SANTA kills (Adventskalendergeschichte) von ellenchain ================================================================================ Kapitel 19: Gemeinsam --------------------- Die U-Bahnfahrt war die Hölle. Nicht nur, weil sie brechend voll war und ich mich mit drei Koffern und einer dicken Jacke wie in einer Sardinenschale gefühlte habe, sondern auch wegen der vielen Blicke, die ich zugeworfen bekam. Nach ein paar Stationen wurde es dann endlich leerer, als ein junges Mädchen zu ihrer Mutter sprach: »Mama, der Mann verliert Blut«, sagte sie so laut, dass ich es über die Entfernung verstehen konnte. Die Mutter blickte panisch in meine Richtung und sah einzelne Bluttropfen meine Hand herunterlaufen. »Meine Güte, geht es Ihnen gut?«, fragte sie und kam einige Schritte auf mich zu. Ich brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass ich tatsächlich blutete und ich mit meiner Hand alles beschmutzte. »Oh, das… ist kein Blut. Da ist wohl was ausgelaufen von heute Mittag beim Essen«, lachte ich nervös und kramte aus meiner Jackentasche ein Taschentuch. Schnell wischte ich die sichtbaren Bluttropfen ab und stopfte das benutzte Taschentuch in den Ärmel – in der Hoffnung, es würde die größte Sauerei aufsaugen. Als endlich die Station kam, an der ich aussteigen musste, hechtete ich panisch raus und schleifte die Koffer unachtsam hinter mir her. Etwas Blut war bereits auf den Stoff geflossen. Ich spürte keine Schmerzen. Vermutlich hatte ich noch mehr als genug Adrenalin im Blut, sodass mein Körper seine eigenen Schmerzmittel durch die Adern schoss. Der Weg fühlte sich ewig an. Zwischendurch hatte ich Angst, mich verlaufen zu haben. Außerdem war es noch keine 20 Uhr gewesen. Ob Alexej überhaupt schon da war? Sonst würde ich eben das gleiche Spiel mit dem Postboten noch einmal spielen, um zumindest im warmen und sicheren zu sitzen, während ich auf ihn wartete. Meine Füße taten weh, der Weg war beschwerlich und je länger ich über das Blut nachdachte, was sich so langsam wieder über meinen Handrücken verteilte, desto größer wurde das unbehagliche Gefühl, dass ich vielleicht doch schwerer verletzt war, als gedacht. Erneut stopfte ich ein Taschentuch in den Ärmel, um den Blutfluss zu stoppen. Nach einer halben Unendlichkeit kam ich endlich an Alexejs Wohnung an. Mein Kreislauf war am Ende. Ich hatte kaum etwas gegessen und getrunken, war seit Stunden auf der Flucht und wollte einfach nur schlafen. In Alexejs Arme fallen. Und Ruhe haben. Mit letzter Kraft klingelte ich bei Jurijus Bluvšteinas. Der Name zauberte mir tatsächlich ein Schmunzeln auf die Lippen. Was für ein Drama. »Ja?«, kam seine Stimme durch den Lautsprecher. »Hey«, hauchte ich in die Gegensprechanlage. »Ich bin zu früh… ich weiß… sorry, aber… darf ich trotzdem rein? Ich habe vielleicht etwas… ziemlich dummes getan.« Ich erkannte meine eigene Stimme kaum. Sie krächzte und ich hatte das Gefühl jeden Augenblick zusammenzubrechen. »Bitte…« »Kyle?«, fragte Alexej nach und klang auf einmal nervös. »Ich komm runter. Warte.« Damit endete er das Gespräch. Die Tür ging nicht auf. Traute er mir nicht? Nun, es war sein gutes Recht. Immerhin war ich viel zu früh dran und klang, als hätte man mich durch den Reißwolf gezogen. Nach nur wenigen Sekunden wurde die Haustür geöffnet. Alexej stand mit aufgerissenen Augen vor mir und musterte mich. »Was ist passiert? Kyle, du siehst furchtbar aus«, sagte er hektisch und griff sofort nach mir. Als ich in seinen Armen lag und wusste, er würde mich halten, gab ich auf. Mein Körper klappte zusammen und ich spürte, wie die Schwärze erneut mein Bewusstsein übermannte. Mit Kopf- und Schulterschmerzen wachte ich aus meiner Ohnmacht auf. Ich sah an eine vergilbte Decke. Jemand hatte sehr viele Jahre sehr viel in diesem Raum geraucht. Mein Blick fiel zur Seite und ich erkannte, dass ich in einem Bett lag. Dem Duft nach zu urteilen Alexejs Bett. Das Zimmer war sonst leer. Es war das, was ich bereits kannte. Wo er und ich das ernste Gespräch über die Wahrheit geführt hatten. Alles fühlte sich auf einmal so weit weg an. Als wäre das vor tausenden von Tagen gewesen. Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. »Kyle?«, hörte ich die bekannte Stimme. »Alexej«, murmelte ich seinen Namen und versuchte mich aufzusetzen. Meine Schulter tat enorm weh. Erst, als ich sie anfassen wollte, sah ich den dicken Verband. Verwundert musterte ich ihn und traute mich nicht mehr, ihn anzufassen. »Du wurdest angeschossen«, sagte Alexej leise und schloss die Tür hinter sich. »Nicht tief, aber … ich musste die Wunde nähen. Es wird vermutlich eine Narbe geben.« »Oh«, sagte ich, als könne ich noch nicht ganz fassen, wie das passieren konnte. Alexej setzte sich derweil neben mich aufs Bett und sah mich durchdringend an. Seine blauen Augen stachen in dem fahlen Licht hervor, als würde er mich gleich fressen wollen. »Wie geht es dir?« »Gut«, hauchte ich und bemühte mich um ein schwaches Lächeln. »Entschuldige, dass ich unangekündigt vor deiner Tür stand und… auch noch verletzt war.« »Mach dir darüber keine Sorgen.« Sein Blick wanderte zu meinen drei Koffern, die neben dem Bett standen. »Ich nehme an… du verreist?« Ich hob beide Augenbrauen und sah ebenfalls zu den Koffern. »Ja? War das nicht der Plan?« Er sagte nichts, sondern griff nach einem Kissen, schüttelte es auf und klemmte es hinter meinen Rücken, sodass ich aufrecht sitzen und mich anlehnen konnte. »Ich weiß nicht? Was war denn dein Plan? Was ist überhaupt passiert? Wer hat auf dich geschossen?« Seine Stimme klang angespannt. Trotzdem hörte ich einen Funken Sorge raus. »Ich bin noch einmal ins Büro. Mit der Schlüsselkarte eines Freundes. Dort habe ich mit Sergej gesprochen.« Bei dem Namen wurde Alexej hellhörig. »Wie geht es ihm?«, fragte er sofort aufgebracht. Er und Sergej schienen Freunde gewesen zu sein. Oder zumindest gute Bekannte. »Nicht gut«, gab ich zu und legte meine Stirn in Falten. »Sie haben ihn gefoltert. Und Ihm ein Bein abgenommen.« Nun verdunkelte sich auch Alexejs Blick. »Mistkerle.« »Aber er lebt«, murmelte ich und sah in seine Augen. »Vielleicht können wir ihn rausholen.« »Nein, können wir nicht«, seufzte er und presste seine Lippen aufeinander. »Das würde alles unnötig komplizierter machen. Und die Erfolgschancen sind sehr gering. Wenn er klug ist, bringt er sich selber um.« »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte ich völlig überrannt und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte, um Alexej deutlich zu machen, dass der komplette Satz einfach nur falsch war. »Aber so ist es doch. Glaubst du, sie werden ihn irgendwann freilassen? Oder ihm Tee und Kuchen in die Zelle bringen?«, sagte Alexej sarkastisch und schüttelte den Kopf. »Sergej war ein guter Freund, aber solche Dinge passieren nun mal in diesem Job. Scheiße gelaufen.« Und ich war schuld daran. Hätte ich Sergej nicht angeschossen, wäre er nie in unserem Gefängnis gelandet. Aber woher hätte ich das alles wissen sollen? »Also«, begann Alexej erneut und rutschte ein Stück auf mich zu. »Was ist passiert?