Mutter werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr von MuadDib ================================================================================ Kapitel 7: Abwesenheit ---------------------- Ayumi öffnete die Tür und war sehr verwundert, dass Akane so spät noch davorstand. „Nanu? Was machst du denn hier?“, fragte sie und öffnete, ihre Freundin musternd, die Tür ganz. Akane strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Tut mir leid, dass ich störe. Könnte ich heute bei dir schlafen?“ Ayumi hob die Augenbauen aber ließ ihre Freundin eintreten. In ihrem Zimmer setzte sich die junge Tendo auf einen Stuhl und legte ihre Hände in den Schoß, als Ayumi sich auf dem Bett breit machte. „Bist du abgehauen von zu Hause?“, fragte sie. „Könnte man so sagen, ja. Hatte ein bisschen Stress mit meinem Freund.“ Akane wusste, dass Ayumi in Ranma verknallt war aber das hinderte sie nicht daran, mit ihr befreundet zu sein. Es stand ihrer Freundschaft zumindest nicht im Wege. Sie wusste nicht mal, ob das etwas Ernstes war. Ayumi war eine hübsche junge Frau, die sicher genug Verehrer hatte und Akane konnte sich nicht vorstellen, dass sie diese links liegen lassen würde, nur um einen Jungen hinterherzujagen, den sie eh nicht bekommen würde. „Oh man, was hat er nun wieder gemacht?“ Akane konnte sehen, wie Ayumi ihre Augen verdrehte. Sie gab ja zu, dass sie dem armen Kerl oft zu Unrecht etwas unterstellte und ihn deswegen vermöbelte. Diesmal hatte es aber einen Grund. „Ach weißt du, manchmal ist er einfach ein Arschloch. Wenn man ihn nicht so oft sieht, könnte man denken, dass er der liebe Schwiegersohn von nebenan ist. Aber wenn man vierundzwanzig Stunden mit ihm zusammen ist, dann ist er ganz schön anstrengend auf Dauer...“ Akane zog etwas gereizt die Augenbrauen zusammen. Sie hatte gehofft, hier mal nicht an ihn denken zu müssen. Also lenkte sie das Thema auf eine Pop Band, die auf einer Zeitung abgedruckt waren, die auf Ayumis Schreibtisch lag. Dankbar, dass ihre Freundin sofort darauf ansprang, gackerten sie eine ganze Weile und bestaunten die vielen bunten Outfits der Popkultur. Doch eine Frage nagte an der Tendo und sie schweifte immer wieder in Gedanken ab. „Ayumi, du warst doch auch letztes Jahr auf Kunos Feier, oder?“, fragte sie schließlich. „Ja, wieso?“ „Hast du dort Bilder gemacht?“ Ihre Freundin stand auf und ging an eine Pappschachtel. „Ja, hab ich.“, sagte sie, wärmend sie die Schachtel auf den Schreibtisch stellte und den Deckel abhob. Darin befanden sich zahlreiche Polaroid - Bilder, auf deren Rückseite das Datum und Ort notiert war, wie Akane erfreut feststellte. Ayumi griff nach einem kleinen Packen, der mit einem Gummi umwickelt war. „Hier, das sind die Bilder, die ich gemacht habe. Ich hab noch ein paar auf dem Smartphone und ein Video.“ Akane nahm den Pack entgegen und sah sich die Bilder durch. Auf einigen war Ranma zu sehen, wie er mit Ryoga Armdrücken machte. Dann eines, wo Tatewaki als Samurai verkleidet auf einem Stuhl stand und irgendetwas sagte, wenn man seine Haltung interpretierte. Dann nahm sie eins, wo im Hintergrund jemand stand, der sich über eine der Bowleschüsseln gebeugt hatte. Im Vordergrund standen zwei aus der Parallelklasse von damals. Akane legte das Bild weg und nahm das Nächste. Auf diesem konnte man deutlich sehen, wie betrunken Ranma war, denn seine rote Nase und die glühenden Wangen, sagten alles. Den Typ, der neben ihm stand, kannte sie nicht aber der Kerl hatte einen Joint in der Hand, wie sie an der typischen Form erkennen konnte. Hatte ihr Verlobter vielleicht doch etwas geraucht? In diesem Falle sollte er sich nicht wundern, dass alles so in die Hose gegangen war. „Es hatte echt Spaß gemacht. Ranma hat Tatewaki erst vermöbelt und dann Kodashi geschickt dazu gebracht, von ihrem eigenem Höllengesöff zu trinken.