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Unverhoffte Verantwortung

von

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Digieier in Gefahr

Ein Mensch, etwas jünger als Rai, lag auf dem roten Dach eines kleinen Spielzeughauses. Seine Arme hatte er hinter seinem Kopf verschränkt. Eine rote Weste benutzte er dabei als Kopfkissen. Mit seinen schwarzen Turnschuhen stützte er sich von einer Art Regenrinne ab, damit er nicht die Steigung herunter rutschte.

Als hätte er einen Geistesblitz setzte sich der Junge plötzlich auf, zog die Weste an und hüpfte dann vom niedrigen Dach. In der Ferne hatte er etwas gesehen.

"Könnte das wirklich ein Mensch sein?"
 

"Rai! Ash!"

Nicht weit außerhalb der Stadt lief ein ziemlich aufgewühlter, zierlicher Junge vorbei. Zwar suchte er aktiv nach seinen Freunden, doch war seine Körperhaltung ziemlich passiv und zurückgezogen. Fast schon schutzlos. Entweder er hatte kein Selbstbewusstsein, oder er fühlte sich alleine und verloren.

"So ängstlich wie er scheint ist er bestimmt neu hier.", spekulierte der Blondschopf gedanklich.
 

Neugierig lief dieser nun über den grünen Spielzeugteppich, welcher eher wie ein Rasen aussah, in die Richtung des Suchenden. Die offene Fläche außerhalb der Stadt schien endlos und ein angenehmer Wind strich an dem Digiritter vorbei. Dieser grinste über beide Ohren. Zu groß war die Vorfreude, eine neue Person in dieser Welt kennen zu lernen.
 

"Kann ich dir irgendwie helfen?"

Als der fremde Junge sich erschreckte und sich panisch umdrehte, fühlte der Blondschopf sich schuldig. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf:

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Airyn, aber nenn mich Airi. Und wie heißt du? Kann ich dir irgendwie helfen?"

Der Junge fürchtete zu direkt zu sein, erhielt zu seiner Freude aber doch eine Antwort.

"Ich bin Yoichi.“, dann stockte er kurz, unsicher, ob er weiter reden sollte, „Du könntest wirklich helfen. Hast du hier vielleicht irgendwo weitere Menschen gesehen?"

Yoichi überlegte erst ob er auf eine Antwort warten sollte, durchlöcherte Airi aber weiter:

"Was machst du hier eigentlich alleine? Und bist du auch ein Digikrieger? Hast du schon einen Spirit gefunden?"

Bevor sich Airi der ganzen Fragen annehmen konnte, wurde er von Yoichis Magenknurren unterbrochen. Der Blondschopf konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen als dieser als Reaktion auf das Knurren rot wurde.
 

"Wenn du möchtest lade ich dich auf einen Snack ein und wir klären alles weitere später."

Dabei wedelte der Blondschopf mit einem schwarzen Geldbeutel. Yoichi beobachtete diese Geste nur verwirrt, folgte aber dem ihm fremden Jungen in Richtung Spielzeugstadt.
 

"Du bist also schon länger hier in der Digiwelt?"

Worauf Yoichi diese Aussage stützte? Nun, Airi kannte sich scheinbar schon aus. Er hatte sogar Geld, welches in der Digiwelt zählte und schien in keinster Weise aufgeregt oder verloren.

"Eine Weile.", erklärte der Blondschopf nach kurzem Zögern.

Yoichi hatte sich mehr erhofft und blickte enttäuscht auf sein Digivice. Eine Geste, die er sich durch sein Handy angewöhnt hatte um Blickkontakt zu vermeiden.

"Dein D-Tector sieht ja ganz anders aus.", bemerkte sein Gegenüber währenddessen.

Schulterzuckend verglich Yoichi beide Geräte.

„Die von Ash und Rai sehen aus wie meins. Aber wir nennen sie Digivice.“

Diese Aussage stimmte Airi nachdenklich. So nachdenklich sogar, dass er nicht einmal bemerkte, wie Yoichi das Restaurant bereits entdeckt hatte und auf dieses zusteuerte.
 

"Du musst schnell kommen!", Yoichis Stimme riss ihn schließlich wieder aus seinen Gedanken. Fast schon panisch sprintete dieser zurück in Airis Richtung.

"Irgendein böses Digimon greift die Stadt an! Es hat etwas von Daten geredet und dass es jeden auslöscht, der nicht kooperiert."

