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A Place to Belong

von

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Herzog Cid Fabel IX. sah mit ernster Miene aus seinem Arbeitszimmer hinaus auf Lindblum. Seine Haltung war erschöpft, gebeugt, und auch sein Seufzen sprach von einer schweren Last auf seinen Schultern.

„Ich weiß, dass es viel verlangt ist. Zu viel, womöglich, und zu kurzfristig, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.“

 

Bark schüttelte den Kopf, wischte die Bedenken des Mannes mit einer unbekümmerten Geste beiseite.

„Mach dir keinen Kopf, alter Freund. Wir haben schon härtere Aktionen durchgestanden. Unkraut vergeht nicht, du weißt doch.“

„Ja, ich weiß. Trotzdem.“

Er schüttelte den Kopf, wandte seinen Blick endlich wieder vom Fenster ab. Fast das gesamte Gespräch hatte er mit dem Rücken zu Bark verbracht; nicht aus Respektlosigkeit, so gut kannte er den Mann ihm gegenüber doch.

Aber manchmal war es eben doch leichter, sein Gegenüber nicht ansehen zu müssen.

Als er Bark nun wieder ansah, war sein Ausdruck sorgenvoll, doch entschlossen.

„Es gibt keinen anderen Weg“, wiederholte er noch einmal, „Und ich wüsste niemanden sonst, den ich mit dieser Aufgabe betrauen könnte, mein Freund.“

 

„Jetzt ist aber wieder gut. Ich hab’s doch beim ersten Mal verstanden. Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns darum. Die Tantalus hat noch nie versagt. Du hast dir die Besten für die Mission ausgesucht, da kann gar nichts schief gehen.“

Cid nickte schwer. Sein Blick wurde immer eindringlicher, während er Bark ansah.

„Ich verlasse mich auf dich.“

„Und du wirst nicht enttäuscht werden.“

Er verneigte sich vor dem Mann, weniger Höfischkeit in der Geste als theatralische Routine, doch die Botschaft war dieselbe.

 

„Möge euer Vorhaben von Erfolg gekrönt sein. Viel Glück.“

 

Sie brauchten kein Glück; Bark war völlig überzeugt von den Fähigkeiten seiner Truppe, egal, wie verrückt und abgedreht der neue Auftrag auch sein mochte.

Auch wenn er zugeben musste, es ging wirklich über alle Vorstellungskraft hinaus.

 

Wer hätte schon geglaubt, dass er jemals eine Prinzessin stehlen sollte?

 

Mit der Bitte des Herzogs machte er sich auf den Rückweg zum Hauptquartier. Die Bande war gerade beim Proben. Er rief ihnen nur kurz zu, dass sie sich bei Sonnenuntergang im Besprechungsraum treffen würden, dann verschanzte er sich in seinem Arbeitszimmer.

In diesem Fall noch mehr als je zuvor konnte er nichts dem Zufall überlassen. Bis ins kleinste Detail musste ihre Mission geplant sein, jede Eventualität abgedeckt.

So oft, wie sie schon in Alexandria zu Gast gewesen waren, immerhin, war die Bühne ihrer nächsten Vorführung keine fremde. Bark wusste, worauf er sich einließ. Er kannte das Schloss, gut genug, um zu wissen, wie man hineinkommen konnte, ohne aufzufallen. Er kannte die blinde Fixierung, mit der die Königin und alle anderen Zuschauer das Stück verfolgten.

Er wusste, von wo aus die Prinzessin zusah.

Es war nur eine Frage der Feinheiten, und die einmal ausgetüftelt, würde der gesamte Plan ein absoluter Klacks werden.

 

Bis das schwindende Tageslicht ihn dazu zwang, ein paar Lampen anzuzünden, hatte er genug Plan ausgearbeitet, um sicher sein zu können, dass sie ihren Auftrag erledigt bekamen. Er erhob sich, die Papiere mitnehmend, und machte sich gemächlich auf den Weg in den Besprechungsraum.

Er ging nicht davon aus, dass alle pünktlich waren.

Sie waren fast nie alle pünktlich.

 

Und ganz, wie er erwartet hatte, fehlte tatsächlich jemand, als das rote Licht der Abendsonne schließlich endgültig hinter den Bergen verschwand:

 

„Wo ist Zidane, und so?“

„Wo wohl.“

Blank schnaubte. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, statt wie die Anderen um den Tisch herum zu sitzen.

„Der wollt‘ vorhin noch ganz kurz zur Taverne rüber und was trinken. Ganz kurz.“

Allein sein Tonfall sagte zur Genüge, wie wenig er von der Sache hielt, und wie wenig er von vornherein an ihren Erfolg geglaubt hatte.

