Yakuza Hakase von Francys ================================================================================ Kapitel 1: Alltag ----------------- Kapitel 1: Alltag Sicht vom Erzähler: „Argh.“ Mit einem lauten Seufzer schnappte sich die Schwarzhaarige Schönheit eines ihrer kuscheligen Kissen und zog es sich über den Kopf. Das Piepen ihres Weckers hatte die junge Frau aus ihrem schrecklichen Traum gerissen, wofür sie einerseits auch dankbar, auf der anderen Seite aber auch genervt war. Nach einer guten Minute verstummte die klingende Uhr auf ihrem Nachttisch und Kagome atmete erleichtert auf. Nun hatte sie noch weitere zehn Minuten, die sie in ihrem traumhaften Doppelbett verbringen konnte. Sie kuschelte sich unter die wohlig warme Decke und schloss nochmal die Augen. Diesen Traum musste sie erst einmal wieder verarbeiten. Während ihrer Prüfungsphase wurde sie täglich mit diesen schrecklichen Bildern konfrontiert. In letzter Zeit aber ließen sie nach. Umso überraschter war sie, dass der Alptraum nun wieder auftauchte. Die schöne Frau schlummerte noch einige Minuten, bis der Piepton wieder erklang und dieses Mal war Kagome dazu gezwungen aufzustehen. Denn sie hatte noch einiges zu tun, bevor sie zur Arbeit aufbrechen musste. Also schlug sie die Decke beiseite, stieg schwerfällig aus dem Bett und schlurfte mit schweren Schritten in die Küche. Dort betätigte sie den Knopf der Kaffeemaschine, die sie am Tag davor schon vorbereitet hatte. Nach wenigen Minuten begann das kochende Wasser durch den Filter zu laufen und auf den Boden der Glaskanne zu tropfen. Das nutzte die Schwarzhaarige um ins Badezimmer zu huschen und sich zu duschen. Das warme Wasser entspannte ihre Muskeln und sie blieb einige Minuten länger, als eigentlich nötig. Sie trocknete sich ab, zog sich an und ging zurück in die Küche. Dort war der Kaffe nun bereit und mit passenden Reisbällchen setzte sie sich an den kleinen, runden Tisch und aß ihr verspätetes Mittagessen. Die Uhr an der Wand zeigte schon sechszehn Uhr an, in vier Stunden musste sie zur Arbeit. Der Tagesablauf von Kagome war seit langem total aus der normalen Bahn geworfen. Nach der Oberschule fing sie ein Medizinstudium an, da die junge Frau unbedingt Ärztin werden wollte. Eine Bank entschied sich auch dafür, ihr einen Kredit auszuzahlen, um das Studium bezahlen zu können. Doch durch den ganzen Stress und die immer wiederkehrenden Alpträume lief es anders, als eigentlich geplant. Sie verhaute eine Klausur nach der anderen und damit war der Durchschnitt von 1,0 dahin. Am Ende wurde es nur eine 2,0 und dadurch verlangte die Bank nun siebzig Prozent des Kredites zurück. Normalerweise sollten die jungen Menschen nach dem Studium einen Arbeitsplatz in einem Krankenhaus annehmen, um in verschiedenen Stationen Erfahrungen zu sammeln. Wegen den schlechten Noten bekam auch nicht gleich jeder eine Stelle in einem Krankenhaus, die sie jedoch unbedingt benötigte. Nach dem Studium waren die jungen Menschen hier noch lange keineÄrzte, sondern wurden als Junior Doktoren bezeichnet. Erst nachdem man zwei Jahre lang verschiedene Stationen kennengelernt und in ihnen gearbeitet hatte, durfte man eine Facharztausbildung beginnen. Da erst nächstes Jahr eine Stelle frei wurde, weil die mit dem besten Durschnitt Vorrang hatten, arbeitete Kagome nachts in einer Bar. So konnte sie ihre Ein-Zimmer Wohnung behalten und zusätzlich der Bank ihr Geld wiedergeben. Nun war sie also Kellnerin, Bar- und Putzfrau in einem