Augen wie Bernstein von Eshek (Der Neuanfang) ================================================================================ Kapitel 3: Tobias ----------------- Kapitel 3 - Tobias Harry sah auf, als er Fenrirs Geruch wahrnahm. Als er den Älteren erblickte begann sein Herz sofort höher zu schlagen. Er griff sich unbewusst an die Brust und lächelte den Leitwolf schüchtern an. Dann erinnerte er sich, dass Fenrir ihn am Pavillon wiedertreffen wollte und sofort tat es ihm Leid, dass der Alpha ihn da vergebens gesucht haben musste. „Es tut mir leid, dass ich nicht am Pavillon war.“ gab er etwas zerknirscht zu, nachdem er aufgestanden und zu Fenrir gegangen war. Eine große Hand legte sich auf seine Schulter und sein Kinn wurde angehoben. Fenrir sah ihn nur ruhig an. „Ich freue mich, dass du dich mit den Anderen anfreundest.“ gab er ehrlich zu und Harry lächelte ihn erleichtert und glücklich an. Dann griff Fenrir in seine Tasche und förderte einen Zauberstab zu Tage. Seinen Zauberstab. Harry starrte das magische Instrument einen Moment lang fassungslos an, dann breitete sich Angst in seinem Gesicht aus. Er wich vor Fenrir zurück. „Auf dem Stab sind Ortungszauber.“ er hatte panische Angst, dass das Ministerium und Dumbledore ihn und somit das Werwolf-Dorf fanden. Fenrir schüttelte den Kopf und hielt ihm den Stab hin. „Snape hat die Zauber aufgelöst. Der Stab ist völlig unbelastet. Nimm ihn. Es ist deiner.“ bat Fenrir und ging einen Schritt auf Harry zu, der noch etwas misstrauisch aussah, aber dann die Hand nach dem Stab ausstreckte und ihn ergriff. Sofort sprühten Funken aus der Spitze, als würde der Stab sich freuen, seinen Besitzer wiederzuhaben. Harry lächelte. Er musste zugeben, dass er seinen Zauberstab ziemlich vermisst hatte. Immerhin war er seit über 13 Jahren ein Teil von ihm. Er machte einen Versuch und verwandelte einen Holzscheit in ein Kaninchen. Luca war sofort Feuer und Flamme für das Tier und Lisa klatschte begeistert in die Hände. „Unglaublich. Ich kann gerade mal etwas herbeirufen und auch das klappt nur manchmal!“ sagte sie fasziniert und streichelte das Kaninchen, das Luca gerade zu ihr trug, um es ihr zu zeigen. „Damit kommen wir zu unserem Anliegen. Harry, wir haben eine sehr wichtige Aufgabe für dich und wenn du sie übernehmen würdest, wären dir alle sehr dankbar.“ Harry sah überrascht zu Fenrir und nickte dann. „Ich machs.“ sagte er, ohne wirklich zu wissen, worum es ging. „Willst du nicht erst wissen, was das für eine Aufgabe ist?“ fragte Gryffin überrascht. Harry schüttelte nur den Kopf. „Ihr seid alle so freundlich zu mir. Ich tue alles, was ich kann, um zu helfen.“ Gryffin war beeindruckt. Da verstand aber einer die Regeln einer Gemeinschaft. Fenrir räusperte sich. „Snape hat uns erzählt, dass du unter normalen Umständen Jahrgangsbester gewesen wärst. Wir haben einige Werwölfe mit magischem Potential, aber aus bekannten Gründen können sie nicht nach Hogwarts. Würdest du sie unterrichten?“ Jetzt war Harry baff. Er sollte Lehrer sein? In seiner Schulzeit war es immer sein größter Wunsch gewesen, Auror zu werden, aber nach all den Kämpfen und all den Toten hatte er davon wirklich genug. Er hatte nie darüber nachgedacht, was er sonst tun wollte, denn nach seinem Abschluss war er zum Unerwünschten geworden. Harry hätte nie geglaubt, dass er wirklich eine Chance bekommen würde, eine richtige Arbeit zu ergreifen. Er freute sich wirklich und wenn er darüber nachdachte, war das wohl genau das richtige für ihn. „Das mache ich wirklich gerne.