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Urban Fantasy Thriller
von

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[20.08.2011 – D26 – Hinterzimmer]

Weitere eineinhalb Stunden vergingen. Die Zeiger der halb hinter Schnapsflaschen versteckten Uhr an der Wand tickten auf Mitternacht zu.

Pakhet hatte in der Zeit noch zwei weitere „Kunden“ gehabt – unter einem einen der schmierigen Art, der aber oft hier war und jedes der Mädchen zu kennen schien. Sie hatte von ihm einiges an Informationen bekommen, auch wenn sie gut Lust gehabt hatte, ihm das Messer in den Hals zu stechen, da er ein verfluchtes Arsch gewesen war.

Doch sie hatte sich dumm gestellt, hatte mitgespielt und so davon gehört, dass hier und da immer ein paar Mädchen verschwanden. Er prahlte damit, einmal gesehen zu haben, wie man ein Mädchen in ein Auto gedrückt hatte. Einen weißen Mercedes, erzählte er. Guter Wagen. Und da waren mehrere Typen gewesen.

Offenbar fand er es interessant und sah keinen Fehler darin, niemanden zur Hilfe gerufen zu haben.

Arschloch.

Schließlich kam sie wieder aus den Hinterzimmern kam. Sie nahm sich vor zu duschen, wenn sie wieder im Krankenhaus zurück war – sie machte sich nichts vor, sie würde in dieser Nacht im Krankenhaus schlafen, da sie Heidenstein ohnehin dahin fahren würde. Da fiel ihr Heidenstein ins Auge, der etwas steif mit einem der anderen Mädchen an der Bar sprach und ihr einen langen Blick zuwarf.

Ihm gefiel die Situation immer weniger. Und als sie sich mit einer Cola wieder an der Bar positionierte, dauerte es keine zehn Minuten, bis er zu ihr hinüber schlurfte.

Sie blieb bei ihrer Rolle. Stephanie, also Pearl kannte diesen Mann nicht. „Was kann ich für dich tun, Süßer?“, schnurrte sie.

„Können wir kurz reden?“, flüsterte er.

„Ich nehme, 800 Rand“, erwiderte er. „Küssen kostet extra.“ Sie sprach laut genug, als dass ein Barkeep, der zuhörte, es für ein normales Kundengespräch halten sollte. Sie zwinkerte ihm zu.

Er verzog das Gesicht, biss sich auf die Lippe. „Ja, von mir aus.“ Seine Stimme war angespannt.

„Ach, Schätzchen. Entspann dich, ist doch nichts bei“, meinte sie. „Also, was sagst du?“

„Ich sagte, es ist okay“, murrte er mit Nachdruck.

Sie verdrehte die Augen. Das war nicht seine Art. Sie ließ sich vom Barhocker gleiten, nahm ihr Glas, packte Heidenstein am Arm und bugsierte ihn in Richtung der Hinterzimmer.

Die „Hinterzimmer“ waren über eine Tür an der Rückseite der Bar zu erreichen. Hier führte ein relativ schmuckloser Flur an den Toilettentüren und einem Vorratszimmer vorbei, ehe mehrere Räume, die mit einfachen Riegeln versehen waren, von dem Flur abgingen. Die Türen waren weiß, die Zimmern hatten Nummern.

Die Zimmer sechs bis zwölf waren Prostituierten vorbehalten, wie sie wusste. Sie waren zusätzlich verschlossen, aber Smith hatte ihr mit den Informationen auch einen Schlüssel zukommen lassen.

Sie machte das erste freie Zimmer – Nummer Acht – ausfindig, öffnete die Tür und zog Heidenstein mit sich hinein.

Das Zimmer war alles in allem hübsch eingerichtet. Zwar waren die Wände einfach gestrichen – Farbe auf Stein – doch stand ihr ein großes, sauber gehaltenes Kunstledersofa in Schwarz. Da waren außerdem ein Spiegel, hinter dem Lampen angebracht waren, ein Hocker, ein in einer Ecke eingelassenes Waschbecken. Der Boden war mit einem schwarzen Teppich bedeckt.

Es wurde sich sogar halbwegs drum bemüht, die Zimmer sauber zu halten. Tutu gab sich offenbar Mühe.

„Was ist?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme. Die Wände waren hellhörig, auch wenn ihre Nachbarn soweit selbst lautstark beschäftigt waren.

Heidenstein sah sie an, während sie sich auf das Sofa fallen ließ. Sie war froh für jeden Moment, in dem sie nicht in den beschissenen Schuhen stehen musste.

