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Der Schmerz, vor dem ich dich nicht bewahren kann

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Pairing lässt mich nicht los, ich hab schon Tagträume davon, was in der FF als Nächstes passieren könnte, also hier mal ein langes Kapitel für euch xD Komplett anzeigen

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Wiedersehen

Noctis starrte auf den leeren Platz neben sich im Regalia und konnte nicht fassen, dass Gladio nun schon vier Tage lang weg war. Es war ungewohnt, dass der andere nicht neben ihm las, schlief oder sich einfach nur streckte und sich beschwerte, dass sie schon viel zu lange im Auto saßen. Obwohl Prompto die Stille wie immer gut füllte und auch Ignis so wie immer war, fehlte ein entscheidender Teil in Noctis Welt und das war der große, verlässliche Berg von einem Mann, der sonst immer neben ihm saß und aufpassen musste, dass er Noctis nicht mit seinen viel zu langen Gliedmaßen behinderte. Schon Kleinigkeiten erinnerten den Prinzen an seinen Weggefährten und er musste sich sehr zusammenreißen, um sich seine Verstimmung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

Noctis erhob sich und kletterte auf die Sitzlehne seines Platzes. Der Wind fegte durch sein Haar, ließ die Strähnen flattern und er überließ sich diesem freiheitlichen Gefühl. So war die Aussicht gar nicht mal so übel und er genoss es, wie sie an ihm vorbeizog. Er fragte sich mit einem Blick in die Ferne, wo Gladio wohl jetzt war, denn der andere hatte dies niemandem verraten und auch Cor hatte kein Wort verloren, als sie sich voneinander verabschiedet hatten. Noctis machte sich also wahrscheinlich zu Recht Sorgen, aber er getraute sich nicht, mit Prompto und Ignis darüber zu reden. Also musste er auch da allein durch, denn Luna war meilenweit weg und konnte ihm nicht da durch helfen. Er hatte sie zwar darüber informiert, dass Gladio sie für eine Weile verlassen hatte und dass er sich Sorgen machte, aber er wusste schon jetzt, wie sie reagieren würde. Sie würde ihm in ihrer sanften Art sagen, dass alles gut werden würde und Gladio auf sich aufpassen konnte, doch das schmälerte Noctis Sorgen nicht. Er hätte sich lieber mit eigenen Augen davon überzeugt, dass es seinem Freund gut ging und anscheinend hatte Gladio das vorausgeahnt. Genau deshalb hatte er nicht verraten, wohin er ging und Noctis wurde halb verrückt deswegen.

//Ich darf nicht mehr daran denken. Bestimmt geht es ihm gut und ich mache mich umsonst irre wegen ihm. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst//, dachte er entschlossen und versuchte sich abzulenken.

Er wandte sich an Ignis und Prompto, während er weiterhin den Wind in seiner erhöhten Position genoss.

„Wo fahren wir eigentlich hin?“

„Nach Lestallum. Iris hat uns um Hilfe gebeten“, sagte Ignis und Noctis wusste nicht, ob es ein makabrer Scherz des Schicksals sein sollte.

Iris war Gladios Schwester und bestimmt wusste sie nicht einmal, dass Gladio – oder „Gladi“, wie sie ihn nannte – auf Abwegen war und er ließ es natürlich Noctis und die anderen regeln.

„So typisch“, knurrte Noctis leise in sich hinein und wandte sich wieder der Aussicht zu.

Er hatte den Eindruck, dass sein Herz schmerzte, aber womöglich war es auch nur Einbildung und eine Nebenwirkung seiner einseitigen Ernährung, wie Ignis es nannte, wenn Noctis konsequent sein Gemüse verweigerte.

„Was gibt es denn für ein Problem, wenn wir dafür extra nach Lestallum müssen?“, fragte Noctis weiter, um sich zu beschäftigen und Ignis gab Auskunft.

Anscheinend waren im Kraftwerk Siecher aufgetaucht und der Auftrag bestand darin, sie zu beseitigen.

//Das würde Gladio gefallen//, dachte Noctis für einen Moment, doch dann verbot er sich jeglichen Gedanken an den Größeren.

Er würde sich einfach selbst darum kümmern, denn auch ohne Gladio würde er klar kommen und die Sache selbst in die Hand nehmen.
 

