Troublemaker von Nyrmiel (Plötzlich Eltern) ================================================================================ Kapitel 1: Was kann man schon sonst in einem Bastelladen finden? ---------------------------------------------------------------- Entnervt pustete Bobby sich eine Strähne der wirren Locken aus der Stirn, ehe sie sich ihre Haare zum hohen Pferdeschwanz zusammen band. Sie lehnte an der Motorhaube ihres Wagens und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ganz im Ernst… ich versteh schon, dass man ab und an Lust auf neues Zeug hat. Ich war schon mal mit Butch im Baumarkt und habe zwei ausgesprochen grausame Stunden mit Grace in ’nem Outlet für Winterjacken verbracht, aber … echt jetzt, Rotschopf?“ Bobby sah auf den Laden für Schreibwaren vor ihnen und schüttelte zum wiederholten Mal den Kopf. Sicher, die Journalistin schrieb ihre Geschichte auf. Zwar hatte Bobby das Gefühl, dass es in ein paar Jahren niemanden mehr geben würde, der diese Notizen lesen würde. So oder so hatte Jillian unmissverständlich klar gemacht, dass sie neue Notizbücher brauchte. Niemand war so dumm und brachte sich wegen ein paar Notizzetteln in Lebensgefahr.
Außer vielleicht jemand, der nichts mehr zu verlieren hatte. Vielleicht war es etwas dramatisch, dass die Mechanikerin sich so bezeichnete, aber sicher war nur, dass sie es definitiv nicht mit ansehen konnte, wie Jillian McCormick in ihren sicheren Tod rannte, nur weil sie in ihrem Starrkopf unbedingt auf irgendwelche Notizbücher bestand. Mit einem resignieren Seufzen zog Bobby ihre Waffe aus dem Gürtel. „Okay, dann wollen wir mal… aber wenn du wieder nur eins nimmst, komm ich das nächste Mal nich' mit. Sicherlich nich'. So dumm bin ich nich’.“ Gut, vielleicht war sie schon einmal mit Jillian los gezogen. Was vermutlich damit zusammen hing, dass Bobby nachdem was passiert war dazu neigte ihren Kopf in wahnwitzigen Aktionen zu riskieren. Vielleicht auch, weil Jillian einen wirklich in Grund und Boden labern konnte, wenn sie etwas wollte. Gut, der Sex war auch ganz okay.Ein weiterer kurzer Blick zu der Frau neben sich. „Keine wahnwitzigen Aktionen. Wirklich nicht mehr. So was wie letztes Mal und ich schwör bei Gott, ich lass dich da. Hab vermutlich ohnehin weniger Kopfschmerzen, wenn du mich nicht mehr jeden Tag volllaberst.“ ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Was zum Henker stellte Bobby sich denn jedes Mal an? Wenn sie nicht mitkommen wollte, sollte sie es lassen. Und das Jillian in der Lage war jemanden voll zu quatschen bis dieser nachgab war ohnehin eine Lüge Was konnte sie denn dafür wenn Bobbys Herz weich geworden war? Was der Rotschopf mehr als schön empfand, das war aber nicht etwas was man der einstigen Journalistin vorwerfen konnte. In all den Jahren seit der Zerstörung Evergreens hatte sie den Drang nach wichtigen Protokollen einfach nicht ablegen können. Wie wenige Menschen es auf dieser Welt nur noch geben konnte, so hatte sie der Glaube daran niemals verlassen das die Menschheit sich eines Tages dennoch von alledem erholen konnte. Mal davon abgesehen das Jillians Füße ohnehin nur schwer still bleiben konnten. Dabei konnte auch sie ihre ganzen anderen nervigen Angewohnheiten nicht ablegen, weshalb sie sich auch nicht daran störte an kalten Wintertagen,- wobei von dem annähernden Weihnachtszauber schon längst nichts zu sehen war,- eine Tour zu machen um Ja- für ein paar Notizbücher zu besorgen. „Es ist nicht immer nur für mich, sondern auch für die Kids!“, entgegnete sie verständnislos, während sie von der Rückbank ihren Rucksack hervorholte. In ihrem neuen Zuhause gab es nicht viele Kinder, aber es wurde von den Eltern gut angekommen, das die Bildung nicht weniger wichtig geworden war nur weil keine Schulen mehr existierten. Zugegeben beim letzten Mal fand sie nur ein einziges Büchlein und jeder andere hätte sie da vermutlich schon stehen gelassen. Aber mit dem Rest konnte sie einfach nichts mehr anfangen. Die Blätter waren eben etwas feucht und angeschimmelt. „Yes, Ma’am…“ gab sie gespielt schämend zurück. Sie wusste irgendwann würde Bobby sie wirklich nicht mehr begleiten, aber so schrecklich war die Aktion vom letzten Mal wirklich nicht. Behauptete zumindest Jillian. Auch wenn Jillian mittlerweile wusste sehr gut mit einer Waffe umzugehen, war es meistens Bobby die voranging und die Gegend absicherte,- eine typische Routine. So ging Jillian ihr auch dieses Mal hinterher und während Bobby nach dem Öffnen der Eingangstür den Bereich abcheckte, sah sie sich noch einmal draußen um, wobei auch sie ihre Waffe aus dem Gürtel nahm und diese in ihren Händen hielt. Die schreckliche Stille war für niemandem mehr etwas Neues. Mit neugierigen Augen schaute Jillian zwischen den Regalen, welche scheinbar kaum angerührt wurden. Natürlich, in der Apokalypse waren Stifte und Papier auch ein sehr wichtiges Gut. Dies kam ihr nur gelegen, das es auch nicht lange dauerte bis sie zu einem kleinen Gang kam in welcher sich viele Bücher verschiedener Größen und diverses Bastelpapier in vielen Farben zu finden war. Zudem war es wohl mal ein hübsches Geschäft gewesen, wie sie fand. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen als sie ihre Hand anhob und über das viele bunte Papier strich. Es kam ihr ein Gedanke,- eine Idee für diese sie Bobby vermutlich erneut am liebsten den Hals umdrehen würde. Doch dauerte es kaum den Bruchteil einer Sekunde und sie suchte sich aus den Stapeln ein paar Stücke heraus, während sie sich fragte ob es nicht dazu hier noch mehr passendes gab. Gerade als sie dabei war, glaubte sie aus einem kleinen Gang in der Nähe des Kassenbereichs ein leises Poltern zu hören, weshalb sie mit geweiteten Augen aufschaute und sofort den Blick Bobbys suchte. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Grummelnd hatte die Mechanikerin ihre Ärmel ein wenig über die fingerlosen Handschuhe gezogen und musterte den Eingang des Geschäftes. Du weißt schon, dass diese Art von Handschuhen nicht unbedingt geeignet sind, wenn es dir um warme Finger geht?“ Wusch. Fuck, wo war das her gekommen? Darauf war sie definitiv nicht vorbereitet gewesen. Eigentlich hatte sie jegliche Erinnerung an die Mikrobiologin in ihrem Hinterkopf vergraben. Ihr Tod war Jahre her. Schlagartig schnürte sich ihre Brust zu und ihr Mund fühlte sich unangenehm trocken an. Fuck, gerade spürte sie diese Panik in ihrer Brust aufkochen, als wäre es erst gestern passiert. Sofort zwang sie sich tief durch zu atmen und schaffte es die aufkommende Panikattacke zur Seite zu schieben. Es ging wieder. Fuck, das passierte da drin besser nicht noch mal. “Es ist nicht immer nur für mich, sondern auch für die Kids!“ Bobby schnaubte und unter ihrer Nase bildete sich eine kleine Rauchwolke. „Klar, ist noch ’n besserer Grund bei dem Wetter durch’n verdammten Schnee zu stiefeln… da sag noch mal einer ich wär’ der irre Redneck.“ Brummend hatte sie ihre Waffe gezogen. “Yes, Ma’am…“ „Werd’ bloß nich’ frech.“ Kurz deutete sie mit dem Laufe ihrer Waffe auf Jill um darauf auf die Tür zu deuten. Ein klares Zeichen sich in Bewegung zu setzen. Sie hatte eindeutig keine Lust an der Motorhaube ihres Wagens fest zu frieren. Bobby sicherte die Umgebung. Sie würde die Reporterin sicherlich nicht einfach so in ihr Unglück rennen lassen - zumindest wenn das Unglück die Form von verfaulten, wandelnden Leichen hatte. „Ist soweit okay“, brummte sie Jill schließlich zu und ließ ihre Waffe dennoch erhoben. Während Jill sich an den Regalen bediente, sicherte die Mechanikerin weiter den Gang. In den letzten Jahren war es schlimmer auf den Straßen geworden. Die Gebiete, die nicht vollkommen im ländlichen Gebiet lagen waren entweder von den Toten verseucht oder schlicht und ergreifend besetzt. Und da Bobby in diesem relativ gut erhaltenen Laden noch keinen Toten gesehen hatte, malte sie sich bereits das Schlimmste aus. „Verdammt, du packst nich’ für ’ne Bastelstunde!“, murrte sie Jill mit gedämpfter Stimme zu, während diese sich ein wenig zu lange mit den bunten Papierbögen aufhielt. Das Leben für ein bisschen Tonkarton zu riskieren war noch dümmer als es für ein paar Notizbücher aufs Spiel zu setzen. Endlich packte Jill ein. Sofort wurde Bobbys Blick ein bisschen hetzender. Sie hatten ihren Wagen vor der Tür stehen lassen. Es war deutlich, dass er nicht zu den üblichen Autowracks gehörte. Definitiv konnte sie heute auf Ärger verzichten. Mit gehobener Waffe folgte sie Jill durch die Gänge, bis sie schließlich ebenso das Poltern vernahm. Sofort war ihre Waffe wieder im Anschlag und sie deutete Jillian ausgesprochen bestimmt an hinter ihr zu bleiben. Auch wenn sie sich langsam wirklich an das Adrenalin gewöhnt haben sollte - verdammt, das war jedes Mal wieder anstrengend. Aus Geschäften kam man im Notfall schlecht raus. Als Bobby vorsichtig um die Ecke bog, runzelte sie die Stirn. „Verletzte.. gebissen.. wir sollten gehen.