und schlug sich die Nächte um die Ohren. »Hätte ich die blöden Klausuren nur nicht verhauen«, dachte sich die Schwarzhaarige und aß ihr letztes Reisbällchen seufzend auf. Die nächsten Stunden, bis zum Dienstbeginn, verbrachte sie mit dem Einkauf, Vorbereitungen für das Essen am nächsten Tag und nebenbei telefonierte sie noch mit ihrer Mutter. Die Frau hatte Angst um ihre Tochter, da sie momentan so unglücklich war. Auch bot sie ihr wieder einmal an, den Kredit für Kagome zu übernehmen, was die Tochter jedoch erneut dankend ablehnte. Kagome wollte ihrer Familie keine weiteren Schwierigkeiten bereiten und selbst für ihr Leben verantwortlich sein. An sich war die ehemalige Priesterin sehr erwachsen geworden, vor allem reifer. Ihr Großvater war wahnsinnig stolz auf seine große Enkelin und alle unterstützten sie, wo sie nur konnten. Um Neunzehn Uhr war es dann auch wieder soweit. Kagome zog sich einen bequemen beigefarbigen Pullover an, dazu eine passende braune Stoffhose. Ihre Haare ließ sie in sanften Wellen über ihre Schultern fallen und kurz darauf schlüpfte sie in ihre schwarzen Sneaker. Sie schnappte sich noch ihre Handtasche, den Schlüsselbund und mit einem Knall zog sie die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Eigentlich war das nicht unbedingt notwendig, denn sie besaß nicht viel, was man ihr hätte klauen können. Aber von zu Hause aus, war das wohl eher die Gewohnheit und diese ließen sich schlecht abstellen. Ihre kleine Wohnung war sehr sporadisch eingerichtet. In dem einzigen Zimmer stand ein Kleiderschrank mit der passenden Kommode aus Buche und mit einem Röhrenfernseher darauf platziert. In der Ecke fand man ein Doppelbett vor, das ihre Mutter Kagome zum Einzug schenkte. In der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch, an dem man auf dem Boden sitzend essen konnte. Mehr nicht. Ihr Badezimmer war mit dem Wichtigsten ausgestattet, genau wie ihre winzige Küche. Also nichts Besonderes, wie Kagome fand. Langsam lief die junge Frau zur Station, wo die U-Bahn abfuhr. Sie kam gerade am Gleis an, da stand schon der Zug parat. Sie freute sich sehr darüber, da sie ohne lange Wartezeit los fahren konnte. »Perfektes Timing«, dachte sie zufrieden. Nach fünf Stationen stieg sie aus und mit schweren Schritten zwang sie sich die Treppen, hinauf ins Freie. Nun musste sie nur noch gute zwanzig Minuten Fußweg hinter sich bringen und sie war an ihrem Ziel angekommen. An der Bar angekommen, öffnete Kagome die Tür und der Geruch von Alkohol stieg sofort in ihre Nase. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt und verzog keine Miene. Sie trat ein und ihr Chef, Masao und dessen Sohn, Naoki, erwarteten sie bereits. „Hallo zusammen“, begrüßte sie die beiden Männer. Masao war gerade dabei, die dunklen Holztische zu putzen, als er bemerkte, dass Kagome angekommen war. „Sei gegrüßt Kagome, hast du dich gut erholt?“, fragte der ältere Mann freundlich. Kagome nickte zur Antwort und beobachtete, wie Naoki sich in die hinteren Zimmer verzog. Wahrscheinlich ging er gerade ins Lager, um Nachschub für die Bar zu besorgen. Kagome lief an der Theke vorbei, die von Lichterketten beleuchtet wurde und huschte durch dieselbe Tür, durch die auch Naoki gerade verschwunden war. Die junge Frau ging durch den schmalen Flur und betrat einen anderen, kleineren Raum mit Spinden. Bevor sie die Tür jedoch schloss, drehte sie ein Schild um, damit die beiden Männer wussten, dass sie dieses Zimmer nun nutzte. Masao