« Ich wusste nicht wirklich, wo ich anfangen sollte. Ob mit Ethan oder Freya oder Sergej oder der Flucht oder meiner Entscheidung oder meinen Zweifeln. Also erzählte ich von vorne. Nachdem wir uns getrennt hatten. Dass ich an allem Zweifel bekam. Und dass ich mich nicht mit der Entscheidung abfinden konnte, ihn nie wieder zu sehen. Du warst immerhin alles für mich geworden. Später berichtete ich dann von Ethan. Wer er war und was uns beide verband. Alexejs Augenbrauen zogen sich dabei immer wieder zusammen. Dass ich mit Ethan geschlafen hatte, ließ ich aus. Das mussten wir nun wirklich nicht sofort klären. Diese etwas haarige Konstellation würden wir irgendwann einmal genauer durchgehen, wenn es die Zeit erlauben würde. »Er will mitkommen?«, fragte Alexej zwischendrin und knirschte mit den Zähnen. »Woher wissen wir, dass wir ihm vertrauen können?« »Woher weißt du, dass du mir vertrauen kannst?«, stellte ich eine Gegenfrage und sah ihn mit großen Augen an. »Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?« Seine blauen Augen wurden schmal. »Du bist wiedergekommen. Ohne den MI6. Nur du. Du wurdest angeschossen beim Versuch einem FSB Agenten zu verhören. Und du hast offensichtlich gepackt, um mit mir mitzukommen, richtig?« Ich nickte. Alexejs Gesichtszüge verhärteten sich. Er blinzelte zu den Koffern und schien nachzudenken. Ich wartete geduldig auf eine Antwort, doch alles, was nach mehreren Momenten kam, war die Aufforderung für mich weiter zu erzählen. »Danach bin ich zu Sergej«, sagte ich und führte dann aus, wie schief das ganze gelaufen war. Dass man mich entdeckt hat, dass ich verfolgt wurde, aber schlau genug war, sie abzuhängen. Dass ich nun mit allem, was ich besaß, auf der Flucht vor meinem alten Arbeitgeber war und gehofft hatte, doch noch mitkommen zu dürfen. Alexej schmunzelte auf einmal. »Da hast du ganz schön hoch gepokert. Nach unserem letzten Treffen war ich davon ausgegangen, dass wir uns nie wieder sehen würden.« »Das dachte ich auch«, säuselte ich vor mich hin und knibbelte an meinen Nägeln. Sie waren teilweise gesplittert und dreckig. »Und jetzt willst du doch mit. Plus deinem Freund.« »Wir können ihm trauen. Er hat mir die Schlüsselkarte gegeben. Und er besorgt uns Pässe. Er kennt da jemanden.« Er seufzte langgezogen und massierte sich die Schläfen. »Irina wird dagegen sein.« »Kannst du sie nicht überzeugen? Irgendwie?« »Willst du wirklich mit, Kyle?«, fragte er auf einmal sehr ernst und lehnte sich zu mir. »Dort, wo wir hingehen werden, wird es genauso chaotisch werden, wie hier. Eventuell müssen wir sogar für einige Monate untertauchen. Irgendwohin, wo sonst niemand ist. Raus in die Tundra oder sonst wohin. Dort wird es keine schicken Läden geben, wo du deine Designerkleidung kaufen kannst. Dort wirst du deine Nägel nicht machen können und dort gibt es auch keinen schicken Friseur.« »Du tust gerade so, als wäre ich eine absolute Diva…«, murmelte ich, während mir die Schamesröte ins Gesicht glitt. »Du bist keine Diva, aber du bist sehr verwöhnt. Bisher hattest du immer alles und alles war erreichbar. Das Leben war gemütlich. Das wird es nicht mehr sein, wenn du meinen Weg einschlägst.« »Ich weiß«, sagte ich leise und stierte nachdenklich auf meine Hände, die noch immer aneinander herumknibbelten. »Meine Entscheidung, dich zu verlassen und einfach ein ruhiges Leben zu führen hat mich unfassbar unglücklich gemacht. Ich war so traurig wie noch nie. Und in dem Moment, wo Ethan kam und mir alles erzählte – dass er bereit war, mitzukommen und mir damit die Entscheidung abgenommen hat, doch zu fliehen – war alles wie verflogen.