“ In der hinteren Ecke des Ganges hatte sich eine Frau gegen das Regal gelehnt. Eine kleine Schachtel mit Klebeband war von ihr zu Boden gestoßen worden und hatte sich um sie herum ausgebreitet. Auf ihren Knien lag ein kleines Deckenbündel, was sich leicht bewegte. Kapitel 2: Ein Baby?! --------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Jillian liebte den Schnee. Wenn sie die weißen Flocken einst eher ignoriert hatte, erfreute sie sich heute nun mehr an der Schönheit. Die flauschigen Decken legten sich über die Trümmer und Toten der vergangenen Jahre. Zwar sollte man niemals die möglichen Gefahren vergessen, doch der Anblick sorgte zumindest bei der rothaarigen dafür das man die Zerstörung dieser Welt hin und wieder vergessen konnte und man sich zumindest einreden sollte das es noch immer schönes zu bestaunen gab. Dies war hauptsächlich der Grund warum sie Bobbys Gerede meist nur belächelte. Konnte sie sich denn an überhaupt nichts mehr erfreuen? „♪ Sti-hile Nahahacht….. ♫“ Gott, irgendwann spürt die den Lauf von Bobbys Waffe noch wirklich an ihrer Schläfe…. Natürlich reagierte Bobby genervt darauf. Bis zu einem gewissen Punkt konnte Jillian es auch verstehen,- oder zumindest sollte sie es. Aber sie konnte einfach nicht anders. Ihr gefiel der Gedanke an lachende Kinder, die kleine Sterne für ihre Fenster ausschneiden und Weihnachtskarten für ihre Eltern. Somit also doch,- sie sammelt Zeug für eine Bastelstunde. Dabei rettete es sie nicht zudem noch immer ein paar leere Notizbücher einzustecken und dabei die Worte ihrer Begleitung zu ignorieren. Auch Jillians Herz klopfte schneller. An so etwas konnte man sich wohl niemals gewöhnen. Schon gar nicht wenn man an etwas Bezauberndes wie bastelnde Kinder dachte. Wie es zu einer Selbstverständlichkeit geworden war, blieb sie erneut hinter Bobby, welche die Verletzten zuerst gesehen hatte. Sie waren vermutlich bewusstlos oder zu schwach um sich zu regen, wenn auch der Kopf dieser Frau sich zur Seite neigte. Jillian schluckte. Lange waren sie noch nicht hier. Ihr Instinkt verriet ihr Bobbys Rat zu folgen. Dies hatte mittlerweile selbst die ehemalige Reporterin gelernt. Die großen Fleischwunden an den Menschen verrieten ihr; Sie waren nicht mehr zu helfen. Nur schwer akzeptierte sie diese Tatsache, dennoch nickte sie zustimmend,- wäre ihr Blick allerdings nicht an dem hängen geblieben, was die Frau versucht zu schützen versucht hatte. Aus der kleinen Decke vernahm Jillian leise Geräusche. Es gab ein kleines Laut von sich, was kaum nach einem Tier klang. Ihre geweiteten Augen wanderten erst zu Bobby, dann wieder zu dem, was plötzlich zu einem kurzen Herzstillstand sorgte. Aus der Decke kämpften sich kleine Hände hinaus und streckten sich in die Luft, während es darin immer noch zappelte. „Oh-mein-Gott….“, japste der Rotschopf sichtlich entsetzt. Die kleine Gestalt in dem Deckchen gab weitere Laute von sich, als würde es mit der Frau kommunizieren wollen. Es bekam jedoch keine Antwort. Jillian holte tief Luft. Ein Baby. Mit langsamen Schritten bewegte sie sich auf die Frau mit dem Baby zu. Zu sehr von dem schrecklichen Fund gebannt, vergaß sie beinahe die Frau welche sich jederzeit wieder regen konnte. Jillian ging vorsichtig in die Knie und streckte vorsichtig die Arme nach der Decke aus. Das Baby strampelte stärker, als es vermutlich die Berührungen unter sich bemerkte und festzustellen schien gerade von seiner Mutter getrennt zu werden. „Ach du heilige Scheiße….“, kam es leise von ihr, während sie vorsichtig das Baby an sich heranzog, welches augenblicklich zu weinen begann. Dieser entsetzliche Klang weckte dabei die vermeintliche Mutter aus ihrer Bewusstlosigkeit…. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „♪ Sti-hile Nahahacht….. ♫“ Es war wohl ihr Glück, dass Bobby den Rotschopf wirklich gut leiden konnte. Sonst hätte sie sie definitiv schon erschossen. Im Affekt natürlich. Nicht mit Absicht. Sie war kein Unmensch. Aber dennoch… wenn sie nicht sofort den Mund hielt… Zum Glück hatte Jillian den Gesang bald wieder eingestellt. Schließlich hatte Bobby den Lauf ihrer Waffe auf die augenscheinlich Bewusstlose gerichtet. Gerade als sie abdrücken wollte, kamen die kleinen Hände ans Tageslicht. Sofort stockte die Mechanikerin. Ein Baby. Noch ehe sie etwas sagen konnte oder ihr Hirn eine Chance hatte sich in Bewegung zu setzen, lief der Rotkopf los. “Was? Nein - verdammt, Jillian! Du weißt noch nicht einmal ob es noch lebt.“ Das einsetzende Weinen belehrte sie eines besseren. Sofort verzog Bobby das Gesicht und drehte den Blick über die Schulter. Verdammt, dieses Baby würde sie alle umbringen. Die Mutter hatte unter Anstrengung den Kopf zu Jill gedreht, die noch immer dicht vor ihr hockte. “B-bitte... nehmt... ihn... mit.... bitte.“ Mehr brachte sie nicht heraus. In der nächsten Sekunde war sie bereits bewusstlos zusammen gebrochen. Sie war gestorben. Fluchend sah Bobby zu dem Baby in Jills Armen hinunter. Ein Notizbuch. Ein verdammtes Notizbuch wollten sie holen. Kein Baby einsammeln. Es dauerte nur ein paar Minuten in denen die Frauen schwiegen, bis der Körper der Mutter ein untotes Röcheln von sich gab. Sofort zog Bobby ihr Messer. Ohne Zögern stach sie der Frau in den Kopf. Der sich gerade aufbäumende Körper sank wieder in sich zusammen. Das Baby begann augenblicklich zu heulen. Schlagartig schoss Bobbys Stresslevel durch die Decke. „Verdammt, bring den kleinen Scheißer zum Schweigen! Wir sind vielleicht nicht lange alleine hier! Und raus zum Wagen, sofort!“ Bobby griff nach der Schulter der Rothaarigen, um sie zügig in Richtung Ausgang zu drängen. Auf dem kurzen Weg zum Auto, stolperten bereits zwei Untote auf sie zu. Die Mechanikerin machte via Schusswaffe kurzen Prozess. Es hatte zu schneien angefangen. Mit schnellen Handgriffen hatte Bobby wieder den Motor gestartet und den Wagen zurück gesetzt. Das Baby schrie noch „Jetzt mach schon, dass es still ist!“ Dieses Kind überforderte die Mechanikerin. Sie hatten kein Baby in ihrem kleinen Lager. Also gab es keine Kleidung, keine Nahrung und keine Windeln - und besonders von dem letzten Punkt schien ihr neuer Mitbewohner etwas zu gebrauchen. „Fuck, ich kann mich so nicht konzentrieren!“ Bobby wusste nicht einmal ob sie zu schnell fuhr. Sie hatten keinen Kindersitz.„Wieso schreit es denn so? Ist es verletzt oder so was?“ Nein, sie würde Jillian sicher nicht ein Baby ausschalten lassen. Das würde sie erledigen. Wäre nicht das erste Kind, was sie unschädlich machen musste. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Die Worte einer verzweifelten Mutter drangen tief in Jillians Ohren und als würde das Baby es ebenfalls spüren wie das Leben langsam ihren Körper verließ, kam es ihr so vor als wurden die Schreie unerträglich laut. Verzweiflung machte sich in ihr breit, während das Kind in ihren Armen strampelte und die Sehnsucht nach seiner Mama damit zum Ausdruck verlieh. Jillian konnte für diese Frau nicht einmal etwas erwidern. Zu sehr hatte sie der Schock übermannt und da war sie auch schon tot. Ihre Augen wurden feucht, sie bemerkte es nicht einmal als sie zu dem Kleinen hinabschaute und die Stimme Bobbys vernahm, welche deutlich machte verschwinden zu müssen. In all den Jahren hatten sie viele Menschen sterben sehen, aber wie würde man dabei ein kleines Baby vergessen? Welches kurz darauf ihrer eigenen Mutter zum Fraße dargeboten werden würde? Es war nicht auszumalen was passiert wäre, hätten die Frauen sie nicht gefunden. Allein der Gedanke daran ließ Jillians Magen krampfhaft zusammenziehen. Auch für Jillian wäre es vermutlich zu spät gewesen, hätte Bobby mit der verstorbenen Mutter nicht kurzen Prozess gemacht,- ebenso mit den von dem Geschrei angelockten Zombies. Nur mehr verzweifelt saß Jillian in dem Wagen und schaukelte das Baby in ihren Armen. Sie war bei weitem keine Expertin, doch spürte sie es das es sie einfach nicht als Mutter erkannte und nicht die übliche Wärme spürte, weshalb es einfach nicht aufhörte zu schreien. Bobby war mit ihrer gereizten Art keine Hilfe, sondern machte es für sie nur schwieriger sich zu konzentrieren. „Wie denn? Das Baby liegt in fremden Armen und die Schüsse waren viel zu laut. Wie soll er sich da beruhigen?“, kam es zwar leiser, aber nicht weniger entschlossen von ihr. Bobby sollte sich gefälligst einkriegen. Allerdings war ihre Frage nicht ganz unberechtigt. Behutsam befreite Jillian das Baby von dem weißen Tuch um es nach möglichen Wunden abzusuchen, hörte jedoch nicht damit auf mit ihm zu reden. „Ist ja gut, kleiner Schatz. Du bist sicher. Es wird alles wieder gut….“ Abgesehen von dem Schmutz und Blutflecken auf dem Strampler, welche von der Mutter stammen musste, konnte sie nichts entdecken,- sehr zu ihrer Erleichterung. „Sieht nicht so aus….“ Wie dünn es war,- so klein und zierlich, konnte Jillian nicht anders als das Baby besorgt zu betrachten. Den Geräuschpegel hatte sie derweil ignorieren können, je länger sie in die tränengefüllten, zusammengekniffenen Augen schaute. „…Aber er hat bestimmt lange nichts mehr bekommen… Und seine Fingerchen sind so kalt.“, fuhr sie fort und umschloss die kleine Hände mit ihrer freien, während sie noch immer versuchte ihn zu beruhigen. Kapitel 3: Ja! Ein Baby! ------------------------ ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Bobby hatte ihre Waffe wieder zurück gesteckt, dann blickte sie einen schnellen Blick in Jillians Gesicht. Irrte sie sich der war ihr Blick gerade ein wenig wässrig geworden? Fuck. Nicht jetzt! Nein, wenn Bobby gerade etwas nicht gebrauchen konnte, dann waren es Tränen. Besonders nicht Jillians Tränen. „Jetzt heul nich’. Wir sind doch da, oder? Lassen ihn wohl kaum hier zurück und jetzt raus hier!“ In ihrer unnachahmlichen Art hatte sie sich daran gemacht den Rotschopf vor sich her aus dem Raum zu scheuchen. Als sie kurz darauf nebeneinander im Wagen saßen, brauchte es nicht lange und Bobby hatte das Gefühl, dass ihre Ohren klingelten. „Ohne die Schüsse wär es Zombiefutter gewesen!“ Rechtfertigte sie sich gerade wirklich vor einem Säugling? Das war eindeutig der Tiefpunkt des Tages. Mit einem kurzen, kontrollierten Blick zur Seite registrierte sie, dass Jillian sich daran gemacht hatte das Baby nach Wunden zu untersuchen. Wenigstens schien ihre Suche ohne Erfolg zu bleiben. Gut so… die Mechanikerin hatte auch eindeutig drauf verzichten können, das Baby von seinen Qualen zu erlösen. Während die Aufmerksamkeit der Journalistin weiter auf dem Kind lag, hielt Bobby die Augen offen. Irgendwo gab es noch immer etwas zu holen. Sie musste sich nur konzentrieren. Verdammt, wer sollte sich bei diesem Lärm bitte konzentrieren können? Auf die Anmerkung des ungewöhnlich kühlen Säuglings streifte sich die Brünette nur kurzerhand die Lederjacke ab und reichte sie kommentarlos, den Blick weiter auf die Straße gerichtet, an die Frau neben sich weiter. Die Heizung im Wagen lief und außerdem hatte Bobby es sich schon vor Jahren angewöhnt mehrere Schichten Kleidung übereinander zu tragen. Sie würde schon nicht so schnell erfrieren. Definitiv nicht schneller als das Baby. Noch immer ratterte es in ihrem Kopf. „Grace is’ jetzt im sechsten Monat, oder? Mit Glück hat die schon ’n bisschen was gebunkert.“ Zumindest konnte sie sich gut vorstellen, dass bereits für die immer runder werdende Stripperin nach Windeln und ähnlichem Ausschau gehalten würde. Schließlich legte Bobby eine ausgesprochen kunstvolle Kurve hin und hielt den Wagen vor einem kleineren Supermarkt. Apotheken brauchte sie nicht ansteuern. Die waren nicht nur ausgeschlachtet, sondern meistens auch noch voller Plünderer. Voll Plünderer oder Junkies, wie du einer bist. Bobby schaltete den Motor aus und sah Jillian ausgesprochen durchdringend an. „Bin ich in ’ner halben Stunde nich’ wieder da, fährst du! Wenn dir was komisch vorkommt, fährst du sofort!