Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 4: Ein letztes Mahl --------------------------- Kapitel 4: Ein letztes Mahl Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 4: Ein letztes Mahl Shinichi war einfach nur pappensatt, am Ende ihrer Mahlzeit. Selten hatte er etwas so unglaublich Gutes gegessen, wobei er sich demonstrativ über den Bauch strich. „Man muss dem Koch wirklich ein Kompliment machen, er hat wirklich Ahnung von dem was er tut und weiß, wie man tolle Gerichte zaubert.“, lobte der Schwarzhaarige sein Essen. Ai pflichtete ihm mit einem Lächeln bei, als sie sich den Mund mit einer Serviette abtupfte. „Das stimmt. Die Empfehlung des Restaurants hält ein was sie verspricht.“ „Ich überlege schon, ob ich nicht nach dem Rezept für die Makrele fragen sollte.“, kicherte Yukiko mit einer Hand vor dem Mund. „Also ich hätte nichts dagegen regelmäßig so gut essen zu können.“, lachte Yusaku, doch blieb ihm sein Lachen sogleich im Halse stecken, als seine Frau ihn, mit hervortretender Ader auf der Stirn, finster ansah. „Willst du etwa damit sagen, dass das was du sonst bekommst nicht lobenswert genug ist Schatz?“ Shinichi erkannte die drohende Gefahr und vergrub lieber, zusammen mit Ai, seinen Kopf in der Karte für die Desserts. Yusaku leistete inzwischen, so gut es ihm möglich war, Schadensminimierung. Nach fast zwanzig Jahren Ehe beherrschte er dies zum Glück einigermaßen anständig und es gelang ihm, seine Frau wieder zu besänftigen. Bei der Wortakrobatik seines Vaters musste Conan und auch Ai dennoch hinter ihrer Karte schmunzeln. „Ihr könnt aufhören eure Köpfe zusammenzustecken oder gibt es etwas Wichtiges zu tuscheln ihr beiden Turteltauben.“, erkundigte sich die neugierige Yukiko. Shinichi winkte grinsend ab und legte die Karte wieder beiseite. „Nein nein kein wichtiges Getuschel, wir haben uns nur noch ein Eis als Nachtisch ausgesucht.“, log der geschrumpfte Detektiv schnell. Sein Blick schweifte erneut ab zu ihrem Nachbartisch und deren dort sitzenden Gästen. Zwei Kellner brachten gerade mehrere große Platten verschiedener Köstlichkeiten heran und stellten diese jeweils mittig auf den Tisch ab. Jeder der fünfköpfigen Gruppe bekam dazu einen leeren Teller, mit dem man sich nach Belieben an dem Angebot aus der Mitte bedienen konnte. Neben Ente und Hühnerfleisch, verschiedenem Gemüse, Eiernudeln und Reis, waren auch mehrere Fischgerichte serviert worden, darunter auch der Fugu als Sashimi mit Sojasauce, wie Conan mit großem Erstaunen feststellte. Während also die Kudos und Haibara sich noch ein Dessert genehmigten, speisten und tranken die jungen Leute nebenan ausgiebig und ließen es sich gut gehen. Vor allem Akamaru schien schon das ein oder andere Sakeschälchen geleert zu haben, da seine Stimmung immer lockerer wurde, genau wie seine Zunge und sein daraus resultierendes Mundwerk. Als Yusaku ihre Rechnung bezahlte und die vier aufstanden, um das Lokal wieder zu verlassen und ihren Spaziergang bis nach Senjojiki anzutreten, war Akamaru bereits nur noch am Lallen und lachte lautstark, was seinen Freunden zunehmend peinlich wurde. „Ich glaube du hast inzwischen schon mehr als genug getrunken Akamaru.“, gab sich die blonde Frau neben Naohito besorgt. Der Angesprochene brabbelte aber nur etwas Unverständliches und griff nach der Sakeflasche um sich nachzuschenken. „J-Jetzt… entspann d-dich m-mal Hanayo. I-Ich habe... b-bisher kaum w-was getrunken und a-außerdem… f-fühle ich mich a-absolut su…super.