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Familienalbum

von

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Rin ist krank

Rin fühlte sich wie gerädert und kroch stöhnend unter seine Decke. Sein Kopf, Hals und seine Glieder schmerzten, ihm war extrem warm und er schwitzte. Jeder Versuch aus dem Bett zu stiegen, war längst aufgegeben worden, er fühlte sich zu schwach. Er hatte keine Ahnung, wie das passieren konnte. Gestern Abend ging es ihm noch blendend, doch nun konnte er sich kaum bewegen. Er war als Kind nur selten krank gewesen, daher war sein momentaner Zustand eine ganz neue Erfahrung. Leider war Kuro nirgends aufzufinden, also konnte er nur warten bis jemand vorbeikam und hoffentlich half.
 

Wie auf Stichwort klopfte es an der Tür, leider er bekam kein Wort hervor. Er wusste, dass es Iblis war,  seine Aura war unverkennbar und so wie er den Feuerkönig kannte, würde er ohnehin reinkommen, wenn es ihm zu lange dauerte. Tatsächlich öffnete sich wenige Sekunden später die Tür. „Hey, hast du ernsthaft verschlafen? Frühstück ist längst rum.”
 

Der Nephilim stöhnte nur leise auf. Warum musste er so laut sprechen? Mit jedem Wort schien sich der Schmerz etwas tiefer in seinen Schädel zu bohren. Er hörte wie der ältere Dämon näher kam und fauchte im Stillen als ihm die Decke weggezogen wurde. Immerhin wurde er nicht aus dem Bett geworfen oder an seinem Schweif raus geschliffen. Yukio und Shura konnten da sehr kreativ sein.
 

„Wow, du siehst ja mal beschissen aus.”, kommentiere Iblis überrascht. Rin gab ihm nur ein genervtes Schnauben, doch brach sofort in einen Hustenanfall aus.
 

Als er sich beruhigt hatte, legte der Feuerdämon dem Nephilim eine Hand auf die Stirn und zog sie sofort wieder zurück. „Du glühst richtig und wenn sogar ich das sage, will das was heißen.” Er seufzte. „Ich hab schon 'ne Vermutung, was es sein könnte. Ich hole schnell Vater und einen Heiler.”
 

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Satan, die Baal und der Heiler kamen nach wenigen Minuten. Dieser tastete Rins Hals und Brustbereich ab, sah sich seine Augen und den Rachenraums näher an, hörte seine Atmung ab und begutachtete auch (sehr zur Überraschung des Nephilims) seine Fingernägel und seinen Schweif. Ihm wurde schnell erklärt, dass die Krallen, der Schweif und die Hörner eines Dämons auch Symptome zeigen konnten, man sollte sie also stets gut pflegen. Es widerstrebte ihm sehr einem Fremden seinen Schweif hinzuhalten, also hielten Amaimon und Samael diesen schlussendlich fest, sodass der Heiler ihn sich dennoch ansehen konnte. Der Halbdämon wusste nicht viel über Krankheiten, doch selbst ihm fiel auf, dass das Fell an seinem Schweif seltsam spröde war.
 

Schlussendlich bestätigte sich Iblis' Vermutung. Rin hatte sich Fünf-Tage-Fieber, eine gehennische Kinderkrankheit eingefangen, welche wie der Name sagte normalerweise nur fünf bis sieben Tage anhielt. In seinem Fall sah die Sache natürlich anders aus. Er nahm aber auch jedes Unglück mit!
 

„Und was ist das jetzt genau?”, krächzte er hervor.
 

„Wie schon erwähnt ist es eine Krankheit, welche so ziemlich jeder Dämon im Kindesalter ein Mal hatte, danach tritt sie nie wieder auf, da man eine lebenslängliche Immunität entwickelt.”, erklärte der Heiler geduldig. „Es treten in der Regel nur Glieder-, Hals- und Kopfschmerzen sowie Fieber und Hustenanfälle auf. Wenn man jedoch im Jugend- oder Erwachsenenalter infiziert wird, verläuft die Krankheit wesentlich schwerer.”
 

„Also wie Windpocken.”, ergänzte Lucifer, um es Rin besser zu veranschaulichen.
 

