Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 45: Trotz des Winters Kälte: Götter und Geister ------------------------------------------------------- Manchmal fickt einen das Leben. Manchmal ist das Schicksal ein mieses Stück Hundekacke. Manchmal spielen die Götter mit einem ein Scheißspiel. Es fing damit an, dass Jakos geplanter Weihnachtsbesuch in Köln nicht klappte. Es hatte ihr erstes Wiedersehen sein sollen... aber drei Tage vorher bekam er einen Anruf von seiner völlig aufgelösten Mama. Der Vater war ins Krankenhaus gekommen mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall. Und so blieb Jako nichts anderes übrig, als ein paar Sachen zu packen, Marti eine Whatsapp-Nachricht zu schicken und mit dem nächsten Zug in Richtung Süddeutschland aufzubrechen. Marti war enttäuscht und traurig, aber er ließ es sich nicht anmerken. Natürlich verstand er, dass das jetzt wichtiger war. Er hätte selber ja nicht anders gehandelt. Er selber konnte von Köln nicht weg, da sie auch an den Feiertagen im Studio noch ein paar Dinge zu erledigen hatten... Na ja, ein liebes Weihnachtspäckchen reiste von Jako zu Marti, vollgepackt mit jeder Menge Leckereien, Spezialitäten aus Jakos Heimat, da er wusste, dass Marti ein Schleckerschnäuzchen war. Marti wiederum schickte ihm was typisch Martihaft-beklopptes: Eine DVD, auf der er Fanfictions vorlas. Jarti- Fanfictions. Mit einer Stimme... Meine Gute Güte, Jako wusste beim anhören kaum, wo er hinschauen sollte. Gut, dass Marti die Warnung „privat“ aufs Cover gedruckt hatte. Streckenweise hoch erotisch vorgelesen, streckenweise zum Brüllen komisch... ganz Marti eben. Außerdem ein Feuerzeug in Form des Kölner Doms, ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Ick liebe Dir“ und ein Kartenspiel mit leicht bekleideten knackigen Damen und Herren (und einem Zettel dran mit der Aufschrift: „Pfoten weg, das spielen wir erst, wenn ich wieder bei dir bin.“) Jako lachte beim Auspacken und schüttelte vergnügt den Kopf über seinen durchgeknallten Schatz. Gott sei Dank ging es seinem Vater recht schnell wieder besser. Er konnte kurz nach Weihnachten entlassen werden, mit einer Menge ärztlicher Ratschläge, was die Lebensweise betraf: mehr Bewegung, gesünderes Essen etc... Jako konnte nach dem Jahreswechsel und zu Beginn der Unikurse wieder in Berlin sein. Aber so kam es, dass er und Marti ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest und auch ihr erstes Silvester nicht zusammen verbringen konnten. Leben, manchmal bist du einfach ein asoziales Stück Tierdung. In den nächsten Wochen hatte Marti über die Maßen viel zu tun. An besuchen war daher nicht zu denken; auch bei Jako steppte der Bär, denn sie hatten nun endlich ein Release-Datum für das Album festgelegt: Ende April. Und nun bestand Felix darauf, das zu schaffen, und es würde ein ordentliches Stück Arbeit sein... Das Stück, das sie gemeinsam mit Marti aufnehmen wollten, würden sie ganz zum Schluss fertigmachen, wenn Marti wieder in Berlin sein würde. Sie steckten beide also bis über die Nase in Arbeit. Als es dann endlich bei Marti etwas nachließ und er über ein Wochenende kommen wollte, wurde kurzfristig die Planung der Sendung umgeworfen und er musste nun doch in Köln bleiben. Leben, manchmal bist du so planbar wie eine Herde Büffel auf Speed. Kaum schien es so, als könnte Jako ein wenig durchatmen, Luft schnappen, und an einen Besuch in Köln denken, passierte die nächste Katastrophe. Felix. Felix, der immer für alle da war und für alle, die ihn kannten, ein Fels in der Brandung, brauchte nun selber mal Hilfe. Er stand eines Tages vor Jako, sah ihn aus großen Teddybäraugen an und brach weinend in seinen Armen zusammen. Jako hielt ihn fest, wiegte ihn hin und her und strich ihm beruhigend über den Kopf. Nach einigem Zureden bekam er aus Felix raus, was passiert war. Die Kommilitonin, die Felix so gern gemocht hatte. Er hatte sich getraut, sie anzusprechen. Sie waren ausgegangen, waren sich näher gekommen. Sie hatten von Liebe gesprochen, von der Zukunft...Felix hatte sich heftig verliebt... Und dann hatte sie ihn abgewiesen. Aus heiterem Himmel, von jetzt auf