“ sagte er und schenkte Fenrir ein Lächeln. Der Leitfolf nickte zufrieden. „Sehr gut. Ich danke dir. Dein Haus ist auch fast fertig. Wir bauen noch einen großen Raum an, den du zum unterrichten nutzen kannst, aber die eigentlichen Wohnräume sollten morgen bewohnbar sein. Dann hast du endlich etwas eigenes.“ Er tat so, als würde er Harry eine tolle Neuigkeit erzählen, aber innerlich gefiel es ihm gar nicht, in Zukunft wieder alleine zu wohnen und zu schlafen. Harry fiel ganz kurz alles aus dem Gesicht. Ein eigenes Haus? Er würde also nicht bei Fenrir bleiben dürfen? Er hatte sich aber fast augenblicklich wieder unter Kontrolle und lächelte. „Das klingt wirklich gut.“ sagte er und ignorierte seinen Magen, der offenbar zu einem Stein geworden war. Nach dem Essen saßen sie noch eine Zeit lang zusammen und tranken Kaffee. Lisa fragte Fenrir und Gryffin, was vorhin los war und die beiden Männer erzählten ihnen von den maroden Schutzzaubern. Harry horchte sofort auf. „Ich würde mir die Zauber gerne ansehen.“ sagte er und Fenrir und Gryffin, die das gehofft hatten nahmen Harry sofort mit. Der junge Zauberer hatte etwas Mühe, durch den hohen Schnee zu kommen, da seine Wunden noch immer nicht ganz verheilt waren. „Lauf hinter mir.“ grollte Fenrir und Harry war erleichtert, als er in den Spuren des Leitwolfes wirklich besser voran kam. Sie liefen ein ganzes Stück in den Wald hinein, bis Harry etwas spürte. Die Luft war wie elektrisch aufgeladen. Langsam streckte er eine Hand auf und berührte damit das unsichtbare Kraftfeld. Er hob seinen Zauberstab und murmelte ein paar Zauber. Nach einigen Minuten wusste er alles über den Schutzschild und drehte sich zu Gryffin und Fenrir um. „Der Schild ist stark, aber er verbraucht zu viel Energie. Wie oft müsst ihr ihn erneuern?“, „Alle paar Wochen. Fenrir und Snape machen das.“ sagte Gryffin. Harry drehte sich wieder um und berührte den Schutzschild mit seinem Zauberstab. Ein Teil von Voldemort war lange Zeit in ihm gewesen. Durch diesen Teil hatte er Parsel gelernt und kannte einige Zauber, die es nur in dieser Sprache gab. Er zischte einige Worte und erschuf einen weiteren Schutzschild, der um einiges stärker war, als der Alte. Erschöpft taumelte er und wurde von Fenrir aufgefangen. „Was war das?“ fragte Gryffin aufgeregt. Dieses Zischen hatte sich furchtbar angehört und ihm eine Gänsehaut gemacht. „Parsel.“ flüsterte Harry müde. „Die Schlangensprache.“ ertönte eine Stimme hinter ihnen. Fenrir, der Harry festhielt drehte sich um und sah direkt in die schwarzen Augen des Tränkemeisters. „Severus…“ sagte Harry und lächelte. „Harry.“ sagte Snape und nickte dem jüngsten in der Runde zu. Dann richteten sich die schwarzen Augen wieder auf den Alpha und wurden kühler. „Ein kompletter magischer Schild, in seinem Zustand? Seid ihr wahnsinnig?“ zischte der Zauberer. „Pass auf, was du sagst, Snape.“ grollte Fenrir drohend, doch Angesprochener zog nur eine Braue hoch. „Drohst du mir?“ spottete Severus. „Bring ihn rein. Er sollte sich nicht erkälten.“ Severus nickte zu Harry. „Ich komme gleich vorbei.