“ erklärte das brünette Mädchen. „Achso? Ranma meinte mal angedeutet zu haben, dass Kodashi ihm irgendetwas zu trinken geben wollte.“ „Ja, die hing ständig an ihm. Aber er hat sie dann mit dem Kopf in die Schüssel getaucht und sie hat sich selbst mit ihrem Schlafmittel abgeschossen.“ „Wenn ich das so raus hörte, muss ja einiges los gewesen sein. Meine Schwester meinte, dass die Polizei noch da war?“ „Irgendwelche Nachbarn hatten sich beschwert. Es war zu laut geworden. Dann war die Fete einfach zuende. Deine Schwester hat sich vorher noch aus dem Staub gemacht. Und Kuno, Ranma und dieser Junge, der sich ständig verläuft waren auch weg. Aber alles in allem wars echt geil! Warte ich zeig dir was...“ Ayumi nahm ihr Telefon vom Nachtisch und zeigte Akane das Video, was ihr jemand zugeschickt hatte. Die junge Tendo betrachtete es und musste schmunzeln, denn ein paar der Jungs hatten die Schuluniformen mit den Mädchen getauscht und äfften sie nach. Im Hintergrund bemerkte sie nur kurz etwas, was sie noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte, deswegen spielte sie das Video ein weiteres Mal ab. Ja, kein Zweifel. Das Bild war zwar unscharf aber diese roten Haare würde sie auf hundert Kilometer erkennen. Ranma rannte mit einem Kimono im Hintergrund herum, dicht gefolgt von Kuno. Das muss wohl kurz vor dem Moment gewesen sein, in dem die beiden Sex gehabt hatten. Dann wackelte das Bild, weil jemand hektisch die Kamera bewegte und nur lautes Rufen war noch zu hören. Dann stoppte das Video. „Danke. Meine Güte, da war ja echt was los!“ „Sag ich ja.“ Es klopfte an der Tür und Ayumis Mutter brachte den beiden Mädchen einen kleinen Snack. „Hallo Akane. Ich habe euch etwas zu trinken mitgebracht“, sagte die Dame im mittleren Alter und stellte das Tablett auf den Tisch ab. „Ich lege den Futon draußen vor die Tür.“ meinte sie dann noch und wünschte beiden eine gute Nacht. „Weist du ob Ranma was geraucht hat in der Nacht?“, fragte Akane nachdem die Mutter das Zimmer wieder verlassen hatte. Ihre Freundin sah Akane überrascht an. „Nein. Er hatte nur Bier und Sake und etwas zu viel gegessen glaube ich.“ Ranma war wirklich ziemlich verfressen, dass hatte sie auch während er schwanger gewesen war des Öfteren feststellen müssen. Manchmal hatte sie das Gefühl gehabt, er platze gleich, dann erinnerte sie sich das er ja für zwei aß. Hoffentlich hatte Isamu nicht den Appetit Ranmas geerbt. Sie würden dann womöglich noch einen Kredit aufnehmen müssen, um die vielen Lebensmittel zu bezahlen, dachte sie innerlich schmunzelnd. „Als meine Schwester ihn morgens ins Haus gelassen hatte, war er ziemlich dicht und ich glaube auch ganz schön bekifft. Kasumi meinte, dass er nicht mehr sprechen konnte und irgendwie merkwürdig dreinschaute. Aber manchmal glaube ich, meine Schwester ist selbst etwas plemplem und bekommt nicht alles mit, was um sie passiert.“ Akane lachte leise. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass Ranma irgendwas Illegales zu sich genommen hatte. Zumindest nicht freiwillig und bewusst. „Da fällt mir ein. Da war so ein Kerl, aus einer anderen Schule, der hatte so eine kleine Tüte dabei, die er ein paar Jungs gezeigt hatte. Ich hab mitbekommen, als einer meinte, er würde sich nicht trauen Sayo anzusprechen. Du weißt schon, diese Komische aus der Zehnten.“ Akane nickte. „Er gab eine der Tüten an den Kerl weiter. Irgendwann hatte man Sayo und ihn zusammen gesehen, wie sie ziemlich vertraut in der Ecke hockten. Ich glaube der Kerl stand später eine ganze Weile bei den Getränken.