Stunden später als die Nacht schon wieder zum Morgen werden wollte und kaum eine Menschenseele draußen war, begann Noctis den Auftrag. Er hasste seinen Aufzug, der aus einem Schutzanzug bestand und Ignis schmeichelnde Worte, dass er der beste Einzelkämpfer unter ihnen und damit der Richtige für diesen Job war, machte dieses Ärgernis nicht gerade wett.

„Noctis? Kannst du mich hören?“

Hollys Stimme wurde über die kleinen Minilautsprecher im Inneren des Anzugs wiedergegeben und Noctis zuckte kurz zusammen.

„Ja, kann ich“, antwortete er dann, während er über die stählerne Brücke auf das Kraftwerk zulief.

Holly war die eigentliche Auftraggeberin und Verantwortliche für den Sektor, in welchem das Kraftwerk lag. Sie war eine nette Frau und Noctis hatte sie sofort gemocht, natürlich auf rein freundschaftlicher Ebene, das verstand sich von selbst.

„Danke nochmal für deinen Einsatz, ich bin froh, dass du dich hierum kümmerst. Ach ja, du musst da übrigens nicht allein rein, am Eingang wird ein Jäger auf dich warten, der dich unterstützen wird“, sagte sie mit ihrer hellen Stimme, die immer irgendwie fröhlich klang.

Alleine schon, dass sie mit ihm redete, verbesserte Noctis gedrückte Stimmung und zum ersten Mal in den letzten vier Tagen konnte er ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen.

„Und noch etwas, die Siecher sammeln sich am Generator. Das könnte böse ausgehen, also beeilt euch bitte“, sagte Holly noch und Noctis ließ ein wenig den Kopf hängen.

„Was meinst du genau mit „das könnte böse ausgehen“?“, wollte er wissen und Holly klang auf einmal sehr nervös am anderen Ende.

„Nun ja... ähm, euch könnte alles um die Ohren fliegen. Also wie gesagt, beeilt euch“, sagte sie und ein Knacken in den Lautsprechern sagte Noctis, dass Holly wohl Angst hatte, weiter mit ihm darüber zu reden.

//Denkt sie etwa, ich würde deshalb den Auftrag abbrechen?//, überlegte er, während er dem Kraftwerk immer näher kam.

„Okay, geht klar“, sagte Noctis, auch, wenn er sich nicht sicher war, ob Holly ihn noch hören konnte, dann lief er etwas schneller.

Zwar freute er sich ein wenig darauf, die Sicher ganz allein fertig zu machen, aber dieses mögliche Explosionsszenario war dann doch eher weniger erfreulich. Er beeilte sich wohl lieber wirklich...

Noctis erreichte das Kraftwerk trotz des Anzugs recht schnell, der ihn in seinen Bewegungen einschränkte, jedoch nicht so weit, dass er nicht kämpften konnte. Nur warpen würde in diesem Zustand wohl schwierig werden, aber Noctis hatte auch nicht die Absicht, diese Fähigkeit allzu oft einzusetzen. Er wollte jedem verdammten Siecher in die dunklen Augen blicken, wenn er sie ins Jenseits beförderte und zeigen, dass er auch ohne Gladio klar kam.

Am Eingang wartete seine Verstärkung, ebenfalls in einem Schutzanzug zur Unkenntlichkeit verborgen. Man konnte zwar von innen gut sehen, aber wer der Jäger war, der in diesem Anzug steckte, war nicht ersichtlich. Noctis war es allerdings egal, schließlich würde das nur ein Auftrag sein, den sie zusammen erledigten, es musste keine Freundschaft fürs Leben werden.

„Oh Verstärkung?“, sagte der andere Jäger jetzt und hob zum Gruß die Hand.

Noctis stutzte, einmal wegen der Geste und vor allem wegen der Stimme.

„Hä? Äh... ja“, stimmte er zu, während sein Inneres plötzlich verrückt spielte.

Das konnte nicht sein... seine Sinne spielten ihm einen Streich, ganz sicher.

„Die Viecher hier haben es ganz schön in sich, also sieh dich vor und bleib dicht hinter mir“, sagte der Jäger weiter und Noctis war sich nun vollkommen sicher.

