Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [10.07.2011 – D16 – Ruhe] ------------------------- Warum saß sie schon wieder hier, neben ihm, auf seinem Sofa? Es war nicht ihr Stil und eigentlich hätte sie besser daran getan, sich zur Feier des Tages einen Abend in einer Bar mit anschließender Unterhaltung in einem Hotelzimmer zu gönnen. Stattdessen war sie wieder – wie zu oft in letzter Zeit – in Heidensteins Wohnzimmer und unterhielt sich mit ihm. „Dann werden wir wohl erst einmal nichts mehr von Crash und Murphy sehen, eh?“ „Werden wir sehen, wohin der Gute kommt“, meinte Pakhet. Sie nippte an einem Bier. Eigentlich mied sie Alkohol, wenn nicht für die Abendunterhaltung. Doch verdammt: Heute hatte sie es sich verdient. Heidenstein lächelte. „Weiß Smith schon Bescheid?“ „Natürlich.“ Sie deutete ein Schulterzucken an. „Aber Smith ist …“ „Sehr verständnisvoll?“, half Heidenstein aus, als sie nach dem richtigen Wort suchte. „Ja“, murmelte sie. Für einige Sekunden senkte sich Schweigen über sie. Wieder fragte sie sich, was sie hier tat. „Glaubst du denn, dass es gut geht. Mit Crash und Murphy?“, fragte Heidenstein. „Ich glaube, dass ich noch mal mit Murphy reden sollte“, meinte sie mit einem matten Lächeln. Dann seufzte sie. „Aber eigentlich denke ich, dass die beiden schon klarkommen. Sie sind okay, beide. Auch wenn Murphy gerne anders tut.“ Das Lächeln auf Heidensteins Gesicht veränderte sich. Es wirkte wissender. Als hätte er gerade etwas verstanden. „Ich denke, es ist eine gute Sache, wenn Crash und seine Schwester – und Murphy – aus … Unserem Bereich weg sind.“ Er biss sich auf die Lippen und zögerte. Pakhet nickte. „Sie sind jung.“ Eigentlich zu jung. Sie trank noch einen Schluck und sah auf den Wohnzimmertisch. „Wie lange willst du das Ganze noch machen?“ Er holte tief Luft. „Bis das Krankenhaus wieder wirklich läuft. Wenn ich … Wenn ich wieder eine richtige Grundlage habe, höre ich auf.“ Erneut nickte sie. So etwas hatte sie sich schon gedacht. „Und du?“ Sie sah ihn an. Sie hätte mit der Frage rechnen müssen und doch überraschte sie sie. Sie schwieg, presste kurz den Kiefer zusammen: Dennoch entschloss sie sich zu einer Antwort – indem sie der Frage auswich. „Ich arbeite seit sieben Jahren als Söldnerin. Ich weiß nicht, ob ich mir etwas anderes vorstellen kann.“ „Du kannst nicht ewig so arbeiten“, meinte Heidenstein. „Ich meine, irgendwann bist du alt und außerdem … Na ja, wie viele Körperteile willst du noch …“ Sie unterbrach ihn. „Den Arm habe ich schon vorher verloren.“ Mehr musste er nicht wissen. Es ging ihn nichts an. Genauso, wie die Sache mit seiner Firma, sie nichts angegangen war. Sie verdrängte den Gedanken, trank einen Schluck. Dann lächelte sie zynisch. „Davon abgesehen ist es kein Job, in dem man alt wird, oder?“ Er starrte sie an. Kurz öffnete er den Mund, schloss ihn aber wieder, runzelte die Stirn, ehe er noch einmal versuchte, anzufangen. „Du willst mir also sagen, dass dein Zukunftsplan ist, irgendwann auf einer Mission zu sterben?“ Natürlich nicht. Sie seufzte, fixierte das Bücherregal neben der Küchentür. Verfickter Idiot, warum wusste sie nicht, was sie sagen sollte? „Es ist wahrscheinlich, oder?“ „Es sei denn, du hörst vorher auf.“ So einfach konnte sie nur nicht aufhören. Die Tatsache, dass sie hier lebte, illegal ihr Geld verdiente und unter Michael Schutz stand, schützte sie auch vor der Army und ihrer Vergangenheit. Sie wollte sich damit nicht noch einmal auseinandersetzen müssen. „Warum interessiert es dich überhaupt?“ „Fragte sie, die sie mir hinterherspioniert hat?“ Er sah sie von der Seite an, zögerte. „Das einzige, was ich sagen will, ist …“ Wieder schürzte er die Lippen, wie er es oft tat, wenn er sich unsicher war, wie er sich ausdrücken sollte. „Das einzige, was ich sagen will, ist, dass es eine Verschwendung wäre, wenn jemand, wie du so …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich denke nur, dass du mehr sein könntest als das.“ Sie sah ihn an, unsicher, was sie darauf antworten sollte. Dann aber seufzte sie und schüttelte den Kopf. Es gab keine gute Antwort. „Danke“, murmelte sie schließlich um irgendetwas zu sagen. „Es ist zur Kenntnis genommen.“ Und damit klang sie wie ein Arschloch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)