„Genau. Neben den bereits erwähnten Symptomen kommt es zu Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, Schluckbeschwerden, extremer Müdigkeit oder auch Schlafstörungen, Heiserkeit, Appetitlosigkeit und in manchen Fällen auch Hautrötungen, Juckreiz, Übelkeit und Erbrechen.”
 

‚Also das komplette Paket. Super.‘
 

„Und was können wir dagegen tun?”, erkundigte sich Satan.
 

„Zuerst ist strenge Bettruhe wichtig, im späteren Verlauf kann auch frische Luft nicht schaden. Ansonsten können kalte Umschläge, fiebersenkende Mittel, Hustenstiller, Schleimlöser und eventuell auch Schmerz- und Schlafmittel helfen. Seine Ernährung muss umgestellt werden, sonst wird er alles nur wieder erbrechen. Bei manchen Sachen muss experimentiert werden, weil jeder anders reagiert.”
 

„Also muss ich eine Woche im Bett liegen?”, grummelte Rin entnervt. Das war für ihn Folter!
 

Der Heiler lächelte entschuldigend. „Leider dauert das Fünf-Tage-Fieber im Eurem Alter wesentlich länger. Es wird mindestens zwei bis drei Wochen anhalten. Im schlimmsten Fall sogar vier.”
 

Dem Nephilim klappte der Mund auf. „Woah, jetzt warte mal, fahr einen Gang runter, nochmal von vorne. Ich muss wie lange im Bett bleiben?! Ich glaube du hast zu lange an irgendwelchen Kräutern gerochen!”
 

„Rin!”, fuhr Satan streng dazwischen.
 

„Was denn?! Der Kerl will mir erzählen, dass ich vier Wochen in meinem Bett hocken muss?! Ich bin kein Arzt, aber keine Kinderkrankheit dauert so lange, oder?!”
 

Der Dämon seufzte. „Ich verstehe, dass Ihr nicht erfreut seid-”
 

„Ach ja? Super! Also toller Witz. Wie lange muss ich jetzt hier rumliegen?”
 

„Rin, es reicht jetzt!” Der Halbdämon wurde sofort still. Eins musste man Satan lassen, er wusste wie man autoritäre Ansagen machte. Sogar Samael ließ sich hin und wieder Anweisungen geben, wie er bereits selbst erlebt hatte. „Es ist kein Witz und wenn er sagt, dass du vier Wochen im Bett bleiben musst, ist das so. Danach bist du diese Krankheit für immer los.”
 

„Bis die nächste kommt!”
 

„Unwahrscheinlich, es gibt nicht viele Krankheiten in Gehenna.”
 

„Aber-”
 

„Ende. Der. Diskussion.”
 

Rin zog unbewusst den Kopf ein und nickte. Während der Heiler seiner Familie erzählte, worauf sie sonst noch achten mussten, graute es ihm jetzt schon vor den nächsten Wochen.
 

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Schon mit dem Mittagessen ging der Spaß los. Fleisch konnte er sich vorerst abschminken, alles war ungewürzt (was nicht weiter schlimm war, denn sein Geschmackssinn hatte sich inzwischen verabschiedet), kein fettiges Essen und nur bestimmte Gemüsesorten. Heute bekam er eine Art grünen Haferschleim, welcher durchaus essbar war, dennoch kam ihm der Gedanke, nur das und irgendwelche Suppen und Brot zu essen nicht sehr berauschend vor.
 

Kurz darauf begann er zu zittern, obwohl er bereits eine dicke Decke hatte. Iblis besorgte ihm daraufhin einige zusätzlich, wobei schnell klar wurde, dass er eine andere Vorstellung von warm als Rin hatte. Nun war er stolzer Besitzer vierzehn weiterer Decken. Immerhin war ihm nicht mehr kalt und der Gedanke zählt. Natürlich stellte sich dort das nächste Problem ein. Er schwitzte wie verrückt und fühlte sich wirklich unwohl deswegen, aber wenn er die Decken wegnahm, begann er sofort wieder zu frieren.
 