Heidenstein öffnete den Mund, schloss ihn sogleich wieder, setzte sich schließlich zögerlich auf den Hocker. „Hast du wirklich  …“, begann er, fing sich dann aber. „Hast du etwas herausgefunden?“

„Ja“, erwiderte sie. „Wenn auch nicht viel. Hier waren definitiv Scouts unterwegs und der letzte Typ, mit denen ich gesprochen habe, sagte, er hätte mal gesehen, wie mehrere Männer ein Mädchen in einen weißen Mercedes gezerrt haben.“

Wieder räusperte sich Heidenstein. „Mercedes, eh?“

„Ja. Sie haben sie wohl rausgelockt“, antwortete sie. „Ich habe außerdem gehört, dass ein Scout hier in den letzten Wochen rumgehangen ist. Schwarz, Mitte zwanzig. Er hat verschiedenen Mädchen hohe Angebote gemacht und die Kolleginnen vermuten, dass Dené eins angenommen hat.“ Sie sah ihn an. „Hast du etwas herausgefunden?“

Er zögerte, schüttelte den Kopf, schürzte die Lippen.

Sie lächelte. Es war klar, dass er sich bei der Sache mehr als unwohl gefühlt hatte. Er war halt der Doc, ein gutherziger Typ, der viel zu viel über manche Dinge nachdachte. Es hätte sie nicht überrascht, hätte er es nie mit einer Prostituierten versucht – anders, als die meisten ihrer Kollegen. Aber das war halt der Doc. „Nicht schlimm.“ Letzten Endes mochte sie ihn doch, weil er anders war, weicher, als die meisten.

„Was ist mit Murphy?“, fragte Heidenstein.

„Der Junge scheint sich zu amüsieren“, murmelte sie.

„Ich habe ihn gesehen.“ Heidenstein sah zur Tür.

Sie zuckte mit den Schultern. Eigentlich sollte sie Vorbehalte dagegen haben, aber sie machte sich nichts vor. Der Junge war in solchen Lokalen öfter ein und aus gegangen. Seine Fähigkeit die Gestalt zu ändern, öffnete ihm wahrscheinlich diverse Türen und manche Herzen.

Wieder räusperte sich Heidenstein. Er konnte sich doch nicht beherrschen. „Hast du wirklich mit den Typen  …“ Er brachte den Satz nicht zu Ende.

„Ja“, erwiderte sie. „Ansonsten hätte ich Aufmerksamkeit erregt.“ Sie musterte ihn, lächelte matt. „Es ist schon okay.“

Sein Blick sagte deutlich, dass er anders dachte. Dies behielt er jedoch für sich.

Pakhet seufzte. Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Murphy hatte wahrscheinlich recht, dass er eifersüchtig war. Vielleicht sah er es auch anders, maß Sex wirklich mehr Bedeutung bei als sie.

Sollte sie etwas sagen? Sie zögerte.

Da klopfte es an der Typ. „Kann ich irgendwobei helfen?“, fragte eine Stimme, die eindeutig als die Murphys zu erkennen war.

Sie seufzte, ging zur Tür, öffnete.

„Störe ich?“, fragte Murphy und musterte sie beide. Als er ihren bekleideten Zustand sah, lächelte er. „Wohl eher nicht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Taroru
2019-10-14T22:51:43+00:00 15.10.2019 00:51
das murphy spaß hat, überrascht mich ja so gar nicht XD
auch heidenstein kann ich nach vollziehen. allerdings kann ich auch pakhet verstehen, job ist job.
bin gespannt ob die infos ausreichend sind, oder ob da noch viel viel mehr hintersteckt ^^
Antwort von:  Alaiya
15.10.2019 09:20
Job ist tatsächlich Job für sie. Während Heidenstein so ein Gefühlsdusel ist
Antwort von:  Taroru
15.10.2019 10:34
also ich kann jedenfalls von mir behaupten, ich könnte diesen job nicht machen XD
respekt das sie das einfach so hin nimmt und durch zieht ^^
Von:  Vampyrsoul
2019-10-14T19:31:14+00:00 14.10.2019 21:31
Hätte Murphy wohl gern gehabt, dass er stört, wah? XD
Ich muss sagen, Heidenstein hat sogar länger durchgehalten, als ich erwartet hatte. Kurzzeitig hatte ich schon befürchtet, dass er direkt beim ersten Kunden eingreifen und alles auffliegen lassen würde.
Antwort von:  Alaiya
14.10.2019 21:33
Ja. Der Doc leidet gerade vornehmlich still. Er hat Probleme es zu verstehen.
Antwort von:  Vampyrsoul
14.10.2019 22:15
Ich glaub, ich kann's verstehen. Für jemanden, der Körperlichkeiten sehr stark an Zuneigung koppelt, ist es sicher nicht leicht nachzufühlen, wie es anders sein kann.
Antwort von:  Alaiya
14.10.2019 22:19
Absolut. Das ist da so ein zentrales Ding. Und die Tatsache, dass er halt Gefühle für sie hat, macht es hier noch schnlimmer.


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