Weihnachten in Paris von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachten in Paris ------------------------------- Ich wurde durch das leise tippeln mehrerer Füße vor meinem Zimmer aufgeweckt. Ich blickte mich um. Wo war ich? Kurz sortierte ich meine Gedanken und drehte mich zum Fenster. Mit einem Satz war ich aus dem Bett gesprungen und zum Fenster gestürmt. Das hatte ich noch nie gesehen. Der Schnee bedeckte die Dächer wie Zuckerwatte. Vereinzelnd hingen einige Eiszapfen von den Regenrinnen. Vor dem Haus lieferten sich einige Kinder lachend eine Schneeballschlacht. Der Himmel war in einem grau rötlichen Ton. Trotzdem wirkte dieser nicht bedrohlich, sondern zauberte eine winterliche Stimmung über die Stadt. Klar kannte ich Schnee und Schneeballschlachten zu genüge, aber der Zauber, der über dieser Stadt lag, war ein ganz anderer. Überall waren festliche Lichterketten angebracht. Die Schaufenster waren weihnachtlich dekoriert. Wo man auch hinsah, man sah Engel, Elfen, Rentiere, Schnee- und Weihnachtsmänner. Die liebevoll geschmückten Tannenbäume nicht zu vergessen. Dass ich so etwas Schönes erleben darf, hatte ich meinem Ehemann zu verdanken. In Japan wird dem Weihnachtsfest nicht so eine große Beachtung geschenkt wie in Frankreich. Was schon alleine damit zu tun hat, dass wir Japaner nicht den christlichen Grundgedanken teilen, wie die Franzosen. Die Mutter meines Mannes stammt aus Paris, daher ist er mit zwei grundverschiedenen Kulturen aufgewachsen. Als ich vor sechs Jahren meinen Mann kennenlernte, hatte er mir versprochen, dass er mir ein richtiges Weihnachtsfest in der Stadt der Liebe schenken würde. Dass es ganze sechs Jahre gedauert hat, dieses Versprechen einzulösen, hatte verschiedene Gründe. Die erste Reise nach Paris mussten wir kurzfristig absagen, da ich bemerkt hatte, dass ich schwanger war. Die nächsten drei Jahre fanden wir beide, dass unser Sohn Yusei zu jung war. Bei dem nächsten Versuch hatte unser Sohn das Drei-Tage-Fieber, so mussten wir die Reise wieder verschieben. Letztes Jahr gab es einen großen Schneesturm und der Tokioer Flughafen war gesperrt. Dieses Jahr hat es endlich geklappt. Ich hoffe, dass mir meine Ahnen meine kleine Notlüge nicht übel nehmen. Ich bin von Grund auf ein ehrlicher Mensch. Doch hätte ich nicht zu diesem Notnagel gegriffen, würden wir Weihnachten wieder nicht in Paris verbringen. Ich weiß, wie sehr mein Mann seine Mutter vermisst. Diese wohnt seit der Scheidung seiner Eltern wieder in dieser wunderschönen Stadt. Deshalb wollte ich ihm diese schöne Zeit hier schenken. Ich war bis heute noch nie in Paris, aber die Bilder, die ich gesehen hatte und die ganzen Reportagen, die bei uns zu Hause rauf und runter liefen, hatten mich dieser atemberaubenden Stadt nahe gebracht. Zumal ich ohne dieses Fleckchen Erde nicht meinen Mann und somit auch nicht unseren wunderbaren Sohn hätte. Das Tippeln vor meiner Zimmertür wird immer ungeduldiger und lauter. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, als ich meinen Mann hörte. Er ermahnte Yusei nicht so laut zu sein. Er glaubt, dass ich noch schlafen würde. „Mama ist wach. Das kannst du mir glauben.“ Ich sah in Gedanken die Fragezeichen über den Kopf meines Mannes. Woher unser Sohn wusste, dass ich nicht mehr schlafen würde. Yusei und ich haben eine sehr enge Bindung. Unser Sohn spürte es, wenn ich von der Arbeit heim komme. Meisten hüpft er fünf Minuten, bevor ich die Wohnungstür öffne, in der Wohnung wie ein wild gewordener Flummi umher. Ich hatte meinem Gatten einen Vogel gezeigt, bis mir unsere Freunde und Verwandten das gleiche erzählten. Andersherum spürte ich es, wenn es meinem kleinen Jungen nicht gut ging, egal wo er war. Bei meinem Mann trifft das im Übrigen auch