Zukunft von Yuugii (Jounouchi/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 6: Du verdienst jemand Besseres --------------------------------------- Als Yuugi das Haus verließ, sah Jounouchi ihm noch mehrere Minuten hinterher. Geistesabwesend. Frustriert. Er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick gen Boden. Es war seine Schuld, dass Yuugi nun in Schwierigkeiten steckte und er schämte sich, dass er Kaiba unbedingt eins hatte auswischen wollen. Als Kaiba Yuugi als seinen Rivalen bezeichnete, war ihm eine Leitung durchgebrannt. Kaiba hatte eine wichtige Stellung in Yuugis Leben und es hatte sich so angefühlt, als wollte er damit angeben. Jounouchi hatte für einen Moment das Gefühl, als wollte Kaiba wieder von oben auf ihn herabsehen und sein Verstand hatte ihm gesagt, dass Kaiba ernsthaft glaubte, dass er viel wichtiger für Yuugi war als er. Da war er wütend geworden. Eifersucht keimte in ihm auf. Zum ersten Mal in seinem Leben. Die Verbindung, die Kaiba und Yuugi hatten, war etwas, das mit Logik nicht zu begreifen war. Yuugi bezeichnete Kaiba seit Jahren als seinen Freund – etwas, das Jounouchi in keinster Weise nachvollziehen konnte. Der arrogante Firmenleiter war alles, nur nicht ein Freund. Er machte sich einen Spaß daraus, auf andere hinabzublicken und so zu tun, als existierten sie nicht. Obwohl Jounouchi mehr als einmal versucht hatte, nett zu sein und offen auf ihn zugegangen war, hatte dieser unmissverständlich mit seinen Worten gezeigt, dass er ernsthaft glaubte, etwas Besseres zu sein. Dieser Mann sah keinerlei Grund darin, Jounouchi mit Respekt entgegenzutreten. Er hatte Jounouchi mit einem Blick angesehen, als wäre er Dreck. Für Kaiba war der blonde Profi Duellant nichts weiter als Dreck unter seinem Schuh. Stets hatte er einen gemeinen und abwertenden Spruch parat. Immer wenn sie sich sahen, kam es zu einem Knall. Bisher hatte Jounouchi sich so weit zurückhalten können, dem reichsten Firmenleiter der Welt kein Veilchen zu verpassen, doch es kostete ihm eine Menge Energie und Zurückhaltung, nicht auf diesen loszustürmen und ihn so sehr zusammenzuschlagen, dass er nie wieder den Mund öffnete, nur um ihn zu beleidigen. Es war einzig und allein Yuugis Güte und Liebenswürdigkeit zu verdanken, dass Jounouchi sich beherrschen konnte. Jedes Mal, wenn die Situation zu eskalieren drohte, drängte er sich dazwischen und beschützte Kaiba. Allein die Tatsache, dass Yuugi diesen Mann in Schutz nahm, kränkte Jounouchi. Kaiba demütigte ihn auf Schritt und Tritt. Er lachte über ihn und warf ihm abschätzige und verletzende Blicke zu. Dieser Mann war allen Ernstes der Ansicht, dass er etwas Besseres war und dass er das Recht hatte auf Leute mit weniger Geld und Einfluss hinabzublicken. Jounouchi wusste selbst am besten, dass er nicht gerade einer der hellsten Köpfe war, ansonsten hätte er einen weitaus besseren Schulabschluss hingelegt, trotzdem war er alles andere als dumm. Dass Kaiba ihn behandelte, als wäre er irgendein ungebildeter Dorftölpel von Land, der bisher nur in seiner eigenen kleinen Welt gelebt hatte und das Leben der Großstädter nicht begriff, machte ihn rasend. Er saß da oben, auf seinem hohen Ross, lachte über die am Boden liegenden Menschen und genoss es, dass er deren Probleme aus der Ferne beobachten konnte. Jounouchi glaubte, dass Kaiba sich daran ergötzte, dass es anderen schlecht ging. Ob das wirklich wahr war, wusste er nicht. Ihm gegenüber verhielt er sich jedoch so und das gab Jounouchi genug Anlass zu glauben, dass Kaiba ein durch und durch schlechter und böser Mensch sein