Das vor ihm war kein x-beliebiger Jäger, sondern Gladio. Sein Herz schlug ihm sofort bis zum Hals, aber ein bitteres Gefühl stieg auch in ihm auf. Warum gab sich der andere nicht zu erkennen? Er musste doch wissen, dass Noctis hier war und diesen Auftrag erledigte. Wieso nur dieses Versteckspiel?

Noctis bekam ein ganz mieses Gefühl und es wollte sich einfach nicht abstellen, während er Gladio in das Kraftwerk folgte. Der andere tat weiterhin so, als würden sie sich nicht kennen, machte aber diverse Anspielungen, die Noctis nur noch wütender machen. Verbissen machte er sich an die Aufgabe und erledigte Siecher um Siecher, ohne nach dem anderen zu sehen. Viel zu schnell hatten sie die Aufgabe erledigt und Gladio gab sich nun auch zu erkennen, doch Noctis versöhnte das nicht weiter.

Sie verließen das gesicherte Kraftwerk und kehrten zu den anderen zurück, wo Gladio sich auch Ignis und Prompto zu erkennen gab und alles stolz seine neue Narbe präsentierte. Es kostete Noctis alles, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sauer er auf den anderen war und er musste dieses Spiel noch eine ganze Weile treiben, da auch Iris zu ihnen stieß. Noctis wollte einfach nur noch weg, wollte Abgeschiedenheit und in Ruhe sauer auf Gladio sein, doch das wollte er nicht vor Iris tun, die sich freute, Gladio zu sehen. Sie rügte ihn natürlich auch, dass er so lange fortgeblieben war, etwas, was Noctis auch gern getan hätte.

Die Wut in ihm ließ einfach nicht nach und er war froh, dass Ignis und Prompto den Größeren beschäftigten. Da fiel es kaum auf, dass Noctis immer schweigsamer wurde und bald darauf gar nichts mehr sagte.

Iris verabschiedete sich irgendwann gegen Nachmittag und Gladio bestand darauf, sie alle zum Essen einzuladen. Auch da konnte Noctis nicht die Wahrheit sagen, er konnte einfach nicht aus seiner Haut, während der Ärger hartnäckig unter seine Haut pulsierte. Er wollte Gladio am liebsten packen, ihn schütteln und anbrüllen, ihn sogar schlagen. Er wollte ihm am liebsten sagen, wie enttäuscht er war und wie wütend, dass der andere sich so einen Scherz mit ihm erlaubt hatte und dass er einfach abgehauen war, ohne ihm zu sagen wohin. So viele Gedanken rasten durch Noctis Kopf und er ballte während des Essens, welches er kaum anrührte, unter dem Tisch die Fäuste.

Er sprang erleichtert und zu hastig auf, als sie endlich das Straßenlokal verließen, als der Abend sich der Nacht zuwandte und ihm entging nicht, dass Gladio es merkte. Doch das war Noctis total egal, es reichte ihm, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und so erwiderte er Gladios Blick nicht lange, sondern wandte sich demonstrativ ab.
 

Gladio war verwirrt, enttäuscht und ein wenig auch am Boden zerstört, weil Noctis nicht einmal den Hauch der Reaktion zeigte, die er sich erhofft hatte. Er kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, wann Noctis log und vorhin hatte er ihm ein falsches Lächeln nach dem anderen gezeigt. Noctis war wegen irgendetwas wütend und Gladio wollte nichts lieber, als die ganze Sache sofort zu klären, denn er wollte dieser schlechten Stimmung zwischen ihm und Noctis unbedingt ein Ende bereiten.

Sie hatten gerade im Hotel eingecheckt, da schnappte sich Gladio den Prinzen und zog ihn hinter sich her. Das war noch das Leichteste, schließlich hatte Noctis ihm in Sachen Kraft nichts entgegen zu setzen und obwohl der Prinz sogar die Beine in den Boden stemmte, hatte er keine Chance. Trotzdem waren das keine guten Voraussetzungen für ein klärendes Gespräch und der Größere machte sich ehrlich Sorgen.

Er zog Noctis aus dem Hotel, bog in eine schmale Seitengasse ein, die es in Lestallum zuhauf gab und ließ ihn endlich los. Noctis sprang sofort vor ihm zurück und endlich zeigte er seine wahren Gefühle.

„Was soll das, Gladio?!“

„Es tut mir leid, dass ich dich hier rausschleife, aber du bist wegen irgendetwas sauer und ich will das klären“, sagte Gladio ernst und legte damit die Karten auf den Tisch.