“ „Weist du was das für ein Zeug war?“ „Nein, tut mir leid. Heißt das Ranma war high?“ Ayumi kicherte wie ein kleines verliebtes Mädchen. „Schade das ich ihn nicht mehr gesehen habe.“ Akane war dankbar dafür, dass die zwei sich nicht begegnet waren. Nachher hätte Ayumi noch ein Kind bekommen. „Dann hat der Kerl also Drogen in die Getränke gemischt. Das hätte aber gefährlich ausgehen können. Es reagiert ja nicht jeder gleich auf so Zeug.“ Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. „Hab nicht mitbekommen, ob da was drin war oder nicht.“ „Wer weiß...“, murmelte sie dann. Das entschuldigte aber in keiner Weise, dass er sich nun von ihre entfernte. Akane lag zwei Stunden wach, drehte sich von der einen auf die andere Seite und fand einfach keine Ruhe. Ob es die richtige Entscheidung gewesen war, weg zu gehen? Als Akane am Sonntagmorgen vor den hohen Mauern ihres Elternhauses zum Stehen kam, wusste sie nicht genau, ob sie nun reingesehen sollte oder nicht. Sie hatte etwas bedenken, Ranma könnte drinnen auf sie warten und der ganze Streit von gestern neu entflammen. Aber sie brauchte ja Kleidung. Sie konnte schlecht die ganze Woche im Gleichen herumrennen und außerdem musste sie ihre Arbeitskleidung haben. Zögerlich betrat sie das Gelände und stieg leise die paar Stufen zur Haustür hoch. Drinnen hörte sie ein paar Stimmen, aber Ranmas war nicht darunter gewesen. Stattdessen meinte Genma zu ihrem Vater „Na, der ist gestern Hals über Kopf rausgerannt. Um den mach ich mir keine Sorgen.“ Also war ihr Verlobter gar nicht da, was für ein Glück. Akane gab der Tür einen leichten Schups, so dass sie aufglitt und betrat das Haus. Im kurzen Flur stand Nabiki, die ihre Taschen bereitstellte und den großen Sack, in dem ihre Wäsche drin war, zusammengefaltet auf die oberste Tasche legte. Als sie Akane sah, winkte sie ihr kurz zu. „Schwesterherzchen, da bist du ja wieder.“, sagte sie. Akane nickte stumm. „Ranma ist nicht da, falls du dir Sorgen machst, ihm zu begegnen.“, erklärte ihr dann ihre ältere Schwester. „Ja, hab ich mir gedacht. Ich hörte Saotome-sama, als ich draußen vor der Tür stand. Wollte mir nur ein paar Sachen holen und dann geh ich wieder.“, damit stieg sie die Treppe hinauf, um in ihr Zimmer zu gehen und sich für ein paar Tage Kleidung herauszusuchen. Wo sie schlafen würde, wusste sie jetzt noch nicht genau. Vielleicht konnte sie noch eine Weile bei Ayumi bleiben. Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufsehen und innehalten. „Ja?“, fragte sie und drehte sich zur Tür um. Ihre Schwester betrat das Zimmer und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sag mal, du meinst das wohl ganz schön ernst, nicht mehr hier zu wohnen, oder?“ Akane seufzte leise. „Nein, nur für ein paar Tage. Ich kann Ranma gerade nicht ertragen, so wie er sich anstellt.“ Sie ließ sich auf dem Drehstuhl am Schreibtisch nieder während sich Nabiki auf die Bettkante setzte und die Beine übereinanderschlug. „Was hat er denn gemacht? Hab nur gehört wie du ihm eine verpasst hast. Ist er dir an die Wäsche? Ich dachte das wolltest du?“ Akane wurde etwas rot um die Nase, als sie verlegen wegschaute. „Ja, schon. Aber nein, das Gegenteil ist passiert. Jetzt wo er weiß, wie Isamu entstanden ist, meint er, er könne mich nicht mehr so lieben, wie er es gern wollte.“ Nabiki schnaufte leise. „Ach, Akane... Der Typ ist echt nicht einfach. Wieso suchst du dir nicht einen Kerl, der einfacher zu erziehen ist.“ „Was? Erziehen? Genau das ist es doch, was ich an ihm so interessant finde. Jeder Tag ist anders.