“ Nicht einmal die Antwort der anderen abwartend war Bobby aus dem Wagen gesprungen und in dem Supermarkt verschwunden. - Nahezu auf die Minute genau ließ sich Bobby wieder auf den Platz hinter das Lenkrad fallen. Im Fußraum vor Jill landete eine Plastiktüte, die randvoll mit allen möglichen Utensilien zu sein schien. Bobby brauchte niemandem etwas vor machen. Sie hatte keine Ahnung von Babys. Die Kinderabteilung des Marktes war erstaunlich intakt gewesen, was die Entscheidungsfindung nicht unbedingt einfacher gemacht hatte. Im Endeffekt hatte sie schließlich sich einfach für irgendetwas entschieden und nahezu wahllos Dinge eingepackt. Der kleine Junge schrie noch immer, dann gab Bobby bereits Gas und lenkte den Wagen in Richtung Lager. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Weder das Baby,- und in dem Augenblick indem der Autor dies schrieb, musste der selbst lachen,- noch Jillian gaben Antwort auf Bobbys Rechtfertigung. Zu sehr hatte Jillian versucht beruhigend auf das Baby einzureden, auch wenn sie es nicht erwartet hätte das es funktionierte. Wie es schließlich hieß spürte das Kind die Nähe ihrer Mutter und Jillian war es schlichtweg nicht. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern wann sie überhaupt mal solch ein zierliches Wesen in den Armen gehalten hatte. Der entsetzliche Schrei war so real und dennoch hatte der Rotschopf das Gefühl in einem Alptraum gefangen zu sein, wobei das Kind das einzige leidtragende Geschöpf war. Ebenfalls schweigend nahm Jillian Bobbys Lederjacke entgegen und wickelte das Baby darin ein. Was machen wir uns denn vor? Der Kleine ist nicht einfach hungrig oder kalt. Er will zu seiner Mutter., dachte sie sich und verdrehte dabei die Augen. Die Beifahrerin war nicht weniger verzweifelt wie Bobby, welche immer wieder in Jillians waghalsigen Aktionen mit hineingezogen wurde. Und nein, das war Jillian immer noch nicht bewusst. In ihren Gedanken verloren, nahm sie die Worte ihrer Begleiterin kaum war, als würde sie es noch immer nicht realisieren das in ihren Armen ein menschliches Wesen lag. Etwas in ihr, und dabei fühlte sie sich unglaublich mies, wünschte sich nicht in dieses Geschäft hineingegangen zu sein. Oder das die Mutter zumindest noch leben würde. „Hmhmmm…..“, kam es lediglich von ihr, während sie sich versuchte auszumalen was mit dem Kleinen geschehen sollte, der vermutlich noch nicht einmal einen Namen hatte. Erst durch die Bremsung von Bobby sah sie wieder zu ihr auf. „Was…?“ Da fiel bereits die Fahrertür zu. Das Baby schrie noch immer. - Mit jedem Augenblick wurde Jillian zunehmend nervöser. Entweder bemerkte das Baby dies, so das sie glaubte das Organ setzte noch eine Tonlage obendrauf oder es fühlte sich in der Nähe einer Fremden zunehmend unwohl. „Komm schon….“, murmelte sie vor sich hin und sah aus dem Fenster. Nach all den Jahren wusste Bobby noch immer wie sie eine Situation spannend gestalten sollte. Bereits nach wenigen Minuten flehte sie Bobby möge schnell zurückkommen. Sie konnte bisher nichts erkennen, was die Sache für sie nicht angenehmer machte. Nach etwa der Hälfte der Zeit stieg die Aufregung und Jillian kämpfte mit dem Drang auszusteigen und selbst hinein zu gehen,- wäre hier nicht das kleine Wesen. Bobby schaffte es schon. Sie hat es immer geschafft. Je näher die letzte Minute anrückte, desto mehr stieg in ihr die Angst. Sie öffnete kurz das Fenster, obwohl es kalt war, brauchte sie die frische Luft. Bobby schließlich endlich aus dem Supermarkt kommen zu sehen ließ sie erleichtert aufatmen. Jillian seufzte und schaukelte es in ihren Armen, sprach weiter auf ihn ein,- doch musste es die eigene Erschöpfung sein, dass das Baby sich langsam beruhigte. Die Stimme kratzte und bewegte sich weniger. Für die anderen war es meistens eine angenehme Stille, Jillian hingegen begann sich mehr zu sorgen. Mit einer kurzen Beugung nach unten holte sie die Tüte auf ihren Schoß und warf einen Blick hinein. Verschiedene Pflegeprodukte, Milchpulver, Tücher und Windeln in kleinen Größen. Ein kurzes Schmunzeln huschte über ihre Lippen, während sie dankend zu Bobby hinübersah. Dabei war ihr nicht nach Lächeln zumute. Das Baby wurde zwar gerettet, aber es war nun allein… Kapitel 4: "Verdammt mutig! --------------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Ein paar Tage später lehnte Bobby vor ihrem Wohnwagen und nippte an ihrem Kaffee. Die Brünette fühlte sich als hätte sie seit Tagen nicht mehr wirklich geschlafen. Zugegeben hatte sie das vermutlich wirklich nicht. Wieder einmal merkte sie wie unheimlich anstrengend es war die ganze Geschichte clean durchzustehen. Nicht, dass sie eine andere Wahl gehabt hatte. Mittlerweile waren nahezu alle synthetischen Drogen aufgebraucht. Zumindest das gute Zeug von damals. Das, was im Umlauf war, war behelfsmäßig aus irgendwelchen Substanzen zusammen gepanscht und Bobby mochte bis in die Haarspitzen abhängig sein, aber definitiv war sie nicht so dumm und würde sich irgendwas spritzen, was einige Anteile von gewöhnlichem Frostschutzmittel wieder fand. Außerdem hatte Charlie das nicht verdient. Es war unfair genug, dass Bobby noch lebte und die Mikrobiologin nicht. Fuck. Keinen Stoff. Keinen Schlaf. Selbst der Tabak war ihr ausgegangen und momentan hatte sie definitiv nicht die Zeit loszuziehen und die Taschen von Untoten nach Zigaretten zu durchsuchen. Also hieß es wohl einfach in den sauren Apfel zu beißen und die nun noch verstärkte schlechte Laune irgendwie auf ein Minimum zu reduzieren. „Guck nicht so, sonst bleibt dein Gesicht so stehen!“ Missmutig blickte sie zu der mittlerweile um die Mitte herum wirklich ausgesprochen runden Grace Adler hinunter. Die Stripperin schien auch jetzt noch gute Laune zu haben. Nur bedingt das, was sie gerade ertragen konnte. Aber auch sie war nicht unbedingt der beste Mensch um das Ventil für Bobbys Frust zu sein. Selbst mit diesem Lächeln konnte sie nicht ihre tiefen Augenringe und die noch immer leicht rötliche Nase verstecken. Sollte Grace ruhig nach außen hin strahlen um ihre Fassade aufrecht zu halten. Bobby hatte lang genug in der Scheiße gelebt um zu sehen, dass da eine bodenlose Trauer in ihr verborgen war. Wer konnte es ihr verübeln? Schwanger in der Apokalypse und noch dazu hatte sie vor nicht einmal einem Monat ihren besten Freund verloren. Bobby hatte die Hilfe ihres Cousins gebraucht um die aufgelöste Stripperin von Harrys totem Körper zu trennen. Oder von dem, was noch von dem Pizzaboten übrig gewesen war… „Geh Nadia nerven oder so was… die freut sich, wenn sie nicht alleine ist. Und mir geht sie dann nicht so auf den Sack“, brummte die Mechanikerin grimmig. Grace verzog noch immer keine Miene. „Hab ich tatsächlich vor. Wir wollen Mehl für Keksteig mahlen. Weihnachten steht vor der Tür.“ Mit diesen Worten hatte sie sich ihren Schal ein wenig fester um den Hals geschlungen und war von dannen gewatschelt. Bobby schnaubte unzufrieden. Weihnachten… als würde das noch jemanden kümmern. Zumindest kümmerte es die Brünette nicht mehr. Verdammt, John wäre jetzt der richtige Kandidat um Dampf abzulassen. Ein Geräusch drang aus dem Wohnwagen hinter ihr und Bobby rang sich dazu durch die Tür zu ihrer Behausung wieder aufzustoßen. Jillian schien noch immer zu schlafen. Das Baby, was von ihrem Körper regelrecht eingerollt worden war, hingegen hatte die Augen auf und begann zu quengeln. „Hey Rotschopf… dein Job ruft… jetzt guck mich nicht so an, sie kann das viel besser. Mich willst du nicht.“ Fakt war, das Bobby sich definitiv nicht darum riss sich näher mit dem Kind zu beschäftigen. Sie hatte nicht umsonst so ungefähr jede Beziehung in ihrem Leben in den Sand gesetzt - irgendetwas an ihr sorgte dafür es immer wieder zu versauen. Und für diesen kleinen Menschen hier war sie definitiv nicht der richtige Umgang. Wenn es nach der Brünetten ging, dann war es definitiv an der Zeit einen Ort zu suchen, an dem der Junge bleiben konnte. Und sie hielt ihre Meinung auch nicht vor Jillian zurück. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Weihnachten. War das für viele nun sehr…. Abwegig, bescheuert, unnötig. In dieser kleinen Gemeinde gab es jedoch ein paar Hoffnungsschimmer, die sich genau solche Traditionen wahren wollten. Nicht nur als Beweis, dass eine Zivilisation wieder aufgebaut werden konnte, sondern um in dieser Welt ein Teil der Liebe zurückzubringen, welche einem überhaupt noch einen Lebenssinn gaben. Nicht umsonst hatte Jillian neulich das gesamte Bastelzeug mitgehen lassen um zusammen mit den Kids Weihnachtskarten für alle Bewohner zu basteln. Hauptsächlich waren es wohl die Frauen die sich auf die Feiertage vorbereiteten, aber auch ein gewisser Abenteurer mit dem Namen Tony plante eine kleine Überraschung, woraus er ein großes Geheimnis machte. Sein sonniges Gemüt konnte dabei einem schon sehr auf die Nerven gehen. Nicht zuletzt weil es für ihm die beste Art war um Verluste zu verarbeiten. Kluge Köpfchen konnten vielleicht raten um was es sich handelte, denn niemand erinnerte sich mehr daran wann er sich das letzte Mal rasiert hatte. Unter seinem Bart verschwand dennoch nicht das breite Grinsen als er an diesem Tag bereits in der Früh verschwand. Kinder spielten draußen, bewarfen sich mit kleinen Schneebällen, während wenige Männer sich fleißig daran machten den Campingplatz wieder Wintersicher zu machen. Jillian war bisher vermutlich die einzige die schlief. Seit dem Besuch des kleinen Ladens war das Baby bei ihnen geblieben und sie hatte keine Anstalten gemacht sich um ein neues Heim zu bemühen. Es waren Hannahs und Williams Fürsorge zu verdanken das der Rotschopf sich stets bemühte um den kleinen Scheißer Wärme zukommen zu lassen,- dafür ließ sogar selbst die ehemalige Reporterin ihre Arbeit liegen. Dabei konnte sie es sich nicht einmal erklären. Alles in ihr weigerte sich das Kind jemand anderes zu überlassen, selbst wenn sie sich damit manchmal selbst ein wenig überforderte und bisher glatt vergessen hatte ihm einen Namen zu geben,- bis jetzt. In der letzten Nacht bekam sie kaum Schlaf, weshalb sie diesen wohl nachholten. Oder es zumindest versuchte. Die Bewegungen des Babys hatte sie kaum wahrgenommen. Erst als sie Bobby eintreten und ihre Stimme hörte, murmelte sie etwas Unverständliches vor sich hin ehe sie damit kämpfte die Augen zu öffnen. Bei dem Anblick des kleinen Wesens jedoch war die Erschöpfung beinahe vergessen. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen und mit langsamen Bewegungen hob sie den Jungen an und setzte sich auf. Dennoch mit einem müden Gesichtsausdruck musterte sie die Brünette. „Morgen…“, kam es leise von ihr und drückte das Baby erst sanft an sich, dann nahm sie ihn hoch und das Lächeln wurde dabei etwas breiter. "Ist etwa schon Frühstückszeit, kleiner Charlie, ja?" Ohne darüber nachzudenken was genau sie da gerade von sich gab, änderte sich dabei ihr Tonfall während sie weiterhin mit dem Kleinen sprach, rutschte sie mit ihm aus der Schlafecke. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Zugegeben war es Bobby im ersten Moment ein wenig zu nah gewesen sich mit Jill ein Wohnmobil zu teilen. Mittlerweile hatte sie sich allerdings dran gewöhnt. Nicht zuletzt, weil Jill zugegeben wirklich hübsch anzusehen war.