Noctis Gesichtsausdruck wurde noch finsterer und gab einen unwilligen Laut von sich, ehe er versuchte, sich an Gladio vorbei zu drängeln. Der Größere hielt ihn auf, aber er verlor langsam aber sicher die Geduld mit diesem Katz- und Mausspiel.

„Noct, ich will das alles endlich klären“, sagte er betont ruhig, doch das schien den Prinzen nur noch rasender zu machen.

„Ich will aber nichts klären! Ich will nicht einmal mit dir reden, kapierst du das nicht?! Ich will einfach nur meine Ruhe vor dir!“

Noctis Worte waren verletzend und sie trafen Gladio mitten ins Herz. War das die Wahrheit? Nein, das konnte er einfach nicht glauben...

„Noct, das ist nicht dein Ernst“, wehrte der Größere diese Möglichkeit ab, doch Noctis trat noch einmal nach.

„Wenn du meinst“, zuckte dieser selbstgefällig mit den Schultern und Gladio platzte der Kragen.

Noctis wusste genau, dass er dieses Verhalten überhaupt nicht an ihm mochte und doch spielte er es genau jetzt aus. Warum?

„Du meinst das auf keinen Fall so“, sagte er mit Sicherheit und Noctis beschloss, noch einen drauf zu setzen.

„Vielleicht solltest du dir gut überlegen, ob du wieder zurückkommen willst. Eigentlich habe ich keine Verwendung für dich, ich komme prima ohne deine Hilfe zurecht, wie du vorhin gesehen hast“, sagte er und noch ehe er die Worte komplett ausgesprochen hatte, wusste er, dass er zu weit gegangen war.

Niemand beleidigte Gladios Sinn für Ehre und seine Berufung als Schild des künftigen Königs und beides hatte er gerade angegriffen.

„Noct, es reicht! Verhalte dich einmal wie ein Mann anstatt wie ein Feigling! Sag mir, was zum Teufel dein Problem ist!“

Gladio baute sich drohend vor Noctis auf und er hielt keine Gefühle mehr zurück. Der Prinz musste endlich kapieren, dass es wichtigere Sachen gab als das eigene Ego.

Noctis schaute Gladio nur noch störrischer an und wich keinen Zentimeter zurück, vielmehr wurde sein Gesichtsausdruck nur noch verschlossener. Unerschrocken funkelte er nun den wesentlich Größeren an und kehrte jetzt erst recht das „Prinzengehabe“ heraus.

„Wenn du dich aufspielen willst, dann sei du doch der König“, knurrte Noctis angriffslustig und Gladio riss der Geduldsfaden.

Seine Hände ballten sich blitzschnell zu Fäusten, die einmal auf die Wand hinter Noctis eindroschen und zwei faustgroße Löcher hinterließen. Kleine Brocken lösten sich aus den entstandenen Löchern und fielen mit minimalen Geräuschen zu Boden. Noctis war zusammengezuckt, seine Augen weiteten sich überrascht, doch recht bald fand er seine Sicherheit wieder.

„Du hast kein Recht, so mit mir zu reden“, zischte er.

Damit tauchte der Prinz blitzschnell unter Gladios rechtem Arm hindurch und war schneller auf und davon als ein Rudel Fenrir. Gladio hatte das Gefühl, als würde er rein gar nichts mehr verstehen. Was geschah hier eigentlich?

//Ich kann ihn jetzt nicht gehen lassen. Nicht so//, schoss es ihm durch den Kopf.

Seine Augen verengten sich und er nahm die Verfolgung auf. Noctis rannte vor ihm davon, aber Gladio hatte trotz seiner neuen Stärke nichts an Schnelligkeit eingebüßt und es war ein Leichtes, mit dem Prinzen Schritt zu halten, der sein Training wahrscheinlich wieder vernachlässigt hatte. Wenn die ganze Sache geklärt war, würde er ihm ein wahres Höllentraining angedeihen lassen, so viel stand fest.

Noctis mangelnde Ortskenntnis führte dazu, dass er sich am Kraftwerk in einer Sackgasse wiederfand und seine letzte Chance sah er darin, sich hinter ein paar herumstehenden Kisten zu verstecken. Doch sein Vorhaben scheiterte, denn Gladio war dicht hinter ihm und schon kesselte er Noctis ein weiteres Mal ein.