“, erwiderte er. „Dafür das du kaum was getrunken haben sollst, kann man dich aber komischerweise kaum noch verstehen.“, stimmte die bisher nicht so stark aufgetretene dritte Frau in der Runde, mit kurzen braunen Haaren, hellblauen Augen und einem eher schüchtern wirkenden Eindruck, ihrer Freundin zu. „A-Ach Miyuki.“, gluckste Akamaru. „Du b-bist süß… w-wenn du dir so Sorgen um m-mich machst.“, grinste der junge Mann. „Blödsinn“, murmelte Miyuki verlegen. Shinichi rollte mit den Augen, als er nach seiner Jacke an der Garderobe griff und dies mit anhörte. Er war eigentlich ganz froh darüber, dass sie jetzt schon gehen würden. Er reichte Ai ihren Mantel und wandte sich schon dem Ausgang zu, da vernahm er auf einmal röchelnde Geräusche, danach ein Poltern und Sekunden später ein lautes Krachen, gefolgt von dem Klirren zerbrechenden Glases. Shinichi fuhr herum, als ein darauf folgender weiblicher Aufschrei, dass gesamte Restaurant durchzog. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er den Mann namens Akamaru bewegungslos am Boden liegen sah. Ohne groß zu überlegen streifte Conan wieder seine Jacke ab und rannte auf den Regungslosen zu, um den sich bereits die Restlichen seiner Gruppe und zwei herangeeilte Kellner gestellt hatten. „Shinichi“, riefen seine Eltern und Ai wie aus einem Munde und folgten ihm. Er drängte sich an den Herumstehenden vorbei und kniete sich zu Akamaru hinunter. „Hey Junge, was wird das denn?“, fragte die rothaarige Frau der Gruppe wie paralysiert, doch Conan ignorierte sie einfach. Der Stuhl, auf dem der junge Mann gesessen hatte, lag rückwärts umgekippt, wodurch er ruckartig aufgesprungen sein und bei seinem anschließenden Zusammenbruch noch mehrere Teller und Gläser mit sich gerissen haben musste, wie der Scherbenhaufen um ihn herum bezeugte. Yusaku packte sogleich einen der Kellner an der Schulter. „Schnell verständigen sie die Polizei und einen Krankenwagen.“, befahl er. Der Angestellte nickte, kreidebleich wie er war und lief zum nächsten Telefon. Shinichis Vater sah zu seinem Sohn hinunter, welcher gerade den Hals des Verunglückten betastete, in der Hoffnung einen Puls zu spüren, aber er wurde enttäuscht. Frustriert richtete er sich wieder auf. Ein Blick zu seinen alten Herren genügte. „Geht es Akamaru gut? Was hat er denn?“, fragte die blonde Dame namens Hanayo panisch. Conans darauffolgendes Kopfschütteln trieb allen Anwesenden die Blässe ins Gesicht. „Es tut mir leid ihnen das zu sagen, aber ihr Freund ist leider tot.“, entgegnete er betrübt, aber dennoch mit ernster Stimme, um klar zu machen, dass dies nicht etwa ein schlechter Scherz war, sondern bittere Realität. Allgemeines Entsetzen machte sich kurzerhand breit. „Nicht doch, d-das kann nicht sein.“, stammelte Naohito. „Wie schrecklich, wie konnte das nur passieren, Fumie.“, schluchzte Miyuki und suchte Trost bei der rothaarigen Frau, die erst vor kurzem noch den Streit zwischen den beiden jungen Herren an ihrem Tisch geschlichtet hatte. Fumie legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter. Herr Kudo wies sofort alle Beteiligten an, ein wenig Abstand zum Toten einzuhalten, um ihn oder in der Nähe liegende Objekte nicht zu berühren. Die Gruppe stand ziemlich neben sich, war aufgewühlt und befolgte daher wortlos die professionell klingenden Anweisungen des Mannes mit Schnurrbart. Seine Frau versuchte derweilen die Leute ein wenig zu beruhigen bis die angeforderte Hilfe eintreffen würde. Shinichi nutzte diese Minute der Unaufmerksamkeit und beugte sich erneut über die Leiche, um sie nun etwas genauer zu begutachten. Haibara gesellte sich dabei zu ihm. „Er ist durch Tetrodotoxin gestorben.