“ Fenrir konnte nur noch zusehen, wie sich die schwarz gewandete Gestalt entfernte und knurrte. „Ich kann selber laufen.“ sagte Harry ruhig und machte sich aus Fenrirs Umarmung frei. Er war für den Älteren nur eine Pflicht. Er hatte ihn gebissen und war jetzt für ihn verantwortlich, nicht mehr und nicht weniger. Harry wollte sich keine Hoffnungen machen, hatte der Werwolf doch deutlich gemacht, dass er Harry nur als Teil des Rudels sah, nicht mehr und nicht weniger. Es schmerzte ihn, aber er akzeptierte, dass der Werwolf auf Abstand ging. Harry wandte ihm den Rücken zu und folgte Severus zurück zu den Häusern. Er konnte ja noch eine Nacht bei Fenrir sein. Dieser Gedanke gab ihm etwas Trost, wurde aber sofort zerstört, als Lisa lächelnd auf ihn zulief. „Harry, die Männer haben sich extra beeilt. Dein Haus ist jetzt schon fertig. Komm.“ lachte sie und zog Harry mit sich. Er sah sich um. Die Wände waren aus nackten Holzbalken, wie in einem Blockhaus. Die Fenster waren groß und so war es angenehm hell hier drin. Der holzboden wirkte poliert. Alles in Allem war es ein sehr schönes Haus, mit einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, einer Küche, einem Bad und einem freien Zimmer. Er sah zu einer Türe, die vom Wohnzimmer aus nach draußen führte. Da würde wohl das Klassenzimmer angebaut werden. Aus dem Fenster beobachtete er einige Männer, die schon mit dem Unterbau begonnen hatten. „Es ist wirklich sehr schön geworden.“ sagte er und bemühte sich um einen glücklichen Gesichtsausdruck. Lisa bemerkte nichts, Harry war wirklich ein guter Schauspieler. Er sah auf, als Severus rein kam. Dankbar nahm er die Tränke entgegen, die der Tränkemeister mitgebracht hatte und nahm einen nach dem Anderen. Er spürte, wie seine Kraftreserven sich auffüllten und er krempelte die Ärmel hoch. Mit seinem Zauberstab bewaffnet ging er nun von Raum zu Raum und beschwor Möbel, Teppiche, Vorhänge und allerlei Sachen herbei, die man so brauchte, wie Geschirr, Besteck, Handtücher und Bettzeug. Lisa sah ihm fasziniert dabei zu. Sie staunte über das, was Harry mit seinem Zauberstab alles machen konnte. „Das ist ja unglaublich. Wann fängst du mit dem Unterricht an?“ fragte sie und war sofort Feuer und Flamme. Harry lächelte sie schüchtern an. „Sobald das Klassenzimmer fertig ist. Ich denke Übermorgen.“ Lisa strahlte. „Ich sitze in der ersten Reihe!“ versprach sie und verabschiedete sich dann, um nach ihren Kindern zu sehen. Als die Tür hinter ihr zufiel war Harry ganz alleine. Severus war gegangen, als er mit dem Einrichten angefangen hatte. Der Tränkemeister hatte ihm auch seine Sachen mitgebracht, die noch bei Fenrir waren. Seufzend ging er in seine Küche. Er setzte Wasser auf und zog sich dann mit seinem Tee und einem Buch auf das Sofa zurück. Draußen wurde es immer dunkler und es hatte erneut zu schneien begonnen. Das Buch lag unbeachtet in seinem Schoß und sein Tee war schon lange kalt. Harry hatte nur aus dem Fenster gesehen und dem Schneetreiben zugesehen. Er vermisste den Leitwolf schrecklich und wünschte, die Werwölfe wären nicht so gute Baumeister. Seit Harry ausgezogen war waren nun bereits zehn Tage vergangen. Die Laune des Alphas sank jeden Tag weiter, bis er kurz vorm Explodieren war. Er konnte nicht zugeben, dass er schlecht schlief, seit Harry fort