Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 12: Eine heiße Spur --------------------------- Kapitel 12: Eine heiße Spur Conan erkannte schnell wohin Masumi mit ihm unterwegs war. Sie fuhren auf dem direkten Weg zurück zum Ort des Verbrechens. Als die Beiden nur noch drei Hausreihen von der Detektei entfernt waren, hielt seine Fahrerin an und stellte den Motor der Maschine ab. Sera stieg von ihrer Yamaha und Shinichi tat es ihr kurz darauf gleich. „Du musst wissen Conan…“, begann die junge Frau mit den grünen Augen, nahm jedoch zuerst einmal ihren Motorradhelm vom Kopf und schüttelte ihre plattgedrückten Haare, ehe sie weitersprach. „Es überrascht mich nicht sonderlich, dass eure kleine Befragungstour erfolglos blieb. Gestern war Sonntag und die meisten Läden in der Straße hatten geschlossen, ebenso wie das Geschäft hier.“ Sie deutete auf eine kleine zierliche Bäckerei im Erdgeschoss eines Wohnblocks, ähnlich wie das Café Poirot unterhalb der Detektei Mori. „Die Bäckerei gehört einer Frau namens Mitsouko Oshiro. Ich zähle so gesehen zu ihren Stammkunden. Immer wenn ich Ran für den Weg zur Schule abhole, lege ich hier noch einen kurzen Halt ein. Die haben nämlich die besten Melonenbrötchen in ganz Tokyo.“ Sera grinste harmlos, doch trotz der kleinen Anekdote aus ihrem Alltag hat Conan begriffen, worauf sie hinauswollte. „Verstehe, du hoffst das die Ladeninhaberin am Freitag, zur Zeit der Explosion, etwas gesehen haben könnte und wir sie gestern dazu nur nicht befragen konnten.“ Shinichis anfänglicher Optimismus wurde rasch von einer ernüchternden Feststellung überschattet. „Doch ich bezweifle, dass sie während ihrer Arbeit in der Bäckerei mehr gesehen haben soll, als die Anwohner rund um die Detektei.“ Masumi zwinkerte dem Geschrumpften zu und winkte mit dem Zeigefinger vor ihrem Mund hin und her. „Nur weiß ich zufällig, dass Frau Oshiro erst vor einem Monat eine Überwachungskamera direkt an ihrer Eingangstür hat installieren lassen. Sie sagte mir es sei aus Sicherheitsgründen, wegen eines Einbruchs wenige Tage davor.“ Shinichis Gesicht zeigte deutlich, dass er dieser Erkenntnis trotz allem nicht sonderlich viel Begeisterung entgegenbringen konnte. „Man kann nur leider den Ort des Anschlags von hier aus unmöglich einsehen.“, war er der festen Überzeugung, dass Sera genau darauf spekuliert hatte. „Mir geht es auch nicht darum die Detektei zu beobachten. Dass das von hier aus unmöglich ist, musste ich auch schon feststellen, leider. Nein, ich will überprüfen ob unser Täter eventuell an der Bäckerei vorbeikam. Die Kamera kann den kompletten Gehweg vor dem Eingang erfassen.“ „Aber wir haben doch keinerlei Anhaltspunkte darüber wie der Täter aussehen könnte, falls es denn wirklich ein Alleingänger war.“ „IRRTUM“, rief Masumi lautstark und ließ den Geschrumpften mit dieser ihrerseits unvorhergesehenen Aktion vor Schreck zusammenfahren. „Obwohl sich Ran nicht mehr daran erinnern kann, so hat mir Sonoko heute in der Mittagspause anvertraut, dass sich Amuro kurzzeitig sehr merkwürdig verhalten hat, als die Beiden vor der Explosion im Café Poirot waren. Sie schilderte mir, er habe eine sehr große Person auf der Straße angestarrt und sei dieser sogar nach draußen gefolgt.