“, sprach sie monoton. Der ehemalige Oberschüler war verblüfft woher Ai das wusste und so schnell erkannte, entsann sich aber wieder, dass seine Freundin ja eigentlich keine süße kleine unschuldige Grundschülerin, sondern vielmehr eine, zwar immer noch süße, aber eigentlich erwachsene Bio-Chemikerin war und somit das nötige Fachwissen besaß. „Ja das war auch meine Vermutung.“, antwortete er schließlich. „Einiges weist auf eine Vergiftung mit TTX hin, wenn man genauer hinsieht, wie zum Beispiel die Zyanose, also die schwache bläuliche Verfärbung seiner Lippen. Sie ist nicht stark ausgeprägt aber dennoch mit geschultem Auge erkennbar. Außerdem hatte es den Anschein, als wäre er erstickt, was ebenfalls für das höchstgefährliche Nervengift spricht, da es die Muskulatur lähmt, darunter das Herz. Bereits geringe Mengen reichen aus für eine vollständige Atemlähmung.“, flüsterte der junge Detektiv. „Bei einem erwachsenen Mann, wie dem Opfer, ist bereits eine Menge von weniger als ein Milligramm tödlich.“, ergänzte Ai. „Woher weißt du das so genau?“, erkundigte sich Conan bei ihr. Sie runzelte die Stirn. „Hallo? Ehemaliges Organisationsmitglied, welches sich mit tödlichen Giften beschäftigt hat?“, schäkerte das rotblonde Mädchen. Shinichi grinste schief und rieb sich den Hinterkopf. Fünfzehn Minuten vergingen bis die Polizei eintraf und das Restaurant für Schaulustige und Unbeteiligte abgesperrt wurde. Mehrere Leute machten sich bereits am Ort des Geschehens zu schaffen, sammelten Spuren und fotografierten. Zwei Polizisten in braunen Anzügen und mit Handschuhe ausgestattet, schlüpften unter der Tatortabsperrung hindurch und kamen auf Shinichi und Co zu. „Guten Abend die Herrschaften, wenn wir uns einmal kurz vorstellen dürften, mein Name ist Inspektor Oura von der Präfekturpolizei Wakayama und das hier ist mein Kollege Inspektor Ando von der Polizei in Shirahama.“ Der Kollege verbeugte sich kurz, allerdings wurden die Beiden eher bedrückt von den Leuten, die dem Toten nahestanden, empfangen. Conan hingegen war erstaunt, als er die beiden Inspektoren seines letzten Aufenthalts in Shirahama nun erneut begegnete. Bereits damals leiteten die Zwei die Ermittlungen des Mordfalls, wo es sich zufälligerweise genauso um eine Gruppe junger Leute drehte, wie am heutigen Abend. Selbstverständlich erkannten sie ihn nicht, da diesmal Kogoro nicht mit anwesend war, aber zumindest der Geschrumpfte hatte die beiden Ermittler nicht vergessen. „Also was haben wir hier.“, sprach Oura weiter, an jemanden von der Spurensicherung gewandt, der mit einem Klemmbrett an ihn herantrat. „Der Tote heißt Akamaru Shimizu, ist fünfundzwanzig Jahre alt und war gemeinsam mit seinen vier Freunden hier im Restaurant essen, als er wie aus heiterem Himmel ums Leben kam.“ „Gibt es schon genaueres zur Todesursache?“, wollte Inspektor Ando wissen. „Vom jetzigen Zeitpunkt ausgehend, weist alles auf Tod durch Ersticken hin, ausgelöst durch eine akute Atemlähmung. Erste Hinweise deuten auf eine mögliche Vergiftung hin, doch wir warten noch den Befund aus dem Labor ab, um genaueres sagen zu können.“, informierte er den Inspektor. „Sehr gut, halten sie uns auf den laufenden, sobald sie mehr wissen.“ Der Mann von der Spusi gab zu verstehen und salutierte, bevor er seine Arbeit wieder aufnahm. „WAS?