war, aber genau so war es. In den letzten beiden Tagen waren einige Werwölfe angekommen. Viele aus seinem Rudel, die in der Zaubererwelt arbeiteten und Informationen beschafften, aber auch einige aus anderen Rudeln. Sie alle kamen zusammen, um den Jahreswechsel zu feiern, so auch Amber und Thomas. Amber würde bei Lisa und Gryffin unterkommen und Thomas bei ihm selber. „Rose ist wirklich traurig, dass sie nicht dabei sein kann. Sie wollte Harry auch so gerne kennenlernen. Seit ich ihr von ihm erzählt habe lässt sie mich nicht mehr in Ruhe.“ sagte Amber. „Wo ist Harry eigentlich?“ Fenrir warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist 13:00 Uhr. Er dürfte im Unterricht sein.“ vermutete Fenrir scheinheilig. Er wusste genau, wo sich Harry zu welcher Uhrzeit aufhielt. „Unterricht? Aber er ist doch schon…wie alt ist er denn? 24, oder nicht?“ Amber war überrascht. Jedes Rudel hatte eine Schule, wo die Kinder Lesen, Schreiben und Mathe lernten und zusätzlich das Überleben in der Wildnis trainierten. Fenrir schüttelte den Kopf. „Wir haben eine neue Schule. Er unterrichtet die Werwölfe mit magischem Potential in Magie.“ Amber zog überrascht die Brauen hoch. „Er unterrichtet? Aber er ist doch so schüchtern und verschreckt.“ Erneut schüttelte Fenrir den Kopf. „Er leistet sehr gute Arbeit. Harry ist ein hervorragender Lehrer. Er ist sehr geduldig und erklärt alles so oft, wie nötig.“ Amber lächelte. Fenrir schwärmte richtig für den Kleinen. „Das würde ich gerne sehen.“ sagte sie und Fenrir führte sie zu einer Hütte. Sie gingen auf den Anbau zu und Fenrir klopfte an. „Oh, sieht aus, als bekommen wir Besuch. Wer öffnet die Tür?“ fragte Harry und ein Junge von etwa 15 Jahren stand auf, zog seinen Zauberstab und die Tür krachte mit einem lauten Rums auf. Harry lächelte. „Leg die Betonung nächstes mal auf die vorletzte Silbe, ja? A-lo-ho-MO-ra.“ der Junge nickte eifrig und setzte sich wieder. Harry sah zur Tür und sofort wurde sein Magen wieder zu Eis. Er hatte nicht mehr wirklich mit Fenrir gesprochen, seit er ausgezogen war. „Was für eine Überraschung.“ sagte er und lächelte gequält. Dann entdeckte er Amber und winkte ihr lächelnd zu. „Gut, wir brauchen drei Stühle.“ stellte er fest und deutete auf ein Mädchen, das etwa so alt war, wie der Junge von vorher. Um diese Uhrzeit unterrichtete er die Kinder von 11 bis 15. „Amy, versuchst du es?“ fragte er lächelnd. Das Mädchen sah ihn entsetzt an und schüttelte abwehrend den Kopf. Harry ging zu ihr und hockte sich neben sie. „Amy, du kannst das doch. Mit dem Glas hat es doch auch geklappt.“, „Das Glas hatte einen Sprung.“ verbesserte Amy ihn. „Na komm.“ bat Harry sie und sie stand auf, schwang den Zauberstab und rief mit einem Accio drei Stühle herbei. Harry riss seinen Zauberstab hoch und bremste die Stühle ab, die sonst mitten in die Kinder gekracht wären. „Das war sehr gut. Aber du verschluckst die letzte Silbe zu sehr. Versuch es noch mal mit…Tee?“ fragte er in Richtung der Besucher. Die drei nickten. Amy hob erneut den Zauberstab und rief drei Tassen Tee, die tatsächlich in einem Stück und langsam zu den Besuchern schwebten. „Perfekt.