Shuichi Akai - Agent auf Abwegen von ginakai ================================================================================ Kapitel 1: Gefangen ------------------- Es war früh am Morgen als der Arzt Shuichi Akai begrüßte. "Wie geht es Ihnen heute?" Die Standartfrage erfolgte gleich danach. "Seit Ihrem letzten Besuch hat es sich deutlich gebessert.", gab Akai dem Arzt an. "Also weder Übelkeit noch Schwindel?", erkundigte dieser sich wieder und setzte sich auf dem Stuhl neben dem Bett. "Nur noch ab und zu ein dumpfer Schmerz im Auge, mehr nicht." Akai versuchte es so gut wie es ging zu verharmlosen. Er wollte immer noch schnellstmöglich aus dem Krankenhaus raus. Der Arzt tastete noch einmal kurz die gleichen Stellen in Akai's Gesicht ab wie letztens, mit der Frage, was er dabei fühlen würde und ob er Schmerzen hätte. "Nicht mehr ganz so taub wie beim letzten Mal, Schmerzen vernehme ich dabei nicht.", meinte Akai. "Die Rötung ist auch schon etwas zurückgegangen, es verheilt relativ gut.", stellte der Arzt fest, als er sich das Auge genauer angesehen hatte. Bevor Akai die Frage stellen konnte, welche ihm auf der Zunge lag, hatte der Arzt sie auch schon beantwortet: "So wie es jetzt aussieht, kann ich Sie direkt entlassen. Ich verschreibe Ihnen noch Augentropfen, die sie 3 mal täglich verwenden sollten und nur für alle Fälle ein paar Schmerztabletten." Akai war gleichermaßen überrascht wie erleichtert. "Dann kann ich heute also bereits gehen?" "Ja. Bitte bedenken Sie, dass sie den Augenschutz noch mindestens einen Monat lang tragen sollten. Aber auch nicht ständig. Damit das Auge gut verheilen kann, darf es weder zu feucht noch zu trocken werden. Daher empfiehlt es sich das Auge am Tag mehrmals offen zu lassen. Beim Haare waschen sollten sie besonders vorsichtig sein, es darf keinerlei Fremdkörper oder Seife ins Auge gelangen, das könnte eine spätere Rehabilitation ihrer Sehkraft beeinträchtigen." Akai stutzte. "Rehabilitation? Das heißt, ich könnte wieder auf dem rechten Auge sehen?" "Naja, vollständig wird ihre Sehfähigkeit mit Sicherheit nicht mehr hergestellt werden können, zumindest nach dem momentanen Stand der Medizin. Da aber ihre Netzhaut nicht beschädigt wurde, sondern lediglich die Hornhaut auf dem Auge mit dem Muskelring der Iris, wäre es in einem Jahr vielleicht möglich diese durch eine künstliche Linse zu ersetzen. Ich will Ihnen da aber nicht zu viel versprechen. Es müsste dann von einem Arzt erneut überprüft werden, ob es wirklich möglich ist oder nicht." "Verstehe.", sagte Akai. Das waren gute Neuigkeiten. "Sie müssen aber nichts überstürzen. Nehmen Sie sich die Zeit, die sie brauchen beim Verlassen des Krankenhauses.", gab der Arzt noch Bescheid, als er fast an der Tür angekommen war. "Vorausgesetzt Sie fühlen sich auch wirklich dazu in der Lage?" Er warf seinen Kopf über die Schulter und sah Akai nachdenklich an. "Doch, es geht schon.", entgegnete er. Ebenso hatte er vor nicht lange zu warten, umso schneller er das Krankenhaus verlassen würde desto besser. "Ihre Klamotten befinden sich im Schrank.", wies die Schwester ihn auf den Schrank neben dem Tisch hin, bevor sie Akai noch eine gute Besserung wünschte und den Raum verließ. Kaum war sie aus der Tür erhob sich Akai aus dem Bett und eilte zum Schrank. Zu seiner Überraschung befanden sich dort frische Klamotten drin. Scheinbar musste Jodie diese vorbei gebracht