musste. Nach all den Jahren weigerte sich sein Verstand das Gute in diesem Mann zu sehen. In dieser Hinsicht war Jounouchi verdammt nachtragend und er fand, dass es besser war, wenn sie sich aus dem Weg gingen und dennoch wollte er eine Entschuldigung aus dessen Mund hören. Er wollte, dass Kaiba sich für das, was er Yuugi und auch ihren anderen Freunden angetan hatte, entschuldigte und für sein schlechtes Verhalten geradestand, doch er tat so, als wäre nie etwas passiert. Was war es nur, was Yuugi in ihm sah? Wieso nahm er ihn in Schutz und bezeichnete ihn als Freund? Warum war er so erpicht darauf, diesen Mann zu schützen und andere davon zu überzeugen, dass Kaiba im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mann war? Du siehst etwas in ihm, was nicht da ist, murmelte Jounouchi und legte seinen Kopf schief, griff nun nach seiner Tasse Kaffee und genoss den aromatischen Duft von Röstkaffee, der ihn langsam zur Ruhe kommen ließ, ehe er nach der Tageszeitung griff. Glücklicherweise musste er heute nicht arbeiten. Seit er den Entschluss gefasst hatte, den Job beim Duel Café aufzugeben und sich stattdessen auf seine Karriere als Duellant und sich dem Kame Game Shop zu widmen, sah er recht positiv in die Zukunft. Nun hatte er eine Sorge weniger. Die Kündigungsfrist lief bereits und sein Chef plante ihn nun seltener ein, sodass er mehr Zeit für sich selbst und seine Familie hatte. Immerhin wollten sie ihn nur wenigen Wochen ihre eigene Wohnung beziehen und da gab es genügend Dinge zu erledigen. Sollte das Geld tatsächlich knapp werden, würde er sich einen Job in der Nähe suchen. Auch zukünftig hatte er vor, weiterhin im Laden zu arbeiten, doch er würde mindestens 20 Minuten mit dem Fahrrad unterwegs sein. Er war ein geübter Radler und so legte er in dieser Zeit einige Kilometer zurück, ohne aus der Puste zu geraten. Seit der Mittelschule hatte er Zeitungen ausgetragen und dieses morgendliche Training hielt ihn fit. Ihre neue Wohnung lag nicht allzu weit vom Kame Game Shop entfernt, war aber viel näher am Domino Bahnhof, sodass Yuugi seine Universität schneller erreichen konnte und er mehr Zeit sparte. Er würde den morgendlichen Berufsverkehr den Rücken zuwenden und müsste nicht mehr extra früher aufstehen und losfahren, nur um sicher zu gehen, dass er auch wirklich pünktlich ankam. Auf diese Weise würde er mehr Zeit zum Lernen haben und natürlich auch für Jounouchi. So wirklich hatten sie nicht über ihre Zukunft nachgedacht. Sie lebten in den Tag hinein und ließen vieles auf sich zukommen. Dass sie ausziehen wollten, war auch ein spontane Entscheidung gewesen, die aber viele Vorteile mit sich brachte. Das nächste Duel Monsters Turnier fand zwar erst im August statt, trotzdem informierte er sich im Internet über die neuesten Gegner und warf hin und wieder einen Blick auf die Weltrangliste der besten Duellanten. Natürlich befand sich der König der Spiele ganz oben und es war beinahe unmöglich diesen von seinem Stammplatz zu verweisen, trotzdem gab es immer wieder Neulinge, die im Ranking rasant nach oben kletterten und sich einen Namen machten. So hatte der Duellant Judai Yuuki Jounouchis Interesse geweckt. Sowohl sein Deck als auch seine Strategie sollten herausragend sein. Sein Lachen wäre ansteckend, hieß es. Er war ein wahrer Überraschungsgegner, der auch in der verzwicktesten Situation noch ein Ass aus dem Ärmel zog und es mehr mit Glück als mit Können sehr weit geschafft hatte. Genauso wie Jounouchi zog er starke und kräftige Kämpfer vor und zeigte, dass man mit dem Willen und der richtigen Einstellung sehr weit