zu. Er ist nicht nur mein Ehemann, sondern auch mein bester Freund, meine bessere Hälfte, mein Vertrauter – er ist meine Seele in menschlicher Gestalt. Verträumt schaute ich den tanzenden Schneeflocken zu, wie diese sachte auf den Boden fielen. Wie gerne würde ich jetzt Schlittschuhlaufen. Gleichzeitig hoffte ich inständig, dass es in der Nähe keine Möglichkeit gab, dieser Beschäftigung nachzukommen. Ich bemerkte gar nicht, wie sich die Zimmertür öffnete und der kleine Wirbelwind lachend auf mich zu lief. „Ich hatte Recht, Papilein. Mamachen schläft nicht mehr. Sie schaut den Schneeflocken beim Tanzen zu", riss mich die dünne Kinderstimme aus meinen Gedanken. Yusei zupfte mir an meinem Nachthemd. Lachend sah ich auf dieses kleine Wunder hinunter, ging in die Knie und gab meinem Sohn einen Guten-Morgen-Kuss. Kurze Zeit später stand auch mein Mann in unserem derzeitigen Schlafzimmer. Seine blauen Augen blickten mir verliebt in die Augen. Ich sah eine Sanftheit darin, die er nur mir und unserem Kind schenken konnte. Im Allgemeinen fiel es ihm sehr schwer Gefühle zu zeigen oder gar zuzulassen – Yusei und ich waren die Ausnahme. Nach der morgendlichen Begrüßung erzählte mir mein Mann, wie er sich den heutigen Tag vorgestellt hatte. Er wollte uns ein Karussell zeigen, welches um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut wurde. Dieses lag gar nicht so weit von der Wohnung seiner Mutter entfernt. Sie hatte uns mit offenen Armen empfangen und freute sich, mit uns zusammen das Weihnachtsfest zu feiern. Natusko hatte eine wunderschöne Wohnung im Wohnviertel von Montmartre. Yamato meinte gestern Abend, dass man nur fünf Minuten zu Fuß zum Sacré Coeur brauchte. Danach wollte er mit uns über einen typischen Weihnachtsmarkt von Paris gehen. Ich freute mich schon auf die ganzen kleinen Buden mit Crêpes, Käse und anderen Köstlichkeiten, den Gewürzduft, die vielen verschiedenen Kunsthändler mit ihren Angeboten. Außerdem wollte mir mein Mann den Glühwein nahe bringen. Dazu Weihnachtslieder, die wunderschöne Stadt, die von einer Schneeschicht bedeckt war. Außerdem wollte er uns die Champs-Elysées, mit ihren vielen bunt geschmückten Schaufenstern der Kaufhäuser zeigen. Von dem Riesenrad ganz zu schweigen. Zum Schluss hieß es dann: das Weihnachtsessen. Mir wurde jetzt schon schlecht, wenn ich daran dachte. Yamato hatte etwas von traditionellen sieben Gängen und dreizehn Desserts erzählt. Bei allen Heiligen! Wie soll ich das schaffen? Ich vergesse immer wieder, dass die Franzosen ein Genussvolk sind. Irgendwann hatte ich mal gehört, dass es das Sprichwort ‚Essen wie Gott in Frankreich‘ gibt. Als Yamato von seinen Plänen erzählte war ich erleichtert, nichts deutete daraufhin, dass er Schlittschuhlaufen wollte. Ein großes Glück für mich. Wieder einmal bat ich meine Ahnen, in Gedanken, um Verzeihung. Nach dem Frühstück war es endlich soweit. Mütze, dicke Daunenjacke, Handschuhe, Schal und Winterstiefel an. Dann hieß es: raus in das verschneite Paris. Kaum hatten wir die Haustür hinter uns geschlossen, spürte ich etwas Kaltes in meinem Gesicht. Irritiert sah ich nach oben, da ich noch unter dem Regenschutz stand konnte der Schnee, der immer noch leicht vom Himmel fiel, nicht schuld daran gewesen sein. Als ich das Lachen meines Mannes hörte wurde mir einiges klar. Na warte mein Lieber. Ich griff in den Schnee, formte eine Kugel und schmiss sie in Richtung meines Mannes. Binnen kürzester Zeit lieferten wir Drei uns eine wunderschöne Schneeballschlacht. So frei und ungezwungen hatte ich Yamato noch nie gesehen. Er lachte aus tiefsten Herzen. Ein Geräusch, welches mein Herz fast zum Zerspringen brachte. So sehr freute ich mich, es zu hören. Nach unserer Schneeballschlacht gingen wir zum Sacré