Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 14: In der Sommerhitze: Grübeleien und Regen ---------------------------------------------------- Jako zu gehorchen. Gehorchen tat ihm gut. Gehorchen machte Spaß. Gehorchen war manchmal verdammt schwer. Aber es war sein Weg. Marti fühlte sich wohl. Er hatte viel drüber nachgedacht, warum er so empfand. Er hatte vor Jako schon Beziehungen gehabt. Es war nie so tief, so echt gewesen. Er hatte noch nie im Leben so sehr vertraut. Und auch noch nie vorher den Wunsch verspürt, sich so zu ... ja, wie sollte man das ausdrücken ... sich so unterzuordnen. Aber jetzt, mit Jako, fühlte sich das so richtig an und schenkte ihm ein starkes Gefühl der Geborgenheit. Er war sich bewusst, dass er ein durchaus starker Mensch war, der mit beiden Beinen fest im Leben stand. Der schon eine Menge Mist durchgestanden und bewältigt hatte. Der eine Menge Stress aushielt. Der eine Menge Arbeit anpacken und zu einem guten Ergebnis bringen konnte. Der sich den Widernissen des Alltags tagtäglich stellte und nicht immer als Sieger aus Kämpfen hervorging, aber immer gestärkt und mit geradem Rücken und dem Mut zum Weitermachen. Zu Hause, bei Jako, brauchte er nicht kämpfen. Er brauchte sich nicht durchsetzen, nichts ausdiskutieren. Jako entschied. Und Marti genoss das Gefühl, nicht entscheiden zu müssen, sondern gehorchen zu … dürfen. Für Jako war die Sache ganz ähnlich. Wenn auch aus der anderen Perspektive. Studium, Musikprojekte, Videodrehs, Musikbusiness; auch er hatte Stress und viel Arbeit; auch er kannte die Knüppel, die einem zwischen die Beine geworfen wurden, die Kämpfe, die man zu bestehen hatte. Zu Hause, mit seinem Marti, gab es das nicht. Kein nervtötendes Diskutieren über irgendwelchen Kleinkram, keine Streitereien... Er traf die Entscheidungen, verantwortungsbewusst und abwägend. Und Marti schenkte ihm Gehorsam. So einfach. Es war für sie beide unglaublich schön, es machte sie glücklich, es gab ihnen Kraft. Ein Sonntag Vormittag im Juli. Verregnet, grau und kühl. Marti kuschelte noch im Bett, während Jako aufgestanden war, um Frühstück zu machen. Er liebte es, seinen Marti zu verwöhnen. Er richtete liebevoll ein Tablett her und trug es in sein Zimmer. Kuschelte sich zu Marti und sie genossen Kaffee und Brötchen. „Schon Pläne für heute?“, fragte Jako. „Eigentlich müsste ich dringend das Video des letzten Loops schneiden. Ich wollte es in den nächsten Tagen einstellen. Ich werde unter der Woche nicht dazu kommen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, hab ich so gar keinen Bock.“ „Ich werde gleich nebenan bei Felix sein. Wir werden am neuen Projekt arbeiten.“ Jako biss erneut in sein Brötchen. „Insofern hab ich nachher eh nicht so viel Zeit für dich. Also mach mit deinem Video weiter, okay?“ „Ach Jako, ich hab nicht wirklich Lust...“ „Marti!“ Ein Blick aus Jakos wunderbaren dunklen Augen. „Du wirst dich an die Arbeit machen.“ Da war es wieder, dieses angenehme Ziehen im Bauch. Jakos liebevoller, aber doch sehr bestimmter Ton. Der keinen Zweifel daran ließ, dass zu geschehen hatte, was er sagte. Marti lächelte ihn an, seufzte zufrieden und nickte. Später am Tag war Jako mit Felix bei der Arbeit und Marti in seinem Zimmer. Martis Arbeit ging nicht voran. Mehrfach schon hatte er eine Sequenz fertiggestellt, um sie sich anzuschauen und festzustellen, das es ihm nicht gefiel, und wieder von vorne anzufangen. Er reckte sich und strecke sich und beschloss, erst mal eine Pause zumachen. Irgendetwas störte ihn. Irgendetwas