hatte neben ihr und seinem Sohn keine weiteren Mitarbeiter und da den dreien nur dieser Raum zur Verfügung stand, hatten sie sich auf ein Schild geeinigt, damit niemand plötzlich hereinplatzte und sie beim Umziehen stören konnte. Kagome öffnete ihre Spindtür, legte ihre Handtasche hinein und zog sich ihre Arbeitskleidung an. Diese bestand aus einer weißen Bluse, darüber trug sie eine schwarze Weste und ein Bleistiftrock mit einer ebenfalls weißen Schürze machte ihre Uniform komplett. »Klassisch«, fand Kagome und band sich dabei die Haare zu einem typischen Pferdeschwanz. Als sie fertig war, betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel, der an der Innentür ihres Spindes befestigt war und strich nochmals den Stoff ihrer Arbeitskleidung gerade. Danach trat sie wieder hinaus in den Flur. Dort krachte sie jedoch in jemanden hinein, der drei Kartons auf den Armen trug. „Aua“, fluchte Kagome. „Oh, Hallo Kagome. Schön das du wieder da bist“, begrüßte mich Naoki, „Entschuldige bitte meine Unachtsamkeit.“ Sie schüttelte nur den Kopf, nahm ihm einen Karton ab, sodass er wieder den Blick nach vorn hatte und antwortete: „Kein Problem.“ Gemeinsam liefen die beiden Kollegen zurück zur Theke, wo Masao die Soundanlage austestete. Kagome richtete die Hocker gerade, sortierte zusammen mit Naoki die Flaschen ein und kurz danach kamen auch schon die ersten Gäste. Die Bar war an sich sehr dunkel vom Mobiliar und der Wandgestaltung, jedoch beleuchteten die vielen Lichterketten den Raum und machten den gesamten Laden etwas gemütlicher. Der Abend verlief ohne weitere Probleme, doch der Alkoholpegel stieg schnell bei den Gästen an, je später es wurde. Erst um halb fünf morgens verließen die Letzten die Bar. Manchmal verfluchte Kagome es, dass sie die ganze Zeit offen hatten, aber nur abends kamen die Leute und wollten entspannt ihren Cocktail trinken, oder etwas tanzen. Die Jüngeren feierten lieber in einem Club, aber die Älteren kamen hier her. Die bissigen Kommentare der Männer, wegen ihrem Aussehen, ignorierte die schwarzhaarige Schönheit einfach und wenn jemand doch etwas über die Stränge schlug, stand schon Naoki parat und übernahm den Tisch für die junge Frau. Beide Kollegen würden niemals zulassen, dass Kagome etwas passierte, dadurch fühlte sie sich sehr wohl. Nun begannen sie zu putzen und räumten auf. Masao verschwand kurz und kam daraufhin mit einem leckeren Frühstück für alle wieder. Somit setzten sich alle drei an die Bartheke und aßen zusammen. „Und Kagome? Wie sieht es bei dir mit einem Freund aus, hast du momentan einen?“, fragte ihr Chef sie plötzlich. Kagome verschluckte sich an ihrem Reis, den sie sich gerade in den Mund gesteckt hatte. Sie hustete, trank danach einen kräftigen Schluck von ihrem grünen Tee, um die restlichen Körner hinunterzuspülen. Naoki schlug ihr zusätzlich noch sanft auf den Rücken. „Wie bitte?“, fragte sie. Masao lächelte frech. Seine Falten schienen sogar seine Ohren zu erreichen. „Na, hast du momentan einen Freund?“, fragte er nochmal. Die junge Frau sah ihn ungläubig an. „N-Nein…“, stotterte sie. Ihre Wangen verfärbten sich rot. Ihr war das sichtlich unangenehm. „Wie wäre es denn dann mit meinem Jungen?“, hakte er nach. Um seine Frage visuell zu bestärken, zeigte er mit seiner Hand auf Naoki. Kagome starrte ihren Chef mit aufgerissenen Augen an. „I-Ich...“, antwortete sie. Der Frau fehlten die passenden Worte. Naoki lief mindestens genauso rot an, wie Kagome und dieses Mal verschluckte er sich an seinem Tee. „Vater, das kannst du doch nicht einfach so sagen!