Was ihr Zusammenleben allerdings auf die Probe stellte war allerdings eindeutig dieses Baby. Das Baby, was eindeutig nicht durchschlief. Bobby schwor bei Gott, wenn jemand wie William Parker ihr gegenüber noch einziges Mal erwähnte, dass Baby nun einmal selten durchschliefen, dann konnten ihn auch jedes noch so sanftmütige Hundeauge nicht mehr retten. Müde mit dem Anflug von schlechter Laune war sie schließlich wieder in den Wohnwagen getreten und Leben kehrte in den Körper der Journalistin zurück. Bobbys Morgengruß war ein unverständliches Grummeln. Dann passierte es. “Ist etwa schon Frühstückszeit, kleiner Charlie, ja?“ Schlagartig wurde Bobby schlecht. Auch wenn sie sich sonst um eine ziemlich kühle Ausstrahlung bemühte, fiel ihr gerade einfach alles aus dem Gesicht. Einen kurzen Moment starrte sie einfach nur auf Jill und das Baby. Das war gerade wirklich ihr Ernst. „Wird Zeit, dass der Scheißer ’n Zuhause kriegt. Werd’n den Parkers aufs Auge drücken… oder dem Pferdejungen. Dann hört der auch mal auf zu heulen.“ Bloß nicht drüber nachdenken. Das hier ging zu weit. Sie konnte Jill schlecht vor dem Baby anschreiben, aber das hier ging auf so vielen Ebenen viel zu weit. Ohne weiter zu Jill zu gucken, hatte sie sich auf dem Absatz umgedreht und war wieder aus dem Wagen gestürmt. Bobby kam nicht weit. Genau genommen blieb sie direkt neben der Wohnwagentür stehen und atmete tief durch. Innen im Wagen begann das Baby lauter zu quengeln. Sich überfordernd durch die Locken fahrend fiel ihr Blick auf das abgewetzte Lederband um ihr Handgelenk, das nach all den Jahren aussah, als würde es bald in seine Einzelteile zerfallen, und sofort wurde ihr noch ein wenig schlechter. Sie hatte sich noch nie so sehr eine Zigarette gewünscht wie in diesem Moment. Jillian hatte sich eindeutig keinen unpassenderen Namen aussuchen können. Wirklich nicht. Dachte sie überhaupt nach? Augenscheinlich tat sie das nicht. Renn. Renn solange du noch kannst
Da waren sie wieder. Die Gedanken, die sie eigentlich schon länger nicht mehr gehabt hatte. Jetzt allerdings… jetzt war der Fluchtinstinkt stärker als sonst. Als er das letzte Mal vorherrschte war zumindest David noch da gewesen, um ihr den Kopf zurecht zu rücken. Fuck. Reichte es denn nicht, dass sie gerade an einen Toten dachte? ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Wie es zu diesem Zusammenleben gekommen war, konnte wohl niemand erklären. Es hatte sich entwickelt und für Jill passierte vieles auf eine,- für sie,- selbstverständliche Weise. Seit ihrem Wiedersehen hatte sie sich schlichtweg geweigert sie noch einmal gehen zu lassen. Eine Eigenschaft die sich bei dem Rotschopf erst in den letzten Jahren entwickelt hatte. Wenn es mit Bobby auch nie einfach war und es vermutlich auch ohne diesem Baby niemals einfach werden würde, so war ihre absolut nicht harmonische Beziehung das Schönste was ihr hätte passieren können. Allerdings war sie noch immer nicht der Mensch der einem so etwas zeigen konnte. Oder auch einfach wusste das es Menschen wie Bobby noch verjagen würde. Die Worte Bobbys vernehmend, sah sie mit geweiteten Augen zu ihr auf. „Was?“, war das einzige was ihr vorerst über die Lippen kam. Mit diesem Entschluss hatte Jillian lange gerechnet. Dieses Mal jedoch kam es ihr so endgültig vor und dieser Gedanke verursachte in ihrer Magengegend ein unangenehmes Gefühl. Das auch ihre Gesichtszüge sich veränderten, hatte Bobby jedoch durch ihre Flucht nicht einmal mitbekommen. Fassungslos darüber,- Natürlich hatte sie in letzter Zeit nicht an Bobbys Gefühlen gedacht, oder ihre Gedanken gingen in völlig bescheuerten Richtungen,- ging sie mit dem Baby auf und ab. Wollte der kleine Charlie dann aber endlich etwas essen und während Jillian mit der freien Hand sich daran machte das No Name- Babypulvernahrungs- Produkt in der Flasche vorzubereiten, wanderte ihr Blick immer wieder zu der Wohnwagentür. Das ist wirklich nicht zu glauben., dachte sie genervt, dennoch in der Hoffnung Bobby würde gleich wieder zurückkommen. Jillian ließ der Brünetten stets ihre Ruhe. Oft war es besser sie ziehen zu lassen wenn sie gereizt war. Dennoch konnte sie nicht leugnen wie sehr sie es mittlerweile hasste. Das Babygeschrei, welches langsam verstummte, zog die Aufmerksamkeit eines Bewohners auf sich welcher mit guter Laune an ihrem Wohnwagen vorbei schlenderte. Ein typisch amerikanischer Vorstadt- Nachbar. „Guten Morgen Bobby.“ An ihrem Gesichtsausdruck störte er sich nicht, weil er es offensichtlich auf das Baby schob. „Ihr braucht auch nie wieder einen Wecker, was?“, scherzte er. „Finde ich aber sehr mutig von euch!“ ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ So viele Tote gab es in den letzten Wochen zu betrauern. Keiner weiß wie lange die Gruppe noch an ihrem Platz bleiben darf. Viele Fragen bleiben offen. Wird Bobby William wirklich den Hals für seine Erziehungstipps umdrehen? Wer ist der Vater von Gracies Baby? Schafft Nadia es, das Camp nicht unfreiwillig ins Unglück zu stürzen? Findet der kleine Charlie eine neue Familie? Und wo zur Hölle ist John, wenn man ihn mal braucht? Vielleicht werden die Fragen beantwortet… vielleicht finden sich Antworten… vielleicht versteckt sich noch irgendwo eine Fortsetzung. Kapitel 5: Lagerfeuer --------------------- ♫♪ ♫♪ Manchmal mochte man meinen Das Weihnachtswunder kehrte zurück. Von Plätzchenteig- Schlachten, selbstgebastelten- schiefhängenden Dekorationen, Schneeballschlachten und Streitereien zwischen den kleinen Familien schien die Gemeinschaft in den nächsten Jahren weiter zu wachsen. Mit der Hartnäckigkeit des Rotschopfes wurde der kleine Charlie weiterhin von ihr aufgezogen. Sehr zum Leid der stets genervten Bobby, die aus irgendeinem Grund eine gewisse Anziehung auf den Jungen haben musste. Immerzu lachte es bei ihrem noch so grimmigen Gesichtszügen und verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Welche Vorlieben er dabei entwickelte, wurden mehr als offensichtlich. Welliges, dunkles Haar und braune Kulleraugen sorgten oft für aufheiternde Stimmung, sobald man Charlie dabei beobachtete wie dieser seiner Heldin einen Schraubenschlüssel brachte. Von allen möglichen Gefahren kaum etwas wissend, erfreute er sich stets an dem familiären Umfeld. „Wichtig ist eben jedes noch so lächerliche Problem, was die Kids haben, ihnen das Gefühl zu geben sie ernst zu nehmen. In vielen Fällen fühlen sie sich verletzt und wollen gehört werden.“ Im Gegensatz zu der einstigen Mechanikerin nahm Jillian mit Freuden Tipps von William an, welcher dazu noch einige passende Geschichten seiner Kids parat hatte. Und scheinbar spürten Hannah und er wenn sogar der Rotschopf einmal am Rande der Verzweiflung war. Die Macht von Mutter Natur war dennoch unerschütterlich. Selbst nach den erfolgreichen Wintermonaten machten die letzten Untoten und heranwachsenden Krankheiten nicht davor Halt das Lager erneut auf eine schwierige Probe zu stellen und ihre Opfer zu fordern. Die wenigen Leute die noch übrig waren trauerten um liebevollen Frauen und tapferen Männern. Und Charlie vermisste Brandy, Gracies kleiner Engel auf die er gern wie ein großer Bruder aufgepasst hatte. Von Trauer und Zweifel geplagt, war es das unerwartete Wiedersehen von Henry und Mike die einem wieder den Mut gaben weiter zu machen. Nicht zuletzt auch wegen Menschen wie Isabella, deren Anwesenheit oftmals reichte um einem das Lächeln auf den Lippen zu zaubern. Gäbe es jedoch die Verteidiger der Mall nicht, die dieser Gruppe Schutz und ein neues Zuhause gaben, wüsste wohl niemand wo sie anschließend geblieben wären. Neben Bobby bekam der kleine Charlie einen weiteren Helden: Den coolen Bane, welcher in seinen Augen eine solche wahnsinns Ausstrahlung hatte, das er nicht anders konnte als ihn zu bewundern. Obwohl die Zaubertricks von Merlin nicht weniger aufregend waren oder wie es für Lexi ein leichtes war die harten Kerle zu Boden zu werfen. Natürlich verstand der Kurze dabei nicht, warum Merlin bei Bobbys Anwesenheit einmal kurz die beleidigte Leberwurst spielte. Als Butch es ihm jedoch versuchte zu erklären, erntete er einen bösen Blick seitens Mum. Abends lauschte er den Geschichten von Tony und James über Frodo und Sam. Vor John jedoch hatte Charlie zu Beginn ein wenig Angst. Lange war ihnen das neue Glück nicht hold, als auch die berüchtigte Mall vor einem Großangriff von Unbekannten nicht lange sicher war und die sonst so starke Gemeinschaft sich gezwungen sah ihre Festung vorerst aufzugeben. Die Dunkelheit brach ein und der sternenklare Himmel lud zu einem Lagerfeuer ein. Selbst bei den kalten Temperaturen gehörte dies zu den wenigen schönen Momenten an denen sie sich alle versammelten und Geschichten austauschten. „Vergiss deine Mütze nicht, Charlie!“, kaum hatte Jillian dies ausgesprochen war der nun mittlerweile fünfjährige aus dem Wohnwagen gesprungen. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Du hast deine Mutter gehört! Umdrehen, aber zügig.