“ Sera setzte einmal mehr ihr geheimnisvolles Grinsen auf. „Also äußerst verdächtig, wie ich finde. Im Anschluss hat er behauptet einen alten Bekannten gesehen zu haben und versucht die Sache unter den Tisch zu kehren, aber du kennst ja Sonoko und ihre Neugier. Sie hegt heimlich Zweifel ob das wirklich der Wahrheit entsprach und die Größe der Person ist ihr dabei durchaus im Gedächtnis geblieben. Sie überragte, laut ihrer Aussage, alle anderen Passanten deutlich. Nur hat sie leider die Person nur flüchtig und von hinten gesehen, doch die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen hellhäutigen Mann mit sehr kurzem Haar handelte.“ Conan schaltete schnell einen Gang hoch. Vielleicht ein Ausländer. Amerikaner und auch Europäer waren meist größer als der durchschnittliche Japaner. Er stampfte mit einem Fuß verärgert auf den Boden. „Und das hättest du mir nicht eher sagen können?“ Er klang wirklich ein wenig angefressen. „Man Masumi wieso lässt du mich hier solange ins Leere laufen, wenn du solch wichtige Informationen besitzt. Diese Person könnte vielleicht etwas mit der Bombe zu tun haben. Hättest du das nicht schon erwähnen können, bevor wir hier herfuhren?“ Sera schüttelte nur unbehelligt den Kopf und schien Shinichis eingeschnappte Art regelrecht herbeigesehnt zu haben. „Keine Chance du großer Detektiv. Ich wollte es mir halt nicht nehmen lassen dich auch mal zappeln zu sehen, der, der der größte darin ist Details eines Falls für sich zu behalten und erst am Ende damit alle in Staunen zu versetzen.“ Der Geschrumpfte riss seinen Mund auf, um sich zu beschweren, doch es kam kein Laut hervor. Auch wenn er es nicht in Ordnung fand, etwas dagegen einwenden konnte er eben so wenig. Er musste sich eingestehen, dass sie im Grunde damit recht hatte. „Allerdings steht noch gar nicht fest ob der Kerl wirklich etwas mit der Explosion zu tun hat oder ob er überhaupt an der Bäckerei vorbeikam.“, gestand Sera. „Dennoch ist das ein ganz guter Anhaltspunkt. Der Beste, den wir bisher haben.“, erwiderte Shinichi. Er war nicht böse auf Masumi, immerhin war das hier kein Konkurrenzkampf, sondern wie immer ging es nur um eine Sache, nämlich die Wahrheit ans Licht zu bringen und ohne Seras Mithilfe hätte er bis zu Amuros Genesung auf diese Information warten müssen. Nun bestand die Chance, schon früher als erwartet eine brauchbare Spur zu bekommen. „Wenn diese besonders große Person tatsächlich auch der Bombenleger ist, dann würde es gleichzeitig auch bedeuten, dass Amuro den Täter kennt. Was erklärt, warum er ihm nachgelaufen und danach versucht hat meinen Bruder zu kontaktieren.“, erwähnte Sera. „Irgendwie beunruhigt mich das. Vielleicht ist der auf den wir es abgesehen haben schonmal ins Visier der Sicherheitspolizei geraten.“ „Wie Heiji schon vermutete, bestimmt kein kleiner Fisch.“ „Versuchen wir einfach unser Glück.“, warf Conan alle Bedenken über Bord und so betraten er und Sera die Bäckerei. Frau Oshiro begrüßte Masumi aufs Wärmste. Sie schienen sich wirklich gut zu kennen, da bestand für den ehemaligen Oberschüler kein Zweifel. Des Weiteren erfuhr Shinichi, dass Sera schon heute Morgen um die Vorbereitung der Kameraaufnahmen gebeten hatte und nun alles zur Einsicht fertig sei. Frau Oshiro, eine sympathisch wirkende Frau Ende Dreißig, führte sie dazu in ein Hinterzimmer, wo der Computer stand. Ihr machte es nicht das Geringste aus, den