Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [28.09.2011 – X21 – Götter] --------------------------- Zugegebenermaßen war Pakhet unsicher, was sie von der Situation hielt, als sie in den Verhörsaal kam. Es war ein einfacher Raum, hell, nicht so finster, wie es gerne in Hollywoodfilmen dargestellt wurde. Sinnvoll, ja, da Helligkeit die Leute auf Dauer nervöser machte. So war sogar der Tisch in einer hellen Farbe gehalten und nicht metallern grau, wie man es aus Filmen kannte. Zea schien äußerst zufrieden mit der Situation zu sein. Zwar konnte er sich nicht vollkommen entspannt zurücklehnen, da seine Hände noch immer an den Tisch gefesselt waren, jedoch schien er alles in allem locker. Er war nicht das erste Mal gefangen. Bisher war er auch immer rausgekommen, nicht? „Dann stimmt es also wirklich“, meinte er, musterte sie, „nur ein Arm.“ Pakhet konnte nicht anders. Instinktiv sah sie an ihrer linken Seite herunter, wo der Ärmel noch immer im Knoten hing. Sie hätte sich besser beherrschen sollen. „Ich habe gehört, du bist auf der Straße als Pakhet bekannt“, fuhr er fort, als sie sich setzte. Sie sammelte sich, schaute ihn an. Ihr Gesicht wurde entspannt, ihr Blick kühl. Sie hatte genug Erfahrung hiermit, um eine Maske aufzusetzen. Es war nicht das erste Mal, dass sie jemand verhörte, selbst wenn sie es normalerweise für irgendwelche Gangbosse tat. Hier hatte sie weit weniger Methoden. Immerhin war die reale Polizei auch dahingehend nicht Hollywood. Sie würden sich fraglos beschweren, würde sie anfangen ihn zu verprügeln. „Was tut es zur Sache?“, fragte sie. Er lächelte. „Ich kenne jemand, der dir den Namen übel nehmen würde.“ „Und warum?“ „Man könnte behaupten, du gibst dich als jemand aus, der du nicht bist.“ Gab es noch jemand, der unter dem Namen aktiv war? Sie hätte bisher davon nichts gehört. Wenn Leute sich nach ägyptischen Jagdgöttern benannten, endeten sie meistens bei Bastet. Der Name war häufiger. Doch ihres Wissens war sie die einzige, die als Pakhet aktiv war. Vielleicht wollte er sie nur verwirren. „Komm schon, Bitch. Erzähl mir. Warum machst du das ganze hier? Wer hat dich beauftragt?“ „Niemand“, erwiderte sie kühl, tonlos. „Ich habe mich selbst dazu entschlossen.“ „Sicher“, meinte er mit einem Lächeln. „Ich weiß, dass es ein paar gab, die Probleme damit hatten. Also … Wer? Herkules? Arthur vielleicht?“ Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Zwar kannte sie mindestens sechs Söldner und Soldaten, die unter dem Namen Herkules agierten, doch verstand sie nicht, was sie damit zu tun haben sollten. Sie entschloss sich, die Frage zu ignorieren. „Was hat Carel Nel mit der Operation zu tun?“ Zea zuckte mit den Schultern. „Wer ist Carel Nel?“ Sein ganzer Tonfall verspottete sie. Er wusste genau, wovon sie sprach, doch sie hatte keine Möglichkeit ihn zu einer Antwort zu zwingen. „Was ist mit Jaco. Was ist seine Aufgabe in all dem? Ich nehme an, er ist für die Drecksarbeit zuständig?“, fragte sie. „Jaco ist ein Idiot“, erwiderte Zea. „Er ist respektlos gegenüber Mächten, die er nicht versteht.“ „Wow. Das war einer der klischeehaftesten Sätze, die ich in der letzten Zeit gehört habe“, konterte sie. „Und als nächstes wollen Sie mir erzählen, dass irgendwelche dunkle Mächte unsere Welt angreifen, oder was?“ Er grinste. „Nein. Keine dunklen Kräfte von irgendwo sonst. Menschen reichen untereinander schon aus.“ „Wunderbar, etwas worauf wir uns einigen können.“ Pakhet musterte ihn kühl. Das einfache Shirt – kein Gefängnisshirt, einfach nur ein dunkles T-Shirt – wirkte unter seinem Bart etwas deplatziert. „Ich denke, wir könnten uns bei vielen Dingen einigen“, erwiderte er. „Wir könnten darüber reden.“ Sie verdrehte die Augen. Sie durfte ihm keine Schwäche zeigen. Er würde jedes Zögern, jede Unsicherheit gegen sie verwenden. „Oh, ja, ein gänzlich neues Weltbild, da bin ich mir sicher. Jetzt komm schon. Sie wollten mit mir reden. Sie wollten unbedingt mit mir reden. Also: Warum?“ „Weil ich wissen will, für wen du arbeitest, Bitch. Wer hat dich beauftragt, dich uns entgegen zu stellen?“ „Niemand. Ich tue es aus meinen eigenen Gründen.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Ich tue es aus meinen Gründen. Weil es das richtige ist. Weil das, was ihr diesen Kindern antut unmoralisch ist.“ „Eine Söldnerin, die über Moral spricht?“, fragte er. Er wich ihrem Blick nicht aus, erwiderte ihn kühl. „Ja.“ Sie durfte sich nicht abwenden. Er lächelte. Und da war etwas. Etwas in seinen Augen. Es waren nicht seine normalen, dunklen Augen, sondern die goldenen Augen einer Katze, inklusive der geschlitzten Pupillen. Nein, nicht nur die Augen. Da war der Kopf einer Katze. Eines Löwen. Nein, einer Löwin. Er hatte keine Mähne. Die Erinnerung an das, was sie in der Taschendimension gesehen hatte, kehrte zurück. Die Gestalt. Der Bogen. Der Pfeil. Der Schmerz in ihrer Brust. Sie schreckte zurück. Ein kurzes Lachen. Zea musterte sie. „Ich wäre an deiner Stelle vorsichtiger, Pakhet.“ Sie betonte ihren Namen auf eine spöttische Art. Für einen Moment war sie still. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Was hatte sie gerade gesehen? Nun, da sie ihn so ansah, schien er vollkommen normal zu sein. Sie durfte sich nicht einschüchtern lassen. Verdammt. Sie durfte keine Schwäche zeigen. „Warum?“, fragte sie. „Warum helfen Sie Nel und diesen Leuten?“ „Weil Dämonen Futter brauchen“, erwiderte er. „Reicht das nicht?“ Etwas abfälliges klang aus seiner Stimme. Pakhet wandte sich ab. „Wahrscheinlich reicht es.“ Damit stand sie auf. Er würde ihr nicht mehr erzählen. Das alles war ein Test gewesen. Zu welchem Zweck verstand sie nicht. Doch sie hatte das Gefühl etwas Dummes zu tun, wenn sie noch länger hier blieb. 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