“ lobte Harry und fuhr dann mit dem Unterricht fort. Die Kinder lernten gerade den Schwebezauber und als Harry bei einem Jungen stand, um ihm zu helfen geschah es. Der Junge sollte die Feder vor sich zum Schweben bringen, aber mit einem Ruck schnellte sein Buch in die Höhe und schlug Harry ins Gesicht. Er taumelte ein Stück zurück und der Junge entschuldigte sich unter Tränen. Harry unterdrückte die Tränen, die ihm vor Schmerz in die Augen geschossen waren. Er sah aus dem Augenwinkel, wie Fenrir auf ihn zu kam. Er spürte, wie heißes Blut aus seiner Nase schoss. „Alles in Ordnung. Nick, beruhige dich. Sieh mal.“ Harry zielte mit seinem Zauberstab auf sein Gesicht und mit einem leisen Knacken war die Nase gerichtet, dann ließ er noch das Blut verschwinden. „Dafür lernst du das doch hier. Es ist wirklich alles in Ordnung.“ beruhigte er den Jungen, der schniefend nickte. „Als ich noch ein Schüler war habe ich meinen Lehrer bestimmt zwei mal in Brand gesteckt. So etwas passiert einfach.“ Fenrir beobachtete das ganze nur und kehrte dann zu Amber zurück. „Ich habe noch etwas zu erledigen.“ flüsterte er ihr zu und verließ das Gebäude. Er konnte nicht in Harrys Nähe sein. Zu deutlich war die Sehnsucht in Harrys Augen zu sehen gewesen. Der Jüngere mochte ihn zu sehr. Er musste das stoppen. Auf dem Hauptplatz begegnete ihm geschäftiges Treiben. Die Rudelmitglieder schmückten die Häuser und errichteten einen großen Holzhaufen. An diesem Abend war die Jahreswendfeier. Fenrir würde das Feuer entzünden und dann zum Feiern in sein Haus gehen. Die einzelnen Haushalte kochten schon seit mehreren Tagen. Es würde ein Festessen geben, wie jedes Jahr. Endlich war es soweit. Fenrir entzündete das Feuer und dann zogen sich alle in Fenrirs Haus zurück, um zu feiern. Die jungen Erwachsenen und einige der Jugendlichen, die noch nicht gebunden waren würden dann später wieder zum Feuer gehen und ihr eigenes Fest feiern und vielleicht jemanden kennenlernen zu diesem Zweck waren auch viele aus den anderen Rudeln hergekommen. Fenrir trank mit den anderen Rudelführern, die nun alle angekommen waren und unterhielt sich mit den entsprechenden Gefährten. Immer wieder irrte sein Blick zu Harry, der mit einigen aus seinem Rudel und Severus zusammensaß und offenbar über den Unterricht sprach. Es war ein normales Bild geworden. Egal, wo Harry war, wurde er immer wieder angesprochen. Man stellte ihm Fragen und wollte noch mehr über den Unterricht wissen, aber anstatt genervt zu sein, schien es Harry sogar zu freuen. Um halb elf erhob Fenrir sich und bat alle um Ruhe. „Es ist bald elf Uhr. Es wird Zeit, zu gedenken. Holt eure Gaben und dann seid um elf beim Friedhof.“ Harry hatte von dem Brauch gehört und sich vorbereitet. Diejenigen, deren Angehörige Gräber hier hatten würden ihre Gaben zu den Gräbern bringen. Die Anderen würden ihre zu einem Felsen bringen, der in der Mitte des Friedhofs stand. Harry lief in sein Haus und holte einen kleinen Korb. Er hatte für jeden den er verloren hatte eine Blüte so mit Magie belegt, dass sie sehr lange halten würde. Auf dem Friedhof verteilten sich die Leute, wobei die meisten zum Felsen liefen. Harry folgte ihnen, stelte sich aber ganz hinten an. Er war neu hier, er wollte den Anderen den Vortritt lassen. Als er dran war trat er vor und kniete sich hin. Er öffnete den Korb und holte die Blüten heraus. Zwei für seine Eltern, jeweils eine für Cedric, Remus und Tonks, Fred, Sirius, Mad Eye, Schacklebold, Dobby und noch einige weiter für seine Mitschüler, die den Endkampf nicht überlebt hatten. Alles in Allem waren es 26 Blüten. Er schloss kurz die Augen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er sah auf. Hinter ihm stand Severus, der ihn traurig anlächelte. „Du hast viele verloren.