“ Kaum war der Junge mit beiden Beinen auf dem Boden aufgekommen, hatte Bobby ihn schon am Schopf gepackt und mit sanfter Gewalt zurück gedreht. Mit einem Stöhnen war Charlie schließlich wieder in den Wagen gestapft und ließ sich von Jillian die Mütze aufsetzen. „Mommy, komm auch raus zu Mom und den anderen!“ Schwungvoll hatte das Kind Jills Hand genommen und den Lockenkopf hinter sich her gezogen. Die Handvoll Wagen und Wohnmobile, die nach all der Zeit noch übrig geblieben waren, hatten sie im Kreis um das Lagerfeuer herum gestellt. So hatten sie zumindest die Illusion von Schutz. Bobby wusste dennoch, dass sie in dieser Nacht wieder mit mindestens drei Mann Wache halten würden. Ihr Blick fiel auf Miles, der mit etwas geröteten Augen ins Feuer starrte. Bobby wusste, dass er seit den 36 Stunden, in denen sein kleiner Bruder verschwunden war, maximal ein paar Stunden geschlafen hatte. Isabella hockte neben dem großen Topf, der über dem Lagerfeuer aufgehängt worden war. Sie warf dem Mann, dessen Haare gerade viel wirrer als sonst aussahen, immer wieder besorgte Blicke zu Bobby ließ sich auf den Boden neben Henry nieder. Es dauerte nicht lange und der fünfjährige Junge war auf ihren Schoß geklettert. Mit schlagartig müdem Blick kuschelte er sich sofort gegen ihre Brust und zupfte ein wenig abwesend an dem Reißverschluss ihrer gefütterten Lederjacke. „Geh halt rein, wenn du müde bist.“ Das Kind gab einen protestierenden Laut von sich. Resigniert zog sie dem Jungen die Mütze über die Augen und öffnete die übergroße Lederjacke, um sie um den Jungen zu wickeln. Auch wenn Bobby schon seit Jill bestimmt hatte, dass sie Charlie bei sich behielten, so tat als würde sie diese ewige Kuschelei stören – irgendwie war es schon ein kleines bisschen schön. Schweigend beobachtete sie, wie Helen ein Instantpulver mit Zitronengeschmack in Becher abfüllte, es mit heißem Wasser aufgoss und an die zu größten Teilen schweigenden Anwesenden verteilte. Grace reichte ihren Becher direkt an William, der neben ihr saß, weiter. Er brauchte drei versuche, bis der ehemalige Autor merkte, dass man mit ihm sprach. Niemand wunderte sich über seine Abwesenheit. Hannahs Tod hatte ihn mehr einfach nur mitgenommen. Er hatte ihn schlicht und ergreifend zerstört. Im nächsten Moment spürte Bobby bereits eine vorsichtige Berührung an ihrer Schulter. Ein kurzer Blick zur Seite und sie erkannte den Rotschopf, der sich neben sie gesetzt hatte. Jills zufriedener Blick, den sie Bobby und Charlie zuwarf, reichte und die Mechanikerin verdrehte die Augen. „Spar dir den Kommentar…“ Charlie linste indes aus seinem Jackenlager heraus und gab der einen seiner Ziehmütter Bobby hasste es wenn jemand anderes außer Charlie selbst sie seine Mutter nannte ein Zeichen sich zu ihm runter zu beugen. Als Jill sich in Position gebracht hatte, streckte das Kind sich zu ihrem Ohr. „Tony sieht aus wie Santa“, murmelte er ihr leise zu und linste in Tonys Richtung. Wie er dort mit der dicken Jacke und dem Bart im Schnee am Feuer saß, wirkte er wirklich ein bisschen wie Santa Clause. Eine abgekämpfte, apokalyptische Version von Santa Clause. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Ich komme ja schon!“, erwiderte sie lachend und ließ sich mitziehen. Dieser Energiebündel schaffte es immer wieder selbst Jillian müde zu machen. Doch nicht eine Sekunde hatte sie je die Entscheidung bereut ihn zu behalten. Bei dem Anblick des kleinen Charlie und Bobby kam sie nie mehr um ein Schmunzeln herum. Der Weg dorthin war schwierig, doch ausgerechnet dieses Wunder hatte es geschafft sich ungestört in das Herz der Mechanikerin zu schleichen. Dabei störte er sich auch nie an den Kommentaren. Ob es ihn dadurch nur mehr anspornte oder einfach bereits stärker war interessierte dem Rotschopf längst nicht mehr. Zwar verkniff sie sich ein Kommentar- oder doch nicht-, „Du bist eben doch ein Kuschelbär.“, entgegnete sie in einem süßen Ton, versteckte aber nicht ihr gehässiges Lachen. Ließ es sich dann nicht nehmen der Brünetten einen Kuss zu geben, ehe sie sich dann zu dem Jungen hinab beugte und seinem Blick ebenfalls mit ihren Augen folgte. Ihr Grinsen wurde etwas breiter. In der Tat. Tony hatte sich ein Bart stehen lassen und seitdem wuchs er weiterhin. Bei seinem damaligen Versuch der erste Weihnachtsmann der Apokalypse zu werden, hatte er sich diesen nicht mehr abrasiert. Leider hatte er dafür nur einmal das gefundene Kostüm tragen können. Auch wenn man ihn sofort als Bennett entlarvt hatte,- es gab nun mal nicht viele Kinder,-, so hatte sein Auftreten doch einen positiven Effekt, welcher seit dem letzten Angriff jedoch nicht mehr möglich war. Es war ruhig um den Abenteurer geworden, scheinbar wurde er müde. Genau wie all die anderen hier. Sein Lächeln war kaum unter dem Bart zu erkennen. Seine Zuversicht jedoch weigerte sich zu verschwinden. Nicht zuletzt wegen Grace, neben dieser er sich kurz daraufhin gesetzt hatte und ins knisternde Feuer sah. Mike, welcher dabei war Holz am Lagerfeuer nachzulegen, sah ebenfalls zu Miles. Zu gut konnte er verstehen was in ihm vorging. Das er nun seinen Vater wieder bei sich hatte, bestärkte nur zunehmend sein Gefühl die Hoffnung nicht aufgeben zu dürfen. Wenn auch die kalte Jahreszeit alles andere als ein leichtes Spiel war. Charlie sah in die Runde, beobachtete Henry der sich ebenfalls ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen konnte, ehe er dankend das warme Getränk von Helen entgegen nahm und ihre Blicke sich trafen. Unauffällig versuchte er dann den Blick von Will zu erhaschen. Wie sehr die Angst und Trauer in ihnen steckte, musste der Junge schnell lernen. Nadia, welche als Letzte zu ihnen stieß, wirkte auch nicht mehr so glücklich. Ein Anblick welcher Charlie traurig stimmte. Nach einer kurzen Weile löste er sich von Bobbys Wärme und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Kreis. Obwohl er stets in Sichtweite blieb, sah Jillian hin und wieder in seine Richtung und schaute ihm dabei zu während er auf die Knie ging und begann mit den kleinen Händen im Schnee zu wühlen. Kapitel 6: Schneemann --------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ “Du bist eben doch ein Kuschelbär.“ Bobbys Blick verfinsterte sich sofort noch ein wenig mehr. Ihr lag bereits ein bissiger Kommentar auf den Lippen, da versiegelte Jill ihr bereits die Lippen. Schnaubend ließ Bobby es geschehen. „Kannst froh sein, dass du süß bist“, brummte sie unzufrieden, schien ihr ihren Kommentar allerdings nicht wirklich übel zu nehmen. Anstatt noch etwas zu sagen, hörte sie, was der Junge der Journalistin neben ihr zu raunte. Auch Bobbys Mundwinkel verzogen sich für einen kurzen Moment zu einem kleinen Grinsen. Auch ihr Blick war zu Tony gewandert. Auch wenn gerade wirklich ganz und gar keine Weihnachtsstimmung angebracht war, so hatte sich der Anblick von Tony, der vor Jahren einmal versucht hatte für die wenigen Kinder den Weihnachtsmann zu spielen, in das Hirn des kleinen Jungens an Bobbys Brust hatte sich sein Anblick von damals eingebrannt. Der Abenteurer hatte sich neben die ehemalige Stripperin gesetzt. Gracie, deren Blick gerade noch mitfühlend auf William gelegen hatte, schlang sofort die Arme um ihn und starrte ebenfalls in das prasselnde Feuer. Bobbys Blick wanderte von Miles zu Mike. Er und Thomas Gallagher waren Freunde gewesen. Aber anders als bei Miles ging Bobby bei Mike nicht davon aus, dass ihn die Unsicherheit und Trauer zu waghalsigen, undurchdachten Entscheidungen trieb. Mike war vermutlich einer der wenigen, die hier noch bei rationalem Verstand waren. Anders als manch anderer… Ein kurzer Blick zu William, der noch immer abwesend ins Feuer starrte und seinen dampfenden Becher nicht einmal wirklich angesehen hatte. Hannah und er waren mehr als einfach nur verliebt gewesen. Seit ihrem Tod hatte die Brünette mehr und mehr das Gefühl, dass der Mann sich immer mehr in sich kehrte. Er wurde stiller… wirkte mehr und mehr abwesend… es gefiel der Mechanikerin nicht. Bobbys Blick wanderte ebenfalls dem kleinen Jungen hinterher. Sicher, Bobby Nicks war keine Glucke, aber sie hasste es, wenn das Kind sich von ihnen entfernte. Besonders wo es momentan so früh dunkel wurde. Seien es auch nur ein paar Meter. Ein paar Meter konnten über Leben und Tod entscheiden und Bobby-Jane Nicks würde es definitiv bevorzugen, wenn Thomas Gallagher der letzte Tote war, den sie in der nächsten Zeit betrauerten. Denn das der Junge tot war, stand für die Mechanikerin definitiv fest. Niemand tauchte wieder auf. Wer länger als ein paar Stunden verschwand, kehrte nicht mehr zurück. Es brauchte nicht einmal eine Leiche. Gerade als die Mechanikerin nicht mehr still sitzen konnte, schien jemand anderes ihre Gedanken zu lesen. „Ich setz mich zu ihm.“ Ihr Blick wanderte zu dem Rotschopf, der neben ihr aufgetaucht war. „Danke, Red“, brummte sie ihr kurz zu und sah zu, wie Isabella durch den Schnee zu dem Kind stapfte. Tatsächlich beruhigte Bobby der Anblick. Zwar konnte Isabella durch ihren ewigen Optimismus einem ungemein auf die Nerven fallen, aber Charlie liebte sie. Und nach Davids Tod schien Isabella auch irgendwie weniger anstrengend zu sein. Red und Davie waren beste Freunde gewesen. David war für Bobby mehr ein Bruder als ein Cousin gewesen. Irgendwie fühlte sie sich für den fröhlichen Rotschopf verantwortlich. Müde seufzend fuhr sich die Mechanikerin durch die wirren Locken. Ihr Blick ging zu Jill neben sich. „Wieso bist du überhaupt noch so fröhlich… ist ja fast schon ätzend.“ Brummend legte Bobby den Arm um die Journalistin gelegt und zog sie an sich. Fuck, sie war müde. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Sie kannte ihre Bobby doch. Dies würde sich niemals ändern, die miese Laune. Und doch hatte es sie all die Jahre angezogen und sie wurde zur Charlies Heldin. Warum also auch etwas daran ändern? Über den Anblick Tonys konnte man sich wahrlich erfreuen, während er einen Arm um Gracie legte und fest an sich drückte. Manchmal konnte man meinen mit diesem Erscheinungsbild wollte er nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst wieder ein wenig mehr zum Schmunzeln bringen. War es doch eine schmerzliche Erfahrung nicht auf ewig den lebensfrohen Zeitgenossen zu mimen. Dieses Mal wünschte er sich vermutlich nun endlich die kleine Brünette neben sich wieder ein Lächeln schenken zu können. Aber auch er wusste, Brandy wurde ohnehin nicht mehr in ihren Armen liegen. Henry erhob sich. Als würde er nicht ruhig stillsitzen können, weil er es selbst nicht ertrug vor seinem Sohn so eine traurige Figur zu machen, nahm er Helen nun die Kelle ab, nur um ihr dann einen Becher einzufüllen. Mit einem kaum erkennbarem Schmunzeln deutete er ihr an sie sollte sich setzen. So lebte die kleine Gemeinschaft nun in die Tage hinein. Das Lachen drohte immer mehr zu verstummen. Wie diese noch immer Bestand hatte, war entweder pures Glück. Oder ein ewiger Fluch aus dem man nicht mehr gerettet werden konnte. Jillian schmunzelte dennoch. Hin und wieder konnte sie nicht anders. Oder wollte es einfach nicht. Kaum hatte Isabella sich zu dem Knirps gehockt, erwiderte der andere Rotschopf Bobbys Blick. „Aber auch nur….fast.“ Die kleinen Hände von Charlie vergruben sich in den kalten Schnee und trotz der abgenutzten Handschuhe störte er sich nicht an den Temperaturen. Das weiße Pulver wurde zu einer Kugel, welche größer würde. „Baust du etwa einen Schneemann?“, fragte Isabella neugierig und bestaunte das anfängliche Kunstwerk. Mit einem entschlossenen Nicken bekam sie auch gleich eine Antwort. „Für Onkel Will. Und Naddi…“, wie er Nadia liebevoll nannte. „Und Miles… Und Gracie…Einen ganz großen.“ Kaum hatte er sie mit einem Grinsen begutachtet, widmete er sich wieder mit der Schneekugel, welche er nun begann vor sich her zu rollen. Isabellas Grinsen wurde etwas größer. „Das ist aber lieb von dir. Darüber freuen sie sich bestimmt.“ Vollkommen konzentriert in seinem Tun eine große Kugel zu formen, versuchte er die Unebenheiten etwas glatter zu klopfen. „Ja, sie sind doch so traurig. Niemand spielt mehr.“ Charlie hatte es früh lernen müssen zu verstehen was Verlust bedeutete. Wie er damit umging, war für Jillian vermutlich der Grund trotz allem möglichst nicht das Lächeln zu verlieren. „Deshalb bekommen sie einen Olaf.“ – „Einen Olaf?“ – „Ja, er ist ein verzauberter Schneemann. Er ist lustig und umarmt gerne. Die Großen brauchen einen Olaf. Oder?“ Gerührt von diesen Worten, drehte sich die einstige Altenpflegerin noch einmal zu der betrübten Gruppe um, während sie Charlie mit einem breiten Lächeln musterte und schon hatten sich ihre Hände ebenfalls in dem Schnee vergraben. Die erste große Schneekugel war fertig. Langsam hörte man das Kichern der beiden, gefolgt von einem schiefen,- sowie falscher aber euphorischer,- Gesang. "♫ So you think I got a funny face. I ain't got no worries. And I don't know why. And I don't know why!". Ohne das Lied jemals richtig gehört zu haben, hatte Charlie seiner Mummy gern dabei zugehört während sie es lange geschmettert hatte, nachdem sie heimlich über Onkel Harry getrauert hatte. Hin und wieder sah besagte Mummy Jillian zu ihnen. Hörte aber kaum was sie sagten, war es wohl ihr kleines Geheimnis. Langsam war die zweite Kugel fertig und mit der Hilfe von Isabella kam diese auf die große. „Jetzt fehlt nur noch der Kopf. Such du doch schon mal ein paar Stöcke für die Arme. Und wir brauchen noch ein fröhliches Gesicht.“ – „Ja!“, euphorisch wie der Knirps war, suchte er den Boden nach etwas ab was zu einem Mund passen könnte, sowie nach passenden Stöcken, wobei er sich den Autos vor den Bäumen näherte. Sichtlich zufrieden mit einem Fund ging er in die Hocke um einen Ast aufzuheben, vernahm er plötzlich ein lautes Schnauben zwischen den Baumstämmen… Kapitel 7: Weihnachtswunder? ---------------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Noch immer lag Bobbys Blick auf William. Vor nicht allzu langer Zeit war es Henry gewesen, der ihre kleine Gruppe durch seine blindmachende Trauer und Verzweiflung fast in den Abgrund geschickt hätte. Dann war Mike aufgetaucht. Mit ihm Thomas. Aber auch wenn dieser durch sein Verschwinden einen trauernden Bruder hinterlassen hatte - William sprach mit niemandem. Miles mochte zwar von seinen Sorgen gelenkt werden, aber er sprach zumindest darüber. Bobby konnte Miles gut leiden. Sie konnte ihn einschätzen. William sprach schlicht nicht über Hannahs Tod - sie hatte damals auch nicht über Charlie gesprochen. Und Bobby wusste noch sehr deutlich, dass sie damals fast kopflos gehandelt hätte. John war es gewesen, der sie vor Schlimmeren bewahrt hatte. Und Williams Blick kam ihr gerade viel zu bekannt vor… Schließlich zwang sie sich doch zu der Frau neben sich zu blicken. Ihre Mundwinkel zuckten für einen Augenblick belustigt. Kommentarlos hatte sie einen Arm um die Journalistin an den Platz des Kindes gezogen. Wie auch Jillian blickte sie ab und an zu dem Kind, was mit Isabellas Hilfe den Schneemann zusammen setzte. Schließlich trat die letzte Person der Gruppe zu ihnen und ließ sich neben Bobbys anderer Seite nieder. Die Mechanikerin musste nicht aufgucken um zu wissen, wer dieses struppige Häuflein Elend war, was sich da neben sie gehockt hatte. „Zieh nicht so ein Gesicht, Nadia… theoretisch ist bald Weihnachten. Glaub ich zumindest.“ Brummte die Brünette und reichte ihren dampfenden Becher an die junge Frau neben sich weiter. Nadia nahm ihn mit einem leisen Danke an. „Das macht es nur noch schlimmer…“ Nadias Stimme war leiser als sonst und ihr Blick blieb an William hängen. Bobby wusste warum. Nadia machte sich Vorwürfe. Fragte man die Blondine, dann war es ihre Schuld, dass Hannah gestorben war. Fragte man Bobby, dann war es ein nicht zu vermeidender Unfall gewesen, der das Leben der Blondine gefordert hatte. Jeder wusste das. Selbst William wusste das irgendwie. Wäre Hannah nicht gewesen, wäre Nadia ebenso tot. Aber das waren Fakten, die Nadias Hirn momentan noch nicht erreichten. Schnaubend stupste Bobby das Mädchen neben sich an, damit sie ihren Blick von dem noch immer ins Feuer starrenden William abwand. "Nur noch ein paar Tage und wir treffen die anderen. Dann haben wir die Mall zurück und dann wird es entspannter..." "Du sagst das so, als wäre es so einfach." Das murmelnde Mädchen hatte den Blick auf den Boden gerichtet und mit den abgewetzten Schuhspitzen angefangen den Schnee zur Seite zu schieben. "Is's in der Theorie auch. Die sind vielleicht 'n paar mehr als wir, aber wir haben die klügeren Köpfe. Butch und James arbeiten an was Großem und Merlin sitzt mit Bane schon seit ner Weile an dem Plan. Allen Anschein nach is' Lexi wieder auf'm Damm und wenn John die Gruppe nicht komplett ausgeschaltet hat, weil sie ihm alle auf den Sack gingen, dann steh'n uns're Chancen besser als man denkt." Bobby gefiel es nicht, dass sie gerade die Rolle der Optimistin einnehmen musste. So funktionierte das nicht. Das war immer Nadias Aufgabe gewesen - so funktionierte ihre Beziehung zueinander. Die letzte Zeit hatte schlicht ihre Spuren hinterlassen. "Wir haben kaum noch Benzin", gab Nadia schließlich wieder leise von sich. Dieses Mal war es Mike, der für Bobby antwortete. "Auf dem Weg kommen wir noch an einem Highway vorbei. Da sind genügend Wagen, die wir anzapfen können." Der Dunkelhäutige hatte ihr einen aufmunternden Blick zugeworfen. Bobby nickte ihm kurz dankbar zu. Wieder war es still in der Gruppe. Zumindest, bis… Nicht nur das Kind hörte das Schnauben. Bobby, die gerade drauf und dran war, sich tatsächlich zu entspannen, löste sich von dem Rotschopf neben sich um sofort ihre Waffe zu ziehen. Sie sah, dass auch Isabella ihre Waffe zog. Die Jahre hatten dafür gesorgt, dass selbst die friedliebende Altenpflegerin nicht mehr ohne Waffe umher zog. Schnell hatte sich das Kind hinter Isabellas Rücken versteckt. Noch ehe Bobby los sprinten konnte, brach das Pferd aus dem Unterholz. Schnaubend und im Angesicht von Isabellas Gestalt, mit der das Tier definitiv nicht gerechnet hatte, tänzelte sofort unruhig auf der Stelle. Augenscheinlich war es alleine. Vom Reiter oder Verfolgung keine Spur. Die Mechanikerin runzelte die Stirn. War das nicht… „Nein!“ Sofort war Miles aufgesprungen und hatte den Kreis um das Lagerfeuer verlassen und war mit wenigen Schritten bei dem Pferd. Mit zitternden Händen hatte er das Zaumzeug gegriffen und die Stute beruhigt. Bobby fluchte unschön und kickte Schnee direkt vor ihren Füßen weg. Es war frustrierend. Nur noch frustrierend. Das da war das Pferd von Thomas. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Einige von ihnen waren schlichtweg des Kampfes müde. Henry und Helen fühlten sich vermutlich zu alt dafür. Ihre Kräfte ließen nach. Der Winter machte es einem nicht leichter. Vater sah unauffällig zu seinem Sohn. Während dieser Bobbys Worte lauschte und mit seiner Antwort erneut deutlich machte wie dieser noch immer nicht ans Aufgeben dachte, ließ ihn kaum sichtbar schmunzeln. Der Highway war seit Jahren genau so verlassen wie wahrscheinlich der Rest der Welt. Er selbst bezweifelte zwar dort noch genügend Benzin zu finden, doch war er der Letzte der einem den Kampfgeist brechen wollte,- wenn auch vieles in ihm damit kämpfte Mike davon abhalten zu wollen schon wieder in den Kampf zu schicken. „Vielleicht nicht wir, aber die anderen kennen ihre Mall. Ich glaube auch, das es funktionieren kann.“ Der heitere Klang Tonys war leise geworden und auch er würde lügen wenn er behauptete nicht müde zu sein. Fragte sich manchmal noch immer warum er damals nicht einfach allein losgezogen war. Der naive Abenteurer in ihm hatte die Zuversicht weiter gekommen und mehr von ihrer neuen Welt gesehen zu haben, hätte er sich um niemanden scheren müssen. Reichte doch nur ein Blick zurück um genug Gründe zu haben, warum er blieb. Der halbwegs erwachsen- gewordene Teil hatte längst gewusst allein würde er niemals überleben. Und was für einen Sinn hätte es letztendlich gehabt. Nadia lebend zu sehen,-auch wenn die Zeiten die Spuren an ihr nicht vorbei gingen,- und James, Gracie… verhinderten nun, das er sich aufgab. Hannah und Harry, so glaubte er es manchmal zu spüren, hätten es ihm obendrein unglaublich übel genommen würde er auch noch den Kopf hängen lassen. „Davon abgesehen ist es ein Versuch wert. Entweder gehen wir dabei drauf, während wir unser sicheres und halbwegs warmes Zuhause wieder holen oder wir krepieren elendig in der Wildnis. Da wähle ich lieber persönlich lieber die heroische, zur Not schnellere Variante.