“ Akane strich sich verlegen die Haare hinter die Ohren. Sie konnte ja selbst nicht glauben, was sie da sagte. Sie liebte ihn wirklich, mittlerweile hatte sie sich das eingestanden. Aber manchmal hasste sie ihn auch. Vielleicht war das wirkliche Liebe? Jemanden hassen zu können aber auch lieb zu haben. „Weißt du was?“, fragte Nabiki und klatschte in die Hände. Akane schüttelte den Kopf und wartete gespannt, was ihre Schwester zu verkünden hatte. „Du kommst einfach mit zu mir in die WG. Da gibt’s ne Menge zu sehen, was dich von Ranma ablenken wird. Und du kannst mal den Kopf frei bekommen.“ „Das geht doch nicht. Deine Mitbewohner werden sicher was dagegen haben.“ „Quatsch. Komm, pack deinen Kram zusammen. Der Zug fährt in zwei Stunden und ich muss vorher noch bei Kasumi meine Sachen holen.“ Widerwillig stimmte Akane ihrer älteren Schwester zu. Vielleicht wäre das die bessere Alternative, denn jeden Abend nicht zu wissen, wo sie unterkam, war kein guter Gedanke. Und das konnte sie weder sich, noch ihrem Vater antun, der sich sicher riesige Sorgen machte, würde er es erfahren. „Gut.“ Keine halbe Stunde später stand Akane mit einer großen Tasche am Treppenende und wartete auf Nabiki. Ihr Vater versuchte, sie zu überreden, es sich noch mal zu überlegen und doch da zu bleiben. „Tut mir leid, Paps. Aber solange Ranma nicht einsieht, was er falsch gemacht hat, werde ich nicht wiederkommen. Irgendwann muss er mit den Konsequenzen leben.“, erklärte sie ihm. „Bitte, Akane. Das musst du nicht tun. Ich schmeiße einfach Ranma raus, dann kannst du hierbleiben.“ „Das geht nicht. Wo soll er und das Kind schlafen? Es ist schon okay für mich. Nabiki passt schon auf mich auf. Außerdem weißt du ja, wo du mich finden kannst.“ Akane stellte sich auf die Zehnspitzen und gab ihrem alten Herrn einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn zum Abschied nochmal. „Ist ja nicht für ewig.“, murmelte sie und lächelte ihn an. Er weinte, wusste er doch, dass nun alle drei Mädchen aus dem Haus waren. Und er konnte nichts daran ändern. Nabiki klingelte an der Tür, aber keiner machte auf. Akane stand an der Straßenecke, da sie keine Lust hatte ihm zu begegnen und wartet auf ihre Schwester, die etwas zornig dreinblickend auf die zukam. „Hast du alles?“, fragte die jüngste Tendo. „Nein, ist keiner zuhause. Kannst du morgen hier noch mal vorbei gehen und die Sachen holen, wenn du von der Arbeit fertig bist?“, fragte Nabiki und ging weiter. „Eigentlich... ja, kann ich machen.“ Akane hatte keine Lust dazu, aber es war eben nur logisch, da ihre Arbeit nicht weit von der Praxis entfernt war. Aber zum Glück weit genug vom Dojo, so dass sie auf keinen Fall Ranma über den Weg laufen würde. Die beiden Schwestern machten sich auf den Weg zum Bahnhof, wo sie zuerst für Akane noch ein Ticket kauften und dann in die Bahn einstiegen. Nabiki wohnte fünfundvierzig Minuten von ihrem Zuhause weg, es war nicht weit, das hätte sie auch jeden Tag hin und zurück fahren können, aber nach langem Rechnen war es deutlich günstiger, auf dem Unigelände zu leben, als die Fahrtkosten, die sie monatlich für die Bahn hätte ausgeben müssen. Das letzte Mal, als Akane so weit gefahren war, das war letzten Sommer gewesen, als sie diese Hexensache abgezogen hatte. Das war ja total nach hinten losgegangen. Woran es gelegen hatte, wusste sie nicht. Und diese alte Frau war nicht mehr aufzufinden. Sie seufzte leise und sah aus dem Fenster, wie Häuser und Straßen an ihnen vorbeisausten. Ihre Schwester drehte den Kopf zu ihr, das konnte sie in der Scheibe sehen, und hob die Augenbrauen. Nabiki bedachte sie mit einem fragenden Blick. War es denn wirklich die richtige Entscheidung, ihren Freund nun so aufgewühlt zurückzulassen? Akane drehte den Kopf, als die Bahn durch einen Tunnel rauschte und sah auf das Smartphone ihrer Schwester. Wie gern