Familienalbum von Himikko ================================================================================ Kapitel 9: Diebstahl in der Umkleide ------------------------------------ Egyn war gerade mit dem Schwimmtraining fertig geworden und auf dem Weg zur Dusche der Jungen. Sie hatten in zwei Wochen einen Wettbewerb, daher hatte er mit Kiaši, der Mannschaftskapitänin und ihrem Trainer einige Schwimmtechniken diskutiert. Er war der beste Schwimmer der Mannschaft, daher lag bei ihm die Hoffnung. „Bis nächste Woche, Egyn. Schönes Wochenende!”, verabschiedete Kiaši sich. „Danke, dir auch.” Er betrat die Dusche, wo er nicht lange brauchte, da er sich lieber Zuhause die Haare wusch. Er wickelte sein Handtuch um die Hüfte und ging weiter in die Umkleidekabine Die anderen Jungs waren längst weg, also hatte er alles für sich. Egyn ging zu seinem Spind und öffnete ihm. Dabei fiel ihm auf, dass etwas nicht mit dem Schloss stimmte. ‚Nanu? Vorhin war doch alles in Ordnung.‘ Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend öffnete er den Spind und das Herz sank ihm in die Ho...in das Handtuch. Seine Klamotten waren weg. Das war doch jetzt wohl ein Scherz. Er schnappte sich seine Schultasche in der Hoffnung, dass jemand seine Kleidung dort hinein gestopft hatte. Dort waren sie auch nicht. Nun stellte er außerdem fest, dass mehrere seiner Bücher und Notizen, ein Aufsatz, welchen er vorhin in seiner Freistunde geschrieben hatte und sein Geldbeutel fehlte. Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein! Er war so einige miese Streiche gewohnt, aber das war die Höhe! Seine Gedanken kreisten. Wer könnte das gewesen sein? Er glaubte nicht daran, dass es jemand aus seinem Team war, denn er verstand sich mit allen gut und zählte manche sogar zu seinen wenigen Freunden. Abgesehen davon war die Kabine nicht abgeschlossen, hier kam jeder rein. Doch wer machte sich so viel Mühe, sich hier einzuschleichen, das Spindschloss zu zerstören und seine Schulsachen und Kleidung zu stehlen? Das Geld machte eher Sinn, glücklicherweise war nicht mehr viel drin gewesen. Das meiste war für sein Mittagessen draufgegangen. Dennoch ärgerte es ihn. Die Bücher konnte man ersetzen, doch die Notizen würden länger dauern. Vielleicht hatte er Glück und einer seiner älteren Geschwister hatte seine Mitschriften von diesem Schuljahr behalten. Apropos Geschwister. Er war in fünf Minuten mit ihnen verabredet damit sie zusammen nach Hause gehen konnten, doch er konnte dort schlecht im Handtuch aufkreuzen. Es bleib ihm also nichts anderes übrig als hier zu warten und zu hoffen, dass sie nach ihm schauen würden, wenn er nicht kam. Derweil machte er sich daran auch in den restlichen Spinden und im Mülleimer nachzusehen. Leider erfolglos. Endlich klopfte es an der Tür. „Egyn, bis du da drin?”, ertönte Iblis Stimme. „Ja, komm rein. Ich brauche deine Hilfe.”, rief er dem Feuerdämonen zu. Die Tür öffnete sich und ein äußerst verdutzter Iblis stand im Türrahmen. „Du bist noch nicht fertig?” Egyn beschloss direkt zum Punkt zu kommen. „Jemand hat meine Klamotten gestohlen.”, gab er zerknirscht zu. Dem jüngeren Dämonen klappte der Mund auf. „Du machst Witze.” „Schön wär's. Einige Bücher, meine Hausaufgaben, Mitschriften und mein Geldbeutel fehlen auch. Jemand hat den Spind aufgebrochen und ich habe schon alles abgesucht.” Iblis stieß ein Grollen aus. „Wenn ich herausfinde, wer das war, werden sie am Rest des Schuljahrs mit Krücken rumrennen!” „Nicht!”, antwortete der Wasserdämon hastig. „Ich will einfach nur was zum Überziehen und nach Hause.” „Aber-” „Wir können weiterdiskutieren, wenn ich angezogen bin. Ich fühle mich hier ziemlich auf dem Präsentierteller.”, unterbrach Egyn ihn. Iblis seufzte frustriert und überlegte kurz. „Ich habe noch saubere Sportsachen in meinem Spind, die kann ich