nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)