Der Schmerz, vor dem ich dich nicht bewahren kann von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 1: Eine Frage des Trainings ----------------------------------- Gladio verließ sein Zelt lautstark gähnend und streckte seine müden Glieder. Die Sonne zeigte sich so langsam am Horizont und es sah so aus, als würde ein wundervoller Tag werden. Gladio lächelte zufrieden, denn eindeutig trainierte es sich besser, wenn es sonnig war. Vielleicht konnte er sogar die anderen dazu überreden, mitzumachen. Vor allem Noctis hatte noch einige Lektionen offen, zumal er sich in den bisherigen Kämpfen immer wieder wagemutig ins Geschehen gestürzt hatte, ohne auf seine Verteidigung zu achten. Zwar waren Gladio, Ignis und Prompto immer in der Nähe gewesen, doch darauf konnte sich der Prinz ja nicht immer verlassen. Gladio streckte sich nochmals und schloss die Augen, genoss, wie die ersten Strahlen seinen nackten Oberkörper berührten und vergrub die ebenso nackten Füße in den noch kühlen Sand. Er hatte es dieses Mal vorgezogen, im Zelt statt im Wohnwagen zu übernachten, damit er Galdin Kais morgendliche Szenerie in sich aufnehmen konnte. Es war wirklich eine friedliche Nacht gewesen, das Wasser hatte leise gerauscht, der Wind hatte sanft in das Zelt geweht und Gladio fühlte sich seit Langem mal wieder tiefenentspannt. Er wusste, dass das ein rein temporärer Zustand war, denn sobald Prompto wach war, war es mit der Ruhe vorbei. Ein Grinsen zeigte sich auf Gladios Lippen. Er wollte es eigentlich gar nicht anders, schließlich hatte er Prompto gerade für seine herzliche Art gern, genauso wie er Ignis Kochkünste und dessen ernsthafte Ader mochte. Und Noctis? Nun, er war eben der Prinz und Gladio war sein Schild, aber es war nicht nur das. Sie waren Freunde und auch Brüder im Geiste, wie man es so schön ausdrückte. //Und genau weil ich wie ein Bruder bin, muss ich ihn zum Training schleifen//, dachte Gladio und bereitete sich mental darauf vor, die geballte schlechte Laune von Noctis abzubekommen, als er an die Tür des Wohnwagens klopfte. „Hey Noct, Zeit für dein Training!“, rief Gladio mit dröhnender Stimme und klopfte noch weitere drei Mal an die Tür. Von innen hörte er zuerst Promptos Gemurre und anschließend Noctis, der sogleich anfing zu schimpfen. Gladio grinste und dieses Grinsen erweiterte sich sogar noch, als die Tür des Wohnwagens aufgestoßen wurde und Noctis mit einem Durcheinander an Haaren und mit verschlafenem Blick vor ihm auftauchte. „Ist das dein Ernst, Gladio?“, fragte er grimmig und Gladio nickte. „Natürlich. Du hast dein Training ganz schön schleifen lassen, seit wir aus Insomnia weg sind. Wie willst du Niflheim in den Hintern treten, wenn deine Schläge die Kraft einer Fliege haben?“ Noctis Gesicht verfinsterte sich noch mehr. „Und wer sagt, dass man in aller Herrgottsfrühe trainieren muss?“ Gladio grinste ihn breit an und zog ihn aus dem Wohnwagen, um ihn mit einem Arm an sich zu ziehen und mit der anderen Hand durch die Haare des Prinzen zu wuscheln. „Ich sage das. Und nun komm, sonst wird der Sand zu heiß“, lachte der Größere, während Noctis sich wehrte und vor sich hin schimpfte. „Sklaventreiber!“ Gladio lachte nur und zog Noctis vom Lager weg zum Strand. Das Wasser umspülte bald darauf ihre nackten Füße und Noctis schaute sehnsüchtig zum Angelsteg, was Gladio nicht entging. „Je besser du das Training absolvierst, umso mehr Zeit bleibt dir nachher zum Angeln“, lockte Gladio und auf einmal war Noctis Feuer und Flamme. Nichts ging bei Noctis über das Angeln und Gladio war froh, dass es wenigstens ein was gab, was dem anderen bessere Laune bescherte. Aber auch das Training war wichtig, wenn er überleben sollte und es war Gladios Aufgabe, dafür zu sorgen. „Als Erstes rennen wir“, bestimmte Gladio und er begann zu rennen, um Noctis damit den Weg vorzugeben. „Muss das sein?“, murrte der Prinz, folgte seinem Schild aber und bald darauf liefen sie durch den langsam wärmer werdenden Sand. Gladio freute sich, dass Noctis am Ball blieb, obwohl es wesentlich schwieriger war, auf dem nachgebenden Untergrund zu rennen. Es war kräfteraubender, aber eben ein effektives Ausdauertraining für den gesamten Körper. Gladio warf immer wieder Blicke zu Noctis, der konzentriert seinen Anweisungen folgte und ausnahmsweise mal keine schlechte Stimmung zur Schau trug. Überhaupt war Noctis viel umgänglicher, wenn er seine Kein-Bock-Stimmung abstellte. Genau in diesen Momenten hatte Gladio eine lebhafte Vorstellung davon, wie Noctis einmal als König sein würde und daraus schöpfte der Größere selbst Kraft bei der ungewissen Zukunft, die vor ihnen lag. „Lass uns noch ein Wettrennen machen. Wer als Erster wieder beim Lager ist“, schlug Gladio vor und Noctis lächelte breit. „Ok, wenn ich gewinne, dann isst du die ganze Woche mein Gemüse, klar?“ „Und wenn ich gewinne, wirst du jeden Morgen um diese Zeit mit mir trainieren“, entgegnete Gladio und die beiden gaben sich einen Handschlag darauf. Flink drehte Noctis plötzlich um und rannte zurück zum Lager, so dass Gladio durchaus Mühe hatte, dem Prinzen zu folgen. Er sparte sich den Kommentar, dass es noch nicht einmal ein Startsignal gegeben hatte, sondern ließ Noctis seinen Vorsprung. Er machte es dem Jüngeren trotzdem nicht leicht und das Endergebnis war, dass sie beide zeitgleich beim Lager ankam. „Das war ja super, ich habe einige tolle Fotos gemacht“, freute sich Prompto und machte gleich noch ein Siegerfoto, während Noctis und Gladio nach Atem schöpften. Ignis war derweil mit den Frühstücksvorbereitungen beschäftigt und Gladios Magen gab ein freudiges Geräusch von sich. „Ich nehme an, das Training war erfolgreich?“, erkundigte sich der junge Mann mit der Brille und Gladio lachte. „Was denkst du denn? Ich bin ein guter Trainer.“ „Und ein Sklaventreiber“, stöhnte Noctis und brauchte wesentlich länger, um wieder zu Kräften zu kommen. „Sagte der Untrainierte“, lautete Gladios Kommentar und er setzte sich an den klappbaren Tisch, während Noctis nur in sich hineingrummelte. Prompto schoss nur allzu gern ein Beweisfoto vom Prinzen, der völlig geschafft am Boden kniete und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. Ignis beendete die Essenszubereitung und brachte die vorbereiteten Teller dorthin, während Noctis sich endlich aufrappeln konnte. Doch bevor der Prinz sich ebenfalls setzen konnte, kündigte fernes Bellen einen Besucher an. Noctis Kopf ruckte hoch und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er Umbra nahen sah. Er lief dem Hund entgegen und seine drei Beschützer und Freunde sahen ihm dabei zu. „Als hätte er nie auf dem Boden gekniet und nach Atem gerungen“, bemerkte Prompto und machte abermals ein Foto. „Ich wüsste zu gern, was sie sich schreiben... Luna und er.“ „Lass ihn... gönn Noctis die wenigen Momente, in denen er ein ganz normaler, verliebter Mann sein kann“, meinte Ignis und alle verfielen in sorgenvolles Schweigen. Der Weg der vor ihnen lag war ungewiss, keiner von ihnen wusste, ob sie dieses Abenteuer überleben würden und was mit Insomnia geschehen würde. Sie wussten nur, dass sie diesen Mann, soeben eine Nachricht an seine Verlobte schrieb, beschützen würden und das mit allem, was sie hatten. Nach einer Weile kehrte Noctis betont langsam zu seinen Begleitern zurück, nachdem er Umbra verabschiedet hatte, setzte sich an den Tisch und begann zu essen. Seine Freunde taten es ihm gleich und erst nach dem Essen getraute sich Prompto, nachzufragen. „Was hat Luna denn geschrieben?“ „Ach, dies und das... sie lässt euch grüßen“, winkte Noctis ab, doch allen entging der nachdenkliche Ausdruck auf seinem Gesicht nicht, schließlich kannten sie sich alle schon ewig. „Verheimlichst du uns etwas, Noct?“, hakte Gladio nach, doch dadurch verschloss sich Noctis. „Nerv nicht. Sind jetzt alle fertig? Ich würde gerne noch angeln gehen“, knurrte er und Gladio sah ein, dass es keinen Zweck hatte. Was auch immer Noctis und Luna in ihren Botschaften aneinander schrieben, Noctis verlor auch nie nur ein Wort darüber, außer, es waren unverfängliche Sachen wie Grüße. „Ich komme mit“, sagte Prompto eifrig und auch Ignis schloss sich an. „Ich komme gleich nach. Ich gehe vorher noch eine Runde schwimmen“, sagte Gladio und das tat er dann auch. Während er eine Runde im kühlen Nass drehte, dachte er an Noctis nachdenklichen Gesichtsausdruck. Was der andere wohl für eine Nachricht erhalten hatte? Ob es wohl Probleme gab? Und warum redete Noctis nicht darüber? Gladio seufzte. Anscheinend gab es auch Dinge, vor denen sie Noctis nicht beschützen konnten, so sehr sie das auch gerne verhindert hätten. Kapitel 2: Leichtsinn --------------------- Der Fahrtwind fuhr durch Gladios Haare und er versuchte, sich auf sein Buch zu konzentrieren. Doch das Noctis neben ihm saß, brachte ihn immer wieder aus dem Konzept und er las mittlerweile den gleichen Satz zum bestimmt fünften Mal. Er gab es auf, klappte das Buch zu und verstaute es in den Rucksack vor seinen Füßen, in welchem seine wenigen persönlichen Gegenstände verweilten. Anschließend streckte Gladio seine Glieder, weil sie mal wieder so lange im Regalia saßen, dass ihm alles wehtat. Er registrierte Noctis Zusammenzucken neben sich und es löste ein Stirnrunzeln bei ihm aus. „Wann kann ich eigentlich mal wieder fahren?“ Noctis Frage löste nicht nur in Gladio Unbehagen aus, wenn auch aus anderen Gründen. Ignis war sogar kurz zusammengezuckt, während Prompto dem Prinzen nach kurzem Zögern antwortete. „Aber Noct, du weißt doch, dass es Ignis körperliche Schmerzen bereitet, wenn du dich hinter das Steuer eines Wagens setzt“, grinste der Blonde und es ließ Noctis die Augen verdrehen. „Ach kommt schon, so schlimm ist mein Fahrstil nun auch wieder nicht“, meinte er. „Warum willst du denn ausgerechnet jetzt deine Fahrstunden machen, wenn wir unentdeckt bleiben wollen?“, fragte Gladio belustigt und Noctis sah ihn nur einen Moment lang an, ehe er den Kopf abrupt wegdrehte und ein missverständliches Geräusch von sich gab. Gladios Stirnrunzeln vertiefte sich und er konnte sich zum ersten Mal keinen Reim auf Noctis Verhalten machen. „Wenn Noct fahren will, dann kann er das ruhig“, sagte Ignis betont gelassen, doch keiner nahm es ihm ab, schließlich zitterten seine Hände dabei. „Schon in Ordnung... vergessen wir´s einfach“, sagte Noctis da und Ignis entspannte sich wieder, was Prompto überaus lustig fand. Nur Gladio bemerkte, wie Noctis sich ein Stück enger an die Wagentür setzte und Gladio ignorierte. Sonst führten sie immer amüsante Gespräche, doch dieses Mal war dem nicht so. Ob das auch eine Nachwirkung von Lunafreyas Botschaft an ihn war? Wenn ja, so redete Noctis nicht darüber und hüllte sich lieber in hartnäckiges Schweigen. Gladio verletzte es schon, dass Noctis ihn von seinen Gedanken aussperrte, auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen und so wie immer zu handeln. Doch er konnte sich nicht auf sein Buch konzentrieren und an Schlaf war erst recht nicht zu denken. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Landschaft zu blicken, die pfeilschnell an ihnen vorbeizog. Weiterhin konnte er nur darauf hoffen, dass dies nur eine prinzenhafte Laune war, die schnell wieder vorüberzog. „Noct? Bist du sicher, dass wir so spät noch durch die Gegend ziehen sollten? Es ist schon spät und fast dunkel“, ließ sich Prompto vernehmen, doch Noctis stapfte unbeirrt weiter, ohne darauf zu achten. „Wir könnten den Auftrag auch noch morgen erledigen, noch haben wir genügend Geld“, warf nun auch Ignis ein, aber nicht einmal er drang zu Noctis durch, der sein Schwert auf einer Schulter balancierte und anscheinend auf einen oder mehrere Kämpfe aus war. Normalerweise wäre Gladio voll dafür gewesen, doch in der Nacht, wenn Siecher ihnen auflauern konnten, war auch er dafür, dass sie sicheres Licht suchten. „Noct-“ „Da ist es!“ Der Prinz wies auf ein Nest mit drei Arachnen und einem Dutzend kleinerer Tarantulas, die den Waldboden schier bedeckten. Spinnennetze bedeckten Boden und Bäume und es sah ganz danach aus, als hätten sie die Hauptbrutstätte der Spinnentiere erreicht. „Es sind eine ganze Menge, wir sollten-“ „Auf sie!“, unterbrach Noctis Gladio nur und mit seiner Warpfähigkeit beförderte er sich mitten ins Geschehen. „Was ist bloß mit ihm los?“, fluchte Gladio und rannte los, Prompto und Ignis folgten ihm. Während Ignis mithilfe seiner Elementarangriffe und Prompto mit seinen Handfeuerwaffen die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich zogen, holte Gladio mit seinem Schwert aus und vollführte einen Wirbelangriff, der viele der Spinnen aus dem Gleichgewicht brachte. Doch er hielt sich nicht mit den einzelnen Gegnern auf, sondern suchte nach Noctis, der sich ausgerechnet die größte Arachne vorgenommen hatte. Mithilfe seiner Warpangriffe sprang er schneller umher als Gladio ihm mit den Augen folgen konnte und griff die Arachne direkt und frontal an. „Dieser Idiot!“, fluchte Gladio, denn bei diesen Gegnern war äußerste Vorsicht geboten. Die Arachne attackierte Noctis mit Blitzen und er konnte nur knapp ausweichen und sich an eine Felswand retten, wo er an seinem Schwert hing und kurz Energie sammeln musste. Er war einem weiteren Blitzangriff schutzlos ausgeliefert und Gladio überlegte nicht lange. Er stürzte sich mit seinem Schwert auf die Arachne und legte seine gesamte Kraft in den Schwertangriff. Die Arachne wurde von den Beinen gefegt und landete auf dem Rücken, aber Gladio wusste, dass dieser Zustand nur vorübergehend sein würde. Außerdem waren ja da noch die anderen Gegner, die sich nun von dem Überraschungsmoment erholt hatten und Gegenmaßnahmen ergriffen. Gladio sah kurz nach Prompto und Ignis, die sich jedoch ganz gut schlugen und so konnte er sich wieder um Noctis kümmern, der sich mit einem Warp nun auf einmal bei ihm befand. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber könntest du aufhören, dich umbringen zu wollen?“, herrschte Gladio den Jüngeren an, welcher sich augenblicklich vollkommen verschloss. Noctis biss sich auf die Unterlippe, sein Blick wurde aufmüpfig und er antwortete nicht, sondern stürzte sich lieber auf die am Boden liegende Arachne. Doch diesen Moment nutzte die Spinne, um auf die Beine zu kommen und mit ihrer Klaue auszuholen, die am Ende jedes Spinnenbeins saß. Gladio riss Noctis am Kragen seiner Jacke zurück und schleuderte ihn aus der Gefahrenzone, dann ließ er im selben Atemzug seinen Schild erscheinen, um den Angriff abzuwehren. Mit sehr viel Wucht traf der Angriff auf das Metall und Gladio brauchte all seine Kraft, um standzuhalten. Wieder und wieder traf eine Klaue auf seinen Schild und drückte ihn tiefer in den nachgebenden Waldboden. „Gladio!“, warnte Prompto von Weitem, doch es kam zu spät. Eine weitere Arachne hatte sich von hinten an Gladio herangewagt und attackierte seinen ungeschützten Rücken. Brennender Schmerz versengte ihm die Haut und Gladio brüllte schmerzerfüllt auf. Er lenkte den Schmerz in seine Kraft, schlug die vordere Spinne mit seinem Schild zurück, ehe er sein Schwert mit beiden Händen ergriff und zu einem weiteren Wirbelangriff ansetzte. Er legte alles, was er hatte, hinein und beförderte damit zahlreiche Gegner ins Jenseits. „Gladio!“ Es war Ingnis Stimme, aber Gladio konnte ihm nicht antworten. Kraftlos fiel er auf seine Knie, seine Sinne schwanden bereits. Er hatte seine Kraft aufgebraucht und das Gift in der Wunde in seinem Rücken tat sein Übriges. Pure Willenskraft hielt Gladio bei Bewusstsein und er sah sich nach seinen Kumpanen um. Prompto erledigte gerade die letzten kleinen Gegner und er kam gut zurecht, während Noctis und Ignis der letzten großen Arachne den Todesstoß versetzten. //Es geht ihnen gut...//, dachte Gladio beruhigt und nur das zählte. Seine Kraft schwand weiter, sein mächtiger Körper landete unsanft auf Moos und Gras. Jemand rief nach ihm, aber er konnte nicht mehr erkennen, wer es war, alles war so weit weg. Das Gift brannte sich in seine Wunde und sein Körper gab aufgrund der Belastung auf. Gladio schloss die Augen und Schwärze empfing ihn, während er von ganz weit fern seinen Namen hörte... Kühle Nachtluft strich über seine erhitzte, schmerzende Haut und kühlte, während seine Sinne sich langsam wieder als nahezu funktionstüchtig meldeten. Er hatte noch reichlich Pudding in den Beinen, aber er lag zum Glück, so dass es ihn nicht umwerfen konnte. Der Untergrund bewegte sich und er hörte den Motor des Regalias, mehr aber nicht. Mit einem leisen Ächzen wollte Gladio sich aufrichten, doch die Hände von jemanden drückten ihn zurück auf die hintere Sitzreihe, auf welcher er bäuchlings lag. Eine Stimme sagte ihm, dass er schlafen und sich ausruhen solle und Gladio hörte willenlos darauf. Nur allzu gern versank er wieder in einer Ohnmacht und entfloh der Hitze und den Schmerzen... Als Gladio Stunden später zu sich kam, hatte sich der stetige Schmerz zu einem leichten Pochen entwickelt und er lag auf einem Bett. Vorsichtig richtete und setzte er sich auf, um sich umsehen zu können und er sah drei weitere Betten. Ignis und Prompto belegten zwei der Betten, eins stand leer und Gladio suchte mit den Blicken nach Noctis, den er am Fenster vorfand. Der Prinz saß auf dem Fensterbrett und starrte in die dunkle Nacht hinaus, die von ein paar spärlichen Straßenlaternen erhellt wurde. Da sie sich hier in einem Hotel befinden mussten, waren sie relativ sicher, also sparte sich Gladio den Kommentar, dass sie mit geschlossenen Fenstern sicherer wären. „Noct?“, fragte er leise und seine Stimme hörte sich rau und schwach an, doch Noctis hatte ihn gehört. Sofort sprang der Prinz auf und war bei Gladio. „Gladio, geht es dir gut? Hast du noch Schmerzen?“, fragte er hastig und besah sich den Größeren von unten bis oben. „Alles okay, bin nur noch etwas schwach. Was ist überhaupt passiert?“, wollte Gladio wissen und Noctis zögerte, ehe er langsam mit der Sprache herausrückte. „Wir haben die Spinnen besiegt, aber du warst ohnmächtig durch das Spinnengift. Ignis hatte zum Glück noch ein Gegenmittel, aber du hast plötzlich gefiebert und da haben wir dich in die nächste Stadt gefahren, damit dich ein Arzt behandeln konnte...“ Gladio schaute Noctis überrascht an. War es etwa so ernst gewesen? „Tut mir leid für die Umstände“, sagte Gladio also und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, wobei ein schiefes Lächeln seinen Mund zierte. Noctis verzog schmerzvoll das Gesicht. „Wie kannst du mich anlächeln? Ich bin Schuld, dass du verletzt wurdest. Du müsstest mich anschreien, mir eine reinhauen...“, flüsterte er verzweifelt, doch Gladio lächelte nur nachsichtig. „Es reicht, wenn du dich in Zukunft zusammenreißt. Fehler passieren, Noct.“ „Das war purer Leichtsinn und kein Fehler“, korrigierte Noctis. „Das mag sein. Aber du hast daraus gelernt, also wird es nicht mehr vorkommen, oder? Und das ist alles, was ich wissen muss. Außerdem lebe ich noch, jetzt tu mal nicht so, als hätte ich schon das Zeitliche gesegnet“, meinte Gladio und sah die Sache als erledigt an. Noctis atmete tief und zittrig ein, dann überwand er seinen Stolz und sah den Größeren geradeheraus an. „Es wird nicht wieder vorkommen... es tut mir leid, Gladio“, sagte er leise. „Dann ist ja gut. Und was immer dich zur Zeit so aufregt, du kannst mir alles sagen, Noct. Ich bin dein Schild und ich werde mit alles und jedem fertig, also verlass dich ruhig auf mich“, sagte Gladio, doch da verschloss sich Noctis Gesicht und er schüttelte den Kopf. „Nein... damit komme nur ich klar“, sagte er leise und ein Ausdruck purer Trauer huschte über sein Gesicht. Gladio machte sich Sorgen und am liebsten hätte er Noctis ausgequetscht und ihm die Sorgen genommen, doch er wusste leider sehr gut, wann aus dem Prinzen nichts rauszuholen war. Also fragte er nicht, drang nicht auf Noctis ein, sondern nahm es hin, dass sein Freund sich vor ihm zurückzog und wieder seinen alten Platz am Fenster einnahm. Kapitel 3: Befehl ----------------- Die Sonne ging langsam unter und Gladio machte sich gerade auf den Rückweg zum Lager, welches sie dieses Mal am Vesperspiegel aufgebaut hatten. Noctis hatte aufgeschnappt, dass es dort besonders große Fische gab und seitdem war er nur noch am Wasser und ward nicht mehr gesehen. Sie konnten nicht lange hierbleiben, aber ein kurzer Ausflug war nötig gewesen, um Noctis wenigstens ein bisschen aus einer schlimmer werdenden Lethargie zu reißen. Schon morgen würde der Kampf weitergehen und somit auch der Ernst der Lage. Gladio kehrte mit einigen Fundstücken aus dem dichten Wald zurück und lieferte sie bei Ignis ab, der mal wieder bei den Essensvorbereitungen war. Mal wieder gab es Fisch, so wie auch zum Frühstück, Mittag und nun auch zum Abendbrot. „Nicht zu bremsen, was?“, fragte Gladio belustigt, während Prompto das Gesicht verzog. „Ich kann keinen Fisch mehr sehen... wann ist dieser See endlich leer? Oder wann gehen ihm die Angelschnuren und Köder aus?“ Gladio lachte und auch Ignis gab ein heiteres Geräusch von sich. Darauf konnte Prompto wahrscheinlich lange warten. „Aber im Ernst, wir müssen ihn von diesem See weg kriegen, ehe die Nacht einbricht“, mahnte Prompto jetzt und Gladio seufzte. „Ich übernehme das.“ Er hatte sowieso die Hoffnung, dass Noctis vielleicht mit der Sprache herausrücken würde, wenn er ihn nur oft genug allein erwischte. Seit Gladio wieder völlig gesund war und sie sich wieder auf Reisen befanden, verschlechterte sich Noctis Laune zusehends. Gladio fragte sich, womit das zusammenhing, aber da Noctis nicht wieder so leichtsinnig wurde wie damals bei den Arachnen war leider kein Eingreifen nötig. Trotzdem wünschte sich der Ältere, dass Noctis endlich mit der Wahrheit herausrückte. Gladio lief zügig durch den Wald, hinab zum See und suchte nach Noctis. Er hielt auf die Richtung zu, wo sich der Steg befand und sah Noctis dort in der Dämmerung stehen. Neben dem Prinzen saß Umbra, welcher schwanzwedelnd zu Noctis aufsah, der gerade eine neue Botschaft las. Gladio hielt inne und näherte sich nun langsam, um den Prinzen nicht zu stören. Dieser ließ die Botschaft nun sinken und gab ein lautes Seufzen von sich. „Das sagt sich so leicht, Luna... du hast leicht reden.“ Gladio verhielt sich vollkommen leise, in der Hoffnung, noch ein paar Hinweise mehr zu erhalten, doch Noctis hüllte sich in Schweigen und schrieb lieber eine ausführliche Botschaft, die er dann Umbra mitgab. Die Dunkelheit senkte sich langsam über den Vesperspiegel und doch machte Noctis nicht die Anstalten, zum Lager zurück zu gehen. Gladio zog sich leise ins Gebüsch zurück, schlich sich näher heran und machte dann extra laut, damit Noctis sich damit anfreunden konnte, dass er kam. „Hey Noct, wir warten alle auf dich! Es ist schon dunkel, lass die Fische in Ruhe!“, rief der Größere laut und lief dann auf den Prinzen zu. „Ich komme ja schon“, seufzte Noctis knurrig, ließ die Angel verschwinden und trottete langsam auf Gladio zu, allerdings ohne ihn anzusehen. „Was ist, Noct? Haben dich die Fische geärgert?“, versuchte es Gladio mit Humor, doch Noctis stieg nicht darauf ein. „Nein.“ Gladio seufzte und blieb stehen. „Hör mal, ich weiß, dass diese ganze Situation nicht gerade leicht für dich ist. Aber du machst es nicht dadurch besser, wenn du aus allem ein Geheimnis machst. Möglicherweise kann dir einer von uns helfen“, sagte er. Noctis gab ein belustigtes Schnauben von sich, welches er jedoch nicht ernst meinte. „Ich soll also reden, ja? Und was soll das besser machen? Reden hilft mir auch nicht weiter.“ „Woher willst du das wissen? Du versuchst es ja nicht einmal.“ „Ich weiß, dass Reden bei der Sache nicht hilft. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Noctis stiefelte an Gladio vorbei und lief sogar schneller, um nicht mehr reden zu müssen, doch Gladio wollte dieses Mal nicht aufgeben. „Verdammt nochmal, Noct. Was ist so schwer daran, mit uns zu reden? Wir sind deine Freunde, keiner tut dir hier was“, sagte der Größere frustriert und das traf einen Nerv. Noctis fuhr zu Gladio herum. „Ganz genau, ihr seid meine Freunde. DU bist mein Freund!“ Gladio verstand nicht, worauf Noctis hinaus wollte, doch er konnte nicht fragen, weil der Blick des Prinzen so verzweifelt und wild war, dass es ihm die Luft zum Sprechen nahm. Was quälte den anderen nur so? Was beschäftigte ihn, worüber er nicht mit ihnen allen reden konnte? „Noct...?“, brachte Gladio gerade so hervor und Noctis intensiver Blick nahm zu. Dann zitterte irgendetwas in Noctis Augen, sein Blick wurde noch verzweifelter und gleichermaßen intensiv und anschließend entschlossen. Ehe Gladio sich versah, kam der Prinz ihm ganz nah und dann legten sich die Lippen des Jüngeren auf seine eigenen. Gladio erstarrte und konnte sich nicht rühren, während Noctis Lippen sich auf seinen befanden. Die Umgebung und deren Geräusche wurden schwächer, Gladios Augen schlossen sich, während er Noctis so nahe spürte. Es war nicht so, dass er die Nähe des anderen nicht gewöhnt gewesen wäre, schließlich umarmte er den Kleineren gerne mal... aber das hier war dann schon etwas völlig anderes. Gladio hielt völlig still, war nicht fähig irgendetwas zu tun oder zu denken, während Noctis Lippen auf seinen verweilten und sich schließlich sanft gegen seine bewegten. Es war ein federleichtes Gefühl und die Zeit schien still zu stehen, während es so viele verschiedene Dinge in Gladio in Gang setzte und auslöste. Sein Herz klopfte ihm auf einmal bis zum Hals, seine Lippen kribbelten, wo Noctis sie berührte und das Bedürfnis, den anderen an sich zu ziehen und noch viel mehr zu fühlen oder ihn ebenfalls zu küssen, wurde sehr groß. Doch Sekunden wurden zu Minuten, Gladio rührte sich nicht, weil alle Kraft aus ihm gewichen war. Er spürte Noctis Kuss und glaubte, dass er träumte, dass er sich das alles einbildete. Er fühtle sich seltsam losgelöst... Verwirrt sah er zu, wie Noct sich irgendwann von ihm löste, ihn dann von sich schob und die Flucht antrat. Gladio kapierte lange nicht, was eigentlich geschehen war und er sah fassungslos auf den Punkt, wo der andere eben noch gestanden hatte. Was war passiert? Was war verflucht nochmal hier passiert? Gladio fluchte leise, dann machte er sich auf und rannte hinter Noctis her, bis er ihn kurz vor dem Lager einholte. Nur der Prinz konnte jetzt Aufklärung leisten, doch es kam nicht dazu, denn Noctis war bereits bei den anderen. Gladio musste sich damit begnügen, abzuwarten und seine Chance zu nutzen, wenn diese sich ihm zeigte. Nach dem Essen wollte er sich den Prinzen daher sogleich schnappen, doch dieser schnappte sich Prompto und forderte diesen dazu auf, ein paar Fotos von sich selbst machen zu lassen, da Promptos Selfies doch im Grunde genommen nicht gerade vorteilhaft aussahen. Promptos Gesicht leuchtete förmlich auf und er zog natürlich sofort seine Handfeuerwaffen und posierte wie wild. Ignis trat derweil an Gladio heran und drückte ihm das schmutzige Geschirr in die Hand, da sonst niemand mehr zugegen war. Gladio musste sich fügen, aber das hieß nicht, dass er aufgeben würde. In Rekordzeit war der Abwasch erledigt, das Ganze abgetrocknet und wieder verstaut, dass Ignis nur so staunte. Doch bevor der junge Mann mit der Brille noch mehr Küchentätigkeiten verteilen konnte, war Gladio auch schon weg und suchte nach Prompto und Noctis, die sich immer weiter vom Lager weg gestohlen hatten. Gladio wusste, was das sollte. Das war alles nur eine einzige Flucht für Noctis, der natürlich auf keinen Fall mit ihm über das, was zwischen ihnen passiert war, reden wollte. Aber er rechnete wohl nicht damit, dass Gladio derart hartnäckig bleiben würde. Gladio suchte also und fand letztendlich Prompto, der ihm entgegen humpelte. „Alles ok? Was ist los? Wo ist Noct?“ Prompto verzog das Gesicht und hielt sich den unteren Rücken. „Ich hab es etwas übertrieben und jetzt will ich mich bloß noch hinlegen. Noct wollte nochmal runter zum Steg, er hat etwas verloren und wollte es suchen.“ Gladio schwankte zwischen Prompto helfen und Noct verfolgen, doch da winkte der Blonde schon ab. „Du wolltest doch etwas mit ihm besprechen, oder? Geh schon, das restliche Stück ist ja besser beleuchtet, das schaffe ich allein.“ „Danke Prompto“, sagte Gladio und rannte durch den Wald. Wenn Noctis glaubte, dass er ewig wegrennen konnte, dann hatte er sich getäuscht. Noctis stand mitten auf dem Weg, der zum Steg führte und lehnte mit dem Rücken an der Holzhütte, wo tagsüber ein Angelgeschäft betrieben wurde. Er konnte nicht fassen, dass er die Kontrolle verloren und Gladio einfach so geküsst hatte. All die Jahre hatte er seine Gefühle für sich behalten, ausschließlich Luna wusste davon und nur vor ihr musste er nicht verstecken, wie er in Wahrheit fühlte. Die Gespräche oder vielmehr die Botschaften, die er mit Luna teilte, gaben ihm jedes Mal neue Kraft, damit er weiter durchhielt und sich nicht verriet. Doch dieses Mal hatte er Mist gebaut und musste einen Weg finden, wie er sich rausreden konnte. Schnelle Schritte verrieten ihm, dass sein Versteck aufgeflogen war und er kannte diesen Laufstil so gut wie seinen eigenen. Gladio hatte ihn schneller gefunden als ihm lieb gewesen war und er war noch nicht bereit, aber es musste sein, er musste sich ihm stellen. Schon brach Gladio durch das Gebüsch und Noctis verschlug es kurz den Atem beim Anblick des anderen. //Verdammt...