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Nimm mein Herz und führe mich

von

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Trotz des Winters Kälte: Kaffee und Kuchen

Karfreitag.

Felix erwachte von einem leisen Tapsen auf dem Flur der WG. Er schlief im Moment nicht besonders gut, und da weckten ihn manchmal schon leise Geräusche.

Er schraubte sich aus dem Bett, schlurfte zur Zimmertür und spähte hinaus.

Licht in der Küche. Also schaute er in der Küche nach.

Dort stand Jako und suchte etwas im Küchenschrank.

„Guten Morgen, Jako!“
 

Jako fuhr erschrocken herum.

„Felix! Hast du mich erschreckt!“

„Was machst du hier? So früh am Morgen?“

Jako kratzte sich verlegen am Kopf.

„Na ja, mir ist der Kaffee ausgegangen, und da dachte ich... vielleicht kann ich mir von Euch welchen borgen...“

Felix lachte.

„Na klar. Warte, ich fülle dir was ab. Wird einfach Zeit, dass dein Hausmütterchen wiederkommt. Du versinkst ja in Planlosichkeit.“

Er füllte etwas Kaffeepulver in ein Schraubglas und gab es Jako.

Der grinste schief.
 

Felix nahm zwei Kapseln für die WG-eigene Kaffeemaschine und sagte:

„Komm, wir trinken den ersten Kaffee des Tages gemeinsam, okay?“

Jako nickte dankbar.

„Da hast ja nicht ganz unrecht. Seit Marti nicht mehr da ist, hab ich so richtig gemerkt, dass der unseren Haushalt ganz schön in Schuss hatte. Natürlich haben wir uns gemeinsam darum gekümmert, aber Marti hatte halt immer den Überblick... und jetzt...“

Er nahm die Kaffeetasse aus Felix' Hand entgegen.

„Ich trinke aus, und dann muss ich nach unten. Aufräumen.“
 

„Ja, das solltest du“, sagte Felix.

„Und weißt du was? Lass uns gemeinsam frühstücken, und dann komme ich mit runter und helfe dir. Hier ist eh niemand, Frodo und Vanessa sind bei Frodos Familie... Also anstatt hier alleine rumzusitzen, mach ich mich nützlich, okay?“

„Okay“, sagte Jako und umarmte seinen Freund dankbar.

Also frühstückten sie erst einmal. Mittendrin kam eine Whattsapp- Nachricht von Marti:

„Fahre jetzt los!“

Jako grinste voller Vorfreude in sich hinein.
 

Unten in der Wohnung schlug Felix die Hände überm Kopf zusammen.

„Meine Güte, Jako, als ich vor ein paar Tagen hier unten war, sah es ja schon schlimm aus, aber das?!“

Jako schaute verlegen drein.

„Na ja, es ist mir halt von Tag zu Tag schwerer gefallen, irgendwas anzupacken... ohne Marti...“, sagte er, die letzten Worte fast flüsternd.

„Jako, wenn ich Marti wäre, und käme nach mehreren Monaten nach Hause, und fände ein solches Chaos vor... ich würde dich glatt zur Begrüßung erst mal übers Knie legen.“

Jako musste lachen und  verschluckte sich, und als er wieder etwas beieinander war, sagte Felix:

„Komm, wir packen es an.“
 

Sie legten los.

Felix war eben einfach der beste Freund, den man sich vorstellen konnte.

Er war auch jemand, der die Dinge systematisch anging, und gegen Mittag sah die Wohnung schon wieder einigermaßen manierlich aus.

„So“, sagte Felix.

„Du wischst die Hütte einmal feucht durch und ich gehe nach oben und koche uns was schönes, okay?“

Jako nickte begeistert.
 

Felix hatte kaum die Tür hinter sich zugeschlagen, da klingelte Jakos Handy.

Marti.

Jako freute sich.

„Hallo Schatz!“

Marti jedoch klang total genervt.

„Hallo Jako, ich stecke im Stau. Kurz hinter Magdeburg. Hat nen Unfall gegeben, nein, ich bin nicht darin verwickelt, alles gut, aber das kann wohl dauern. Hab keine Ahnung, wann das hier weitergeht.“

„Verdammt. Aber Hauptsache, dir geht es gut.“

„Ja, mit mir ist alles okay. Ich freue mich auf zu Hause. Und auf dich.“

„Ich liebe  dich!“

„Ich dich auch! Bis später!“

Und er hatte aufgelegt.
 

Na toll. Auch das noch. Ein Stau. Und das, wo Jako doch die Sekunden schon wie Stunden dahinflossen...

Verdammt.

Götter, Schicksal, wer auch immer... Ihr nervt.

Jako ging hoch zu Felix.

Während sie Blattspinat mit Reis und Lachsfilet verspeisten, klagte er Felix sein Leid.

Felix, der seinen Liebeskummer überwunden hatte, nicht zuletzt Dank seiner Freunde und besonders Dank Jako, war wieder ganz der alte. Hilfsbereit, immer für alle da, immer der ruhende Pol in jedwedem Sturm.

Und Felix war auch jetzt für Jako da.
 

Er sorgte dafür, dass Jako beschäftigt wurde.

Sie backten zusammen einen Kuchen für Martis Willkommen. Jako schämte sich ein bisschen, das er nicht selber auf so etwas gekommen war. Anschließend deckten sie unten in der Wohnung den Tisch mit Kaffeegeschirr.

Danach spielten sie im Musikzimmer ein paar Dinge durch, nichts brauchbares, mehr so Testläufe und Experimente. Egal, Hauptsache Jako hatte zu tun.
 

Marti hielt sie über Whatsapp auf dem Laufenden. Und es dauerte. Erst am späten  Nachmittag hatte der Stau sich weitestgehend aufgelöst. Es war inzwischen Sechs Uhr abends, als Marti die Stadtgrenze von Berlin erreichte.

Und dann der innerstädtische Verkehr. Auf Karfreitag.

Na super.

Genau das richtige für alle, die schon immer mal gerne nen Herzinfarkt wollten.

Marti, der nicht unbedingt für seine ruhige und gelassene Fahrweise bekannt war, fluchte wie ein Kesselflicker; eine ganze Horde altgedienter Bordsteinschwalben wären wahrscheinlich bei seiner Schimpftirade vor Scham errötet.
 

Jako dagegen war inzwischen wieder unten in der Wohnung, Felix hatte ihn allein gelassen, weil er inzwischen nicht mehr mit der Kneifzange anzufassen war vor Ungeduld.

Er lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab.

Halb acht bog Marti in die Straße ein.

Kaum hatte Jako das Auto erspäht, sprang er die Treppen runter.

Marti fand tatsächlich einen Parkplatz nur wenige Meter vom Haus.

Er stieg aus und wurde von Jako fast umgeworfen, als der ihn in seine Arme riss.

„Marti!“

„Jako!“

Sie umarmten sich stürmisch, hielten sich ganz ganz fest, schluchzten, lachten, alles gleichzeitig.

Schließlich fanden sich ihre Lippen zu einem Kuss.
 

Felix, der aus der Haustür trat, um Marti ebenfalls zu begrüßen, blieb stehen und hielt sich zurück.

Er wollte die beiden nicht stören.

So wie sie da standen, eng umschlungen, fest aneinandergedrückt, sich küssend und streichelnd und haltend, waren sie so, wie man sie kannte.

Waren sie das, was sie eben waren:

Jako und Marti und irgendwie auch
 

...Jarti.



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