Familienalbum von Himikko ================================================================================ Kapitel 20: Kleine Helfer ------------------------- Es war noch nicht einmal 12 Uhr und Satan hatte jetzt schon genug von diesem Tag. Zuerst einmal hatte er eine schreckliche Nacht hinter sich, da Amaimon krank geworden war und am laufenden Band Fieberschübe hatte, weswegen er von ständigen Albträumen geplagt wurde. Folglich war er gefühlt jede Stunden aufgestanden, um den Erddämonen zu beruhigen. Astarte hatte es ebenfalls mehrfach versucht, doch der kleine Dämon hatte immer nur zu seinem Vater gewollt. Schlussendlich hatte er bei ihnen mit ihm Bett geschlafen, aber nur kurz darauf musste der Dämonengott schon wieder aufstehen und hatte schreckliche Laune gehabt. Nicht ganz unschuldig daran waren einige seiner restlichen Kinder gewesen, die es für eine wundervolle Idee gehalten hatten, morgens um vier auf das Bett zu klettern und auf ihn draufzuspringen. („Paaaaaapaaaaa, aufsteeeeeheeeeen!”, wurde er angekräht.) Warum konnten sie nicht klein und unbeholfen bleiben? Das würde solche Aktionen wesentlich erträglicher machen. Bestimmt 10 Tassen Kaffee später war er halbwegs im Reich der Lebenden angekommen und hatte sich in sein Arbeitszimmer geschleppt, wo zu seinem Missfallen Samael und Azazel dabei waren, seine ordentlich sortierten Bücher und Ordner aus den Regalen zu ziehen, diese kurz durchzusehen und sie dann ohne Rücksicht auf Verluste, Blätter auszuheften und auf verschiedene Stapel zu werfen. Unterdessen bemalten Beelzebub und Amaimon mit wachsender Begeisterung seinen Schreibtisch und mehrere Papiere. Einen stillen Wutanfall und strafenden Blick später, hatte Astarte die vier schnell aus dem Zimmer gescheucht, während Satan sich selbst verfluchte, weil er letzte Nacht offensichtlich vergessen hatte, sein Arbeitszimmer abzuschließen. Leise vor sich grummelnd, beseitigte er das Chaos und machte sich anschließend an die Arbeit, nur um festzustellen, dass mehrere Dokumente und Papiere fehlten. Dummerweise waren es auch noch wichtige und dringende, alles andere wäre ja zu einfach. Frustriert widerstand er den Drang zurück in sein Bett zu gehen und den Tag zu verschlafen. Astarte war heute unterwegs, daher machte er sich auf die Suche nach Shax. Wenn einer wusste, wo die Papiere gelandet waren, dann er. Dummerweise war dieser genau überrascht wie er. „Bist du sicher, dass sie nicht da sind?”, hakte er nach. „Ich habe sie gestern durchgesehen und auf deinem Schreibtisch abgelegt. Da war alles vollständig.” „Tja, jetzt sind sie es nicht mehr.”, erwiderte Satan ein wenig gereizt. „Ich muss das heute fertig bekommen., sonst kann ich mir was anhören.” „Ich bin mir sicher, wir finden sie. Weit können sie nicht sein.”, versuchte der Silberhaarige ihn zu beruhigen. „Komm, ich helfe dir beim Suchen.” Eine halbe Stunde später suchten sie noch immer vergeblich und Satan spielte mit dem Gedanken, sich nicht länger dafür zu interessieren und Urlaub auf einer verlassenen Insel zu machen. „Ähm…Lord Satan?”, wurde er plötzlich zaghaft angesprochen. „Was?!”, fauchte er gereizt die arme Bedienstete an, die erschrocken zusammenfuhr und beinahe die Blätter, die sie hielt, fallen ließ. ‚Großartig, jetzt verschreckst du schon zufällige Dämonen. Reiß dich zusammen.’, rügte er sich selbst. „Tut mir leid. Was ist los?”, fragte er wesentlich höflicher. „I-Ich habe etwas für euch.”, sagte sie und hielt ihm die Papiere hin. Verwirrt nahm er sie entgegen, überflog sie und seine Augen weiteten sich. Es waren einige der vermissten Formulare! „Woher hast du die?!” Nun wirkte