kommen konnte. Wo ein Wille war, war auch ein Weg. Da hatte sich Jounouchi gleich mit ihm verbunden gefühlt. Er mochte Duellanten, die auf unkonventionelle Methoden zurückgriffen. Wäre doch langweilig, wenn jeder Duellant dieselbe Strategie verfolgen und dieselben Karten nutzen würde. Wo bliebe denn da die Abwechslung? Jounouchi mochte es, wenn er überrascht wurde und wenn er mithilfe eines guten Bluffs seinen Gegenüber verwirren und somit Zeit gewinnen konnte. Je länger ein Duell war, desto spaßiger wurde es auch. Und für Jounouchi war Duel Monsters etwas, wodurch er viele Freunde und Gleichgesinnte gewonnen hatte und das ihm Freude bereitete. Er war sich für keine Partie zu schade. Kaibas Name war auf dem zweiten Platz der Weltrangliste. Niemand konnte den beiden das Wasser reichen oder sich gar anmaßen, zu verstehen, warum diese beiden Genies der Gaming Welt es immer wieder schafften, der Welt den Atem zu rauben. Ihre Duelle wurden von mal zu mal hitziger und spannender. Auch wenn es ihn selbst ärgerte, so musste er Kaibas herausragende Fähigkeiten anerkennen. Kaibas starke Präsenz hinterließ einen bleibenden Eindruck. Wie man das Blatt zu seinem Gunsten wendete, wusste er ganz genau und so verstand er auch, wie man die Massen am besten bewegte. Seine Wortwahl war überlegend und er überzeugte mit Professionalität. Ähnlich wie Yuugi. Jounouchi seufzte. Er selbst machte höchstens als gemeiner Schläger Schlagzeilen. Viele dieser Geschichten waren aus der Vergangenheit und oft handelte es sich um Missverständnisse. Er erinnerte sich ungern an letzten Monat... Jounouchi und Yuugi verbrachten den Nachmittag in einem Café und sprachen ausgelassen über die neuesten Duel Monsters Karten. Yuugi gab Jounouchi Tipps, wie er sein Deck am besten gestalten konnte und welche der neuen Karten ihm besonders nützlich werden würden. Sie hatten lange über Duel Monsters gesprochen und hatten dann das Gebäude verlassen. Auf dem Rückweg zum Kame Game Shop kamen zwei junge Männer auf sie zu. Zuerst hatten sie geglaubt, es würde sich um Amateur Duellanten handeln, die sich gegen Yuugi duellieren wollten, doch da sie keine Dueldisks trugen, blieben nur noch zwei andere Optionen: Paparazzi oder Fans, die ein Foto oder ein Autogramm wollten. Gerade Kinder und Jugendliche freuten sich enorm über die Autogramme ihrer Helden und so waren sowohl Jounouchi als auch Yuugi stets bereit, eventuelle Wünsche ihrer Fans zu erfüllen. Doch die beiden Männer waren ungefähr im selben Alter wie sie. Der eine ziemlich groß und schlank, der andere kleiner und rundlicher. Der Große trug eine rote Weste und der Kleine hatte kurze und fettige Haare. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass die beiden für ein Autogramm gekommen waren. Natürlich gab es auch ältere Fans, das bestritt Jounouchi nicht, aber ihn überkam ein schlechtes Gefühl und er hatte eine böse Vorahnung, als sie breit grinsend näherkamen und keinerlei Anzeichen machten, Blocks oder Handys rauszuholen. Jounouchi war Fremden gegenüber generell sehr vorsichtig und legte eine gesunde Skepsis an den Tag. Yuugi schien nichts zu ahnen und grüßte die beiden Männer im höflichen Ton, erkundigte sich bei ihnen, was sie denn wollten. Sie grinsten immer noch. Der Blonde spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte und sein Körper versteifte sich, seine Muskeln spannten sich an und durch seinen Körper rauschte von einer Sekunde zur nächsten die doppelte Menge an Adrenalin, sodass er im Notfall schnell handeln konnte. Sein Herz schlug ihn bis zum Hals und mit wachem Blick betrachtete