Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 41: Trotz des Winters Kälte: Karat und Kitsch ----------------------------------------------------- Jako akzeptierte die Situation und legte sich gemütlich aufs Bett. Tat sich Kopfhöhrer in die Ohren und machte auf dem Handy Musik an. Irgendeine vorgeschlagene Random-Playlist auf Spotify. Er stellte sie leise ein, da er ein wenig nachdenken wollte, seine Gedanken spielen lassen wollte. Marti. So wie es aussah, würde Marti die zeitlich begrenzte Trennung deutlich besser verkraften als er selber. Nachdem die Entscheidung gefallen war, hatte er sie akzeptiert und machte das beste draus. Marti würde ihn auch vermissen, sehr sogar, aber er würde nicht... leiden... so wie Jako. Marti lebte im hier und jetzt. So war er eben. Das hatte den Vorteil, dass er Vergangenem nie hinterher trauerte, sondern sich freute, es gehabt zu haben... dass Schwierigkeiten für ihn etwas waren, dem man sich stellen musste, das man aber nicht bejammerte...dass er Entscheidungen, einmal getroffen, nie anzweifelte, auch sich selbst nie anzweifelte...das Freude und glückliche Momente für ihn eine Unendlichkeit im Augenblick besaßen, die er aus tiefster Seele genoss. Das hatte allerdings manchmal auch den Nachteil des Leichtsinns durch Handeln ohne die Folgen zu bedenken. Na ja. Dafür gab es ja ihn. Jako grinste. Er würde auf seinen Marti schon aufpassen, auch aus der Ferne. Die Playlist spielte einen alten Song der Gruppe Karat, einer Ostrock- Gruppe, die es noch immer gab und die immer noch Erfolg hatte, wenngleich die alten Songs die besten waren. „Jeder Tag zeigt mir sein Gesicht. Es ist mir gleich, wie es zu mir spricht. Ich liebe jede Stunde.“ Ja. Das beschrieb Marti. So war Marti. Er, Jako, machte sich im allgemeinen deutlich mehr Sorgen über die Dinge. Er grübelte mehr, sorgte sich mehr, bedachte mehr... es dauerte länger, es musste mehr geschehen, bis er zutiefst glücklich war... aber wenn, dann war er es richtig, und dann hielt es, und es musste wiederum sehr viel geschehen, ihm dieses Glücklichsein wieder zu nehmen. Sie ergänzten sich einfach hervorragend. Was Jako für Marti an Halt, Stärke, Vernunft mitbrachte, und ihn damit ein bisschen erdete, das brachte Marti für Jako an vorbehaltloser Fröhlichkeit und Leichtigkeit mit und gab ihm damit Flügel. Beide jedoch verband eine tiefe Lebenslust. Sie liebten das Leben, jeder auf seine ganz eigene Weise. Als Jako soweit war mit seinen Gedanken, öffnete sich die Tür, und Martis lächelndes Gesicht schaute herein. „Na, Tiger, kann ich dich raus lassen, ohne dass du mich zerfetzt?" „Uuuuaaaargh!!!“ Jako gab ein Tigerbrüllen von sich. Marti lachte. Kam zum Bett, nahm Jakos Hand. „Komm, du Miezekatze.“ Und er zog seinen Schatz hinter sich her in Richtung Wohnzimmer. Vor der Tür blieb er stehen. Jako sah zu seiner Belustigung, dass Marti knallrot geworden war. „Ich bin der Kitschkönig“, sagte er verlegen und schaute zu Boden. „Aber mir war eben danach.. wehe, du lachst mich aus.