"Die Stadt des ewigen Anfangs?", viel wusste der Blondschopf ja nicht, aber dass dies ein heiliger Ort war - der einzige Ort in der Digiwelt, an dem neue Digieier entstanden - wusste er, "Dieses Gebiet ist tabu!"
 

Yoichi konnte nur noch zusehen, wie Airi zum Kampf entschlossen los stürmte.

"Zuerst sieht er so aus, als hätte er einen Geist gesehen und dann lässt er mich hier zurück. Also ich weiß ja nicht so recht, was ich davon halten soll."
 

Als Yoichi endlich wieder bei Atem war, folgte er dem suspekten Jungen, ließ es sich aber nicht nehmen nebenbei die Bäume zu begutachten. Zuvor schon war ihm aufgefallen, dass Spielzeug an diesen hing. Jetzt aber hoffte er auf eine Art Waffe. Ein Zauberstab oder eine Wasserpistole. Irgendetwas, was ihn auch ohne Spirit nützlich erscheinen ließ.
 

"Endlich gefunden", erleichtert seufzte Yoichi. Er dachte schon, er würde Airi überhaupt nicht mehr einholen. Letzterer schien unentschlossen darüber, was er tun sollte und lehnte deswegen für die Gegner nicht sichtbar gegen eine Hauswand
 

"Wenn ihr kleinen Hosenscheißer nicht sofort wieder zu Digieiern werden wollt, dann sagt ihr mir, wo die Daten versteckt sind!"
 

Die Stimme gehörte zu einem Scorpiomon, das wie der Name schon vermuten ließ einen Skorpion darstellte. Mit dem Unterschied, dass er zur besseren Tarnung sandfarben war und an der Unterseite des Körpers Klingen trug. Auch sein Stachel und seine vorderen Scheren waren messerscharf.

"Was ist los?" Besorgt blickte Yoichi zwischen Airi und den bedrohten Digimon umher. Wieso griff er nicht ein? Das große Meeresdigimon schritt immer näher an die kleinen kugeligen Digimon heran. Einige von diesen hatten sogar noch einen Schnuller im Mund und versuchten sich irgendwo in ihrer Babywiege zu verstecken.
 

"Scorpiomon ist auf dem Ultra-Level. Es ist ein viel zu mächtiger Gegner."

Verbissen umklammerte Airi seinen D-Tector.

"Aber du wirst doch nicht schwächer sein, als Rai oder Ash, oder? Du musst ihnen helfen!", kam jetzt wieder von Yoichi, der vergaß dass Airi seine Freunde noch nicht kennenlernte.
 

"Ich weiß. Vielleicht wäre es mit der wahren Macht des Spirits schaffbar. Aber ich kann sie kaum kontrollieren."

Noch immer mit sich selbst ringend, atmete Airi einmal tief durch bevor er sich aufrichtete und auf die in seinem "D-Tector" gespeicherten Daten zugriff. Der Blondschopf schien - trotz der zuvor geäußerten Stärke von Scorpiomon - fest entschlossen.
 

"Spiritevolution! Raidramon!"
 

Angespannt beobachtete der zierliche Junge die Digitation.

Was meinte der Blondschopf nur mit der 'wahren Macht der Spirits'? War es etwas, das man sich erarbeiten musste?

Airis Körper veränderte sich komplett. Er wurde nicht wie bei Lobomon oder Strikedramon von einer Rüstung umschlossen, sondern wurde in eine vierbeinige, tierische Gestalt gezwungen.

Der blaue Körper des Digimon, welches jetzt vor Yoichi stand, war umgeben von einer schwarzen Rüstung. Die obere Hälfte der Beine war jeweils mit einer doppelten Rüstung verstärkt. Vorne wurde dieser Schutz von einer roten Scheibe verziert, unter der eine Steckdose - zumindest wusste Yoichi nicht, was es sonst sein sollte - lag. Seitlich des Rumpfes waren gelbe Streifen zu sehen, die fast wie Zähne wirkten. Das selbe Gelb zierte auch - in Form von zwei senkrechten Streifen 'durch' die roten Augen des Digimon - den schwarzen Helm. Zwischen den Augen ragte ein gelbes Horn nach oben, welches fast so aussah wie ein Blitz. Unterkiefer und Hals des Digimon waren ungeschützt. Ebenso der blaue Schwanz, der dem ganzen Digimon ein aerodynamisches Aussehen verlieh.
 

In dieser Form war es dem Digikrieger ein Leichtes, die Distanz zu Scorpiomon in wenigen Sekunden zurück zu legen. Mit voller Geschwindigkeit und vollem Körpereinsatz rammte er den Feind regelrecht. Scorpiomon wusste nicht, was vor sich ging, als es hoch in die Luft katapultiert wurde und knapp außerhalb des Spielzeugparks auf einem großen Plüschwürfel landete.