“ Die vier Freunde des Toten reagierten bestürzt, als sie von der Ursache seines Ablebens erfuhren. „War das etwa kein Unfall, w-wurde Akamaru etwa…?“, wisperte Miyuki mit vorgehaltenen Händen, den Tränen wieder ganz nah. „Immer mit der Ruhe“, versuchte Inspektor Ando, die junge Frau zu beruhigen. „Im Moment wissen wir noch nicht genau was es war, doch auch ein Mord kann leider zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden.“ „Aber, wer sollte so etwas nur tun?“, äußerte sich Naohito schockiert. „Falls es tatsächlich Mord sein sollte, werden wir es herausfinden.“, versicherte Inspektor Oura mit strenger Miene. Nun wandten sich die beiden Inspektoren gänzlich an die Bekannten des Opfers, welche sich wieder ein wenig beruhigen konnten und jetzt, auf Bitten der Polizisten, ihre Personalien angeben sollten. Der erste von ihnen war Naohito Ikeda, wie das Opfer, fünfundzwanzig Jahre alt und Student im sechsten Semester an der Universität im nahegelegenen Osaka. Auch seine feste Freundin Hanayo Okura, nur ein Jahr jünger als er, studierte dort mit ihm zusammen. Am Anfang ihres Studiums lernten sie auch Akamaru kennen, der folglich auch Student an derselben Universität war. Die nächste war die vierundzwanzigjährige Miyuki Fujiwara, welche in Osaka in einem Labor für Meeresbiologie arbeitete und erst vor kurzem ihren Abschluss an der Uni ihrer Freunde gemacht hatte. Von ihrer Zeit als Studentin kannte sie daher die drei zuerst Genannten sehr gut und stand, selbst nach ihrem Schritt in die Arbeitswelt, mit ihnen immer noch eng in Kontakt. Die letzte war Fumie Kosugi, sechsundzwanzig Jahre alt und tätig als Zahnärztin in einer Praxis, ebenfalls in Osaka. Über ihre beste Freundin Miyuki lernte sie vor Jahren die anderen beiden, Naohito und Hanayo kennen. Akamaru kannte sie allerdings schon vorher, da dieser wiederum der beste Freund ihres Freundes war, der gleichzeitig der Koch dieses Lokals war und sie alle heute hierher eingeladen hatte, wie die junge Frau den beiden Inspektoren berichtete. Ihr Freund wurde kurz darauf hinzugeholt. Der siebenundzwanzig Jährige stellte sich unter den Namen Ryotaro Munakata vor. Er hat eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen, bevor er über vier Jahre lang in der zweitgrößten Stadt Japans in mehreren Restaurants gearbeitet hat und letztlich vor vier Wochen nach Shirahama gezogen war um in der „Goldenen Makrele“ eine Festanstellung anzunehmen. Seinen Freundeskreis musste er dafür zwar in Osaka zurücklassen, hatte aber genau aus diesem Grund die Idee gehabt, sie alle zu sich ins Restaurant einzuladen. Ryotaro war, genau wie seine Freunde, fassungslos über den Tod ihres Bekannten. Als er jedoch erfuhr, dass die vermeintliche Todesursache eine Vergiftung gewesen sein sollte, wurden seine Knie plötzlich ganz weich und er schluckte schwer. Vorsichtshalber setzte er sich auf einen Stuhl und bat um ein Glas Wasser. Alle Anwesenden dachten, es sei nichts anderes als der Schock, doch Shinichi hatte da eine ganz andere Vermutung, welche sich bald bewahrheiten sollte, denn so wie er und Ai, wusste mit ziemlicher Sicherheit auch Ryotaro bereits, um welches Gift es sich handeln musste. Inspektor Ando notierte fleißig alle Informationen, die er von den Anwesenden erhielt, während Oura sich die Leiche auch etwas gründlicher ansah. „Die Frage, die sich also stellt ist, was für ein Gift für den Tod des Opfers verantwortlich ist.