Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 15: In der Sommerhitze: Liebe und Strenge ------------------------------------------------- Sie saßen beim Frühstück. „Ich freue mich tierisch auf heute Abend“, sagte Jako. „Wird ein toller Start ins Wochenende.“ „Au ja, Paaaartyyyyy“, rief Marti mit komisch verzerrter Stimme. Sie hatten vor, ins Kino zu gehen. Die gesamte WG, Rick, Steve, Dom, Flo und noch ein paar Freunde. Danach mit Bier, Picknick und ihren Gitarren in den Park. Die schöne Sommernacht genießen. Spaß haben zusammen. Marti stellte sein Geschirr auf die Spüle, sprang wie ein Verrückter in der Küche herum und spielte Luftgitarre. Ein waschechter Jako- und Marti – Lachflash schlich sich an, und wollte gerade explodieren, als Marti sich etwas einkriegte und sagte: „Ich muss los.“ Der Lachflash zog sich enttäuscht zurück. Ach, dachte er, früher oder später kriege sich sie. Jako nahm ihn noch mal in den Arm und küsste ihn. „Wir sind übrigens mit Einkaufen dran. Kannst du das bitte nach der Arbeit erledigen? Felix und ich wollen noch einiges schaffen heute.“ „Ja, mach ich. Ich mach' heute ohnehin früher Schluss. Wir sind gut vorangekommen." „Prima. Tschüss du.“ Und da sie allein in der Küche waren, gab Jako Marti einen zärtlichen Klaps auf den Hintern. Am frühen Nachmittag kehrte Marti zurück. Schon im Hausflur hörte er die Musik aus Felix' Zimmer. Die Herrn Fewjar waren also noch an der Arbeit. Er stellte seine Tasche ab, schleuderte seine Schuhe in die Ecke und schlenderte in die Küche, um etwas zu trinken. Sein Blick fiel auf den Küchenplan. Er schmunzelte. Es hatte sich eingebürgert, in den Wochen, wo er oder Jako dran waren, nur noch „Jarti“ in den Plan zu schreiben, da sie das oft gemeinsam machten oder sich kurzfristig absprachen, wer es erledigen sollte. Richtig, der Einkauf. Er stellte sein Glas ab, nahm einen Einkaufsbeutel vom Haken und ging in Richtung Wohnungstür. Doch dann zögerte er. Was, wenn nicht? Er atmete tief durch. Jako hatte das ganze als Bitte formuliert. Aber es war ihnen beiden klar, dass es sich nicht um eine Bitte handelte. Und es war ja nun immer noch die Frage zu klären, was geschehen würde, wenn Marti seinem Jako nicht gehorchte. Er entschied sich in diesem Augenblick, genau das zu tun. Ganz bewusst. Um auf diese Weise, aus einer ruhigen und bewussten Situation heraus diesen weißen Fleck auf der Landkarte ihrer Liebe erforschen zu können. Er fühlte sich nicht ganz wohl dabei, und kam sich fast ein bisschen schäbig vor. Natürlich hätte er Jako auch einfach darauf ansprechen können. Aber, verdammt, so selten das auch vorkam, es gab auch bei Marti Dinge, die er nur schwer über die Lippen brachte. Na, ja, also sei's drum. Er ging zurück in die Küche und öffnete sich ein Mate. Er saß noch immer in der Küche, als etwa zwei Stunden später Jako dazukam. „Hallo Schatz, wir sind jetzt auch soweit fertig. Biste schon lange zurück?“ „Ja, schon ne Weile.“ „Oh Mann, ich hab Hunger, ich könnte ein Rudel Wölfe anfallen.“ Jako öffnete den Schrank und stellte zu seiner Überraschung fest, dass nichts im Haus war. Kein Brot, keine Wurst, kein Joghurt. Er drehte sich zu Marti um. „Ähm ... hast du das mit dem Einkauf nicht geschafft?“ „Doch“, sagte Marti, „hätte ich schon. Ich hatte nur keine Lust.“ Jako spürte genau, dass es hier nicht darum ging, dass sein Schatz „keine Lust“ gehabt hatte. Es ging um etwas ganz anderes. Es war ein Moment, der die Weichen stellen würde für den Weg ihrer Beziehung. Er brauchte einen Augenblick Zeit. Daher schnappte er sich einen Einkaufsbeutel und verließ die Wohnung. Als er zurück war, stellte er die volle Tasche auf den Tisch. Marti saß noch immer in der Küche. „Räum das bitte weg.“ Marti sah ihn unsicher an, tat aber, wie ihm geheißen. Anschließend saßen sie da und schwiegen. Eine Spannung lag in der Luft, die mit den Händen zu greifen war. Schließlich sagte Jako: „Marti, das ist jetzt ein Moment, in dem wir beide klären können, wie ernst es uns mit der selbstgewählten Art unserer Beziehung ist. Mir ist es ernst damit. Und deswegen werde ich dich bestrafen.“ Er sah Marti in die Augen. „Wenn du das nicht möchtest, dann können wir an dieser Stelle alles auf Anfang ...