die Dämonin ein wenig verlegen. „Von Prinz Egyn. Er meinte, er wolle mir das schenken. Bevor ich fragen konnte, was das ist und wo es herkommt, ist er aber schon weggerannt.” Egyn? Egyn hatte seine Papiere gestohlen?! „Gut, Danke. Du kannst gehen.”, entließ er sie. Sie verbeugte sich und ging, sichtlich froh, nicht eingeäschert worden zu sein. Er musste wirklich etwas wegen seines Temperamtens tun. Shax, der alles mitgehört hatte, sah ihn verwundert an. „Warum sollte Egyn Papiere stehlen und an Bedienstete verteilen?” Das war eine hervorragende Frage und Satan hatte vor, sie zu beantworten. …………………………………………………………………………………………………………………………….. Kisin hätte niemals gedacht, dass man ihn noch überraschen konnte. Er hatte kurz vor Lord Lucifers Geburt angefangen, als Wächter in diesem Palast zu arbeiten, weswegen er alle Baal und auch Satan regelmäßig sah und somit einiges von ihrem Privatleben mitbekam. Beispielsweise wurde er jede Woche am Badetag Zeuge, wie Prinz Iblis versuchte, sich vor seinem Vater zu verstecken, nur um schlussendlich erwischt und zurück ins Bad getragen zu werden oder er wurde von den Ammen um Hilfe gebeten, weil die kleinen wieder einmal ausgerückt waren. Kurz gesagt, er war einiges von dieser Familie gewöhnt, aber was heute geschah, war neu. Es war kurz vor Schichtende und er wartete auf seine Ablösung, als plötzlich Azazel zu ihm geflitzt kam. „Hallo, Kisin.”, begrüßter dieser ihn. Zwar kannten sie sich nicht allzu gut, allerdings sahen sie sich häufig, weswegen die zukünftigen Baal seinen Namen kannten. Sie schienen ihn zu mögen, denn hin und wieder kamen sie vorbei, um zu reden und ihren Ammen zu entkommen. Bevor er zurückgrüßen konnte, wurde ihm ein kleiner Stapel Papier entgegengehalten. „Kannst du das wegschicken, bitte? Das ist glaube wichtig. Sag Papa aber nichts, ja?” Damit drehte er sich wieder um und rannte davon. „Hey, warte mal! Was ist das denn?!”, rief er dem kleinen Dämonenprinzen hinterher, doch dieser war längst fort. Verwirrt starrte er auf das erste Blatt, welche ziemlich offiziell aussah. Es hatte mehrere Siegel und nach kurzem Überfliegen wurde ihm klar, dass es ein Gesetzesentwurf war. Ganz unten in der Ecke, wo die Unterschrift hinkam, entdeckte er zudem einige kraklige Buchstaben, welche er nach kurzer Anstrengung lesen konnte. Es war Azazels Name und scheinbar von ihm selbst geschrieben worden. ‚Stimmt, er ist in der Grundschule…wollte er schreiben üben? Aber warum nimmt er dann sowas wichtiges? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lord Satan ihm das überlassen würde, selbst wenn das nicht mehr aktuell ist.’, überlegte er. Endlich kam seine Ablösung, woraufhin er sich auf direkten Wege zu den Gemächern des Dämonengottes machte. Er musste schlussendlich nur einen Teil des Weges gehen, da er auf den Dämonenherrscher und Shax in einem Gang traf. „Eure Majestät, bitte vergebt die Störung, aber das solltest ihr euch einmal ansehen.”, sprach er Satan nach einer kurzen Verbeugung an und reichte ihm die Papiere. Dieser schien seltsamerweise nicht mal mehr überrascht. „Hast du das von einem meiner Söhne?”, erkundigte er sich. Kisin nickte und erzählte, was passiert war. Satan und Shax warfen sich einen kurzen Blick zu, dann dankte Satan ihm und er wurde entlassen. Da dies nun erledigt war, konnte er endlich Feierabend machen und ausruhen. Während er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft machte, hoffte er allerdings, dass Satan nicht zu streng mit den Kindern sein würde und sie sie nicht zu viel Ärger bekamen. ……………………………………………………………………………………………………………………………… Satan war mit seinem Latein am