Coeur. Ich war total sprachlos bei diesem Anblick. Wir standen am unteren Hügel und blickten zu der weißen Kirche empor. Diese thronte nahezu auf dem Hügel und strahlte eine gewisse Macht aus. Die Kuppel und Türme waren von einer Schneedecke bedeckt. Dadurch kam der Kalkstein noch mehr zu Geltung. Langsam gingen wir die Treppen empor. Ich nahm immer mehr die Präsenz dieses Gebäudes wahr. Ich weiß, es hört sich dämlich an, aber so war es. Als wir vor der Tür standen, atmete ich tief durch. Die kühle Luft ließ mich kaum zum Atmen kommen. Gemeinsam schauten wir uns die weiße Kirche von innen an. Ich bekam einen Schreck, als ich das Deckenmosaik über den Altar sah. Ein Mann der seine Arme ausbreitete und praktisch wie ein König über diese Menschen in der Kirche thronte und im Gegensatz zu den anderen Menschen überdimensional groß dargestellt wurde. Dazu dieser strenge Blick. Ich bekam eine Ehrfurcht vor diesem Mann. Am meisten wunderte mich, dass die meisten Menschen auf dem Mosaik vor dieser Erscheinung knieten und ihm Geschenke überreichten. Der christliche Glaube war schon etwas merkwürdig. Trotzdem akzeptierte ich diesen. Ich bemerkte, dass Yusei unruhig wurde. Ihn schüchterten die ganzen Eindrücke wohl etwas ein. Yamato sah uns beide an und nickte, danach machte er sich mit uns auf den Weg zum Ausgang. Kurz vor der Tür hielt er mir plötzlich die Augen zu. „Der Anblick, den du jetzt sehen wirst wird dir die Sprache verschlagen. Unseren Freunden werde ich erzählen, dass ich dir Paris zu Füßen gelegt habe.“ Er drückte mir einen leichten Kuss auf die Wange. Danach führte er mich aus der Tür heraus. „Bist du bereit, Sora?“ „Ja.“ Langsam zog er seine Hand weg. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bevor ich realisieren konnte was ich sah. Paris lag uns wirklich zu Füßen. Die Gebäude sahen aus wie Puppenhäuser. Vor allem, wenn man den Eiffelturm als Messstab nahm. Ich konnte sogar das Karussell von hier oben sehen, welches uns Yamato noch zeigen wollte. „Danke, dass du mir das gezeigt hast.“ Ich drehte mich zu meinem Mann um und gab ihm einen Kuss. „Bäh, ihr könnt es auch nicht lassen", hörten wir die piepsige Stimme unseres Sohnes. „Frechdachs“, kam grinsend von seinem Vater. Nachdem wir die ganzen Treppen hinter uns gelassen hatten, zog uns Yamato auf den Weihnachtsmarkt von Montmatre. Gemeinsam liefen wir von Stand zu Stand, sahen uns Kunstwerke an und aßen eine Kleinigkeit. Ich blickte mich um. Die wunderschöne Stadt lag unter einer Schneedecke, die Paris in ein Winterwunderland verwandelt hatte. Die geschmückten Schaufenster. Die Weihnachtsmusik. Der Weihnachtsduft. Zufriedene Gesichter, aber auch einige genervte und griesgrämig schauende Menschen. Manchen huschte doch ein Lächeln über die Lippen, als sie mit ihrer neusten Errungenschaft die Geschäfte verließen. Ich spürte eine Wärme in mir, als ich meinen Mann und unseren Sohn beobachtet. Yusei wollte seinem Vater gerade ein Stücken von seinen Crêpes in den Mund schieben. Yamatos Augen leuchteten und ein aufrichtiges Lächeln zierte sein Gesicht, als er seinen Mund öffnete, damit Yusei das Stückchen in seinen Mund stecken konnte. Danach zog mein Mann unseren Sohn in seine Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Man konnte die Liebe, die die beiden für einander empfanden, praktisch mit den Händen greifen. Langsam verstand ich den Zauber, von dem er immer sprach. Mit dieser Beobachtung hatten mir meine zwei Männer ein so großes Geschenk gemacht und sie wussten es noch nicht einmal. Vor dem Glühwein wurde ich zum Glück verschont. Ich erklärte Yamato, dass ich vor dem Weihnachtsessen nicht so viel zu mir nehmen wollte. Daraufhin lachte er nur und nickte mir zu. Als es langsam dunkel wurde gingen wir zur