haben, ebenso wie die Badsachen. Insgesamt war es jedoch nicht viel, was der Agent zusammenpacken musste und er konnte innerhalb einer halben Stunde das Krankenhaus verlassen. Als Akai durch die große Eingangstür schreitete, atmete er tief durch. Erleichterung breitete sich in ihm aus. Keinen Tag länger hätte er es dort ausgehalten. Einen ungefähren Plan, wie es jetzt weiter gehen sollte, hatte er bereits. Auf jeden Fall würde er dorthin gehen, wo er Gin niemals wieder über den Weg laufen würde. Zu einem Ort, wo er genug Ablenkung von diesem Mann bekommen würde. Akai stellte sich kurz an die Seite, um ein Telefonat zu beginnen. Er wollte Jodie zumindest noch Bescheid sagen, dass er entlassen wurde. Nach kurzer Zeit nahm die Frau den Anruf auch schon entgegen. "Shu? Was ist los?" "Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich gerade entlassen wurde. Mir geht es wieder gut.", erklärte Akai kurz. "Das freut mich. Soll ich dich abholen?", fragte Jodie, doch ihr Kollege hatte scheinbar vor dieses Angebot abzulehnen: "Das ist nicht nötig. Ich komme schon klar... außerdem möchte ich mich für längere Zeit verabschieden - zumindest solange, bis meine Beurlaubung vorbei ist." "W-Was? Aber wo willst du denn hin? Etwa zurück nach Amerika?", verwirrt war Jodie über seine Entscheidung schon, doch ihre Frage hätte man schon in Betracht ziehen können. "Wahrscheinlich.", murmelte Akai. Es klang jedoch etwas verunsichert, was Jodie schon ein wenig in Sorge versetzte. Doch zu Wort kommen ließ Akai sie nicht mehr: "Also, ich melde mich demnächst wieder. Bis dann." Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und ließ das Handy in seine Hosentasche gleiten. Gerade wollte er den Bürgersteig entlang Richtung Kudo Villa gehen, da dort noch immer sein Auto stand. Als er glaubte zwischen den Personen, die sich am Rand der Straße aufhielten, ein vertrautes Gesicht gesehen zu haben. "Gin!", schoss es ihm durch den Kopf, doch dann schloss er kurz sein Auge und rief sich zur Besinnung. "Das kann nicht sein.... Oder?" Ihm fiel sein Traum wieder ein. Es wäre durchaus möglich, dass das ehemalige Organisationsmitglied seinen Aufenthaltsort herausgefunden hatte und ihm nun den Rest geben wollte. Zur Sicherheit musterte Akai die betreffende Person, welche den Kopf gesenkt hielt und auf ein Handy starrte. "Nein, das ist nicht Gin. Er würde nie so einen grünen Kapuzenpullover und ausgewaschene Jeans tragen!" Erleichtert, aber irgendwie auch enttäuscht wandte sich Akai ab. Irgendwie hatte er wohl doch gehofft, Gin noch einmal zu treffen. Ein paar Straßen weiter entdeckte Akai einen ruhigen Park und da es ihn sehr anstrengte bei den vielen Leuten und dem starken Verkehr auf den Straßen unterwegs zu sein, beschloss der Agent sich hier eine kleine Pause zu gönnen. Hier draußen machte sich sein eingeschränktes Sehfeld stärker bemerkbar und es kam häufig vor, dass er den Zusammenstoß mit anderen Personen nicht oder erst im letzten Moment verhindern konnte. Aus einiger Entfernung beobachtete Jemand, wie Akai den kleinen Park betrat. Langsam war der großgewachsene Mann mit heruntergezogener Kapuze dem Agenten seit dem Krankenhaus gefolgt. Er war zufällig in der Nähe gewesen, als Akai das Krankenhaus verlassen hatte und konnte das kurze Telefonat belauschen. "Eine bessere Gelegenheit wird sich nicht bieten.", dachte Gin, als er ebenso den Park betrat. Die Augenbinde war