“, so seine Meinung und war erleichtert außer Hörweite von Charlie zu sein aufgrund seiner Wortwahl. Wenigstens für die Frauen und Kids…. Ein Gedanke, den er gleich wieder runterschluckte. Jillian konnte bei seinen Worten nur zustimmen und als hätte sie seine Gedanken gelesen, sah sie erneut zu dem schiefsingenden Knirps mit seiner Spielgefährtin. In der Dunkelheit hatte Charlie das Pferd nicht als ein solches erkannt und mit einem ängstlichen Laut ließ er von seinem Vorhaben ab und setzte sich schnell in Bewegung wie es ihm beigebracht wurde. Hinter Isabella schloss er fest die Augen und würde auf jede Anweisung warten, wenn er auch dabei den Drang verspürte sich im Wohnwagen zu verstecken. Es brauchte einen kurzen Augenblick und die Beruhigung von Miles, bis jeder von ihnen bemerkt hatte bis es sich tatsächlich um Miss Dixie handelte, die von Angst und Unsicherheit geplagt war. „Das ist nicht wahr?!“ Erst ein kurzer Blick zu Gracie, ehe auch Tony sich rasch erhob, sich aber erst Miles näherte, nachdem das Pferd ruhig zum Stehen kam. Selbst er hatte dennoch bemerkt wie unwohl es sich fühlen musste. Mit gemischten Gefühlen wurde die Rückkehr von Miss Dixie betrachtet. Während die einen sich um den Anblick sorgten, sahen Jillian und Mike sich aufgeregt um. War das Pferd etwa allein gekommen? Mit dieser Frage bewegte sich der jüngere langsam in die Richtung aus der das Pferd gekommen war,- dabei in der Hand eine Waffe von seinem Vater,-. Vorsichtig sah Charlie schließlich an Isabella vorbei und wollte am liebsten zu der Stute laufen,-denn ein Pferd zu haben ist supercool, doch war es ihm bei ihrem Anblick vergangen. „Blutet….sie?“, klang seine Stimme zitternd und augenblicklich krallten sich seine winzigen Hände an Isabellas Hose. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Jetzt zieh keine vorschnellen Schlüsse!“ Die Mechanikerin hatte sich beeilt dem schlagartig erbleichten Miles zum Pferd zu folgen. Kurz darauf stand auch Tony schon neben ihnen. Bobby warf einen Blick zu Charlie, der hinter Isabella hervor lugte. „Bring ihn zurück zu den anderen.“ „Mom?“ Gosh, wie sehr sie es hasste Angst in den Augen des Kindes zu sehen. Das war definitiv auch etwas, was sie nicht eingeplant hatte, als sie schließlich nachgab und den Kleinen bei sich ließ. „Jetzt geh’ schon.“ Sie hatte dem Jungen kurz die Mütze über die Augen geschoben, worauf er leise protestierend sich daran machte wieder klare Sicht zu bekommen. Isabella hatte indes angefangen ihn zurück zur Gruppe ums Lagerfeuer zu lotsen. Bobbys fragender Blick ging zu Miles. Mit zitternden Fingern hatte er angefangen das Pferd zu untersuchen. „Sie ist unverletzt… das - das ist nicht ihr Blut, ich – ich geh ihn suchen.“ Sofort hatte Miles die Waffe von seinem Gürtel gezogen. „Fuck, das tust du sicher nicht!“ Bobby hatte die Stirn in Falten gelegt und wusste bereits jetzt, dass Miles in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen würde. Die Beiden hatten einen guten Draht zueinander. Miles hatte Verstand, besaß einen kühlen Kopf – zumindest, wenn er sich nicht wieder um jemanden sorgte - und war verlässlich. In der letzten Zeit hatte ihre kleine Gruppe stumm beschlossen, dass Miles und Bobby gemeinsam so etwas wie Eric Bane und Edward Holmes, der ehemaligen MallRats waren. Die Sprecher. Die Anführer. Miles Gallagher, Bobby Nicks und William Parker, aber letzterer war bekannter Weise momentan nicht zurechnungsfähig. „Ich gehe ihn suchen.“ „Es ist verdammt dunkel und wir haben kaum noch Munition.“ „Er ist irgendwo in der Nähe, das Blut ist noch frisch. Was, wenn er verletzt ist? Was, wenn er- hast du damals still gewartet ob Charlie wieder kommt?“ Fuck. Miles kannte sie mittlerweile definitiv zu gut. Während Mike neben ihnen kurz etwas verwirrt aussah, wusste die Mechanikerin nur zu gut, dass der Pferdeflüsterer nicht das Kind, das sich gerade in Jills Armen versteckte, meinte.
„Aber du gehst nicht alleine. Ich komm mit. Und wenn du gefressen wirst und Tony somit die Verantwortung für diesen Laden hier kriegt, dann nehme ich das definitiv persönlich!“ Ein weiteres Geräusch im Unterholz ließ Bobby aufhorchen. Sofort hatte sie wieder ihre Waffe gezogen und entsichert. Erst jetzt hörte sie, dass sich dort eine Person ihren Weg durch den Schnee zu ihnen bahnte. „Ich schwöre bei Gott, ich dreh diesem beschissenen Maultier von einem Pferd den Hals um und verarbeite es zu Eintopf, dann hab ich wenigstens was Warmes im Bauch und dieser sture Esel macht einmal keinen Ärger!“ Mit einem Ruck war Thomas Gallagher etwas abseits von ihnen durch das Unterholz gebrochen. kleine Äste steckten ihm noch in der Kleidung, seine Hose war an den Beinen vollkommen verdreckt und in Jacke und Mütze klebte Schnee. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er nicht damit gerechnet jemanden anzutreffen. „Mate, dein Ernst jetzt?“ Mit einem erfreuten Aufschrei war Mike herum gefahren und hatte den Kanadier schwungvoll mit einem Lachen an sich gezogen. Trotz Kälte konnte man deutlich sehen, dass sich Thomas Wangen leicht rosa verfärbten. Vermutlich hatte er seine kleine Schwärmerei für Michael Ward nie wirklich ganz abgelegt. „Jetzt tu doch nicht so, als wär ich Ewigkeiten weg gewesen… was war das, drei Tage? Wow- Miles-“ Thomas großer Bruder hatte keinen Ton von sich gegeben. Er hatte Mike kurzerhand zur Seite geschoben - als wäre das nötig gewesen, niemand stellte sich Miles Bruderliebe in den Weg - und seinen kleinen Bruder an sich gezogen. Während der Kleinere die Umarmung kräftig und ebenso stumm erwiderte, hatte Miss Dixie ihr Maul untersuchend in Mikes Manteltaschen gesteckt. „Hey – lass das, du Maultier!“ Noch immer in Miles Umarmung steckend ruderte Thomas kurz mit den Armen um irgendwie näher an seine Stute heran zu kommen. „Jetzt mach doch was. Miles, verdammt!“ „Ich sag’s dir noch mal… du musst entspannter sein.“ Miles Stimme klang belegt und man konnte es in seinen Augen glitzern sehen, aber das Strahlen in seinem Gesicht zeigte eindeutig, dass potentielle Tränen definitiv nicht von trauriger Natur waren. Bobby hatte ihre Waffe sinken lassen und zurück in ihren Gürtel gesteckt, während sie schmunzelnd beobachtete wie die Stute dazu übergegangen war dem fluchenden Thomas die Wollmütze vom Kopf zu ziehen. Das dieses Pferd noch lebte war definitiv eines der kleinen Wunder, die immer seltener wurden. Dann erst bemerkte sie, dass Thomas Gallagher nicht alleine war. Dort neben dem ehemaligen Farmer stand Braden Brody. Der selbe Braden Brody, der während eines Runs vor zwei Jahren verschwand und nicht mehr auftauchte. Der Braden Brody, dessen blutige Jacke sie gefunden hatten. Der, den sie theoretisch beerdigt hatten… Nicht nur der Mechanikerin stand ungläubig der Mund etwas offen. Grace reagierte als erste. Schlagartig in Tränen aufgelöst lag sie schneller in den Armen des vollkommen überforderten Mannes, als andere hatten reagieren können. Er brauchte einen Moment, ehe er die Umarmung erwiderte. Für einen Moment traf Bobbys Blick den von William, der aufgehört hatte ins Feuer zu starren. Auf seinen Lippen lag ein müdes, ehrliches Lächeln. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie Weihnachtswunder. Kapitel 8: Entschlossen ----------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Charlie lief zu Jillian und krallte sich nun an ihren Beinen fest. Auch wenn er Miles‘ Stimme hörte und es Miss Dixie anscheinend gut ging, sah er erst besorgt zu dem Rotschopf auf, dann zurück. Die Meinungsverschiedenheiten endeten zwar nicht in einem heftigen Streit, doch für den Zwerg war es dennoch kein schöner Anblick. Natürlich wollte Miles seinen Bruder suchen, auch Charlie fragte sich wo dieser geblieben war und woher das Blut kam. Es war für alle verständlich Thomas suchen zu wollen. Die Erfahrungen in all den Jahren riet ihnen jedoch zur Vorsicht, weshalb selbst Henry,- der niemals aufgehört hatte seinen Sohn zu suchen,- nicht dem Wahn des Gallaghers folgte. „Aber du gehst nicht alleine. Ich komm mit. Und wenn du gefressen wirst und Tony somit die Verantwortung für diesen Laden hier kriegt, dann nehme ich das definitiv persönlich!“ Der Meinung waren wiederum Mike oder Isabella. Der besagte Abenteurer war in diesem Augenblick ein wenig beleidigt, doch galt seine Aufmerksamkeit ebenfalls den auftauchenden Thomas, dieser sogleich mit so viel Liebe überschüttet wurde das er es beinahe selbst kaum ertrug. Drei Tage waren jedoch in diesen Zeiten eine Ewigkeit. In zweiundsiebzig Stunden war bereits in der Vergangenheit viel passiert. Miles war gerade das beste Beispiel wie unerträglich Unwissenheit sein konnte. Henry und Helen konnten sich ein sichtlich erfreutes Lächeln nicht verkneifen. Das Thomas auch noch in Begleitung kam, wurde nicht nur von Bobby aufgrund seiner bescheidenen Zurückhaltung später bemerkt. Sofort war Tonys gekränktes Ego verschwunden als auch er Brady erkannte und gönnte Gracie nur einen kurzen Moment, ehe er sich mit einigen Sprüngen zu ihnen aufmachte und den Vermissten kräftig von hinten umarmte. Seine feuchten, glitzernden Augen,- so glaubte er,- konnte er dabei gut verstecken. „Alter, du kleiner Pisser! Wo hast du dich denn rumgetrieben?!“ Nadia, die das Szenario mit geweiteten Augen beobachtet hatte, ließ ihren Gefühlen freien Lauf, ehe Isabella sie lächelnd in den Arm nahm. Thomas und Braden waren müde, die Kälte zerrte an ihren Kräften. Henry war es erneut die ihnen Heißgetränke zubereitete, während Nadia ihnen Decken aus dem Wohnwagen brachte und sie über die Schultern legte und Helen sie auf Verletzungen untersuchte. Damit die Brüder und Braden sich in der Mitte wohlfühlen konnten, wenn auch mit den neugierigen Gesichtern auf sich, stand Isabella mit einem Waschlappen und einer Flasche Wasser bei Miss Dixie um sie von dem Blut zu befreien. „Also das interessiert mich jetzt, wie habt ihr euch denn gefunden?