Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [21.08.2011 – S06 – Hilferuf] ----------------------------- „Was ist?“, fragte Smiths tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung. „Bist du gerade in der Zentrale?“ Pakhet war zögerlich. Sie konnte nicht riskieren, dass Michael etwas davon mitbekam. „Ja“, erwiderte Smith. Er machte eine kurze Pause. „Moment. Ich gehe mal kurz frische Luft schnappen.“ Er hatte ihre Anspannung bemerkt. Den Geräuschen im Hintergrund nach, verließ er wohl wirklich sein Büro. Eine Tür wurde geöffnet. Er entschuldigte sich kurz bei jemanden. Stilles Rauschen am anderen Ende der Leitung, das Ping eines Aufzugs, Schritte, Stille, ein weiteres Ping, dann noch eine Tür, dann das Rauschen von draußen. Smith atmete tief ein und aus. „Danke“, flüsterte Pakhet. Sie wusste, dass sie sich auf Smiths verlassen konnte. Sie hoffte es zumindest. „Was ist los?“ „Ich brauche Hilfe“, antwortete sie ruhig. „Du weißt von dem Auftrag, den Michael mir gegeben hat?“ Ein Klopfen an der Tür erklang noch vor Smiths Antwort. Derjenige, der draußen war, wartete nicht, kam einfach rein, sah sie an. Murphy. „Pakhet. Was ist genau passiert. Ich dachte ihr  …“ Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Smith? Du musst mir versprechen, dass Michael hiervon nichts erfährt.“ Verwirrt sah Murphy sie an. Smith zögerte für eine Weile. „Versprochen“, sagte er dann langsam, vorsichtig. „Worum geht es?“ Murphy gestikulierte, um seiner Verwirrung und wohl auch seiner Empörung, dass sie und Heidenstein in die „Höhle des Löwen“ gegangen waren, ohne auf ihn zu warten, Ausdruck zu verleihen. Er machte weitläufige Armbewegungen, bewegte den Mund, war jedoch leise. Wieder hatte er die Gestalt des schwarzhaarigen, weißen Jugendlichen. „Michael hat mir gestern einen Auftrag gegeben. Ich sollte für jemanden, angeblich Tutu ein Mädchen finden, das offenbar von Menschenhändlern entführt wurde. Wir haben sie gefunden, haben den Stützpunkt – oder zumindest einen davon – gefunden“, erklärte Pakhet rasch und mit leiser Stimme. Sie war noch immer im Krankenzimmer, waren doch kaum zwei Stunden vergangen, seit sie aufgewacht war. Ihr war wieder schlecht. Sie war noch immer schwach. Dennoch hatte sie keine Zeit zu verlieren. „Und der Ort  … Smith, es war höllisch. Nicht nur, dass sie fast nur Jugendliche haben, sie  … Ich weiß nicht genau, was sie da machen. Sie vergewaltigen sie, aber da ist etwas anderes. Dämonen. Da waren Dämonen. Haben sie bewacht. Und ich bin nicht sicher, was sie damit zu tun haben.“ Verwirrt sah Murphy sie an, während Smith schwieg. „Dämonen?“, fragte er schließlich. „Ja“, antwortete sie. „Ein Schakal. Eine große Schlange.“ Wieder schwieg Smith, während Murphy weiter gestikulierte. Er schien nicht zu verstehen. Offenbar hatte Heidenstein noch nicht mit ihm gesprochen. „Okay“, sagte Smith. „Was ist es, was du von mir willst.“ „Ich werde diese Jugendlichen befreien, aber ich brauche Hilfe. Magier. Noch jemanden, der kämpfen kann. Idealerweise Leute, Verstärkung. Und etwas, um Dämonen zu bannen.“ „Wir könnten“, begann Smith, doch Pakhet ahnte bereits, was er sagen wollte. „Wir können niemanden aus der Firma nehmen“, antwortete sie. „Michael darf davon nichts erfahren. Ich glaube, er wollte, dass ich so reagiere.“ „Wieso?“ Smith Stimme war leise, doch eine gewisse Verwirrung war aus ihr zu hören. „Weil Michael ein Arsch ist“, zischte sie. Seufzte dann aber. Sie würde es erklären müssen. „Michael und ich haben seit einiger Zeit  … Probleme.“ Besser konnte sie es nicht ausdrücken. „Er will mir mit der Sache eine Lektion erteilen. Ich bin mir sicher, er wusste, dass ich so reagieren würde. Er will, dass ich eine Dummheit mache.“ „Wie zu versuchen, die Jugendlichen zu befreien“, schloss Smith. „Ja“, antwortete sie. „Ich glaube, er will, dass ich gegen meinen Auftrag gehe.“ „Was du tust.“ Murphy schenkte ihr einen empörten Blick. Er schüttelte leicht den Kopf, fixierte sie, versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch sie redete weiterhin mit Smith. Sie konnte ihm alles erklären, wenn sie aufgelegt hatte. „Ja, das tue ich“, erwiderte sie. Schweigen. Dann: „Wo bist du gerade?“ Pakhet zögerte. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte. Doch sie hielt Smith für einen guten Mann – einen besseren Mann, als Michael. „Im Anderson Hospital.“ Sie hasste es, das Risiko einzugehen, doch blieb ihr kaum eine Wahl. Sie brauchte Hilfe dabei. „Okay. Ich schaue, was ich tun kann“, meinte Smith mit einem tiefen Seufzen. Er schien mit sich selbst zu kämpfen. „Ich werde zusehen, dass ich jemanden finde. Aber ich kann dir nichts garantieren. Wie viel Zeit habe ich?“ Pakhet schürzte die Lippen. „Nicht mehr als eine Woche.“ Denn sie würden schnell handeln müssen. Wenn sie ihre Gegner zuerst ziehen ließen, dann wären diese verschwunden – oder sie tot. „Und ich brauche Hilfe, die Location zu überwachen. Ich denke nicht, dass sie dort bleiben und viel Zeit haben wir nicht.“ Murphy musterte sie. „Die Hilfe hast du schon“, sagte er mit düsterem Blick. „Die Adresse, die uns der Scout gestern gegeben hat?“ Sie sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, nickte aber. Auch er nickte, ging zum Fenster und öffnete es. Warme, staubige Luft wehte herein. Ohne ein weiteres Wort verwandelte der Junge sich in einen Raben und flog hinaus, ließ nur seine Kleidung zurück. Pakhet schaute ihm hinterher. Genau das hatte sie eigentlich nicht gewollt. Sie könnte es sich nicht verzeihen, wenn dem Jungen etwas geschah. Doch was sollte sie tun? Sie konnte ihn nicht fangen. „Was ist passiert?“, fragte Smith. „Murphy ist auf dem Weg zur Location“, erklärte sie. Sie schloss die Augen, um sich zu sammeln. „Wir werden Verstärkung brauchen. Jemand der ihn ablösen kann.“ „Ich sehe, was ich tun kann“, antwortete Smith und seufzte. „Ich sehe, was ich tun kann  …„ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)