Shuichi Akai - Agent auf Abwegen von ginakai ================================================================================ Kapitel 11: Stille ------------------ Während Gin tief schlief tauchten plötzlich viele Bilder in seinem Kopf auf, die bisher tief verborgen gewesen waren. Und doch kannte er sie und konnte die Szenarien wieder richtig einordnen. Die Meisten zeigten Akai, welcher hin und wieder traurig wirkte oder andernfalls freundlich lächelte und glücklich schien. Manchmal schrie er, während er dabei einen panischen Eindruck machte. Doch egal wie viele unterschiedliche Bilder des Agenten sich zeigten, die Tatsache, dass er jegliche Trauer und Dunkelheit in Gins Leben vertrieben hatte, blieb gleich. Unabhängig davon, ob Gin ihn in verschiedenen Situationen gebraucht hatte oder nicht, er war immer da gewesen. … Langsam wurde sich Gin bewusst, dass er wieder wach war. Kurz darauf fielen ihm auch die Kopfschmerzen auf, während er seine Augen öffnete. Aber das war dem Silberhaarigen egal, denn scheinbar hatte er dafür endlich seine lang ersehnten Erinnerungen zurückbekommen. Gerade als er seine Umgebung begann wieder wahrzunehmen, bemerkte er auch Akai auf seiner Brust noch friedlich schlafend. Zumindest bis jetzt, unmittelbar nach Gins Feststellung machte der nackte Körper des Agenten die ersten Regungen. Gin schloss erschrocken wieder die Augen und versuchte möglichst still liegen zu bleiben. Ein Schamgefühl übermannte ihn, als ihm klar wurde, was sie getan hatten, bevor er eingeschlafen war. "Schon zum zweiten Mal....", erkannte Gin daraufhin. Seine Gedanken begannen zu kreisen. "Und beide Male habe ich mich nicht..." Erst fragte er sich, warum er sich nicht gewehrt hatte. Jedoch als er in seinen neuen Erinnerungen kramte, fand er den Grund. Egal zu welchem Zeitpunkt, er hatte sich in der Nähe seines Retters genauso sicher gefühlt wie in den Jahren, die er noch mit seinen Eltern verbracht hatte. Zwar würde er gern behaupten es lag nur daran, dass er seine Erinnerungen verloren hatte und daher noch unschuldig jedem vertraut hätte.... doch das entsprach nicht der Wahrheit. "Ich konnte mich an den Tod meiner Eltern erinnern. An Rum. Die Angst, Wut und Hilflosigkeit...." Er erinnerte sich an die Situation im Bad. Obwohl er zu dem Zeitpunkt der Junge war, hatte er Subaru auf die Probe gestellt. "Immer wenn ich unsicher oder vorsichtig war ist es Akai gelungen das Richtige zu sagen und zu tun.…" Gin spürte, wie Akai einen tiefen Atemzug tat und endgültig erwachte. Bewusst achtete der Mörder darauf seine ruhige Atmung beizubehalten und durch keine auch noch so kleine Muskelzuckung anzudeuten, dass auch er wach war. "Selbst jetzt spüre ich nicht den Ansatz einer Gefahr....nur Ruhe und .... Zufriedenheit?" Keiner von Gins Gedanken drang nach außen. Der schwarzhaarige Agent, welcher den Kopf von Gins Brust hob und dessen Gesicht aufmerksam musterte, war überzeugt seinen schlafenden Koibito zu erblicken. Er strich Gin vorsichtig über die Wange, während er froh war, dass dieser noch friedlich zu schlafen schien. Akai hatte noch nicht die Absicht ihn zu wecken. Das schlafende Gesicht vor seinem Auge wirkte beruhigend. Auch wenn Akai nicht wirklich ruhig bleiben konnte, da seine Gedanken bereits weiter gingen und er sich ausmalte was passieren könnte, wenn Gin aufwachte. "Wird er sehr sauer sein?", fragte sich Akai im Stillen, danach runzelte er die Stirn. So wirklich schenkte er seiner Vermutung keinen Glauben und doch war er sich unschlüssig. Ein gut gelaunter Gin, welcher ihn jetzt strahlend mit einem zuckersüßen 'Guten Morgen' begrüßen würde, war für Akai ebenso vollkommen ausgeschlossen. "Was tut er? Starrt er mich an?" Gin, der immer noch ein Schlafen vortäuschte, war