Er lag den ganzen Tag im Bett, alleine ins Bad zu gehen war ein Kraftaufwand, sodass ihm seine Geschwister sogar beim gehen helfen musste nur damit er auf die Toilette konnte. Alle drängten ihn viel zu trinken, aber selbst das strengte seinen Hals an. Noch schlimmer war dieser vermaledeite Kräutertee, den er regelmäßig trinken. Dieser schmeckte so widerlich, dass er ihn beim ersten Mal beinahe ausgespuckt hätte. Um genau zu sein, hätte er das sogar getan, wenn Egyn ihm nicht den Mund zugehalten hätte. Die Medikamente schmeckten nicht besser. Am liebsten hätte er sie verweigert und in den Abfluss gekippt, aber nachdem Satan ihm gedroht hatte, ihm diese auch notfalls gewaltsam einzuflößen, hatte er die Idee wieder lieber verworfen. Er wusste, dass dies keine leeren Drohungen waren. Als Azazel seine Medikamente einmal nicht genommen hatte, brannte schon die Luft. Immerhin half sie und nach einigen Tagen konnte er zumindest etwas anderes als Suppe und Haferschleim zu sich nehmen.
 

Das größte Problem war allerdings seine Langeweile. Da all seine Stunden ausfielen und er das Bett nicht verlassen konnte, war ihm langweilig wie lange nicht. Seine Geschwister versuchten es ihm erträglicher zu machen indem sie so oft wie möglich vorbeikamen und mit ihm aßen, Karten spielten oder Filme zusammen schauten. Dabei hatte er es schon mehrmals geschafft einzuschlafen und sich an einen seinen Brüder zu klammern. Inklusive Schweif. Peinlich. Glücklicherweise hatte er inzwischen einen eigenen Fernseher und wie es der Zufall wollte, hatten die Baal einen Account auf mehreren Streaming Plattformen. Azazel borgte ihm zusätzlich hin und wieder seinen Laptop und Iblis hatte ihm seine Playstation und einige Spiele von sich und den anderen Dämonenkönigen geliehen, doch bei den meisten musste er sich mit englischer Sprachausgabe zufrieden geben. So gesehen könnte es wohl schlimmer sein, aber er vermisste regelmäßige Bewegung.
 

Nach einigen Tagen wollte er duschen, doch kam leider alleine kaum hoch. Er wollte natürlich von niemanden Hilfe beim Duschen haben, das wäre nun wirklich mehr als peinlich. Das Ende vom Lied war, dass er stattdessen ein Bad nehmen sollte, was er von Japan überhaupt nicht kannte. Man stieg nicht in die Wanne, wenn man dreckig war, sondern wusch sich vorher. Hier tat man es jedoch offensichtlich anders und er ließ sich schlussendlich breit schlagen. Amaimon und Egyn warteten draußen, falls er doch Hilfe brauchte, was Go-...Satan (?) sei Dank nicht der Fall war.
 

Auch Satan besuchte ihn regelmäßig und auf Rins Bitte hin, begannen er und die Dämonenkönige damit weiter mit ihm Gehennisch zu üben, damit er wenigstens etwas sinnvolles zu tun hatte. Wenn ihn jetzt nur Yukio sehen könnte. Beim Krank sein lernen. Das wäre Rin zuvor nie eingefallen. Es war inzwischen fast die zweite Woche rum, doch für ihn fühlte es sich viel länger an. Er lehnte an einigen Kissen während sich Lucifer seinen Schweif näher ansah und einige Knoten löste. „Das sieht schon wesentlich besser aus.”, verkündete er. Rin brummte nur missmutig und zog seine Decke höher.
 

„Hey, hör auf zu schmollen.”, kommentierte Iblis, welcher auf einem Sofa saß und Chips futterte. Gar nicht gemein. Rin warf ihm einen giftigen Blick zu. Der Feuerkönig wurde von der aufgehenden Tür  gerettet. Es war Astaroth, welcher eine Tüte in der Hand hielt. „Für dich.”, sagte er und warf sie dem Nephilim zu, welcher es überrascht auffing. Darin war eine Box mit Keksen.
 

„Von Amon und Agash.”, erklärte der Fäulnisdämon. „Agash backt gerne und macht immer viel zu viel also bekommen wir oft auch welche. Als sie erfahren hat, dass du krank bist und dich wahrscheinlich wegen der Kinder angesteckt hat, hat sie eine Extraportion gemacht.”
 