“ „Nein!“, unterbrach ihn Marti. Er schaute zu Boden. „Ich möchte nichts ändern.“ Ihm war ein wenig unwohl, aber irgendwie fühlte er sich auch ... zufrieden. Die Küchentür öffnete sich und Frodo stürmte herein. Er schnappte sich ein Mate und rief fröhlich: „In 'ner Stunde wollen wir aufbrechen. Seid ihr dann auch soweit?“ „Ich ja“, sagte Jako. „Marti wird nicht mitkommen.“ Autsch! Verdammt!, durchfuhr es Marti Frodo sah verwundert von einem zum anderen. „Ick globe, ick lass euch besser mal alleene ...“ Marti schluckte. „Ich darf nicht mit?“ „Richtig. Du warst bewusst und absichtlich ungehorsam.“ Jako fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dann nahm er Martis Hände in seine. Lächelte ihn an. „Du hast es doch ... ein bisschen ... darauf angelegt ... nicht wahr?“ Marti lächelte ziemlich schief zurück. „Irgendwie schon.“ Er schluckte wieder. „Es ist wichtig für mich. Ich wollte wissen ... ich musste wissen ...“ Er kam nicht weiter. „Sch...“, machte Jako. Er verstand. Jako hatte ihn beim Gehen noch mal gedrückt und geküsst. „Werd' dich vermissen, Frechdachs.“ Marti hatte nichts gesagt, sich nur ganz fest an ihn geschmiegt. Nun lag er auf seinem Bett in seinem Zimmer. Auf seinem Laptop schaute er alte Videos von den Spacefrogs. Er fühlte sich traurig, vermisste die fröhliche Runde seiner Freunde. Er fühlte sich glücklich, weil alles genau so richtig war. Glücklich, zufrieden, geborgen. Das überwog bei weitem. Er lächelte. Auf dem Weg ins Kino lachten sie und blödelten rum. Nur Jako war recht still. Felix spürte das. „Alles klar?“, fragte er. „Oder hast du Stress mit Marti?“ Jako lächelte seinen besten Freund an. Felix war so liebenswert. Immer sorgte er sich um alle. „Nein Felix.“ Felix' fragender Blick ließ nicht locker. „Also gut. Es ist etwas vorgefallen, aber Marti und ich haben das auf unsere Weise bewältigt. Und genau deswegen haben wir keinen Stress. Marti hat Mist gebaut, und ich habe ihn dafür bestraft. Damit ist die Sache ausgestanden. Keiner von uns ist sauer auf den andern, zickt rum oder ist tagelang beleidigt oder so.“ Felix nickte. Seins wäre das nicht, aber er erkannte durchaus die Vorteile. „Ich vermiss ihn halt“, sagte Jako. „Macht nicht so viel Spaß ohne ihn.“ Felix lächelte. Ja, man merkte es seinem besten Freund einfach an, wie sehr er verliebt war. Als sie aus dem Kino kamen, war Jako ziemlich unruhig. Auf dem Weg in den Park schaute er dauernd auf die Uhr. Natürlich entging das Felix nicht, und er sprach ihn an. „Du möchtest lieber nach Hause, stimmt's? Na geh schon, ich erzähl den anderen irgendwas.“ Jako nickte dankbar, setzte sich in sein Auto und fuhr los. Als er Martis Zimmer betrat, lag dieser auf seinem Bett und schlief. Er setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihm über die Wange. Marti schlug die Augen auf. „Du bist zurück?“, fragte er verschlafen. „Wie spät ist es?“ „Ich hatte keine Lust mehr auf Picknick“, sagte Jako. Marti strahlte. „Bist du meinetwegen zurück?“ Der andere sagte nichts, sondern küsste ihn. Und erst als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten, gab er zu: „Ich habe mich eben gelangweilt ohne dich.“ Sie kuschelten sich Arm in Arm zusammen. „Jako?“ „Ja?“ „Danke.“ „Wofür?“ „Für alles. Es war ... Es hat sich total richtig angefühlt.“ Sie küssten sich lange und leidenschaftlich. „Jako?“ „Ja?“ „Es wird ...“ Marti schluckte und kuschelte sein Gesicht in Jakos Haare. „Es wird so schnell nicht wieder nötig sein, mich zu bestrafen.“ Jako grinste. „Mission accomplished“, sagte er und setzte Marti einen Kuss auf die Nase. Sie kicherten beide. Der Marti–und–Jako-Lachflash sah seine Zeit gekommen. Er stürzte sich auf die beiden und überrannte sie im Sturm. Als sie wieder zu Atem kamen, gab es den nächsten langen Kuss. Und dann feierten sie die laue Sommernacht auf ihre ganz persönliche Weise. Es war ja niemand da von den Jungs, deswegen war es auch nicht schlimm, dass es etwas lauter wurde. Der Sommer klatschte fröhlich in die Hände und genoss die Vorstellung. Marti und Jako genossen sich. Und sie genossen, dass ihre Welt so sehr in Ordnung war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)