« »Ich habe nur Angst, dass du diese Entscheidung aus dem Affekt heraus getroffen hast und es später bereuen wird. Denn es wird kein Weg zurück geben, Kyle. Wenn du mitkommst… ist das final«, erklärte mir Alexej die Tatsachen. Erneut nickte ich und sah wieder in seine besorgten Augen. »Ich weiß.« Er schwieg und sah mich einfach nur an. Sein Kieferknochen bewegte sich und ich konnte nur erahnen, dass er gerade mit sich selber rang, ob er mich überhaupt mitnehmen sollte oder nicht. Nach allem, was vorgefallen war, konnten wir uns gegenseitig kaum noch trauen. »Ich kenne dich erst seit ein paar Wochen«, begann ich leise zu sprechen und griff vorsichtig nach seiner Hand, »aber ich mag dich wirklich gern. Du hast mir mehrmals wehgetan, aber du hast mir auch Gutes getan. Ich weiß bis heute nicht wie viel grausamer Wolf und wie viel Santa in die steckt, aber ich bin bereit das herauszufinden. Denn wenn ich ehrlich bin… finde ich die Mischung extrem gut.« Ich musste mich davon abhalten nicht das Wort ‚geil‘ zu verwenden, um nicht gleich wieder als Perverser dazustehen. Auch wenn der Zug, mich als anständigen Mann darzustellen, schon lange mit den vielen Malen Sex im Center abgefahren war. Alexej erwiderte meinen zarten Händedruck und strich mit dem Daumen über meine Knöchel. Sein Blick sah noch nachdenklich aus. So als wäre er gerade ganz woanders. »Wenn es nicht funktioniert, kann ich ja immer noch gehen, richtig?«, versuchte ich ihm die Entscheidung zu erleichtern. »Dann gehen wir eben getrennte Wege. Ich werde mich schon in Russland zurechtfinden.« Er schnaubte leise aus und schmunzelte bei meinen Worten. Vermutlich wollte er mir indirekt damit sagen: Das glaube ich weniger, mein Lieber. Aber vielleicht interpretierte ich auch zu viel rein. »Ich möchte es versuchen, Alexej. Mit dir. Möchtest du mich auch noch haben?« Blaue Augen sahen streng in meine. Und auf einmal erweichten sie. Das waren die Augen von Santa. »Ich würde dich immer besitzen wollen«, gab er zu und drückte meine Hand. »Was auch immer du mit mir getan hast, es hat gut funktioniert. Am Anfang dachte ich wirklich, wir hätten die Rollen getauscht.« Da sah ich ihn fragend an. Er kicherte dunkel. »Dass du mich um den Finger wickeln willst, um mehr aus mir herauszukriegen und nicht andersrum.« »Oh«, sagte ich sarkastisch, »du wolltest mich also um den Finger wickeln, um mehr aus mir rauszukriegen?« »Nein, Kyle. Ich wollte nie in Kontakt mit dir treten. Aber als es trotzdem passiert ist… hatte ich das Gefühl nicht mehr ganz die Kontrolle über die Situation gehabt zu haben. Du hast mich angesehen«, und damit gestikulierte er mit den Händen, als hätte ich das jemals getan, »mir irgendetwas freches gesagt und schon hatte ich das Bedürfnis dir dein kleines freches Mundwerk zu stopfen.« Ich lachte leise auf. Meine Schulter stach dabei etwas. »Was ich dann ja auch getan habe«, seufzte Alexej und schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, dass wir tatsächlich mehrmals Sex gehabt haben. »Als du mich geküsst hast, war ich schon sehr unsicher über unsere Mission. Und als du mir auch noch einen geblasen hast… Ach, verdammt.« Da lachte ich etwas lauter. »Hoffen wir, dass du dich nicht von jedem Agenten so schnell um den Finger wickeln lässt!« »Da bin ich mir sehr sicher«, brummte er und rutschte noch ein Stück näher zu mir, sodass er mich in das Kissen drücken konnte. »Diese Faszination hast irgendwie nur du gehabt.« Vorsichtig strich ich über seine Wangen und sah ihm tief in die Augen. »Das kann ich nur zurückgeben.