“ Dabei blieb jedoch der Anflug eines Grinsens in seinen Mundwinkeln. Keinerlei Selbstzweifel eben, dachte Jako und grinste seinerseits. Marti zog ihn nun ins Zimmer. Auf dem Tisch und auf dem Boden waren Kerzen verteilt, jede Menge und ganz verschiedene. Von Teelichten, über Wachskerzen bis zu kitschigen roten Herzkerzen. Auf dem Tisch stand aufgeklappt das Laptop. Marti bugsierte seine Schatz aufs Sofa und startete ein Video. Zuerst erschienen, mit Musik hinterlegt, Fotos. Aus der Zeit noch vor ihrer Beziehung, Standbilder von ihnen beiden, aus ihrer Zeit bei Techscalibur. Schon damals waren sie verliebt ineinander gewesen, ohne es vom anderen zu wissen... Fotos aus ihrer Anfangszeit. Vom Sommer. Aus der Zeit, in der Marti den Gips trug... Dann Schnitt. Aufblende. Marti erschien, oben im Fewjar- Musikzimmer. Mit seiner Gitarre, im Hintergrund Felix an den Keyboards. Eine Interpretation des Songs, den Marti im Herbst für Jako geschrieben hatte. Er hatte das mit Felix und Frodo, der die Kamera geführt hatte, gemeinsam ausgeheckt. Abblende. Schnitt. Wieder Fotos. Diesmal kitschig mit rosa Filter und Herzchen... Jako hörte Marti ein Lachen unterdrücken. Schnitt. Marti im Schneidersitz auf ihrem Küchentisch. „Jako, das ist irgendwie alles schon mal gesagt worden, aber ich möchte es gerne noch mal aussprechen... Du hältst mein Herz in deinen Händen. Du hast mich in deinen Händen. Ich gehöre dir, mit Leib und Seele, ganz gleich, ob ich bei dir bin oder weit fort.“ Ein auf die Hand gehauchter und in Richtung Kamera gepusteter Kuss. Ausblende. Schluss. Marti warf einen Blick auf Jako. Schief grinsend und ein bisschen schüchtern. Jako sah ihm in die Augen. Legte die Arme um ihn. Küsste ihn lange und voller Leidenschaft. „Danke, du Kitschkönig. Das ist wunderschön.“ Sie küssten sich erneut. „Marti, das Video wird immer und immer wieder laufen. Bis du wieder da bist.“ Marti strahlte. „Ich liebe dich“, sagte Jako, „Und du hast recht: Du gehörst mir. Egal ob du hier bist, oder in Köln. Und... du wirst mit gehorchen, egal ob du hier bist, oder in Köln. Okay?“ „Ja...“ Marti nickte. Er sah glücklich und zufrieden aus. Sie hielten sich lange eng umschlungen. „Jako?“ „Ja?“ „Können wir...dann jetzt besprechen, welche Regeln es für mich gibt...?“ „Ja“, sagte Jako, „eigentlich habe ich nur eine Regel, die ich dir mitgebe. Und zwar ein absolutes Alkoholverbot, solange du in Köln bist. Ausnahmen nur, wenn sie im Einzelfall mit mir abgesprochen sind.“ Marti schluckte. Aber er konnte Jako verstehen. „Ist das noch wegen... der Sache... na ja, als ich angeheitert gefahren bin?“ „Marti, du warst nicht angeheitert, du warst betrunken, und ja, ich habe es genau deswegen so entschieden.“ „Okay.“ „Naja“, fuhr Jako fort, „ansonsten lass uns in den ersten Tagen erstmal sehen, wie dort die Lage ist. Wir werden jeden Abend kurz telefonieren. Dann sehe ich ja, ob es noch andere Dinge gibt, die ich dir anweisen oder verbieten muss.“ Marti kuschelte sich an ihn. Es fühlte sich so gut an, bei Jako zu sein. Sie verbrachten den restlichen Nachmittag mit Kuscheln, lachen, kitzeln, reden, träumen... es war erstaunlich, wie ihnen die Zeit dahinflog, und wie sehr sie es genossen, einfach nur zusammen zu sein. Als es dämmerig wurde, gab Jako seinem Schatz einen Klaps aufs Hinterteil und sagte: „So mein Kleiner. Zieh dir was an und dann hoch mit dir zu Felix. Der wartet schon auf dich. Ich hab hier zu tun.“ Marti sah ihn erstaunt an. „Na los! Oder möchtest du, dass ich dich für die nächsten zwei Stunden ins Schlafzimmer einsperre?“ „Also wenn du mich so fragst...“, sagte Marti grinsend. „Ohne Musik, dafür aber nackt und ans Bett gefesselt?“ „Bin ja schon weg!“, rief Marti gespielt erschrocken, sprang in Jeans und T-Shirt und sauste aus der Wohnung und die Treppe hoch. Jako ging in die Küche, um sich dem Abendessen zu widmen. Ich liebe diesen Mann, dachte er. Ich weiß nicht, wie ich die nächsten Monate überstehen soll. Aber ich werde es schaffen. Ich liebe ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)