//, dachte er und wandte sich schnell ab, um aufs Wasser des Vesperspiegels zu sehen, doch das beruhigte ihn nicht. Langsam werdende Schritte näherten sich ihm und Noctis Herz schlug schneller. Gladios Wärme war bald darauf hinter ihm zu spüren, der andere strahlte immer enorm viel Hitze aus, was es noch schwerer machte, sich nicht einfach an dessen Hals zu schmeißen. Aber Noctis widerstand, weil er sich über die Jahre ein System zurechtgelegt hatte, wie er dem anderen aus dem Weg gehen konnte. Er musste es einfach, schließlich war das zwischen ihm und dem anderen nicht vorgesehen. Es stand fest, dass Noctis Luna heiraten würde und da konnte er sich eine Romanze mit dem Älteren einfach nicht leisten. „Was war das vorhin, Noct?“, wollte der Größere wissen, riss Noctis damit aus seinen Gedanken und kam damit sofort zur Sache. „Das war nichts“, sagte Noctis verbissen und ging auf den Steg, während seine rechte Hand seine Angel erscheinen ließ. Gladio stutzte. Wollte der Prinz jetzt wirklich in der Dunkelheit fischen? „Noct, es ist stockdunkel, du siehst doch nichts.“ „Dann halte mir doch die Taschenlampe und mach dich nützlich oder geh!“, sagte Noctis heftig und Gladio überbrückte die wenigen Meter zwischen ihnen und drehte den Prinzen an der Schulter zu sich herum. „Zweiter Versuch, Noct. Was war das vorhin?“ Noctis presste die Lippen zusammen und wollte jetzt an Gladio vorbei, doch dieser ließ das nicht zu. Er hielt Noctis fest und der andere konnte so viel daran rütteln, wie er wollte, er saß fest. Das war nicht gut, das war gar nicht gut. „Es war nichts“, entgegnete er mit dünner Stimme und wich Gladios Blick aus. Der Größere zog Noctis Gesicht zu sich und der Jüngere versteifte sich, während er mit geweiteten Augen zu Gladio hoch blickte. „Das war nicht „nichts“. Du hast mich-“ „Halt den Mund, Gladio!“, zischte Noctis, doch Gladio sprach es aus. „Du hast mich geküsst, Noctis.“ Noctis schüttelte den Kopf. „So ein Blödsinn, du liest zu viele Bücher.“ „Das glaube ich nicht. Ich war schließlich vorhin auch anwesend, als du mich geküsst hast.“ „Sag das nicht so! Ich habe dich nicht geküsst!“ „Was hast du denn dann mit deinen Lippen gemacht? Hast du auf meinem Mund was verloren und hast es gesucht?“ „Gladio, halt einfach die Klappe!“, rief Noctis laut, doch Gladio ließ sich nicht davon beirren. Er packte Noctis, zog ihn näher und brachte seine Lippen direkt vor denen des Prinzen in Position. Noctis stockte der Atem und die Angel entglitt seiner Hand und fiel zu Boden, wo sie in einem blauen Glimmer verschwand. „Ich sagte doch... das war nicht „nichts“...“, flüsterte Gladio leise und er konnte einfach nicht anders, musste mit seinen Lippen die von Noctis streifen, was den Prinzen zusammenzucken und heftig schlucken ließ. Doch die Vernunft war zu stark in Noctis, er musste daran denken, was das Beste für Insomnia war. Er durfte nur Luna im Kopf haben, niemanden sonst und das kostete ihn bereits alles. Mit purer Willenskraft ließ er sein Schwert erscheinen und warf es in irgendeine Richtung, ehe er sich vom Geschehen weg warpte. Er landete an einem Felsen, nicht weit weg von seiner ursprünglichen Position, aber es war besser als gar nichts. Er hob den Zauber auf, landete auf dem Boden und rannte sofort los. Wenn er nur schnell genug war, dann hatte er wieder Prompto und Ignis um sich als Schutzschild und Gladio konnte nicht wieder von dieser Sache anfangen. Er hörte, wie Gladio recht bald die Verfolgung aufnahm und Noctis rannte noch schneller, doch er hatte das Training Gladios vergessen, denn der Größere holte sehr schnell auf und riss Noctis an seiner Jacke zurück, was den Prinzen abrupt zum Stehen brachte. Er verlor das Gleichgewicht und sank an Gladios Brust, was seine Selbstkontrolle gefährlich ins Wanken brachte. So nahe war er dem anderen selten, außer, Gladio verabreichte ihm eine seiner kumpelhaften Umarmungen, etwas, was mehr schmerzte als alles andere. „Noct“, versuchte Gladio zu sagen, doch Noctis wollte es nicht hören. „Nein, lass mich!“ „Jetzt hör doch mal, ich will nur mit dir darüber reden. Wir müssen darüber reden.“ „Gar nichts müssen wir. Vergiss es einfach.“ „Noct-“ „Nein! Ich BEFEHLE dir, das zu vergessen, hörst du? Da war rein gar nichts!“ Gladio schwieg, während Noctis ihn eindringlich ansah. Es war ihm vollkommen ernst damit, dass der andere es vergessen sollte und musste, denn sonst rollte da erst recht eine Katastrophe auf sie zu. „Hey, was macht ihr denn da so lange im Dunkeln?“, rief Ignis auf einmal ganz in der Nähe und Noctis ließ Gladio einfach stehen, der ihn auch bereitwillig gehen ließ. Was sollte er auch machen? Er hatte soeben einen Befehl erhalten und er war daran gebunden. „Gladio hat mich nur gesucht. Ich war nochmal am Steg und da dachte ich, ich hätte einen riesigen Fisch gesehen. Hab mich aber wohl geirrt“, rief er zurück. Noctis kehrte zu den Zelten zurück, während Gladio noch am selben Fleck stand und aufs Noctis Rücken sah, der sich immer weiter von ihm entfernte. Noch immer verstand er nicht wirklich, was geschehen war und es ergab alles auch keinen Sinn. Aber er hatte noch recht deutlich Noctis Geschmack auf seinen Lippen und das bewies genug. Er konnte das Ganze nicht als Hirngespinst abtun, auch, wenn Noctis das sicher gewollt hätte. Kapitel 4: Die Zweifel von Schild und Schwert --------------------------------------------- Prompto war von oben bis unten vollkommen durchnässt und er nieste lautstark, als er sich in Noctis Zelt flüchtete. Noctis warf ihm sofort ein Handtuch zu und der Blonde bedankte sich. Das Wetter draußen war unbarmherzig, es stürmte und regnete, so dass die Scheibenwischer des Regalia protestiert hatten. Um sie nicht alle zu gefährden, hatte Ignis den Wagen in einer Seitenbucht geparkt und vorgeschlagen, das Unwetter auszusitzen, ehe es weiter gehen sollte. Sie hatten ewig gebraucht, um einen Lagerplatz zu finden, der einigermaßen geschützt lag, damit nicht irgendwelche Monster sie überraschen konnten. „Wie weit sind die anderen?“, erkundigte sich Noctis. Da Gladio ihm sofort geholfen hatte, war er der Erste gewesen, der sich ins Trockene hatte flüchten können. Obwohl er ihn zuletzt zurechtgewiesen hatte, ging der Größere wie immer mit ihm um, als hätte es den Kuss und die verbale Auseinandersetzung zwischen ihnen nie gegeben. Fast so, als hätte Gladio alles vergessen. Noctis war einerseits froh darüber, denn so konnten sie weiter wie immer miteinander umgehen, aber zum anderen plagte ihn auch das schlechte Gewissen. „Gladio hat gerade mir geholfen und jetzt hilft er Ignis. Dieser Sturm ist echt übel, es hätte mich beinahe weggeweht“, berichtete der Blonde und tupfte sich die nasse Stirn ab. „An dir ist ja auch nicht wirklich etwas dran“, grinste der Prinz und Prompto grinste zurück. In diesem Moment kam auch Ignis in das Zelt, ebenso tropfnass wie Prompto vor ihm. Er brachte ein paar Zutaten mit und begann wie immer, etwas zu essen vorzubereiten. Es war etwas Beruhigendes, dem Älteren dabei zuzusehen und Noctis entspannte sich ein wenig. „Was macht Gladio so lange?“, erkundigte sich Prompto bei Ignis und Noctis Herz stolperte, als er den Namen seines Schildes hörte. So viel zum Thema Entspannung. „Er baut wohl noch sein Zelt auf. Er hat mich schon vorgeschickt, damit das Essen dann schon fertig ist. Ich habe ihm Hilfe angeboten, aber er wollte nicht.“ Noctis schüttelte den Kopf und erhob sich. //Dieser Sturkopf.// „Ich gehe ihm helfen.“ Bevor Prompto und Ignis etwas einwenden konnten, ging Noctis also wieder nach draußen. Stürmischer Wind und peitschender Regen empfingen ihn. Er wurde sofort wieder nass, die Kälte stahl sich in seine Kleidung und er kam nur langsam vorwärts, weil der Sturm ihn behinderte. Er konnte Gladio zuerst nur schemenhaft sehen, aber je näher er kam, umso klarer konnte er ihn sehen. Der Ältere fluchte gerade vernehmlich und mühte sich mit einer verbogenen Zeltstange ab. „Brauchst du Hilfe?“, rief Noctis gegen den Wind an und Gladio sah zu ihm. „Noct, geh wieder ins Zelt! Du wirst völlig nass und erkältest dich noch!“, rief dieser zurück, was Noctis ein Lachen entrang. „Das bin ich schon! Und warum sollten diese Dinge nicht auch für dich gelten?“, rief er zurück und Gladio hatte dem nichts entgegen zu setzen. „Was kann ich tun?“, wollte Noctis anschließend wissen. „Nichts. Das Zelt ist hinüber und im Stoff ist ein riesiges Loch!“, sagte Gladio und warf das demolierte Material frustriert zu Boden. „Dann kannst du ja auch mit reinkommen!“, rief Noctis gegen den Wind an und wies auf sein Zelt, worin das Versorgungszelt integriert war. „Habe nichts dagegen einzuwenden“, ließ sich Gladio vernehmen und gemeinsam traten sie den Rückweg an. Der Sturm schien noch mehr zuzunehmen und Noctis hatte nun Mühe, vorwärts zu kommen. Gladio half ihm, indem er ihm eine Hand in den Rücken legte und ihn vorwärts schob, bis sie das trockene Innere des Zeltes erreicht hatten. „Danke“, wisperte Noctis, als Gladio ihn wieder losließ und der Größere nickte lächelnd, ehe er in eine Ecke des Zelts ging und sich ein Handtuch holte. Noctis musste sich mit aller Gewalt davon abbringen, dem anderen dabei zuzusehen, wie er sich umzog. Er erhaschte nur einen kurzen Blick auf einen freien Oberkörper und das reichte ihm schon, um sehr verwirrende Gefühle in ihm aufkommen zu lassen. „Hey Noct, zieh dich lieber schnell um, damit wir vor dem Essen noch „Kings Knight“ zocken können, ja?“ „Ok“, sagte Noctis und dankte den Göttern, dass es Prompto gab. Regen und Sturm ließen einfach nicht nach und nach schier endlosen Runden „Kings Knight“ setzte die Müdigkeit ein. Prompto konnte kaum noch die Augen aufhalten und auch Noctis tippte nur noch die falschen Tasten. „Ich glaube, wir sollten langsam schlafen gehen. Es wird vor morgen nicht aufhören zu regnen“, meinte Ignis mit einem Blick nach draußen und so folgte man seinem Rat. „Gute Idee“, seufzte Prompto und erhob sich. Die beiden verließen das Zelt und suchten ihre eigenen Schlafplätze auf, während Gladio sich nicht rührte. Er saß an einer der verstärkten Zeltwände, der Kopf lehnte daran und es wies alles darauf hin, dass der Ältere schlief. Noctis schlich sich näher, um die Vermutung zu bestätigen und wirklich, Gladio saß dort und träumte bereits vor sich hin. Unschlüssig kniete Noctis nun vor dem Größeren und beobachtete ihn. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, seine Atmung ging ruhig und entspannt. Nur zu gerne hätte Noctis ihn berührt oder ihn noch einmal geküsst wie vor zwei Tagen, aber er wusste, dass das nicht gut ausgehen konnte. Der Prinz seufzte leise und presste eine Hand auf sein wild schlagendes Herz. Seit er Gladio geküsst hatte, fühlte er sich anders und er wusste, dass seine unbedachte Aktion etwas in ihm losgetreten hatte. Es fiel ihm schwer, sich von Gladio fernzuhalten, was während dieser Reise sowieso schwer möglich war. Außerdem erwischte sich Noctis nun viel häufiger dabei, wie er sich nach Gladio umschaute, wenn er meinte, dass es niemandem auffiel. Es wurde trotzdem zu auffällig und Noctis wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Luna zu reden. //Aber selbst vor ihr muss ich geheim halten, dass ich die Kontrolle verloren habe...//, dachte er betrübt. Noch eine Sache, die er für sich behalten musste... als ob die Bürde auf seinen Schultern nicht schon groß genug war. Noctis erlaubte sich nur noch einen kurzen Moment der Schwäche, kam Gladio so nahe, wie er es sich zugestand, ohne dass der Größere aufwachen würde. Er sog den Geruch des anderen ein und widerstand dem Bedürfnis, sich an ihn zu lehnen, denn das war zu gefährlich. Aber er musste sich auch nicht anlehnen, um die Wärme des anderen zu spüren und so blieb er dicht bei ihm hocken. Sein Blick lag auf Gladios entspanntem Gesicht und er hoffte, dass er keine allzu große Last für den anderen war. Schließlich erhob sich Noctis, ging zu seiner Matratze, um die Decke zu holen, die dort völlig zerwühlt lag und breitete sie über Gladio aus. Danach löschte er die kleine Laterne, die die ganze Zeit Licht gespendet hatte und begab sich auf sein Lager. Er bedeckte sich mit seiner Jacke, was gerade so Schutz bot und versuchte, zur Ruhe zu finden. Er schlief schlecht ein, träumte unruhig und alsbald war die Nacht schon herum. Noctis fühlte sich wie erschlagen und er murrte in das Kissen, als seine innere Uhr ihm sagte, dass er langsam aufstehen musste. Von Gladio fehlte jede Spur, aber dass da plötzlich eine Decke über Noctis lag, erklärte vieles. Gladios Duft und seine Wärme hüllten ihn ein und Noctis vergrub sich nochmal extra in die Decke, um es auszukosten. Sehr viel näher würde er nicht an Gladio herankommen und das war wohl auch besser so. Beim Frühstück herrschte ausgelassene Stimmung, die allein von Prompto und Gladio bestritten wurde. Noctis war froh darüber, denn so musste er selbst nicht reden und konnte seinen müden Gedanken nachhängen. „Wohin fahren wir jetzt eigentlich?“, wollte Prompto irgendwann wissen und alle schauten Noctis an. Der Prinz fühlte sich unwohl damit, die Entscheidung treffen zu müssen, aber es war wohl nötig. Er ließ sich von Ignis die Karte zeigen und tippte schließlich auf eine Stelle. „Die Meldacio-Jägerzentrale?“, fragte Gladio verwirrt. „Ja. Wir müssen bald nach Altissia und... dahin kommt man nur mit einem Boot“, meinte Noctis erklärend. „Ah, verstehe. Du willst Geld verdienen, damit wir uns ein Boot kaufen und uns für die Reise übers Wasser bereit machen können, habe ich Recht?“, kombinierte Prompto und Noctis nickte. „Es ist löblich, dass du in die Zukunft denkst, Noct. Deine Heirat mit Luna ist in nicht mal zwei Monaten, bis dahin können wir genug Geld verdienen und noch dazu einer Menge Menschen helfen, wenn wir Jagdaufträge annehmen“, stimmte Ignis zu und Noctis nickte. Er musste sich auf das Ziel fokussieren und das war die Heirat, nicht seine Schwärmerei für einen gewissen großen und dunkelhaarigen Schwertkämpfer, dessen muskulöser Oberkörper deutlich sichtbar war, weil er heute nur eine Jacke darüber trug und darunter nichts. Noctis wurde halb schwindelig bei diesem Anblick, aber er zwang sich, an Luna und die Heirat zu denken und an nichts anderes. Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, wurden sämtliche Sachen zusammengepackt und sich machten sich auf den Weg zum Regalia, der immer noch in der Seitenbucht stand, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Sie beluden den Wagen und jeder setzte sich auf seinen jeweiligen Platz, ehe die Fahrt losging. Noctis mochte Ignis ruhigen Fahrstil sonst, doch dieses Mal fielen ihm dabei immer wieder die Augen zu. Er versuchte hartnäckig, nicht einzuschlafen, doch seine Lider wurden schwerer und schwerer und dass die Sonne wohlig warm schien, machte es nicht besser. „Schlaf etwas, Noct. Die Fahrt wird eine Weile dauern und es gibt nichts zu tun“, sagte Gladio leise neben ihm. Der Prinz sah den anderen an und sah sich mit den goldbraunen Augen konfrontiert, die Gladio sein Eigen nannte. Er schrieb es dem Schlafmangel zu, dass er viel zu lange in diese Augen schaute und erst nach einer Weile reagieren konnte. „Ok... dann weck mich, wenn irgendwelche Feinde auftauchen...“, gab er nach und wandte den Blick wieder ab. Er setzte sich so zurecht, dass er sich an die Polster hinter sich lehnen konnte, dann schloss er die Augen und war binnen Minuten eingeschlafen. Gladio klappte währenddessen sein Buch auf, um sich die Zeit zu vertreiben und doch erwischte er sich hier und da, wie er nach Noctis sah. Der Prinz sah erschöpft aus, anscheinend hatte er schlecht geschlafen und es war Gladio sofort aufgefallen. Ihm entging nichts, was Noctis anbelangte, zumindest hatte er das bis vor zwei Tagen gedacht. Am liebsten hätte Gladio geseufzt, doch er sollte nicht Promptos Neugier anstacheln oder Ignis Scharfsinnigkeit. Er musste selbst damit klar kommen, dass er Noctis nicht mehr so leicht lesen konnte wie früher, als der andere noch jünger gewesen war. Der andere war auf dem besten Weg ein richtiger Mann zu werden und damit würden die Geheimnisse zahlreicher werden, die der andere vor ihm verbarg. Nicht zum ersten Mal fragte sich Gladio, ob er überhaupt bereit dafür war, einem künftigen König zu dienen. Gerade heute, als Noctis die Hochzeit erwähnt hatte, war es Gladio bewusst geworden, dass er diese völlig vergessen hatte. Es hatte sich alles so normal angefühlt, als würden er, Noctis und die anderen einfach eine Urlaubstour machen, doch natürlich steckte ein ganz anderes Ziel dahinter. Wenn Gladio sich vorstellen wollte, wie sein Leben nach diesen zwei Monaten oder gar in einem halben Jahr aussehen würde, so konnte er es nicht mit Bestimmtheit sagen. Er war zwar der Schild des künftigen Königs, doch das allein hatte nicht viel zu bedeuten. Noctis war selbst stark genug, um Luna und sich selbst zu schützen, also wozu würde er Gladio brauchen? Dieser Aspekt erschütterte Gladios Selbstvertrauen massiv und es war logisch, dass er einen Ausweg für sich selbst finden musste. Er musste sich für Noctis unersetzlich machen, aber bisher war ihm noch kein Weg eingefallen, wie er das erreichen konnte. Noch hatte er zwei Monate Zeit, aber danach...? Gladio atmete tief durch. Es war keine Zeit für Selbstzweifel. Er glaubte fest daran, dass sich ihm ein Weg offenbaren würde. Er würde alles für Noctis geben, egal, was zwischen ihnen auch gewesen war und es war klar, dass er nicht aufgeben würde. Er war der Schild des künftigen Königs und das hatte Bedeutung. Kapitel 5: Zu viel ------------------ Noctis schreckte aus seinen Träumen hoch und wusste einen Moment lang nicht, wo er war. Diese Träume waren so realistisch gewesen, dass er ewig brauchte, um zu verstehen, dass er im Regalia neben Gladio saß und dass rein gar nichts zwischen ihnen geschehen war. In seinem Traum war das ganz anders gewesen, noch immer konnte er die Lippen des anderen deutlich auf seinen eigenen fühlen, die Hände auf seinem Körper spüren und das pure Verlangen tobte in seinem Körper. Noctis bewegte sich langsam und setzte sich aufrecht hin, doch das reichte schon aus, um ihn aufkeuchen zu lassen. Sein Körper war hypersensibel und das Ausmaß seiner Gefühle für Gladio machte ihm langsam aber sicher Angst. Hatte all das dieser Kuss angerichtet, den er sich gestohlen hatte? „Noct? Ist alles ok?“ Die tiefe Stimme Gladios drang an seine Ohren und stimulierte ihn noch mehr, dass er das dringende Gefühl hatte, dass er flüchten musste. Obwohl das Wagendach offen stand, fühlte er sich eingeengt. „Noctis?“ Gladio hörte sich besorgt an und auch Prompto sah sich nun nach Noctis um, Ignis warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und Noctis hätte sie am liebsten alle angebrüllt, dass sie ihn nicht ansehen sollten. Er fühlte sich schmutzig, dass er so von seinem Freund dachte und dass er von ihm träumte, aber er konnte es nicht ändern. Noch einmal kam die Frage, ob alles ok war und Noctis konnte es nicht mehr hören. Unvermittelt ließ er sein Schwert erscheinen, schleuderte es weit weg und warpte sich damit einen alten Sendemast. Er sah, wie Ignis den Regalia stoppte, hörte die Reifen quietschen und die Bremsen protestieren und doch wollte er nur noch weiter weg. Noctis ließ seinen Blick schweifen und er sah das Glitzern eines Sees inmitten der Bäume. Ohne lange zu überlegen, teleportierte er sich mithilfe seines Schwertes dort hin und tauchte wenig später ins kalte Nass ein. Noctis ließ sich nach unten gleiten, spürte die Kälte des Wassers und so langsam kam er wieder zur Besinnung. Es war, als hätte er damit das verzehrende Feuer in seinem Körper wenigstens kurzzeitig gelöscht und es kam ihm vor wie eine Erholung. Er gönnte sich noch ein paar Momente unter der Wasseroberfläche, genoss die Kühle und die Stille des Sees, ehe ihm langsam aber sicher die Luft ausging. Er bewegte seine Arme und Beine und tauchte letztlich auf, um lautstark nach Atem zu schöpfen. Er fühlte sich wieder gefasster und ruhiger und garantiert würde ihm jetzt auch eine plausible Erklärung einfallen, warum er sich wie ein Irrer weggewarpt hatte. Noctis nahm sich vor, alles einem Alptraum zuzuschieben, während er mit kräftigen Stößen an Land schwamm und das schlammige Ufer erreichte. „Noct! Feinde!“, hörte er plötzlich Promptos durchdringende Stimme und sein Kopf ruckte hoch. Erst jetzt vernahm er das summende Dröhnen von Magitech-Motoren, doch es war bereits zu spät. Zwölf Magitech-Krieger mit voller Panzerung, stoischen Masken und durchdringenden dämonischen Augen umzingelten ihn in einem weiten Kreis, todbringende Schwerter wurden gezückt und Noctis war der Übermacht vollkommen ausgeliefert. Er ließ sein Schwert wieder erscheinen, dieses Mal zum reinen Selbstschutz und überlegte, wie lange er durchhalten konnte, bis die anderen kamen. Bei zwölf Kriegern hatte er so gut wie keine Chance, zu entkommen, sie schienen überall zu sein, also musste er sich verteidigen. Das Wegwarpen konnte er vergessen, denn es war kein geeigneter Punkt in der Nähe, beziehungsweise würden ihn die Magitechkrieger nicht einfach weglassen, so hartnäckig wie sie immer waren und sich an seine Fersen hefteten. Noctis drehte sich in alle Richtungen, während die Krieger näher kamen und er versuchte, alles im Blick zu behalten und sämtliche Kampftipps zu beherzigen, die er je von Gladio und den anderen erhalten hatte. Er konnte nicht riskieren, sich ungestüm ins Geschehen zu werfen, obwohl er sich mit allem, was er hatte, wehren wollte. Verbissen schaute Noctis zu der Vielzahl an Gegnern und er wartete einfach ab. Er würde sie nicht zuerst angreifen, um den taktischen Vorteil zu haben, aber er wusste auch so, dass er hoffnungslos unterlegen war. Selbst, wenn die anderen hier ankamen und mitmischten, würde es schwierig werden und Noctis Widerwillen regte sich. Er wollte nicht sterben, nicht gefangen genommen werden oder andere Dinge, was auch immer das Imperium vorhaben mochte. Und am allerwenigstens wollte er, dass seinen Freunden etwas geschah... „Noctis!“, rief Ignis von Weitem und eine Salve von Promptos Handfeuerwaffen folgte. Sie waren nicht mehr weit weg, so dass sie schon ins Kampfgeschehen eingreifen konnten, um die Magitechkrieger abzulenken. Gladio war ebenfalls schnell und bald schon würden seine Freunde da sein, um ihn zu unterstützen. //Ihr macht so viel mit... nur wegen mir//, dachte Noctis und er wollte am liebsten alles ungeschehen machen. Er wollte alles verhindern, was zu dieser Situation geführt hatte, damit sie unbeschwert die Reise weiterführen konnten. Jetzt würden sie sich wieder in Gefahr bringen und das allein deshalb, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte. „Noct, beweg dich!“, brüllte Gladio und Noctis wich gerade so einem Magitechkrieger aus, der mit dem Schwert genau auf ihn zugerannt kam. Sein Schwert wurde ihm aus der Hand geschlagen und der Magitechkrieger war schnell und packte Noctis barbarisch am Hals. „Noct!“ Prompto klang genauso panisch wie Noctis sich fühlte, als die steifen Finger des Magitechkriegers zupackten und ihm die Luft abquetschten. Er sah aus den Augenwinkeln, wie seine Freunde versuchten, zu ihm zu gelangen, doch die anderen Magitechkrieger machten es ihnen nicht leicht. Diese Krieger waren stärker als normal und Noctis spürte nackte Angst, weil es nahezu sicher war, dass sie verlieren würden. Wenn das passierte, was würde dann mit ihnen geschehen? Würden sie sterben? Würden sie zu experimentellen Zwecken gefangen genommen werden? Würden sie Insomnia erpressen? Würden sie Luna lachend seine Leiche präsentieren? So viele Gedanken gingen Noctis durch den Kopf, während der Magitechkrieger immer mehr zudrückte und er schon schwarze Flecken vor seinen Augen sah. Er rang nach Luft, röchelte schon und alles, woran er nun denken konnte, war, dass seine Freunde wegen ihm sterben würden. //Ich will das nicht... bitte, sie müssen gerettet werden. Es ist mir egal, was mit mir geschieht, aber meine Freunde müssen leben//, dachte er verzweifelt, während sein Bewusstsein sich schon von seinem Körper verabschieden wollte. Willst du sie so sehr retten? Noctis hörte die Stimme und hielt sie für ein Hirngespinst, doch die Verzweiflung sorgte dafür, dass er sie ernst nahm. //Ja, ich will sie retten! Sie müssen leben!//, dachte er mit aller Kraft. Dann sag meinen Namen... ich leihe dir meine Macht, Lichtkönig. Nutze sie weise, um deine Freunde zu retten. Noctis krallte sich mit aller Kraft an die Hoffnung, die in ihm hochstieg. Sein Hals schmerzte höllisch, er war sich nicht sicher, ob er etwas sagen konnte, doch er probierte es einfach. „Ra... muh“, presste er hervor und plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Der klare blaue Himmel wurde von Wolken bedeckt und diese formten sich zu einer riesigen Gestalt. Ein älterer Mann mit grauem Bart und ebenso grauen, langen Haaren im langen Gewand schien in der Luft zu schweben, in der Hand einen langen Stab, um den sich Blitze rankten. Mit einer machtvollen Bewegung holte er aus und schickte den Stab Richtung Erde. Die Luft lud sich auf, der Boden bebte und als der Stab die Erde berührte, zuckten Blitze über den Boden, verbrannten die Erde und die Gegner, die darauf standen. Noctis schloss die Augen und er landete hart auf dem Boden, als der Magitechkrieger bei lebendigem Leib von den Blitzen gegrillt wurde und ihn deshalb loslassen musste. Er lag auf dem Boden und rang nach Luft, während die Erde nicht aufhörte zu beben. Nur nach und nach ließ das Beben nach, der letzte Blitz verflog und mit einem kollektiven Geräusch klappten die Magitechkrieger in sich zusammen wie Marionetten, deren Puppenspieler die Fäden durchtrennt hatte. Noctis Lider fühlten sich bleischwer an, doch er öffnete sie, um nach den anderen zu sehen. Seine Freunde standen an der gleichen Stelle wie vorher, sie sahen sich staunend um und rannten dann zu ihm. „Noctis!“ Ignis klang besorgt und als ob er einen Mordsschrecken davongetragen hätte. „Noctis.“ Prompto hörte sich einfach nur ängstlich an und der Prinz hätte ihn gerne getröstet, doch sein Körper war schwach und er war zu nichts mehr fähig. „Noct!“ Gladios Stimme drang nur noch durch dichten Nebel zu ihm hindurch und Noctis wurde ohnmächtig, während er den Göttern dafür dankte, dass es seinen Freunden gut ging. Gladio wachte mit Argusaugen über Noctis und seine Kiefermuskeln traten stark hervor, weil er die Zähne aufeinanderpresste, um nicht zu schreien und zu wüten. Er war wütend auf sich selbst, hasste sich dafür, dass er so schwach war und Noctis nun hier auf der Rückbank des Regalia lag und in einer Ohnmacht verblieb. Sein Hals war ganz wund und schillerte in verschiedenen Rot-Blau-Lilatönen, wo der verdammte Magitechkrieger ihn gewürgt hatte. //Und doch... er hat uns gerettet//, dachte Gladio und abermals fachte das die immense Wut auf sich selbst an. Und was hatte er selbst getan als Schild des künftigen Königs? ...Rein gar nichts. Vielmehr hatte Noctis ihn gerettet, nicht umgekehrt und das nagte an Gladios Selbstbewusstsein und an seiner Ehre. All die Jahre hatte er trainiert, um seiner Aufgabe gewachsen zu sein, doch er versagte auf ganzer Linie. Niemals wieder würde Gladio das Bild vergessen können, wie diese Naturgewalt die Magitechkrieger einfach so besiegt hatte. Nie wieder würde er vergessen können, wie die Erde aufgebrochen war und wie sie gebrannt hatte, während Noctis zu Boden fiel und er, Gladio, einfach nichts hatte tun können. //Ich bin nutzlos... und das kann ich nicht zulassen//, dachte der Schwarzhaarige und sein Entschluss stand fest. Er würde noch stärker werden und er würde alles aufs Spiel setzen, um Noctis eine Hilfe und keine Hürde zu sein. Noctis erlangte langsam das Bewusstsein wieder, als die vier Kap Caem und die dortige Hütte erreicht hatten, wo Cid, Cidney und sogar Iris und Cor auf sie warteten. Der Prinz wurde sofort auf eins der Zimmer gebracht und Gladio überließ es den anderen, sich um ihn zu kümmern. Er konnte und wollte Noct jetzt nicht unter die Augen treten, solange er sich wie ein Versager fühlte und er konnte sowieso den Anblick der Verletzungen an dessen Hals nicht ertragen. Also wandte er sich lieber an Cor, der ihm schon immer ein wertvoller Ratgeber gewesen war. Dieser Mann hatte mehr Kämpfe bestritten und hatte Gladios Wissen nach nicht einmal verloren. Er verehrte Cor und er war der Einzige, der ihm jetzt noch helfen konnte. „Ich brauche deine Hilfe, Cor...“, begann Gladio leise, ehe er von seiner Lage berichtete und damit einen Schritt in die von ihm gedachte richtige Richtung machte. Er musste einfach stärker werden... er musste es einfach. Cor nickte verstehend und berichtete von einer Möglichkeit, die Gladio stark machen würde. Doch dieses Unterfangen würde gefährlich, wenn nicht sogar tödlich sein, wie Cor ihm klar machte. Trotzdem war Gladio unerschrocken und entschlossen. Das war seine einzige Möglichkeit, ein besserer Schild zu sein und die würde er wahrnehmen. „Und du bist dir sicher? Wenn wir dort sind, gibt es kein Zurück mehr“, warnte Cor und Gladio nickte entschlossen. „Ja. Ich bin mir sogar todsicher.