dir bringen. Ich sage gleich dem Rest Bescheid.” „Danke.” Seufzend setzte sich der Wasserdämon auf eine Bank. .................................................................................... Iblis rauchte buchstäblich vor Wut. Warum musste jemand ihm und seinen Geschwistern ständig das Leben erschweren?! Er hatte schon einige Streiche erlebt, aber jemanden die Sachen zu klauen war mehr als gemein. Er betrat die Bibliothek der Schule, wo seine restlichen Brüder warteten. Lucifer und Samael versuchten Astaroth beim Lernen für einen Mathe-Test zu helfen und dachten scheinbar separat über Mord und Selbstmord nach. „Warum muss ich hier den Winkel bestimmen? Das steht doch schon da! Er ist null!”, knurrte Astaroth. „Wo denn?”, fragte Lucifer verwundert, woraufhin der Verwesungsdämon auf die Stelle zeigte. „Da!” „Das ist keine Null, sondern ein Omikron! Wäre der Winkel null Grad, gäbe es doch gar kein Dreieck!”, erwiderte Samael sichtlich frustriert. „Wie konntest du den vorherigen Stoff nicht verstehen, wenn das hier nicht kannst?!” „Ich habe den Mist ja nie verstanden!” Azazel sah von seinen Okkultismus-Hausaufgaben auf, als er Iblis' Schritte hörte. „Wolltest du nicht Egyn holen?”, fragte er verwundert. Der Feuerkönig schüttelte den Kopf. „Er kann nicht aus der Umkleide. Seine Klamotten sind weg. Jemand hat seinen Spind aufgebrochen. Seine Schulsachen haben sie geklaut, genau wie seinen Geldbeutel.” Überrascht sahen die zukünftigen Dämonenkönige ihn an. „Ist das deren Ernst?”, fragte Samael dumpf. „Wie erwachsen.” „Sicher, dass er es nicht einfach nur verlegt hat?”, fragte Lucifer. Iblis schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht. Er meinte, dass er schon alles abgesucht hat. Ich bringe ihm meine Sportsachen, aber wäre nicht schlecht, wenn ihr schon mal anfangt seinen restlichen Kram zu suchen. Ich wette, sie haben einfach alles in irgendeine naheliegende Mülltonne geworfen, um ihn zu ärgern.” Sie waren nicht sonderlich begeistert, aber stimmten natürlich zu. Lucifer ging mit Iblis. Egyn war mehr als erleichtert, endlich etwas zum anziehen zu haben, auch wenn sie ihm etwas zu groß waren. Nach einigen Minuten kamen die restlichen Brüder hinzu. Tatsächlich hatten sie Egyns Bücher und Mitschriften in einer Mülltonne gefunden. Sein Aufsatz war leider nicht aufzufinden, ebenso wenig wie sein Geldbeutel, aber das störte ihn nur geringfügig. „Und du bist sicher, dass niemand aus deiner Mannschaft dahinter steckt?”, hakte Beelzebub nach, nachdem Egyn erneut alles erzählt hatte. Dieser schüttelte den Kopf. „Ja, bin ich. Die Umkleiden sind nicht abgeschlossen, also könnte sonst wer dahinter stecken.” Lucifer seufzte. „Egal wer es war, wir sollten damit zum Schulleiter gehen.” „Zu dieser Pfeife? Als ob es beim tausendsten Versuch klappen würde.”, schnaubte Iblis verächtlich. „Laut ihm gibt es Mobbing, keine Bevorzugung und so weiter doch gar nicht. Und solange die Mamis und Papis der ganzen Bastarde zahlen, passiert da eh nichts.” „Cresil ist zur Zeit krank, also übernimmt Marax die Vertretung und wie ihr wisst, ist er fair. Er wird uns anhören.”, warf Beelzebub ein. Damit gaben sie sich geschlagen und machten sich zusammen auf den Weg zum Schulleiterbüro. Dummerwiese ließ weiterer Ärger nicht auf sich warten. In einem Flur lungerten Seth, seine Freundin Nija sowie seine beiden Schlägerfreunde Ishtar und Loki herum. Iblis hasste die vier mit großer Leidenschaft. Sie waren in Egyns Jahrgang und machten dem Wasserdämon, ihm und dem Rest das Leben schwer, wo sie nur konnten. Lucifer, Samael, Azazel und Beelzebub ließen in Ruhe, weil sie älter waren und wahrscheinlich Angst vor ihnen hatten. Dummerweise gehörten sie alle zu adligen oder reichen Familien, daher war es sehr schwer sie für etwas zur Rechenschaft zu ziehen. Da Seths Vater ein