« Wir legten unsere Stirne aufeinander und schlossen für einen Moment die Augen. Sein herber Duft umschloss mich wie eine warme Decke der Erinnerungen. Wie wir uns liebten, als noch alles in Ordnung war. Und wie viel Nervenkitzel dabei war, wann immer wir es verbotenerweise in irgendeiner Abstellkammer taten. »Weißt du noch, wovon ich geträumt habe?«, kicherte ich schlussendlich gegen seine warmen Lippen. »Von was genau?«, fragte er nach und strich mit seiner Nasenspitze liebevoll über meine Wangen. »Dass wir irgendwann einmal Sex in einem warmen, gemütlichen Bett haben werden.« Da lachte sogar er das erste Mal, seitdem ich wieder da war, beherzt auf. »Ist das jetzt der Wink mit dem Zaunpfahl?« »Vielmehr der Schlag auf den Kopf mit dem ganzen Zaun«, hauchte ich ihm entgegen und küsste schließlich seine Lippen. Wir versanken in einen liebevollen und ruhigen Kuss, der mehr Leidenschaft in sich trug, als all die anderen davor. Denn nun wusste ich endlich wer er war. Diese Klarheit zwischen uns befreite mich förmlich. Alexej rutschte weiter aufs Bett und schob die Decke beiseite, die mich vorher warm gehalten hatte. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nur ein sehr großes T-Shirt und meine Unterhose trug. »Du hast mich umgezogen?«, fragte ich überrascht und sah an mir herunter. »Ich musste schauen, ob du noch weitere Verletzungen hattest oder ob die Schusswunde die einzige war«, erklärte er und küsste meinen Hals. Schließlich grinste ich ihm entgegen. »Dann will ich jetzt dich sehen.« »Endlich, hm?«, spaßte er und lehnte sich zurück, um auf seinen Fußballen zu knien. »Endlich«, stimmte ich zu und packte sofort nach seinem schwarzen Shirt. Vorsichtig zog ich es über den dicken Verband am Torso. »Wird es überhaupt gehen? Du hast immerhin auch eine große Wunde…« »Ja«, hauchte er und schälte sich aus seinem T-Shirt – bedacht, keins der Verbände mitzureißen. »Allerdings werden wir es ruhig angehen müssen. Deine Stiche sind noch frisch, sie könnten aufgehen.« Ich nickte und begutachtete Alexejs Körper, während er sich die Hose auszog. Muskulös und stämmig. Nicht sehr definiert, aber da war viel Masse. Viel Kraft unter dieser Haut. Da waren sogar einige Tattoos und … »So viele Narben«, murmelte ich, während ich eine Hand ausstreckte und eine davon an seiner Schulter berührte. »Viele Außeneinsätze«, sagte er und war offensichtlich bemüht um ein Lächeln. »Da kann man schon mal verletzt werden.« »Vermutlich hast du im Gegensatz zu deinen Gegnern noch die geringsten Schäden davon getragen, denke ich.« Alexej nickte und grinste mich breit an. Meine Vermutung wurde damit bestätigt. Er half mir sehr bedacht aus meinem Oberteil, welches er zu den restlichen Sachen auf den Boden warf. Wir küssten uns erneut sehr zärtlich, bis ich meine Zunge mit seiner vereinte und es schlagartig hitziger wurde. Immer wieder stöhnte ich leise in seinen Mund, während er meine Beine auseinanderschob und sich dazwischen legte. Ich rutschte das Kissen runter und spürte endlich wieder seinen schweren Körper auf mir. Er war sehr bedacht, nicht an meine Schulter zu kommen, so wie ich versuchte, nicht seinen Arm oder seinen Torso zu harsch zu berühren. Doch es dauerte nicht lange, da wurden wir etwas nachlässiger mit unserer Fürsorge. Alexejs Tier erwachte wieder einmal, als er mir die Unterhose von den Beinen riss und hungrig über mein steifes Glied leckte. »Oh…«, seufzte ich zufrieden und legte eine Hand in seinen warmen Nacken. Er küsste und leckte an meinem Schaft entlang, bis er meine Eichel langsam in seinen heißen Mund führte. Ich schloss die Augen und genoss das gute Gefühl, was sich in meinem Bauch breit machte. Er griff nach meinen Beinen und presste sie regelrecht auf die Matratze, damit ich so breitbeinig wie möglich unter ihm liegen konnte. Nach einigen Momenten löste er sich von mir und leckte sich über seine feuchten Lippen. »Ein weiterer Vorteil nicht im Center zu sein«, murmelte er etwas amüsiert und griff in ein Schränkchen neben dem Bett. Er holte eine kleine Tube Gleitgel raus. »Ein absolut guter Vorteil«, kicherte ich und kraulte seinen Kopf. Dabei verwuschelte ich seine dicken Haare. »Obwohl ich deine ruppige Art sehr mochte.