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Shuichi Akai - Agent auf Abwegen

von

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Wiedersehen

Benommen öffnete Akai sein Auge. Es dauerte einen Moment, bis er sich seiner Situation bewusst werden konnte. Das Erste, was ihm auffiel: Sein Atem wurde durch Fesseln an seiner Brust unterdrückt. Ein Versuch seine Arme zu bewegen schlug fehl, ebenso seine Beine konnte er nicht rühren. Erst dann bemerkte er, dass er sich in einer sitzenden Position auf einem Stuhl befand.

"Wo bin ich… Was ist passiert?" Akai versuchte sich zu erinnern. "Ich war im Park und dann…" Weiter wusste er nicht mehr.

Offenbar musste ihn jemand ausgeknockt haben. "Doch wer...?"

Trotz seines eingeschränkten Sichtfeldes versuchte er sich in dem kleinen Raum etwas umzusehen, der etwas verdunkelt wirkte. Die Sonne konnte aufgrund zugezogener Vorhänge nicht ganz in das Zimmer scheinen. Die Einrichtung war recht schlicht. Nur ein Bett, ein Schrank und ein Regal mit Bücher konnte Akai vorerst erblicken, was sich auf der rechten Seite befand, konnte er nicht sehen. Von vornherein war ihm klar, dass ihm die kleinräumige Umgebung nicht bekannt war und er sie zum ersten Mal sah. Doch was ihn interessierte: Ob ihm die Person, die ihn hierher gebracht hatte, ebenso fremd war. Akai hatte seinen Entführer nur flüchtig gesehen. Die Zeit diesen zu erkennen, war ihm nicht geblieben.

Der Agent startete einen weiteren Versuch auf dem Stuhl herumzurutschen, doch so unbequem diese Position auch war, die Fesseln waren eindeutig zu fest. Erst in diesem Augenblick, als Akai sich beruhigt hatte und wieder versuchte gleichmäßig zu atmen, bemerkte er, dass sein Atem nicht der Einzige im Raum war. Er spürte die Aura einer anderen Person, welche sich offenbar gerade in seine Richtung zu bewegte. Allerdings von der rechten Seite, so konnte Akai ihn nicht sehen, auch wenn er seinen Kopf noch so sehr drehte.
 

"Du hast wirklich nachgelassen, mein Lieber..." Gin ging langsam auf seinen Erzfeind zu. Dessen klägliche Versuche die Fesseln zu lockern, hatten den Silberhaarigen wirklich amüsiert. Fast hätte er angefangen zu lachen, dieser hilflose Anblick, der sich ihm gerade bot, war wirklich hinreißend.
 

Akai erstarrte. Diese Stimme würde er immer wiedererkennen.

"Schön zu wissen, dass sich der Aufwand gelohnt hat und du wieder ganz du selbst bist." Äußerlich gefasst, war Akai innerlich alles andere. "Gin! Ich hab mich also nicht geirrt... Aber warum? Was hat er vor?"

"Ich hab dich nie darum gebeten.", kam die kalte Antwort. Noch immer stand Gin rechts hinter Akai, außerhalb seines Blickwinkels.

"Natürlich nicht! Du wärst natürlich viel lieber ein kleiner Junge geblieben...", meinte Akai sarkastisch.

"Ich hätte auch allein einen Weg gefunden an das Gegenmittel zu kommen!" Gin stand jetzt ganz dicht hinter Akai.

"Sicher doch! Weil du als 12-Jähriger auch ganz bestimmt davon überzeugt gewesen wärst, dass du eigentlich viel älter bist und..." Akai brach ab, als ihm von rechts unten etwas schmales, kaltes gegen den Hals gedrückt wurde. Erst dachte er an ein Messer, doch er spürte keine scharfe Kante. Es war nur schmal, glatt und abgerundet... langsam, aber bestimmt drückte Gin mit dem Schlagstock gegen Akais Hals. Der Agent wurde gezwungen zum Luftholen den Kopf zurückzulehnen, kam damit aber nicht weit, da der Silberhaarige hinter ihm stand.