„Ich will nicht der König sein, sondern einfach nur dein verdammter Schild. Ich bin für dich stärker geworden, habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, damit ich weiter bei dir bleiben kann... sag nicht, dass das alles umsonst war...“, brach es aus dem Größeren hervor und Noctis sah ihn überrascht an.

Hatte er sich verhört?

Hatte Gladio wirklich gerade zugegeben, dass er wegen ihm diese Reise mit Cor angetreten hatte oder spielte Noctis Verstand ihm gerade einen Streich?

„Ich weiß nicht, was dein Problem ist, Noct. Wieso redest du nicht mit mir?“, fragte Gladio anschließend leise und seine Stimme war so verzweifelt, dass Noctis seine Scharade einfach nicht mehr aufrecht erhalten konnte.

Seine Wut verrauchte so plötzlich, als wäre sie nicht da gewesen und sein Blick wurde ebenso verzweifelt, wie Gladio sich anhörte. Wie schaffte es dieser bloß immer, ihm jegliche Luft aus den Segeln zu nehmen?

Das Bedürfnis, sein Herz sprechen zu lassen, überwog und Noctis warf seinen Stolz über Bord. Wenn er ehrlich war, würde es Gladio vielleicht eher erreichen, als wenn er ihm die Pest an den Hals wünschte. Also holte der Prinz tief Luft und redete anschließend drauflos.

„Ich... ich habe es nicht verstanden... wieso du weg wolltest. Ich war so allein, du... du warst nicht bei mir, du warst einfach weg“, sagte er leise und die Wahrheit kam ihm einfach so leicht über die Lippen, dass er diese Gelegenheit nutzte, um einfach alles, was auf seiner Seele brannte, an den Größeren weiterzugeben. „Ich habe dich vorhin im Kraftwerk sofort erkannt und ich war total glücklich, dass du wieder bei mir warst... und dann tust du so, als würdest du mich nicht erkennen. Und später grinst du mich an und tust so, als wäre dir der Scherz des Jahres gelungen, während ich dich...“

Noctis Stimme versagte und er begann zu zittern. Konnte er es wirklich aussprechen? Oder brachte er damit nur noch mehr Unglück über sie beide?

„Während du mich... was?“, fragte Gladio flüsternd nach und Noctis schluckte seine Zweifel hinunter.

Jetzt war es sowieso zu spät.

„Während ich dich vermisst habe. Du hast mir so gefehlt und... ich war einfach nicht mehr ich selbst“, beendete Noctis seine Ausführungen und senkte den Kopf, um Gladios Reaktion nicht sehen zu müssen.

Doch der andere hielt ihn auf, legte eine Hand unter sein Kinn und zwang Noctis Gesicht wieder nach oben, damit sie sich gegenseitig anschauen konnten.

„Ich habe dich auch vermisst... ich habe jede Sekunde daran gedacht, stärker zu werden und so schnell wie möglich wieder zurück zu euch zu kommen... besonders zu dir, Noct“, gab Gladio zu und Noctis konnte es kaum glauben.

„Aber es geht nicht“, sagte er dann, nachdem er seine Überraschung verwunden hatte und versuchte, den Rest seiner Vernunft zusammen zu klauben.

Gladio lächelte schief.

„Wer sagt das?“

„Ich muss Luna heiraten... ich muss an Insomnia denken“, sagte Noctis und er hasste es, diese Worte auszusprechen.

„Denkst du das wirklich? Als du mich damals geküsst hast, hast du garantiert nicht an Luna oder Insomnia gedacht.“

Noctis Gesicht flammte auf und er wollte sein Gesicht abwenden, doch Gladio ließ ihn nicht los. Der Prinz biss sich auf die Lippen und sah zur Seite, soweit das möglich war.

„Ich wollte dich damit nicht ärgern, Noct. Aber kann es sein, dass du dich da ein Stück weit belügst?“, fragte Gladio sanft.

Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, aber nachdem er von Noctis getrennt gewesen war, waren ihm seine Gefühle so erschreckend klar geworden, dass er sich die ganze Zeit der Trennung einen Idioten geschimpft hatte. Er hatte sich vorgenommen, Noctis die Wahrheit zu sagen und das hatte er hiermit getan und er hatte ebenso geschworen, um den Prinzen zu kämpfen, egal, was für Widerstände auf sie warteten.