“ „Dann treffe ich die Vorbereitungen...“ Cor wartete noch kurz, doch als er keine Anzeichen dafür sah, dass Gladio von seiner Meinung zurückweichen würde, erhob er sich und machte sich daran, eine Abreise vorzubereiten, die nur Gladio und ihn einschloss. Zwei Tage später durfte Noctis endlich aufstehen. Sein Hals fühlte sich immer noch merkwürdig an, doch er konnte wieder einigermaßen reden und er fühlte auch nicht mehr, wie sich steife Finger um seinen Hals legten. Prompto wich gar nicht mehr von seiner Seite und brachte ihn mit kleinen Anekdoten zum Lachen oder er zeigte ihm die Fotos von dem Kampf, der nur noch verschwommen in seinem Gedächtnis existierte. Prompto hatte sich erst geweigert, ihm die Fotos zu zeigen, hatte ab schließlich nachgegeben, als Noctis darum gebeten hatte. Er hatte eine Gottheit gerufen, die all ihre Feinde vernichtet hatte... er konnte es immer noch nicht fassen, aber die Fotos, sowie Promptos und auch Ignis Aussagen bestätigten alles, was sich in seinem Gedächtnis wie großer Kauderwelsch angesammelt hatte. Noctis konnte es kaum glauben, dass er das getan hatte, aber anscheinend war das Blut der Lucis doch wertvoller als gedacht. Prompto stand wie immer nah bei ihm, um ihn notfalls zu stützen, doch dieses Mal winkte Noctis ab. Nach dieser Beschwörung Ramuhs war er ganz schön schlapp gewesen, wohl der Preis dafür, dass es dafür alle Gegner mit einem Mal ausgelöscht hatte. Ein fairer Preis, wenn man bedachte, dass Noctis ursprünglich sein Leben hatte abtreten wollen, was er natürlich niemandem gesagt hatte. Promptos Gesichtsausdruck war besorgt, als Noctis die ersten Schritte Richtung Tür unternahm und es ging dem Prinzen sofort auf die Nerven. „Nun sieh mich nicht so an, als würde ich gleich zusammenbrechen, Prompto“, maßregelte er seinen besten Freund und der Blonde setzte schnell wieder ein heiteres Gesicht auf. „Entschuldige. Ich mache mir einfach immer noch Sorgen. Das war ziemlich heftig mit anzusehen“, gab er zu und folgte Noctis hinunter in den Hauptraum, wo Iris und Ignis zusammen in der Küche werkelten. „Wo ist Gladio? Ich habe ihn länger nicht gesehen“, fragte Noctis an und versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, als der Größere just in diesem Moment zur Haustür hereinkam. Er trug eine Menge Holz auf den Armen und Noctis Hals wurde trocken, als er dabei die Muskeln sehen konnte, die sich dadurch in Gladios Armen anspannten. Dieses Mal trug er ein dunkles ärmelloses Shirt, dass er dieses Phänomen begutachten konnte und es ließ Noctis kurz so gar nicht kalt. Er war froh, dass es dem anderen gut ging und noch einmal dankte er sämtlichen Göttern, die dies möglich gemacht hatten. Er rief sich anschließend schnell zur Ordnung und nahm die letzten Treppen, um sich mit Prompto zu Cid und Cidney zu setzen, die schon am Tisch saßen und sich über irgendeine neue Waffe für Prompto unterhielten. Da wurde er plötzlich am Arm berührt und er schaute direkt in Gladios Gesicht, als er sich umdrehte. Fahrig glitt Noctis Blick zu Gladios Augen, die ihn so merkwürdig anschauten. „Kann ich... kurz mit dir reden?“, wollte der Größere wissen und der Ernst in seiner Stimme ließ Noctis aufhorchen. Er nickte daher sofort und sie zogen sich in den Wohnzimmerbereich zurück, der der Küche am nächsten war. Gladio wirkte zu irgendetwas entschlossen und Noctis bekam ein ungutes Gefühl. Hatte der andere etwa bemerkt, wie er ihn gerade angesehen hatte? „Noct... ich muss euch für eine Weile verlassen“, rückte Gladio schließlich mit der Sprache heraus und alles in Noctis erkaltete augenblicklich. „...Was?“, fragte er, glaubte, sich verhört zu haben, doch Gladio wiederholte seine Worte und unterstrich damit die Endgültigkeit seiner Position. „Ich muss etwas erledigen... allein. Also... lässt du mich gehen?“, fügte der Größere hinzu und Noctis fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Was hatte er getan, dass Gladio zu diesem Schritt bereit war? Wieso kam es dazu, dass der andere weg wollte? Noctis schluckte schwer und überlegte fieberhaft, was er sagen sollte. Wenn er Gladio befahl, hier zu bleiben, würde es der andere tun. Aber um welchen Preis...? „In Ordnung...“, sagte er also und nickte. „Ich werde so bald wie möglich zurück sein, versprochen. Pass für mich auf dich und die anderen auf, ok?“, fügte Gladio noch hinzu und er lächelte dieses kleine Lächeln, für dass er bekannt war. Noctis nickte nochmals und Gladio entfernte sich von ihm, um die nächste Ladung Holz von draußen zu holen. Der Prinz stand wie betäubt da und ging mit gemischten Gefühlen irgendwann wieder zurück zu den anderen. Er hatte keine Ahnung, wie er es überstehen sollte, dass Gladio ihn für eine Weile verlassen würde und dass er ihn nicht nach dem Grund gefragt hatte... Kapitel 6: Wiedersehen ---------------------- Noctis starrte auf den leeren Platz neben sich im Regalia und konnte nicht fassen, dass Gladio nun schon vier Tage lang weg war. Es war ungewohnt, dass der andere nicht neben ihm las, schlief oder sich einfach nur streckte und sich beschwerte, dass sie schon viel zu lange im Auto saßen. Obwohl Prompto die Stille wie immer gut füllte und auch Ignis so wie immer war, fehlte ein entscheidender Teil in Noctis Welt und das war der große, verlässliche Berg von einem Mann, der sonst immer neben ihm saß und aufpassen musste, dass er Noctis nicht mit seinen viel zu langen Gliedmaßen behinderte. Schon Kleinigkeiten erinnerten den Prinzen an seinen Weggefährten und er musste sich sehr zusammenreißen, um sich seine Verstimmung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Noctis erhob sich und kletterte auf die Sitzlehne seines Platzes. Der Wind fegte durch sein Haar, ließ die Strähnen flattern und er überließ sich diesem freiheitlichen Gefühl. So war die Aussicht gar nicht mal so übel und er genoss es, wie sie an ihm vorbeizog. Er fragte sich mit einem Blick in die Ferne, wo Gladio wohl jetzt war, denn der andere hatte dies niemandem verraten und auch Cor hatte kein Wort verloren, als sie sich voneinander verabschiedet hatten. Noctis machte sich also wahrscheinlich zu Recht Sorgen, aber er getraute sich nicht, mit Prompto und Ignis darüber zu reden. Also musste er auch da allein durch, denn Luna war meilenweit weg und konnte ihm nicht da durch helfen. Er hatte sie zwar darüber informiert, dass Gladio sie für eine Weile verlassen hatte und dass er sich Sorgen machte, aber er wusste schon jetzt, wie sie reagieren würde. Sie würde ihm in ihrer sanften Art sagen, dass alles gut werden würde und Gladio auf sich aufpassen konnte, doch das schmälerte Noctis Sorgen nicht. Er hätte sich lieber mit eigenen Augen davon überzeugt, dass es seinem Freund gut ging und anscheinend hatte Gladio das vorausgeahnt. Genau deshalb hatte er nicht verraten, wohin er ging und Noctis wurde halb verrückt deswegen. //Ich darf nicht mehr daran denken. Bestimmt geht es ihm gut und ich mache mich umsonst irre wegen ihm. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst//, dachte er entschlossen und versuchte sich abzulenken. Er wandte sich an Ignis und Prompto, während er weiterhin den Wind in seiner erhöhten Position genoss. „Wo fahren wir eigentlich hin?“ „Nach Lestallum. Iris hat uns um Hilfe gebeten“, sagte Ignis und Noctis wusste nicht, ob es ein makabrer Scherz des Schicksals sein sollte. Iris war Gladios Schwester und bestimmt wusste sie nicht einmal, dass Gladio – oder „Gladi“, wie sie ihn nannte – auf Abwegen war und er ließ es natürlich Noctis und die anderen regeln. „So typisch“, knurrte Noctis leise in sich hinein und wandte sich wieder der Aussicht zu. Er hatte den Eindruck, dass sein Herz schmerzte, aber womöglich war es auch nur Einbildung und eine Nebenwirkung seiner einseitigen Ernährung, wie Ignis es nannte, wenn Noctis konsequent sein Gemüse verweigerte. „Was gibt es denn für ein Problem, wenn wir dafür extra nach Lestallum müssen?“, fragte Noctis weiter, um sich zu beschäftigen und Ignis gab Auskunft. Anscheinend waren im Kraftwerk Siecher aufgetaucht und der Auftrag bestand darin, sie zu beseitigen. //Das würde Gladio gefallen//, dachte Noctis für einen Moment, doch dann verbot er sich jeglichen Gedanken an den Größeren. Er würde sich einfach selbst darum kümmern, denn auch ohne Gladio würde er klar kommen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Stunden später als die Nacht schon wieder zum Morgen werden wollte und kaum eine Menschenseele draußen war, begann Noctis den Auftrag. Er hasste seinen Aufzug, der aus einem Schutzanzug bestand und Ignis schmeichelnde Worte, dass er der beste Einzelkämpfer unter ihnen und damit der Richtige für diesen Job war, machte dieses Ärgernis nicht gerade wett. „Noctis? Kannst du mich hören?“ Hollys Stimme wurde über die kleinen Minilautsprecher im Inneren des Anzugs wiedergegeben und Noctis zuckte kurz zusammen. „Ja, kann ich“, antwortete er dann, während er über die stählerne Brücke auf das Kraftwerk zulief. Holly war die eigentliche Auftraggeberin und Verantwortliche für den Sektor, in welchem das Kraftwerk lag. Sie war eine nette Frau und Noctis hatte sie sofort gemocht, natürlich auf rein freundschaftlicher Ebene, das verstand sich von selbst. „Danke nochmal für deinen Einsatz, ich bin froh, dass du dich hierum kümmerst. Ach ja, du musst da übrigens nicht allein rein, am Eingang wird ein Jäger auf dich warten, der dich unterstützen wird“, sagte sie mit ihrer hellen Stimme, die immer irgendwie fröhlich klang. Alleine schon, dass sie mit ihm redete, verbesserte Noctis gedrückte Stimmung und zum ersten Mal in den letzten vier Tagen konnte er ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen. „Und noch etwas, die Siecher sammeln sich am Generator. Das könnte böse ausgehen, also beeilt euch bitte“, sagte Holly noch und Noctis ließ ein wenig den Kopf hängen. „Was meinst du genau mit „das könnte böse ausgehen“?“, wollte er wissen und Holly klang auf einmal sehr nervös am anderen Ende. „Nun ja... ähm, euch könnte alles um die Ohren fliegen. Also wie gesagt, beeilt euch“, sagte sie und ein Knacken in den Lautsprechern sagte Noctis, dass Holly wohl Angst hatte, weiter mit ihm darüber zu reden. //Denkt sie etwa, ich würde deshalb den Auftrag abbrechen?//, überlegte er, während er dem Kraftwerk immer näher kam. „Okay, geht klar“, sagte Noctis, auch, wenn er sich nicht sicher war, ob Holly ihn noch hören konnte, dann lief er etwas schneller. Zwar freute er sich ein wenig darauf, die Sicher ganz allein fertig zu machen, aber dieses mögliche Explosionsszenario war dann doch eher weniger erfreulich. Er beeilte sich wohl lieber wirklich... Noctis erreichte das Kraftwerk trotz des Anzugs recht schnell, der ihn in seinen Bewegungen einschränkte, jedoch nicht so weit, dass er nicht kämpften konnte. Nur warpen würde in diesem Zustand wohl schwierig werden, aber Noctis hatte auch nicht die Absicht, diese Fähigkeit allzu oft einzusetzen. Er wollte jedem verdammten Siecher in die dunklen Augen blicken, wenn er sie ins Jenseits beförderte und zeigen, dass er auch ohne Gladio klar kam. Am Eingang wartete seine Verstärkung, ebenfalls in einem Schutzanzug zur Unkenntlichkeit verborgen. Man konnte zwar von innen gut sehen, aber wer der Jäger war, der in diesem Anzug steckte, war nicht ersichtlich. Noctis war es allerdings egal, schließlich würde das nur ein Auftrag sein, den sie zusammen erledigten, es musste keine Freundschaft fürs Leben werden. „Oh Verstärkung?“, sagte der andere Jäger jetzt und hob zum Gruß die Hand. Noctis stutzte, einmal wegen der Geste und vor allem wegen der Stimme. „Hä? Äh... ja“, stimmte er zu, während sein Inneres plötzlich verrückt spielte. Das konnte nicht sein... seine Sinne spielten ihm einen Streich, ganz sicher. „Die Viecher hier haben es ganz schön in sich, also sieh dich vor und bleib dicht hinter mir“, sagte der Jäger weiter und Noctis war sich nun vollkommen sicher. Das vor ihm war kein x-beliebiger Jäger, sondern Gladio. Sein Herz schlug ihm sofort bis zum Hals, aber ein bitteres Gefühl stieg auch in ihm auf. Warum gab sich der andere nicht zu erkennen? Er musste doch wissen, dass Noctis hier war und diesen Auftrag erledigte. Wieso nur dieses Versteckspiel? Noctis bekam ein ganz mieses Gefühl und es wollte sich einfach nicht abstellen, während er Gladio in das Kraftwerk folgte. Der andere tat weiterhin so, als würden sie sich nicht kennen, machte aber diverse Anspielungen, die Noctis nur noch wütender machen. Verbissen machte er sich an die Aufgabe und erledigte Siecher um Siecher, ohne nach dem anderen zu sehen. Viel zu schnell hatten sie die Aufgabe erledigt und Gladio gab sich nun auch zu erkennen, doch Noctis versöhnte das nicht weiter. Sie verließen das gesicherte Kraftwerk und kehrten zu den anderen zurück, wo Gladio sich auch Ignis und Prompto zu erkennen gab und alles stolz seine neue Narbe präsentierte. Es kostete Noctis alles, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sauer er auf den anderen war und er musste dieses Spiel noch eine ganze Weile treiben, da auch Iris zu ihnen stieß. Noctis wollte einfach nur noch weg, wollte Abgeschiedenheit und in Ruhe sauer auf Gladio sein, doch das wollte er nicht vor Iris tun, die sich freute, Gladio zu sehen. Sie rügte ihn natürlich auch, dass er so lange fortgeblieben war, etwas, was Noctis auch gern getan hätte. Die Wut in ihm ließ einfach nicht nach und er war froh, dass Ignis und Prompto den Größeren beschäftigten. Da fiel es kaum auf, dass Noctis immer schweigsamer wurde und bald darauf gar nichts mehr sagte. Iris verabschiedete sich irgendwann gegen Nachmittag und Gladio bestand darauf, sie alle zum Essen einzuladen. Auch da konnte Noctis nicht die Wahrheit sagen, er konnte einfach nicht aus seiner Haut, während der Ärger hartnäckig unter seine Haut pulsierte. Er wollte Gladio am liebsten packen, ihn schütteln und anbrüllen, ihn sogar schlagen. Er wollte ihm am liebsten sagen, wie enttäuscht er war und wie wütend, dass der andere sich so einen Scherz mit ihm erlaubt hatte und dass er einfach abgehauen war, ohne ihm zu sagen wohin. So viele Gedanken rasten durch Noctis Kopf und er ballte während des Essens, welches er kaum anrührte, unter dem Tisch die Fäuste. Er sprang erleichtert und zu hastig auf, als sie endlich das Straßenlokal verließen, als der Abend sich der Nacht zuwandte und ihm entging nicht, dass Gladio es merkte. Doch das war Noctis total egal, es reichte ihm, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und so erwiderte er Gladios Blick nicht lange, sondern wandte sich demonstrativ ab. Gladio war verwirrt, enttäuscht und ein wenig auch am Boden zerstört, weil Noctis nicht einmal den Hauch der Reaktion zeigte, die er sich erhofft hatte. Er kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, wann Noctis log und vorhin hatte er ihm ein falsches Lächeln nach dem anderen gezeigt. Noctis war wegen irgendetwas wütend und Gladio wollte nichts lieber, als die ganze Sache sofort zu klären, denn er wollte dieser schlechten Stimmung zwischen ihm und Noctis unbedingt ein Ende bereiten. Sie hatten gerade im Hotel eingecheckt, da schnappte sich Gladio den Prinzen und zog ihn hinter sich her. Das war noch das Leichteste, schließlich hatte Noctis ihm in Sachen Kraft nichts entgegen zu setzen und obwohl der Prinz sogar die Beine in den Boden stemmte, hatte er keine Chance. Trotzdem waren das keine guten Voraussetzungen für ein klärendes Gespräch und der Größere machte sich ehrlich Sorgen. Er zog Noctis aus dem Hotel, bog in eine schmale Seitengasse ein, die es in Lestallum zuhauf gab und ließ ihn endlich los. Noctis sprang sofort vor ihm zurück und endlich zeigte er seine wahren Gefühle. „Was soll das, Gladio?!“ „Es tut mir leid, dass ich dich hier rausschleife, aber du bist wegen irgendetwas sauer und ich will das klären“, sagte Gladio ernst und legte damit die Karten auf den Tisch. Noctis Gesichtsausdruck wurde noch finsterer und gab einen unwilligen Laut von sich, ehe er versuchte, sich an Gladio vorbei zu drängeln. Der Größere hielt ihn auf, aber er verlor langsam aber sicher die Geduld mit diesem Katz- und Mausspiel. „Noct, ich will das alles endlich klären“, sagte er betont ruhig, doch das schien den Prinzen nur noch rasender zu machen. „Ich will aber nichts klären! Ich will nicht einmal mit dir reden, kapierst du das nicht?! Ich will einfach nur meine Ruhe vor dir!“ Noctis Worte waren verletzend und sie trafen Gladio mitten ins Herz. War das die Wahrheit? Nein, das konnte er einfach nicht glauben... „Noct, das ist nicht dein Ernst“, wehrte der Größere diese Möglichkeit ab, doch Noctis trat noch einmal nach. „Wenn du meinst“, zuckte dieser selbstgefällig mit den Schultern und Gladio platzte der Kragen. Noctis wusste genau, dass er dieses Verhalten überhaupt nicht an ihm mochte und doch spielte er es genau jetzt aus. Warum? „Du meinst das auf keinen Fall so“, sagte er mit Sicherheit und Noctis beschloss, noch einen drauf zu setzen. „Vielleicht solltest du dir gut überlegen, ob du wieder zurückkommen willst. Eigentlich habe ich keine Verwendung für dich, ich komme prima ohne deine Hilfe zurecht, wie du vorhin gesehen hast“, sagte er und noch ehe er die Worte komplett ausgesprochen hatte, wusste er, dass er zu weit gegangen war. Niemand beleidigte Gladios Sinn für Ehre und seine Berufung als Schild des künftigen Königs und beides hatte er gerade angegriffen. „Noct, es reicht! Verhalte dich einmal wie ein Mann anstatt wie ein Feigling! Sag mir, was zum Teufel dein Problem ist!“ Gladio baute sich drohend vor Noctis auf und er hielt keine Gefühle mehr zurück. Der Prinz musste endlich kapieren, dass es wichtigere Sachen gab als das eigene Ego. Noctis schaute Gladio nur noch störrischer an und wich keinen Zentimeter zurück, vielmehr wurde sein Gesichtsausdruck nur noch verschlossener. Unerschrocken funkelte er nun den wesentlich Größeren an und kehrte jetzt erst recht das „Prinzengehabe“ heraus. „Wenn du dich aufspielen willst, dann sei du doch der König“, knurrte Noctis angriffslustig und Gladio riss der Geduldsfaden. Seine Hände ballten sich blitzschnell zu Fäusten, die einmal auf die Wand hinter Noctis eindroschen und zwei faustgroße Löcher hinterließen. Kleine Brocken lösten sich aus den entstandenen Löchern und fielen mit minimalen Geräuschen zu Boden. Noctis war zusammengezuckt, seine Augen weiteten sich überrascht, doch recht bald fand er seine Sicherheit wieder. „Du hast kein Recht, so mit mir zu reden“, zischte er. Damit tauchte der Prinz blitzschnell unter Gladios rechtem Arm hindurch und war schneller auf und davon als ein Rudel Fenrir. Gladio hatte das Gefühl, als würde er rein gar nichts mehr verstehen. Was geschah hier eigentlich? //Ich kann ihn jetzt nicht gehen lassen. Nicht so//, schoss es ihm durch den Kopf. Seine Augen verengten sich und er nahm die Verfolgung auf. Noctis rannte vor ihm davon, aber Gladio hatte trotz seiner neuen Stärke nichts an Schnelligkeit eingebüßt und es war ein Leichtes, mit dem Prinzen Schritt zu halten, der sein Training wahrscheinlich wieder vernachlässigt hatte. Wenn die ganze Sache geklärt war, würde er ihm ein wahres Höllentraining angedeihen lassen, so viel stand fest. Noctis mangelnde Ortskenntnis führte dazu, dass er sich am Kraftwerk in einer Sackgasse wiederfand und seine letzte Chance sah er darin, sich hinter ein paar herumstehenden Kisten zu verstecken. Doch sein Vorhaben scheiterte, denn Gladio war dicht hinter ihm und schon kesselte er Noctis ein weiteres Mal ein. „Ich will nicht der König sein, sondern einfach nur dein verdammter Schild. Ich bin für dich stärker geworden, habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, damit ich weiter bei dir bleiben kann... sag nicht, dass das alles umsonst war...“, brach es aus dem Größeren hervor und Noctis sah ihn überrascht an. Hatte er sich verhört? Hatte Gladio wirklich gerade zugegeben, dass er wegen ihm diese Reise mit Cor angetreten hatte oder spielte Noctis Verstand ihm gerade einen Streich? „Ich weiß nicht, was dein Problem ist, Noct. Wieso redest du nicht mit mir?“, fragte Gladio anschließend leise und seine Stimme war so verzweifelt, dass Noctis seine Scharade einfach nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Seine Wut verrauchte so plötzlich, als wäre sie nicht da gewesen und sein Blick wurde ebenso verzweifelt, wie Gladio sich anhörte. Wie schaffte es dieser bloß immer, ihm jegliche Luft aus den Segeln zu nehmen? Das Bedürfnis, sein Herz sprechen zu lassen, überwog und Noctis warf seinen Stolz über Bord. Wenn er ehrlich war, würde es Gladio vielleicht eher erreichen, als wenn er ihm die Pest an den Hals wünschte. Also holte der Prinz tief Luft und redete anschließend drauflos. „Ich... ich habe es nicht verstanden... wieso du weg wolltest. Ich war so allein, du... du warst nicht bei mir, du warst einfach weg“, sagte er leise und die Wahrheit kam ihm einfach so leicht über die Lippen, dass er diese Gelegenheit nutzte, um einfach alles, was auf seiner Seele brannte, an den Größeren weiterzugeben. „Ich habe dich vorhin im Kraftwerk sofort erkannt und ich war total glücklich, dass du wieder bei mir warst... und dann tust du so, als würdest du mich nicht erkennen. Und später grinst du mich an und tust so, als wäre dir der Scherz des Jahres gelungen, während ich dich...“ Noctis Stimme versagte und er begann zu zittern. Konnte er es wirklich aussprechen? Oder brachte er damit nur noch mehr Unglück über sie beide? „Während du mich... was?“, fragte Gladio flüsternd nach und Noctis schluckte seine Zweifel hinunter. Jetzt war es sowieso zu spät. „Während ich dich vermisst habe. Du hast mir so gefehlt und... ich war einfach nicht mehr ich selbst“, beendete Noctis seine Ausführungen und senkte den Kopf, um Gladios Reaktion nicht sehen zu müssen. Doch der andere hielt ihn auf, legte eine Hand unter sein Kinn und zwang Noctis Gesicht wieder nach oben, damit sie sich gegenseitig anschauen konnten. „Ich habe dich auch vermisst... ich habe jede Sekunde daran gedacht, stärker zu werden und so schnell wie möglich wieder zurück zu euch zu kommen... besonders zu dir, Noct“, gab Gladio zu und Noctis konnte es kaum glauben. „Aber es geht nicht“, sagte er dann, nachdem er seine Überraschung verwunden hatte und versuchte, den Rest seiner Vernunft zusammen zu klauben. Gladio lächelte schief. „Wer sagt das?“ „Ich muss Luna heiraten... ich muss an Insomnia denken“, sagte Noctis und er hasste es, diese Worte auszusprechen. „Denkst du das wirklich? Als du mich damals geküsst hast, hast du garantiert nicht an Luna oder Insomnia gedacht.“ Noctis Gesicht flammte auf und er wollte sein Gesicht abwenden, doch Gladio ließ ihn nicht los. Der Prinz biss sich auf die Lippen und sah zur Seite, soweit das möglich war. „Ich wollte dich damit nicht ärgern, Noct. Aber kann es sein, dass du dich da ein Stück weit belügst?“, fragte Gladio sanft. Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, aber nachdem er von Noctis getrennt gewesen war, waren ihm seine Gefühle so erschreckend klar geworden, dass er sich die ganze Zeit der Trennung einen Idioten geschimpft hatte. Er hatte sich vorgenommen, Noctis die Wahrheit zu sagen und das hatte er hiermit getan und er hatte ebenso geschworen, um den Prinzen zu kämpfen, egal, was für Widerstände auf sie warteten. „Ich bin Prinz Noctis Lucis Caelum... ich muss an Insomnia denken und was das Beste für das Volk ist“, sagte Noctis hölzern, ein letzter Versuch, auch an Gladios Vernunft zu appellieren, doch es hörte sich selbst in seinen eigenen Ohren verdammt schwach an. „Wenn du das ehrlich meinst, dann werde ich dich nicht umarmen... obwohl ich das gerade sehr gern tun würde“, sagte der Größere und Noctis entfuhr ein sehnsüchtiger Laut, den er einfach nicht rechtzeitig unterdrücken konnte. Gladio konnte daraufhin nicht anders, er packte Noctis nun, hob ihn hoch und drückte ihn gegen den massiven Drahtzaun hinter ihnen. Der Prinz schluckte schwer, seine Augen drückten genau das aus, was Gladio innerlich fühlte und so fühlte er sich dazu ermutigt, seinen Körper an den von Noctis zu pressen. „Wenn du das hier zwischen uns wirklich nicht willst, dann sag es jetzt. Dann werde ich aufhören und nur noch dein Schild sein“, sagte der Größere und er hoffte, dass Noctis nichts dergleichen tun würde. „Gladio...“, entfuhr es Noctis da warnend und seine Augen zuckten nervös zu Gladios Lippen, während sein Körper ihn verriet und seine Zunge im gleichen Augenblick über seine trocken gewordenen Lippen fuhr. Das reichte Gladio und er kam ihm noch näher, dass der andere seinen Atem auf seinen Lippen spüren musste. Noctis gab daraufhin ein leises Geräusch von sich, welches wie ein hastiges Einatmen klang und sein Blick hing wie gefangen an Gladios goldbraunen Augen. Eine Weile starrten sie einander nur an, fühlten einander ganz nah und ansonsten taten sie rein gar nichts. Das beides war schon beinahe zu viel für sie beide und sie mussten sich erst noch daran gewöhnen, dass dies hier zwischen ihnen geschah. Gladio rührte sich als Erstes wieder, seine gesamte Erscheinung drückte Entschlossenheit aus und langsam beugte er sich zu Noctis herab, welcher sich kaum wagte zu atmen. Nur ein Wort und Gladio würde aufhören, aber das wollte Noctis gar nicht. Er wollte diese unsichtbare Grenze endlich überschreiten, wollte Gladio spüren, wollte von dessen Lippen in Besitz genommen werden und noch so einiges mehr. Gladios Lippen kamen noch näher, verharrten nun dicht vor Noctis Mund und schon jetzt erzitterte der Prinz vor unerfülltem Verlangen. Seine Hände lagen auf Gladios Schultern und er konnte sich nicht erinnern, wie sie dorthin gelangt waren. Jetzt verkrampften sie sich in den Stoff von Gladios Jacke, die der andere wieder einmal offen trug und bearbeiteten den Stoff. Gladio reichte es, er wollte nicht mehr nur schauen. Also gab er seinen Gefühlen nach und presste seine Lippen auf die von Noctis. Dieses Mal ging es von ihm aus und es war ein so gutes Gefühl, dass er in den Kuss hinein stöhnte. Noctis schmeckte unbeschreiblich, es war als würden mehrere Geschmacksnoten auf seinen Lippen explodieren und als Reaktion darauf presste Gladio den anderen mit noch mehr Nachdruck gegen das Hindernis hinter ihm. Noctis verschränkte die Beine um Gladios Hüftgegend, um sich festzuhalten, während er den Kuss erwiderte. Das war es... das hatte er sich so lange gewünscht und vorgestellt, er hatte sogar davon geträumt und die Realität stellte all das sogar noch in den Schatten. Gladio war wie eine Naturgewalt und Noctis verlor geradezu den Halt, während sie sich beide in diesen Kuss stürzten. Der Prinz krallte sich an Gladio und als Antwort wurde er von dem anderen noch enger gegen den Maschendrahtzaun gepresst, dass es gewiss deutliche Abdrücke auf seinem Rücken hinterlassen würde. Aber das war egal, denn Noctis wollte nichts von diesem Sturm verpassen, der ihn gerade mit sich fortriss. Der Kuss wollte gar nicht enden und beide wollten gar keinen Atem mehr holen, aber irgendwann mussten sie es dennoch tun. Schwer atmend lösten sie sich voneinander und Gladio verringerte den Druck auf Noctis Körper, damit der Zaun hinter ihnen keinen bleibenden Schaden nahm. Er ließ Noctis Beine los, damit der andere sich hinstellen konnte, doch Noctis hielt sich noch weiter an dem Älteren fest. „Ich will noch mehr“, rutschte es ihm heraus und sofort flammte sein Gesicht wieder auf, doch Gladio lächelte nur nachsichtig. „Zu Befehl“, flüsterte er danach rau und erneut eroberte er Noctis Lippen mit den seinen. Der zweite Kuss war nicht so ungestüm wie der Erste, aber dennoch ergriff Noctis ein Strudel aus Gefühlen, die ihn dazu brachten, sich wieder an Gladio festzuklammern. Dieses Mal umarmte der Größere ihn wesentlich sanfter und hob ihn dann abermals hoch, damit sie wieder auf Augenhöhe waren. Sie ließen sich Zeit, erkundeten ihre Lippen nun mit Ruhe, doch nach einer Weile verloren sie abermals die Kontrolle und es uferte aus. Noctis krallte sich umso fester in Gladios Schultern, als der andere den Kuss an sich riss und ihn mit seinem Können nahezu in die Knie zwang. Ganz vorbei war es, als Gladio mit seiner Zunge über die Lippen des Prinzen glitt. Das Verlangen erwachte so plötzlich in ihm und als Noctis den Mund öffnete, um Gladio einzulassen, entfuhr ihm ein heiseres Aufstöhnen. Gladio lächelte in den Kuss, dann konzentrierte er sich erneut darauf, Noctis die Sinne zu rauben und es gelang ihm ganz gut. Es war der Wahnsinn, wie Noctis sich vertrauensvoll an ihn klammerte und es ließ in Gladio den Wunsch aufkommen, ihn ganz eng an sich zu pressen und ihn nie wieder los zu lassen... also tat er es. Noctis keuchte in den nächsten Kuss, als er Gladio überall spüren konnte und die Hitze durchfuhr seinen Körper erneut so plötzlich, dass er zusammenzuckte. Seine Zehen krümmten sich in seinen Schuhen und ein Schauer nach dem anderen rieselte über seinen Rücken. Und das alles nur, weil Gladio ihn küsste... Gladio löste den Kuss abermals, damit sie beide nach Luft ringen konnten und Noctis kippte schwach gegen seine Brust. Der Größere drückte den Prinzen an sich und ein eigenartiges Gefühl von Ruhe überkam ihn. Gerne hätte er Noctis noch länger so in seinen Armen gehalten, aber sie mussten zurück, ehe Ignis und Prompto sich Sorgen machten. Auch Noctis schien das klar zu sein, denn er stellte seine Füße auf den Boden und trat einen kleinen Schritt zurück. „Wir... wir sollten zurück“, murmelte er und in seinen Augen lag ein noch etwas entrückter Ausdruck, dass Gladio selbstzufrieden zu grinsen begann. Noctis entging es nicht und er schlug den Größeren halbherzig auf den Oberarm. „Reiß dich zusammen, Gladio“, murrte er, dann wandte er sich ab und trottete los, während Gladio hinter ihm schallend lachte. „Zu Befehl“, meinte er danach, doch wieder verfiel er einem Heiterkeitsausbruch, dass Noctis ihn in eine Seitengasse drängte und ihn von sich aus nochmal küsste, bis dem Schild des künftigen Königs nicht mehr zum Lachen zumute war, sondern nach etwas ganz anderem. „In dem Tempo schaffen wir es nie zurück“, wisperte er an Noctis Lippen, aber der Prinz hatte es nicht eilig. Er fuhr mit den Fingerspitzen über Gladios Wangen und der Ältere schloss die Augen, um es noch viel mehr zu fühlen. Er zuckte nur dann zusammen, als Noctis Finger über seine neue Narbe an seiner Stirn fuhren. „Tut es weh?