Beiden bei ihrer Ermittlung zu helfen. Das Videomaterial war bereits geöffnet und zeigte das pausierte Bild des Gehwegs vor dem Laden. Das von der Kamera eingeblendete Datum unten rechts verriet den Tag der Explosion. Die beiden Jungdetektive bedankten sich gleich im Voraus und nachdem die Inhaberin sich wieder ihren Gästen im Vorraum zugewandt hatte, setzten sie sich an den Tisch, auf dem der Computer stand. Conan schnappte sich die Maus und huschte flink mit dem Cursor Richtung Playbutton, ehe er auf diesen klickte. Sofort erwachten alle eingefrorenen Passanten auf der Straße zum Leben und setzten sich in Bewegung. Die Zeit lief ab 16:45 Uhr vorwärts. Angespannt huschten Shinichis und Seras Blicke über die Leute hinweg, um ihre gesuchte Person zu erhaschen. Zwischendurch wurde das Bild kurz durch den Rahmen der aufgehenden Ladentür verdeckt, immer wenn Kunden die Bäckerei betraten oder wieder verließen. Allgemein herrschte ein geschäftiges Treiben. „Das sind zu viele.“, musste Shinichi bald feststellen. „Wir müssen die Suche zeitlich eingrenzen sonst dauert das Ewigkeiten.“ Er spulte die Aufnahme vorwärts bis zur Explosion. Es gab zwar keinen Ton, doch der Rauch, Staub und die vielen panisch flüchtenden Menschen, ließen ihn den Zeitpunkt der Detonation auf punkt 17:20 Uhr markieren. „Jetzt müssten wir nur noch wissen, wann Amuro die Person gesehen hat.“ Sera überlegte einen Augenblick. „Ich glaube Ran sagte, dass wäre so ungefähr gegen 16:15 Uhr gewesen. Sie weiß das so genau, weil sie da gerade auf ihr Handy geschaut hat. Sie wollte im Anschluss nämlich Amuro mit einem Geschenk zu seinem Geburtstag überraschen.“ Kaum kamen die Worte über ihre Lippen wirkte Sera ziemlich niedergeschlagen und auch Shinichi blickte traurig drein. Er hoffte einfach das Beste für seinen angeschlagenen Freund. Dass er Ran das Leben gerettet hat, würde der Schwarzhaarige ihm nie vergessen, doch nun mussten sie diese Person ausfindig machen. Gerade weil sie es Rei schuldig waren. „Also schön.“ Conan sammelte sich wieder und spulte das Video auf kurz vor 16:15 Uhr zurück und drückte erneut auf Play. Fünf Minuten vergingen, schnell waren es zehn, fünfzehn Minuten. „Da kann was nicht stimmen.“ „Vielleicht ist er in die andere Richtung verschwunden. Dann wäre unsere Spur kalt gestellt ohne dass sie überhaupt richtig warm wurde.“ Sera stemmte unzufrieden die Hände gegen ihre Hüfte. „Sekunde mal.“ Shinichi ging urplötzlich ein Licht auf. „Wenn Amuro die Person gesehen haben soll, als sie an dem Café Poirot vorbeiging, dann kann es doch sein, dass diese wohlmöglich nicht zur Detektei gegangen ist, sondern bereits von dort kam. Die Bombe kann also um 16:15 Uhr bereits platziert worden sein und wenn der Täter nur einmal am Café vorbeikam, dann müsste er sich beim Hinweg von der anderen Seite genähert haben.“ „Wann war dein Onkelchen nochmal zum Pferderennen aufgebrochen?“, fragte Masumi nach. „Das war so gegen 15:30 Uhr.“, entgegnete der Junge mit Brille und spulte noch weiter zurück. „Und wie der Zufall es so will liegt die Pferderennbahn genau in der entgegenliegenden Richtung vom Poirot. Das heißt wir müssten Kogoro sehen, wenn er die Detektei verlässt und wenn ich mich nicht täusche, müsste unser auffällig großer Freund in den Minuten darauf ebenfalls an der Bäckerei entlang gelaufen sein.