ihm gleich aufgefallen, als der Agent ins Freie getreten war und hatte ihm einen seltsamen Stich durchs Herz gejagt. Doch jetzt war er voll in seinem Element. Als erfahrener Mörder wusste er, wie man Leute am Besten beschattete und unauffällig verfolgte. Der kurze Moment, in dem Akai ihm ins Gesicht sehen konnte, war eine kleine Nachlässigkeit gewesen, die sein Vorhaben zum Glück aber nicht beeinflusste. Auf dem Weg hier her hatte er sein Opfer genau beobachtet und so wusste er, dass die rechte Seite durch die Augenbinde ein Schwachpunkt für Akai sein musste. Natürlich wäre es auch möglich, dass sein Erzfeind ihn sehr wohl bemerkt hatte und nun nur so tat. Aber sein Gefühl sagte ihm das Gegenteil. Akai hatte sich noch nicht an sein eingeschränktes Sehfeld gewöhnt. Im Park entdeckte er Akai an einem Wasserspender, wo er sich etwas Wasser ins Gesicht spritzte. "Er wirkt müde.", stellte der Mörder fest. In dem Park waren zwar ein paar Andere unterwegs, aber nicht besonders viele. Je nachdem wie der Mörder es sah, war das sowohl von Vorteil, als auch von Nachteil. Gäbe es mehr Leute, könnte er dem Agenten unauffälliger näher kommen, so gab es aber auch weniger Zeugen. Akais eingeschränktes Sichtfeld brachte ihm zudem noch einen gewaltigen Vorteil ein. Sein Erzfeind befand sich noch immer am Wasserspender und mit ruhigen Schritten näherte sich Gin. Das Knirschen der Kieselsteine unter seinen Schuhen würde dem Agenten zwar sein Nahen ankündigen, da es jedoch ein kleiner Park war, würde sein Erzfeind zunächst glauben, er wäre nur ein weiterer Parkbesucher, der zu dem einzigen Wasserspender wollte. Gin kam von Akais rechter Seite und bevor sein Opfer den Kopf gedreht hatte um ihn zu sehen und zu erkennen, wäre es zu spät. Kalte Berechnung ging jeder von Gins Handlungen voraus und während er immer näher kam, aktivierte er den Elektroschocker in der Tasche seines Kapuzenpullis. Als er nur noch zwei Schritte entfernt war, begann Akai sich zu ihm zu drehen. Gin vergrößerte seine Schritte etwas und während er laut sagte: "Hey! Lange nicht gesehen!" zog er die Hände aus den Taschen und umarmte den überraschten Agenten, bevor er ihm den Elektroschocker in den Nacken drückte. Akai hatte kaum genug Zeit, um das Erkennen und den Schreck in sein Gesicht zu lassen, bevor er ihm bewusstlos in die Arme sank. Daraufhin begann Gin den besorgten Bekannten zu spielen, immerhin waren noch andere Personen im Park. "Was hast du denn? Geht es dir schon wieder nicht so gut? Dein Kreislauf ist noch nicht so stabil, der Arzt hat doch gesagt, du sollst vorsichtig sein!" Ein einzelner Passant näherte sich ihnen langsam. "Geht es ihm gut? Kann ich irgendwie helfen?" Gin lächelte den Mann freundlich an. "Nein, danke. Ich habe mein Auto ganz in der Nähe stehen und weiß, wo er wohnt. Ich bringe ihn nach Hause." "Ok, dann alles Gute und ihrem Freund gute Besserung." "Danke, ich richte es ihm aus." Gin trug den bewusstlosen Akai zu seinem Auto, welches aber nicht mehr sein geliebter Porsche 356A war, sondern ein gewöhnlicher Mietwagen. Auf dem Weg dorthin vermied der Silberhaarige es weitere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er legte Akai auf dem Rücksitz ab und setzte sich dann an das Steuer. Als er den schlafenden Agenten im Rückspiegel betrachtete, begann ein hinterhältiges Grinsen sein Gesicht zu zieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)