hätte sie auch so ein Gerät gehabt, dachte sie. Sie hatte nur ein einfaches kleines Mobiltelefon, was sie nur benutzte, wenn sie von zuhause weg ging. Dieses Mal hatte sie es gar nicht mitgenommen, die Gefahr war zu groß, dass ihr Vater oder sogar Ranma sie darauf zu erreichen versuchten. Die Bahn hielt unterirdisch und Nabiki stand auf, was sie ihr gleichtat. Sie trat neben ihre etwas größere Schwester und blieb stehen. „Bei der Nächsten müssen wir aussteigen“ sagte diese, ohne von ihrem Telefon aufzusehen. Akane war etwas verstimmt. Die ganze Dreiviertelstunde hatte sie nur auf das Gerät gestarrt. Akane verstand nicht, wie man so besessen sein konnte von einem kleinen Gerät, dass man seine Welt um sich total vergaß. Sie sah sich kurz um. Von zehn Leuten, die um sie herum saßen oder standen, waren acht mit ihrem Telefon beschäftigt. Einer hatte eine Zeitung vor dem Gesicht und eine alte Dame saß gekrümmt auf einem einzelnen Platz und starrte vor sich auf den Boden, da sie wegen ihrem Buckel nicht aufsehen konnte. In ihr breitete sich Mitleid aus, als sie das sah und sich niemand für die alte Frau interessierte, die vermutlich einen halben Roman zu erzählen hatte. Sie sah so alt aus, dass Akane annahm, dass sie zwei Kriege mit gemacht haben konnte. Der Zug hielt ein weiteres Mal und die beiden Schwestern stiegen aus. Endlich steckte Nabiki das Gerät in ihre Jackentasche und schulterte die schwere Sporttasche. Akanes eigenes Gepäck war recht klein gehalten. Lediglich ihre alte Schultasche hatte sie mit ein paar Wechselsachen bestückt und noch schnell ein paar Kosmetikartikel reingeworfen. Sie hätte viel mehr mitnehmen wollen, doch sie hatte nicht mehr viel Zeit gehabt, da Nabiki ja noch zu Kasumi wollte. Erst hatte sie vor, wieder nachhause zu gehen, nachdem ihre große Schwester nicht da gewesen war. Aber das hätte das Risiko erhöht, Ranma zu treffen, weswegen sie es dann doch gelassen hatte. Nabiki ging voran, eine Rolltreppe hoch um ein paar Ecken, dann noch ein paar Stufen empor und die beiden standen auf einem großen Platz. Vor ihr erstreckte sich eine große Kreuzung, auf der ziemlich viel Verkehr war. Hohe Häuser flankierten die Gehwege links und rechts, während sich hinter ihr ein großes, fast alleinstehendes Gebäude in die Höhe reckte, was eher einer Kirche glich als einer Universität, so wie sie sich die immer vorgestellt hatte. Wenn sie nicht wüsste, wie die Tokyo Uni aussah, hätte sie vermutlich wirklich gedacht, dass es ein Christenhaus ist. Nabiki war schon ein Stück vorgelaufen, als sie sich endlich in Bewegung gesetzt und schnell aufgeholt hatte. Sie wusste, dass das studieren in Japan, besonders in Tokyo, nicht billig war. Deswegen hatte sie sich auch dagegen entschieden. Aber Nabiki war schon immer sehr findig gewesen und hatte durch ihre vielen Wetten und Erpressungsgelder einiges angespart. Das wusste sie, weil sie einmal, als sie in dem Schrank ihrer Schwester nach einem Pullover, den sich Nabiki einfach genommen hatte, suchte, deren Sparschwein fand. Sie staunte, als sie hinter Nabiki den großen Campus betrat. Es sah zwar aus wie Reihenhäuser und wirkte im ersten Moment nicht einladend, was vermutlich auch am Winter lag, aber dieser Ort strahlte eine Leichtigkeit und Energie aus, die sie nur zu gern in sich aufnahm. Als sie schließlich vor einer Tür zum Stehen kamen, hörte sie das Klimpern vom Schlüssel und die Brünette stieß die Tür auf, um Akane herein zu lassen. „Ein Schlüssel von der Wohnung kann ich dir leider nicht geben, dann bekomme ich Ärger von der Hausverwaltung. Aber es ist eigentlich immer jemand wach, falls du mal etwas später zuhause sein solltest.