er die beiden. Keine einzige Bewegung entging ihm. Wenn er eines als ehemaliger Straßenrowdy gelernt hatte, dann, dass jede Unachtsamkeit bestraft wurde. Der Dicke sprach Jounouchi an, verzog dabei keine Miene. „Du bist doch der Versager... Jounouchi, ja? Der, der sich immer blamiert und am Rockzipfel des Königs hängt“, fing er an, doch Jounouchis Aufmerksamkeit lag nicht bei dem Typ, der ihn ansprach, sondern bei dem anderen, der Yuugi gefährlich nahe kam, sodass Yuugi sich gezwungen fühlte, immer wieder einen Schritt nach hinten auszuweichen. Die Worte des Dicken erreichten ihn gar nicht mehr, genauer genommen interessierte es ihn auch nicht, was er zu sagen hatte. Und kaum hatte er sich versehen, griff der große Kerl mit der roten Weste nach Yuugis Handgelenk und versuchte an seine Tasche zu kommen, wo er seine Karten aufbewahrte. In diesem Moment war es ihm egal gewesen, dass er selbst beleidigt wurde. Yuugis Sicherheit war wichtiger! Zügig packte er den Kerl, der Yuugis Handgelenk fest in seiner Hand hielt, am Arm, riss ihn mit voller Kraft zur Seite, sodass er aus Schreck sein vermeintliches Opfer losließ und laut keuchte. Yuugi plumpste zu Boden. Immer noch perplex sah er zu dem Mannhoch, der ihn auf offener Straße versucht hatte zu überfallen. Der andere Kerl ging auf Jounouchi los, doch mit einem gekonnten Tritt nach hinten – genau in das Gesichts des fetten Kerls, der ihn gerade noch so vorlaut beleidigt hatte – schaltete er ihn aus und ließ ihn einige Meter weiter von sich weg fliegen. In seinen Blick legte er all den Hass, der sich gerade in seiner Seele aufgebaut hatte. „Von mir aus könnt ihr mich beleidigen wie ihr wollt, aber NIEMAND legt Hand an Yuugi an! Ist das klar?!“, brüllte er dem großen, schlaksigen Mann entgegen, den er immer noch festhielt, dieser keuchte nur und versuchte sich irgendwie zu befreien. Jounouchi ließ ihn nun los. Er war gewillt, die beiden in Ruhe zu lassen. Knurrend rieb der Große sich sein Handgelenk, doch anstelle aufzugeben, entschloss er sich dazu, einen Schritt weiterzugehen. Dann zückte er ein Messer aus seiner Westentasche und richtete es auf Jounouchi. Der Blonde zeigte sich nur wenig beeindruckt. Waffen wie Messer waren leicht auszuweichen, wenn man sich geschickt bewegte und die Bewegungen seinen Gegenübers vorhersehen konnte. Mit der rechten Hand würde er auf seine linke Seite zielen und weil Jounouchi das so genau durchschauen konnte, kam er ihn trotz der scharfen Klinge, die auf ihn gerichtet war, näher und zeigte keinerlei Angst. Diese Reaktion verwirrte den großen Typen und er fühlte sich dazu ermutigt, jetzt erst recht zu zeigen, dass er sich als dominant in dieser Situation empfand, also griff er den Blonden mit einem lauten Schrei an. Jounouchi wich nach rechts aus. Genau wie er vorgesagt hatte, hatte der Große nach links ausgeschlagen. Mit einem gekonnten Schlag knockte er den Typen aus, sodass dieser zu Boden ging. Yuugi erhob sich und legte seine Hände vor die Brust. „Ich kann nicht glauben, dass sie uns am helllichten Tag überfallen wollten...