“, grübelte der Polizist. Shinichi hatte sich unauffällig mit seinem Vater abgesprochen, welcher genau zu derselben Schlussfolgerung gekommen war und nun für sie das Wort ergriff. „Wenn ich mich nicht Irre, würde ich behaupten, dass es sich hierbei um eine Vergiftung mit dem durchaus tödlichen Nervengift Tetrodotoxin oder auch TTX genannt handelt.“ Der Inspektor und auch die Spurensicherung schaute verblüfft auf. „Ähm und wie kommen sie bitteschön darauf, Herr…“ „Kudo, Yusaku Kudo, Schriftsteller, doch ehemals bekannt als Detektiv.“, lächelte der Mann mit Schnurrbart. Ai sah in das Gesicht von Shinichis Vater und konnte das ihr bekannte Glänzen sehen, welches auch ihr Freund immer an den Tag legte, wenn er sich als seines Zeichens Detektiv den Massen zu erkennen gab. Sie grinste den Geschrumpften schief an und stieß ihm in die Seite, welcher die Botschaft sofort, wenn aber auch nur widerstrebend, verstand. „Sie sind also Yusaku Kudo, der berühmte Schriftsteller und Autor vom Baron der Nacht.“, entgegnete Inspektor Oura begeistert, als er den Mann vor sich endlich erkannte. Sein Blick wanderte dabei weiter zu Yukiko. „Dann sind sie doch die Night Baroness, die ehemalige Schauspielerin Yukiko Fujimine. Oh mein Gott, ich habe sie gar nicht erkannt, dabei bin ich doch so ein großer Fan.“ Yukiko hielt bei diesem Kompliment ihre Hände an die Wangen und bewegte sich vor Lachen hin und her. „Ist es ihnen also wirklich aufgefallen.“, kicherte sie freudig erregt. Shinichi verzog sein Gesicht zu einem verlegenen Grinsen. Jetzt macht aber mal wieder einen Punkt, dachte er sich peinlich berührt. „Sekunde mal.“, warf Naohito sogleich ein. „Dann sind sie beide ja die Eltern, des berühmten Oberschuldetektivs Shinichi Kudo oder etwa nicht?“, fragte dieser mit weit geöffnetem Mund. „So sieht es aus, mein Sprössling ist sozusagen in meine Fußstapfen getreten, was das detektivische Ermitteln angeht.“, brüstete sich Yusaku und warf einen vielsagenden Blick hinunter zu Shinichi. Oioi, jetzt ist aber auch mal wieder gut, dachte sich dieser. „Entschuldigen sie das ich frage, aber wie kommen sie überhaupt darauf, dass TTX der Grund für den Tod von Herrn Shimizu ist?“, hakte Inspektor Ando nach, welcher konzentriert bei der Arbeit blieb. Yusaku steuerte zielsicher auf die Leiche zu. „Die Hinweise sprechen dabei für sich. Angefangen mit den leichten Verfärbungen im Gesicht bis hin zu den Symptomen kurz vor seinem Tod. Ich kann ihnen garantieren, dass das Labor zum gleichen Ergebnis kommen wird.“, erklärte er entschlossen. „Also gehen sie von einem Mord aus?“, wollte Inspektor Oura nun von Yusaku wissen. „Das würde zumindest Sinn machen, wenn es sich um Gift handelt.“, ergänzte Ando. Yusaku machte wieder drei Schritte nach hinten und ließ die Hände in seinem Hosenanzug verschwinden. „Tja, das gilt es herauszufinden. Ich würde noch nicht sofort von Mord ausgehen. Feststeht allerdings, dass er das Gift über das, was er am heutigen Abend zu sich genommen hat mit konsumiert haben muss.“ „Aber wie kann ein Nervengift, wie TTX, unbeabsichtigt im Essen landen? Es kann doch nur bewusst dort beigemischt worden sein.“ Ganz recht, dachte sich Shinichi und ging währenddessen hinüber zu dem Tisch, wo die bestellten Gerichte noch auf denselben standen und lenkte, mit seiner kindlichen Art, die Aufmerksamkeit auf einen ganz bestimmten Teller. „Nanu, täusche ich mich oder ist das etwa Kugelfisch?“ Inspektor Oura wurde hellhörig. „Was sagst du da? Zeig mal her Junge.