“, erklärte Nabiki, die hinter ihr die Tür wieder abschloss. Aus einem Raum konnte Akane Stimmen und etwas lautere Musik hören. Sie fragte sich, wie viele Personen in dieser doch recht klein wirkenden Wohnung eigentlich lebten. Nabiki ging voran und zog im Gehen die Schuhe aus, die sie achtlos im Gang liegen ließ. Akane stellte ihre Eigenen schön ordentlich an die Seite und folgte etwas schüchtern. „Hallo Mädels. Hab meine Schwester mitgebracht. Die wird ein paar Tage hier schlafen.“, hörte sie die Stimme ihrer Schwester über die Musik hinweg, als sie verlegen in der Tür auftauchte, den halblangen Vorhang mit einer Hand zur Seite schob und den Kopf reinsteckte. Die beiden Frauen, die im gleichen Alter wie ihre ältere Schwester waren, riefen erfreut aus und kamen etwas näher. „Hallo! Ich bin Akane.“, stellte sie sich vor und verbeugte sich leicht. „Hi, ich bin Himari und das ist Yoko“ Himari war eine hübsche junge Frau mit aufgehellten Haaren und einem ebenmäßigen Teint. Sie war größer als Akane, deutlich schlanker und hatte lange Beine. Sie musste eine Leichtathletin sein, dachte Akane. Yoko war eher klein und rundlicher. Sie hatte kurzes, stark lockiges Haar und eine dunklere Haut. Als sie sich vorstellte, bemerkte Akane, dass ihre Aussprache nicht von hier war. Als ob die Frau ihre Gedanken gelesen hätte, erklärte sie „Ich bin aus Osaka“ Das erklärte Einiges, dachte die junge Tendo und lächelte freundlich. „Akane hat Stress mit ihrem Lover, deswegen ist sie hier. Lenken wir sie etwas ab“ Nabiki zwinkerte verführerisch in ihre Richtung, was Akane rot werden ließ. „Er ist nicht mein Lover. Ich bin mit ihm verlobt.“, murmelte. Yoko lachte laut. „Gleich in die Vollen gegangen, oder wie?“ „Yoko, also wirklich. Tut mir leid, sie ist manchmal unmöglich.“, entschuldigte sich Himari und stellte die Lautstäre am Radio etwas leiser. „Schön, dass du hier bist. Fühl dich wie zuhause. Hier ist die Küche. Aus der Tür raus, nach links da ist das Bad. Gegenüber ist mein Zimmer, rechts davon Yokos und Nabiki schläft neben der Küche. Wenn wir nicht in der Uni sind oder arbeiten, dann sind wir immer hier in der Küche oder treffen uns draußen.“ erklärte sie. „So. Und du hast deinen Verlobten einfach verlassen?“, Himari setzte sich auf einen der Stühle, die an dem extrem kleinen Küchentisch standen und starrte sie direkt an. Akane stieg erneut Röte auf die Wangen und sie stotterte leise „Naja, also ich ähm... Verlassen... nein, oder doch...“ Nabiki winkte ab und gab ihr einen leichten Schubs Richtung Tür. „Antworte darauf nicht. Die wollen nur den aktuellen Tratsch hören.“, meinte sie. Himari streckte ihr neckisch die Zunge raus. Sie hörte noch, wie die zwei Frauen lachten und sie hatte das Gefühl, dass sie ausgelacht wurde. Deprimiert betrat sie Nabikis Zimmer und sie traf der Schlag. Eine immense Unordnung durchflutete den kleinen Raum. Papier ohne Ende, dazwischen Kleidung, Kissen, alte Chipstüten und irgendwie in diesem Chaos war ihr Bett. In diesem Chaos sollte sie schlafen? Akane drehte der Kopf. Nie hatte sie gedacht, dass Nabiki so eine unordentliche Person war. Zuhause war ihr Zimmer immer so aufgeräumt gewesen. Vielleicht war es Kasumis Verdienst, dass es so aussah. Ohne darüber nachzudenken beugte sie sich runter, ließ dabei ihre Tasche fallen und hob einen Stapel Papier auf, um ihn etwas zurechtzulegen und auf dem Schreibtisch zu platzieren. Keine dreißig Minuten später konnte man etwas vom Boden sehen, Nabiki hatte sie einfach machen lassen, vielleicht war ihr das sogar recht, nun einen Affen zu haben der ihr hinterherlief, um das Chaos zu beseitigen. Aber Akane wollte hier schlafen. Da musste es eben etwas geordnet aussehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)