“, hauchte er und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Dass sich mehrere Passanten um sie herum gesammelt hatten, bemerkte er jetzt erst. Panisch ergriff Jounouchi Yuugis Hand und zerrte ihn so weit weg wie möglich. So sehr er sich auch bemühte, seine Fähigkeiten als Duellant schien niemanden so wirklich zu interessieren. Stattdessen wurden immer wieder irgendwelche alten Kamellen aus der Vergangenheit wieder aufgewärmt und andere Duellanten wie Insector Haga sprachen schlecht über ihn. Er hatte sich unbemerkt einige Feinde in der Duel Monsters Szene gemacht. Es gab nur eine Handvoll an Duellanten, die ein nettes Wort für ihn übrig hatten. Vermutlich lag es daran, dass der Großteil der Duellanten Yuugi seinen Erfolg nicht gönnten. Sie trauten sich nicht, sich direkt mit dem König anzulegen und auch gegenüber Kaiba sagten sie nichts Schlechtes, im Wissen, dass man sich mit diesem Mann auf keinen Fall anlegen durfte, wenn man den nächsten Morgen noch erleben wollte, doch über Jounouchi – das Anhängsel des Königs – über den konnte man sich ja auslassen. Jounouchi hatte nur wenige Verbündete, was auch zum Teil Kaibas Schuld war. Ein Grund mehr, diesen Kerl zu hassen! Mehr als einmal hatte er sich in Interviews negativ über Jounouchi geäußert. Er hatte ihn als idiotisch und unreif betitelt und darüber hinaus seine Strategie in Frage gestellt. Kaiba hatte den Medien klipp und klar eine Botschaft mitgegeben: kein echter Duellant überließ den Verlauf eines Duells dem Zufall oder verließ sich auf sein Glück. Duel Monsters wäre eine Herausforderung für den Kopf und kein albernes Glücksspiel. Man müsste eine Menge Grips haben und den Mut, sich selbst und sein Deck zu hinterfragen, wenn man es weit bringen wollte und jeder, der sich auf überholte Strategien verließ oder gar Karten der ersten Generation verwendete, bewies, dass er weder das Spiel noch seinen Kontrahenten ernst nahm. Jedes Wort hatte er an Jounouchi gerichtet. Kaiba hatte kein gutes Haar an ihm gelassen! Er hatte zwar keinen Namen genannt, aber Jounouchi wusste ganz genau, über wen er gesprochen hatte und dass diese Worte einzig und allein an ihn gerichtet waren, um ihn in aller Öffentlichkeit zu demütigen. Dieser Kerl genoss es, anderen zu schaden. Vor allem Anfängern und Duellanten, die nicht seinen Standards entsprachen und nicht genauso dachten wie er. Wie sehr sich Jounouchi über ihn ärgerte! Die langjährigen Duellanten, die seit gefühlten Ewigkeiten in der Szene waren, wussten genauso wie er, dass Kaiba seine Worte hauptsächlich an den Blonden gerichtet hatte. Mittlerweile wurde Jounouchi in den Fachkreisen als Gambler bezeichnet. Ab und zu wurde er auch High Roller genannt, ein Glücksspieler, der hochsetzte und alles auf eine Karte setzte. Jounouchi konnte nicht abstreiten, dass das in gewisser Weise stimmte, trotzdem war er der Ansicht, dass er als Duellant weitaus mehr zu bieten hatte. Allgemein musste Jounouchi einsehen, dass weder sein Ruf als Duellant noch als Person sonderlich gut war. Es war wohl vollkommen egal, was er sagte oder tat, sobald die großen Namen wie Kaiba oder Haga etwas Negatives über ihn sagten, hatte das weitaus mehr Gewicht, als ein gewonnenes Duell oder ein paar anerkennende Worte des Königs oder andere Duellanten wie Kujaku Mai, Dinosaur Ryuzaki oder Esper Roba. Sogleich Jounouchi einige Verbündete in der Szene hatte, so waren es doch eher die schlechten Dinge, über die viel länger gesprochen wurde. Er seufzte wieder tief. In den Nachrichten war es ja auch so. Man berichtete nur über die schlechten Dinge. Erdbeben, Kriege, Naturkatastrophen oder gefälschte Wahlergebnisse. Wo etwas Gutes geschah, darüber sprach kaum einer. Er schlürfte immer noch an seiner Tasse und warf immer wieder ungeduldige Blicke auf die Uhr. Wie schnell die Zeit verging, wurde ihm umso mehr bewusst, als er den Sekundenzeiger für einen Augenblick genauer betrachtete. Und obwohl die Zeit so schnell zu vergehen schien, fühlte es sich bereits wie eine Ewigkeit an, seit Yuugi das Haus verlassen hatte. Was wäre, wenn Kaiba sein Projekt und somit Yuugis größten