"Wieso hast du dich da eingemischt?", während Gin diese Frage stellte, ließ er den Schlagstock immer höher an Akais Kehle entlang gleiten, bis dieser schließlich gezwungen war seinen Kopf in den Nacken zu legen.

Als Gin bei seinem Kinn angekommen war, hatte er Akai somit gezwungen Blickkontakt herzustellen. Der Agent bemerkte, wie Gins andere Hand an seiner rechten Schläfe langsam nebenher strich.

Trotz der Einschüchterung und der Tatsache, dass sein Herzschlag beinahe aussetzte, überwand Akai sich zum antworten: "Ich dachte, du hättest bereits begriffen, warum ich einfach kommen musste. Dabei hatte ich es dir doch so oft gesagt..."

Das Sprechen fiel durch die Unterdrückung des kalten Schlagstockes an seinem Kinn etwas schwer, weshalb seine Stimme leise klang. Umso größer war die Erleichterung, als Gin das längliche Teil nach seinem nächsten Satz wieder von ihm entfernte.

"Etwa aus dem lächerlichen Grund, dass du es nicht ertragen könntest, wie mich jemand anderes vor dir erledigt?", fragte Gin spöttisch, zwar war dieser Vorwurf nicht ganz unwahr gewesen, doch trotzdem verwirrte er Akai. Er erinnerte sich, wie er dem kleinen Gin doch immer mitgeteilt hatte, dass er ihn um jeden Preis vor Rum beschützen würde.

Während er nachdachte und Gin nicht antwortete, hatte er aber nicht mit der Wut gerechnet, die sich inzwischen in diesem gesammelt hatte. "D-Du..-", setzte er an, doch wurde sofort von dem Silberhaarigen unterbrochen. "Schnauze!"

Damit kassierte Akai einen heftigen Schlag von Gins Hand an der rechten Seite. Der Schmerz ließ den Agenten kurz aufschreien.

"Tut es weh? Das kommt davon, wenn man sich in Dinge einmischt, die einen nichts angehen!" Wie zornig Gin wirklich war, konnte Akai zusätzlich an dessen Handgriffen einschätzen, welche sich danach in seine Schultern krallten.

Da wanderte Gins Blick wieder zu Akais Augenklappe.

"Du bist wirklich ein Idiot.", meinte er und ließ seine Hand unter die Befestigung der Binde wandern, offenbar wollte er einen Blick riskieren.

"Schon gut. Ich kann verstehen, dass du sauer bist." Akais Worte lenkten Gin von seinem Vorhaben ab.

"Bitte? Du verstehst es?" Die Frage von ihm klang ironisch, dennoch sprach Akai weiter, erwähnte aber bewusst nicht direkt, was er meinte: "Ich hätte das wirklich nicht tun dürfen…"

Er erinnerte sich an den Kuss, den er mit dem kleinen Gin geteilt hatte.

"Diese Nacht...." Akai wagte es erst gar nicht, sich die Szenarien wieder zurück in sein Gedächtnis zu rufen. "Es war ein Fehler mich da mitreißen zu lassen... Es ist vollkommen logisch, dass er mich dafür leiden lässt. Immerhin habe ich die Situation ausgenutzt... Ich habe das verdient..."

Gin machte das hingegen nur noch wütender. Doch seine Handlungen wurden wieder ruhiger und zielgerichteter.

"Er versteht es also? Er will wissen, was mich so aufregt?" Irgendwie hatte Gin das Gefühl, dass dies nicht der Fall war.

"Wenn dem wirklich so ist, warum hast du dann dieses Risiko auf dich genommen?"

"Was?" Gins Frage verwirrte Akai nur noch mehr. "Wovon genau sprechen wir jetzt?", fragte er sich, doch dann musste Akai einen weiteren Schmerzensschrei unterdrücken. Gins freie Hand krallte sich schmerzhaft in seine Schulter.

"Antworte mir!", kam die gefährlich leise Anweisung.

"Ich konnte nicht anders! In dieser Situation..." Selbst in Akais eigenen Ohren hörte sich seine Antwort lächerlich an.