« »Dann beruhigt es dich sicher sehr, wenn ich dir sage«, und damit glitt er wieder zwischen meine Beine und verlor keine Zeit, mich mit dem wässrigen Gel einzuschmieren, »dass dieses ganze Vanille Zeug nicht so mein Fall ist.« Gerade, als ich beherzt auflachen wollte, glitt er mit zwei Fingern in mich rein. Aus dem Lachen wurde dann ein beherztes Stöhnen, was Alexej zum Schmunzeln brachte. Er verwöhnte mich einige Minuten, bis ich bereits meinen Orgasmus spüren konnte. Vorsichtig griff ich nach seinen Haaren und zog etwas am Ansatz. »Nicht…«, hauchte ich und öffnete meine mit Lust benebelten Augen. Alexej verstand sofort, was ich sagen wollte, und löste sich von mir. Dass seine Finger auch mein Innerstes verließen, ließ mich sehnsüchtig seufzen. Als es dann auch noch dauerte, bis ich irgendeine erneute Berührung erfuhr, sah ich den gedankenverlorenen Ausdruck in Alexejs Gesicht. »Was ist?«, fragte ich vorsichtig und setzte mich auf. Er musterte mich und das Bett. »Ich überlege, wie wir es am besten bewerkstelligen, ohne dass…«, da verstummte er allmählich. »Wegen deiner Wunde?«, hakte ich nach und legte vorsichtig meine Hand auf seinen Torso. »Du würdest sie zu stark belasten, oder?« Er nickte vorsichtig und zog mich schließlich zu sich. »Es wird schon gehen.« »Nein, nein«, sagte ich und kletterte an ihm vorbei. »Leg dich hin. Das wird doch gehen, oder?« Er sah mich mit großen Augen an. »Wenn du liegst? Geht das doch, oder nicht? Ich pass auch auf. Ich komm nicht mit meinen Beinen dran. Versprochen.« Noch immer sah er mich mit großen Augen an, legte sich jedoch mit vorsichtigen Bewegungen trotzdem auf die Matratze. »… oder soll ich dich nicht reiten?«, fragte ich unsicher und kniete neben ihm. »Ich bin selten unten«, gab er mit einem etwas verknirschten Gesichtsausdruck zu. »Das letzte Mal, wo ich beim Sex unter jemandem war, hat man mich danach erdolcht.« Ein erschrockener Ton entfuhr meinen Lippen. »Herrgott, Alexej, ich … wieso sollte ich das tun?« »Ich weiß nicht. Ich habe auch nicht verstanden, wieso sie es damals getan hat.« Sein Blick wurde unergründlich. »Dann… dann lassen wir es. Komm, ich verwöhne dich einfach so. Der Rest kann warten«, begann ich und griff nach seinem großen Schwanz, der mir schon die ganze Zeit entgegenzuckte. »Nein«, sagte Alexej bestimmend und griff nach meiner Hand, um sie wieder von sich zu entfernen. »Ich vertraue dir, Kyle. Das ist vermutlich der Punkt, wo wir langsam anfangen sollten, das gegenseitige Vertrauen wieder aufzubauen. Ich fange jetzt damit an. Komm, du hast jetzt die Zügel in der Hand.« Es war nur eine Kleinigkeit in den Augen jedes anderen, aber ich ahnte, was es für Alexej bedeutete, die Kontrolle aufzugeben, nachdem jemand sie so schamlos ausgenutzt hatte. Ich griff noch einmal nach der Tube Gleitgel, schmierte Alexej großzügig damit ein und rieb ihn eine Weile, bis er fast schon aggressiv Luft aus der Nase entließ. Bedacht, nicht an seine Wunde zu kommen, stieg ich auf seine Hüfte und führte ihn langsam an mich ran. Hätten wir ein Kondom verwenden sollen? Ach… jetzt war es auch zu spät. »Sag, wenn ich dir wehtue«, murmelte ich und setzte