“ stellte er mit Blick auf die Blüten fest. Er kniete sich neben Harry und fügte seinen Blüten noch eine aus Eis bei. Eine Lilie. „Meine Mom?“ fragte Harry und sah seinen ehemaligen Lehrer traurig an. Severus nickte nur und sah dann zu Harry. „Du bist ihr ähnlich, weißt du?“ Harrys Hand wanderte zu seinen Augen, die trotz seiner Verwandlung nun wieder moosgrün waren, aber Severus schüttelte den Kopf. „Nein, obwohl es ihre Augen sind, aber das meine ich nicht.“ Severus blickte auf die Lilie und lächelte traurig. „Dein Charakter.“ Harry sah ihn fragend an, aber Severus schüttelte nur den Kopf. Der Tränkemeister erhob sich. „Ich gehe wieder rein. Die Kälte ist nichts für jemanden, der kein Werwolf ist.“ er lächelte und drehte sich um. Harry sah ihm nach, bis er ihn aus den Augen verlor. Er war der letzte auf dem Platz. Langsam erhob er sich. Severus hat sie wirklich geliebt. dachte er und sah auf die Lilie, die zwischen seinen Blüten lag. Er wollte gerade Severus nachgehen, da bemerkte er eine Bewegung auf dem Friedhof. Langsam ging Harry einige Schritte darauf zu, blieb aber stehen, als er Fenrir sah, der vor einem Grab kniete. Harry wich hinter einen Baum zurück und beobachtete Fenrir. Der Leitwolf entzündete zwei Kerzen und stellte sie auf den Grabstein. Nachdem der Alpha fort war trat Harry langsam näher. Er ging auf den Grabstein zu und blieb davor stehen. „Tobias Greyback“ und zwei Daten. Der Mann war nur siebenundzwanzig geworden. Darunter stand „Und das Kind unter seinem Herzen“. Harry griff sich an die Brust, die furchtbar eng geworden war. Er hatte ein Kind erwartet. Ohne sich Gedanken zu machen, wie das möglich war liefen Harry Tränen über die Wangen. Hier lag Fenrirs Familie. Sein Gefährte und das ungeborene Kind. Schluchzend barg Harry sein Gesicht in den Händen. Er wusste nicht genau, wieso ihn das so mitnahm und warum er um jemanden trauerte, den er nicht einmal kannte, doch. Er trauerte nicht um Tobias Greyback, sondern um Fenrir. Er zog seinen Zauberstab und schwang ihn einmal kurz. Er sah zu, wie sich erst langsam, dann immer schneller eine Pflanze durch den Schnee kämpfte. Als er fertig war stand auf dem Grab ein kleiner Rosenbusch mit weißen Blüten. Die Tür schlug auf. Fenrir hob den Kopf, um zu sehen, wer so leichtsinnig war, hier einfach so einzudringen. Er erhob sich, als er Gryffin erkannte. „Gryffin! Was soll das?“ fauchte er gereizt. Seit der Jahreswendfeier waren einige Tage vergangen und zu dieser Zeit war Fenrir immer besonders leicht zu reizen. Gryffin musste also einen guten Grund haben, um her zu kommen. Der Beta keuchte, offenbar war er gerannt. „Fenrir. Sie haben sie!“ rief er. „Wer hat wen?“ knurrte Fenrir. „Sie, also Dumbledore und das Ministerium. Sie haben Informationen über unseren Aufenthaltsort! Wir müssen weg hier!“ rief Gryffin. Fenrir war sofort bei ihm. „Woher?“, „Ich weiß es nicht.“ gab Gryffin zu und sie rannten raus. „Wir wurden entdeckt! Flieht! Zum geheimen Quartier!