Mit einem geschickten Sprung überquerte Yoichi den Holzzaun um die Ablenkung auszunutzen und zu den jungen Digimon im eingezäunten Bereich zu kommen.

"Geht es euch allen gut?"

Jubel ertönte aus den Wiegen. Teils aus Erleichterung und teils, um Airi aus der Entfernung anzufeuern.
 

"Na warte, du kleine Plage!"
 

Sauer krabbelte der Skorpion von dem überdimensionierten Würfel. Es brauchte ein paar Sekunden bis es sich wieder orientieren konnte. Rechts von ihm war die farbenfrohe Straße, direkt auf der anderen Seite mehrere Geschäfte, die Teigwaren, Getränke, Süßigkeiten und Spielzeug verkauften. Hinter ihm die Stadtmitte mit einer riesigen Tanne in der Mitte und links ein ziemlich schmaler, aber tiefer Fluss. Geradeaus waren die Babydigimon, doch Raidramon versperrte diesen Weg. Skeptisch beäugte Scorpiomon seinen Gegner.
 

"Du wagst es, dich mir in den Weg zu stellen? Ausgerechnet du?"
 

Als Antwort auf diese Frage nahm Raidramon Kampfhaltung ein. Es winkelte Vorder- und Hinterbeine an - jeder Zeit dazu bereit, los zu sprinten.

Auf eine Antwort zu warten schien Scorpiomon sowieso nicht. Auf Raidramon fokussiert stellte sich der Skorpion auf die hinteren Klauen und zog seine Vorderen Waffen übereinander, um ein blaues Kreuz aus Energie auf seinen Gegner zu schleudern.
 

"Schwanzmesser!"
 

Für Raidramons Geschwindigkeit war es kein Problem, dem Projektil auszuweichen. Es machte einen kurzen Satz nach vorne, ließ das Kreuz hinter sich einschlagen und sammelte Elektrizität für seinen eigenen Angriff.
 

"Gewitter Klinge!"
 

Eine große Menge an Energie sammelte sich im Horn des Digikriegers und schoss dann in Form eines elektrischen Strahls auf Scorpiomon zu. Letzteres war nicht mobil genug, rechtzeitig auszuweichen und bekam die komplette Attacke zu spüren. Es war sichtlich angeschlagen, machte aber keine Anzeichen, den Kampf aufzugeben. Stattdessen schüttelte es die Elektrizität einfach ab und ignorierte den Schmerz.

"Ich wäre kein Ultradigimon, wenn ich mich so leicht besiegen ließe!"

Überraschend schnell setzte es sich jetzt wieder auf die hinteren Klingen und brachte mehrere Kanonen an seiner Unterseite zum Vorschein.

"Was zur Hölle?"

Hämisch grinsend über den Erfolg der gemeinen Attacke fing es an unzählbar viele kleine Stacheln aus diesen versteckten Kanonen zu feuern:

"Stachelüberraschung!"

Raidramon gelang es zwar, den meisten Stacheln auszuweichen, weil es sich mit vielen Sprüngen immer weiter in Scorpiomons Richtung zubewegte, musste aber trotzdem einige harte Treffer einstecken.

Als der Krieger des Donners endlich die Distanz verringert hatte und direkt vor Scorpiomon stand, schleuderte Raidramon einen gewaltigen Strahl elektrischer Energie aus seinem Maul:
 

"Blitzstrahl!"
 

Dieser Konter brachte den gewünschten Erfolg. Scorpiomon wurde wieder in hohem Bogen durch die Lüfte katapultiert und kam als schwarzer Schatten neben dem Fluss auf. Airi wäre am liebsten zurück digitiert. Sein ganzer Körper schmerzte. Zwar konnte er sich dem Drang, seinen animalischen Instinkten nachzugeben ganz gut widersetzen, doch konnte er bei weitem nicht die volle Kraft der Digitation nutzen. Trotzdem zwang er sich, die Verbindung mit den Daten aufrecht zu erhalten und bewegte sich auf den besiegten Feind zu.

"Scorpiomon! Wieso brauchst du denn so lange?"

Gerade überlegte Airi, wie er in seiner animalischen Form hätte die Daten scannen können, da wurde er von einer aufbrausenden, weiblichen Stimme unterbrochen. Sein Atem stockte. Er kannte diese Stimme.



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