Wunsch ablehnen würde, nur um Jounouchi eins auszuwischen? Scheiße... ich hab mich in Yuugis Karriere eingemischt. Wie konnte ich nur so voreilig sein? Ich werde mir das niemals verzeihen, wenn er meinetwegen Probleme bekommt..., schoss es ihm durch den Kopf und er ließ den Kopf hängen. Am liebsten hätte er vor Wut seine Tasse an die Wand geschmissen, doch er hielt sich zurück und überlegte weiter, was er tun musste, um sich einigermaßen zu beruhigen. Hier ging es mehr als um seine Abneigung gegenüber Kaiba. Mehr als um ihre Buhlerei um den König. Yuugi war nun mal der König. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und Jounouchis Einstellung, ihn mit niemanden – insbesondere nicht mit dem arroganten Firmenleiter – teilen zu wollen, war mehr als nur kindisch. Das wusste er ja selbst am besten. Er hörte, wie jemand in die Küche herein kam. „Was ist los, Katsuya?“, erreichte ihn eine sanfte und fürsorgliche Stimme. Jetzt hob er wieder den Kopf und sah den alten Mann, der bis eben im Kame Game Shop gewesen war und vermutlich aus Langeweile in die Küche gekommen war, um sich mit ein paar Leckereien die Zeit zu versüßen. Der Laden lief seit einiger Zeit nicht mehr so gut. Die meisten Kunden kamen zur großen Duel Monsters Saison, welche erst im August stattfand, wenn die Neulinge sich mit neuen Karten ausrüsten wollten. Da der Laden einen eher ruhigen Standort hatte, außerhalb der lebhaften Innenstadt und das Sortiment in vielerlei Hinsicht etwas altmodisch war, war er die meiste Zeit eher ruhig. Manchmal kamen ältere Damen mit ihren Enkeln hinein und kauften Holzspielzeuge, die in der Vitrine ausgestellt waren und bestaunten die teilweise antiken Spiele, die mit den modernen und hochauflösenden Videospielen kaum zu vergleichen waren. Sugoroku setzte sich ungefragt neben Jounouchi und legte eine Hand behutsam auf dessen Schulter. Der Blonde umfasste seine Tasse nur noch stärker. Die Tasse war ein Geschenk gewesen und hatte den Flammenschwertkämpfer cool in Szene gesetzt, sobald heiße Flüssigkeit in den Innenraum strömte, veränderte sich das Bild und um den Kämpfer tauchten Flammen auf. Yuugi hatte sie ihm zum Geburtstag geschenkt und seitdem nutzte er kaum eine andere Tasse mehr. Yuugi war immer so aufmerksam und lieb. Stets bemühte er sich darum, es allen recht zu machen und vor allem Jounouchi zeigte er seine grenzenlose Liebe mit seinen Gesten und Taten. Sie brauchten keinen kitschigen Firlefanz oder klischeehafte Dates, wie sie in den Filmen gezeigt wurden, da sie genügend Interessen hatten, die sie teilten. Sie waren seelenverwandt. Sein kleiner, geliebter Freund tat alles, damit es Jounouchi gut ging. Jounouchi wäre bereit sein Leben für ihn zu opfern. Mehr als einmal hatte er das in der Vergangenheit bewiesen und dennoch... glaubte er, dass er nicht gut genug für Yuugi war. Dass er ein Hindernis für Yuugi darstellen könnte und dass seine unüberlegten Handlungen schwere Konsequenzen für den Mann haben könnte, von dem er sagte, ihn über alles zu lieben. „Ich frage mich, ob ich Yuugi und euch alle überhaupt verdient habe“, murmelte Jounouchi, ohne auch nur den Blick zu heben. Sugoroku hob verdutzt die Augenbrauen. „Wie kommst du auf diesen Unsinn? Wir sind eine Familie und du bist der wichtigste Mensch in Yuugis Leben“, erklärte der bärtige Mann und rüttelte liebevoll an Jounouchis Schulter, sodass dieser nun endlich aufsah. „Und was ist, wenn meine Dummheiten Yuugi in Schwierigkeiten bringen? Ich habe einfach Angst, dass meine Fehler sein Leben zerstören könnten.