Ende. Noch immer war absolut unklar, was sich seine Söhne mit ihren Aktionen dachten oder wo sie waren. Sogar Amaimon, der heute eigentlich noch im Bett bleiben sollte, hatte sich mit seinen restlichen Geschwistern aus dem Staub gemacht. Inzwischen waren immer mehr Bedienstete zu ihm gekommen und hatten ihm Papiere und Mappen gegeben, die ihnen "geschenkt " worden waren. Viele waren von seinen Kindern, von denen einige bereits schreiben konnten, unterzeichnet. Zudem hatten sie scheinbar willkürlich Sätze oder Worte herausgestrichen und neue hinzugefügt. Jetzt waren Bettzeiten für alle Kinder Gehennas offiziell auf 11:00 abends verlegt, ein Recht auf regelmäßige Süßigkeiten eingeführt und ein Verbot des Mittagsschlafes sowie eine Kürzung des Gemüses beim Essen durchgesetzt worden. Hinzu kam eine Mindeststundenanzahl für Spielzeit, eine Abschaffung des Badetages und das Recht auf mindestens ein Haustier oder Begleiter pro Kind. Unter anderen Umständen hätte er es wohl niedlich gefunden, aber er hatte wirklich keine Nerven mehr. Frustriert griff er nach der nächstbesten Flasche Alkohol und füllte sich ein ganzes Glas voll. Ja, es war gerade mal Mittag geworden, aber er brauchte das jetzt. Möglicherweise sollte er sich doch nach Alternativen umsehen, das konnte nicht gesund sein. „Immerhin haben wir die Papiere zurück und konnten manche davon retten. Es war also nicht ganz umsonst.”, versuchte Shax ihm vergeblich gut zuzureden. Der heutige Tag würde ihn sehr zurückwerfen. Damit konnte er sich von den nächsten Nächten verabschieden. Ein Klopfen ließ beide zur Tür sehen. Es war einer der Wächter. „Lord Satan, wir haben sie gefunden. Sie sind im Vorzimmer.” „Gut, ich komme gleich.”, antwortete der Dämonenherrscher und leerte schnell sein Glas. „Ich hoffe für sie, dass sie einen guten Grund für dieses Theater haben…” „Sieh es ihnen nach. Sie sind Kinder, sie meinen es nicht böse.”, erinnerte Shax ihn seufzend. Widerwillig musste Satan ihm recht geben. Es war ja auch irgendwo seine eigene Schuld, wenn er acht Kinder bekam. „Bringen wir es einfach hinter uns.” Gemeinsam gingen sie in das Vorzimmer, wo seine Kinder zusammen mit einigen Wachen warteten. Sie alle saßen auf den Sofas verteilt, nur Amaimon, welcher noch immer ein wenig krank war, hatte sich in eine Decke gekuschelt. Kaum sahen sie ihren Vater, sanken sie ein wenig zusammen. „Also, ich warte.”, begann Satan und gab sein bestes, seine Anspannung nicht zu offensichtlich zu machen. Sie sollten ruhig wissen, dass sie etwas falsch gemacht hatten, er wollte sie allerdings nicht verängstigen. „Ihr wart ohne Erlaubnis in meinem Arbeitszimmer, habt Papiere mitgenommen, sie beschmiert und an die Bediensteten verteilt. Was habt ihr euch dabei gedacht?” Alle wichen seinem Blick aus, dann murmelte Egyn leise etwas vor sich hin. „Sprich deutlich, ich verstehe kein Wort.”, erwiderte der Dämonenherrscher streng. „Wir wollten dir helfen, weil wir dich vermisst haben. ”, wiederholte der Wasserdämon leise. Satan starrte ihn an. „Wie bitte?”, fragte er ein wenig überrumpelt. „Du bist immer weg, weil du so viel zu tun hast.”, ergänzte Iblis und der Rest nickte zustimmend. „Und wir dachten uns, dass du mehr Zeit hast, wenn du weniger arbeiten musst.”, sprang Samael ein und Lucifer übernahm. „Also wollten wir dir beim arbeiten helfen, damit du schneller fertig wirst und mehr Zeit für uns hast.” Autsch. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht hiermit und es fühlte sich noch dazu wie ein Schlag in den Magen an. Jegliche Wut verpuffte mit einem Mal. Vollkommen überrumpelt starrte er sie an, woraufhin Azazel sprach. „Tut uns wirklich leid, wir haben vorher auch extra geschaut, was du machst und haben das nachgemacht. Bitte nicht sauer sein.” Satan war sich ziemlich sicher, dass eine der weibliche Wachen ein leises "Awww" von sich ab und auch die restlichen Wachen wechselten Blicke. Großartig, jetzt fühlte er sich erst recht wie der schlechteste Vater Gehennas. Sicher, er war viel beschäftigt, aber dass es seine Kinder so belastete, hätte er nicht gedacht. „Wir lassen euch dann mal allein. Ich denke, ihr habt einiges zu besprechen.”, hörte er Shax sagen. Er nickte nur matt. Als sie gegangen waren, ging der Dämonenherrscher vor seinen Kindern in die Hocke und ergriff erneut das Wort. „Warum habt ihr denn nie etwas gesagt?”, fragte er sanft. „Ihr könnt doch mit mir reden.” „Na ja, du warst immer so beschäftigt und wir wollten nicht, dass du dich schlecht fühlst.”, kam es leise von Amaimon. Das wurde ja immer besser. Seufzend setzte sich der Dämonenherrscher neben die kleinen Dämonen auf das Sofa. „Es ist egal, wie beschäftigt ich bin. Wenn etwas ist, dann kommt zu mir oder geht zu eurer Mutter, wenn ich nicht da bin, meinetwegen auch Shax.” Betroffen ließen die Köpfe hängen. Wie sollte er jetzt noch sauer auf sie sein? „Na los, kommt her.”, seufzte er. Zögerlich rückten sie näher an ihm heran und kuschelten sich an ihn. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ihr euch so vernachlässigt fühlt.”, gab er zu. „Meine Arbeit ist sehr wichtig, aber denkt deswegen nicht, dass ihr mir egal seid. Ich versuche zukünftig mehr Zeit mit euch zu verbringen, in Ordnung? Aber redet mit mir, wenn es Probleme gibt, egal wie viel ich zu tun habe. Verstanden? Ihr seid wichtiger als irgendwelche Gesetzesentwürfe.” „Du bist also nicht sauer?”, flüsterte Astaroth unsicher. „Natürlich nicht.”, beruhigte Satan sie. „Ihr wolltet nur helfen, es gibt keinen Grund und jetzt hört auf, mich so anzusehen. Es ist alles gut.” Die Kinder wirkten immer noch unsicher, aber kuschelten sich dennoch an ihn. Es klopfte an der Tür und Shax kam zurück ins Zimmer. „Vielleicht wäre es besser, wenn du dir heute mal frei nehmen würdest.”, schlug er vor. „Es würde euch allen gut tun.” „…Hast du wirklich an der Tür gelauscht?”, bekam er zur Antwort. „Versuche nicht, vom Thema abzulenken.”, blockte der Silberhaarige ab. „Du nimmst dir heute frei und fertig. Ich übernehme für dich und mache alles so weit fertig, dass du nur noch unterschreiben musst.” „Das kann ich nicht von dir verlangen-”, setzte Satan an, aber Shax winkte ab. „Ich habe keine Verwandten, keinen Partner und keine Kinder. Ich habe wesentlich mehr Zeit als du und notfalls kann ich Alastor um Hilfe bitten.” Satan schaute auf seine Söhne hinab, welche sich immer noch an ihn kuschelten. Damit gab er sich endgültig geschlagen. „Na gut. Danke. Ich schulde dir was.” „Kein Problem. Wir sehen uns dann heute Abend.”, verabschiedete sich der Erzdämon und verließ den Raum. An manchen Tagen fragte er sich wirklich, womit er sich einen solchen Freund verdient hatte. „Wir haben dich lieb, Papa.”, murmelte Egyn plötzlich und gähnte. Der Rest nickte zustimmend und Satan lächelte leicht. „Ich euch auch.” Er hätte niemals damit gerechnet, jemals Vater zu sein und dann noch von so vielen Kindern. Sie waren auf jeden Fall anstrengend und raubten ihm des Öfteren den letzten Nerv und den Schlaf, aber dennoch würde er sie für nichts eintauschen, ganz egal was. Zweifellos würden sie ihm noch oft Kopfzerbrechen bereiten, doch schlussendlich gehörte es dazu und er würde immer sein bestes geben, um für sie da zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)