“ Sera war wie zu erwarten erstaunt von Conans Schlussfolgerungen. Genau deswegen war er auch was ganz Besonderes. Stumm zogen die Sekunden und Minuten ins Land in der Conan und Masumi wie gebannt auf das Filmmaterial starrten. „Da ist Onkel Kogoro.“ Shinichi deutete auf den schlafenden Meisterdetektiv, der fröhlich pfeifend, mit einem Stöpsel im Ohr für die Wettdurchsagen, an dem kleinen Laden vorbeiging. „Gut er ist also aus dem Haus. Wenn der Täter die Detektei im Auge hatte, sollte er nun wissen, dass die Luft rein ist.“ Wieder vergingen einige Minuten, bis plötzlich. „Stopp“, rief Masumi. Conan gehorchte und schaute auf eine große gut gebaute Gestalt im schwarzen Motorraddress und einem Helm mit verspiegeltem Visier auf dem Kopf. Wie aus dem Nichts war diese aufgetaucht, kaum das Kogoro verschwunden war. Sie trug einen schwerbeladenen Rucksack auf dem Rücken und schob sich gerade an einem Krawattenträger mit Handy am Ohr vorbei. „Seltsam, Sonoko hat nichts von einem Motorradhelm erwähnt.“ Sera gab sich ein wenig enttäuscht. Dabei war sie sich so sicher. Die Größe passte auf jeden Fall. „Er ist es keine Frage und mich soll der Teufel holen, wenn er nichts mit der Bombe zu tun hat.“, versicherte ihr Shinichi. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“, wollte die Schwester von Akai wissen. „Liegt das denn nicht auf der Hand? Eine Person in voller Motorradmontur und dann ohne ein Motorrad, sondern zu Fuß unterwegs?“ „Vielleicht parkte das Motorrad gleich um die Ecke.“ „Davon bin ich überzeugt, doch schau doch mal, wie verhältst du dich normalerweise Masumi, wenn du von deinem Motorrad absteigst?“ Sera legte einen Finger ans Kinn und überlegte einen Moment. „Nun ja, ich schalte wie vorhin den Motor aus, klappe den Ständer auf, nehme die Lenkung aus der Hand und…“ Ihr ging mit einmal ein Licht auf und Shinichi musste überzeugt grinsen als er sah, dass der Groschen gefallen war. „Richtig und dann nimmst du deinen Helm ab.“, beendete er ihren Satz. „Welcher Durchschnittsfahrer käme schon auf die Idee seinen Helm erst viel später abzusetzen. Der Grund warum er noch den Helm auf dem Kopf trug war ganz einfach der, um beim Betreten der Detektei nicht sofort erkannt zu werden.“ Seras Augen fingen an zu leuchten. „Nachdem er die Bombe aus dem Rucksack platziert und scharf gemacht hat, ist er dann wieder auf die Straße zurück und hat sich den Helm dieses Mal einfach unter den Arm geklemmt. Dies verhinderte nicht nur länger als nötig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sondern in einer Menschenmenge hätte man diesen dann auch unmöglich vom Café aus bemerken können.“, fuhr Shinichi fort. „Doch wieso ging er nicht zurück von wo er herkam?“ „Ich vermute einfach, er hat sich auf eine höhere Position mit gutem Blick in die Detektei begeben und hat dort darauf gewartet, wann er den Sprengsatz hochgehen lassen soll.“ Masumis Miene verfinsterte sich. „Du bist also weiterhin der festen Überzeugung, dieser Anschlag galt nicht Kogoro?“ Shinichis Antwort kam überraschend schnell. „Ja. Zumindest nicht direkt. Ich gehe davon aus, es handelte sich dabei viel mehr um eine Warnung oder um eine Drohung. Das wäre immer noch lieber als in Betracht zu ziehen…“ Er stockte kurz. „Als in Betracht ziehen zu müssen, dass ICH vielleicht derjenige bin, auf den man es abgesehen hat.