“ Gladio schüttelte langsam den Kopf. „Zwickt nur noch manchmal“, erwiderte er und Noctis fuhr erneut über die neue Narbe, danach über die ältere, die sich mit jener neuen Narbe kreuzte. „Wenn man einmal nicht auf dich aufpasst...“ „Hey, wer passt hier auf wen auf?“ Noctis lächelte, dann strich er weiter über Gladios Wangen und der Größere schmiegte sich bald darauf in die sanfte Berührung. Er genoss es mit allen Sinnen, denn wer wusste schon, wann sie je wieder die Gelegenheit dazu haben würden, schließlich würden sie nicht oft allein sein. „Wir müssen zurück“, sagte er irgendwann und hielt Noctis Hände fest. Er drückte seine Lippen noch einmal auf beide Handinnenflächen, dann ließ er Noctis los und obwohl es ihm ziemliche körperliche Schmerzen bereitete, zwang er sich, den Prinzen nicht mehr zu berühren. Er wollte es ihnen nicht noch zusätzlich schwer machen und Noctis schien es wohl auch so zu sehen, denn auch er wagte keinen Vorstoß mehr. Gemeinsam gingen sie zurück zum Leville Hotel und gesellten sich zu Prompto und Ignis, die sich schon Sorgen gemacht hatten. „Ein Glück, ich wollte euch schon suchen gehen. Was war denn los? Wart ihr irgendwie sauer aufeinander?“, wollte Prompto wissen. „Das hat sich geklärt“, zuckte Noctis mit den Schultern und Gladio nickte nur, denn mehr gab es dazu nicht zu sagen. Promptos Neugier war damit nicht befriedigt, aber er wusste, wann er sich zurückhalten musste. „Dann können wir ja Karten spielen“, schlug Ignis vor und Noctis und Gladio waren froh über diesen reibungslosen Übergang. Kapitel 7: Zu schnell verfliegt die Zeit ---------------------------------------- Die Tage zogen vorbei und Noctis und seine Freunde hatten sich in kurzer Zeit einen guten Ruf unter den Jägern erarbeitet. Oft fuhren sie tagelang durch die Gegend, erledigten hier und dort Aufträge und es war einfach ein Gefühl der Freiheit, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Noctis genoss es es sehr, seinen Pflichten entkommen zu sein, doch je mehr die Tage verstrichen, umso mehr wurde ihm bewusst, dass der Tag seiner Heirat mit Luna näher kam. Viel zu schnell kam der Tag, an dem sie Geld und Material aufgetrieben hatten und als die Nachricht eintrudelte, dass ein Boot auf sie in Kap Caem wartete, schlief Noctis nur noch unruhig. Er schlug sich Nacht um Nacht um die Ohren, grübelte über seine Situation nach und fand doch keine Lösung. Noch dazu war es auch schwierig, seine Gefühle für Gladio unter Verschluss zu halten. Da Prompto und Ignis immer in der Nähe waren, konnte Noctis diesen Empfindungen nicht nachgeben, so sehr er sich auch danach sehnte. Das ließ ihn wiederum übellaunig werden und Prompto schrieb es gerne der Hochzeit zu. Noctis ließ ihn in dem Glauben, während er versuchte, sich zu kontrollieren, doch mit jedem Tag wurde es schwerer. Auch an diesem Morgen war Noctis für seine Verhältnisse sehr früh wach und er hörte, wie Gladio und Ignis leise miteinander sprachen. Noctis schloss die Augen und sein Herz hüpfte jedes Mal, wenn er die tiefe Stimme Gladios hörte. Es grenzte an Folter, den anderen nur zu hören und nicht berühren oder küssen zu können. Sie waren kurz vor Kap Caem, nur noch ein paar Kilometer trennten sie vom offenen Meer und ihrem Weg nach Altissia. Alles sträubte sich in Noctis und am liebsten wäre er für immer in seinem Zelt geblieben und hätte so getan, als gäbe es die Welt vor den Zeltplanen nicht. „Noct? Bist du wach?“ Gladios Stimme vor seinem Zelt war zu viel für Noctis angespannten Zustand. Er legte die Arme über sein Gesicht und presste die Lippen zusammen, um nicht nach Gladio zu rufen und auf sämtliche Gründe, die sie voneinander trennten, zu pfeifen. Die Zeltplane raschelte und langsame Schritte kündigten einen Besucher an. Noctis verharrte in seiner Position, er hielt den Atem an und er getraute sich nicht, seine Arme herunter zu nehmen. Wenn er Gladio jetzt vor sich sehen würde, würde er sich nicht halten können, das wusste er. „Noct“, flüsterte der Größere jetzt sanft und Noctis Inneres rührte sich bei der sehr vertrauten Ansprache. Wieder sagte er kein Wort, sondern sperrte sich weiter gegen seine Umwelt. Noch einmal hörte er Gladios Stimme und alles in ihm verlangte nach dem anderen, doch gleichzeitig wog seine Last derartig schwer, dass er gepresst Luft holte. „Hey...“, sagte Gladio sanft und zwang die Arme vom Gesicht des Prinzen. Gequält sah Noctis zur Seite und Gladio konnte es so gut nachvollziehen. Er musste sich ebenfalls immer zusammenreißen, obwohl der Prinz immer neben ihm im Regalia saß und nicht viele Zentimeter fehlten, dass er ihn berühren konnte. Das Bedürfnis war jedes Mal übermächtig und dieses Mal gab der Ältere nach. Er zog Noctis in seine Arme und dem anderen stockte überrascht der Atem. Gladio vergrub sein Gesicht in Noctis Halsbeuge und nach einer kurzen Pause legte Noctis die Arme um den Nacken des anderen. Tröstliche Wärme umfing ihn und eine eigene kleine Welt inmitten dieses Zelts entstand, während die Welt da draußen für einen kurzen Moment aufhörte zu existieren. „Ich muss immer wieder an Lestallum denken“, gestand Gladio und Noctis stimmte ihm leise zu. „Ich auch...“ Das war alles, was sie miteinander sprachen, während sie sich einfach nur umarmten und den Duft des jeweils anderen einatmeten. „Gladio? Du spielst doch Noctis hoffentlich keine Streiche?“, erkundigte sich Ignis von draußen und Gladio gab Noctis schweren Herzens frei. „Entschuldige Ignis, ich konnte einfach nicht widerstehen“, rief Gladio zurück, während er dem Prinzen einen bedauernden Blick zuwarf, ehe er aufstand und das Zelt wieder verließ. Noctis Herz schmerzte und die Gewissheit, dass er Luna nun auf keinen Fall mehr heiraten konnte, stand ihm klar vor Augen. Es gab nur noch Gladio für ihn und genau das war falsch, das wusste er. Aber Noctis war nicht mehr davon abzubringen, denn er wollte doch einfach nur frei und glücklich sein, mehr nicht. Noctis quälte sich von seinem Nachtlager, zog sich an, fuhr sich einmal durch die Haare und trat dann hinaus in die schmerzlich-reale Welt. Viel zu schnell hatten sie den Regalia geparkt und erklommen den groben Weg zur Hütte, in der auch das Boot vor Anker lag. Altissa war das nächste Reiseziel und Noctis konnte sich nur schwer dazu überreden, diesen Weg zu gehen. Alles sträubte sich in ihm und er hatte Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen, während die letzten Reisevorbereitungen getroffen wurden. Als sie an Bord gingen, war es, als würde man dem Prinzen den Boden unter den Füßen wegziehen und seine Laune sank merklich, was nicht unbemerkt blieb. „Noctis, kriegst du etwa kalte Füße?“, neckte Prompto seinen besten Freund, doch Noctis schwieg und warf dem Blonden einen kühlen Blick zu. „Was ist denn los mit dir? Man könnte meinen, du freust dich gar nicht, Luna zu sehen und endlich zu heiraten“, wunderte sich Prompto und in seiner unbedarften Art hatte er den Nagel direkt auf den Kopf getroffen. Dieses verdammte Hochzeitsthema. Noctis stürzte sich auf Prompto, der erschrocken zurückwich und nur Gladio war es zu verdanken, dass der Hobbyfotograf unversehrt blieb. Der Größere hatte sich blitzschnell zwischen Noctis und Prompto gestellt und schirmte beide voneinander ab. „Noct, beruhige dich“, mahnte er und Noctis Blick wandelte sich von wütend in bedauernd. „Sorry, ich... ich schlafe schlecht“, murmelte er und das Leid in seinem Blick verdreifachte sich für einen kurzen Augenblick. „Ich sag dir was... wir werden bis zur Mitte des Weges fahren und auf dem Meer hier auf dem Boot übernachten. Wir werden nicht lange brauchen, aber so bekommst du genug Zeit um zu angeln. Na wie klingt das?“, schlug Prompto vor und Gladio erwiderte Noctis sehnsüchtigen Blick, während der Prinz dem Vorhaben halbherzig zustimmte. Prompto ging zu Ignis, um diesem Bescheid zu geben und Noctis wollte an Gladio vorbeigehen, doch der Größere hielt ihn kurz auf. „Stimmt das?“, wollte er wissen und Noctis wusste zuerst nicht, worauf Gladio hinaus wollte. „Was meinst du?“ „Schläfst du wirklich schlecht?“ Noctis runzelte verwirrt die Stirn, weil er nicht wusste, worauf der Größere hinaus wollte. Schließlich nickte er langsam und Gladio sah sich kurz nach Prompto und Ignis um, die jedoch weit genug weg waren und somit nicht hören konnten, was der Ältere als Nächstes sagte. „Dann schlaf heute Nacht draußen bei mir.“ Noctis Gesicht flammte rot auf und seine Augen weiteten sich überrascht. Gladio lächelte nachsichtig und ging extrem nahe am Prinzen vorbei, so dass sich ihre Arme berührten. Sie zehrten beide davon und Noctis wusste instinktiv, dass er Gladios Angebot wohl annehmen würde. Er wollte ihm das gerade mitteilen, als Ignis nach dem Schild rief und so verpuffte diese Chance. Zudem kehrte Prompto zu ihnen zurück und riss sich seinen besten Freund unter den Nagel, um bis zur Ankunft am Zielort noch ein wenig Kings Knight zu spielen. Die Zeit verflog viel zu schnell, nur, um sich dann endlos zu ziehen wie ein alter Kaugummi, als Noctis seine Angel zur Hand nahm. Sie hatten den perfekten Ort zum Fischen gefunden, doch im Prinzen wollte keine rechte Leidenschaft für das sonst so geliebte Hobby aufkommen. Innerlich zählte er die Sekunden, weil er unbedingt wissen wollte, was Gladio mit seinem Angebot gemeint hatte. Wahrscheinlich hatte der Ältere einfach gemeint, dass die frische Luft ihm gut tun würde. Da es nur drei Kojen unter Deck gab, hatte sich Gladio sofort dafür bereit erklärt auf der einfachen Sitzbank zu schlafen. Diese stand in Bugnähe und man konnte bequem darauf sitzen, aber auch die einzelnen Teile so verschieben, dass ein übergroßes Bett daraus wurde. Vor Regen und zu starker Sonne wurde diese Sitzbank von einer Plane geschützt, die man beliebig verstellen konnte und genau dort würde Gladio nächtigen. //Und ich mit ihm//, dachte Noctis und abermals flammte sein Gesicht auf. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst, denn garantiert dachte Gladio da ganz anders als er. Für den Schild war es eine Sache der Besorgnis, während Noctis an nichts anderes denken konnte, als den anderem noch näher zu kommen. Natürlich hoffte er, dass Gladio ebenso dachte und ihm genau deshalb dieses Angebot unterbreitet hatte. Nach der Sache in Lestallum war es sogar recht wahrscheinlich und Noctis wurde halb schwindelig von dieser Aussicht. Krampfhaft versuchte er, sich aufs Angeln zu konzentrieren, doch selbst die Fische schienen nur über seine ungeduldige Art zu lachen und fraßen ihm lediglich die Köder vom Haken. „Die Fische beißen heute nicht so recht, was?“, erkundigte sich Gladio plötzlich hinter ihm und Noctis erschreckte sich halb zu Tode. Er fuhr herum, seine Angel fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden, während sein Herz ihm nun bis zum Hals schlug. „Man kann halt nicht immer Glück haben“, entgegnete er patzig, weil er sich über seine vorherige Reaktion ärgerte. „Ist mir nur Recht, dann gibt’s wenigstens nicht schon wieder Fisch“, meinte Prompto und verzog sein Gesicht. „Fisch ist sehr gesund“, warf Ignis ein, was ihm ein Augenrollen vom Blonden einbrachte, doch daraus machte sich der Brillenträger nicht viel. „Wenn es heute keinen Fisch gibt, könnten wir doch mal wieder Cup Noodles essen“, witterte Gladio seine Chance und schon entbrannte eine erbitterte Essensdiskussion. Noctis hob seine Angel auf und ließ sie verschwinden, dann wandte er sich mit verschränkten Armen zu seinen Freunden um. „Wie wäre es, wenn Ignis einfach jedem das jeweilige Lieblingsessen kocht? Dann sind alle glücklich und wir müssen nicht diskutieren“, schlug er vor, doch Ignis wehrte dies wie immer ab, weil es eine Verschwendung von Ressourcen war, wie er immer meinte. „Außerdem will ich ja nicht die ganze Zeit kochen, nur, weil ihr euch nicht entscheiden könnt“, meinte der Elementarkämpfer. „Also was gibt es dann nun zu essen?“, murrte Prompto und schon ging die ganze Diskussion von vorne los. Noctis seufzte, ließ seine Angel erneut erscheinen und beschloss, es auf noch einen Versuch ankommen zu lassen. Der Haken mit dem Köder berührte kaum das Wasser, da schnappte bereits ein Fisch danach und Noctis hatte alle Mühe, die Schnur wieder einzuholen. Seine Freunde diskutierten immer noch und er versuchte, den Fisch zu fangen, doch dieser wehrte und wehrte sich. „Ich will euch ja nicht stören, eure Diskussion ist sicher wahnsinnig wichtig für die Rettung der Menschheit oder was auch immer, aber würde mir mal jemand helfen?!“, rief er schließlich, als es ihm zu bunt wurde. Der Fisch ruckte weiter an der Angel herum und zog Noctis ein ganzes Stück nach vorne. Starke Arme schlossen sich um den Körper des Prinzen und dieser wusste sofort, dass es sich um Gladio handelte. Der andere drückte ihn sehr an sich und Noctis musste sich mit aller Gewalt daran erinnern, dass er seine Angel gefälligst festhalten musste. Prompto hängte sich an Gladio und auch Ignis packte mit an, so dass der ganze Kampf mit dem Fisch nicht mehr als fünf Minuten dauerte. Als sie den goldgelben Koloss aufs Deck zogen, staunten sie alle nicht schlecht, zumindest alle bis auf Ignis, der lediglich mit den Fingern schnippte und verkündete, dass ihm eine neue Rezeptidee eingefallen war. Prompto seufzte daraufhin und gab seinen Unmut preis, dass es schon wieder Fisch geben würde, doch Noctis bekam nichts mit außer dem leeren Gefühl in seinem Inneren, als Gladio ihn letztlich wieder aus seinen Armen entließ... Ein weiteres Mal an diesem Tag zählte Noctis die Sekunden und Minuten, als sie beim Essen saßen und danach noch ein wenig Zeit miteinander verbrachten. Die Zeit wollte einfach nicht schneller herumgehen, nicht einmal, als er erneut mit Prompto eine Session Kings Knight spielte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er hin und wieder Gladio, welcher sich währenddessen mit Ignis über dies und das unterhielt. Er konnte nicht fassen, wie ruhig und gelassen Gladio wirkte, während er sich selbst total unruhig fühlte. Letztlich beendete Noctis sein Spiel einfach und machte den Anfang. „Ich bin müde, ich gehe ins Bett“, informierte er die anderen, die jedoch lediglich nickten und ihm eine Gute Nacht wünschten. Noctis trottete also allein in eins der schmalen Räume, die den Begriff „Zimmer“ nicht verdient hatten, zog sich um und kletterte dann in das viel zu schmale, kalte und harte Bett. Während er unter der dünnen Decke vor sich hin bibberte, hörte er noch die Gespräche an Deck, die genau über ihm stattfinden mussten und das sanfte Schaukeln des Bootes auf den Wellen ließ ihn schlussendlich wegdämmern. Er schlief nicht wirklich, träumte wirre Sachen und erwachte schlagartig, als er Promptos Schnarchen aus dem Raum neben sich hörte. Noctis setzte sich im Bett auf und horchte in die Dunkelheit. Vollkommene Stille war eingetreten, kein Gespräch war mehr zu vernehmen und auch sonst hörte er keine Geräusche. Nun, bis auf Promptos Schnarchen natürlich. Leise stand Noctis auf und machte sich nicht erst die Mühe, seine Kleidung zu wechseln. Er trug ein altes T-Shirt und knielange, lockere Hosen und befand das als ausreichend für seine nächtliche Tour. Vielleicht würde diese kurz ausfallen, denn vielleicht schlief Gladio schon. Außerdem musste er so wenige Geräusche wie möglich machen, wenn er unentdeckt bleiben wollte. Noctis schlich sich also leise aus dem kleinen Raum. Er tastete sich vorwärts und versuchte, sich an den ungefähren Weg zu erinnern, den er vorhin genommen hatte. Er hätte am liebsten laut gejubelt, als er den Weg auf Anhieb fand und bald darauf auf dem spärlich erleuchteten Oberdeck stand. Es war tatsächlich niemand hier bis auf Gladio, welcher auf der Sitzbank lag, die er sich zu einem Bett gruppiert hatte. Da die Lehnen so aufragten, dass der Körper des anderen verdeckt wurde, konnte Noctis nur anhand der überhängenden Füße erraten, dass es sich um Gladio handelte und leise näherte er sich dem Lager. Sein Herz klopfte mit jedem Schritt mehr, seine Sinne nahmen jedes Geräusch überdeutlich wahr und doch konnte er nicht aufhören, als auf dieses Ziel zuzugehen, als gäbe es nichts anderes. Endlich kam er bei Gladios Lager an und er spähte über die Lehne. Gladio lag auf dem Rücken, seine Arme hatte er unter den Kopf gelegt, da er sonst über kein Kissen verfügte. Weiterhin war sein Oberkörper nackt, sein restlicher Körper war durch eine dünne Decke gerade so verdeckt, jedoch nicht soweit, dass Noctis nichts hätte sehen können. Gladio schien zu schlafen, denn seine Augen waren geschlossen und seine Atmung ging ruhig und entspannt. Noctis war ein wenig enttäuscht, dass er umsonst gekommen war und unsicher, was er nun tun sollte, kletterte er dennoch auf das Lager und setzte sich neben Gladio. Er hatte sich kaum richtig positioniert, als Gladios Augen aufflogen und der Größere nach ihm griff, dass Noctis nur ein überraschtes Geräusch von sich geben konnte. Er landete direkt auf Gladios warmen Körper und ein heißes Gefühl durchlief seinen Körper, ebenso wie ein Zittern, dass er seiner plötzlichen Aufregung zuschob. „Du hast mich lange warten lassen“, hörte Noctis den anderen sagen und alleine der Tonfall des Älteren ließ das Herz des Prinzen noch höher schlagen. So redete niemand, der nicht wollte, dass in dieser Nacht nichts geschah... Kapitel 8: Sterne schweigen --------------------------- Noctis brauchte erst einmal einen Moment, um sich zu fangen, dann hob er den Kopf, um Gladio ansehen zu können. „Du hast doch so ewig mit den anderen geredet“, grummelte er und der Größere grinste ihn an. „Du hättest ja gleich oben bleiben können“, schoss er zurück und Noctis fiel darauf nichts mehr ein, so dass er nur in sich hinein murrte und seinen Kopf wieder auf Gladios Brust ablegte. Der andere war wieder einmal sehr warm, dass der Prinz sich schnell aufwärmen konnte. Es hatte schon etwas für sich, dass Gladio wie eine lebendige Heizung funktionierte und Noctis Murren wandelte sich schnell in genießerisches Seufzen. Gladio grinste weiter in sich hinein und fühlte sich innerlich aufgekratzt. Er war froh, dass Noctis wirklich zu ihm gekommen war, denn so sicher war dies ja nicht gewesen. Er hatte sogar kurz die Befürchtung gehabt, übers Ziel hinausgeschossen zu sein, doch dies hatte nun doch keine Bestätigung erfahren. „Sieh mal nach oben“, wies er Noctis jetzt hin, denn für alle Fälle hatte Gladio die Plane über seinem Nachtlager beiseite geschoben. Noctis drehte sich etwas und ihm entfuhr ein Laut des Staunens. Der Himmel war durch keine einzige Wolke verdeckt, man konnte ungehindert die Sterne sehen und es war ein überwältigender Anblick. „Wow...“, flüsterte Noctis leise und Gladio stimmte ihm zu. „Das finde ich auch... wir haben diese Nacht ziemliches Glück mit dem Wetter.“ Noctis sah Gladio an. „Man könnte meinen, dass du das geplant hast.“ „Vielleicht habe ich das“, entgegnete Gladio. Noctis überlegte, während er in die goldbraunen Augen des anderen sah und beschloss, einfach die Frage zu stellen, die ihn schon den ganzen Tag plagte, seit Gladio ihm das Angebot gemacht hatte, hier bei ihm zu schlafen. „Und was hast du noch so geplant...?“ In Gladios Augen glomm etwas auf, dass Noctis schwer schlucken ließ und sein Herz hämmerte heftig gegen seine Brust, als Gladio sich ihm näherte und nach wenigen Sekunden seine Lippen mit den seinen streifte. Noctis kam ihm entgegen und zeigte damit, dass er genau das gehofft hatte. Seine Augen schlossen sich, er ließ sich vollkommen in den Kuss fallen und ließ all seine Gefühle einfließen, die er in den letzten Tagen seit Lestallum unter Verschluss hatte behalten müssen. Er spürte, dass Gladio ihm ebenso heftig antwortete und Noctis berührte es zutiefst, dass es dem Größeren wohl ebenso gegangen sein musste. Sie tauschten weitere Küsse aus, einer intensiver und verzehrender als der andere, während Gladio sich langsam mit Noctis drehte. Der Prinz landete letztendlich auf den Polstern der Sitzbank und Gladio beendete den Kuss, um ihn anschauen zu können. Noctis lag schwer atmend unter ihm, seine Augen waren noch halb geschlossen, seine Lippen wund geküsst. Seine Brust hob und senkte sich in einer wiederkehrenden, schnellen Abfolge und Gladio wollte nichts mehr, als ihr Tun weiterzuführen... doch er konnte nicht. Also erhob er sich in eine sitzende Position und fuhr sich seufzend durch seine wilde Frisur. Noctis bemerkte die Veränderung natürlich und setzte sich ebenfalls auf, was eine sehr wackelige Angelegenheit darstellte. Doch endlich saß er und berührte Gladios Schulter. „Was ist?“ Der Schild sah sich halb nach ihm um und seufzte erneut, ehe er sich zum Prinzen umwandte, um ihn bedauernd anzusehen. „Ich möchte das hier zwischen uns so sehr, dass es mich halb umbringt, Noct... aber du wirst morgen heiraten“, sprach er das aus, was sie beide so gern verdrängt hätten. „Du meinst, wir tun Luna damit weh...“, verstand Noctis und erinnerte sich daran, dass er vor ein paar Tagen ebenso gedacht hatte. „Gladio... ich habe Luna von uns erzählt...“ Gladios überraschter Blick ließ Noctis kurz lächeln, ehe er ihm die gesamte Geschichte erzählte. „Hör zu... ich denke nicht erst seit Lestallum anders über dich. Im Palast konnte ich meine Gefühle verstecken, weil wir nicht ständig zusammen waren. Aber hier draußen... ich konnte meinen Gefühlen einfach nicht mehr entkommen und brauchte jemanden zum Reden. Luna weiß so viel über mich, vielleicht sogar mehr als ich selbst... sie wusste es von Anfang an, das will ich damit sagen. In unseren Briefen ging es zum großen Teil um dich...“, meinte er und Gladio verstand es, aber er hatte nach wie vor Bedenken. „Aber kannst du das verantworten, wenn ihr morgen heiratet? Ihr beide habt eine Pflicht Insomnia gegenüber, ebenso wie ich“, warf er ein. „Das mag sein... aber es hat sich zu viel verändert. Ich... ich kann Luna nicht heiraten und das weiß sie. Wir werden die Verlobung morgen gemeinsam auflösen, sobald wir uns sehen und vor das Volk treten. Das möchte ich persönlich machen, mit ihr zusammen, das bin ich ihr schuldig... aber ich werde sie nicht heiraten und sie hätte es auch nur aus Pflichtgefühl gemacht. Mir ist vollauf bewusst, dass sie das in große Schwierigkeiten bringen wird, aber sobald wir alle bei ihr sind, können wir Luna beschützen und dann räumen wir mit dem Imperium auf“, sprach Noctis seinen Plan zum ersten Mal offen an. Eine Weile herrschte Stille, anscheinend musste der Schild des künftigen Königs diese Informationen erst einmal verdauen. „Ich dachte, ihr seid total verliebt ineinander“, war das Erste, was Gladio herausbekam. Noctis lächelte kurz. „Das dachten viele. Aber Luna ist wie eine große Schwester für mich und sie sieht in mir nichts anderes als ihren kleinen Bruder. Sie wollte immer, dass ich glücklich bin und dass es mir gut geht... und ich dachte immer, das sind Dinge, die sich mit dem Königsein nicht vertragen“, meinte er schief lächelnd und sah Gladio dabei an, denn anscheinend hatte es das Schicksal wohl anders mit ihm gemeint. Gladio griff nach Noctis Hand, hob sie an seinen Mund und hauchte einen Kuss darauf, ehe er sie einfach nur in seiner hielt. Sie schauten abermals zu den Sternen hinauf und ließen den beruhigenden Anblick auf sich wirken, ehe Gladio das Wort ergriff. „Ich... ich denke auch nicht erst seit Lestallum anders über dich. Es mag immer herüber gekommen sein, als wäre es nur Pflichtgefühl, aber...“ Ein kurzes Durchatmen, ein fester Blick und dann sprach Gladio das aus, was Noctis sich in seinen Träumen sooft ausgemalt hatte. „Noct... ich liebe dich.“ Der Prinz drückte Gladios Hand ganz fest und machte einen zittrigen Atemzug. Es in der Realität zu hören war ein ganz anderes Gefühl als es sich im Traum darstellte. Noctis rutschte zu Gladio hinüber und lehnte sich an ihn. Der Größere ließ seine Hand los, um den Jüngeren umarmen zu können und beide hatten das Gefühl als wären sie sich noch näher gekommen. „Wir sollten dennoch nichts überstürzen, Noct. Wir können das langsam angehen“, meinte Gladio anschließend, einen letzten Versuch der Vernunft unternehmend, obwohl die Gefühle in ihm tobten und nichts lieber wollten, als an die Oberfläche zu treten. „Ich weiß... aber ich will nicht“, sprach Noctis das aus, was er in Wahrheit fühlte und augenblicklich befand er sich wieder rücklings auf den Polstern der Sitzbank. „Ich klinge bestimmt gar nicht wie der Beschützer des künftigen Königs, wenn ich sage... ich bin froh, dass du das sagst“, scherzte Gladio. Noctis lächelte schief zurück. „Vergessen wir die ganze Schild-König-Sache für einen Moment, ok?“ Gladio nickte und kam diesem Wunsch nur zu gerne nach. Sanft küssten sie sich wieder, nahmen sich die Zeit, die sie sonst nicht bekamen und versanken in ihrer eigenen Welt. Gladios Hitze griff auf Noctis über und er zog Gladio näher zu sich und noch näher, bis der andere auf ihm lag und er das volle Gewicht des anderen auf sich spüren konnte. Noctis stockte der Atem, als er die ganze Kraft des anderen mal anders zu spüren bekam und Gladio rückte auf einmal von ihm ab, aus Angst, ihm wehgetan zu haben. „Alles ok?“ Seine Stimme war rau und schickte anregende Impulse durch Noctis Gehirn, so dass er eine Weile brauchte, um zu nicken. Das hier war so anders... besonders vielleicht? Er sah Gladio schon lange in einem anderen Licht, aber so wie jetzt war das noch eine andere Sache. Noctis war schlichtweg nervös, zumal er auch keine Erfahrung hatte, die er mit dieser hier vergleichen konnte. Speziell in körperlichen Dingen besaß er nur theoretische Erfahrung und so befand er sich hilflos auf neuem Terrain. „Lestallum, das... das war mein erstes Mal. Ich... habe das noch nie gemacht...“, gab er zu. Na gut, so ganz stimmte das nicht, schließlich hatte er schon ein Mädchen geküsst als er sich heimlich aus dem Palast geschlichen und sich auf einer Party herumgetrieben hatte. Sie waren beide neugierig gewesen und hatten es einfach getan. Es war nicht mehr gewesen als ein bloßes Aufeinanderdrücken ihrer Lippen, aber gegen die Küsse mit Gladio kam das Noctis nun wie der reinste Kindergarten vor. Demnach zog Noctis es vor, Gladio als seinen ersten Kusspartner zu betrachten und vielleicht sogar als den Einzigen. „Das will ich doch hoffen“, lachte Gladio leise, ehe er sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Noctis bekam ein flaues Gefühl im Magen, schließlich wusste er, wie umtriebig Gladio eine Zeit lang gewesen war und bestimmt würde ihm der andere das jetzt auch nochmal sagen. Noctis wollte es gar nicht hören, aber andererseits wollte er auch alle Namen der Personen wissen, die jemals das Privileg gehabt hatten, mit Gladio zusammen gewesen zu sein. „Du weißt bereits, dass ich eine Menge Erfahrung habe, Noct... aber du bist definitiv der erste Mann und auch der erste Prinz für mich. Und nach dir wird es niemanden mehr geben, das verspreche ich dir hier und jetzt“, sagte Gladio sanft und Noctis Augen weiteten sich überrascht. „Aber-“ „Kein Aber, Noct. Ich habe mich entschieden und du wirst das hinnehmen.