Shuichi Akai - Agent auf Abwegen von ginakai ================================================================================ Kapitel 17: Engel ----------------- Langsam wachte Akai auf. Irgendetwas hatte ihn geweckt, doch im Halbschlaf konnte er nicht gleich zuordnen, was es war. Er bemerkte die angenehme Wärme, die ihn dazu verführen wollte, einfach weiter zu schlafen. Doch sein Verstand würde keine Ruhe geben, bis er nicht erkannt hatte, was ihn störte. Widerwillig befahl der Agent seinem Auge, sich zu öffnen und während er sich den Schlaf weg blinzelte erkannte er, was die Störung seines kurzen Mittagsschlafes verursacht hatte. Die Dusche in dem kleinen Bad nebenan war angestellt worden. Mit einem Seufzen überlegte Akai kurz, ob er noch etwas weiterschlafen sollte, doch dann erinnerte er sich, dass sie noch nicht gefrühstückt hatten. Und Gin war bereits durch sein kleines Missgeschick schlecht gelaunt... Erst als er sich aufrichtete, fiel dem Schwarzhaarigen die Decke auf, die nun von seinen Schultern fiel. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Scheinbar ist Gin doch nicht mehr ganz so sauer, wie ich gedacht habe." Aber sicher war er sich nicht. Die Gefühlsschwankungen, die sich nur angedeutet hatten, als sich Gin noch mit seinen vollständigen Erinnerungen im Körper des Kindes befunden hatte, waren offensichtlich schlimmer geworden. Zwar traute sich der Agent zu, damit umgehen zu können, aber er musste es ja nicht schwerer für sie beide machen, als es ohnehin schon war. Etwas schwerfällig durch den letzten Rest Müdigkeit, der sich noch nicht vollständig vertreiben ließ, setzte sich Akai auf den Bettrand, bevor er aufstand und die Decke ordentlich gefaltet auf dem Bett ablegte. Auf dem Weg in die Küche überlegte er, was er zum Frühstück machen sollte. Obwohl es längst Mittagszeit war, hatten sie ja noch nichts gegessen. "Rühreier mit Schinken und Speck wäre zwar schön aber...", überlegte Akai und öffnete die Kühlschranktür. Auf dem Weg dorthin schweifte sein Blick auf die Rosen, die in einer Art Vase auf dem Tisch standen. Er lächelte. "Gin brauch nie lange zum Duschen und er wird Hunger haben. Außerdem sollte ich wohl besser wieder im Schlafzimmer sein, wenn er rauskommt. Also gibt es erstmal ein paar Sandwiches, die sind schneller fertig", beschloss er. Durch die gewohnten Handgriffe war er schnell fertig und nahm die Teller mit zurück ins Schlafzimmer. Dort war er verwundert, dass sich nichts verändert hatte. Anders gesagt, man hörte immer noch das Wasser im Badezimmer rauschen. Mit einem misstrauischen Blick starrte Akai auf die Badtür und stellte dabei die Sandwiches auf dem Nachtschrank ab. Auch sonst war nichts zu hören. Der Agent setzte sich auf das Bett und wartete, oder zumindest versuchte er das. Nach einer Weile begann er leicht nervös auf dem Bett herum zu rutschen, während sein Atem immer unruhiger wurde. "Beruhig dich...du machst dir mal wieder zu schnell Sorgen.", versuchte er sich einzureden, um die einkehrende Nervosität zu vertreiben, was aber auch nichts nützte. Der Agent kreiste seine Daumen, starrte nach unten, und ließ dann seine Finger knacken. Für gewöhnlich hasste er dieses Geräusch, doch anders wusste er sich nicht abzulenken. Aus dem Raum gehen wollte er auch nicht mehr. Als er es schließlich nicht mehr aushielt, stand er vom Bett auf und bewegte sich mit kurzen Schritten zur Tür des kleinen Nebenraumes. Er hoffte nebenbei, das jetzt vielleicht doch endlich die Dusche abgestellt werden würde, jedoch wurde er was das betrifft enttäuscht. Er klopfte erstmals nur mit leichter Kraft an die Tür. "Gin, alles in Ordnung?" Er wollte in diesem Moment jetzt einfach die Stimme seines Koibitos hören, dabei war es ihm so ziemlich egal was die Antwort beinhaltete, so lange überhaupt eine Reaktion erfolgen würde. Doch es passierte nichts. Das Wasser lief unentwegt weiter. Akai schluckte, versuchte es aber noch einmal. Wieder änderte sich nichts. Immer noch das Wasserrauschen. "Ich kann doch nicht einfach da rein spazieren...", dachte der junge Agent beschämend und kannte sich inzwischen so gut, dass er