“ Am nächsten Tag in der Schule hatte Conan tiefschwarze Ränder unter den Augen und war im Unterricht nicht ansatzweise präsent. Er fand nicht viel Schlaf bei den nächtlichen Auseinandersetzungen von Eri und Kogoro, auch wenn Ran stets ihr Bestes tat, die beiden zur Räson zu bringen. Der Grundschulstoff regte auch nicht sonderlich zum wach bleiben an. So dauerte es nicht lange bis sein Kopf den Weg auf die Schulbank fand. Mitsuhiko verfolgte fleißig und engagiert den Unterricht vom Frau Kobayashi und war dementsprechend nicht besonders begeistert Conan beim Schlafen zu beobachten. Sein angeblicher Freund, der der ihm das Mädchen klangheimlich ausgespannt hat, sah es wohl für unnötig etwas zu lernen. Er wusste ja ohnehin immer alles besser. Binnen eines Tages hatte die Wut und Enttäuschung des Achtjährigen über ihn nicht im Geringsten nachgelassen. „Na warte, der kann gleich was erleben.“, murmelte Mitsuhiko vor sich hin und hob die Hand, um seine Lehrerin von Conans geistiger Abwesenheit in Kenntnis zu setzen. Kobayashi war nicht erfreut diesen bei seinem Schläfchen zusehen zu dürfen und schnell hagelte es eine satte Standpauke gegen den Geschrumpften, worüber sich Mitsuhiko sichtlich freute. Ayumi sah ihm dabei mit Gewissensbissen zu. Das alles war nur ihre Schuld. Wäre sie nicht so leichtsinnig mit Ais Besitz umgegangen, dann würde es diesen Keil zwischen ihren beiden Freunden nicht geben. Das Schlimmste hierbei war auch noch, dass Ai und Conan nicht einmal etwas davon wussten. Ayumi hatte bisher nicht den Mut aufbringen können, ihnen ihr Missgeschick mitzuteilen. Sie war voller Hoffnung gewesen, dass Mitsuhiko schon drüber hinweg kommen würde. Nun musste sie sich eingestehen, dass sie sich geirrt hatte. Sie würde sich wohl oder übel überwinden müssen und ihnen alles erzählen, was gestern vorgefallen war. Ansonsten könnte es noch ihrer aller Freundschaft gefährden und die war Ayumi um Längen wichtiger, als dem möglichen Zorn ihrer besten Freundin zu entgehen. Haibara reagierte währenddessen ziemlich überrascht, dass Mitsuhiko ihren Freund einfach so beim Fräulein Kobayashi verpetzte. Es war nicht das erste Mal das Conan im Unterricht einschlief und bisher war das auch nie ein Problem gewesen, also warum heute? Sie schielte kurz zu dem Jungen mit den Sommersprossen der, mit deutlich mehr Druck als nötig, seinen Federhalter zum Schreiben auf das Papier drückte. Ein genervtes Murren erregte ihre Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Banknachbarn. Shinichis Laune war auf dem Tiefpunkt. Er wollte unbedingt die Spur nach dem Bombenleger weiter verfolgen, statt stundenlang hier festzusitzen und sich Tadeleien seiner Lehrerin anzuhören. Missmutig vergrub er das Gesicht in seine verschränkten Arme. „Du scheinst langsam beim Fall um die Detektei Witterung aufzunehmen, oder?“, flüsterte Ai ihm unauffällig zu. Ein erneutes Brummen folgte. Es war noch lauter und grämlicher als das Erste und für das rotblonde Mädchen klar zu definieren. „Habe ich es mir doch gedacht.“, schmunzelte sie und sah wieder nach vorne. Zähne zusammenbeißen lautete nun die Divise. In der Hofpause wurde Conan langsam wieder munter. Der Sauerstoff verhalf seinem Gehirn wieder zur neuer Kraft und er erzählte Ai von seiner gestrigen Unternehmung mit Sera. „Ein Motorradfahrer, ja?