"Hör auf mich zu veralbern!", kam wie erwartet die verärgerte Reaktion, doch mit dem nächsten Schritt hatte Akai nicht gerechnet. Gins Hand strich ihm von der Schulter langsam über den Arm nach unten, was Akai wieder an jene Nacht erinnerte. Doch als die Hand seines Erzfeindes an seinem Unterarm angekommen war, drückte er an einem bestimmten Punkt zu.

Akais Hand wurde schlaff und kurz darauf schrie er vor Schmerz und Überraschung. Gin zog ihm den Schlagstock schmerzhaft über die Handinnenfläche. Doch bei bei einem Schlag blieb es nicht. In seiner Position war es dem Agenten nicht möglich, sich zu rühren und so landete der Schlagstock wieder und wieder auf der empfindlichen Haut.

Als Gin schließlich aufhörte, spürte Akai in seiner Hand nur noch schmerzhaftes Pochen, davon abgesehen war sie taub. Die Finger konnte er nicht mehr bewegen, auch als Gin den Griff von seinem Unterarm löste.

Keuchend ließ Akai den Kopf etwas hängen und versuchte seinen Puls und seine Atmung wieder zu beruhigen. Der schnelle Herzschlag vergrößerte nicht nur die Schmerzen seiner Hand, sondern auch die in seinem Auge. Auch mit seiner lauten Atmung konnte der FBI Agent hören, wie Gin um ihn herum ging und sich zum ersten Mal seit der Entführung in sein Blickfeld begab.

"Ich bin lang genug im Geschäft, um zu wissen wie ich meine Antworten bekomme und glaub mir, das werde ich."

Dem Gefesselten lief ein kalter Schauer über den Rücken. Gleichzeitig gab Akai die Hoffnung auf, welche er tief in seinem Herzen wohl noch festgehalten hatte: Die Warmherzigkeit und Freundlichkeit des Kindes waren in diesem Mörder wirklich gestorben. Vor ihm stand nur eine Person: Sein Erzfeind, der ihn um jeden Preis töten und quälen würde.

Akai richtete seinen Blick direkt auf Gin und sagte leicht lächelnd: "Das habe ich auch nie bezweifelt."

"Gut!" Gin grinste ihn hinterhältig an. "Dann werden wir wohl noch eine Weile Spaß miteinander haben."

Sein Grinsen wurde breiter. "Oder besser gesagt: Ich mit dir. Deine Kollegen werden dich ja für eine ganze Weile nicht vermissen.", womit Akais Vermutung bestätigt wurde, dass Gin sein Telefonat mitbekommen hatte. Zu Beginn fragte sich Akai noch, wie Gin ein so gutes Timing haben konnte, ihn genau nach diesem Gespräch abzufangen, doch als er ihn vollständig sehen konnte, war ihm diese Vermutung gekommen. Gin trug noch immer einen Kapuzenpullover und Jeans.
 

Während sich Gin seinem Gefangenen wieder näherte, versuchte Akai sich gedanklich auf das Kommende vorzubereiten. Was auch immer das sein würde.

"Vielleicht sollte ich einfach das Risiko eingehen und ihn direkt fragen. Verschlimmern kann sich meine Situation eh nicht mehr.", dachte Akai. Doch als er den Mund öffnete, um Gin anzusprechen, kam kein Wort über seine Lippen. Schneller als sein Auge der Bewegung folgen konnte, hatte Gin den Schlagstock auf ihn gerichtet. Dicht vor sein linkes Auge.

Akai erstarrte und versuchte weiter kontrolliert und ruhig zu atmen. Hektische Bewegungen würden schnell fatal werden.

Gin lächelte zufrieden über die Reaktion seines Erzfeindes. "Schön vorsichtig mein Lieber. An deiner Stelle würde ich aufpassen, was ich sage oder tue."

Langsam wanderte der Schlagstock von Akais linken Auge zu seinem rechten. Gin ließ das Metall über Akais Nasenflügel unter den Verband wandern und schob diesen mit dem Stab hoch.

Akai verharrte regungslos. Er konnte nur darauf vertrauen, dass Gin ihn nicht so verletzen wollte. Nicht auf diese Art. Aber jede Bewegung seinerseits konnte für das Abrutschen des Stabes und somit für großen Schaden sorgen. Letztlich konnte er nicht verhindern, dass Gin seine Augenbinde komplett beiseite schob.