„Ich hab ihn gewarnt, aber er wollt‘ ja wieder nicht hören. Und jetzt haben wir den Salat.“

Er seufzte unwirsch, schüttelte den Kopf.

„Wir sollten die Besprechung ohne ihn führen. Hat er nicht anders verdient, vielleicht lernt er mal draus.“

 

Barks Mundwinkel zuckten amüsiert.

„Du bis abber heuer a goanz scheen Ungeduldiger“, kommentierte Cinna, was er sich nur dachte. Die Stichelei zog: Blank wandte beleidigt den Blick ab – aber eine Antwort blieb er schuldig.

Im Gegensatz zu Cinna, der keinen Peil hatte, brauchte Bark auch keine Antwort. Marcus auch nicht, so uninteressiert, wie er die Ungeduld seines besten Freundes aufnahm.

 

„Tja, bei jedem anderen Auftrag hätt‘ ich Blank ja recht gegeben und einfach ohne den Burschen angefangen, aber diesmal…“

Er machte eine Kunstpause, hob vielsagend die Augenbrauen.

„Leider nicht möglich. Ihr müsst da jetzt genauso durch wie ich. Keine Sorge, für die Verspätung gibt’s später noch nen Satz heißer Ohren.“

 

Nicht, dass er wirklich glaubte, dass Zidane je dazulernen würde. Er und Mädchen, das war einfach so eine Sache.

 

Und auch wenn zumindest Blank so gar nicht mit Begeisterung auf die Ansage reagierte, am Ende willigte er zähneknirschend ein – er wusste aber auch nur zu gut, dass er keine andere Wahl hatte.

Wenn der Chef eine Entscheidung getroffen hatte, dann half alles spucken und murren nicht, dann wurde danach gehandelt.

Dafür war er ja der Chef.

 

Dass Zidane aber auch tatsächlich gar nicht so übermäßig spät kam, half vielleicht auch.

 

„Sorry, hab die Zeit vergessen“, verkündete er, als er selbstbewusst in den Raum marschierte, um sich rittlings auf einem Stuhl niederzulassen. Er blinzelte reuevoll, und so sehr er auch aussah, als könnte er kein Wässerchen trüben, sie wussten alle, dass es ihm keinen Deut leidtat.

„Also? Was is‘ nun die große Sache, die so kurzfristig besprochen werden muss?“

„Halt mal lieber die Klappe, damit der Chef reden kann. Du hast uns eh schon zu viel Zeit gestohlen, Zidane.“

„Blank, du bist ja ungeduldig heute.“

„Sog i doch, zefix!“

Da war ein Funkeln in Zidanes Augen, das ganz klar sagte, dass er das Thema nicht mehr ruhen lassen würde, bis er nicht eine Antwort hatte, die ihn zufriedenstellte.

Bark war geneigt, das Ganze mit einer kräftigen Kopfnuss zu unterbrechen. Er hätte es getan, wäre Marcus ihm nicht zuvorgekommen:

„Blank hat ne Verabredung, und so“, erklärte er trocken und in einem so unbeteiligten Tonfall, als wäre überhaupt nichts dabei, „Können wir das nun endlich beiseitelegen und anfangen? Wir haben genug Zeit verloren, und so.“

„Du wirst mir nachher Rede und Antwort stehen, Blank!“

 

„Nachher wirst du erstmal deine Strafe für die Verspätung kassieren, Zidane!“

„… Autsch. Also, was war denn jetzt eigentlich?“

 

Bark grinste unheilvoll, lehnte sich nach vorn und breitete seine Papiere auf dem Tisch aus.

 

„Wir haben einen neuen Job.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lost_Time
2019-10-05T18:09:38+00:00 05.10.2019 20:09
Endlich habe ich es geschafft die FF zu Ende zu lesen. Lange hat es gedauert. Ich brauch mehr Zeit. XD
Sie hat mir tatsächlich bis zum Ende gut gefallen, wenn gleich ich bark zum Ende hin immer weniger Leiden konnte. Zidane und Ruby gefielen mir da besser. Am schwersten zu lesen und verstehen, waren die beiden Dialekte. Ich glaub sächsisch und bayrisch. Wobei das bayrisch von Cinna am Schlimmsten für mich war. Dennoch interessant wie er alle zusammen bekommen hat in seiner Truppe und das Ruby sich aus den Diebstehlen an sich raushält.
Hab gerade Bilder angeguckt. Zidane ist ja süß. Den würde ich glatt mit Ruby shippen. Also optisch halt. ^^
Wie gesagt die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn ich echt gerne wüsste, ob die Entführung... äh Diebstahl der Prinzessin geklappt hat. ^^

Viele Grüße
Losti


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