„Ich bin Prinz Noctis Lucis Caelum... ich muss an Insomnia denken und was das Beste für das Volk ist“, sagte Noctis hölzern, ein letzter Versuch, auch an Gladios Vernunft zu appellieren, doch es hörte sich selbst in seinen eigenen Ohren verdammt schwach an.

„Wenn du das ehrlich meinst, dann werde ich dich nicht umarmen... obwohl ich das gerade sehr gern tun würde“, sagte der Größere und Noctis entfuhr ein sehnsüchtiger Laut, den er einfach nicht rechtzeitig unterdrücken konnte.

Gladio konnte daraufhin nicht anders, er packte Noctis nun, hob ihn hoch und drückte ihn gegen den massiven Drahtzaun hinter ihnen. Der Prinz schluckte schwer, seine Augen drückten genau das aus, was Gladio innerlich fühlte und so fühlte er sich dazu ermutigt, seinen Körper an den von Noctis zu pressen.

„Wenn du das hier zwischen uns wirklich nicht willst, dann sag es jetzt. Dann werde ich aufhören und nur noch dein Schild sein“, sagte der Größere und er hoffte, dass Noctis nichts dergleichen tun würde.

„Gladio...“, entfuhr es Noctis da warnend und seine Augen zuckten nervös zu Gladios Lippen, während sein Körper ihn verriet und seine Zunge im gleichen Augenblick über seine trocken gewordenen Lippen fuhr.

Das reichte Gladio und er kam ihm noch näher, dass der andere seinen Atem auf seinen Lippen spüren musste. Noctis gab daraufhin ein leises Geräusch von sich, welches wie ein hastiges Einatmen klang und sein Blick hing wie gefangen an Gladios goldbraunen Augen.

Eine Weile starrten sie einander nur an, fühlten einander ganz nah und ansonsten taten sie rein gar nichts. Das beides war schon beinahe zu viel für sie beide und sie mussten sich erst noch daran gewöhnen, dass dies hier zwischen ihnen geschah.

Gladio rührte sich als Erstes wieder, seine gesamte Erscheinung drückte Entschlossenheit aus und langsam beugte er sich zu Noctis herab, welcher sich kaum wagte zu atmen. Nur ein Wort und Gladio würde aufhören, aber das wollte Noctis gar nicht. Er wollte diese unsichtbare Grenze endlich überschreiten, wollte Gladio spüren, wollte von dessen Lippen in Besitz genommen werden und noch so einiges mehr.

Gladios Lippen kamen noch näher, verharrten nun dicht vor Noctis Mund und schon jetzt erzitterte der Prinz vor unerfülltem Verlangen. Seine Hände lagen auf Gladios Schultern und er konnte sich nicht erinnern, wie sie dorthin gelangt waren. Jetzt verkrampften sie sich in den Stoff von Gladios Jacke, die der andere wieder einmal offen trug und bearbeiteten den Stoff.

Gladio reichte es, er wollte nicht mehr nur schauen. Also gab er seinen Gefühlen nach und presste seine Lippen auf die von Noctis. Dieses Mal ging es von ihm aus und es war ein so gutes Gefühl, dass er in den Kuss hinein stöhnte. Noctis schmeckte unbeschreiblich, es war als würden mehrere Geschmacksnoten auf seinen Lippen explodieren und als Reaktion darauf presste Gladio den anderen mit noch mehr Nachdruck gegen das Hindernis hinter ihm.

Noctis verschränkte die Beine um Gladios Hüftgegend, um sich festzuhalten, während er den Kuss erwiderte. Das war es... das hatte er sich so lange gewünscht und vorgestellt, er hatte sogar davon geträumt und die Realität stellte all das sogar noch in den Schatten.

Gladio war wie eine Naturgewalt und Noctis verlor geradezu den Halt, während sie sich beide in diesen Kuss stürzten. Der Prinz krallte sich an Gladio und als Antwort wurde er von dem anderen noch enger gegen den Maschendrahtzaun gepresst, dass es gewiss deutliche Abdrücke auf seinem Rücken hinterlassen würde. Aber das war egal, denn Noctis wollte nichts von diesem Sturm verpassen, der ihn gerade mit sich fortriss.