über die plötzliche Stille von Akai etwas verwundert. Nachdem der Silberhaarige dessen warme Hand nicht mehr an seiner Wange gespürt hatte, war von dem Agenten selbst keine Regung mehr zu vernehmen. "Oder versucht er wieder einzuschlafen?" Gin würde es wohl nicht herausfinden, wenn er sich nicht vergewissern würde. Er könnte immerhin nicht ewig so liegen bleiben und schlafend tun, wurde ihm soeben bewusst. Also sprang er über seinen Schatten und öffnete langsam seine Augen. Als er den Kopf etwas anhob, erblickte er sofort seinen Liebhaber von letzter Nacht, welcher ihn mit großen Augen ansah. "Er hat mich tatsächlich nur angestarrt..." Obwohl es eigentlich harmlos klang, wusste Gin nicht ob er es als unangenehm empfinden sollte, dass Akai ihn beim Schlafen zugesehen hatte. Zeitgleich versuchte er aber auch den Blick des Agenten zu interpretieren. Das nun gegenseitige Anstarren erzeugte eine gewisse Spannung in der Luft, doch kam es zu keinem Ergebnis. Es folgten nur Gedanken, die ohnehin nicht nach außen gelangen würden. "Was soll ich sagen? Was will er denn hören?" Gin schien ratlos, was er aber versuchte zu verbergen. Eigentlich wollte Akai etwas sagen, eine normale morgendliche Begrüßung wäre wohl am angebrachtesten gewesen. Aber ihm kam der Hintergedanke, dass jedes Wort falsch und es Gin provozieren könnte. Liebend gern würde der Schwarzhaarige erfahren, was in seinem Gegenüber gerade vorging, wie er jetzt über die letzte Nacht dachte und vor allem, wie er gelaunt ist. Die Spannung steigerte sich immer weiter und schließlich senkte Akai den Blick und sagte leise "Es tut mir Leid," bevor er sein Gewicht verlagerte, damit er Gin nicht länger erdrückte. Langsam und auch etwas zögerlich, den Mörder immer im Auge behaltend, um eventuell einem Schlag oder einer schnellen Bewegung ausweichen zu können, richtete Akai sich auf. Gerade wollte er das Bett verlassen, als Gin sein Handgelenk einfing und festhielt. Überrascht richtete der Schwarzhaarige seinen Blick auf Gin. Erneut begegneten sich ihre Blicke und erneut breitete sich Stille aus. Schließlich unterbrach der Silberhaarige diese Stille. "Was tut dir Leid?", fragte er mit bohrendem Blick und fester Stimme. Akai konnte den Blick nicht abwenden. Diese Kälte schnitt tief und verletzte ihn mehr als er geglaubt hatte und mit jeder verstreichenden Sekunde, die sich dieser Blick in ihn bohrte, wurde die Wunde größer, doch er konnte den Blick nicht abwenden. Gin beobachtete, wie sein kürzlicher Partner schwer schluckte. Akais plötzliche Entschuldigung hatte ihn überrascht. "Wofür genau entschuldigt er sich? Letzte Nacht hat es nicht gerade so gewirkt als wäre er unentschlossen. Ich weiß jetzt auch, dass außer diesem einen Mal vorher nichts weiter passiert ist....entschuldigt er sich dafür, dass er mit mir in einem Bett geschlafen hat? Aber ich war doch derjenige, der zuerst eingeschlafen ist.…" Auch wenn sich das Warten noch etwas länger ausdehnte, Gin erhielt keine Antwort. Obwohl er wusste, dass Akai die Frage sehr wohl beantworten konnte, wenn sich dessen selbst nur nicht weigern würde. "Tze!" Mit dieser verärgert klingenden Bemerkung zog Gin den Agenten wieder auf das Bett, welcher dies ohne jegliche Weigerung zu ließ. Dafür erhob sich der Silberhaarige jedoch aus dem Bett. "Dann eben nicht.", kam es kalt von Gin, während er Akai dabei keines Blickes mehr würdigte. Dessen leeren Blick hätte Gin ohnehin nicht mehr deuten können. Er konnte nicht hinter Akais Fassade sehen, die all den Schmerz und die Trauer bewusst verborgen hielt. Ohne noch ein weiteres Wort verschwand Gin im Bad. Einen Moment nachdem die Tür geschlossen wurde, konnte man auch schon das fließende Wasser der Dusche vernehmen. Gin lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Er ließ das warme Wasser über seinen Körper gleiten und atmete währenddessen einmal tief durch. "Versteh mir einer diesen Agenten..." Inzwischen lag es zwar klar auf der Hand wie Akai empfand. Die letzte Nacht war der eindeutige Beweis dafür. Doch diese Gefühle widerlegten wiederum diese von unbegründeten Entschuldigungen gezierte, ständige Verschlossenheit. Die Verschlossenheit, welche verhinderte einfach ehrlich zu sein. Zu sagen, was man denkt. Gin war nicht in der Lage Akais Gedanken zu lesen, egal wie sehr er sich manchmal dazu bemühte. "Vielleicht weiß er einfach nicht, was er will...", versuchte es sich der Silberhaarige irgendwie zu erklären. Er öffnete wieder seine Augen. Inzwischen hatte der Wasserdampf die sonst durchsichtigen Wände herum der Dusche beschlagen. "Oder bin ich es, der nicht weiß, was er will?", fragte Gin sich in Gedanken. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und griff mit der anderen nach dem Shampoo. "Naja, ist jetzt auch egal. Eins nach dem Anderen.", beschloss er. Während er das Shampoo in seinen Haaren verteilte, widmeten sich seine Gedanken anderen Themen. "Ich kann mich jetzt an alles erinnern, was in der Zeit geschehen ist, die ich mit Shuichi verbracht habe. Was ist also der nächste Schritt? Ihn beseitigen, da er keinen Nutzen mehr für mich hat? Eine bessere Gelegenheit wird sich wohl kaum bieten...." Gin wusch das Shampoo aus seinen Haaren. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl ihm würde sich der Magen umdrehen bei dem Gedanken den Agenten endgültig loszuwerden. "Es eilt ja nicht....vielleicht....nein, er hat sich mit Sicherheit öfter mit Merlot über die Organisation unterhalten, als ich es als Junge mitbekommen habe... Es gibt also noch immer etwas, das ich von ihm erfahren kann." Seltsam erleichtert verließ Gin die Dusche mit neuer Entschlossenheit. Doch erst als er aus der kleinen Kabine trat, fiel ihm ein, dass seine Kleidung noch immer im Schlafzimmer, neben dem Bett, lag. "Scheiße." Wütend starrte Gin das Handtuch in seiner Hand an während sich auf seine Wangen ein leichter rosa Hauch schlich. Doch wenn er nicht vor hatte im Bad weiter zu schmoren, gab es ohnehin keine andere Möglichkeit. "Geh einfach an ihm vorbei und zieh andere Klamotten an...", befahl er sich selbst, während er seinen Körper unter dem langen Handtuch versteckte. Dann trat er durch die Tür. Jedoch schon beim ersten Schritt verlief es nicht so leicht, wie er gehofft hatte. Wie angewurzelt blieb er in der Tür stehen, da sein Blick den Shuichis getroffen hatte. Der Agent saß immer noch auf dem Bett. In beiden Blicken schlich sich Erwartung. Der Wunsch nach irgendwelchen Worten, die diese angespannte Stille unterbrechen würden... doch es passierte nichts. Keiner fühlte sich dazu in der Lage, passende Worte zu finden. So verweilten sie noch kurz in der Stille, bis Akai schließlich realisierte, warum Gin noch nicht einmal angekleidet war. "Ähm... brauchst du deine-" Er drehte sich um und rückte ein Stück nach hinten, da erblickte er Gins Klamotten neben dem Bett. Gerade als er diese aber nehmen wollte und dann wieder in Gins Richtung sah, war der Silberhaarige längst dabei den Raum zu verlassen. Offenbar hatte er sich die Unterbrechung zu Nutze gemacht, um dem Agenten nun auch den Rücken zu kehren zu können. "Gin!", hörte er Akais laute Stimme noch hinter sich. Doch er drehte sich nicht um und verbat sich jede Art von Beachtung. Gin wusste, würde er sich wieder umdrehen, wäre es fast unmöglich seine Augen wieder abzuwenden. Dabei wollte er Akai jetzt einfach nicht sehen und dessen Nähe meiden. Also ging er still aus dem Zimmer und schloss die Tür unsanft hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)