“, meckerte sein Sohn. Seine Stimme klang nervös. Wieder lachte der Chef: „Wieso nicht? Sonst wirst du sie nie nach einer Verabredung fragen.“ »Was passierte hier gerade?«, fragte sich Kagome, »Naoki hatte also Interesse an mir?« „I-Ich weiß nicht recht…“, murmelte die junge Frau. Naoki wedelte nervös mit seinen Händen und winkte es ab. „M-Mach dir k-keinen Kopf. I-ist schon in Ordnung.“ Kagome starrte beschämend auf die Theke, die Musterung des Holzes war urplötzlich sehr interessant. „Ihr seid mir ja ein paar verklemmte Sprösslinge“, sagte der Chef und lachte herzhaft in sich hinein. Er stand daraufhin auf und verschwand. Naoki und Kagome räumten schweigend das Essen weg und dann hatten auch sie Feierabend. Gedankenverloren lief sie den Weg zur Station zurück. Die Schwarzhaarige Frau hing immer noch bei den Worten ihres Chefs. Auch musste sie zugeben, dass Naoki wirklich nicht schlecht aussah, er hatte blondes Haar, dass kam von seiner Mutter, da sie Europäerin war. Grüne, runde Augen und ein paar Sommersprossen schmückten sein Gesicht. Er war recht groß, Kagome schätzte ihn auf ein Meter achtundsiebzig. Meist lief er mit einem Hemd durch die Gegend, das locker an seinen Oberkörper hinab fiel. Dazu trug er eine dunkelblaue Jeans mit bequemen Turnschuhen. Am Anfang hatte die junge Junior Doktorin wirkliche Probleme mit ihm warm zu werden, da sie von seinem Aussehen etwas eingeschüchtert wurde, aber er war ein lieber Kerl, dadurch ging es dann relativ schnell mit dem aneinander gewöhnen. Doch Kagome hatte keinerlei Interesse an Dates oder dergleichen. Nicht nachdem… Sie unterbrach ihre trüben Gedanken, indem sie am Gleis ankam und sofort in ihre Bahn steigen konnte. Das Glück, wieder nicht warten zu müssen, beflügelte sie ein wenig und lenkte die junge Frau ab. Sie fuhr die fünf Stationen zurück und nahm die Treppe ins Freie. Dort war es immer noch schummrig, es würde aber nicht mehr lange dauern, dann würde die Sonne den Himmel begrüßen. Kagome lief durch die dunklen Straßen, manchmal machten ihr die Gassen etwas Angst, aber sie versuchte nicht daran zu denken. Denn sonst würde es nur noch schlimmer werden. „Miau.“ Kagome sah auf den Boden und entdeckte eine Katze. Das Tier schmiegte sich gegen ihre Beine und daraufhin verschwand sie in der Dunkelheit. Neugierig folgte die Frau ihr mit den Augen und erkannte, dass sie zu einer sitzenden Person in einer Seitengasse lief. Kagome wurde schon etwas übel, bei dem Gedanken, dass dort anscheinend ein Mensch auf dem Boden saß. »War er ohnmächtig, oder alkoholisiert?«, fragte Kagome sich unsicher. Ihr Medizinerherz wurde neugierig und schlug wild in ihrer Brust. »Ob er Hilfe benötigte?« Sie lief zu dem Unbekannten und stand nun direkt vor der sitzenden Person. Der Kopf war gesenkt, der Anzug voller Blut und dieser Mensch schien wirklich schwer verletzt zu sein. Sofort ging die junge Frau in die Knie, ignorierte dabei, dass ihre Hose dreckig wurde. „Hallo?“, fragte sie leise, „Benötigen Sie Hilfe?“ Innerlich schlug sich Kagome gegen die Stirn. »Blöde Frage«, dachte sie sich. Die junge Schönheit sah in das Gesicht und erkannte, dass es ein Mann war. Danach fiel ihr sein Haar auf, was im schwachen Licht einer weit entfernten Laterne silbern schimmerte. Plötzlich zog sie scharf die Luft ein und wich etwas zurück. Das erinnerte sie … an ihn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)