Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [25.08.2011 – J03 – Flug] ------------------------- Jack wartete auf sie. Wie sie hatte er nur leichtes Gepäck. Sie würden am Folgetag zurückreisen. Ach, verdammt, wahrscheinlich war es ohnehin besser, wenn sie für ein, zwei Tage aus der Stadt verschwand. Es gab nichts, was sie hier tun konnte, und je länger sie hier war, desto wahrscheinlicher war es, dass irgendjemand, den die Leute hinter dem „Casino“, hinter der Organisation, angeheuert hatten, es auf sie anlegte. Also war es nur gut, wenn sie nach Johannisburg flog. Also  … Ach, sie konnte sich nicht selbst überzeugen. Sie hasste die Aussicht mit Interpol zu sprechen noch immer. „Hallo, Honigschnute“, meinte Jack grinsend, als sie auf ihn zukam. „Nenn' mich noch einmal so und du  …“, begann sie, wurde aber von ihm unterbrochen. Er verdrehte die Augen. „Spar's dir“, murmelte er. „Es gibt nichts, mit dem du mir Angst einjagen kannst.“ „Bist du dir sicher?“ Sie schnaubte. „Ziemlich.“ Er musterte sie. „Du bist ein guter Mensch. Du wirst mir nichts tun. Schlimmstenfalls versetzt du mir einen Kinnhaken.“ Er zuckte mit den Schultern, seufzte. „Schmerzen machen mir keine Angst.“ Etwas desillusioniertes lag in seiner Stimme. Nein, etwas anderes. Reue? Sie war sich nicht sicher, schnaubte nur wieder. „Ein guter Mensch?“, fragte sie. „Du willst diese Kinder retten“, erwiderte er. „Mit denen du nichts zu tun hast. Bist bereit darüber andere Leute aus, wie ich vermute, eigener Tasche zu bezahlen. Ja, wenn du mich fragst, qualifiziert dich das, Zuckerfee.“ „Geht es noch alberner?“, murmelte sie. Er grinste. „Du hast gar keine Ahnung, mein Goldeselchen“, schnurrte er. „Idiot.“ Er lachte. „Ja, das geht auch.“ Womit hatte sie das nur verdient. „Was willst du damit erreichen?“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Es macht mir Spaß.“ Er grinste. „Weißt du, die Tatsache, dass du dich so darüber aufgibst, macht es beinahe noch amüsanter.“ „Oh, pass auf, ein Internettroll“, murmelte sie. Er zwinkerte ihr zu. Verdammt. Was er konnte, konnte sie auch. „Okay, Hoppelhäschen, was sind das für Leute, mit denen wir uns treffen?“ Den Spitznamen nahm Jack mit einem Grinsen auf. „Tony Chase, eigentlich Brite“, erwiderte er. „Er hat mehrere Stiche gegen Menschenhandelsorganisationen geleitet. Speziell jene, die Kinder nach Europa verschiffen. Wir haben Glück, dass er aktuell hier ist. Er ist vertrauenswürdig und ein guter Mann.“ „Wie sieht es mit seinem Wissen über, nun“ – Pakhet räusperte sich – „das Übernatürliche aus?“ „Er weiß, was es gibt“, erwiderte er. „In diesen Bereichen  …“ Jack verstummte und für einen Moment verblasste sein Grinsen. „Sagen wir es einmal so: So etwas, wie du beschreibst, ist nicht selten.“ Er schüttelte den Kopf. „Nun, Dämonen schon. Aber zumindest werden Tränke verwendet, um Kinder gefügig zu machen. Weniger Nebenwirkungen als Drogen, weißt du? Weniger Schaden an der Ware.“ Seine Stimme wurde bitter. Pakhet musterte ihn. Warum interessierte er sich eigentlich so für diese Dinge. Es schien so gar nicht zu dem Rest seiner Persönlichkeit zu passen. Es sei denn, natürlich  … Ein Gedanke kam ihr. Konnte es sein? Es wäre eine Erklärung, doch sie war sich nicht sicher. Sie würde sicherlich nicht danach fragen. Sie nickte bloß. „Ich verstehe, denke ich. Ich wollte nur sicher gehen  … Die Polizei  …„ „Lokal, ja“, erwiderte er. „International  … Zumindest Abteilungsleiter wissen Bescheid. Meistens.“ Jack bemühte sich wieder um sein sorgloses Grinsen. „Es wird nur nicht zu oft darüber gesprochen, wenn es nicht relevant wird. Und wann wird es schon einmal relevant?“ „So, wie du klingst, bei diesen Operationen öfter“, murmelte Pakhet. „Verschiedene Einsatzgebiete“, erwiderte Jack und lächelte. „Wusstest du, dass Interpol eine eigene Abteilung für Sonderfälle der Art hat?“ Sie sah ihn an. „Ich habe davon gehört.“ Um genau zu sein hatte sie vielleicht fünf oder sechs Mal Missionen erledigt, bei denen sie vermutet hatte, dass der Auftraggeber zu einer internationalen Sicherheit gehörte, während der- oder diejenigen offenbar über Dämonen, Fae und Taschendimensionen bescheid wussten. „Aber sie haben selbst wenig Leute mit Talent.“ Jack zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“ Tatsache war, dass ein Großteil der ohnehin schon kleinen, magischen Community vorsichtig war, wenn es darum ging, sich und all das was mit ihnen zu tun hatte, der Allgemeinheit zu offenbaren. Und diejenigen, die – wie sie, Heidenstein und die anderen in der „Firma“ – weniger Probleme damit hatten  … Nun, für sie gab es besser bezahlte Arbeit, als bei der Polizei. Es hatte keinen Sinn, über das Thema länger zu philosophieren. Stattdessen sah sie sich um. „Wir sollten einchecken, oder?“ Immerhin hatte sie ihr Ticket bisher nur auf dem Handy. „Da hast du vollkommen Recht, Cherie“, meinte Jack, endlich wieder grinsend. „Ich habe damit nur auf dich gewartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)