Twenty-four dayz til xmas von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 6: Tissue-boyfriend --------------------------- Unsicher sah sich der blonde Junge im Café um. Er wusste nicht, was es war, aber irgendwas war hier merkwürdig. Klar, lag bereits seit Tagen diese besondere Stimmung in der Luft und im Radio dudelte Weihnachtsmusik, aber das, was hier los war, konnte er nicht diesem Phänomen zuordnen. Irrte er sich oder saßen um ihn herum wirklich nur Pärchen? Nachdenklich sah er auf den Tisch und musterte seinen Pekannuss-Latte mit dem Häufchen Sahne und der roten Sirupverzierung. Auch der Tischschmuck war weihnachtlich anmutend und ein dämlicher Elch grinste ihn von der Serviette an. Wieder blickte er von rechts nach links, doch seine Vermutung bestätigte sich. An jedem Tisch saß ein Mädchen, in Begleitung eines Jungen. Alle unterhielten sich angeregt und hatten dieses Glänzen in den Augen. Unheimlich. Und was war mit ihm? Natürlich, er wartete hier auf seine „Verabredung“, die mal wieder das akademische Viertel mehr als nur ausreizte. Dabei war er von „akademisch“ so weit entfernt wie der Mond von der Erde. Akribisch begann er, die verschiedenen Schichten der dämlichen Serviette voneinander zu lösen und dann quälend langsam mit nur einer Hand abzuziehen. Irgendwie musste man sich ja beschäftigen, wenn… Sein Blick wanderte zur Tür und unweigerlich hatte er das Gefühl, dass sich der Raum ein bisschen mehr erhellt hatte. Als wenn sein Erscheinen nicht eh schon die Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste auf sich gezogen hätte, konnte er es nicht unterlassen, ihm auffällig zuzuwinken. Sofort senkte er wieder seinen Blick und hielt sich die Hand vor die Augen. Nein, der Typ gehörte nicht zu ihm! „Hey, Jin-chan, sorry. Bin zu spät. Wie immer!“ Trotzdem setzte sich der Braunhaarige schwungvoll auf den Stuhl ihm gegenüber und begann dann, sich von seinem Schal zu befreien und sich aus seiner Jacke zu schälen. „Und du glaubst, mit deinem charmanten Lächeln kommst du immer durch?“, meinte der Kleinere knurrig. Das Lächeln schwand und er wurde aus braunen Kulleraugen angeguckt. Jin atmete tief durch und winkte schließlich ab. „Okay, Bambiblick zieht dann. Trotzdem, wenn du dich schon mit mir treffen willst, dann sollte ich nicht auch noch warten müssen, Kazuki!“, sagte er vorwurfsvoll. „Vor allem noch an so einem Ort, ey.“ „Was ist denn mit dem Café nicht in Ordnung?“, fragte Kazuki verwundert nach und griff nebenbei nach der Karte. „Na, guck dich doch mal um! Anscheinend ist die Nächstenliebe ausgebrochen oder sowas. Alle gucken so… so… weiß nicht… wie Liebeszombies!“, versuchte es Jin irgendwie in Worte zu fassen, was sein Gegenüber zum Lachen brachte. „Das meinst du. Aber ist doch klar, die wollen alle Geschenke zu Weihnachten haben!“, erklärte der Braunhaarige beiläufig und winkte die Bedienung zu sich heran, um ihr zu zeigen, was er gern hätte. Wieder zierten seine Lippen ein freudiges Lächeln und auch sein Blick lag aufmerksam auf der jungen Frau. Jin rollte mit den Augen. Dass der es aber auch nie lassen konnte. Allen machte er schöne Augen. „Kazuki, ich will auch Geschenke zu Weihnachten haben! Trotzdem… hab ich keine Herzchen in den Augen!“ Jin deutete an, was er meinte, sah dabei regelrecht schon missmutig drein, was der andere nur zum Anlass nahm, um ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn zu pieken. „Nicht machen! Das gibt Zornesfalten, Jin-chan!“ Das Murren des Blonden nahm er so hin, legte dann sein Kinn auf seinen miteinander verschränkten Fingern ab, um seine Verabredung eindringlich anzusehen. „So, du willst also Geschenke zu Weihnachten haben? Dann musst du dir wohl auch einen Tissue-Boyfriend suchen, wie die Damen hier!“, formten Kazukis Lippen zuckersüß die bösartigen Worte. „Was bitte soll ich mir suchen?“ Für einen kurzen Moment hatte Jin den Eindruck, dass der andere jetzt wirklich wahnsinnig geworden war. „Na, du weißt doch: Es ist die Saison der Tissue-Boyfriends. Vor Weihnachten einen Freund suchen, Geschenk zu Weihnachten abstauben und dann eiskalt fallen lassen. Benutzen und wegwerfen!“ Es dauerte einen Moment, ehe Jin seine Sprache wiederfand. Die Worte des anderen musste er echt erst sacken lassen. Dann aber schüttelte er seinen Kopf. „Weißt du, als ich noch klein war, musste man einfach nur lieb sein und hat etwas bekommen. Heute muss man böse sein, damit man was bekommt. Na, wie gut, dass ich was von dir zu Weihnachten kriege. Dann kann ich dich ja ruhigen Gewissens nach Weihnachten eiskalt fallen lassen!“, sagte Jin nun seinerseits mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen. „Untersteh dich!“, legte Kazuki aber gleich Protest ein und ein missmutiges Schmollen legte sich auf seine Schnute. Jin aber knüllte nur die einzelnen Bestandteile seiner auseinander gepfriemelten Serviette zu einem kleinen Ball zusammen und warf diesen auf den anderen. „Untersteh du dich, andauernd fremdzuflirten, Kazu-pon!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)