“ brüllte Fenrir und für einen Moment herrschte Stille, dann rannten die Leute durcheinander, informierten andere, holten ihre Kinder. Plötzlich wurde die Luft von Rauschen erfüllt. Überall ploppte es und eine ganze Truppe Zauberer erschien in ihrem Dorf. Die Werwölfe disapparierten und nahmen diejenigen mit, die nicht zaubern konnten. Fenrir verwandelte sich und begann zu kämpfen. Harry sah auf. Draußen war lauter Tumult ausgebrochen. Er unterrichtete gerade die Jüngsten, denn er hatte beschlossen, dass man auch vor elf Jahren schon einige magische Fähigkeiten erwerben konnte. Nicht viel, die Kinder lernten nur den herbeirufe Zauber und ein paar kleine Kunststücke, für mehr reichte ihre Kraft noch nicht aus. Harry lief auf das Fenster zu und riss die Augen auf. Männer mit Zauberstäben und dunkelblauen Roben schossen auf die Werwölfe. Harry erkannte die Umhänge und die darauf befestigten Abzeichen. Eine neue EInheit des Ministeriums, dazu ausgebildet, magische Geschöpfe zu jagen. Albus Dumbledore hatte diese Einheit gegründet und wurde dazu noch beglückwünscht. Als das geschah, war Harry zu sehr mit seinem eigenen Leid beschäftigt und da Remus tot war, kannte er keine Werwölfe, jetzt aber wo er Freunde unter diesen Geschöpfen gefunden hatte und selbst zu einem der Ihren geworden war, konnte er die Augen nicht mehr davor verschließen. Die Kinder hinter ihm wimmerten ängstlich. Harry drehte sich rasch um und ging lächelnd auf sie zu. „Keine Angst. Uns passiert nichts. Ich bin ja auch noch da.“ Harrys Stimme klang nicht so sicher, wie er es sich gewünscht hätte. Er hatte auf der letzten Versammlung von dem geheimen Rückzugsort erfahren, da er ja nun auch zum Rudel gehörte. Eilig lief er auf einen Schrank zu und holte eine Kiste mit allerlei Dingen heraus, die er für den Verwandlungsunterricht nutzte. Kleine Gummibälle, Würfel, ein Kamm, mehrere Spielzeugautos und eine angeknackste Tasse. Er kippte die Sachen auf seinen Tisch und verwandelte sie eilig in Portschlüssel. Er sah die Kinder eindringlich an. „Jeder von euch nimmt sich jetzt ein Teil von dem Tisch. Ihr werdet dann zum Rückzugsort gebracht. Eure Eltern sind sicher schon da. Ihr dürft auf keinen Fall loslassen. Es ist nicht angenehm, aber lasst unter keinen Umständen los!“ Die Kinder nickten und als er das Signal gab griffen sie nach den Portschlüsseln. Die Tür flog auf und ein Zauber sprengte den Tisch gegen die Wand. Drei der Kinder hatten gezögert und die Portschlüssel waren nun außer Reichweite. Harry schob die Kinder hinter sich und umklammerte seinen Zauberstab. „Protego!“ brüllte er, als die ersten FLüche auf ihn zuflogen. Das konnte er unmöglich schaffen. Vor ihm standen drei ausgebildete Ministeriumszauberer. Die absolute Elite. Er konnte nicht kämpfen und gleichzeitig die Kinder schützen. „Bleibt hinter mir.“ befahl er den Kindern und verstärkte sein Schutzschild noch einmal. Eines der Kinder schrie, als ein Fluch nur knapp neben ihm ein Loch in die Wand brannte. Fenrir war bald voller Blut. Die meisten waren fort, nur noch die, die kämpfen konnten waren übrig. „Rückzug!“ brüllte er, dann hörte er jemanden „Protego“ rufen. War Harry noch hier? Er hatte die Stimme erkannt. Sein Blick irrte herum, dann bemerkte er das Leuchten von Flüchen, das durch die Fenster des Klassenzimmers drang. Ein lauter Knall, dann das Schreien eines Kindes. „Da sind noch Welpen in der Schule!