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Nimm mein Herz und führe mich

von

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Trotz des Winters Kälte: Nikolaus und Ruprecht

Marti schüttelte sich den Schnee von der Jacke, bevor er die Wohnung betrat.

Es war ein komisches Gefühl. Der letzte Tag im Studio. Sie waren mit allem fertig geworden, und er war total lieb verabschiedet worden. Man hatte angedeutet, dass man sich schon auf weitere Projekte mit ihm freute... Es gab konkrete Pläne dazu. Gute Aussichten also.

Jetzt hatte er erst mal eine Woche frei und konnte in Ruhe noch alles mögliche für Köln vorbereiten.
 

Ach ja, Köln.

Er freute sich auf diese Aufgabe. Jetzt, wo es entschieden war, kam er super damit zurecht. Er würde Jako schrecklich vermissen, ja. Aber er war nun einmal ein Mensch, der so sehr im hier und jetzt lebte und die Gegebenheiten nahm, um das beste draus zu machen, dass er das einfach problemlos schaffen würde. Und einen Menschen, den man liebte, zu vermissen, war ja irgendwo auch was schönes. Zumal wenn man ziemlich genau wusste, wann man sich wiedersehen würde und wann die Trennung vorbei sein würde.

Jako würde vermutlich deutlich mehr unter der Sache leiden.
 

Jako. Marti durchflutete eine Welle der Zuneigung, wenn er an seinen Verlobten dachte. Er hatte ihm die Entscheidung abgenommen und ihn auch schon so sehr unterstützt... Marti wusste, dass er sich zu hundert Prozent auf ihn verlassen konnte.

Im Augenblick hörte er ihn in der Küche werkeln. Jako hatte in der Uni schon eher Schluss gehabt.

Marti hängte seinen Mantel an die Garderobe, schlüpfte aus den Stiefeln und schlenderte in Richtung Küche.
 

Wärme und ein erstaunlich guter Duft schlug ihm entgegen. Jako stand am Herd und beäugte aufmerksam einen Topf, in dem es brodelte.

„Hallo, Marti, magst du bitte den Tisch decken? Suppenteller für fünf, bitte. Und Brot aufschneiden.“

Marti tat, wie ihm geheißen.

Jako nahm den Topf vom Herd und stellte ihn mitten auf den hölzernen Küchentisch. Marti schnupperte.

„Gemüseeintopf. Mit Rindfleisch und Nudeln“, sagte Jako.

„Wow!“ Marti war echt beeindruckt.

„Na ja“, gab Jako zu, „Felix war bis vor zehn Minuten noch hier und hat mir geholfen. Er holt gerade Frodo und Flo zum Essen.“

Es klingelte auch schon, und ein paar Minuten später saßen alle gemeinsam um den Tisch und verspeisten Jakos Meisterwerk.

„Echt erstaunlich, wie häuslich ihr geworden seid, seit ihr zusammenlebt“, grinste Flo.

Jako grinste und Marti neckte ihn:

„Na ja, irgendwann muss meine Erziehung ja fruchten.“

Sie brachen alle zusammen in schallendes Gelächter aus.

Ach ja, diese fröhliche Bande würde Marti auch vermissen. Aber es wären ja nur ein paar Monate.
 

Als sie später wieder allein in der Wohnung waren und die Küche soweit aufgeräumt hatten, flitzte Marti plötzlich los, und kam wieder mit Jakos Paar schwarzer Stiefel und dem Beutel mit Schuhputzzeug. Er drückte beides Jako in die Hand.

„Marti, was soll das denn jetzt?“

„Na- Schuhe putzen bitte. Morgen ist der sechste Dezember.“

„Ja und?“

„Nikolaus!“

Jako fiel die Kinnlade runter.

„Dein Ernst?“

Marti nickte eindringlich.
 

Jako kannte seinen Frechdachs. Der hatte was vor. Also gut, Jako tat ihm breit grinsend den Gefallen und putzte brav seine Stiefel. Er hatte Spaß an Martis beinahe kindlichem Eifer, denn der putzte seine ebenfalls. Anschließend wurden beide Paare demonstrativ neben die Wohnungstür gestellt.

„Du hättest gar nicht putzen brauchen, du bekommst ja doch bestenfalls nur eine Rute“, sagte Jako grinsend.