“ Noctis schloss seinen Mund, gab aber ein missbilligendes Schnauben von sich. Gladio nahm dies zum Anlass, um den anderen zu küssen und die sturen Lippen wieder nachgiebig zu machen. „Du kannst mir alles befehlen, was du willst, Noct... aber wem ich mein Herz und meine Liebe zu Füßen lege, das ist allein meine Entscheidung. Und ich habe mich für dich entschieden“, flüsterte Gladio anschließend an Noctis Lippen, ehe er das Ganze mit einem weiteren gefühlvollen Kuss besiegelte. Der Prinz nahm dieses Versprechen sehr mit. Es war, als würde sich sein Herz nochmals für Gladio ausdehnen, weil es in sich keinen Platz mehr hatte, um diese ganzen Gefühle zu verarbeiten, die der Größere in ihm auslöste. Die Realität verblasste immer weiter, machte seiner und Gladios kleinen privaten Welt Platz. Sie vergaßen alles um sich herum, während sie sich weiter küssten und ihre zarten Bande weiter vertieften. Noctis konnte seine Hände nicht mehr bei sich behalten und zaghaft legte er sie auf Gladios Schultern. Seine innere Neugier sorgte dafür, dass er sie nach unten gleiten ließ und die warme Haut erkundete unter der die Stärke Gladios pulsierte. Zaghaft strich Noctis darüber, immer weiter, während er beliebig die Stelle wechselte. Überall spürte er die Hitze des anderen und ihm wurde leicht schwindelig, weil Gladio daraufhin seine Küsse vertiefte. Noctis hatte dem fast nichts entgegen zu setzen, aber er ließ sich nicht von seiner Tätigkeit ablenken und weiterhin tanzten seine Finger über Gladios Körper. Einer fixen Idee folgend glitten seine Finger über Gladios Rücken, folgten langsam der Wirbelsäule nach unten, die er mit federleichten Berührungen beglückte. Der Hosenbund von Gladios lockerer Schlafhose stoppte ihn und Noctis zögerte, doch nicht lange. Er wollte das hier so sehr, dass alles in ihm selbst in Flammen stand und so überwanden seine Finger das Hindernis. Er kam nicht weit, weil seine Arme zu kurz waren, also wechselte er an Gladios Vorderseite und folgte dem Verlauf des muskulösen Bauchs nach unten. Er zog die Hose immer weiter herunter, Millimeter für Millimeter. Immer mehr heiße Haut entblößte er, bis der andere ihn mit beiden Händen stoppte. Noctis Hände landete neben seinem Kopf in den Polstern und Gladio löste den Kuss, um Luft zu holen. „Das... war ziemlich gefährlich, Noct“, sagte er und seine raue Stimme ließ Noctis zusammenzucken. Gladio hatte sich noch nie so angehört und es löste in Noctis ein wahres Chaos aus. Erst jetzt bemerkte er, wie kurzatmig er war und Noctis holte nun ebenfalls Luft. Er erwiderte Gladios dunklen Blick und wehrte sich gegen die Hände, die ihn festhielten. Er wollte diese Zurückhaltung nicht, er wollte Gladio ungehindert berühren, doch der andere schien ihm in diesem Punkt anscheinend nichts zuzutrauen. //Dann bleibt mir nur eine Wahl//, dachte der Jüngere, ehe er tief durchatmete und Gladio dann fest ins Gesicht blickte. „Ich befehle dir, mich nicht aufzuhalten. Ich will dich berühren, Gladio, egal, was kommt“, sagte Noctis mit fester Stimme. Er sah das Zögern in Gladios Augen, doch schließlich gab der andere mit einem Nicken nach. Noctis lächelte zufrieden, als seine Hände losgelassen wurden. „Aber nur, wenn du danach tust, was ich dir sage, ok?“ Gladios Forderung war ein rauchiger, leiser Hauch und Noctis Nackengegend kribbelte warnend. Doch er lächelte gelassen und fand sogleich die passende Antwort. „Wenn du meinst, dass du zu einem „danach“ fähig bist“, meinte er mit einem Schulterzucken und nahm Gladios Herausforderung an. „Ok. Dann zeig mal, was du drauf hast.“ Gladio blieb in der gleichen Position wie vorher und stützte sich über Noctis ab. Es musste wie ein Käfig wirken, aber Noctis hatte sich nie sicherer oder geborgener gefühlt. In diesem geschützten Raum, den Gladio ihm ermöglichte, verspürte er den Mut, der für diese unbekannte Situation nötig war und seine Hände legten sich an Gladios Hüften. Die Hose hing dem Größeren bereits tief auf den Hüften und es fehlte nicht mehr viel, dann würde er sie los sein. Noctis strich mit den Fingern nochmals über Gladios Bauch und der andere zuckte leicht zusammen, was den Prinzen mutiger machte. Er schob die Hose das letzte Stück nach unten und befreite noch mehr heiße Haut, die dringend berührt werden wollte. Noctis schwirrte der Kopf, als er sah, was seine Nähe bereits bei Gladio bewirkt hatte und wie hart der andere bereits war. Nervös benetzte Noctis seine schon wieder trocken gewordenen Lippen und er atmete tief durch, ehe er den nächsten Schritt unternehmen würde. //Ich schaffe das... ganz bestimmt//, dachte er und nickte sich im Geiste selbst zu. Rein theoretisch wusste er, was zu tun war. Praktisch hatte er sich selbst auch schon mal berührt und wusste, was passierte. So ganz unbedarft war er dann doch nicht, schließlich hatte man als junger Mann eben auch seine Bedürfnisse. Aber einen anderen Mann vor sich zu haben und diesen auf diese Art zu berühren, das war dann doch etwas anderes. „Wir können jederzeit aufhören, wenn es dir zu viel wird, Noct“, hörte er Gladio sagen und ihm entging der belustigte Unterton in der Stimme des anderen nicht. „Zu viel“ war der richtige Ausdruck für das, womit Gladio ausgestattet war, aber nicht der richtige Begriff dafür, was in Noctis vorging. Er wollte nichts überstürzen, aber trotzdem wollte er Gladio berühren und dem anderen dabei nicht wehtun oder unangenehme Gefühle bereiten. //Wenn ich ihn nicht berühre, finde ich es ohnehin nicht raus//, machte sich Noctis Mut und schon berührte eine Hand Gladios Körpermitte. Der Schild gab keinen Ton von sich, aber Noctis entging das Anspannen der Muskeln nicht, welches sich durch Gladios Schultern arbeitete. Anscheinend hatte er es richtig gemacht und das ermutigte ihn. Sanft strich er über die erhitzte, harte Haut und ließ sich sehr viel Zeit dabei. Es war wirklich etwas vollkommen anderes, jemand anderen intim zu berühren als sich selbst, aber es war keineswegs unangenehm. Als er seine Hand direkt um die Erregung Gladios legte und sanft zudrückte, ging ein Schaudern durch Gladios Körper und ein leises Seufzen entglitt den Lippen des Größeren. Noctis verfuhr weiter und ließ sich von seinem Gefühl leiten. Während er den Älteren weiter massierte, hörte er auf jedes Geräusch, dass der andere von sich gab und reagierte daraufhin, bis Gladio sein Gesicht an Noctis Halsbeuge legte und immer geräuschvoller zu atmen begann. Seine Hüften gingen mit Noctis Bewegungen mit und Noctis legte einen Arm halb um die Hüfte des anderen, während er so weiter machte, wie es Gladio scheinbar gefiel. Der andere wurde noch härter in seiner Hand und sanft aber intensiv machte Noctis einfach weiter, er überlegte nicht mehr dazwischen, sondern schaltete den Verstand aus und ließ sein Gefühl übernehmen. Gladios Armmuskeln waren zum Zerreißen angespannt und schließlich gab er es auf. Er hatte keine Chance gegen Noctis und er gab zu, dass er den anderen wirklich unterschätzt hatte. Es war schlichtweg unglaublich, wie die Hände des Kleineren über seinen Haut streichelten, aber er war nicht gewillt, sich diesen Gefühlen allein zu stellen. Es tat gut, so verführt zu werden, aber das sollte nicht die einzige Erinnerung an diese Nacht sein, das würde er nicht zulassen. Mit einem leisen Fluch brachte sich Gladio vor Noctis Händen in Sicherheit und hielt sie fest, um zu verhindern, dass er allein das Vergnügen auf seiner Seite hatte. „Tut mir leid, dass ich deinen Befehl jetzt verweigern muss, aber ich habe nicht vor, allein etwas hiervon zu haben“, meinte er mit kratziger Stimme und er küsste Noctis, um den Jüngeren damit abzulenken. Seine Hände glitten flink zur Hose des Prinzen und dirigierten diese nun ebenfalls nach unten. Noctis wusste nicht wie ihm geschah, doch alsbald befand er sich in Gladios Hand und das war nicht nur sprichwörtlich gemeint. Es war nochmal ein anderes Gefühl, von anderen Händen als den eigenen berührt zu werden und Noctis keuchte an Gladios Lippen auf. Der Größere ließ ihn nach Luft schnappen, ehe er seine Lippen erneut mit seinen einfing, während seine Hände über Noctis Körper zu tanzen schienen. Jede Stelle schien in Flammen aufzugehen und jedes Mal ereilte Noctis ein prickelndes Gefühl, welches er aber nicht benennen konnte, so schnell baute es sich auf und verschwand wieder. Der Prinz fühlte sich nach einer Weile wie ein Ball, der immer wieder hin und her geworfen wurde und während dieses Spiel zwischen ihnen immer länger ging, begann er immer mehr genauso zu zittern, wie Gladio es vor gar nicht langer Zeit getan hatte. Der Größere ergriff Noctis Hand, führte sie zurück zu seiner Erregung und sie berührten sich gleichzeitig, während sie sich nur noch ins Gesicht sahen. Ihre raschen Atemzüge vermischten sich, wurden nahezu eins, während ihre Herzen heftig klopften und das Blut in ihren Ohren rauschte. „Gladio- ich kann nicht mehr“, keuchte Noctis irgendwann, denn seine Sinne waren total reizüberflutet und sein ganzer Körper zuckte und zitterte. Gladio nickte und er rückte näher, so dass sich ihre Erregungen berührten. Er umfasste Noctis Hand mit seiner und er gab nun den Rhythmus vor, dem sie beide folgen mussten. Für den Prinzen war es bald darauf zu viel und sein lautes Aufstöhnen wurde geistesgegenwärtig von Gladios Lippen geschluckt, bis Noctis nur noch leise erschöpfte Laute von sich gab. Der Größere bewegte seine Hand trotz alldem weiter und katapultierte sich selbst über die unsichtbare Grenze. Er brach den Kuss ab, suchte wieder Noctis Halsbeuge auf und dämpfte sein eigenes Stöhnen damit, indem er sich dort dicht an Noctis Haut vergrub. Wenig später deckte Gladio den bibbernden Noctis zu, der sich dicht an seine Seite gekuschelt hatte. Sie hatten noch ein kurzes, schnelles Bad im Meer genommen, um die Spuren ihrer nächtlichen Aktivität zu beseitigen und nun lagen sie nebeneinander auf der Sitzbank. „Du musst bald zurück in dein Bett“, sagte Gladio bedauernd mit einem Blick zum Horizont, der sich bereits heller färbte. „Erst wärme ich mich auf“, nuschelte Noctis irgendwo unter der Decke und dicht an Gladios Brustgegend. Gladio lachte leise. „Du bist eine richtige Frostbeule, genau wie Prompto.“ „Und du bist viel zu schnell wieder heiß“, beschwerte sich Noctis zitternd und als Gladio sich lachend für dieses scheinbare Kompliment bedankte, kniff er ihn in die Seite. Gladio riss ihm die Decke weg und sie begannen eine nicht ernst gemeinte Rangelei, die damit endete, dass sie sich schon wieder küssten und Gladio fand damit einen nicht uneffektiven Weg, um Noctis Kälte zu vertreiben. „Ich liebe dich...“, hauchte Noctis danach schläfrig und Gladio lächelte glücklich, als er das vernahm. Seine Antwort darauf hörte Noctis nicht und seine Nähe war so wohltuend, dass Gladio es nicht übers Herz brachte, ihn von hier wegzutragen. Also ließ er es bleiben und wenig später dämmerte er weg, mit Noctis in seinen Armen... Kapitel 9: Der Schmerz, vor dem ich dich nicht bewahren kann ------------------------------------------------------------ Gladio starrte auf seine Hände, welche noch immer zitterten und er konnte es einfach nicht abstellen. Es war, als hätte man sein Innerstes erschüttert und er fühlte sich einfach nicht mehr wie er selbst. Er spürte zwar die Stärke in sich, die ihm sein kleines Abenteuer mit Gilgamesh verschafft hatte, doch was hatte sie ihm in Altissia genützt? Noctis hatte sich allein Leviathan stellen müssen. Ignis war verletzt und noch dazu erblindet. Lunafreya war tot. //Und was habe ich getan?// Gladio hatte sich noch nie so sehr gehasst, wie in diesem Augenblick und wenn es all die Ereignisse rückgängig gemacht hätte, die die Welt aus den Angeln gehoben hatte, hätte er seinem Leben ein Ende bereitet. Er ballte die Fäuste, dass es ein Geräusch verursachte und er biss so stark die Zähne zusammen, dass es knirschte. Er wollte irgendwohin mit seiner Wut, aber ihm fiel kein geeignetes Ventil ein. Alles in ihm war in Aufruhr und er konnte nur daran denken, dass er schon wieder keine Hilfe gewesen war und dass ihm seine Stärke nichts genutzt hatte. Stattdessen war er wie ein Blinder durch die Straßen Altissias geirrt, während Ignis sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Noctis zu retten. //Er wäre so ein besserer Schild als ich...//, dachte Gladio und die düstere Macht der Verzweiflung in ihm nahm nochmals zu, dass er leise aufkeuchte. Frustriert sprang Gladio auf seine Füße und packte einen Stuhl, um ihn an die Wand zu werfen. Das Splittern von Holz war zu hören, doch es fachte seine Wut nur noch mehr an. Er hob die Faust und hieb sie in die Granitoberfläche des Kamins, welche sofort nachgab. Sein Fuß trat gegen die Wand und hinterließ ein Loch, welches aussah wie ein kleiner Krater, doch es reichte Gladio noch lange nicht. Er ging durch das Zimmer und gab der puren Zerstörungswut in sich nach. Er zerschmetterte eine Stehlampe, riss die Vorhänge samt Gardinenstangen von den Fenstern und hieb seine Fäuste in sämtliches Mobiliar, dass er finden konnte. Er riss die Türen aus den Schränken und zerlegte auch den Rest davon in kleinste Einzelteile, ehe er sich das Bett vornahm. Er schleuderte die Bettwäsche und die Matratze zu Boden, ehe er das massive Holz des Grundgerüsts packte und ebenfalls durch den Raum schleuderte. Es hätte ihn befriedigen sollen, wie das Holz an den massiven Wänden zerbarst, doch das tat es nicht. Nichts konnte diese Enttäuschung, die Wut und die pure Verzweiflung stillen, die sich durch sein Inneres fraß. Gladio ließ sich inmitten der Trümmer fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte auf ganzer Linie versagt und dieses Mal gab es nichts, was er tun konnte, um stärker zu werden. Die Welt würde sich wegen ihm nicht rückwärts drehen, damit er die Geschehnisse umkehren konnte. Die Opfer dieser Altissia-Dilemmas würden nicht zurückkehren und nichts und niemand würde ihm verzeihen, dass er sich als Schild als unbrauchbar erwiesen hatte. Gladio konnte kaum atmen, so sehr drückte die Schuld auf ihn ein und er wusste, er würde diesem Gefühl wohl nie wieder entkommen, bis Noctis nicht aufwachte und ihn für sein Versagen zur Rechenschaft zog. Leises Klopfen störte seine Gedanken und er sah auf, als die Tür unbeholfen geöffnet wurde. Zuerst sah er nur Hände in Handschuhen, dann tastete sich Ignis herein und Gladios Augen weiteten sich überrascht. Was tat der andere hier? Schnell stand er auf und lief dem Elementarkämpfer entgegen. „Ignis, du sollst dich doch ausruhen“, sagte er und merkte dabei, wie atemlos er klang. Er hatte sich vollkommen verausgabt, aber das Zittern seiner Hände wollte einfach nicht nachlassen. Die Schuld verengte ihm noch immer die Kehle, doch Gladio zwang sich, sich völlig auf Ignis zu konzentrieren, der es jetzt am schwersten hatte. „Noctis... er ist aufgewacht“, informierte ihn der andere, pflichtbewusst wie immer und Gladios Schuld wog nur noch schwerer. Gleichermaßen wollte Gladio jetzt unbedingt zum Prinzen. „Dann werde ich zu ihm gehen. Du wirst dich jetzt ausruhen“, bestimmte der Größere, doch Ignis schüttelte bereits den Kopf. „Ich muss nach Prompto sehen.“ Der Blonde hatte nicht mehr geredet, seit die Ereignisse gänzlich zu ihm durchgedrungen waren und hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Wer konnte es ihm verdenken...? Gladio fühlte sich schuldig, dass er nicht nach dem jungen Kämpfer gesehen hatte, den das alles noch viel mehr mitnehmen musste als ihn, doch sein einziger Gedanke galt nun Noctis. Er stützte Ignis, um diesen zu Promptos Zimmer zu bringen, während die Unruhe in ihm wuchs. Trotzdem brachte er Ignis langsam zum Ziel und erst, als der andere von Prompto ins Zimmer gelassen wurde, verließ Gladio die beiden und rannte zu Noctis Zimmer. Ohne anzuklopfen ging er hinein, warf die Tür hinter sich zu und stürmte zu Noctis Bett. Der Prinz gab unterdrückte Laute von sich, Tränen liefen über sein Gesicht, während eine Hand das Buch umklammerte, welches Umbra ihm gebracht haben musste und in welchen zahllose Botschaften von Lunafreya und ihm standen. In der anderen Hand hielt er noch etwas, aber Gladio konnte es nicht sehen und es war ihm auch egal. Er setzte sich aufs Bett und riss Noctis an sich, um ihn wenigstens jetzt eine Hilfe zu sein. Der andere ließ es mit sich geschehen, während sein Klagen nun lauter wurde. Es war, als könne er endlich loslassen und Gladio biss erneut die Zähne zusammen. Dieses Leid, welches Noctis nun ertragen musste... er hatte ihn nicht davor beschützen können. „Es tut mir so leid“, presste Gladio leise hervor und drückte Noctis nur noch stärker an sich. „Es tut mir so entsetzlich leid, Noct.“ Er spürte die Tränen des Prinzen an seiner Schulter und nur zu gerne hätte Gladio ebenfalls seinen Gefühlen nachgegeben, doch er konnte es einfach nicht. Er hatte nach allem nicht das Recht dazu, sich gehen zu lassen... Das Buch entglitt Noctis Hand und ebenso ließ er den Gegenstand aus seiner anderen Hand fallen, ehe er Gladio ebenfalls umarmte und sich an ihn krallte. Alle Dämme brachen, er weinte um Luna, um Ignis Verletzung, um alles, was geschehen war. Er sah wieder die Bilder seines Traums vor sich, in welchem sich Luna von ihm verabschiedet hatte. Er hatte versucht, nach ihr zu greifen und sie mit sich an die Oberfläche des Wassers zu ziehen, in welchem sie beide trieben, doch irgendetwas hatte das nicht zugelassen. Luna war immer weiter versunken und Noctis hatte es nach oben gezerrt, ohne Chance, sie zu retten. Sie hatte ihm Lebewohl gesagt... und ihm gesagt, dass sie ihn liebte... und er war nicht im Stande gewesen, sie zu retten. Noctis rang nach Atem, während die Tränen in seinen Augen und auf seinen Wangen brannten. Dieses Leben war einfach nur grausam... Sehr viel später beruhigte sich Noctis und Gladio war ebenfalls etwas ruhiger, froh darüber, Noctis wenigstens jetzt eine Stütze gewesen zu sein. „Du solltest dich ausruhen...“, bestimmte der Größere und lockerte die Umarmung, ehe er Noctis aufs Bett drückte. Er sammelte das Buch auf und legte es auf den Nachttisch, direkt in Noctis Griffweite. Den zweiten Gegenstand musste er erst suchen, doch endlich fand er ihn zwischen den Falten der Bettdecke. Seine Augen weiteten sich und er konnte nicht glauben, was er da sah. „Noct, ist das...?“ Der Prinz nickte erschöpft. „Ja. Das ist der Ring der Lucis...“, bestätigte er und Gladio betrachtete den schwarzen, geschwungenen Ring. Gladio spürte die Macht in dem Kleinod, denn Gilgameshs Kraft in ihm rumorte beim Anblick des Rings und er gab ihn schnell Noctis. „Das ist gut, dass er endlich in deinen Händen ist. Damit machen wir das Imperium fertig und rächen Luna, deinen Vater und Insomnia“, sagte er und zog aus diesen Wissen neue Zuversicht. „Du musst ihn nur anlegen und dann können wir sofort los. Wir kaufen uns diese Mistkerle!“ Noctis atmete zittrig ein und schloss die Faust, um den Ring nicht sehen zu müssen. „Ich kann nicht.“ Gladio glaubte sich verhört zu haben. „Was? ...Noctis, ich weiß, du bist ziemlich fertig wegen den Ereignissen, aber nur noch ein bisschen und wir haben es geschafft. Weißt du denn nicht, was das bedeutet, wenn du diesen Ring hast? Du hast damit die Kraft aller bisherigen Könige! Das Imperium hätte keine Chance gegen dich und Eos wäre wieder sicher! Genau das ist es, was wir brauchen, um diesen Krieg zu beenden!“ Noctis sah Gladio an und schüttelte abermals den Kopf. „Ich kann... ich kann das nicht... tut mir leid“, sagte er gebrochen und Gladio verstand es einfach nicht. Sie hatten endlich die Waffe, die das Blatt wenden konnte... und Noctis wollte sie nicht einsetzen? „Damit ist alles verloren... der Tod deines Vaters... und der so vieler Krieger... Lunafreya... wieso Noctis? Wieso?!“, rief Gladio wütend. Noctis zuckte zusammen, doch wieder schüttelte er den Kopf. „Ich kann es einfach nicht, kapier´ das endlich!“, schrie er zurück und Gladios innerliche Wut nahm nochmals zu, dass er dieses Zimmer am liebsten auch demoliert hätte. „Na schön... wie du willst, Prinz Noctis“, sagte Gladio kalt und betonte dabei vor allem den Adelstitel. Es war klar, dass er damit eine Grenze zog und das beendete, was sowieso niemals hätte sein dürfen. Noctis nahm es einfach nur hin, während der Ring in seiner Handfläche pulsierte und ihn rief, als wolle er Gladio recht geben. Der Ältere wandte sich währenddessen ab und riss beinahe die Tür aus den Angeln, als er den Raum verließ. Wenige Wochen später waren die vier Freunde wieder unterwegs. Sie hatten gewartet, bis Ignis einigermaßen wieder auf dem Damm war und alle sich einigermaßen wieder erholt hatten, um das nächste Ziel anzugehen. Die Stimmung war dennoch angespannt, zumal Gladio seinen Unmut klar zum Ausdruck brachte. Er war gereizt, was man seinem dauerangespannten Körper und seiner explosiven Laune entnehmen konnte. Oftmals warf er Noctis Blicke zu, die dem Prinzen sagten, wie enttäuscht er von ihm war, aber Noctis konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Der Ring brannte sich förmlich ein Loch in seine Hosentasche oder seine Hand, je nachdem, wo er ihn aufbewahrte und die Macht in diesem kleinen Gegenstand war kaum auszuhalten. Am liebsten hätte er das Fenster des Zuges aufgemacht und den Ring hinausgeworfen... „Also äh... fahren wir auch nach Tenebrae?“, ließ sich jetzt auf einmal Prompto vernehmen. Dem Jüngeren war die Stimmung unangenehm, in welcher sie Altissia verlassen hatten und er versuchte, sie mit Smalltalk zu füllen. „Erst müssen wir zum Königsgrab in Catanica“, warf Ignis neben ihm ein. Noctis schaute hinüber zu den beiden und fing Promptos unsicheren Blick auf, ehe er Ignis ansah. Der andere trug eine dunkle Brille über seinen hässlichen Narben, die beide Augen davongetragen hatten. Noch hatte ihm keiner erzählt, woher diese Verletzungen gekommen waren und Noctis getraute sich auch nicht, die entsprechende Frage zu stellen. Ebenso getraute er sich nicht, Ignis zu fragen, ob dieser nicht die Reise abbrechen wollte. „Ignis... willst du nicht...“, sprach nun Prompto an, was Noctis sich nicht traute, doch er verstummte sofort wieder und der Prinz konnte es ihm nicht verdenken. „Meine Wunden sind verheilt“, sagte Ignis in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. „Auch, wenn ich nichts sehe.“ Der Nachsatz brachte Gladio, welcher hinter Prompto und Ignis gesessen hatte, wieder einmal zum explodieren und Noctis wusste, dass es wieder ihn treffen würde. Frustriert stand der andere auf und ging direkt auf den Prinzen los. „Für wen hältst du dich?“, sagte er mit seiner dunklen Stimme, die vor gar nicht so langer Zeit Liebesbekundungen in Noctis Ohr geflüstert hatte. Noctis biss sich erst auf die Lippe, um zu schweigen, doch dann empfand er das Ganze als unfair. Wieso sollte er schweigen? Wieso hatte er nicht das Recht, den Ring nicht zu nutzen und erst einmal aus eigener Kraft weiter zu machen? Wieso gab Gladio ihm die Schuld und warum konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen, bis er alles andere verkraftet hatte? „Bitte?“, fragte Noctis also gereizt und stieg voll auf Gladios neuerliche Kampfansage ein. „Wir halten nicht in Tenebrae“, sagte der Schild entschieden und normalerweise hätte Noctis vielleicht auf ihn gehört, aber nicht, wenn der andere sich aufführte wie ein beleidigtes Kind. Der Prinz gab also einen frustrierten Laut von sich, als ob er keine Lust hätte, sich das Geschwafel seines Kameraden anzuhören und dem war auch so. Gladio sprang sofort darauf an. „Wie lange willst du dich noch so aufführen?“, fragte Gladio gereizt und Noctis wollte das Gleiche am liebsten zurückgeben, doch er formulierte es anders, noch während er von seinem Sitzplatz aufstand. „Wie hättest du denn gern, dass ich mich sonst aufführe?“, fragte er ebenso gereizt und begegnete Gladios wütendem Blick herausfordernd. Der Schild, der ihn eigentlich schützen sollte, packte ihn am Kragen und verlor augenblicklich seine Selbstbeherrschung. „Du könntest damit anfangen, endlich mit Ignis zu sprechen, der es im Moment am schwersten hat!“ Noctis hätte am liebsten gelacht, denn es lag doch auf der Hand, dass Gladio nur wollte, dass er endlich den Ring anlegte und das Imperium platt machte. Als ob das alles wieder gerade gerückt hätte... Doch alles, was Noctis jetzt hervorbrachte, war ein gefährlich ruhiges „Lass mich los.“ „Und den Ring... könntest du auch endlich benutzen“, rückte Gladio jetzt mit der Sprache heraus und Noctis sah ihn rebellisch an. Er würde nicht das tun, was der andere von ihm verlangte, solange er nicht bereit dafür war. Da konnte sich Gladio von ihm aus auf den Kopf stellen. Doch bevor er so etwas sagen konnte, redete Gladio schon weiter. „Luna hat sich geopfert, damit du deine Pflicht erfüllen kannst! Und du versinkst in Selbstmitleid!“ Das traf Noctis tief, doch er hielt seinen herausfordernden Gesichtsausdruck bei, obwohl er am liebsten zusammenbrechen wollte. „Sowas muss ich mir nicht anhören!“, rief Noctis, doch Gladio unterbrach ihn schon wieder wütend. „Offenbar schon! Oder sollte Ignis umsonst erblindet sein?“ „Genug, Gladio“, mischte der Elementarkämpfer sich ein, der es einfach nicht mehr hören konnte, wie die beiden sich bekriegten. Doch Gladio konnte einfach nicht aufhören, seine eigenen Schuldgefühle sorgten dafür, dass er sich noch mehr in seine Wut hineinsteigerte und zu vernichtenden Schlägen ausholte. „So ´nen nutzlosen König hat die Welt noch nicht gesehen“, zischte er und ließ Noctis los, der jetzt die Fassung verlor. Wie konnte Gladio nur? Nach allem, was sie sich versprochen hatten? Nach allem, was sie geteilt hatten? Wie konnte Gladio ihn nur so verletzen? Unbeherrscht wollte Noctis Gladio am Kragen packen, doch der andere wehrte seinen Griff ab. Prompto sprang flugs auf und ging mit einem „Hört endlich auf!“ dazwischen, doch auch ihn wehrte Gladio geschickt ab, dass der Blonde ein Stück weit weg geschubst wurde. Noctis sah Gladio wütend an. Wut war besser als das Verletzsein zuzugeben, also stürzte er sich lieber in dieses Gefühl. „Glaubst du, ich weiß das alles nicht, oder was?“, knurrte er aggressiv, wobei er am Ende die Stimme nochmals erhob und Gladio mit aller Kraft von sich schubste, was den anderen tatsächlich kurz straucheln ließ. „Dann verhalte dich entsprechend! Du Lusche!“, brüllte Gladio zurück. Die meisten der Zuginsassen hatten sich bereits nach ihnen umgedreht, aber Noctis bemerkte es kaum, während er und Gladio sich hasserfüllt anstarrten. Doch Noctis konnte bald darauf nicht mehr, schließlich waren die sanften Gefühle für Gladio noch lange nicht abgestorben und so hielt er diese Wut zwischen ihnen nicht aus. Er wandte sich also ab und ging davon. Prompto rief nach ihm, doch ignorierte er es. Was ihn hingegen sehr traf, war Gladios lapidares aber auch gereiztes „Lass ihn“, ehe der Schild sich mit schweren Schritten vom Geschehen entfernte. Noctis ließ sich wenige Sitzreihen entfernt von den anderen fallen und kämpfte mit den Tränen Gladio stapfte weiter und weiter durch den Zug, während sich die Fahrgäste schnell von ihm abwandten, als sie ihn sahen. Anscheinend sah er furchterregend aus, aber das konnte er auch nicht ändern. Sein Kiefer war total verkrampft und er wünschte, er hätte etwas eher die Klappe gehalten, bevor die Pferde mit ihm durchgegangen waren. Niemals hatte er Noctis so verletzen wollen, aber er war einfach so durcheinander... so wütend... so enttäuscht und verwirrt. Wieso gab Noctis auf? Wieso nutzte er den Ring nicht? Wie sollte die Zukunft von ihnen aussehen, wenn das so weiterging und sie sich einfach nur noch an den Hals gingen? Noctis Schlag gegen seine Brust brannte, als ob der andere ihn mit einem Stahlträger erwischt hätte, dabei konnte man der Haut nichts ansehen, nicht einmal eine gerötete Stelle oder einen blauen Flecken. Es war mehr, als wäre Gladios Inneres angeschlagen und er ertrug es nicht, noch weiter in der Nähe des Prinzen zu sein. Gladio stieß die Tür zum nächsten Abteil auf und stapfte verbissen weiter, bis er eine der Toiletten erreichte. Es war sehr eng, aber es würde ausreichen, dass er kurz allein sein und zur Besinnung kommen konnte. Laut atmete Gladio ein und wieder aus, während er sein verkniffenes Gesicht im kleinen Spiegel über dem Waschbecken betrachtete. Wann war aus ihm nur so ein Arsch geworden, der anderen Gemeinheiten an den Kopf warf? Gladio gab einen wütenden Schrei von sich, dann hob er die Hände und versenkte sie ins Porzellan des Waschbeckens. Dicke Brocken fielen herab, seine Hände schmerzten und pochten, aber wie immer war es nicht genug... Kapitel 10: Im Funkeln des Kristalls ------------------------------------ Langsam und dennoch mit entschlossenem Schritt ging Gladio zu Ignis und Noctis, welche im Speisewagen zusammensaßen. Sehnsucht brandete in ihm auf, weil er es vermisste, mit Noctis so normal reden zu können, wie Ignis es gerade tat. Gladio hielt einen Seufzer zurück und ging weiter auf die beiden zu, bis er den Tisch erreicht hatte. Ignis weihte Noctis nun in seine Beobachtungen ein und Gladio stand daneben, während er sich ein wenig überflüssig fühlte. Wieder war es Ignis, der Noctis Informationen gab, die Gladio gesammelt hatte, aber der Größere fand es gut so. Obwohl sich die Dinge merklich entspannt hatten, seit sie beim Königsgrab in Catantica gewesen waren, überließ Gladio es Ignis und Prompto sich um Noctis zu kümmern. Er hätte ebenfalls wieder mit Noctis reden können, doch er getraute es sich nicht zu, weil er sich nach wie vor für seine heftigen Ausbrüche schämte. Noctis erwähnte diese Dinge nicht mit einem Wort und es kam Gladio auch so vor, als wolle der andere ganz normal mit ihm reden, doch er empfand es noch als zu früh. Erst musste er sich das Recht erneut verdienen, mit dem Prinzen auf einer Stufe reden zu können, zumindest sah Gladio die Sache so. Also fügte er nur unterstützende Worte zu Ignis Ausführungen hinzu, dann nickte er in Noctis Richtung gewandt und drehte sich dann weg, um mit Ignis zusammen ein paar weitere Informationen zu sammeln, was die längeren Nächte in Eos zu bedeuten hatten. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Ignis Gladio im nächsten Abteil aufhielt. „Was soll das eigentlich, Gladio?“, fragte er forschend und der Größere gab vor, nicht zu wissen, wovon der andere redete. „Was meinst du?“ Gladios Stimme hörte sich müde an und ja, die Tatsache, dass er nicht wie früher mit Noctis scherzen und reden konnte, belastete und erschöpfte ihn. „Ich dachte, deine Meinung über Noctis hat sich geändert“, bemerkte Ignis und Gladio nickte, allerdings seufzte er auch zeitgleich. „Das stimmt auch...“ „Warum kannst du dann nicht normal mit ihm reden? Es ist selbst ohne Augen ersichtlich, dass ihr reden wollt, also warum tut ihr es nicht?“ „Ich schätze, dass wir uns erst ein bisschen von den Gemeinheiten erholen müssen, die wir uns an den Kopf geworfen haben“, sagte Gladio bedauernd. „Ich werde mit den Fahrgästen reden. Du wirst dich ausruhen und darüber nachdenken, was du zu Noctis sagen kannst. Dieses Verhalten muss aufhören“, meinte Ignis und damit sprach er irgendeinen anderen Fahrgast an, der ihn zu dem gewissen Punkt im Zug bringen sollte, wo die Gespräche stattfinden sollten. Gladio hatte damit das Nachsehen und er wandte sich frustriert ab und stapfte durch den Zug, um sich einen ruhigen Ort zum Schlafen zu suchen. //Mit Noctis reden... nachdem ich ihm so schlimme Dinge an den Kopf geworfen habe. Klar, eine meine leichtesten Übungen//, dachte Gladio bitter und öffnete eine beliebige Tür, um eins der Übernachtungsabteile zu betreten, welches zum Glück verlassen war. Ein Doppelstockbett, ein Tisch, zwei Stühle, mehr stand nicht in dem kleinen Abteil und Gladio wandte sich sofort dem unbequem aussehenden Bett zu. Er ließ sich auf das untere Bett fallen und das alte Metall quietschte und knarrte bedrohlich. Gladio wusste, dass sein Rücken ihn in ein paar Stunden umbringen würde, aber Ignis hatte Recht: Er musste sich ausruhen und überlegen, was er Noctis sagen sollte, wenn sie denn mal Gelegenheit dazu haben würden. Der Größere schloss die Augen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, was ein besseres Kissen darstellte als das tatsächliche. Nur ein paar Minuten die Augen schließen... vielleicht sah seine Welt dann auch anders aus. Gladio fror, als er wenig später wieder erwachte. Als er ausatmete, sah er für einen kurzen Augenblick kleine Wölkchen, die jedoch so schnell wieder verschwanden, dass er sie sich eingebildet haben musste. Seine Haut war von einer leichten Gänsehaut überzogen und Gladio runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte sonst sehr viel Eigenwärme, er froh nie und daher war es ein Unding, dass er jetzt sogar leicht zitterte. Anscheinend war er wirklich nicht mehr er selbst, seit er zu Noctis dieses nahezu platonische Verhältnis pflegte. Gladio setzte sich in dem Bett auf und rieb sich das Gesicht, um die letzten Momente des Schlafs abzuschütteln. Trägheit hielt an ihm fest wie eine schwere, klebrige Masse und es gelang ihm nicht völlig, dieses Gefühl abzuschütteln. Sein Zeitgefühl war vollkommen durcheinander geraten und die Uhr an seinem Handgelenk war stehengeblieben, was Gladio feststellte, als er darauf schaute. //Irgendetwas ist merkwürdig//, schoss es dem Schild durch den Kopf, aber ihm wollte nicht einfallen, was dieses „irgendetwas“ sein konnte. Plötzlich wurde die Tür des Abteils aufgezogen und Noctis stolperte herein. Gladio erhob sich sofort und sein Herz machte einen Satz. „Noct“, entfuhr es Gladio und der Prinz zögerte nur kurz, ehe er schnellen Schrittes auf Gladio zu ging und ihm auf dem letzten Meter förmlich in die Arme sprang. Gladio taumelte überrascht, als Noctis an ihm hing und seine Arme um seinen Nacken schlang. Der Ältere stieß gegen den Tisch, was den Gegenstand bedrohlich wanken ließ, aber Beachtung schenkte diesem Umstand niemand. Als Noctis den Größeren dann auch noch küsste, schwankte Gladio erneut und sein überraschter Laut vermischte sich mit dem innigen Kuss, den Noctis ihm nun auf die Lippen zwang. Gladio stieß gegen das verhangene Fenster und er ging vollkommen auf den Kuss ein, während er Noctis ganz eng an sich gepresst spüren konnte. Ihm entging einfach nichts, er spürte es mit glühender Deutlichkeit und die Kälte, die sich vorher seiner Glieder bemächtigt hatte, verschwand augenblicklich. Der Schild schloss die Augen und genoss es mit allen Sinnen, wie Noctis Lippen über seine eigenen glitten. Sie rutschten von seinem Mund über seine Kinnpartie, ehe sie noch tiefer glitten und sich an Gladios Hals zu schaffen machten. Seine Hände gaben Noctis Halt, damit der andere seine Hände nun auf Wanderschaft gehen lassen konnte und Gladio sog scharf die Luft ein, als der andere dieses Angebot auch wahr machte. Jede Berührung löste in dem Älteren ein Feuer aus, welches ihn gnadenlos verzehren wollte, aber er nahm es hin, weil er so sehr die Nähe des Prinzen spüren wollte. Es schienen Äonen von Jahren zwischen ihren letzten liebevollen Berührungen zu liegen und Gladios Inneres zog sich verlangend zusammen, als er daran dachte, auf wie viel sie beide hatten verzichten müssen. „Noct“, sagte er heiser und der andere sah auf. Gladios Stimme war nicht mehr als ein erstickter Hauch, aber dennoch kamen die Worte deutlich über seine Lippen. Doch in dem Moment, als er den Namen seines Geliebten aussprach, spürte er instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Er konnte nicht genau benennen, was es war, außer, dass Noctis nicht hier sein konnte. Gladio wusste nicht, woher dieses Wissen stammte, doch er berief sich darauf und so packte er die Arme des unechten Noctis und zwang ihn auf Abstand. „Zu schade... du hast es gemerkt. Dabei dachte ich, ich tue dir was Gutes, indem ich dir süße Träume beschere“, sagte eine spöttische Stimme in seinem Kopf und schlagartig kehrte die Kälte von vorhin ins Abteil zurück. Die Gestalt des Prinzen verflüchtigte sich, Gladios Uhr begann, wieder zu ticken und die Sekunden zu zählen, während Gladio noch deutlicher das Gefühl verspürte, dass etwas nicht stimmte. Er sah sich um, doch er konnte niemanden sehen und das gefiel ihm nicht. „Wo bist du?!“, fragte Gladio herausfordernd und ballte die Fäuste. „Och, nun sei nicht so feindselig, Schild des Königs, ich wollte dir lediglich einen Gefallen tun“, erwiderte die Stimme erneut und Gladio erkannte sie wieder. „Ardyn...“ Amüsiertes Lachen ertönte, doch es ließ Gladio das Blut in den Adern gefrieren. „Welch Ehre, dass du meinen Namen noch weißt. Wo du doch nur Noctis im Kopf zu haben scheinst.“ „Komm raus und stell dich mir!“, rief der Schild, doch Ardyn dachte nicht daran. „Nein, nein, ich kann nicht mit dir spielen. Ich bin gerade mit deinem König beschäftigt. Zu schade, dass du zu weit weg bist, um ihm zu helfen“, säuselte Ardyn weiter und plötzlich verschwand seine Präsenz, die vorher machtvoll in der Luft gelegen hatte. Gladio rannte sofort los und stemmte sich gegen die Tür, die keinen Zentimeter weichen wollte. Aber Gladio versuchte es weiter und weiter, denn Noctis schwebte in Gefahr und das konnte er nicht zulassen. „Halte durch, Noct“, sagte Gladio und stemmte sich erneut gegen den Widerstand. Er war der Schild des Königs und er würde Noctis auf keinen Fall im Stich lassen. Mit einem machtvollen Aufschrei schob Gladio endlich die Abteiltüren auf und rannte sofort los. Er würde Noctis nicht im Stich lassen und ihn auch weiter unterstützen. Und sobald die Kämpfe überstanden waren, würde er ihm sagen, dass er ein Idiot gewesen war und würde all die Zeit aufholen, die er verpasst hatte. Er würde ihm wieder voll und ganz vertrauen und in allem unterstützen. Das hier war sein Schicksal und er lebte für diese Aufgabe. Nichts und niemand würde sich dagegen stellen, absolut niemand. Von diesen Gedankengängen beflügelt, rannte Gladio weiter, um seinem König beizustehen... Der Zug erreichte irgendwann in den Abendstunden und nach zahlreichen Störungen durch Luft- und Bodenkämpfe Tenebrae und Noctis, Ignis und Gladio ließen sich zuallererst auf den Boden sinken, um kurz Kraft zu tanken. Sie hatten das Imperium gut zurückschlagen können, aber dafür sah es allem Anschein danach aus, dass Ardyn sich nur einen Spaß mit ihnen erlaubt hatte. Prompto war diesem Mann in die Hände gefallen, zumindest vermuteten sie alle das. Dieses Wissen war bitter, aber dennoch wollte keiner aufgeben. Sie würden ihn auf jeden Fall befreien oder beim Versuch sterben, so viel stand fest. Gladio sah zu Noctis und er hätte den anderen gern getröstet, denn der Prinz gab sich ohne Zweifel die Schuld am Verlust Promptos. Durch eine Illusion Ardyns hatte er Prompto für ebenjenen gehalten und ihn angegriffen, bis der Blonde vom Dach des Zuges gefallen war. Gladio spürte Noctis hadern und wollte dem anderen gerade Mut machen, als Aranea Highwind zu ihnen stieß. „Was sitzt ihr hier so herum? Ihr müsst weiter“, sagte sie in ihrer ruhigen und doch treibenden Art und Ignis, Noctis und Gladio standen sofort auf und spürten neuen Tatendrang in sich. //Manchmal glaube ich, dass sie zaubern kann//, überlegte Gladio und musterte die Silberhaarige argwöhnisch, während sie ihr folgten. Der Schild blieb nah bei Noctis und manchmal sah sich der andere nach ihm um und bedachte ihn mit einem dankbaren Blick. Er schätzte es, dass Gladio bei ihm war und der Ältere hatte auch nicht mehr vor von der Seite des Prinzen zu weichen, wenn es die Umstände nicht wieder verhinderten. Sie waren bereits tief ins Gebiet des Imperiums vorgedrungen und wenn sie Gralea aufsuchten, um Prompto zu retten, dann würden sie im Herzen dessen sein. Ab dort konnte alles passieren, das wusste Gladio ebenso gut wie es Ignis und Noctis bewusst war. Aber gleichermaßen gab es auch kein Zurück, schließlich konnten sie Prompto nicht zurücklassen, keiner von ihnen brachte das übers Herz, am allerwenigsten Noctis. Und wenn der Kristall von Insomnia ebenfalls dort war, dann blieb ihnen erst recht nichts anderes übrig. Gladio rieb sich über die Stirn. Es behagte ihm nicht, Noctis in diese Gefahr zu bringen, aber sie mussten dorthin und Aranea riet es ihnen ebenfalls. Gladio war war, dass sie sich ihnen nicht in den Weg stellte und dass sie sich sogar um die Fahrgäste kümmern wollte, die keinesfalls wieder in den Zug steigen durften. Ardyn würde sie alle jetzt noch weniger in Ruhe lassen, vielleicht sogar noch einen von ihnen in seine Fänge kriegen wollen... es würde nicht einfacher werden und da konnten sie nicht noch weiteren Ärger gebrauchen. Gewissenhafter als sonst bereiteten Gladio und die anderen sich auf die letzte Etappe ihrer Reise vor und es stand fest, dass sie ab jetzt keine Fehler mehr machen duften. //Am allerwenigsten ich//, dachte Gladio und sein Blick richtete sich entschlossen auf das Ziel, dass in weiter Ferne lag. Gralea, Zegnautus Festung... Verbissen kämpfte Gladio mit Ignis und Prompto zusammen und er sah nicht ein, aufzugeben. Sie würden es schaffen und Noctis Rückhalt geben, den sie vorausgeschickt hatten, um sich die Kraft des Kristalls anzueignen. Doch die Feinde wurden nicht weniger und selbst Gladio, in welchem die Kraft Gilgameshs wohnte, verspürte erste Anzeichen von Erschöpfung. Er wuchtete sein Schwert erneut herum, brachte die Gegner zu Fall, die jedoch nicht in ihrer Zahl schwanden. Je mehr sie besiegten, umso mehr neue erschienen und sie schienen sich in ihrer Anzahl noch zu verdoppeln. Gladio konnte Ignis und Promtpo nur ab und zu hören, aber er sah sie nicht mehr. Aber obwohl er sich sorgte, verdrängte er das, um weiterhin hundert Prozent zu geben. //Nur noch ein kleines bisschen durchhalten... nicht mehr lange//, ging es Gladio durch den Kopf und er vertraute voll und ganz auf Noctis. Plötzlich jedoch verpufften sämtliche Monster zu dunklem Nebel und ließen die drei Freunde vollkommen allein zurück. „Was ist los?“, fragte Prompto verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. „Keine Ahnung. Aber wir müssen zu Noct“, sagte Ignis, worauf Gladio nur entschlossen nicken konnte. Hatte das Verschwinden der Monster etwas mit dem Kristall zu tun? Hatte der Prinz es geschafft? Oder war das nur ein Anzeichen noch größerer Schwierigkeiten? Gladio, Ignis und Prompto beeilten sich, den Raum zu durchqueren, der wie eine riesige Werkshalle anmutete. Sie erklommen eine Stahltreppe nach oben und kamen endlich an einem Tor an, welches ihnen jedoch den Weitergang erschwerte, weil es geschlossen war. Prompto trat vor und entblößte seinen Arm, worauf der Schließmechanismus reagierte und statt einem roten ein grünes Licht aufzeigte. Gladio konnte immer noch nicht fassen, dass Prompto aus Niflheim stammte und damit Zugang zu allen Ebenen zu haben schien, aber in diesem Fall kam ihnen das sehr gelegen. Außerdem wusste er, dass er sich auf den Blonden verlassen konnte und dass es niemals eine Zeit geben würde, in der Prompto Noctis verraten würde. Es war also egal, dass sie gerade in Promptos Geburtsort waren, denn die wahre Heimat von ihnen allen war und blieb Insomnia, da gab es kein Wenn und Aber. Das Tor glitt auf und gab einen langen Gang frei, den Ignis, Prompto und Gladio entlang jagten. Sie hörten Stimmen und so beeilten sie sich noch weiter, ehe sie in einen hohen Raum kamen. Hier war nichts außer dem Kristall und Ardyn, der ihnen die Sicht versperrte. „Oh, die werten Gefährten des Königs, wie nett“, säuselte er und zeigte dieses arrogante Lächeln, welches Gladio so hasste. Ardyn sah immer so aus, als hätte er gerade einen Sieg errungen und Gladio regte das maßlos auf. Trotzdem zwang er sich zur Ruhe und scannte den Raum ab, auf der Suche nach Noctis. „Wo ist er?“, fragte er Ardyn mit unheilvoller Stimme und der Kanzler lächelte noch breiter. „Aber hier ist er doch“, meinte er und trat zwei Schritte vom Kristall weg, so dass sie freies Sichtfeld hatten. „Noct!“, rief Prompto und Ignis und Gladio erstarrten. Noctis Körper steckte im Kristall fest und der Prinz hatte keine Chance, zu entkommen. Gerade mal sein rechter Arm war noch frei, während der Rest im blauen Schimmer feststeckte. Gladio packte Noctis Hand und der andere drückte sie ganz fest, hielt sich an seinem Schild fest, der all seine Kraft aufwandte, um ihn zu befreien... doch nichts tat sich, außer, dass der Kristall Noctis noch ein Stück mehr in sich einverleibte. „Es hat keinen Zweck... er hat sich schon mit dem Kristall verbunden. Er wird zum richtigen Lichtkönig werden und dann wird er mit mir kämpfen. Der Tag meiner Rache ist in greifbarer Nähe“, meinte Ardyn siegessicher und amüsiert lachend ging er davon. Prompto hielt es nicht aus, richtete seine Waffe auf den Hinterkopf des Kanzlers und drückte ab. Ardyn ging zu Boden, rührte sich nicht mehr... doch dann kam wieder Leben in ihn und er stand auf, als ob nichts gewesen wäre. Heiter lachend hob er seinen heruntergefallenen Hut auf, setzte ihn auf seine roten Haare und ging weiter, als hätte es diesen Schuss nicht gegeben. „Was ist das... für ein Monster?“, fragte Prompto fassungslos und rutschte zu Boden, während Ignis sich an das Geländer klammerte. Blind wie er war hatte er nichts gesehen, doch er hatte etwas unsagbar Böses gespürt und das nahm ihm gerade die Luft zum Atmen. „Noct!“, rief Gladio und zog weiter am Arm des Prinzen. Er konnte Noctis verzweifeltes Gesicht sehen, der andere hatte Todesangst und in Gladio krümmte sich alles zusammen. Kam er etwa wieder zu spät? Konnte nichts und niemand das hier aufhalten? Versagte er als Schild etwa wieder auf ganzer Linie? Der Kristall absorbierte Noctis bis zum Ellenbogen und der Griff um Gladios Hand erzitterte. Noctis ging die Kraft aus und er würde nicht mehr lange Widerstand leisten können. „Noct, halte durch, ich hole dich da raus“, sagte Gladio, doch ihm fiel keine Methode ein, wie er das bewerkstelligen konnte. Noctis Blick wurde resignierend, denn auch er wusste, dass er sein Schicksal nicht mehr abwenden konnte. Er sagte irgendetwas, Gladio sah genau, wie sich seine Lippen bewegten, doch es kam nicht außerhalb der Kristallwelt an. Gladio versuchte nochmal, an Noctis Hand zu ziehen, doch der Kristall ließ das nicht zu und absorbierte den Rest von ihm. Gladio wurde zurückgeschleudert, doch er war flugs wieder auf den Beinen und rannte zurück zu Noctis. Wieder sagte der Prinz etwas, seine Hände drückten sich so fest gegen den Kristall, wie es ging und Gladio legte seine Hände an die gleichen Stellen. Noctis legte seine Stirn an das blaue Material und Gladio tat es ihm gleich, um dem anderen irgendwie Trost zu spenden. „Es tut mir leid, Noct“, wisperte Gladio gebrochen und eine Träne löste sich aus seinem rechten Augenwinkel. Noctis Augen weiteten sich kurz, dann schüttelte er schnell den Kopf und sagte noch etwas, was Gladio nicht hören konnte. Dann leuchtete der Kristall gleißend hell und blau auf und als die Anwesenden wieder etwas sehen konnten, war Noctis nicht mehr im Inneren des Kristalls zu erkennen. Es war, als hätte man eine blickdichte Decke über die eigentliche Kristallfläche gelegt und Gladio konnte nichts mehr erblicken, so sehr er sich auch bemühte. „Nein, verdammt!“, fluchte er lauthals und seine Fäuste trafen wieder und wieder auf das unnachgiebige Material, welches seinen Prinzen und seine Liebe in sich gefangen hielt. „NOCT!“ Kapitel 11: Nach 10 Jahren... ----------------------------- Gladio sah gedankenverloren ins Feuer und betrachtete die Flammen. Das erste Mal seit Langem kam er zu einer Atempause, was sowohl gut als auch schlecht war. Zum einen kam er zwar zur Ruhe, doch gleichermaßen plagten ihn dann die Geister der Vergangenheit. Er seufzte auf, als sich hinter ihm plötzlich Schritte näherten. Gladio spannte sich an und packte vorsorglich sein Schwert, welches neben ihm gelehnt hatte, als sich plötzlich Prompto zu ihm gesellte. „Dachte mir doch, dass du das bist“, grinste er, doch es war nicht so strahlend wie noch vor ein paar Jahren, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Gladio erkannte, dass nicht nur das Alter an sie herangetreten war, sondern auch die aktuelle Lage und der nicht endende Kampf gegen die Sicher. Sie waren beide müde und erschöpft und längst nicht mehr das, was sie einmal gewesen waren. „Nur du bist so verrückt und zeltest außerhalb des eigentlichen Lagers, oder Gladiolus?“, fragte noch eine weibliche Stimme und Gladio wandte sich halb zu Cidney Aurum, der Chefmechanikerin von Hammerhead, um. Es stimmte, nur er war so verrückt, was nur daran lag, dass er in den letzten Jahren einfach nur noch kämpfen und kämpfen und kämpfen wollte, um den Anblick von Noctis aus seinem Kopf zu bekommen, wie er im Inneren des Kristalls verschwand. „Wo kommt ihr beiden denn her?“, fragte Gladio und rang sich ein kleines Lächeln ab. „Wir sind gerade auf Probefahrt“, meinte Prompto und deutete auf irgendetwas, was im Dunkeln lag und was Gladio nicht erkennen konnte. „Ich habe die Autos ein wenig aufgemotzt, damit sie mehr aushalten und trotzdem nicht an Schnelligkeit verlieren“, fügte Cidney stolz hinzu und Prompto schaute bewundernd zu ihr. Seine Verliebtheit für Cidney war ungebrochen, auch, wenn sich in den zehn Jahren noch nicht wirklich viel zwischen den beiden getan hatte. „Kommst du mit uns, Gladio? Ignis ist auch vor ein paar Stunden in Hammerhead angekommen und er hat dich auch ewig nicht gesehen“, sagte der Blonde jetzt, der mit diesem blonden Bärtchen an seinem Kinn wirklich zum Schießen aussah. Gladio grinste noch etwas breiter und nickte, ehe er aufstand und das ohnehin halb heruntergebrannte Feuer austrat. Er packte seine Sachen zusammen und machte sich mit seinem früheren Weggefährten und der Mechanikerin auf den Weg nach Hammerhead. Unterwegs zeigte ihm Cidney, wie sie den Wagen getunt hatte und so rasten sie durch die ewige Nacht. Seit Noctis vom Kristall absorbiert worden war, war auch das Licht verschwunden und es war ununterbrochen dunkel. Dies war wiederum ein Garant dafür, dass mehr und mehr Siecher auftauchten und die Städte nach und nach belagerten. Einen kleinen Sieg konnten sie alle trotzdem verbuchen, denn kurz nachdem die meisten Städte gefallen waren, waren die längst verloren geglaubten Mächte in den Söldnern der Königsgleve wieder erwacht und sie hatten die Monster erfolgreich zurückdrängen und ein dichtes Netzwerk errichten können, welches mit den Jägern zusammen fungierte. So war es ihnen gelungen, die meisten Städte in Eos wieder aufzubauen und die Siecher unter Kontrolle zu behalten. Unbeschadet erreichten Gladio, Prompto und Cidney Hammerhead, welches vollkommen abgeriegelt worden war. Ein schmiedeeisernes Tor und zahlreiche Wellbleche und Metallschrottstücke schützten die Werkstatt, das Diner und die Tankstelle vor Ort und sogar der alte Wohnwagen stand noch hier, was Gladio an alte Zeiten denken ließ. Ihm kam es ewig her vor, als er das letzte Mal hier gestanden und mit den anderen im Regalia losgefahren war, einer ungewissen Zukunft entgegen, die sie jetzt eingeholt hatte und immer noch düster vor ihnen lag. Gladio stieg aus dem Auto und er sah Ignis auf sich zukommen. Noch immer erschreckten ihn die Narben, obwohl diese schon sehr gut verheilt waren und hinter einer dunklen Brille geschützt waren. Um Ignis hatte sich Gladio wahrscheinlich die meisten Sorgen gemacht, aber wie er gehört hatte, ließ sich der andere mit den stacheligen Haaren und dem nach wie vor tadellosen Kleidungsstil nicht aufhalten. Er beriet, arbeitete Strategien aus und ging selbst ebenfalls aktiv auf die Jagd nach Siechern. „Ignis“, sagte Gladio und der andere nickte mit einem angedeuteten Lächeln. „Also dann, ich lass euch Jungs mal für euch. Habe sowieso noch ein paar Dinge zu reparieren, ihr wisst schon“, meinte Cidney und ließ die drei allein. Sie gingen wie selbstverständlich zum Wohnwagen und setzten sich zu dritt unter die schmale Überdachung, unter der nach wie vor einfache Klappstühle und ein Campingtisch bereitstanden. Ein Platz blieb leer und sie alle schauten einen Moment darauf, ehe sie sich langsam wieder daran gewöhnten, zusammen zu sitzen. „Es ist ewig her“, begann Ignis. „Ja“, stimmte Prompto zu und strich über das zerkratzte Metall des Tisches. „Ich habe gehört, ihr leistet gute Arbeit“, bemerkte Gladio und er hatte auch nicht im Geringsten daran gezweifelt. „Das Gleiche habe ich von dir gehört“, meinte Ignis dazu und auch das war völlig klar gewesen. „Aber was ich nicht wusste, ist, dass Prompto jetzt einen Babyflaum am Kinn hat. Hätte ich das gewusst, wäre ich sofort gekommen“, lachte Gladio schließlich, denn er konnte diesen Kinnbart einfach nicht unkommentiert lassen. Ignis lachte unterdrückt und Prompto sprang entrüstet auf. „Hey, das ist absichtlich so!“, rief er und strich durch seinen kleinen Kinnbart, was Gladio nur noch dröhnender lachen ließ. „Zu schade, dass ich das nicht sehen kann. Aber Gladios Worte geben mir zumindest eine gute Vorstellung von dem, was zu sehen sein könnte“, bemerkte Ignis und auch er lachte schallend. Prompto wurde rot und setzte sich wieder hin. „Cidney hat gesagt, es sieht gut aus“, murmelte er und wieder animierte das Gladio und Ignis zu einem Lachanfall. Schließlich konnte Prompto auch nicht mehr und bald darauf schallte ihr gemeinsames Lachen durch die Stille der Nacht. Nach und nach beruhigten sie sich wieder und sahen sich kameradschaftlich an... so wie früher. „Wenn Noct uns jetzt sehen könnte“, grinste Prompto schief und automatisch kehrten ihre Blicke zu dem leeren Stuhl in ihrer Runde zurück. Sie dachten alle oft an ihren Freund und König und sie fragten sich, was wohl aus ihm geworden war. Hatte er sich aufgelöst? War er jetzt der Kristall? War er tot? Schlief er nur? Was war mit ihm geschehen oder würde noch etwas mit ihm geschehen? Würde es Jahre, Jahrzehnte oder vielleicht sogar Jahrhunderte dauern, bis der Kristall ihn freiließ oder war das gar nicht möglich? So viele Fragen... viel zu wenig Antworten. Die Gefährten wandten den Blick von dem schmerzlich leeren Stuhl ab und unterhielten sich lieber über die Fortschritte, die sie in der letzten Zeit mit ihren jeweiligen Teams gemacht hatten. Es gab ihnen allen Mut, weiter durchzuhalten, denn sie leisteten Wichtiges für die Bevölkerung von Eos, etwas, was Noctis von ihnen erwartet hätte. Nach mehreren Stunden kehrte wieder einmal Stille ein und genau da knackte es in dem Walkie-Talkie, welches an Promptos Hüftgürtel hing. „Leute, äh... hier ist Talcott. Könnt ihr mich hören?“, fragte eine männliche Stimme und Prompto meldete sich sofort. „Hier ist Prompto, ich kann dich hören. Ist alles ok? Brauchst du Hilfe?“ „Nein, ich.... mit mir ist alles ok, ich wollte nur Meldung machen“, antwortete es und Prompto entspannte sich wieder. „Wie sieht die Gegend aus? Ist alles ruhig?“, fragte Ignis dazwischen. „Ja, alles ist ruhig, bis auf ein paar kleine Ansammlungen Siecher. Sie halten sich aber abseits der Straße, das neue Stromnetz und die neuen Lampen halten sie von hier fern, das ist echt super geworden“, berichtete Talcott begeistert. „Klingt nach einer ruhigen Nacht“, bemerkte Gladio, doch genau als er das aussprach, hörten die drei, wie Bremsen quietschten. Alarmiert sprangen sie auf, Prompto rief nach Talcott und angespannt lauschten sie, ob der Jüngere sich wohl meldete. „Talcott? Talcott, antworte, verdammt!“, verlangte der Blonde und allgemeines Aufatmen kam auf, als der andere es tat. „Mir ist nichts passiert, ich... da war nur ein Hund auf der Straße“, berichtete der Junge und klang zittrig. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Gladio und Talcott bestätigte dies. „Ja, ist wirklich alles- oh...“ Wieder stoppte der Junge mitten im Satz und Gladio spürte, wie seine Ungeduld hervorkommen wollte. Stattdessen war es Prompto, der wissen wollte, was vor sich ging. „Talcott, es ist allgemein keine gute Sache, wenn jemand „oh“ sagt. Das ist genauso schlimm wie „ups“ oder so“, meinte der Blonde und Gladio musste dem zustimmen. „Leute...? Ich... ich glaube, ich habe... Noctis... ich... meine, der König, ich...“, stammelte Talcott plötzlich aufgeregt und keiner verstand ein Wort. „Talcott, was ist los? Drück dich klarer aus“, mischte sich nun Gladio ein und er konnte nicht verhindern, dass er herrisch klang. Der Jüngere atmete am anderen Ende tief durch, dann drangen die Worte aus dem Walkie-Talkie, die Gladios Welt und die der anderen nach zehn Jahren urplötzlich auf den Kopf stellten. „Leute, ich habe den König gefunden.“ Unruhig stiefelte Gladio hin und her, immer wieder sah er zum provisorischen Eingang des Lagers und er konnte den Moment kaum erwarten, bis Talcott hier auftauchte. Wenn dieser kleine Wicht sie anlog oder einen wildfremden Typen anbrachte, der zufällig wie Noct aussah, dann würde er diesen Naseweis ungespitzt in den Boden rammen, das stand fest. //Es kann einfach nicht sein... er kann nicht einfach so wieder da sein und in der Gegend herumspazieren... das ist einfach nicht möglich. Oder?// Einen knurrigen Laut von sich gebend, stiefelte Gladio weiter im Kreis herum wie ein wildes Tier und er wurde gleichzeitig immer nervöser. Was, wenn es wirklich wahr war? Was, wenn Noctis wirklich wieder bei ihnen war? Gladio blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte keine Ahnung, wie er dann reagieren würde und was er sagen sollte. Er musste sich für damals entschuldigen, dass er zu spät gekommen und wieder einmal als Schild versagt hatte. Er musste- Der Gedanke wurde nicht zu Ende gedacht, denn in diesem Moment hörte er ein Auto nahen. Doch es fuhr vorbei und Gladios Hoffnung schwand wieder dahin. Bestimmt war das nur ein schlechter Scherz, ein Traum, eine dumme Hoffnung, die sich nicht erfüllen würde... er musste auf dem Boden der Tatsachen bleiben. „Gladio, bleib ruhig“, mahnte Ignis, doch Gladio platzte entgegen dieses Rats der Kragen. „Ich kann nicht! Verdammt nochmal, wenn er es wirklich ist, dann...!“ „Dann was? Wir können jetzt nur abwarten, es bringt nichts, wenn wir uns irre machen“, mischte sich Prompto ein, doch er wirkte nicht sehr überzeugend, weil er sich immer wieder mit den Händen durch die Haare fuhr. Nur Ignis wirkte wie immer, doch das konnte auch ein Trugschluss sein. „Ich hätte mich in ein Auto setzen und hinfahren sollen“, sagte Gladio und begann, seine Herumstiefelei wieder aufzunehmen. „Du weißt gar nicht, wo Talcott ist und wenn er sagt, er kommt so schnell wie möglich her, dann wird er das tun.