“ Er ging zu Conan hinüber und sah sich das Fischgericht an, auf das der Schwarzhaarige deutete. „Es wurde wirklich Fugu zum Essen serviert?“, wandte er sich an einen der Kellner. Dieser nickte. „Ja, er wurde von unseren fünf Gästen bestellt.“ „Sekunde mal, aber was tut dies zur Sache?“, wollte Naohito wissen, welcher neben dem immer noch sitzenden Koch Ryotaro stand, dem zunehmend der Schweiß auf die Stirn trat. Ein hübsches rotblondes Mädchen trat zwischen den Erwachsenen hervor. „Kugelfische, wie der Kommonfugu sind sehr giftig. Ihre Haut, ihre Hoden und die meisten Organe enthalten das TTX, welches sie im Verlauf ihres Lebens über die Nahrung aufnehmen.“, erklärte Ai gelassen zur Verwunderung der Anwesenden. Ehe sich aber jemand über das Wissen des Mädchens äußern konnte, fuhr auch schon Yusaku ihre Erklärung fort. „Da das Gift jedoch nicht körpereigen ist, gibt es auch bereits Fugu, die gezüchtet werden und durch eine spezielle Ernährung, dieses Gift nicht mehr aufweisen. So oder so wird ausschließlich das ungiftige Muskelfleisch zum Verzehr verwendet.“ „Doch wie kommt dann das Gift an den Fisch?“, fragte eine verwirrte Hanayo. „Ganz einfach“, entgegnete Yusaku und sah hinüber zum Koch, der seinen Blick auffing und zusammenzuckte. „Es wurde bewusst dem Gericht zugefügt, da das Gift Teil dieser Spezialität ist. Eine kontrollierte Menge, sorgt für keine tödliche Vergiftung, sondern löst stattdessen euphorische Zustände aus und verschafft dem, der den Fisch zu sich nimmt, ein Kribbeln und ein leicht prickelndes Taubheitsgefühl auf der Zunge. Es ist eine Kunst, die richtige Zubereitung zu meistern, denn nur eine geringe Dosis zu viel von dem Gift und ein Mensch kann daran sterben. Unser Koch Herr Munakata sollte wissen wovon ich rede.“ Die versammelten Augenzeugen richteten ihre Blicke auf Ryotaro Munakata, der seine Hände über den Kopf zusammengeschlagen und das Gesicht in seinem Schoß vergraben hatte. Yusaku fuhr derweilen fort. „Die Symptome lassen keinen Zweifel an dem Einsatz von TTX zu und führen den exakten Ablauf genauer vor Augen. Der Tod tritt nicht sofort ein. Bei bewusster Einnahme einer zu starken Dosis kann meist rechtzeitig geholfen werden, doch geschieht dies in Unkenntnis, so kann es nach spätestens 45 Minuten mit den Tod enden. Der Zeitpunkt des Todes und die Einnahme des Fisches passt dahingehend überein. Des Weiteren fühlte sich das Opfer weitestgehend gut, was an dem schmerzlindernden euphorischen Zustand lag, in dem er sich befand. Als nächstes folgten die ersten Lähmungserscheinungen. Die Fähigkeit sich Akustisch zu verständigen wird immer schwieriger. Was auf dem ersten Blick so wirkt, als hätte das Opfer zu viel getrunken, ist in Wahrheit der Beginn eines qualvollen Todes. Sie sollten also dringend auch einen Bluttest durchführen. Ich bin mir sicher, es wird sich nicht ausreichend Alkohol im Blut finden lassen, um eine auch nur annähernd vergleichbare Einschränkung der Sprache hervorzurufen.“ Inspektor Oura nickte und gab einem vom forensischen Team ein Zeichen, eine Blutprobe zu entnehmen. „Zu guter Letzt kommt es durch die immer vermehrt auftretenden Lähmungen zu starken Kreislaufstörungen und somit auch zur Blockierung der Atmung, was am Ende, durch die Unfähigkeit weiterhin Luft zu bekommen, zum Tod führt.“, kam Yusaku zu einem Ende. „R-Ryotaro hast du etwa…?“, stammelte seine Freundin Fumie fassungslos. „Nein, nein ich habe ihn nicht umgebracht.