in ihm war nicht im Gleichgewicht. Ein kleiner Gedanke, der mit winzigen scharfen Zähnchen an seiner Konzentration nagte. Ein bisschen Bewegung wird gut tun, dachte er. Ein bisschen Laufen im Park. Er zog sich eine wetterfeste Jacke über, verließ die Wohnung und lief los. Regen lief an ihm herunter und seine Jeans war recht schnell klitschnass. Egal, Marti liebte Wind und Wetter, er mochte es, die Elemente zu fühlen. Er ließ die Gedanken schweifen. /Wäre schon schön, wenn ich heute noch was schaffe. Ich möchte das Ding einstellen, denn der Loop mit Marie war echt gut gewesen. Das wird ein großartiges Video geben. Und die Community würde sich freuen. Warum krieg ich es heute nicht hin? Ich muss die ganze Zeit an Jako denken. Das lenkt mich ab. Das Gefühl, wenn er so bestimmend mit mir spricht ... oh mein Gott, ich mag das so sehr. Ich fühle mich so wohl dabei. Ich möchte, dass er zufrieden mit mir ist. Der kleine Gedanke wollte nicht mehr im Hintergrund stören. Er wollte erkannt werden. Also öffnete er sein Mäulchen und biss fest zu. „Und was passiert, wenn du ihm nicht gehorchst?“, blitzte es durch Martis Gehirn. Also darum ging es. Das lenkte ihn ab. Aber – ja, das war etwas, was zwischen ihnen noch nicht klar war. Und Marti spürte, dass er das wissen wollte, eigentlich sogar wissen musste. Wie würden sie beide damit umgehen? Wie würde Jako damit umgehen? Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit. Ihn zu bestrafen. Der Gedanke war ihm nicht neu, dass bestraft werden wohl dazu gehörte. Und, je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass das Geborgenheitsgefühl, dass er empfand, davon abhing, dass Jako seine ... nun ... Anweisungen und Verbote auch durchsetzte. Das war etwas, was sie klären müssten. Gut. Er würde das angehen. Es ging ihm nun besser. Der kleine Gedanke war zufrieden. Er hatte sein Ziel erreicht und Aufmerksamkeit bekommen. Er rollte sich zusammen und schlief ein. Marti eilte zurück nach Hause. In seinem Zimmer zog er sich erstmal trockenes Zeug an und machte sich an die Arbeit. Sich zu konzentrieren, war jetzt kein Problem mehr, und er war ziemlich zügig fertig. Zum frühen Abend ging sein Video online. Er war sehr zufrieden mit sich. Er deckte den Abendbrottisch. Schnitt Brotscheiben ab, stellte Wurst und Käse bereit, schnitt Tomaten auf. Dann rief er die anderen zum Essen. Sie saßen zu fünft um den Tisch: Frodos Freundin Vanessa war auch da. Es war eine gemütliche Runde, und sie unterhielten sich ein bisschen über den Tag. „Wir haben noch viel zu tun", sagte Jako. „Das ist gerade erst der Anfang eines mal wieder zeitaufwändigen Projektes. Wieso sollte man die Semesterferien auch zum Erholen nutzen?“ „Ich werde schon dafür sorgen, dass Entspannung nicht zu kurz kommt“, kicherte Marti. „Und, hast du auch was geschafft?“, fragte Felix. „Mmh. Bin fertig geworden, hab den Loop vorhin hochgeladen.“ Er schaute ein bisschen selbstzufrieden zu Jako, der schaute lächelnd zurück. „Na, siehst du.“ Jako küsste ihn liebevoll auf die Nase. Also Jako spät in der Nacht ins Zimmer kam, lag Marti eingerollt und schlief. Friedlich wie ein Kind. Jako betrachtete ihn voller Wärme. Was für ein süßer Kerl, dachte er. Ich hab schon verdammtes Glück. Und er kuschelte sich dazu und schlief schnell und zufrieden ein. Der Regen hatte aufgehört. Der Sommer lächelte. Er hatte beschlossen, dass es nun genug damit sei. Morgen würde wieder die Sonne scheinen. Er würde sie schon zu überreden wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)