Champs-Elysées. Mir stocke mal wieder der Atem. Die ganzen Bäume waren mit Lichterketten geschmückt. An einem Ende der Avenue stand das Riesenrad. Dieses war auf dem ‚ Place de la Concorde‘ aufgebaut. Parallel dazu war auf dem anderen ‚Arc de Triomphe zu sehen. Wieder einmal nahm ich diese besondere Aura wahr. Diese ging von den Menschen, der Stadt und wahrscheinlich der Jahreszeit aus. Langsam gingen wir zurück zu der Wohnung von Natsuko. Als sie uns die Tür öffnete, strömte uns schon d er Geruch von Essen in die Nase. Jetzt stand mir die härteste Prüfung bevor. Beiläufig fragte ich meine Schwiegermutter, ob ich ihr in der Küche helfen konnte. Natsuko nickte mir zu und schon waren wir in der Küche verschwunden. Sie fragte wie der heutige Tag war. Ich erzählte ihr das Erlebte und die Eindrücke die ich hatte. Ich sah mich um. Augenblicklich wurde ich blass. Martini, Weißwein, Rotwein, Dessertwein. Ich gestand mir ein, dass ich in der Patsche saß. Nie im Leben würde ich zurzeit Alkohol trinken. Wie konnte ich nur vergessen, dass die Franzosen ihren Wein liebten. Ich wusste von Yamato, dass die Bescherung immer nach dem Weihnachtsessen war. Da half nur eins: ich trat die Flucht nach vorne an. Bevor ich mein süßes Geheimnis meiner Schwiegermutter offenbarte, musste ich schlucken. Eigentlich hätte ihr Sohn das Recht, es als erster zu erfahren. Aber vielleicht hatte sie eine Idee. Ihr freudiger Aufschrei ließ meinen Mann aufhorchen, da er kurze Zeit später in der Küche stand. Er fragte, ob alles in Ordnung sein. Natsuko nickte nur und drückte ihrem Sohn einige Weinflaschen in die Hand mit der Bitte, diese schon mal auf dem festlich geschmückten Esstisch zu stellen. Natsuko nahm meine Hand und ging mit mir in die Wohnstube. Diese wurde durch die ganzen Kerzen in ein festliches Licht getaucht. Leise lief im Hintergrund instrumentale Weihnachtsmusik. Fragend sah Yamato zu seiner Mutter. An seinem Blick erkannte ich, dass dieser Weihnachtsabend nicht ganz so traditionell ablief, wie er es kannte. Bevor ich ihn fragen konnte, ob alles in Ordnung war, hatte Natsuko das Sprechen übernommen. Sie erklärte, dass dieses Jahr die Bescherung vor dem Weihnachtsessen war. In Gedanken dankte ich ihr. Auf diese einfache Idee wäre ich nie gekommen. Ich sah, wie sich der Blick von Yamato von neugierig auf verwirrt veränderte. Natsuko gab mir einen liebevollen Schubs in Richtung Weihnachtsbaum. Langsam ging ich auf den liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum zu. Ich atmete noch einmal tief durch, als ich zu einem kleinen Päckchen griff. Zärtlich strich ich über die goldene Schleife. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Irgendwie hatte ich Angst. Angst davor, dass jetzt die Standpauke von Yamato kommen würde. Daran würde meine Erklärung auch nichts ändern. Ich ging auf meinen Mann zu. Unsicher, vielleicht auch ein wenig ängstlich, schaute ich ihm in die Augen, als ich mein Geschenk überreichte. Eigentlich war es nicht nur mein Geschenk für ihn, sondern auch sein Geschenk an mich. Es gab nur einen Unterschied: Yamato wusste nicht, dass er mir sein Weihnachtsgeschenk schon gegeben hatte. Ich schloss meine Augen, als er das Päckchen öffnete. „Ich habe es geahnt“, war die freudige Stimme von Yamato zu hören. Kurze Zeit später spürte ich, wie er mich in seine Arme zog und mir einen Kuss gab, der sich gewaschen hatte. Als wir uns von diesem Wahnsinns-Kuss lösten, sah ich ihn fragend an. Er fing an zu erklären: ihm war aufgefallen, dass ich immer den Raum verließ, wenn er seinen Kaffee trank. Diese Geste hatte mich auch während meiner ersten Schwangerschaft begleitet. Mir wurde einfach nur schlecht, wenn ich den Kaffeeduft vernahm. Außerdem wurde er stutzig, dass ich den Glühwein