“, war Ais knappe Feststellung. Es war eine rein rhetorische Frage, aber Shinichi nickte. „Wenn unser Verdächtiger gleichzeitig der Täter ist, was nahe liegt.“, merkte er noch an und bemerkte Haibaras zunehmend besorgten Blick. „Was ist los?“ Sie zögerte. „Ai“, beharrte er weiter. „Was wenn sie es doch waren?“, fragte sie mit tonloser Stimme. „Was wenn die Verbliebenen sich für einen Rachezug gegen dich formiert haben? Du kannst immerhin nicht ausschließen, dass diese Botschaft dir, Shinichi Kudo, galt.“ Sie wurde um einiges lauter und Conan legte hastig einen Finger an die Lippen. „Das ist doch völlig absurd.“, hielt er dagegen. Jedoch tat er dies mit nicht mehr so viel Überzeugung, wie bei ihrer ersten Diskussion über dieses Thema. Er wollte das einfach nicht glauben. Es musste jemand anderes dahinter stecken, ganz bestimmt. „Ich werde es dir beweisen Ai. Ich werde den Kerl schnappen und seine WAHREN Absichten aufklären, bei meiner Ehre als Detektiv.“, versprach er guten Mutes. Haibara rollte mit den Augen, machte aber gleichzeitig einen verlegenen Eindruck. „Pass nur bitte auf dich auf. Ich will nicht das dir was passiert.“ Sie suchte seinen Blick, fing diesen ein und hielt ihn fest. „Ich will nicht das du dich wie früher kopfüber ins Ungewisse stürzt und dir somit etwas zustößt. Wir haben so viel gemeinsam durchgestanden, i-ich… ich will dieses neue Leben nicht ohne dich leben müssen.“ Eine Weile war Shinichi ziemlich baff, doch um darüber hinwegzutäuschen, formte er schnell sein bekanntes siegessicheres Grinsen. „Mir wird schon nichts passieren.“ „Ich will das du mir es versprichst.“, bestand Ai mit einem Rotschimmer. Shinichi horchte auf. Sein Blick wurde weicher. Er kam ihr so nahe, dass er seine Stirn an ihre legen konnte. „Ich werde nichts unternehmen was dafür sorgen könnte, dass ich dich jemals alleine lasse.“, versicherte er ihr. Sie schlossen beide für einen Moment die Augen. Conan konnte Ais warmen Atem spüren und ihren lieblichen Duft, der ihn zu verzaubern drohte. Ehe er sich zu etwas verleiten ließe, drückte er sie sanft von sich. „Hast du inzwischen nochmal darüber nachgedacht. Du weißt schon, dass wir den Kindern endlich von uns erzählen. Jeder weiß es mittlerweile, warum nicht auch sie.“, wechselte er das Thema. Ai seufzte einsichtig. Letztlich musste sie ihm doch recht geben. Sie waren ihre Freunde und sie konnten es wohl kaum bis zu Shinichis erneutem Einzug in die Oberschule geheim halten. Nicht wenn auch sonst alle um sie herum es wussten. Ihre Wangen nahmen wieder eine leichte Rötung an, als sie daran dachte mit Shinichi noch in der Oberschule zusammen zu sein und später vielleicht sogar… „Hey Leute, da seid ihr ja.“, hörten sie die Stimme von Genta quer über den Schulhof brüllen. Ai flüsterte noch mit vorgehaltener Hand: „Also schön Kudo, wir sagen es ihnen.“ Da stand ihr dicklicher Freund, mit Ayumi in Begleitung, auch schon vor dem Pärchen. „C-Conan es gibt da ein Problem.“, begann die kleine Yoshida zögerlich. Genta allerdings verfügte nicht ansatzweise über Hemmungen dergleichen und ließ die Bombe einfach direkt lauthals platzen. „Sagt mal wieso habt ihr gar nichts davon erzählt, dass ihr beiden nun ein Liebespaar seid.