“ Er starrte auf seine vor sich ausgestreckten Hände, die wie verrückt zitterten. „Herr Gott, ich könnte schwören, dass ich auf eine genaue Dosierung geachtet habe, so etwas ist mir noch nie passiert. Wir haben in der Küche doch extra ein spezielles Gerät, was die Menge an TTX genauestens überprüft, damit so etwas nicht geschehen kann. Das Restaurant und sein Ruf wäre ansonsten am Ende, nach einem Vorfall wie diesem.“ „Also konnte das Gericht nur bewusst von ihnen mit zu viel von dem Gift versetzt werden, wenn sonstige Sicherheitsmaßnahmen dies im Normalfall ausschließen würden.“, schlussfolgerte Inspektor Oura und sein Blick wurde zunehmend schärfer. „Nein, sie müssen mir glauben, dass ich nie die Absicht verfolgt hätte meinen besten Freund zu ermorden, dafür gibt es für mich keinen Grund. Ich habe ihn nicht vergiftet.“ „Das gilt es noch festzustellen, zumindest sind sie zweifellos unser Hauptverdächtiger, obwohl es noch unklar ist, nach welchem Motiv sie bei dieser Tat gehandelt haben, aber auch das Geheimnis werden wir noch lüften.“, versicherte ihm der Inspektor mit verschränkten Armen. „Nein, ich habe ihn nicht ermordet. Ich weiß nicht wie das passieren konnte. Ich habe eine spezielle Ausbildung durchlaufen. So etwas hätte unmöglich…“, ihm versagte die Stimme. „Unmöglich hin oder her, es ist nun einmal geschehen.“, erwiderte Oura trocken. Shinichi legte die Stirn in Falten und eine Hand nachdenklich an sein Kinn. Er war nicht überzeugt davon, dass der Koch Ryotaro der Täter sein sollte, obwohl er die mit Abstand beste, wenn nicht sogar einzige Gelegenheit dazu hatte. Doch bei Entdeckung der Tat, was früher oder später unvermeidlich eingetreten wäre, hätte er sich somit als erstes verdächtig gemacht und dass wäre alles andere als schlau gewesen. Shinichi war sich inzwischen sehr sicher, dass es auf jeden Fall kein Unfall war, sondern kaltblütiger Mord und der Täter musste einer der am Tisch sitzenden Personen gewesen sein, mit dem Ziel, die Begehung des Verbrechens womöglich auf den Koch zu schieben. „Moment mal, eine Sache passt aber noch nicht so ganz ins Bild.“, warf Inspektor Ando skeptisch klingend ein, als er seine Notizen durchging. „Wenn der gesamte Fugu mit dem Gift versetzt war, wieso hat es dann nicht auch einen der anderen erwischt, die am Tisch saßen?“ „Eine berechtigte Frage, die ich ihnen gerne beantworten kann, Herr Inspektor.“, äußerte sich der beschuldigte Ryotaro kleinlaut. „Fugu hat einen eher faden Geschmack und ist damit bei vielen nicht sonderlich beliebt. Vor allem ist er sehr teuer und schwer zu beschaffen, wodurch er vielmehr als eine Form von Statussymbol bestellt und verzehrt wird. Akamaru war der Sohn eines gut verdienenden Geschäftsmannes und ein wahrer Liebhaber von Fugu, was man von mir und dem Rest von uns nicht behaupten kann.“ „Es stimmt“, bestätigte Naohito. „Er hat sich den Kugelfisch extra für sich bestellt und außer ihn, hat auch niemand sonst davon gegessen.“ Die anderen konnten seine Aussage nur unterstützen, doch wirklich entlasten konnte es den Hauptverdächtigen nicht, eher stützte es nur mehr die Vermutung, dass er hinter der Tat steckte. Dadurch konnte eben sichergestellt werden, dass nur das Opfer und niemand anderes vom giftigen Fisch aß. „INSPEKTOR, Herr Inspektor“, der Mann von der Spurensicherung meldete sich zurück. „Was gibt es denn? Ist das vorläufige Ergebnis des Befundes da?“, fragte Oura nach. „Allerdings und Herr Kudo hatte absolut recht. Das Gift was zum Tod von Herrn Shimizu geführt hat, konnte eindeutig als Tetrodotoxin im Labor identifiziert werden.