“ „Wenn er sich irrt-“ „Er irrt sich nicht. Er kennt Noctis genauso gut wie wir. Wenn er sagt, dass er es ist, dann ist er es auch“, hakte Ignis ruhig ein und Gladio überlegte, ob er sich mit dem anderen prügeln sollte, weil dieser so verdammt ruhig blieb und Gladio dagegen kurz vorm Durchdrehen war. Endlich nahte ein weiteres Fahrzeug und es hielt vor dem provisorischen Tor. Es wurde geöffnet, ebenso wurden die Metallschrottstücke und die Wellbleche beiseite geräumt, nur, um wieder neu aufgebaut zu werden, als das Auto nun auf den Parkplatz fuhr und das Tor hinter sich ließ. Gladio, Ignis und Prompto verharrten auf dem Fleck, wo sie standen und angespannt starrten sie zu dem Fahrzeug, aus welchem Talcott als Erstes ausstieg. Er hielt die Tür auf und Umbra sprang aus dem Inneren des Wagens. Er wartete und schaute zum Auto, bis der Beifahrer ausgestiegen und um das Auto herumgegangen war. Da erst erhob sich Umbra wieder, tappte zu demjenigen und wedelte mit dem Schwanz. Wie betäubt schaute Gladio auf den Mann, der um zehn Jahre gealtert war, aber dennoch viele Gemeinsamkeiten mit dem jungen Mann aufwies, den sie früher alle gekannt hatten. Nervös schluckte Gladio, sein Herz schlug wesentlich schneller und sein Atem ging flach, während er diese ganzen Informationen zu verarbeiten versuchte. Das dort war nicht Prinz Noctis... nein, das war König Noctis, den sie da vor sich hatten. Mit Ruhe setzte sich Noctis in Bewegung und Umbra folgte ihm dicht an seiner Seite. Sein Blick war auf seine Gefährten gerichtet, in seinem Gesicht lag die gleiche Ruhe, mit der er sich fortbewegte. Er wirkte viel erwachsener, was nicht nur am Alter lag, er war gewachsen und noch dazu sah er mit seinem Bart seinem Vater noch viel ähnlicher. Noctis blieb mit respektvollem Abstand stehen und hob langsam und kurz die Hand. Sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln, ehe er sich völlig untypisch für sein erwachsenes Aussehen äußerte. „Hey... da bin ich wieder.“ Gladio war wie erstarrt und nach wie vor wusste er nicht, was er tun sollte. Eigentlich hätte er sich verbeugen müssen oder sonst irgendetwas Protokollartiges. Doch er konnte nicht, er war innerlich wie betäubt und dennoch in Aufruhr. Der Schild sah zu, wie Prompto als Erstes seine Scheu überwand und seinen besten Freund umarmte. Freudig redete er auf ihn ein und Gladio beneidete den Blonden darum. Als Nächstes ergriff Ignis die Initiative und gab Noctis die Hand, ehe er ihm auf die Schulter klopfte. Auch diese beiden wechselten Worte miteinander, die Gladio nicht hörte, weil er so auf sein Inneres fixiert war. „Gladio...“, sagte Noctis und Gladio erwachte aus seiner Schockstarre. Sein Körper bewegte sich wie von allein, fast wie ferngesteuert und ehe er sich versah, lag Noctis in seinen Armen und er presste ihn ganz fest an sich als wäre alles noch wie früher. „Noct“, war alles, was der Schild hervorbrachte und all seine Gefühle lagen in der Äußerung des Namens. Er stand lange so mit ihm da, völlig versunken in seinen Emotionen... und als Noctis ebenfalls seine Arme um ihn legte, konnte Gladio endlich begreifen, dass das hier kein Traum war. Kapitel 12: Morgen gehen wir einen ungewissen Pfad... ----------------------------------------------------- Noctis hatte endlich das Gefühl, wieder richtig atmen zu können. In dieser Kristallwelt hatte sich alles so unwirklich angefühlt, als würde er dauerhaft schlafen und dennoch war es so realistisch gewesen, dass er oft genug gedacht hatte, dass all das echt war, was ihm offeriert wurde. Doch jetzt in diesem Moment, in welchem er sich in Gladios fester Umarmung befand, wurde ihm bewusst, dass das hier die Wirklichkeit war. Am liebsten hätte er den Größeren nicht mehr losgelassen, doch da erinnerte er sich, dass Ignis und Prompto ja auch noch da waren. Zögernd ging Noctis also wieder auf Abstand und Gladio tat es ihm ebenso langsam nach, obwohl er den Kleineren am liebsten nie wieder losgelassen hätte. „Talcott sagte mir, dass zehn Jahre vergangen sind... das war doch sicher ein Scherz von ihm, oder?“, erkundigte sich Noctis nun und ließ ein unsicheres Lächeln folgen. Doch Prompto, Ignis und Gladio bestätigten ihm die Aussage und Noctis Lächeln fiel in sich zusammen. „Ich... ich war zehn Jahre in diesem Kristall? Ich...“ Erschüttert gaben Noctis Beine nach und er hätte sich sehr sicher auf dem harten Asphaltboden wiedergefunden, wenn Gladios Arme ihn nicht aufgefangen hätten. „Ist das wirklich wahr? Was ist passiert, während ich weg war? Bitte sagt es mir“, presste Noctis hervor und die vier Freunde zogen sich zum Wohnwagen zurück, wo unverändert der Klapptisch und die vier Plastikstühle standen, so wie in all den Jahren vorher auch. Noctis ließ sich auf seinen Platz fallen und lehnte sich zurück, während er konzentriert den Ausführungen lauschte, die Ignis schließlich von sich gab. Weiterhin erzählten auch Gladio und Prompto, was sie in der Zeit getan hatten und dass es inzwischen schon wieder besser für Eos aussah. Doch sie machten keinen Hehl daraus, dass der wahre Kampf erst noch auf sie wartete und Noctis befürchtete das Gleiche. „Dass er Prompto verschleppt hat... dass wir den Kristall finden sollten und dass ich letztlich von diesem Ding absorbiert worden bin... das war alles Ardyns Plan. Von Anfang an“, verstand Noctis schließlich und seine drei Freunde gaben ihm Recht. Noctis stützte überlegend seinen Arm auf und verbarg mit einer Hand seinen Mund, genauso, wie es sein Vater oft getan hatte. Alles in allem sah er wie eine jüngere Version von König Regis aus, auch, wenn er es wohl nicht gerne hören würde. „Ich muss mich Ardyn stellen. Die 13 Könige sagten ebenfalls so etwas... es ist mein Schicksal, ihm gegenüber zu treten und ihn aufzuhalten“, sagte Noctis und schon erhob er sich. „Willst du etwa jetzt schon gehen?“, fragte Prompto überrascht. „Natürlich. Wir dürfen keine Zeit verlieren“, konstatierte Noctis und war schon dabei, auf den Hauptein- und -ausgang von Hammerhead zuzugehen. „Noctis warte, du kannst so nicht gehen“, rief Prompto hinterher und Noctis drehte sich verwirrt zu ihm um. „Was meinst du damit?“ „Du bist eben erst aus dem Kristall entkommen und noch dazu siehst du furchtbar aus“, hakte auch Ignis ein und Prompto half ebenfalls noch einmal nach. „Du solltest dringend schlafen und wir müssen ebenfalls fit sein. Und wenn es soweit ist, dann treten wir Ardyn gemeinsam gegenüber. Dieser Typ trennt uns nicht noch einmal voneinander.“ Noctis verstand die Einwände seiner Freunde, aber dennoch schaute er auch zu Gladio, der sich noch gar nicht geäußert hatte. „Was meinst du, Gladio?“ Normalerweise wäre Gladio gern sofort gegen das Imperium vorgegangen, doch er sah nun auch Noctis geschwächten Zustand, nachdem es die anderen beiden angesprochen hatten. Es war wirklich besser, wenn der König sich ausruhte und danach mit vollen Kräften seinem Erzfeind gegenübertrat. „Sie haben Recht, Noctis. Übereile es nicht, ok?“, ließ sich also der Größere vernehmen und Noctis sah nun auch ein, dass es die beste Vorgehensweise sein würde. „Also gut“, meinte er und kam wieder zu seinen Freunden zurück. Aus alter Gewohnheit fuhr er durch seine nun viel längeren Haare, doch das sorgte nur dafür, dass diese nur noch zotteliger wurden und ihm direkt ins Gesicht fielen, dass er kaum noch etwas sah. „Mein König, mich dünkt, Ihr braucht einen neuen Haarschnitt“, lachte Prompto und schon zog er Noctis mit sich ins Innere des Wohnwagens. „Und neue Kleidung“, fügte Ignis hinzu, welchem nicht entgangen war, wie heruntergekommen Noctis eigentlich aussah. Kein Wunder, wenn man zehn Jahre lang die gleiche Kleidung trug, die inzwischen zerschlissen und viel zu klein war. Auch Ignis ging also in den Wohnwagen, um sich jene Kiste vorzunehmen, die schon so lange darauf wartete, entpackt zu werden und Gladio blieb erst einmal draußen. Wenn er sich auch noch im Wohnwagen befinden würde, konnte man sich kaum noch bewegen und so zog er es vor, lieber am Campingtisch zu verweilen. Doch da streckte Prompto den Kopf zur Tür heraus und winkte Gladio heran. „Erst einmal braucht unser König ein Bad. Hilfst du ihm mal eben?“ Der Schild erhob sich stirnrunzelnd und schob sich an Prompto vorbei ins Innere, welcher ihn aber unschuldig anschaute. Doch Gladio kannte den Blonden nun schon so ewig, dass er genau wusste, dass hier etwas im Busch war. „Was ist los?“, fragte der Schild also direkt, doch Prompto schob ihn nur weiter ins Innere zu Noctis, welcher bereits von Ignis um seine Kleidung gebracht wurde. „Kümmere dich ein bisschen um Noctis, Ignis muss etwas für ihn kochen und ich muss Vorbereitungen für morgen treffen, ok?“, wies Prompto Gladio an und ehe sich Noctis versah, war er mit dem Größeren allein. Gladio ging schnell hinter den beiden her und hielt sie draußen auf. „Hey, was soll das eigentlich?“, wollte er wissen und verlangte eine Erklärung. „Du willst doch in Wahrheit mit ihm allein sein, oder?“, fragte Ignis da und Gladio wusste darauf nichts zu sagen. Natürlich hätte er gern Zeit allein mit Noctis verbracht... aber war dies der beste Zeitpunkt dafür? „Hör mal... wir wissen Bescheid, Gladio. Also geh zu Noct und verbringt die Zeit miteinander. Wer weiß, was uns morgen in Insomnia erwartet“, meinte Ignis und klopfte Gladio mit diesen Worten auf eine seiner mächtigen Schultern. „Was soll das heißen, ihr wisst Bescheid?“, fragte Gladio verwirrt. „Über was wisst ihr Bescheid?“ Prompto prustete nur belustigt. „Willst du uns allen Ernstes weismachen, dass zwischen dir und Noct nichts läuft? Dafür hast du ihn gerade fast nicht mehr aus deinen Pranken gelassen“, meinte er und fummelte nebenbei ein paar Fotos aus seiner Hosentasche. Er besah sie sich, ehe er eins davon in Gladios Hände drückte. „Das habe ich an dem Morgen auf dem Boot gemacht, bevor wir Altissia erreicht haben“, erklärte er und Gladio starrte überrumpelt auf das Foto, welches ihn und Noctis an Deck des Schiffes zeigte. Sie lagen friedlich schlafend da, Gladio hatte einen Arm um Noctis gelegt und der Prinz hatte sich vertrauensvoll an ihn geschmiegt. Es zeigte eindeutig, wie weit weg sie von einer normalen Freundschaft waren und Gladio wusste darauf keine Ausrede. „Wir verurteilen euch nicht... aber nutzt diese Gelegenheit, um euch näher zu kommen und euch alles zu sagen, was euch auf der Seele brennt. Vielleicht habt ihr morgen keine Gelegenheit mehr dazu, das wollen wir euch damit sagen“, meinte Ignis ruhig und damit ließen er und Prompto Gladio einfach stehen. Der Größere betrachtete das Bild und erinnerte sich sehr deutlich, was er damals gefühlt hatte. Er hatte hoffnungsvoll in die Zukunft geblickt und er hatte Noctis nicht mehr aus seinen Armen entlassen wollen. Damals hatte er geglaubt, dass ihnen eine gemeinsame, strahlende Zeit bevorstand, doch er war so naiv gewesen. Noctis war in erster Linie diesem Land verpflichtet und nun war er auch noch vom Kristall auserkoren, um Ardyn zur Strecke zu bringen. Niemand wusste, ob es gelingen würde oder was das letztendlich für Noctis hieß, wenn er es schaffte... //Sie haben Recht... ich muss diese Zeit, die mir noch mit ihm bleibt, nutzen. Ich muss ihm noch einmal sagen, was ich für ihn fühle//, wurde Gladio bewusst und er strich über Noctis Gestalt auf dem Bild. Entschlossen drehte er um und kehrte zum Wohnwagen zurück. Noctis ärgerte sich über seine Unselbstständigkeit. Die kleinsten Dinge des Alltags stellten ihn immer vor eine große Herausforderung, weil sie ihm immer abgenommen wurden. So hatte Ignis ihm immer die Dusche auf die perfekte Temperatur eingestellt und nur deshalb war Noctis schlichtweg überfordert mit der Apparatur, die ihm entweder nur zu kaltes oder zu heißes Wasser lieferte. Die Wohnwagentür war zu hören und Noctis drehte sich zu seinem potenziellen Helfer in der Not um, doch da füllte Gladios Präsenz plötzlich den engen Blechkasten aus. Noctis starrte den anderen einfach nur an und alles in ihm schrie danach, wieder gehalten werden zu wollen wie vorhin. Schnell wandte er sich ab und versuchte sein Glück lieber erneut bei der Dusche, doch wieder vergeblich. Gladio trat heran, besah sich die ganze Sache und ließ ein amüsiertes Lächeln folgen. Doch dann ergriff er Noctis Hände und zeigte dem anderen, wie er die Apparatur bedienen musste, damit das perfekte Mischverhältnis aus kalt und heiß hergestellt wurde. Anschließend ging er wieder auf Abstand, unsicher, ob ihm diese Nähe überhaupt zustand. „Danke“, sagte Noctis leise und stellte sich unter den Wasserstrahl, um Dreck und Schmutz von seinem Körper zu waschen. Er wandte Gladio seinen Rücken zu und obwohl der andere daher nur seine Kehrseite sehen konnte, war es ihm unangenehm. Er glaubte, den Blick des anderen auf sich zu spüre, doch als er sich halbseitig umdrehte, hantierte der Schild im Wohnbereich herum und achtete gar nicht auf ihn. Noctis verspürte Bedauern, aber er konnte nicht genau benennen, warum und er wollte seine Gedanken und Gefühle nicht bis ins kleines Detail analysieren. Ihm reichte schon das schnellere und kräftige Pochen seines Herzens in seiner Brust. Er kam sich wieder vor wie damals, als wäre es erst gestern gewesen, doch dabei waren 10 Jahre vergangen. Noch immer konnte es Noctis nicht fassen. 10 Jahre waren ein halbes Leben und er hatte diesen großen Abschnitt einfach verpasst. Es gab so viel, was er nicht wusste und das machte ihm Angst. Er fühlte sich zwar sehr mächtig, aber das konnte in Anbetracht von Ardyns Macht nur eine kleine Flamme sein. Das Wasser der Dusche kühlte schnell ab und Noctis begann zu frieren. Er seifte sich also schnell ein und duschte sich dann ab, bevor er zum Eiswürfel mutieren konnte. Anschließend griff er nach einem bereitgelegten braunen Handtuch und rubbelte sich grob ab, ehe er es um seinen Unterkörper schlang. So war er wenigstens nur halbnackt... „Gibt es hier irgendwo Sachen für mich?“, fragte er Gladio, um überhaupt etwas zu sagen und der Schild drehte sich zu ihm um. In seinen großen Händen hielt er ein schwarzes T-Shirt mit einem knallgelben Chocobo darauf, sowie Unterhosen und eine einfache lockere Hose, beides ebenso dunkel und mit dem grellleuchtenden Federvieh darauf. „...Ist das dein Ernst?“ „Alles andere dürfte zu klein sein oder ist den Motten zum Opfer gefallen“, meinte Gladio schulterzuckend und so ergab sich Noctis in sein Schicksal. Seufzend ergriff er die Kleidungsstücke und zog sich um, wobei er darauf achtete, Gladio wieder den Rücken zuzuwenden. „Und? Wie sehe ich aus?“, murrte Noctis dann, ehe er sich wieder zu seinem Schild umdrehte und Gladio konnte nicht anders, er lachte schallend. „Hallo König Freizeitpark!“ „Schönen Dank auch“, knurrte Noctis, behielt die Sachen aber an, während er Gladio das Handtuch zuwarf, der es geschickt auffing. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht auslachen, aber die Sachen sind zu witzig“, lachte Gladio weiter und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Noctis schaute auf den befreiten Ausdruck in Gladios Gesicht und dabei bemerkte er noch mehr. Sein Freund hatte eine neue Frisur und zeigte weniger Haut als früher, zudem waren ein paar feine Linien in seinem Gesicht zu sehen. Nur die Aura von Ruhe und Stärke, die der andere ausstrahlte, war noch die Gleiche und das machte es Noctis leichter. „10 Jahre, hm...?“, seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die daraufhin erneut in seinem Gesicht hingen. Gladio kam näher, schob die dunklen Strähnen aus seinen Augen und seiner Stirn und lächelte. „Prompto hat Recht... du brauchst dringend eine neue Frisur“, meinte er, ehe er sich auf die Suche nach einer Schere begab. Noctis setzte sich auf die erstbeste Sitzgelegenheit, die das Bett bildete und er beobachtete Gladio bei seiner Suche. Er schaute zu, wie sich Gladios Muskeln bewegten und er musste zugeben, dass der andere nur noch attraktiver geworden war. Die Jahre waren an ihnen beiden vorbeigezogen, aber das nicht zu ihrem Schaden. „Hab sie“, sagte Gladio auf einmal und Noctis musste kurz überlegen, ehe er darauf kam, dass der andere wohl eine Schere meinte. Der Größere kam zu ihm und Noctis sah ihn skeptisch an. „...Bist du sicher, dass du nicht Prompto holen willst?“ „Ganz sicher“, sagte Gladio da und er war so ernst dabei, dass Noctis ganz anders zumute wurde und er sich kurz unsicher wurde, ob sie noch von der gleichen Sache redeten. „Ok... ich vertraue dir“, meinte der Kleinere leise und Gladio nickte, ehe er mit seiner Arbeit begann. Sie sprachen kein Wort und Noctis hätte am liebsten die Augen geschlossen, doch er bekam es einfach nicht hin. Er wollte den Blick nicht von Gladio abwenden, der ihn sehr konzentriert anschaute und sich voll und ganz auf seine Aufgabe fokussierte. Sie hatten sich so lange nicht gesehen, dass Noctis ihn einfach anschauen und seinen Anblick in sich aufnehmen musste. „Fertig“, informierte Gladio irgendwann und sein prüfender Blick glitt noch einmal über sein Werk, ehe er zufrieden nickte. Er legte die Schere weg, zog Noctis an den Händen mit zum kleinen Spiegel, der über dem Waschbecken in dem überaus winzigen Bad des Wohnwagens befestigt war und ließ Noctis Zeit, sich an seine neue Frisur zu gewöhnen. „Eine große Änderung ist es nicht, aber so werden dir die Haare nicht alle so störend ins Gesicht fallen“, meinte Gladio und kratzte sich überlegend am Kinn, während Noctis seinen Kopf in alle Richtungen wandte, um einen guten Gesamtüberblick zu bekommen. „Nein, nein... ist ok so, das... das hast du gut gemacht“, murmelte Noctis leise und wieder lenkte ihn Gladios Anblick vollkommen ab. „Vertraust du mir?“ Gladios Frage kam unvermittelt und Noctis blinzelte ihn verwundert an, ehe die Antwort auch schon über seine Lippen kam. „Immer.“ Gladio stutzte bei dieser Antwort, ehe er erfreut lächelte. „Das freut mich“, meinte er leise und in ihm entstand der Drang, Noctis zu berühren, doch noch immer konnte er sich nicht dazu durchringen. Zu viel Zeit war vergangen, zu viel war passiert... aber dass Noctis ihm immer noch bedingungslos vertraute, machte ihm Hoffnung. Der Größere schob den König zum Waschbecken und setzte die Schere dieses Mal am Kinn des anderen an. „Dafür, dass du zehn Jahre lang Zeit hattest, ist der Bart ganz schön dürftig“, neckte Gladio und versuchte, etwas Form in das struppige, wilde Haar zu bringen. „Wenn du keine Schere in der Hand hättest, würde ich dich treten“, informierte Noctis und beide grinsten sich kurz an. Es tat gut, miteinander herumzualbern und obwohl sie gerade andere Sorgen hatten, war es gut, ein Stück Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Schließlich war Gladio mit dem Ergebnis zufrieden und er wies Noctis an, erneut in den Spiegel zu sehen. „Ich wollte ihn nicht ganz abschneiden... aber so ist es etwas ordentlicher und du siehst ein bisschen mehr nach einem König aus... auch, wenn du diese albernen Klamotten trägst“, lachte der Größere leise und dieses Mal hielt Noctis nichts und er stieß Gladio seinen Ellenbogen in die Seite. Dieser quittierte das nur mit einem müden Lächeln, er hatte aufgrund seiner Muskeln schließlich fast nichts gespürt und Noctis hatte ihn auch nicht ernsthaft verletzen wollen. Sie gingen zurück in den Wohnbereich und sie quetschten sich in die schmale Essnische. „Ach, bevor ich es vergesse. Ignis hatte noch etwas für dich“, meinte Gladio und stand wieder auf, um etwas zu holen, was auf einer schmalen Truhe lag. Als er es auf den Tisch vor Noctis legte, stockte diesem der Atem. Er erkannte das glänzende Schwarz und den silbernen Schmuck am Schulterbereich sofort und sein Blick flog zu Gladio. „Das ist...“ „Genau... die königliche Kampfuniform. Dein Vater hätte gewollt, dass du sie zum alles entscheidenden Kampf trägst. Du bist jetzt schließlich offiziell der neue König von Insomnia.“ Noctis starrte auf das Kleidungsstück vor sich und er berührte den schützenden Stoff ohne ihn wirklich bewusst zu fühlen. Schließlich schob er die Uniform von sich und schüttelte langsam den Kopf. „Ich... ich kann das nicht. Jetzt noch nicht“, meinte er leise und ballte die Hände zu Fäusten. Gladio setzte sich ihm zugewandt hin und wartete darauf, dass der andere weiter redete. Er wunderte sich kurz über sich selbst, dass ihm sein Temperament nicht durchging wie früher, wenn Noctis zweifelte. Doch anscheinend änderten zehn Jahre wirklich so einiges. „Morgen ist der Kampf um Insomnia. Ich werde gegen Ardyn um unser Reich kämpfen und wenn alles gut geht, kann ich ihn besiegen und die ewige Nacht vertreiben. Ich werde stark sein und mich nicht beschweren, ich werde alles für die Menschen geben, die dafür gesorgt haben, dass ich lebe“, begann Noctis, während er nervös den Ring der Lucis an seinem Finger drehte. Dann schaute er Gladio an. „Aber heute... diese paar Stunden vorher will ich nicht König sein. Ich will einfach ich sein...“, sagte er und in seinen Augen lag die Bitte, dass man ihm diesen Wunsch zugestehen mochte. Sein Blick zitterte plötzlich, ebenso wie seine Lippen und seine Hände verkrampften sich ineinander. „Gladio, ich... ich habe Angst“, gestand Noctis und sein Körper begann ebenso zu beben. Der Schild schaute überlegend, dann nickte er und ergriff mit seinen großen Händen vorsichtig die des jungen Mannes. „Ich würde dich auch für unglaublich dumm halten, wenn du keine Angst hättest“, meinte er mit einem kleinen Lächeln. Damit zog er Noctis an den Händen zu sich. Noctis wehrte sich nicht dagegen, sondern suchte sogleich Gladios Brust auf, um sich dort anzulehnen. Seine Arme umarmten Gladios Körper, kamen am Rücken des Größeren zum Liegen und er hoffte, dass der Schild ihn nicht abweisen würde. Gladio war indessen froh, dass die Annäherung auch von Noctis Seite aus stattfand und er drückte den künftigen König an sich und gab sich der Hoffnung hin, dass ihnen wenigstens diese wenigen Stunden zu zweit vergönnt waren. Kapitel 13: ...aber unsere Zukunft gestalten wir selbst ------------------------------------------------------- Vorher war Noctis sehr aufgewühlt gewesen, zumal er Gladio direkt gesagt hatte, dass er Angst hatte. Niemandem sonst hätte er das gestanden, nur allein ihm, da er ihm vertraute wie niemandem sonst. Natürlich waren da auch Prompto und Ignis, aber er wollte nicht, dass sie sich um ihn sorgten und das würden sie. Wenn er zweifelte, hatte das auch unmittelbare Auswirkungen auf sie und das würde sie nur in Gefahr bringen. Gladio hingegen war ein unerschütterlicher Fels in der Brandung und diese Stärke spürte Noctis auch unter seinen Händen. Er getraute sich kaum, sich zu rühren, aber er schmiegte sich zumindest an Gladios breite Brust und genoss die ebenso tröstliche Wärme und Stärke des anderen. Der Schild hielt ihn vorsichtig an sich gedrückt und Noctis fühlte sich an die intimen Momente erinnert, die sie miteinander geteilt hatten. Nur zu gerne hätte er dort angeknüpft, aber möglicherweise hatten diese zehn Jahre alles verändert und nur er hinkte noch der Vergangenheit hinterher. Noctis getraute sich nicht, einfach nachzufragen, denn die Antwort darauf behagte ihm nicht. Aber andererseits war morgen vielleicht alles vorbei und er würde keine Gelegenheit mehr haben mit Gladio zu sprechen. Es musste also sein, also löste sich Noctis aus der Umarmung und erhob sich etwas. Da sie beide auf der Bank saßen und Noctis auch ein wenig gewachsen war, war Gladios Gesicht nicht so weit von ihm entfernt und seine Hände wanderten über Gladios Rücken nach oben zu dessen Schultern, bis sie endlich die Wangen des Schilds erreichten. Die Bartstoppeln kratzten sanft über Noctis Finger und er hielt sich ein wenig daran auf, während er Gladio vorsichtig ins Gesicht sah. Gladio erwiderte den Blick ruhig und ebenso vorsichtig, während er innerlich den Atem anhielt. War das etwa Noctis Vorstoß? Empfand der andere noch immer etwas für ihn? Da Gladio sich nicht rührte, sondern nur abwartete, war Noctis unsicher, wie er weiter verfahren sollte. Aber das Drängen in ihm war so immens, dass er sich weiter zu Gladio beugte, bis der Größere seinen Atem auf den Lippen spüren musste. Endlich rührte sich Gladio, seine Arme drückten Noctis weiter an sich heran und fast berührten sich ihre Lippen... doch plötzlich hörte man Noctis Magen laut und vernehmlich knurren. Gladio brach augenblicklich in Gelächter aus, während der Jüngere tomatenrot wurde und vorbei war der gefühlsduselige Moment zwischen ihnen. „Bitte iss mich nicht“, lachte Gladio und abermals an diesem Abend tränten ihm die Augen vor Amüsement. Noctis knurrte nur, begab sich von dem Größeren herunter und wollte aufstehen, doch Gladio zog ihn wieder zu sich hin. Federleicht berührten die Lippen des Größeren Noctis rechte Schläfe und eine kleine Umarmung wurde ihm zuteil. „Wir haben noch die Nacht Zeit... lass uns erst einmal dafür sorgen, dass du vor Hunger nicht vom Stuhl fällst“, bemerkte Gladio sanft und Noctis stimmte ihm zu. Die beiden erhoben sich und verließen wenig später den Wohnwagen. Genau zu diesem Zeitpunkt war Ignis gerade mit dem Essen fertig, wobei Prompto ihn tatkräftig unterstützt hatte. In Ermangelung an Lebensmitteln gab es vor allem Fleisch, aber das war Noctis ganz recht so, schließlich hatte sich seine Abneigung gegen Gemüse nicht verändert. Es war fast wie in alten Zeiten, wie sie zusammen saßen, redeten und aßen, manchmal den einen oder anderen Scherz verlauten ließen. Es war fast, als gäbe es den morgigen Kampf nicht, aber es war ihnen allen bewusst, dass sie gerade eine Lüge lebten. Es war ihnen allen vollauf gewahr, dass der Kampf kommen würde und keiner von ihnen konnte und würde fliehen, das stand fest. „Wir sollten schlafen gehen. Morgen müssen wir fit sein“, sprach Ignis es schließlich aus und die ausgelassene Stimmung verflog augenblicklich. Ernst nickten sie einander zu und die Unruhe kehrte in Noctis zurück. Die Stunde nahte, in der er wie ein König handeln musste... und er fühlte sich definitiv noch nicht bereit dazu. Sein Blick glitt automatisch zu Gladio und dieser fasste unter dem Tisch nach seiner Hand, um sie kurz zu drücken. Noctis fühlte sich sofort besser, schließlich wusste Gladio ja, wie es in ihm aussah und das machte es definitiv leichter. Während Noctis wenig später voraus in den Wohnwagen ging, wandte sich Prompto an Gladio. „Gladio, du solltest mit Noct im Wohnwagen schlafen. Ich gehe nochmal zu Cidney um... mich zu verabschieden und so was“, sagte Prompto wenig überzeugend, aber Gladio nahm diese Finte gerne an, wenn er dadurch nur weiter bei Noctis sein konnte. Der künftige König brauchte ihn in diesen Stunden mehr als vorher und Gladio würde die ganze Zeit bis hin zum Kampf seine Hand halten, wenn es das war, was Noctis wollte. „In Ordnung. Du kannst auch gerne mein Zelt haben, wenn du noch zu etwas Schlaf kommen willst“, meinte Gladio und Prompto willigte ein. Gladio wollte also hinter Noctis her, doch Prompto hielt ihn auf. Während Ignis sich um das schmutzige Geschirr kümmerte und sich damit zurückzog, drückte Gladio Prompto erst einmal die breite und große Tasche mit seinem Zelt in die Hand. Im gleichen Zuge hielt Prompto ihm einen kleinen Beutel hin und Gladio musterte den Inhalt erst verwirrt, dann errötete er bis zu den Haarwurzeln. „Prompto, was soll-“ „Frag nicht, Gladio, nimm es einfach. Du willst unserem Noct doch nicht wehtun“, meinte Prompto grinsend. „Ich bereue, dich je danach gefragt zu haben...“ „Stimmt, du hättest auch einfach mal ein Handy in die Hand nehmen können“, lachte Prompto, während Gladio den kleinen Beutel in seine hintere Hosentasche stopfte. „Es ist nicht mal gesagt, dass überhaupt etwas in die Richtung passieren wird“, merkte Gladio kopfschüttelnd an und Promptos Mundwinkel erhoben sich erneut erheitert. „Vielleicht nicht, Gladio. Aber denk daran, wie es sich angefühlt hat, als Noctis für zehn Jahre verschwunden war. Es liegt natürlich bei dir, was du tust oder was ihr beide tut... aber ihr solltet ehrlich zueinander sein und dafür sorgen, dass keiner von euch etwas bereut.“ Gladio schaute Prompto an, wollte etwas Gegenteiliges sagen... doch er stellte fest, dass Prompto sehr wohl Recht hatte. Der Blonde klopfte dem Größeren noch zwei Mal kräftig auf eine der mächtigen Schultern und ging dann zu Ignis, um diesem zu helfen. Gladio musste sich erst einmal sammeln, ehe er sich zu Noctis wagte, ohne, dass seine Gedanken allzu verrückt spielten. Er ging langsam zum Wohnwagen, erklomm die schmale, kleine Treppe und blieb erneut stehen. Er atmete tief durch und öffnete die Tür, um ins Innere zu treten, wo er Noctis sah, der gerade geistesabwesend vor dem Tisch stand und seine Finger über die königliche Kampfuniform gleiten ließ. Die Wohnwagentür fiel geräuschvoll hinter Gladio zu und sowohl er als auch Noctis fuhr zusammen. „Mann Prompto, was-?!“, fuhr Noctis zu ihm herum, doch dann erkannte er seinen Irrtum. „Gladio? Was... was tust du hier?“ Die Wangen des Kleineren röteten sich sofort und Gladio rieb sich ebenso peinlich berührt den Nacken. „Prompto meinte, ich... ich könne heute seinen Schlafplatz haben“, meinte er zuerst, doch er revidierte diese Antwort etwas, weil sie nur der halben Wahrheit entsprach. Es stimmte, es war Promptos Angebot gewesen, aber es war ebenso Gladios Wunsch gewesen und er wollte die wenigen Stunden vor dem Kampf noch mit Noctis nutzen. Der andere hatte ihn vorhin im Wohnwagen schon küssen wollen und Gladio hoffte, dass diese Absicht noch immer vorhanden war. „Es kam mir gelegen, denn ich wollte auch noch Zeit mit dir allein verbringen“, gestand er und kam näher. Noctis ließ Gladio nicht aus den Augen, sein Herz klopfte bereits schneller und das Verlangen, dem anderen erneut nahe zu kommen wie vorher, wurde groß wie ein Luftballon, dem man gerade Luft zuführte. Er gab Gladio keine Antwort, aus Angst, zu viel von seinen Gefühlen und Gedanken preiszugeben. Gladio blieb kurz vor ihm stehen, denn er wollte ihn zwar nicht einschüchtern, aber dennoch eine Wirkung auf Noctis erzielen. Er sah die Augen, die ihn verzehrend anschauten, den angespannten Körper und das Hadern, welches in Noctis stattfand. Er konnte es so genau sehen, weil er ihn schon ewig und in- und auswendig kannte und genau deswegen wusste er, dass er um das kämpfen musste, was er wollte. Wenn sie die Dinge zwischen sich wieder ungeklärt ließen, würde Gladio das bereuen, also überwand er sein Schamgefühl und alles, was zwischen ihnen stand, um die Wahrheit laut auszusprechen. „Ich liebe dich, Noct.