abgelehnt hatte. Er konnte sich nämlich noch sehr gut daran erinnern, dass ich ihm vor Jahren mal gesagt hatte, dass ich unbedingt auf dem Pariser Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken wollte. Letztendlich wurde er durch seine Mutter in seiner Vermutung bestärkt, als er ihren Freudenschrei in der Küche vernahm und sie die Bescherung vorgeschoben hatte. Yamato blickte mir verliebt in die Augen, als er mir eine kleine Schriftrolle in die Hand drückte. Vorsichtig entfernte ich die rote Schleife und öffnete die Schriftrolle. Mir schossen die Tränen in die Augen als ich die Zeilen las. Yamato hatte tatsächlich ein Lied über unsere Liebesgeschichte geschrieben. Hatte ich es schon erwähnt? Er ist nicht nur mein Ehemann, sondern auch mein bester Freund, meine bessere Hälfte, mein Vertrauter – er ist meine Seele in menschlicher Gestalt. Daher kann ich ihm nichts vormachen. Nachdem die Geschenke verteilt waren konnten wir uns endlich dem obligatorischen Weihnachtsessen widmen. Nach dem Essen glaubte ich, dass ich nie wieder etwas in meinem Leben essen könnte. Jetzt verstand ich auch das Sprichwort: ‚Essen wie Gott in Frankreich‘ Als wir abends in unserem Bett lagen meinte Yamato zu mir, dass es noch eine Sachen gibt, die er mir zeigen wollte. Ich drängelte so lange rum, bis er mir einen Tipp gab: ‚Flamme du Souvenir‘ Okay, damit konnte ich nichts anfangen. ---- Wir standen um eine kleine Flamme unter dem ‚Arc de Triomphe. Yamato erklärte mir, dass sich hier das Grabmal eines unbekannten Soldaten aus dem ersten Weltkrieg befand. Das diese ‚Flamme der Erinnerung‘ 365 Tage im Jahr für alle nicht identifiziert Toten des Krieges brannte und somit jedem einzelnen Opfer seinen Respekt zollte. Gleichzeitig sollte dieses kleine Licht auch eine Wahrung sein. Es warnte davor, zu vergessen. Als wir uns die ‚Flamme du Souvenir‘ anschauten wurde mir klar: Es ist egal, welcher Religion wir angehören, welche Nationalität wir haben, welche Sprache wir sprechen. Wir sind alle Menschen aus Fleisch und Blut. Wir sehnen uns alle danach geliebt und anerkannt zu werden. Wenn wir alle den Mut hätten etwas zu verändern und aus der Vergangenheit zu lernen würden. Das Wissen, das über Jahrhunderte gesammelt wurde sinnvoll nutzen und zuverlässig einsetzen würden. Bereit wären, uns neues Wissen anzueignen und dieses weitergeben. Wir aufrichtig zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen wären, dann hätten wir Vertrauen in die Menschheit. Wenn wir Menschen um uns haben, die uns so nehmen wie wir sind. Die mit uns lachen, wenn es uns gut geht. Die uns auffangen, wenn es uns schlecht geht, dann haben wir wahre Freunde gefunden. Sie stärken uns. Wenn wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir uns alle akzeptieren und respektieren und von- und miteinander lernen - könnten wir friedvoller miteinander leben. Wenn wir dem Licht eine Chance geben uns den richtigen Weg zu weisen, dann könnte das Leben viel einfacher sein. Ich strich mir über meinen Bauch, in dem das nächste Wunder von Yamato und mir wuchs. Dann nahm ich die Hand von meinem Sohn und schlang meine andere um die Hüfte meines Mannes. Wenn wir die Liebe in unseren Herzen zulassen würden. Dann würden wir das größte Geschenk von allen bekommen. Nämlich selber geliebt zu werden. Wenn wir Mut, Wissen, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit, Freundschaft, Hoffnung, Licht und Liebe in Einklang bringen könnten, dann würde sich mein größter Wunsch erfüllen: Frieden auf der ganzen Welt. Ich musste meinen letzten Gedanken laut ausgesprochen haben. Yamato sah mir in die Augen und flüsterte: „Du hast den Sinn von Weihnachten und dieser Flamme hier verstanden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)