“ Eine unschöne Geschichte, wie sie kurz darauf zu hören bekam. Aber vor allem Braden wollte wissen was in den letzten zwei Jahren passiert war. Die Spuren der Ereignisse waren ihm nicht entgangen. Besorgt musterte er die Runde, konnte aber nicht anders als ein erleichtertes Lachen von sich zu geben, weil er Tony jetzt erst genauer betrachtet hatte. Charlie hatte sich derweil wieder zwischen Mom und Mommy gequetscht und lauschte den Geschichten. Bei dieser Aufregung überkam ihm langsam die Müdigkeit, doch konnte er nicht anders als Braden zu mustern. Lange hatte er ihn nicht mehr gesehen, doch als er sein Lächeln erblickte, ließ er sich davon einfach anstecken. Von der Übernahme der Mall hatte Braden bereits von Thomas erfahren, weshalb auch er es war der das Thema anschnitt. Dafür erntete er überraschende Blicke. „Du bist gerade erst zurück. Möchtest du dich nicht erst ein wenig….? Ich mein ihr beide seht gerade….“, fragte Mike ein wenig besorgt, doch sein Blick war entschlossen. „Ich weiß. Mir tut auch verdammt nochmal alles weh! Aber es geht doch um unser Zuhause, oder nicht?“ Erneut konnte Henry bei den Worten nur ein amüsiertes Schnauben von sich geben. So war anscheinend nicht nur sein Sohn, sondern die ganze Generation. Jillian lauschte dem Gespräch schmunzelnd, legte dabei ihre Hand auf Bobbys und drückte diese. Zwischen ihnen kämpfte Charlie bereits damit die Augen offen zu halten. Irgendwann wurde es ein wenig still. Das Knistern des Feuers beruhigte, sowie ein Blick zum klaren Abendhimmel, indem die Sterne eingebildet nun am hellsten strahlten. „Oh nein!“, schrie plötzlich der Knirps zwischen Bobby und Jillian auf und sprang aus ihnen hervor. Vor Schreck zuckte der Rotschopf zusammen und die schrille Stimme riss vermutlich jeden aus seinen Gedanken. „Was hast du?!“ Charlie sah die beiden mit großen Augen an. „Olaf ist noch gar nicht fertig!“ – „Olaf…?...Ach, dein Schneemann….?!“ Jillian verkniff sich ein Schmunzeln. „Ohne Arme und Gesicht kann er Onkel William und die anderen nicht umarmen!“ ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ „Hey.. hey, kannst du vielleicht n kleines bisschen locker lassen? Ich hab mir vorgestern glaub ich eine Rippe gebrochen“, gab Brady angesichts der Wiedersehensfreude mit einem kleinen Lächeln von sich. Sofort lockerte Gracie, der noch immer die Tränen die Wangen hinunter rollten, ihren Griff ein wenig. „Tut mir leid – was ist denn passiert? - Setz dich. Los setz dich doch endlich! Isy. Isykommschnellher!“ Als die Brünette zu plappern begann und sich nach dem befreundeten Rotschopf umsah, schmunzelte der Nerd. „Es geht wirklich… wirklich, Gracie.“ Brady hatte keine Chance. Sofort hatten Tony und die Stripperin ihn zum Lagerfeuer gelotst und in ihre Mitte genommen. Thomas hatte sich zwischen Mike und seinem Bruder Platz genommen und nippte an dem dampfenden Becher an seinen Händen. Er zuckte mit den Schultern. „War eigentlich nicht so spannend. Da waren ein paar Zombies und wir haben uns gegenseitig geholfen.“ Brady räusperte sich leise. „Naja, Thomas hat mich mehr oder weniger aus der Herde gezogen.“ Gracies entgeisterter Blick ließ nicht zu, dass die beiden Männer es bei dieser nahezu mickrigen Information beließen und so erzählten sie. Als das Thema auf die Mall kam, war es von Anfang an klar gewesen, dass Thomas nicht vor hatte sich zurück zu ziehen. "Ich wollte das vor drei Tagen und ich will das noch immer." Ein kurzer Blickwechsel mit Miles und er fügte noch etwas zusammen. "Und ich bin freiwillig in einem Team mit Miles, damit er mich im Auge behalten kann und nahezu keinen Grund hat sich in jeder Sekunde Sorgen zu machen. Nur in jeder zweiten. Hey-" Miles hatte seinen kleinen Bruder in den Schwitzkasten genommen. Williams Blick war indes prüfend zu Braden gewandert. "Und du?" Seine Stimme klang ungewöhnlich rau. Er sprach seit Hannahs Tod nicht mehr viel. Schlagartig war Bradys gerade noch belustigter Blick ungewöhnlich ernst geworden. "Sie haben meinen besten Freund getötet... was denkst du?" Bobby hatte gerade dem Kind, von dem sie dachte, dass es schlief, den Kopf streicheln wollen, da sprang der Junge auch schon auf. „Verdammt, Charlie! Das hat Zeit bis morgen.“ Der Junge blickte sie entsetzt an. „Ihr habt gesagt, morgen früh fahren wir direkt los. Da haben wir doch keine Zeit!“ „So ein Pech“, murmelte Bobby nahezu teilnahmslos. Ein einzelner Blick von Jillian reichte und die Mechanikerin verdrehte resigniert die Augen und erhob sich. „Dann komm schon…“ Der Junge gab ein leises, triumphierendes ’Ja!’ von sich und sprang auf. Dann hatte er bereits Jillians Hand genommen und zog sie ebenfalls auf die Beine. Für ihn war klar, dass er das hier ein Familiending war. Dafür, dass er gerade noch fast eingeschlafen war, stand das Kind kurz darauf munter vor seinem Schneemann und befestigte Steine als Augen, Nase und Mund. Die Möhre aus ihren Vorräten hatte Bobby ihm kurzerhand aus der Hand genommen und an die Stute verfüttert “Mit Essen wird nicht gespielt“ und der Junge machte sich auf die Suche nach passenden Stöckern für die Arme seines Schneemanns. „Ich geb ihm noch drei Minuten“, brummte Bobby in die Richtung des Rotschopfes neben ihr. Kurz darauf hörte man ein leises Knacken und kurz darauf die Stimme des Kindes, die die Nacht durchbrach. „Oh, fuck!“ Charlie hatte erzürnt hinunter auf seine Füße geblickt, die gerade einen Zweig zerbrochen hatten. Während Jillian schimpfte, zuckten Bobbys Mundwinkel belustigt. Es war definitiv deutlich mit dem wer Fünfjährige seine Zeit verbrachte. „Aber ich hätte den gebraucht!“, protestierte das Kind empört und drehte sich um die eigene Achse um einen neuen Zweig zu suchen. Bobby erbarmte sich schließlich und brach kurzerhand einen vom nächsten Baum ab, um ihn weiter zu reichen. „Jetz’ seh zu, ’s wird kalt.“ Die Mechanikerin hatte die Hände in die Jackentaschen gesteckt und gähnte herzhaft. Gerade merkte sie jede einzelne schlaflose Stunde der letzten Tage. Kurz drehte sie den Kopf und fing Jillians Blick auf. Sofort Bemühte sie sich wieder wacher zu wirken. Stumm beobachtete sie wie das Kind endlich die Arme in den Schneemann steckte und sein Werk stolz begutachtete. Dann drehte er sich schwungvoll zu seinen Ziehmüttern um. „So. Und wer von euch liest mir heute Abend die Eiskönigin vor?“ Er hatte die Hände in die Seiten gestemmt und grinste aus müden Augen zu den beiden Frauen hoch. „Deine Mutter“, war Bobbys grimmige Antwort und sie deutete kurz auf Jill neben sich, ehe sie das Kind mit sanfter Gewalt in Richtung Wohnwagen schob. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Bradens entschlossener Blick zog beinahe die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Nadia, die sich zu William gehockt hatte, schaute schließlich zu dem Schriftsteller auf. Als hätten die Worte des Brains etwas in ihm erreicht, das die junge Frau glaubte wieder etwas Leben in seinen Augen zu sehen. So richtig konnte sie es jedoch nicht deuten. Für alle würden die verbeulten Becher mit dem Rest des Heißgetränks aufgefüllt, was Mike dazu veranlasste seinen zu heben. „Wir holen uns die Mall zurück…“, sprach er leise aber dennoch bestimmend. Nach und nach hob jeder seinen Becher und schweigend stießen sie in der Runde miteinander an… „Also Olaf. Gleich bist du fertig. Weißt du, meine Onkel und Tanten da hinten brauchen jetzt deine tolle Umarmung. Kannst du sie gleich besuchen? Bitte? Morgen müssen wir nämlich wieder wegfahren. Und unser Zuhause zurückholen, sagen sie immer…“, sprach Charlie derweil leise zu seinem Schneemann und bemerkte dabei nicht wie seine kleine Aktion mittlerweile von den anderen beobachtet wurde. Man musste ihn am Lagerfeuer nicht verstehen um ihnen ein Schmunzeln zu entlocken. Allein der Gedanke daran warum der Hosenscheißer dies tat, erwärmte das Herz. Langsam schlich sich auf Williams Gesicht ein kaum erkennbares Schmunzeln, während er Charlie dabei zusah. Es war wohl jedem klar bevor sie schlafen gehen würden, mussten sie den Schneemann noch einmal umarmen,- auch wenn einige deshalb ein leises Lachen von sich gaben.Gut, dies dachte vermutlich nur Isabella. „Noch einmal so jung und unschuldig sein…“, seufzte Tony verträumt. „Du hast immer noch Flausen im Kopf…“, erwiderte Helen dies mit einem gespielt prüfenden Blick. Isabella betrachtete die kleine Familie dort schweigend und verträumt. In dieser Welt ein Kind aufwachsen zu lassen sollte vermutlich das schrecklichste sein, was sie ihnen antun konnten. Wenn man sich den Jungen jedoch so ansah wie dieser Freude in dieses Leben zurückbrachte, erfreute sie sich an einem Gefühl von Hoffnung. Klitzeklein, aber es war ein Anfang. „Gute Nacht, Olaf!“ - "Isy, echt jetzt?" Sie ignorierte die Blicke der Jungs, während sie den Schneemann einmal in den Arm nahm. Während die Erwachsenen sich am nächsten Morgen zum Aufbruch bereit machten, begab Charlie sich brav zum Lagerfeuer um dort zu warten. Seine Augen wanderten über die,- wenn auch müden,- Kämpfer, ehe er sich bei einer Drehung feststellte das Olaf immer noch da war. Ein Arm nach oben gesteckt und das rechte Auge zu einem Zwinkern geformt. Charlie lächelte sichtlich erfreut. „Danke, Olaf…“, flüsterte er leise, ehe er die genervte Stimme Bobbys vernahm. In einer Welt wie dieser braucht jeder Mensch etwas das ihn antreibt weiter zu machen. Für die einen waren es geliebte Menschen, andere träumten von einer neuen Welt. In diesem Fall war es vielleicht dieser Junge. Leider trieb die Rache ebenfalls den Menschen an. Was morgen passieren würde, war ungewiss. Nun mehr denn je. Was sie bis dahin taten, lag an ihnen selbst. In einer Sache war sich die kleine Gemeinschaft einig,- es lohnte sich für ein Zuhause zu kämpfen. Für ihre Liebsten, für die einfache Gerechtigkeit oder für die nächste Generation. Diese kleine Geschichte lässt viele Fragen offen, umso mehr Spielraum für die eigene Fantasie. In den kleinen Augenblicken am Lagerfeuer sollten wir uns jedenfalls daran erfreuen können die schönen Momente der Apokalypse nicht zu vergessen, nachdem wir uns mit Herzen daran erfreut haben. So sollte auch eine kleine Weihnachtsgeschichte in unseren Herzen bewahrt werden. Schließlich kann man nie wissen was in der Welt unserer Geschichte noch auf uns zukommen wird. Lass uns dabei nicht das Zusammensein und das Lachen vergessen. Genau so schön wie unsere Player- Gemeinschaft das ist. Frohe Weihnachten. ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)