Der Kuss wollte gar nicht enden und beide wollten gar keinen Atem mehr holen, aber irgendwann mussten sie es dennoch tun. Schwer atmend lösten sie sich voneinander und Gladio verringerte den Druck auf Noctis Körper, damit der Zaun hinter ihnen keinen bleibenden Schaden nahm. Er ließ Noctis Beine los, damit der andere sich hinstellen konnte, doch Noctis hielt sich noch weiter an dem Älteren fest.

„Ich will noch mehr“, rutschte es ihm heraus und sofort flammte sein Gesicht wieder auf, doch Gladio lächelte nur nachsichtig.

„Zu Befehl“, flüsterte er danach rau und erneut eroberte er Noctis Lippen mit den seinen.

Der zweite Kuss war nicht so ungestüm wie der Erste, aber dennoch ergriff Noctis ein Strudel aus Gefühlen, die ihn dazu brachten, sich wieder an Gladio festzuklammern. Dieses Mal umarmte der Größere ihn wesentlich sanfter und hob ihn dann abermals hoch, damit sie wieder auf Augenhöhe waren. Sie ließen sich Zeit, erkundeten ihre Lippen nun mit Ruhe, doch nach einer Weile verloren sie abermals die Kontrolle und es uferte aus.

Noctis krallte sich umso fester in Gladios Schultern, als der andere den Kuss an sich riss und ihn mit seinem Können nahezu in die Knie zwang. Ganz vorbei war es, als Gladio mit seiner Zunge über die Lippen des Prinzen glitt. Das Verlangen erwachte so plötzlich in ihm und als Noctis den Mund öffnete, um Gladio einzulassen, entfuhr ihm ein heiseres Aufstöhnen.

Gladio lächelte in den Kuss, dann konzentrierte er sich erneut darauf, Noctis die Sinne zu rauben und es gelang ihm ganz gut. Es war der Wahnsinn, wie Noctis sich vertrauensvoll an ihn klammerte und es ließ in Gladio den Wunsch aufkommen, ihn ganz eng an sich zu pressen und ihn nie wieder los zu lassen... also tat er es.

Noctis keuchte in den nächsten Kuss, als er Gladio überall spüren konnte und die Hitze durchfuhr seinen Körper erneut so plötzlich, dass er zusammenzuckte. Seine Zehen krümmten sich in seinen Schuhen und ein Schauer nach dem anderen rieselte über seinen Rücken. Und das alles nur, weil Gladio ihn küsste...

Gladio löste den Kuss abermals, damit sie beide nach Luft ringen konnten und Noctis kippte schwach gegen seine Brust. Der Größere drückte den Prinzen an sich und ein eigenartiges Gefühl von Ruhe überkam ihn. Gerne hätte er Noctis noch länger so in seinen Armen gehalten, aber sie mussten zurück, ehe Ignis und Prompto sich Sorgen machten. Auch Noctis schien das klar zu sein, denn er stellte seine Füße auf den Boden und trat einen kleinen Schritt zurück.

„Wir... wir sollten zurück“, murmelte er und in seinen Augen lag ein noch etwas entrückter Ausdruck, dass Gladio selbstzufrieden zu grinsen begann.

Noctis entging es nicht und er schlug den Größeren halbherzig auf den Oberarm.

„Reiß dich zusammen, Gladio“, murrte er, dann wandte er sich ab und trottete los, während Gladio hinter ihm schallend lachte.

„Zu Befehl“, meinte er danach, doch wieder verfiel er einem Heiterkeitsausbruch, dass Noctis ihn in eine Seitengasse drängte und ihn von sich aus nochmal küsste, bis dem Schild des künftigen Königs nicht mehr zum Lachen zumute war, sondern nach etwas ganz anderem.

„In dem Tempo schaffen wir es nie zurück“, wisperte er an Noctis Lippen, aber der Prinz hatte es nicht eilig.

Er fuhr mit den Fingerspitzen über Gladios Wangen und der Ältere schloss die Augen, um es noch viel mehr zu fühlen. Er zuckte nur dann zusammen, als Noctis Finger über seine neue Narbe an seiner Stirn fuhren.

„Tut es weh?“

Gladio schüttelte langsam den Kopf.

„Zwickt nur noch manchmal“, erwiderte er und Noctis fuhr erneut über die neue Narbe, danach über die ältere, die sich mit jener neuen Narbe kreuzte.