“ die Werwölfe sahen alarmiert auf und ohne zu zögern preschten sie los. Kinder waren unendlich wertvoll, besonders für Werwölfe, denn es gab nie sehr viele. Fluchend rannte der Leitwolf los. Es war nicht nur die Sorge um die Kinder, die ihn antrieb. Das Wissen, dass Harry da drin war schien ihm Schwung zu geben. Harrys Zauberstabarm zitterte. Die Schutzzauber waren sehr stark, raubten ihm aber auch viel Kraft. Schweiß rann ihm über den Körper und er atmete schwer. Er spürte Hände, die sich an ihn klammerten und wusste, er konnte nicht aufgeben. Ein schwerer Fluch traf seinen Schild und ließ ihn flackern. Er biss die Zähne zusammen und hielt den Zauberstab erhoben. Immer mehr Flüche prasselten auf ihn nieder und dann konnte Harry den Zauber nicht mehr halten. Er wirbelte herum und zog die Kinder an seine Brust. Er versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen. Als die ersten Flüche ihn trafen schrie er auf. Etwas heißes lief über seinen Rücken. Der Schmerz ließ ihn Sterne sehen. Er hörte laute Stimmen, dann geschrei. Nicht loslassen, du darfst sie nicht loslassen. Sagte er sich immer wieder, während er sich wünschte, er wäre breiter gebaut, um den Kindern mehr Schutz bieten zu können. Große Hände griffen nach ihm. Er schrie, seine Hände wurden von den Kindern gelöst. Sie griffen ins leere, wieder und wieder. Er versuchte, sich zu wehren, aber der Griff um seinen Körper war zu stark. Den Sog des Apparierens bekam er kaum noch mit, so sehr gefangen war er in seiner Panik und dem Schmerz, der sich von seinem Rücken aus über seinen ganzen Körper ausbreitete. Fenrir und die Anderen stürmten die Schule. Er sah, wie Harry vor Erschöpfung der Zauberstab aus der Hand fiel, sah, wie Harry die Kinder an sich zog, wie er selber zum Schutzschild wurde, sah den Fluch, dann das Blut. Harrys Schrei. Fenrirs Körper schien auseinander zu reißen. Er brüllte und fiel nach vorne. Schwere Pranken schlugen auf dem Boden auf. Ein massiger Schädel mit wütend gebleckten Fangzähnen hob sich und dann sprang er mitten unter seine Feinde. Die Überraschung der Zauberer verschaffte ihm und seinen Leuten Zeit. Sie hatten nicht damit gerechnet, zwei Wochen vor Vollmond und dann noch mitten am Tag, dieser Bestie zu begegnen. Sie starben schnell. Fenrir lief auf Harry zu und wurde im Laufen wieder zum Mann. Er hatte sich noch nie ohne Vollmond verwandelt. Es war schon besonders, dass er zwei Tage vor und zwei Tage nach dem Vollmond dazu in der Lage war, aber zu Neumond? Er griff nach Harry. Der junge Mann wehrte sich verzweifelt, schrie immer wieder nach den Kindern. Gryffin musste ihm helfen und Harrys Hände von den Kindern lösen. Fenrir zog ihn an sich, während zwei seiner Leute den Eingang zur Schule bewachten. „Wie sind die anderen Kinder weggekommen?“ fragte Gryffin, die ziemlich verstörten Kinder. Einer der Jungen deutete auf einige Dinge, die auf dem Boden lagen. „Er hat gesagt, das sind…Boardschlüssel.“ stammelte das Kind. „Portschlüssel!“ rief Fenrir aus. Er wies seine Leute an, nach den Dingen zu greifen, denn viele von ihnen waren nicht in der Lage zu apparieren. Als alle fort waren hob er seinen Zauberstab und dann war auch er verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)