genau wusste, er würde Gins Anblick unter der Dusche nicht ertragen können, wenn doch nichts sei und er sich irrte. "Aber wenn was passiert ist..." Er wusste aber auch von sich selbst, dass er niemals wollen würde, dass Gin etwas passiert. Er würde ihm immer helfen. Akai setzte einen ernsten Blick auf und öffnete die Badezimmertür. Sofort kam ihm eine unangenehme Wärmewelle entgegen, die er in diesem Moment als unerträglich empfand. Ein wenig weißer Dampf war im kleinen Raum verbreitet, die Wände der Dusche waren vollkommen beschlagen. Darin saß ein zu Boden gesunkener, regungsloser Gin. Geschockt eilte Akai zu der Duschkabine, öffnete hastig die Schiebetüren und stellte das Wasser ab. Der Silberhaarige bewegte sich währenddessen immer noch kein Stück. Er hatte den Kopf gesenkt und seine in Wasser getränkten Haare verdeckten fast sein komplettes Gesicht. "Ich kann seine Stimme hören... Sie klingt so angenehm, wie ein sanftes, beruhigendes Streichen... Als würde ein Engel auf mir herab sehen..." Das Erste, was sich Gins Augen offenbarte, als er sie öffnete, war ein unklares, verschwommenes Bild, und doch erkannte er Shuichis Antlitz vor sich. "Gin?! GIN!!" Akai bemerkte wie sich die Augen von Gin hinter den Lücken der silbernen Haarsträhnen, langsam öffneten. Daraufhin weiteten sie sich vor Schreck. "Gott sei dank, geht es dir gut?", fragte er Gin besorgt und legte seine Hände auf dessen Schultern. "Fass mich nicht an!', ertönte es plötzlich vom Silberhaarigen, als das Bild vor seinen Augen klarer wurde und er die Situation zu realisieren begann. Da Gin aber keine Anstalten machte den Agenten mit Gewalt von sich weg zu schieben, hörte dieser auch nicht sofort darauf "Was machst du denn?...Bist du eingeschlafen?", erkundigte er sich stattdessen, doch Gins ängstlich wirkendes Verhalten verriet ihm, dass dies nicht der Fall gewesen war. Er ließ einer seiner Hände über den Hals seines Koibitos gleiten und stoppte bei dessen Wange. "Sag mir was los ist." Wieder schwang in dieser Tonlage Besorgnis mit, die sich meistens immer gezeigt hatte, als er damals den ängstlichen Jungen beruhigen wollte. "Nimm endlich deine Hände von mir weg!", entgegnete es jedoch kalt von Gin und somit verblasste die Erinnerung von Akai auch wieder. Der Silberhaarige zog seinen Kopf zur Seite. Gedanklich seufzend beschloss der Agent, wenn auch widerwillig, es dabei zu belassen. Es schien momentan nicht so, dass Gin ihm erzählen wollte was los sei, geschweige sich von ihm helfen zu lassen. "Na schön. Bist du dann fertig?", fragte er, wobei er sich sicher war, dass Gin definitiv lange genug geduscht hatte. Akai richtete sich auf und hielt dem Silberhaarigen seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Auch diese Hilfestellung lehnte Gin ab und beachtete die Hand über ihm gar nicht, stattdessen versuchte er sich irgendwie alleine wieder aufzurappeln und stütze sich dabei an den Fliesen ab. Was er vergessen hatte: die Fliesen waren noch feucht und vor allem sehr rutschig, so dass er mit der Hand ausrutschte und wieder gefallen wäre, wenn Akai ihn im letzten Moment nicht noch aufgefangen hätte. "Pass auf...", meinte der Agent leise, erkannte dann, dass Gin sich in seinen Armen nicht mehr regte. Besorgt sah Akai den Silberhaarigen an. Er wusste im ersten Moment allerdings nicht, was er tun sollte. „Er ist wohl bewusstlos...“, flüsterte der Agent zu sich selbst und versuchte mit Mühe Gin nicht fallen zu lassen. Er seufzte und beschloss Gin erst mal aus dem Bad zu tragen und dann ins Bett zu legen. Das wäre gerade bestimmt die beste Entscheidung. Er trug Gin daraufhin zurück und legte ihn auf das Bett. Dabei erklang nicht das leiseste Geräusch, man konnte vielleicht gerade mal die beiden Männer atmen hören. Ruhig betrachtete Akai Gins stillen Körper, seine Auge wollte sich einfach auf nichts anderes fixieren. Zögernd strich er daraufhin über Gins Narbe und lächelte leicht merklich. In diesem Augenblick erinnerte er sich an den kleinen und unschuldigen Gin zurück, diese Situation erinnerte ihn zu sehr daran. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)