„Wenn man einmal nicht auf dich aufpasst...“

„Hey, wer passt hier auf wen auf?“

Noctis lächelte, dann strich er weiter über Gladios Wangen und der Größere schmiegte sich bald darauf in die sanfte Berührung. Er genoss es mit allen Sinnen, denn wer wusste schon, wann sie je wieder die Gelegenheit dazu haben würden, schließlich würden sie nicht oft allein sein.

„Wir müssen zurück“, sagte er irgendwann und hielt Noctis Hände fest.

Er drückte seine Lippen noch einmal auf beide Handinnenflächen, dann ließ er Noctis los und obwohl es ihm ziemliche körperliche Schmerzen bereitete, zwang er sich, den Prinzen nicht mehr zu berühren. Er wollte es ihnen nicht noch zusätzlich schwer machen und Noctis schien es wohl auch so zu sehen, denn auch er wagte keinen Vorstoß mehr.

Gemeinsam gingen sie zurück zum Leville Hotel und gesellten sich zu Prompto und Ignis, die sich schon Sorgen gemacht hatten.

„Ein Glück, ich wollte euch schon suchen gehen. Was war denn los? Wart ihr irgendwie sauer aufeinander?“, wollte Prompto wissen.

„Das hat sich geklärt“, zuckte Noctis mit den Schultern und Gladio nickte nur, denn mehr gab es dazu nicht zu sagen.

Promptos Neugier war damit nicht befriedigt, aber er wusste, wann er sich zurückhalten musste.

„Dann können wir ja Karten spielen“, schlug Ignis vor und Noctis und Gladio waren froh über diesen reibungslosen Übergang.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie kam es zu diesem Kapitel? Hm... xD Also erst mal spiele ich ja zur Zeit das Add-on "Gefährten" und da gibt es ja die Möglichkeit gegen Gladio & Co zu kämpfen. Gladio (und auch die anderen) fand man beim Kraftwerk, wo sie an einem Maschendrahtzaun standen und diese Szene hat mich so inspiriert... vor allem weil Gladio da so in die Ferne starrt und da springe ich iwie total drauf an xD Und ansonsten war ja diese Kraftwerksequenz im Hauptspiel so ein Lacher, man ist ja gaaaaar nicht drauf gekommen, dass das Gladio in dem Schutzanzug war, aber neiiiin xD Na ja, jedenfalls wollte ich das nochmal aufgreifen und die Szene auch ein bisschen verändern, weil sie damit besser zu meiner Interpretation in dieser FF passt. Und ich wollte, dass die beiden sich wieder ein bisschen annähern, nach den ganzen Wuhling dazwischen. Das nächste Kapitel wird in etwa auch so und danach gibts ganz viel Drama, nur mal zur Orientierung ;D
Ich hoffe, es hat ein paar Leuten zugesagt xD Also ich mag dieses Kappi sehr, aber ich bin da ja befangen ;D Danke jedenfalls fürs Lesen :)

GLG
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  amelia_shinra
2018-10-17T11:29:09+00:00 17.10.2018 13:29
Ich wollte mich auch mal wieder zu Wort melden und da mir dieses Kapitel wirklich verdammt gut gefallen hat, ist das eine ziemlich gute Gelegenheit. ;)
Mir gefällt es wirklich, wie du die Gefühle der beiden rüber bringst. Es ist richtig gut nachvollziehbar, wie es ihnen in dem Moment geht. Wirklich gelungen. Hat mich wirklich mitgerissen.
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass die Szene im Kraftwerk im Spiel irgendwie etwas seltsam rüber gekommen ist... So gefällt mir das besser. ;p
Ich bin dann schon mal gespannt, wie es weiter geht. :)
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
17.10.2018 19:01
Vielen Dank für deinen Kommi, das motiviert zum Weiterschreiben ;D Ich freue mich, dass du die beiden gut nachempfinden kannst, ich habe manchmal etwas Schiss, dass es zu ooc wird, aber anscheinend war meine Sorge unbegründet ;)
Ja, mir gefällt die Szene so auch besser und es typischer für Noct, der ja wegen jedem Mist angepisst ist xDDDD
Ich bemühe mich um baldige Fortsetzung, geplant ist es schon bis zum Ende, muss nur noch geschrieben werden ;)

Liebe Grüße
Kyo


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