Rin war überrascht. Amons und Agashs Kinder hatten ebenfalls Fünf-Tage-Fieber. Sie selbst hatten es schon gehabt und konnten sich demzufolge nicht anzustecken. Allerdings konnten sie den Erreger in sich tragen. Wahrscheinlich hatte Amon diesen an Astaroth weitergegeben und er hatte dann Rin angesteckt. Selbst wenn es stimmte, so macht er ihnen natürlich keinen Vorwürfe. „Danke...”, murmelte er verblüfft. Es würde noch ein paar Tage dauern bis er die Kekse essen konnte. Erst gestern hatten sie versucht ihm etwas neues zu essen zu geben, woraufhin er eine knappe Stunde über der Toilettenschüssel hing. Er war nicht scharf auf eine Wiederholung. Vorerst packte er die Box also beiseite. Astaroth bediente sich derweil an Iblis' Chipstüte, obwohl dieser sie hartnäckig verteidigte. Lucifer seufzte. „Müsst ihr das wirklich vor Rin essen?”
 

Die beiden Dämonen wechselten einen kurzen Blick bevor Iblis die Tüte verschwinden ließ. Endlich! Der Nephilim warf dem Lichtkönig einen dankbaren Blick zu, dann wurde er von einem weiteren Hustenanfall überrumpelt. Der Dämonenkönig seufzte. „Das wird irgendwie nicht besser...hast du schon deinen Hustenstiller genommen?”
 

Der Halbdämon nickte matt während Lucifer die Hand auf seine Stirn legte. „Du hast schon wieder Fieber...Iblis holst du nochmal kaltes Wasser und einen Lappen? Ich muss langsam los, also kümmert ihr euch um ihn, ja?”
 

Zustimmendes Brummen ertönte. Rin verkroch sich derweil wieder unter seine Decke und schlief ein.
 

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Als Woche zwei endlich um war, durfte Rin endlich sein Zimmer verlassen und nach draußen. Wie hatte er frische Luft vermisst! Er war noch immer etwas wacklig auf den Beinen, aber konnte immerhin alleine laufen. Dennoch bestanden sowohl Satan als auch seine Geschwister darauf, dass er nirgends alleine hinging. Es war etwas frustrierend, aber er versuchte es zu ignorieren. Am Morgen war der Heiler da gewesen und hatte verkündet, dass er das Schlimmste hinter sich hatte. Wenn alles gut ging, müsste er nur noch eine Woche das Bett hüten.
 

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Endlich war der Moment der Wahrheit gekommen. Die dritte Woche war um und der Heiler untersuchte den Nephilim erneut. ‚Bitte lass mich nicht noch eine Woche krank sein.”, flehte er im Stillen. Nach quälenden zehn Minuten war der Heiler fertig und lächelte ihn an. „Das Fieber ist weg und die Schwellungen sind allesamt zurückgegangen. Ich empfehle es die nächsten Tage noch langsam angehen zu lassen, aber die Bettruhe ist aufgehoben.”
 

Erleichterung machte sich breit.
 

„Gut, danke. Dann kannst du gehen.”, entließ Satan ihn und wandte sich an Rin. Die Dämonenkönige waren anderweitig beschäftigt, aber das störte den Nephilim nicht weiter. Sie hatten sich die letzten drei Wochen so gut um ihn gekümmert, wie sie nur konnten. Ja, sogar Samael. Rin bekam immer mehr das Gefühl, dass sich unter der harten Schale doch ein weicher Kern versteckte. Genau wie bei Astaroth, Iblis und Satan.
 

„Bevor du dir zu große Hoffnungen machst, heute bleibst du noch im Bett.”, verkündete der Dämonengott streng. Rin setzte daraufhin seinen besten Hundewelpenblick auf. Laut seinen Brüdern hatte das sehr oft funktioniert als sie noch Kinder waren. Leider schien der ältere Dämon nach acht Kindern eine gewisse Immunität entwickelt zu haben. „Vergiss es. Das zieht nicht.”
 

„Bitte?”
 

„Nein!”
 

„Kann ich wenigstens heute Abend ein paar Stunden aufstehen?”
 

„Rin...”
 

Der Nephilim schwieg, Satan seufzte. „Gut, überredet. Ein paar Stunden.”
 

Wie gesagt, harter Schale weicher Kern.



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