Dieser konnte sich sein großes Interesse auch nicht erklären, diese Verletzung genauer betrachten zu wollen. Er reagierte jedoch anders, als von sich erwartet. Ein Stich durchfuhr ihn und seine Augen weiteten sich, als er dieses leere Auge erblickte,

was fast geschlossen war.

"Bist du jetzt zufrieden?" Akai konnte Gins Neugier zwar schon etwas nachvollziehen, doch was er damit erreichen wollte, war ihm unklar. Er selbst hatte es sich bisher nicht einmal gewagt, sein Auge anzusehen. Daher hatte sein Entführer wohl die Ehre damit der Erste zu sein. Doch Gin schien wie gelähmt, plötzlich sagte er nichts mehr und ließ seinen Arm nach unten gleiten, was auch gleichzeitig die Augenbinde zu Boden fielen ließ, die zuvor noch am Schlagstock hing. Er konnte seinen Blick nicht von dieser Verletzung abwenden. Obwohl er es wegen der Schuldgefühle, die ihn plötzlich übermannten, lieber getan hätte.

Akai hingegen hätte niemals daran gedacht, dass Gin sich jetzt schuldig fühlen würde oder irgendwas derartiges.

"So schlimm?", fragte er deshalb, da er Gins Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Er hatte selbst nicht wirklich eine Vorstellung, wie es unter der Augenbinde nun aussah.
 

"Sind das gerade etwa... Schuldgefühle?" Gin ballte seine Hand zur Faust. "Nein, das kann nicht sein! Warum sollte ich mich dafür schuldig fühlen?!"

Kurz sah er zur Seite und versuchte sich wieder zu sammeln. "Es gibt keinen Grund dafür!"

Akai beobachtete Gin genau. Dessen war sich Gin auch bewusst. Er durfte ihm keine Schwäche zeigen. Gin schloss kurz die Augen und richtete den Blick dann wieder fest auf Akai. Für einen Moment überlagerte sich Akais müdes, geschundenes Gesicht mit dem Bild vor wenigen Tagen, als Akai ihn mit deutlicher Erleichterung in den Augen angesehen hatte. Kurz bevor der Schuss von Rum kam. Gin vertrieb dieses Bild, was ihm einen weiteren Stich ins Herz gab.

"Ich bin nur mal wieder von Rums Fähigkeiten verblüfft.", sagte Gin möglichst abfällig.

"Was?", fragte Akai verwirrt.

Gin musterte ihn von oben herab. Noch immer konnte der Agent den Gesichtsausdruck seines Entführers nicht deuten.

"Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, er wollte dir mit dem Schuss ans Leben und hat nur zufällig daneben geschossen? Er hat das..." Gin berührte Akais linke Gesichtshälfte mit dem kalten Schlagstock und ließ den Agenten überrascht davor zurückschrecken. "...mit Absicht gemacht. Es gab also wohl noch irgendetwas, was er von dir wissen wissen wollte.", überlegte Gin laut.

"Und? Er ist tot, das spielt doch jetzt keine Rolle mehr.", erwiderte Akai mutwillig. Zwar erinnerte er sich noch, dass Rum ihn gefragt hatte, wie er überhaupt noch am leben sein könnte, ließ es jedoch bewusst aus, es zu erwähnen.

"Die Antwort hätte von mir kommen können.", gestand Gin sich ein, sonst interessierten ihn tote Leute auch nicht sonderlich, doch in dem Fall wollte er Antworten.

"Aber in deiner Situation würde ich mir gut überlegen, ob du solche Antworten nicht besser für dich behalten solltest!" Gin krallte seine Hand in Akais Hals, worauf diesem ein Keuchen entwich. "Sag es mir, was er wissen wollte."

Um sein Opfer eine Chance zum antworten zu geben, lockerte er seinen Griff etwas.

Als Akai wieder nach Luft schnappen konnte, hustete er etwas, sah dann wieder zu Gin auf.

"Kannst du dir das nicht denken? Du warst doch mit dabei.", sagte er dann, auch um herauszufinden, ob Gin sich vielleicht noch an diesen kurzen Zeitraum erinnern würde. Dessen Miene verfinsterte sich.