mich langsam auf ihn drauf. Seine Hände, die vorher leger auf meinen Oberschenkeln lagen, griffen auf einmal angespannt in meine Haut. »Das wirst du schon nicht…«, hauchte er angespannt und beobachtete extrem genau mein Tun. Ich wusste nicht, ob er so angespannt war, weil er die Schmerzen kaschieren wollte oder weil er einfach so wahnsinnig rollig war und es kaum erwarten konnte, von mir geritten zu werden. Ich schloss für einen Moment die Augen genoss das Gefühl von Fülle in mir. Nach nur wenigen Sekunden saß ich vollständig auf ihm drauf und sah tief in seine Augen. Er fuhr sich mit der Zunge über seine Lippen und fixierte mich, während ich langsam anfing, mich zu bewegen. Meine Schulter ziepte hier und da, doch ich vergaß schnell, dass ich eigentlich eine Wunde hatte. Das Gefühl, wie sein Schwanz immer wieder glitschig in mich hineinglitt, fühlte sich einfach fantastisch an. Mein Atem wurde schneller und mein Kreislauf rebellierte gehen die Anstrengung. Doch die Ekstase hielt mich aufrecht und ließ mich immer schneller und immer grober auf ihn herabsinken. Meine Oberschenkel brannten sogar irgendwann vom wilden Ritt, doch Alexejs Gesicht zu sehen, wie er in absoluter Lust verschwand, ließ mich jeden Schmerz vergessen. Endlich sah ich das Gesicht vor mir, was mich all die Wochen begleitet und geliebt hatte. Jetzt, wo ich genauer darüber nachdachte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Geruch, die Stimme und das schmerzhafte Zucken, wann immer ich seinen Arm berührt hatte. Die Schnittwunde war wohl doch tiefer gewesen, als gedacht. »Oh, Alexej«, stöhnte ich seinen Namen und rieb mich selbst im Rhythmus des Ritts. Er gab wie immer nur wenig von sich – ein erregtes Schnaufen oder ein sehnsüchtiges Seufzen, aber mehr nicht. Einzig seine Finger, die sich weiterhin in meine Oberschenkel bohrten und mir bei den Bewegungen etwas halfen, zeigten mir, wie sehr er es genoss und wie weit weg er gerade mit seinen Gedanken war. Das Bett quietschte unangenehm laut, während ich ebenso laut vor mich hin stöhnte. Schließlich kam ich großzügig in meiner Hand und spritzte teilweise auf Alexejs Bandage. Er fixierte mich noch immer mit seinem Blick, während ich versuchte den Rhythmus beizubehalten. Das war gar nicht so einfach, wie ich dachte, da meine Beine langsam aufgaben. Alexej schnappte sich meine Hüfte, presste mich auf einmal nach hinten und stürzte mich auf den Rücken. Ich schrie erschrocken auf und spürte, wie er aus mir herausrutschte. Doch just in dem Moment, wo ich die Orientierung wiedergefunden hatte, presste er sich wieder in mich rein. Mit Gewalt hielt er meine Beine fest und drückte meine Knie auf die Matratze neben meinem Kopf. Einmal in der Hälfte geknickt lag ich ausgeliefert unter ihm, während er noch einmal gnadenlos in mich hineinstieß. »Oh fuck, Alexej!«, rief ich und krallte mich am Laken fest. Da war ich also nicht der einzige, der für einige Momente vergessen hatte, dass da noch Wunden waren. Er begann tatsächlich leise zu stöhnen, als er sich vorbeugte und mich innig küsste. Sein Gewicht verlagerte sich komplett auf mich, sodass ich weiter in die Laken gedrückt wurde. Schließlich hauchte er meinen Namen und stieß ein letztes Mal in mich rein, als ich seine heiße Flüssigkeit in mir spürte. Völlig außer Atem und etwas schwitzig verblieben wir für einige Sekunden, bis er sich von mir löste und meine Beine losließ. Ich streckte mich wieder aus und blieb wie ein toter Fisch liegen. Alexej kniete sich hin und ließ ebenso erschöpft die Schultern sinken. Erst nach einigen Momenten griff er erneut nach mir und streichelte meine Oberschenkel. »Geht’s?