Erzdämon sowie ein Führer eines großen Hauses war, glaubte der Zeitdämon gerne mal, dass ihm die Schule gehörte. Er und seine Kumpanen grinsten, als sie Egyn entdeckten. „Nette Klamotten, Iggy.”, sagte er schadenfroh. Nija kicherte. „Halt die Klappe, Seth.”, knurrte Iblis, doch der ältere Dämon lachte nur. „Ist nicht meine Schuld, wenn er nicht auf seinen Kram aufpassen kann.” Astaroth bleckte die Zähne. „Also steckst du dahinter!”Seth sah ihn gespielt empört an. „Also wirklich, mir sowas anzuhängen-” „Sei lieber still und siehe zu, dass du Land gewinnst.”, mischte sich Samael genervt ein. Nun schauten die vier reichlich dumm aus der Wäsche. Anscheinend hatten sie ihn übersehen. „Komm schon Seth, gehen wir!”, quengelte Nija. „Verschwenden wir nicht unsere Zeit mit denen.” „Ja Mann.”, stimmte Ishtar zu. „Diese Freaks sind unsere Zeit nicht wert.” Seth schnaubte. „Stimmt wohl.” Erneut grinste er die Söhne Satans bösartig an. „Also schönes Wochenende.~”, feixte er. Endlich verschwanden sie. Natürlich nicht ohne das Seth Egyn beim Vorgehen an der Schulter rammte. „Arschgeige.”, murmelte Azazel. Am Büro begegneten sie Eurynome, welche gerade das Lehrerzimmer abschloss. Die Wasserdämonin sah sie überrascht an. „Jungs, was macht ihr denn noch hier? Solltet ihr nicht auf dem Weg nach Hause sein?” „Wir wollen zu Direktor Marax.”, erklärte Lucifer. „Jemand ist in Egyns Spind in der Umkleide eingebrochen und einiges geklaut. Einen Teil haben wir in Mülleimern gefunden. Scheinbar war es Seths Gruppe.” Eurynomes Gesicht verdüsterte sich. „Das hört man ja nicht gerne. Aber das würde wohl erklärten, warum sie sich noch hier rumgetrieben haben. Habt ihr Bewiese, dass sie es waren?” „Nicht wirklich.”, gab der Lichtdämon zu. Die Lateinlehrerin seufzte. „Dann wird es wohl nicht einfach werden, jemanden zu bestrafen. Aber versucht euer Glück. Schon mal ein schönes Wochenende euch allen und bis nächste Woche. Und Azazel? Versuchte bitte nicht wieder einzuschlafen. Deine Noten sind zwar gut, aber du kannst nicht den Unterricht verschlafen. Ich würde dir ungern wegen sowas Einträge geben müssen. In Ordnung?” Der Schwarzhaarige nickte und betraten das Büro nachdem sie sich verabschiedet hatten. Die Sekretärin war sichtlich verwirrt, aber hielt sie nicht auf. Sie klopfte an die Tür und gab dem stellvertretenden Schulleiter Bescheid. Marax war ein Zeitdämon und noch nicht allzu lange an der Schule, aber erfreut sich bereits einer gewissen Beliebtheit. Er war zwar öfter etwas streng, aber fair und sorgte sich um die Schüler. Ganz im Gegensatz zum eigentlichen Schulleiter, welcher gerne mal Dinge "übersah". Er sah von einem Papierstapel auf und hob eine Braue. „An regelmäßige Besuche von Iblis, Amaimon und Astaroth bin ich ja gewohnt, aber gleich alle mit einem Mal? Beeindruckend. Habt ihr wirklich kurz vor Wochenende etwas angestellt?” Egyn verneinte und schilderte, was passiert war. Marax hörte sich alles grimmig an, dann setzte er seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. „Jetzt auch noch Diebe. Man sollte meinen, dass das bei dem Niveau hier nicht passieren sollte.”, murmelte er erschöpft. „Leider kann ich nichts gegen Seth unternehmen. Ich kann ihn und seine Kumpanen befragen, aber solange es keine Beweise gibt oder sie gestehen, wird da nichts raus kommen. Ich werde aber heute noch einen Brief losschicken, damit die Umkleiden gleich nächste Woche Schlösser bekommen. Sie werden dann während des Trainings abgeschlossen sein. Ich werde die Dämonen, die nachher sauber machen, darum bitten nach deinen Klamotten Ausschau zu halten, Egyn. Tut mir leid, mehr kann ich leider nicht tun.” Alle hatten dieses Ergebnis erwartet, nickten und bedankten sich. Dann konnten sie endlich den Weg nach Hause antreten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)