"Ich kann mich aber nicht..." Er fuhr seinen Gedanken nicht fort. Die Tatsache, dass er sich nicht an das Geringste erinnern konnte, ließen ihn desto wütender werden.

"Den Teil deiner Ankunft hab ich aber leider verpasst. Ich war eine Weile bewusstlos." Was vermutlich auch wirklich der Fall war. Sicher war sich Gin aber doch nicht ganz. Dennoch ließ sich Akai wohl davon überzeugen und beantwortete Gins Frage. Dabei behielt er ihn jedoch im Auge.

"Er wollte wissen, wieso ich noch am leben bin."

"Gute Frage...", dachten sowohl Gin, als auch Akai. Dabei bezogen sie sich aber mehr auf die momentane Situation, als auf die Vergangenheit.

"Das hätte er wohl besser Kir fragen sollen.", meinte Gin nur, bevor er sich seiner nächsten Frage widmete. "Da war doch bestimmt noch mehr."

Akai sah weg.

"Was wollte er noch wissen?"

"Das hat er nicht gesagt.", behauptete der Agent. Gins Wut, die sich irgendwann scheinbar beruhigt haben musste, kam mit einem Schlag wieder.

"Wieso sagt mir mein Gefühl, dass du mich belügst?", fragte er gefährlich leise. Eine Antwort erwartete er jedoch nicht. Bevor Akai sich versah, war Gin wieder aus seinem Blickfeld verschwunden. Angespannt lauschte er und versuchte so Gins Position zu erfahren, doch es half nichts. Nur kurz sah Akai die Faust, welche sich von links näherte und ihm in den Magen schlug. Gin hatte gewusst, dass er besonders auf seine rechte Seite achten würde und war bewusst von links gekommen.

Keuchend schnappte Akai nach Luft. Die Fesseln strafften sich um Akais Oberkörper und verhinderten tiefe Atemzüge, als sich sein Körper automatisch vorbeugen wollte.

Einen kurzen Moment sah der Agent schwarze Flecken vor seinem Auge, die sich jedoch mit seiner nur langsam ruhiger werdenden Atmung wieder auflösten. Tränen, welche der Agent bei dem Schmerz nicht länger hatte zurückhalten können, liefen ihm die linke Wange hinunter, während sein rechtes Auge schmerzhaft stach.

Da spürte er eine sanfte Berührung an seiner Handinnenfläche, welche Gin zuvor bearbeitet hatte. Diese war noch immer empfindlich und die Berührung ließ den Agenten Schlimmes vermuten.

"Ich muss dir deine Situation wohl noch etwas mehr verdeutlichen.", flüsterte Gin seinem Gefangenen ins rechte Ohr.

"Da-uhh!" Akais Antwort ging in seinem gedämpften Schrei unter, als Gin ihm eine Hand auf die rechte Schulter legte und den Stuhl mit einem gezielten Tritt und seitlichem Druck auf Akais Schulter diesen zu Fall brachte. Da Akais Hände hinter die Stuhllehne und seine Füße an die Stuhlbeine gefesselt waren, konnte er nichts tun, um den Sturz zu verhindern. Zwar konnte er seinen Kopf noch nach rechts wenden und eine Kopfnuss mit dem Boden verhindern, doch das brachte ihm auch nicht viel.

Stechender Schmerz fuhr ihm durch seinen linken Oberarm und die Schulter, welche zwischen Stuhl und Boden eingequetscht wurden. Begleitet von einem fast unerträglichen Schmerz in seinem Auge, welches die schnelle Höhenänderung gar nicht leiden konnte.

So verlor Akai kurz nach seinem Aufprall das Bewusstsein. Die Schmerzen waren zu viel und sein Körper richtete sich gegen Verstand des Agenten, dem die Gefahr einer Bewusstlosigkeit klar war.
 

Gin brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass vom Agenten erst mal keine Regung mehr erfolgen würde.