«, fragte er leise und schien sich schnell zu beruhigen als ich. Ich nickte apathisch und sah auf seine Bandage am Torso. »Sorry«, murmelte ich. »Den müssen wir wohl gleich mal erneuern.« Er sah an sich runter und schmunzelte. »Wir sollten vielleicht sowieso duschen. Dann kann ich unsere beiden Verbände erneuern. Sex war vielleicht nicht die beste Idee.« »Sex ist immer eine gute Idee«, gab ich meinen Einwand und kicherte sofort wie ein verliebtes Mädchen los. »Du musstest am Ende doch nochmal die Zügel in die Hand nehmen, oder?« Er zuckte mit der Schulter. »Ich hatte das dringende Bedürfnis dich noch einmal hart ranzunehmen. Sonst hätte irgendwie etwas gefehlt.« Langsam setzte ich mich auf. »Das üben wir noch.« »Sag mir, dass du es nicht magst, und ich werde daran feilen«, sagte er schelmisch – genau wissend, dass ich es vermutlich sehr, sehr, sehr gerne hatte, wenn er mich so hart rannahm. Ich gab ihm einen dramatischen Augenaufschlag als Antwort und kroch aus dem Bett. Er folgte mich etwas langsamer und ging gekrümmt ins Badezimmer. Als er die Tür öffnete, hielt ich für einen Moment die Luft an. »Sind die anderen… weg?«, fragte ich neugierig. »Aber natürlich«, sagte er sofort und sah mich mit großen Augen an. »Glaubst du, wir haben harten Sex, wenn meine Cousine nebenan auf der Couch sitzt?« Da zog ich beide Schultern hoch. »… weiß nicht?« »Kyle, nein. Natürlich nicht. Sie sind nicht hier. Sie sind in einer anderen Wohnung. Ich wusste ja nicht…«, und da stockte er für einen Moment, »ob du nicht doch mit dem MI6 zurückkehren würdest.« »Oh«, war dann noch alles, was ich dazu zu sagen hatte. Klar. Ich hätte ihn ja auch hintergehen und die anderen auf die Wohnung ansetzen können. Er beließ das Thema dabei und führte mich in das kleine Badezimmer. Alles an der Wohnung war offensichtlich in die Jahre gekommen, aber es sollte genug sein. Tief in mir wusste ich, dass es bald öfter vorkommen würde, keine Dusche zu haben. Also war ich froh, überhaupt duschen zu können. Alexej klebte mir meine Wunden ab und tat dasselbe bei sich selbst. Danach stiegen wir in die zugeben kleine Dusche und quetschten uns unter den Brausestrahl. Trotzdem alles so eng war und nicht ganz perfekt, war es doch schön. Wie er meine Haare wusch und das Shampoo in meinen Locken verteilte war unglaublich angenehm, dass ich fast in seinen Armen eingeschlafen wäre. Wir rieben uns gegenseitig mit Duschgel ein und wäre ich nicht erst vor wenigen Minuten gekommen, wäre ich sofort hart geworden. So glitschig und rutschig wie unsere Körper aneinander glitten, konnte ich auch nicht lange an mich halten und musste ihn küssen. Zwar schmeckte der Kuss stark nach Duschgel, doch wir ließen uns nicht beirren. Als wir uns schließlich abtrockneten und ich vorsichtig die Folie von meiner Schulter abzog, spürte ich einen innigen Kuss auf meine gesunde Schulter. Durch den Spiegel hindurch sah ich in deine blauen Augen. Du warst so schön. Auf deine eigene Art und Weise. »Ich liebe dich«, murmeltest du gegen mein noch nasses Ohr. Es war viel zu früh und viel zu dumm, so etwas zu sagen, nachdem so viele dumme Dinge passiert waren. Aber es war, als hättest du bereits an dem Zeitpunkt gewusst, was bald auf uns zukommen würde und hast entschieden, dass nun der perfekte Moment dafür war. Und das war er. »Ich dich auch«, hauchte ich zurück und lächelte dich durch den Spiegel an. Es war dieser eine Moment, den ich nie vergessen werde, als wir uns fest umarmten und froh waren, dass wir einander hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)