“, wurde dem Inspektor daraufhin mitgeteilt. „Und was ist mit dem Kugelfisch, haben sie diesen auch auf TTX überprüft?“ „Jawohl Herr Inspektor, auch hier konnten wir das Nervengift feststellen.“ „Aha“, triumphierte Oura und wandte sich an den immer kleiner werdenden Ryotaro. „Sieht wohl ganz danach aus, als lege klar auf der Hand, wer der Schuldige hier ist. Sie können uns auch gleich erzählen, was sie zu dieser Tat bewegt hat. Das es sich um ein Versehen handelt brauchen sie uns gar nicht weiter weiß zu machen.“ Ryotaro stand energisch auf und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Aber ich war es doch nicht, ich schwöre es.“ „Ich kann es gar nicht fassen.“ Seine Freundin Fumie wandte sich ab. „Nein Fumie das darfst du auf keinen Fall glauben.“, hielt sie Miyuki zurück. „Ich glaube Ryotaro, wenn er sagt er war es nicht und das solltest du auch.“, klang die junge Dame sehr entschlossen und erntete dafür einen weichen und dankbaren Blick von Ryotaro, was Fumie aber nicht gerne sah und sie sich daher von ihrer besten Freundin losriss. „Ähm Verzeihung, da gibt es übrigens noch etwas, was sie ebenfalls interessieren dürfte.“, versuchte sich der Mann der Spusi wieder Gehör zu verschaffen. „Und das wäre?“, kam die schnelle Antwort, diesmal von Inspektor Ando. „Naja, wir haben es mehrmals überprüft, aber die Dosis auf dem Fugu entspricht dem exakt vorgeschriebenen Maximalwert von TTX, welcher für das Gericht verwendet werden darf. Es handelt sich hierbei also nicht um ausreichend Gift, um einen Menschen zu töten.“ „Wie bitte?“, die Inspektoren waren vollkommen fassungslos. „Ja und außerdem konnten wir auch nirgends sonst Spuren von TTX feststellen.“, beendete der Mann seinen Bericht. Shinichi und sein Vater tauschten sich nachdenkliche Blicke aus. Das kann doch nicht sein, wie und womit konnte das Gift dann im Körper von Herrn Shimizu landen, überlegte der junge Detektiv haarscharf. Schnell eilte der Geschrumpfte erneut zum Toten und untersuchte noch einmal genauer das Gesicht des Opfers als ihm ein seltsamer Geruch in die Nase strömte. Das ist Nagellackentferner, bemerkte er verwundert. „Hey Shinichi alles in Ordnung?“, fragte Ai zögerlich nach, als sie sich ihm näherte. Nein, gar nichts ist in Ordnung, hätte er am liebsten geantwortet, doch Conan war viel zu stark in seinen Gedanken vertieft, um auf Ai zu reagieren. Das Opfer wurde mit TTX vergiftet, jedoch nicht wie zuerst angenommen über den Fugu, sondern auf eine Art und Weise, wie sie nun nicht mehr, so wie es scheint, nachgewiesen werden kann. Nirgendwo anders sind Spuren des Giftes zu finden und was hat es mit diesem Geruch von Nagellackentferner aus dem Mund des Opfers auf sich. Viel zu viele Fragen und zu wenig Antworten schwirrten dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Er sah hinaus auf das Meer, wo die Sonne dem Horizont immer näher kam und bald hinter diesem verschwinden würde. Er hatte nicht mehr viel Zeit bis zum Sonnenuntergang. Da sie morgen früh abreisen würden, war heute Abend seine einzige Chance mit Ai den Ausblick von Senjojiki zu sehen. Er musste den Fall lösen, ehe die Nacht hereinbrach. Shinichi starrte zu den Freunden des Toten und musterte jeden Einzelnen. Jeder von ihnen wirkte mehr und mehr in sich gekehrt. Wer von euch ist es, überlegte der Detektiv und wie hat er es nur angestellt. Hosted by Animexx e.V. 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