"Hey, bist du etwa schon am Ende deiner Kräfte?", kam es etwas lauter von dem Silberhaarigen. Er wollte sich sicher sein, dass Akai auch wirklich das Bewusstsein verloren hatte. Da dieser ihm nicht mehr antwortete, schien das offenbar wohl wirklich der Fall zu sein.

"Echt schwach..." Gin sah auf Akai herab und auf dessen Wunden.

"So macht das keinen Spaß...", dachte er scheinbar schmollend. Doch umso weiter er seinen erschöpften Feind betrachtete, machte sich gleichzeitig ein anderes Gefühl bei ihm bemerkbar.

"Er tut mir nicht leid.", redete Gin sich ein und versuchte nicht weiter darauf einzugehen. Gerade, als er sich abwenden wollte, wäre er fast auf Akais Augenbinde getreten, welche vorhin zu Boden gefallen war.

Gin hob sie auf und wandte sich nochmals dem Agenten zu. Irgendein Teil in Gin wollte Akai nicht so reglos am Boden verweilen lassen, ein Anderer sagte ihm jedoch, dass man sich nicht weiter darum kümmern sollte.

Er fasste sich an die Stirn. Letztlich ging er im zügigen Schritt zum Mülleimer und entsorgte die Augenklappe. Die wäre nun eh unbrauchbar gewesen. Zugleich fragte Gin sich, wie er Akai den Verband überhaupt wechseln sollte.

"Will ich das denn wirklich?" Er überlegte noch einmal, immer noch war er sich unschlüssig.

"Aber nur, damit ich den Anblick dieser Wunde nicht länger ertragen muss!" Er seufzte und ging in den Flur. Dort hatte er Akais Sachen abgelegt, die dieser dabei gehabt hatte. Gin musste sie mitnehmen, da er schließlich den besorgten Bekannten gespielt hatte.

Er durchwühlte die kleine Tasche auf der Kommode. "Wenn ich nichts finde hast du Pech...", wandte er sich gedanklich an Akai, doch fand plötzlich, wonach er gesucht hatte. Scheinbar hatte das Krankenhaus vorgesorgt und Akai ein paar Reserveaugenbinden mitgegeben.

Gin nahm eine davon und ging zurück zu Akai. Er richtete den Stuhl wieder auf und legte dann etwas gereizt den Verband an. Gin hasste sich gerade selbst dafür, besonders, weil irgendetwas in seinem Inneren ihm sagte, dass es die richtige Entscheidung war, zu helfen. Er musterte seinen Erzfeind ein wenig, schlug ihm dann links und rechts leicht auf die Wange. Dieser Versuch, Akai wieder zu wecken, war wohl vergeblich.

"Nichts zu machen...", murmelte Gin und beschloss kurz darauf die Fesseln zu lösen. Mit der Annahme, Akai würde in einer angenehmeren Körperhaltung vielleicht schneller aufwachen, trug er ihn auf das Bett.

Kaum hatte er den Agenten dort hingelegt, kam ihm schon der nächste Gedanke: "Wann er wohl zuletzt etwas gegessen hat?" Gin schüttelte hastig den Kopf. "Was interessiert mich das?!"

Erneut war er sich unstimmig mit sich selbst, dabei wusste er nicht mal woher diese Unstimmigkeit eigentlich kam, weshalb sie sich überhaupt bemerkbar machte.

"Andererseits..." Gin begann plötzlich übel gesinnt zu grinsen. Ihm fiel wieder ein, wie Akai ihn mal zum essen gezwungen hatte, auf eine demütigende Art. Jetzt wäre der perfekte Moment, um es ihm heimzuzahlen. Vorher jedoch kramte er aus dem Nachtschrank ein paar Handschellen heraus und wandte sich zum Bett zu. Wie, als ob er gerade anfing an Karma zu glauben, nahm er Akais rechten Arm und kettete ihn an das Bett fest.

"Geschieht dir recht.", gedanklich lachte er.
 

Erst mal zufrieden gestellt, ging Gin in die Küche und durchsuchte die Schränke. Viel essbares fand er nicht, nur eine Büchse mit Spinat. Da der Silberhaarige ohnehin nicht gut kochen konnte, empfand er, dass das wohl ausreichen würde. Daraufhin begann er den Spinat zu kochen.



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