gleich, sagte sie ihm, dass sie jetzt verliebt sei, aber nicht in ihn... sie hatte ihn als Zwischenspiel gesehen, es war nett gewesen, von ihm ausgeführt und hofiert zu werden... aber mehr war er nicht für sie gewesen. Sie hatte ihn schlichtweg ausgenutzt. Felix war Jakos bester Freund, sie standen sich nah, wie sonst nur Brüder. In einer solchen Lage lässt man seinen Bruder nicht allein. Also blieb Jako bei ihm, obwohl Felix, natürlich, sagte, er solle fahren. Marti, mit dem er jeden Abend, na ja, fast jeden Abend, skypte, verstand ihn. Verstand, dass Felix jetzt einen Freund brauchte. Das gehörte ja auch zu den Dingen, die er an Jako so liebte: er war ein verdammt guter Freund, und wenn ein Mensch, der ihm am Herzen lag, ihn brauchte, konnte man sich tausend prozentig auf ihn verlassen. So sehr er enttäuscht war, Jako wieder nicht zu sehen – er wäre noch mehr enttäuscht gewesen, hätte Jako Felix allein gelassen, um zu seinem Schatz zu fahren. Leben, du bist doch das Game mit der tollen Grafik, aber ehrlich, deine Storyline ist manchmal ganz schön Scheiße. Sie skypten jeden Abend. Na ja, fast jeden Abend. Einen gab es, wo sie sich nicht sprachen, und das war auch die einzige Gelegenheit, wo Marti, der sonst gehorsam war und sich an Jakos Regeln und Verbote hielt, über die Stränge schlug. Also es war so gewesen. Neue Freunde wollten ausgehen und hatten ihn dazu eingeladen. Er hatte das mit Jako absprechen wollen, hatte ihn aber nicht erreicht. Er hatte dennoch zugesagt, und sich vorgenommen, keinen Alkohol zu trinken, da Jako es ihm ja verboten hatte. Aber wie das eben so ist... er hatte sich nicht an seinen Vorsatz gehalten und war ganz schön angeheitert, na ja eigentlich sogar mehr als das, als der Abend endete. Am nächsten Morgen rächte sich das mit nem üblen Kater; egal, er musste trotzdem ins Studio und zog seinen Job knallhart durch, immerhin war er Profi genug dafür. Wer feiern kann, kann auch arbeiten... und bei aller Verrücktheit war Marti außerordentlich pflichtbewusst. Als Jako ihn am nächsten Abend auf dem Bildschirm hatte, sah Marti so betreten drein, dass er sofort sah, dass etwas nicht stimmte. „Marti, was ist los?“ Marti schaute zu Boden. „Ich fürchte, ich bin gestern... ungehorsam gewesen.“ „Also, was hast du angestellt?“ Und Marti erzählte, was geschehen war. „Na gut“, sagte Jako, „Es ist letztendlich nichts schlimmes passiert, und du hast es mir offen und ehrlich erzählt. Deswegen lassen wir mal die Kirche im Dorf. Bestrafen muss ich dich trotzdem, aber wir belassen es mal bei Ausgehverbot für nächsten Samstag Abend. Bleibst dann auf deinem Zimmer, rufst mich an und dann quatschen wir, okay?“ Marti grinste. Er hatte eh noch keine Pläne gehabt für Samstag. Und mit seinem Schatz zu quatschen... oder zu skypen.. mal nen ganzen Abend lang... damit ließ sich doch leben. Jedenfalls kam immer was dazwischen, auf der einen oder der anderen Seite, der Teufel steckte drin, die Götter waren dagegen, die Geister verschworen sich oder, für die Agnostiker unter uns, der Zufall spuckte Gift und Galle... Jedenfalls lief es darauf hinaus, dass sie es die ganzen vier Monate nicht schafften, sich zu sehen. Leben, ganz ehrlich, manchmal bist du echt ein Hurensohn. Doch bei aller Turbulenz. Ihre Liebe war stark. Ihre Liebe wuchs an alledem. Und der Tag des endgültigen wieder Beisammenseins rückte näher. Erst hieß es, Ende April. Dann Mitte April. Und dann stand fest: genau zu Ostern. Gründonnertag würde der letzte Tag im Studio sein. Und an Ostern wäre Marti dann wieder zu Hause. Er wollte am liebsten direkt nach der Arbeit losfahren in die Nacht hinein. Aber das verbot ihm Jako. Er wollte nicht, dass sein Schatz erschöpft und übermüdet nachts auf der Autobahn unterwegs war. Und auf ein paar Stunden kam es nun auch nicht an. So beschlossen sie, dass Marti am Karfreitag mit Sack und Pack morgens losfahren und am späten Nachmittag in Berlin eintreffen sollte. Ostern würden sie also wieder zusammen sein. Leben, weißt du, eigentlich bist du ja doch 'n guter Kumpel. Nix für ungut. Lass mal High Five machen, okay? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)