Marti schmiegte sich an ihn und streichelte sanft über Jakos Schritt.

„Wenn wir von dieser Rute reden, da hab ich nichts gegen, dann bin ich gerne unartig gewesen.“

Jako lachte.

„Nix da, die ist nur für brave kleine Martis!“

Sie küssten sich innig und liebevoll.
 

Jako schmunzelte in den Kuss.

Auch er hatte etwas geplant. Er wäre nur nie auf die Idee mit dem Schuhe putzen gekommen...

Felix hatte einen Notfall-Schlüssel zu ihrer Wohnung und das Nikoläuschen für Marti. Er würde in den frühen Morgenstunden, wenn sie beide noch schliefen, Martis Stiefel zurechtmachen...

Marti dagegen schaffte es, wach zu bleiben, nachdem Jako schon eingeschlafen war. Er schob vorsichtig Jakos Arm zu Seite und schlich in den Flur.
 

Am nächsten Morgen erwachten sie eng aneinander gekuschelt. Marti seufzte. Ja, das würde ihm zugegebenermaßen auch fehlen. Na ja.

Ein Gutenmorgenküsschen, ein bisschen Kuscheln. Man musste ja nicht sofort aus dem Bett springen. Es war Samstag, und sie hatten Zeit. Wenn Marti erst fort war, würde Jako sich auch mit Feuereifer wieder aufs Musikprojekt stürzen. Aber dieses Wochenende nahm er sich einfach Zeit für seinen Schatz. Felix hatte Verständnis dafür. Na klar, Felix eben.
 

Irgendwann standen sie nun doch auf – Jako war neugierig. Marti nicht, der rechnete gar nicht damit, dass in seinem Stiefel auch was wäre.

Und dann standen sie beide mit großen Augen da, freuten sich … und kicherten. Lachten.

Drückten sich und lachten wieder.
 

Jako hatte einen großen Schokonikolaus bekommen. Daneben stecke eine Haarbürste. In Pink. Mit einer Disneyprinzessin auf der Rückseite. Welche? Keine Ahnung, aber es war eine braunhaarige, und Marti, ach nein, der Nikolaus, hatte das Gesicht mit einem Foto von Jakos Gesicht überklebt und mit Klarlack überzogen. Außerdem rosa Glitzer-Haargummis. Kleine bunte Haarklemmen.

„Du Blödmann“, sagte Jako, immer noch lachend.

„Iiiich?“, fragte Marti, mit gespielt unschuldigem Blick. Und breitem Grinsen.

„Der Nikolaus weiß eben, wie eitel du in Bezug auf dein Haar bist."
 

In Martis Stiefel steckte tatsächlich eine Rute. So eine aus mehreren Zweigen zusammengebundene, wie man es von alten Zeichnungen kennt. An die Zweige gebunden waren kleine Schokoladenteile. Zwischen den Zweigen steckte jedoch etwas viel besseres: Der Führerschein und der Autoschlüssel.

Marti drückte Jako noch mal ganz doll.

„Danke!“

„Na ja,“ sagte Jako, „das brauchst du ja schließlich, wenn du nach Köln gehst.“

Marti küsste ihn liebevoll.

Jako war einfach großartig.

Dann entdeckte er noch ein kleines, mit goldener Schleife an die Rute gebundenes, zusammengerolltes Zettelchen.

Jako zog die Augenbrauen nach oben. Das Zettelchen war nicht von ihm. Felix?

Marti las es. Grinste. Jako nahm ihm den Zettel aus der Hand.

„Einmal Jako die Haare bürsten. Jedes mal, wenn du zu Besuch in Berlin bist.“

Felix.

Felix war einfach unschlagbar.
 

Jako packte sein Nikoläuschen in eine Bastschale und platzierte sie dekorativ mitten auf dem Holztisch in der Küche. Marti tat seine „Rute“ in eine trockene Blumenvase und stellte sie daneben. Sah witzig aus.
 

„Die nehme ich mit nach Köln“, sagte Marti leise.

„Die wird mich daran erinnern, dass ich mich auch dort... an deine Regeln und Verbote halte.“

Jako drückte ihn an sich.

„Ja, so ein paar Regeln werden wir noch besprechen müssen. Aber jetzt lass uns erst mal frühstücken.“



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