“ Die Worte ließen Noctis zusammenzucken, sein Blick wurde einen verlangend und zum anderen durchzogen von Schmerz. Gladio wiederholte seines Liebesbekundung nochmals und es wurde Noctis zu viel. Er wandte sich von dem Größeren ab, als könne er es nicht ertragen, den Schild auch nur anzuschauen. „Ich weiß, ich habe dich mehr als nur einmal enttäuscht... ich habe dich im Stich gelassen, als du mich am meisten brauchtest... ich habe dich verletzt, allein gelassen und war nicht genügend für dich da. Ich habe schon damals gesagt, dass ich dich liebe, aber das damals war Nichts. Nicht im Angesicht dessen, was ich jetzt für dich fühle, Noct. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers... ich gehöre voll und ganz dir“, sagte Gladio offen und ehrlich. Er atmete tief durch, spürte die Sicherheit in seinen Gefühlen, war sich der Gewissheit vollkommen bewusst. „Ich muss dir das jetzt einfach nochmal klar und deutlich sagen, sonst bereue ich es wieder. Keiner von uns kann wissen, was morgen sein wird und ich will einfach nur, dass du weißt, was ich für dich empfinde.“ Noch immer stand Noctis mit dem Rücken zu Gladio, doch er hörte atemlos dem zu, was der andere von sich gab. Und noch immer war sein ältester Freund nicht fertig mit dem, was er sagen wollte. „Ich weiß, es ist viel auf einmal, nachdem du jetzt erst aus dem Kristall entkommen konntest und hierher gelangt bist... aber ich musste es dir einfach nochmal ganz deutlich sagen... Und wenn du auch nur den Hauch dessen für mich empfindest, was ich für dich empfinde, dann rede jetzt bitte auch mit mir“, bat Gladio und seine Stimme wurde immer leiser, jedoch auch eindringlicher. Dann sagte er nichts mehr und alles in Noctis drängte ihn, sich umzudrehen und Gladio auch all seine Gefühle zu gestehen. Doch die Angst saß tief, denn er hatte bereits so viel verloren und wenn er offen sagte, dass auch er Gladio liebte, war es fast schon besiegelt, dass der andere ihm ebenfalls genommen werden würde. Noctis Hand verkrampfte sich um die Tischplatte und er biss sich auf die Unterlippe, während er innerlich mit sich kämpfte. Einerseits hatte er diese panische Angst, dass er Gladio mit seinen Gefühlen nicht in Gefahr bringen durfte und zum anderen wollte er ein letztes Mal egoistisch sein, ehe er morgen sein Leben für das Wohl aller riskieren würde. Er wollte Gladio... er liebte ihn... und er wollte ihm voll und ganz gehören und all diese kleinen Wahrheiten wollten aus ihm heraus. Gladios Schritte entfernten sich plötzlich von ihm und Noctis Herz krampfte sich zusammen. Er fuhr herum und sah, dass Gladio schon fast an der Tür angelangt war, seine Hand war bereits nach der alten, fleckigen Klinke ausgestreckt. Noctis setzte ihm nach und bevor Gladio die Tür öffnen konnte, wurde er von dem Kleineren zurückgezogen. Noctis Hände klammerten sich in den Stoff seines dünnen Pullovers und ließen nicht mehr los. Gladio blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und wartete atemlos darauf, dass der andere nun vielleicht doch bereit dazu war, seine Gefühle ebenfalls mit ihm zu teilen. „Ich... habe nicht nur Angst vor dem Kampf morgen, weil ich nicht weiß, was mit mir geschehen wird. Ich habe auch Angst, weil ich nicht weiß, was mit den anderen geschehen wird und mit dir, wenn ich versage. Bisher habe ich doch nur versagt, oder? Ich bekomme es gerade so hin, mich selbst zu retten, aber immer, wenn es um andere geht, versage ich...“ Gladio wollte widersprechen, doch Noctis redete schon weiter. „Ich will morgen nicht versagen, Gladio. Ich will Ardyn zeigen, dass man Insomnia und die Menschen darin nicht wie Dreck behandelt... ich will mir beweisen, dass ich nicht nutzlos bin und ich will es auch dir und jedem anderen beweisen, dass es nicht zwecklos war, dass ihr den Kopf alle für mich hingehalten habt.“ Noctis nahm einen gepeinigten Atemzug und seine Hände verkrampften sich noch weiter um den Stoff zwischen seinen Fingern. „Und ich will... ich will dich. Ich liebe dich so sehr, dass diese Angst, dich zu verlieren, mich auffrisst und mich nicht atmen lässt. Ich habe mich schon vor langer Zeit für dich entschieden und das hat sich nicht verändert, Gladio.“ Abermals folgte ein geräuschvoller Atemzug und wieder folgten noch mehr Worte. „Ich liebe dich, Gladio. Ich liebe dich so sehr... ich kann nicht mehr ohne dich leben, verstehst du, was das heißt?“ Gladio drehte sich um und er tat es so plötzlich, dass Noctis der Stoff seines Pullovers aus den Händen gerissen wurde. Getrieben von seinen Gefühlen zog Gladio ihn an sich und nichts hinderte ihn daran, den Jüngeren jetzt zu küssen. Ihre Lippen prallten förmlich aufeinander, aber angesichts ihrer heftigen Gefühle füreinander war das nur gerechtfertigt. Noctis erwiderte den Kuss mit der gleichen Heftigkeit wie der Größere und ein Erschaudern durchlief seinen Körper, als Gladio die Arme um ihn legte und ihn sanft aber bestimmt nach hinten schob. Die schwache Innenbeleuchtung wies ihnen den Weg um Hindernissen aus dem Weg zu gehen und auch wenn Noctis nur wenig darauf achtete, wusste er, dass Gladio den Schlafbereich ansteuerte. Unruhe überkam ihn, aber nicht, weil er nicht wollte, was dort möglicherweise geschehen konnte, sondern, weil er es einfach nicht erwarten konnte. Es kam ihm vollauf richtig vor, wie der logische nächste Schritt, dass sie sich einander hingeben würden und so zog Noctis Gladio die letzten Meter, bis seine Unterschenkel gegen das niedrige Bett stießen. Ihr Kuss endete, hastig wurde nach Luft geschnappt und im Halbschatten begegneten sich zwei Augenpaare, die einander nicht loslassen konnten. Sie ließen sich ein paar Augenblicke Zeit, um Atem zu schöpfen, dann näherten sie sich erneut zu einem weiteren hitzigen Kuss, der noch viel mehr versprach. Gladio drückte Noctis an sich, welcher leise in den Kuss stöhnte. Der Größere konnte es nicht lassen und tauchte mit seiner Zunge in den anderen Mund ein, was den Kuss nur noch heißer machte. Noctis Hände verkrampften sich in den Pulloverstoff und er spürte Gladios Hitze durch den Stoff hindurch. Durch die Umarmung war der Größere nahezu überall um ihn herum und Noctis wurde ganz schwach zumute, so dass er recht froh war, dass Gladio ihn an sich gedrückt hielt. Noctis Hände glitten nach unten zum Saum des Pullovers und seine Hände glitten darunter. Er berührte kurz darauf Gladios Bauch, der unter seiner Berührung kurz zusammenzuckte, weiterhin vertiefte der Größere den Kuss noch mehr, als ob er nur so seine ganzen Gefühle ertragen konnte. Noctis fühlte sich ermutigt, da Gladio ihn nicht aufhielt und so nahm er den Stoff zwischen seine Hände und führte den Pullover nach oben. Seine Finger berührten Gladios nackte, erhitzte Haut und der andere stöhnte leise in den Kuss, den Noctis wenig später abbrach. Gladios Augen öffneten sich, seine bernsteinfarbenen Augen wirkten intensiv und wild. Noctis gefiel dieser Anblick und so hielt er Abstand, um Gladio einfach nur anzusehen. Angenehmes Schweigen lag zwischen ihnen, ab und zu drangen Geräusche außerhalb des Wohnwagens an ihre Ohren, aber es störte sie keinesfalls. Noctis führte den Stoff weiter nach oben und langsam hob Gladio die Arme, damit der Pullover von ihm weichen konnte. Das Stück Stoff landete auf dem Boden und es wurde ihm keinerlei Beachtung geschenkt, denn wieder verhakten sich die Blicke der beiden Anwesenden ineinander, nicht bereit, wieder loszulassen. Das Bett nahm den gesamten Raum ein, es war nicht viel Platz, aber den brauchten sie auch nicht. Sanft schob Gladio Noctis weiter, doch dieser tauchte unter seinem Arm hinweg und ehe Gladio reagieren konnte, befanden sie sich in getauschten Rollen. Die Bettkante berührte nun die Unterschenkel des Schildes und Noctis stand halb in der Tür und lächelte breit. „Du siehst müde aus, Gladio. Leg dich doch hin“, meinte er und damit legte er eine Hand auf Gladios Brust und schob. Natürlich bewegte sich der Größere nicht, hatte er doch mehr entgegenzusetzen. „Nur, wenn du mitkommst“, raunte er leise und hielt Noctis Hand mit seiner fest. Wieder ließen sie einander nicht aus den Augen und keiner rührte sich, bis Noctis endlich nickte. Damit setzte sich Gladio auf das niedrige Bett und während er das tat, zog er Noctis mit sich, der damit automatisch auf seinem Schoß zum Sitzen kam. Noch immer hielt Gladio Noctis Hand fest in seiner und streichelte nun mit seinen Fingern die des Jüngeren. „Ich wünsche mir das hier mehr als alles andere, weil morgen vielleicht alles zu Ende ist... aber wenn du das nicht willst, dann reicht ein Wort von dir und ich-“ Noctis seufzte und unterbrach Gladio damit. „Wenn ich das hier nicht wollen würde, hätte ich dich gehen lassen“, meinte er, dann beugte er sich nach vorne und küsste den Schild von sich aus. Gladio vergaß alles, was er hatte sagen wollen und Noctis war das ganz recht so. Er beugte sich nach vorne, so dass Gladio seine Hand losließ und er sich nun abstützen konnte. Gladios Hände glitten unter das alberne Chocobo-T-Shirt und berührten nun ebenfalls die nackte Haut von Noctis, dem daraufhin der Atem stockte. Er unterbrach den Kuss und scheuchte dann Gladios Hände von sich, weil ihm das einfach zu gut gefiel. Aber es ging noch nicht, zuerst würde Gladio dran sein, sich fallen zu lassen und das würde Noctis ohne Frage durchsetzen. „Erst bin ich dran“, wisperte er an Gladios Lippen und der andere nickte nach einem nur kleinen Zögern. Vorsichtshalber schob Noctis Gladios Hände außer Reichweite über dessen Kopf, dann lehnte er sich auf dem Schoß des Größeren zurück. Er legte seine eigenen Hände an das Gesicht des Größeren und strich zart über die waagerechte Narbe an der Stirn, die sich der andere gegen Gilgamesh zugezogen hatte. Weiter strich er über die andere und noch ältere Narbe, die sich ebenfalls von der Stirn, aber dieses Mal senkrecht, durch die Augenbraue und durch die Wange furchte. Sachte strich Noctis darüber und Gladio schloss entspannt die Augen, während Noctis Hände über die Bartstoppeln an seinem Kinn glitten und gemächlich weiter auf Tour gingen. Noctis bewunderte sämtliche Narben an Gladios Oberkörper, die er finden konnte und jede Einzelne bekam seine volle Aufmerksamkeit. Manche waren durch alte und neue schwarze Tattoos verdeckt, aber er konnte sie fühlen, wenn er nur aufmerksam jede Erhebung auf Gladios Haut untersuchte. „So viele Narben hast du dir für mich eingefangen“, sagte er leise und Gladios Augen flogen auf, weil Noctis sich bedauernd anhörte. „Das habe ich gern getan. Ich bin dein Schild und jede Narbe sagt aus, dass ich dich geschützt habe. Jede Narbe ist also eine Erfolgsgeschichte“, lächelte er und endlich lächelte auch Noctis wieder. „So habe ich das noch gar nicht gesehen... trotzdem wäre es mir lieber, wenn du deine Funktion als SCHILD nicht allzu wörtlich nehmen würdest.“ Die beiden lachten aufgrund dieser Aussage und Noctis strich weiter federleicht über eine weitere Narbe an Gladios Bauch, die auf der rechten Seite von Gladios Körper in den Hosenbund verschwand. Noctis spürte ihr nach und der Größere stöhnte leise, als Noctis Hand plötzlich an seiner Hüfte zu spüren war. „Noch ein paar Zentimeter weiter links und es wird gefährlich“, warnte der Größere belustigt, doch sein Lächeln verging ihm, als Noctis seine Hand wieder zurückzog und sie zusammen mit seiner anderen an seine Hose legte. Gladio schluckte hörbar, als sein Gürtel klappernd geöffnet wurde und er verfolgte ebenso atemlos, wie Noctis seine Hose öffnete. „Noct...“, sagte Gladio leise, doch Noctis schüttelte den Kopf und ließ seine Hände weiter nach unten gleiten. Wie schon einmal vor ewigen Jahren, damals auf dem Schiff, schob Noctis störenden Stoff nach unten und entblößte immer mehr von Gladios Haut. Immer mehr fiel die Rolle des Schildes einfach von Gladio ab und übrig blieb einfach nur Gladio, der Mann, den Noctis über alles liebte. „Sag nicht, du schämst dich“, bemerkte Noctis, als Gladio nackt vor ihm lag und das Gesicht von ihm abwandte. „Es ist einfach etwas anderes, das mit dir zu tun, Noct“, sagte Gladio und Noctis wusste genau, was der andere damit meinte. „Meinst du dieses nervöse Flattern in der Brust? Oder die zittrigen Finger?“, erkundigte er sich trotzdem, ehe er eine von Gladios Händen ergriff, um sie an seine Brust zu legen, wo sein Herz unruhig vor sich hin pochte. Weiterhin zeigte er dem Größeren seine andere Hand, welche wirklich zitterte und Gladio war froh, dass sie beide das Gleiche empfanden. „Ganz genau“, meinte er rau, auch, wenn er es nicht abstreiten konnte, dass ihm dieser Nervenkitzel natürlich auch gefiel. „Meinst du, es wird noch schlimmer?“, fragte Noctis und näherte sich dem anderen erneut für einen Kuss. „Sicherlich“, meinte Gladio dazu und fing die Lippen seines Geliebten mit seinen ein. Gladio beugte sich dazu etwas nach oben, was dafür sorgte, dass sich seine Bauchmuskeln anspannten und Noctis ließ es sich nicht nehmen, mit den Händen darüber zu streicheln. Pure Stärke erwartete ihn unter weicher Haut und wieder und wieder erkundete er jede Erhebung dieser Stelle, bis Gladio den Kuss leise stöhnend abbrach. „Verdammt, Noct...“, sagte er leise und seine Stimme klang belegt, was Noctis sehr freute. Zu gerne wollte er Gladio noch mehr aus der Fassung bringen, aber er wusste nicht, ob es nicht vielleicht schon zu viel war. Die eindrucksvolle Erregung des anderen stand senkrecht nach oben ab und auch ohne dass er sie berührte, wusste Noctis, dass sie steinhart war. Seine Finger glitten flink dorthin und umschlossen die Härte, die unter ebenfalls weicher Haut verborgen war. Gladio kippte mit einem überforderten Laut zurück aufs Bett und Noctis sah zu, wie die Lust sich auf dem Gesicht des Größeren abzeichnete. Davon wollte er definitiv mehr sehen, also bewegte er seine Hand. Gladios ganzer Körper erzitterte, seine Hüfte bewegte sich, als wolle sie in Noctis Hand stoßen, doch im letzten Moment schien der Schild sich zurückzuhalten. Aber der Jüngere wollte diese Zurückhaltung nicht, also drückte er stärker zu und bewegte die Hand erneut an der Erregung des Größeren. Gladio sah zu Noctis hoch, sein Atem entwich ihm geräuschvoll und er wusste, dass die Sache bald gelaufen sein würde, wenn er das hier weiter zuließ. All die Jahre hatte er ohne jegliche Berührung gelebt, hatte sich nur in seinen Träumen vorgestellt, wie es hätte sein können... und jetzt geschah es wirklich und er hatte dem nichts entgegenzusetzen. „Noct... Noct...“, wisperte er nur rau und er versuchte, die Augen offen zu behalten, um nur ja nichts zu verpassen. Es war ein sehr anregendes Bild, wie Noctis auf seinen Schenkeln saß und ihn ohne Scheu berührte. In seinen Augen stand ebenfalls Erregung, ihm gefiel es offensichtlich die Oberhand zu haben und so konnte Gladio einfach nicht Nein sagen. Noctis schaute ihm direkt ins Gesicht und obwohl Gladio das ein wenig unangenehm war, konnte er sich nun noch weniger zurückhalten, als Noctis ihn mit schnelleren und härteren Bewegungen berührte. Gladio bewegte also seine Hüfte, passte sich dem heftigen Rhythmus an, den er instinktiv auch brauchte und sein gesamter Körper begann in freudiger Erwartung zu zittern. Seine Atmung wurde geräuschvoller, vermischte sich mit leisem Stöhnen und kurz bevor er völlig den Verstand verlor, warf er sich mit ihm herum, so dass der andere nun unter ihm lag. Er sah Noctis genau ins Gesicht, ehe seine Gefühle völlig übernahmen und er die Hand des anderen förmlich überschwemmte. In Noctis kochte quasi alles über, während er zusah, wie Gladio den Kampf gegen sich selbst verlor. Der andere wirkte sowohl befreit also auch tief gefangen in seinem Begehren, während sein gesamter Körper sich anspannte. Noctis spürte die warme und feuchte Verbindung, die seine Hand und sein Shirt abbekamen, aber es störte ihn nicht, weil er viel zu vertieft in den Anblick seines Geliebten war. Die Anspannung verflog zu einem ekstatischen Zittern und ein raues Aufkeuchen Gladios drang an Noctis Ohren. Mehr als alles andere wünschte sich der Jüngere, dem anderen folgen zu können, um mit ihm die Bandbreite an Gefühlen mitzuerleben. Doch vorher streckte Noctis die Arme aus, zog Gladio an sich, damit dieser sich an seiner Brust ausruhen konnte und der andere nahm dieses Angebot nur zu gerne an. Ergänzt wurde das Ganze dadurch, dass Noctis durch Gladios Haare strich und der Größere knurrte genießend, was Noctis wiederum amüsierte. „Lachst du mich aus?“, wollte Gladio wissen und er räusperte sich mehrmals, damit seine Stimme nicht allzu heiser klang. „Ach, ist der Schild etwa etwas angekratzt?“, witzelte Noctis und lachte, was Gladio sofort zum Gegenangriff verleitete. „Na warte“, sagte er und begann, den Kleineren zu kitzeln, der daraufhin in heiteres Lachen ausbrach. Trotz seiner Bekundungen, sich nie wieder über den Schild lustig zu machen, hörte Gladio nicht eher damit auf, den anderen zu kitzeln, bis Noctis die Tränen in den Augenwinkeln standen und sich sein Lachen zu einem Kichern gewandelt hatte. „Gibst du nun auf?“, fragte er amüsiert, während Noctis immer noch kichernd nach Atem rang. „Ja, ich gebe auf, oh mächtigster Schild aller Schilde“, sagte Noctis, aber der Schalk blitzte noch immer in seinen Augen. Gladio seufzte. „Was soll ich nur mit dir machen, damit du mich ernst nimmst, hm?“ Noctis lächelte und küsste seinen Geliebten auf die Nasenspitze. „Das tue ich bereits, glaub mir.“ „Indianerehrenwort?“, fragte Gladio zweifelnd. „Indianerehrenwort“, bestätigte es Noctis und Gladio seufzte, als wäre er nicht ganz überzeugt. Doch dann lächelte er und küsste Noctis erneut, weil er einfach nicht länger ohne ihn sein wollte. Das Amüsement entschwand wieder dahin, wo es hergekommen war und dieses Mal war es Gladio, der an Noctis Sachen zog. Ihr Kuss uferte aus und sorgte auf beiden Seiten für Erregung und Atemlosigkeit, während sie sich wenig später völlig nackt aneinander schmiegten. „Gladio“, hauchte Noctis irgendwann an den Lippen des Älteren und sofort endete der Kuss. Der Dunkelhaarige strich über das Gesicht des Größeren und er lächelte aufgrund Gladios aufmerksamen Gesichtsausdruckes. Wie immer achtete der andere auf ihn und war aufmerksam und das rührte Noctis sehr. Er küsste ihn auf den rechten Mundwinkel und rieb anschließend seine Stirn an der des anderen. „Ich will dich... ich will dich sehr“, murmelte er und er hoffte, dass Gladio wusste, was er damit meinte. Aber da sie sich nun schon minutenlang nackt in den Armen lagen, war es wohl klar, worauf das abzielte und Gladio nickte daher. „Ich will dich auch“, gestand er und er löste sich kurz von Noctis um den kleinen Stoffbeutel aus der Gesäßtasche seiner Hose zu ziehen. Er kippte den Inhalt in seine große Hand und hielt diesen dann vor Noctis Gesicht, der erst eine Tube und dann eine Schachtel inspizierte. Als er verstand, was er da vor sich hatte, lief er rot an und er schaute Gladio perplex an. „Wie lange bewahrst du das jetzt schon auf...?“, wollte er wissen und Gladio rieb sich verlegen den Nacken. „Ehrlich gesagt, habe nicht ich das aufbewahrt... Prompto hat mir geholfen“, gestand er und Noctis fielen bald die Augen aus dem Kopf. „D- du willst sagen, Prompto weiß, was zwischen uns ist?“ Gladio nickte und errötete tief. „Ignis weiß es auch...“, gestand er weiter und Noctis wollte am liebsten im Erdboden versinken. „A- aber wie... wieso?“, stammelte er und Gladio seufzte. „Sagen wir, wir waren nicht gerade vorsichtig.“ Damit holte er nun auch noch das Foto aus seiner anderen Gesäßtasche, welches sie beide an Deck des Schiffs zeigte, mit welchem sie damals nach Altissia gefahren waren und an dessen Deck sie erste tiefgehende Annäherungsversuche gestartet hatten. Noctis strich über das Foto und er wirkte beinahe andächtig dabei. „So lange wissen sie es schon...?“, fragte er leise und Gladio bestätigte es. „Ich weiß es auch erst seit heute... aber was ich schon immer wusste, war, dass wir die besten Freunde der Welt haben“, meinte er anschließend und besah sich ebenfalls das Foto, auf welchem sich Noctis an ihn kuschelte, als würde er in ihm jene Zuflucht sehen, die er schon immer gesucht hatte. „Da hast du Recht“, meinte Noctis und lehnte sich an Gladios Brust. Sie saßen nun aufrecht in den Kissen und wieder hatte es sich Noctis auf Gladios Schoß bequem gemacht. An diesem Ort konnte er Gladio voll und ganz spüren und sein Herz flatterte noch aufgeregter als vorher in seiner Brust. Er legte das Foto auf den kleinen, schmalen Schrank direkt neben dem Bett am verhangenen Fenster und wandte sich dann wieder der Schachtel und der Tube zu. „Ich bin soweit“, hauchte er leise und Gladio küsste ihn sanft in die Halsbeuge, ehe er seine Arme um ihn legte. Er begann, Noctis zu streicheln und bald lag der Jüngere auf dem Bett und begab sich vertrauensvoll ins Gladios Hände und Zärtlichkeiten, die ihn auf den finalen Schritt vorbereiten sollten. Es war merkwürdig, Gladios Finger erst an einer derart intimen Stelle zu spüren, über die er sonst nie so intensiv nachgedacht hatte, aber gleichzeitig sehnte sich alles in Noctis, diesen Schritt zu gehen und mit Gladio zu verschmelzen. Er vertraute Gladio völlig, der ihn ganz sanft vorbereitete und immer wieder den sämigen Inhalt der Tube verwendete, um es Noctis einfacher zu machen. Der kühle Inhalt ließ Noctis immer ein wenig zusammenzucken, aber nachdem sich das Ganze durch seine Körperwärme angewärmt hatte, war es sogar recht angenehm. Es fühlte sich fast so an, als würde Gladio ihn massieren, nur, dass er sich vor allem auf eine Stelle konzentrierte, an die man sonst nicht so dachte. Gladio schaffte es schließlich, einen Finger in Noctis einzuführen und der Jüngere zuckte zusammen. Einerseits tat es weh, zum anderen war es begleitet durch ein lustvolles Ziehen im Unterleib, dass ihn von jetzt auf gleich hart machte. Gladio berührte ihn, verschaffte sich nach und nach mehr Zugang und Noctis keuchte leise, weil er sich ausgefüllt fühlte. Es war ein komisches Gefühl, aber noch dazu heizte es seine Erregung mehr und mehr an, bis er kaum noch wusste, wohin mit sich. Gladio ging geduldig mit Noctis um, schob den Finger aus ihn heraus und dann wieder hinein, bis er ihn soweit hatte, dass er einen zweiten Finger ertragen konnte. Noctis stöhnte erstickt auf, als Gladios zweiter Finger sich Einlass verschaffte und seine Finger und Zehen krümmten sich immer wieder leicht, weil er einfach nicht stillhalten konnte. Gladios Finger entglitten seinem Inneren, um noch mehr Gel aufzunehmen und als Gladios Finger frisch eingeölt zurückkehrten und ein dritter Finger sich Zugang verschaffen wollte, schaffte es Noctis nicht mehr. Er hob seine Hüften an, spreizte die Beine und als der dritte Finger ihn innerlich streichelte, überkam es ihn heftig, dass er seinen Aufschrei dämpfen musste, indem er sich auf die Unterlippe biss. Zitternd glaubte er, alles vermasselt zu haben, doch Gladio beugte sich einfach über ihn und küsste ihn sanft, ehe er mit der ganzen Prozedur von vorne begann und Noctis erneut reizte. Das zweite Mal hielt Noctis der Versuchung stand und endlich zog Gladio ein Kondom über seine Härte und setzte dazu an, mit seiner Erregung in seinem Inneren zu versinken. Das Ganze geschah so quälend langsam, dass Noctis beinahe ein weiteres Mal gekommen wäre und nur all seiner Willenskraft war es zu verdanken, dass er durchhielt, während Gladio sich Zentimeter für Zentimeter in ihn schob. „Gladio“, hauchte Noctis rau und er streckte seine Hände nach dem anderen aus. Dieser rutschte näher, wodurch er noch tiefer im Körper des Kleineren versank und Noctis begrüßte es mit einem leisen Stöhnen, ehe er den Größeren umarmen konnte. Gladio schob seine Arme ebenfalls unter Noctis Körper und sie hielten einander solange, bis der Schild sich einfach bewegen musste. Noctis schrie leise auf, viel zu intensiv war das Gefühl, dass in seiner Körpermitte nur darauf wartete, erkundet zu werden und Gladios Bewegung mutierte zum Rhythmus, der alles andere unwichtig erscheinen ließ. Das Bett quietschte leise unter ihnen, fügte ein weiteres Geräusch zu ihren geräuschvollen Atemzügen und heiseren Liebesbekundungen hinzu, während sie sich aneinander klammerten, als würde ihr Überleben davon abhängen. Gladios Gewicht presste Noctis in die Bettwäsche, die Bewegungen des Schildes sorgten unablässig dafür, dass der Dunkelhaarige glaubte, bald Sterne zu sehen, wenn das so weiterging. Seine Stimme wurde noch heiserer, während er immer wieder den Namen des Größeren von sich gab, nur um letztlich völlig zu versagen und einem gutturalem Stöhnen Platz zu machen, welches aus dem tiefsten Inneren seines Selbst zu stammen schien. Sein Unterleib zog sich zusammen, sein Körper zitterte und zuckte und Noctis verlor nochmals den Boden unter den Füßen, wodurch er Gladio mit sich riss. Gladios Umarmung wurde enger, weil sich dessen Muskeln straff anspannten und erneut fühlte Noctis sich sicher und geborgen wie damals auf dem Schiff, als er in den Armen des anderen aufgewacht war. Zitternd und tief befriedigt schloss er die Augen und schmiegte sich in Gladios schweißnasse Halsbeuge, während der andere ihn weiterhin besitzergreifend an sich drückte und in dieser Nacht nicht mehr loslassen wollte. Beiden war das recht, schließlich würde der Morgen nur allzu bald kommen... Ein weiteres Mal verkündete nicht die Sonne den Morgen, sondern ein eigens gestellter Handywecker. Prompto hatte kaum geschlafen und doch war er hellwach, ausgeruht und bereit, sich diesem Kampf zu stellen. Wie selbstverständlich begann er seine Morgenroutine und Ignis gesellte sich bald darauf zu ihm. Stumm nickten sie sich lächelnd zu, doch das Lächeln wich einer angespannten Ernsthaftigkeit. Heute war es soweit, heute würde sich alles entscheiden und einfach alles würde sich ändern oder genauso bleiben, wie es war. Prompto beendete seine Morgenroutine zur gleichen Zeit wie Ignis und ohne, dass sie Worte wechselten, griffen sie zu ihrer Kleidung, die Ignis noch am Abend zuvor für sie bereitgelegt hatte. Es waren die königlichen Kampfuniformen, geschmückt mit den offiziellen Wappen der Königsgarde und sie waren mehr als angemessen für den heutigen Tag. Prompto und Ignis verließen Gladios Zelt, welches sie sich dieses Mal geteilt hatten und gerade, als sie die Plane hinter sich ließen, ging die Tür des Wohnwagens geräuschvoll auf. Noctis bildete die Vorhut, dicht gefolgt von Gladio und Prompto blieb der Atem kurz weg, als er die königlichen Kampfuniformen auch an den beiden bemerkte. Die größte Überraschung war dabei Noctis, denn seine Aura schien sich über Nacht um einiges gewandelt zu haben. Er strahlte Erhabenheit, Stärke und Willenskraft aus, die Aura eines wahren Königs eben und wie auch Ignis ging Prompto im gleichen Moment in die Knie, als Noctis Blick sie beide streifte. Noctis kam näher, sein Blick maß sie beide mit dem allergrößten Vertrauen und Prompto war wieder einmal stolz, seinen besten Freund auf dieser Reise begleiten zu dürfen. „Was soll der Quatsch...? Steht auf“, forderte er leicht amüsiert und Prompto und Ignis folgten der Aufforderung. Sie wollten gerade den normalen Tagesablauf angehen, also der Dunkelhaarige sie an den Schultern aufhielt. „Seid ihr bereit, mir ein letztes Mal zu folgen?“, fragte er leise und Prompto zuckte zusammen und Ignis erging es nicht anders. Ihn „ein letztes Mal“ aussprechen zu hören, war schmerzhaft, weil sie alle nicht wollten, dass ihre gemeinsame Reise ein Ende fand. Aber sie mussten sich damit anfreunden, das war ihnen allen bewusst. „Was für eine Frage, Noct. Weißt du die Antwort nicht schon längst?“, fragte Prompto und Ignis stimmte ihm zu. Noctis lächelte, dann drückte er beide an sich und schloss demütig die Augen. „Ich danke euch. Danke, dass ihr bei mir seid“, sagte er leise und als er das sagte, rückte auch Gladio auf und forcierte damit eine Umarmung aller. „Keine Ursache“, ließ er sich vernehmen und sie lachten alle. Anschließend richteten sich ihre Blicke ernst auf das Leuchten in der Ferne, welches Insomnia markierte. Das war ihr Ziel und ihr Schicksal und sie würden alles tun, um sich ihre Heimat zurück zu erobern. „Also Noct... wie lautet dein erster Befehl als König von Insomnia?“, wollte Prompto wissen und sowohl sein als auch die Blicke der anderen richteten sich auf Noctis. Dessen Blick wurde noch entschlossener, seine Aura entsprach noch mehr der eines Königs und er schien zu allem bereit, ehe er sich an sie alle wandte. „Holen wir uns unsere Heimat zurück.“ Damit setzte er sich in Bewegung und sie folgten ihm alle, so wie sie ihm schon immer gefolgt waren – ihrem wahren König von Insomnia, König Noctis Lucis Caelum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)