Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [28.09.2011 – J07 – Zuckerwasser] --------------------------------- Sie saß in der Kantine der Interpol-Station, löffelte mit einer Hand die Macaroni, die es hier heute gab. Nicht das, was sie üblicher Weise gegessen hatte, doch hatte Heidenstein drauf bestanden. Eine Verbrennung auszuheilen braucht viele Kalorien, hatte er gesagt, deswegen sollte sie kalorienhaltig essen. Neben ihrem Teller standen ein Glas und eine Tasse. Das Glas gefüllt mit irgendeinem viel zu zuckrigen Soda, die Tasse mit schwarzem Kaffee. Immer wieder warf Heidenstein ihr Seitenblicke zu. Sie hatten ihre Prothese abnehmen müssen. Der Schaden war zu groß und dank der Verbrennung an ihrem Armstumpf war es sinnlos, die andere Prothese überzuziehen. Also saß sie hier. Verkrüppelt. Heidenstein hatte ihre ganze Seite mit Salben, Pflastern und Verband bedeckt, hatte ihr außerdem ein langärmliges Hemd geliehen, das sie darüber tragen konnte. Sie hatten den Ärmel geknotet, damit er nicht leer und nutzlos an ihr hinabhing. Schritte näherten sich von hinten. Dann zog jemand den Stuhl zu ihrer linken zurück. „Du hast nichts dagegen, oder, Sweetheart?“ Die Worte identifizierten ihn noch mehr, als seine Stimme. „Jack.“ Er setzte sich, grinste sie an. „Ich habe gehört, du hast dich geweigert ins Krankenhaus zu fahren, wie ein braves Mädchen?“ Pakhet verdrehte die Augen, trank einen Schluck des ekelig süßen Gesöffs. „Ich will hier sein, wenn sie Zea interviewn.“ „Ich bin ins Krankenhaus gefahren und schon wieder da“, konterte Jack. Das brachte sie darauf, dass sie ihn das letzte Mal am Morgen gesehen hatte. „Was hast du wieder gemacht?“ „Kugel in der Seite. Keine Organe. Alles okay.“ Er grinste. „Wie gesagt: Glück im Unglück.“ „Will ich deine Statistik hören?“, murmelte Heidenstein. „Einundzwanzig.“ Jack sah ihn an. „Einundzwanzig Kugeln soweit. Das ist die Hälfte von Zweiundvierzig.“ „Und dann wirst du das Leben verstehen?“ Heidenstein schüttelte den Kopf, nippte selbst an seinem Getränk. „Das werden wir dann sehen“, antwortete Jack. Dann wandte er sich wieder Pakhet zu. „Verbrennungen, habe ich gehört?“ „Ja.“ Sie zwang sich weiter zu essen. „Glaubst du nicht, dass es besser ist, wenn du dich hinlegst?“ Nicht auch noch er. Pakhet stöhnte. „Ich komme schon damit klar. Ich kann stehen. Ich kippe nicht um. Alles in allem geht es mir gut.“ Vielleicht war sie zu heftig. Jack schreckte zurück. „Schon gut, Sweetheart. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich mache mir nur Sorgen, ja? Wenn du dich nicht ausruhst, machst du dir am Ende noch weitere Probleme.“ „Das sage ich ihr auch schon die ganze Zeit“, murmelte Heidenstein. Pakhet seufzte, schüttelte den Kopf. „Ich komme schon klar. Es ist alles in Ordnung.“ „Pakhet. Gute fünf Prozent deiner Haut sind verbrannt. Das ist nicht okay“, meinte Heidenstein. „Eigentlich solltest du nicht stehen können.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie gesagt: Es geht mir gut.“ Dass ihr Kopf noch immer schwirrte verschwieg sie dabei. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Irgendwie würde sie es schon schaffen lang genug zu stehen. Sie wollte nicht schwach sein. Es war schlimm genug, dass sie getroffen war. Mehr Schwäche durfte sie nicht zeigen. Heidenstein musterte sie lange, schüttelte den Kopf. Eine Erwiderung schien er sich zu verkneifen. Ganz so nachgiebig war Jack dagegen nicht. Er sah sie an. „Und was willst du so erreichen?“ Sie antwortete nichts. Stattdessen trank sie etwas von dem ekelhaft süßem Gesöff. „Ich sage nur“, meinte Jack, „wenn du am Ende vor Zea umkippst, hast du nicht unbedingt deine Stärke bewiesen.“ „Ich weiß“, murmelte sie und verzog das Gesicht. „Aber ich komme schon klar.“ Sie schürzte die Lippen, wollte noch etwas trinken, setzte das Glas aber ab. „Danke für deine Besorgnis.“ Sie zog eine Grimasse. „Mäuschen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)