“ Der Jüngste aus dem Hause Kojima war über das gesamte Schulgelände zu hören. Auf einmal setzte eine unangenehme Stille ein. Viele Kinder hatten aufgehört zu spielen oder sich zu unterhalten, denn ihre Blicke lagen nun auf Conan und Ai. Zeitgleich begannen die ersten Gruppen leise zu tuscheln. Vereinzeltes Kichern war zu hören. Jetzt war es endlich offiziell, jedoch war es ganz anders verlaufen, als die Verliebten es geplant hatten. Shinichi und Ai klappte der Kiefer herunter, während sich Genta den Jungen mit der Brille griff und ihn freundschaftlich in den Schwitzkasten nahm. Ihm schien es nicht das geringste auszumachen, dass seine beiden Freunde nun miteinander so eng waren. „Kleiner Schwerenöter. Tja Conan ist eben der Frauenheld der Detective Boys.“, lachte er. „Nicht einmal unsere taffe Ai kann ihm wiederstehen.“ Haibaras Kopf nahm eine ungesunde dunkelrote Farbe an und Shinichi war so gar nicht zum Lachen. Mühselig zog er seinen Kopf aus dessen Zwickmühle. „G-Genta“, keuchte er, da sein Freund doch ziemlich kräftig war. „Woher weißt du davon.“, sprach Ai an Conans Stelle. „Von Mitsuhiko“, entgegnete das Dickerchen unschuldig. „WAS von Mitsuhiko?“, kam es von den Geschrumpften, wie aus einem Munde. „Genau darüber wollte ich mit euch reden.“, piepste Ayumi. Schnell erzählte sie, dass sie sich gestern heimlich das Album von Ai genommen hat und dabei von Mitsuhiko erwischt wurde. Als sie fertig war, senkte Ayumi ihren Kopf und erwartete ein regelrechtes Donnerwetter. Ai gab sich auch keine Mühe ihre Enttäuschung gegenüber ihrer Freundin zu verbergen, doch es war mehr eine liebevoll mütterliche Strenge, die Shinichi in ihrer Stimme heraushören konnte. „Ach Ayumi. Ich hätte nicht gedacht, dass du sowas unüberlegtes tun würdest. Du hättest mich fragen sollen, anstatt dich einfach an meinen Sachen zu vergreifen.“ Sie ging auf Ayumi zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Aber ich verzeihe dir, weil ich weiß, dass du das alles so nicht gewollt hast. Außerdem haben wir uns dazu durchgerungen, es sowieso zu erzählen.“ „Nur eben nicht so plötzlich und gleich alle auf einmal.“, schluckte Conan als er die vielen Blicke um sich herum bemerkte. Vor allem die Jungs sahen nicht gerade erfreut aus, wie er mit bedauern feststellen musste. Oi Oi, waren die Kids von heute doch schon etwas weiter? „Du nimmst also meine Entschuldigung an?“, fragte Ayumi vorsichtig. „Ja, es ist alles in Ordnung. Nur überleg das nächste Mal lieber, was für Konsequenzen dein Handeln nach sich ziehen könnte und wen du damit vielleicht verletzen könntest.“, lächelte Ai aufmunternd. In den Augen der kleinen Yoshida konnte man nun endlich wieder ein Strahlen erkennen. Sie nickte eifrig. „Ganz bestimmt. Ich verspreche es Ai.“ „Das erklärt allerdings auch, warum Mitsuhiko sich gestern so abweisend verhalten und dich heute bei Frau Kobayashi angeschwärzt hat.“, kombinierte Ai an Shinichi gerichtet. „Stimmt“, bestätigte dieser. „Nur wo steckt Mitsuhiko jetzt? Wir sollten das am besten so schnell wie möglich aufklären.“ Kaum hatte er das gesagt, bebte die Erde für den Bruchteil einer Sekunde. Eine Detonation mit ohrenbetäubendem Krach war zu hören, dazu zerberstendes Glas und ehe sie sich versahen, erhob sich eine große bedrohlich wirkende Rauchsäule aus dem hinteren Teil der Teitan-Grundschule. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)