“ „Katsuya, hör mir mal gut zu“, begann der Großvater und stand auf, holte sich rasch eine Tasse aus dem Schrank und goss sich selbst Kaffee ein, bevor er sich wieder hinsetzte und einen Moment lang tief Luft holte, nur um Jounouchi ein bisschen länger auf die Folter zu spannen. Jounouchi wurde schnell ungeduldig und irgendwie war das amüsant und ein Charakterzug, den er auch irgendwie niedlich fand. Seine mangelnde Geduld war seine größte Schwäche. Neben seinen ungestümen Temperament natürlich. „Yuugi hatte immer Schwierigkeiten in seinem Leben, lange noch, bevor er dich überhaupt kannte. Er hat viel geweint und ich habe mir oft Sorgen um ihn gemacht, aber er hat sich dennoch nie unterkriegen lassen. Er war ein einsamer und trauriger Junge und brachte nie Freunde mit nach Hause. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst, dass er mit seinem Leben bereits abgeschlossen haben könnte“, sagte er mit tiefer Trauer in seiner Stimme, sodass der Blonde sich gar nicht traute, ihn zu unterbrechen. Hart schluckend senkte er erneut den Blick und wartete darauf, dass Sugoroku weitersprach. „Yuugis Vater und ich sind ein wenig zerstritten. Du hast sicher selbst bemerkt, dass er in den letzten zwei Jahren kein einziges Mal zuhause war. Seine Arbeit ist ihm wichtiger, aber ich glaube, dass sein Hass auf mich so groß ist, dass er nicht mehr hierher kommen möchte. Yuugi bevorzugt mich. Für ihn bin ich sein Vater. Yuusuke war nie zuhause, wenn er gebraucht wurde“, setzte er fort und Jounouchi spitzte die Ohren, wurde hellhörig, als er zum ersten Mal seit Jahren mehr über Yuugis Familienverhältnisse hörte. Sugoroku erzählte von seinem Leben als Reisender und dass er auf der Suche nach der ultimativen Herausforderung und einem würdigen Kontrahenten, die ganze Welt bereist hatte, aber im Gegenzug seine Familie vernachlässigte, weil ihm sein Leben als freier Mann, der jedes Spiel einmal gespielt haben wollte, wichtiger war. Er stellte sich als unglaublich schlechten Vater dar, der kein Interesse an seiner Familie gehabt hatte. Jahrelang war er unterwegs gewesen. Ab und zu schrieb er seiner Frau und seinem Sohn Postkarten, mit den nötigsten Informationen. Ansichtskarten oder Fotos von antiken Gemäuern, was sich für Yuusuke so angefühlt haben musste, als wollte er sagen: „Schau, mein Leben ist so viel besser ohne euch! Ich habe so viel Spaß und das nur, weil ich nicht bei euch bin!“, was den damaligen Jungen, der noch nicht erwachsen genug war, um die Passion der Spiele zu begreifen, sehr gekränkt haben musste. Sugoroku hielt während seiner Ansprache mehrmals inne und schluckte kaum merklich. Immer wieder griff er nach seiner Tasse und Jounouchi konnte etwas in seinen Augen erkennen, das er von diesem Mann noch nie gesehen hatte. Schuld. Reue. Selbsthass. Der alte Mann bereute, was er seinem eigenen Kind angetan hatte. Seine Leidenschaft für Spiele und sein Ruf als König der Spiele war ihm wichtiger gewesen, als sein Zuhause. Erst als er gegen den Pharao verloren hatte und sich geschworen hatte, diesem Leben den Rücken zuzukehren, war er zurückgekehrt. Nicht, weil er es wollte. Es war ein Versprechen. Das war sein Einsatz gewesen. Er hatte hoch gepokert und im Zuge dessen seine Freiheit verloren. Als er nach Domino zurückkehrte, war seine Frau kränklich und es war ihr anzusehen, dass sie nicht mehr lange leben würde. Yuusuke gab ihm die Schuld dafür. Sein Sohn war bereits ein erwachsener Mann. Verheiratet. Seine Frau war schwanger und würde in Kürze ein Kind bekommen und Sugoroku schämte sich, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Yuusuke wollte nichts von seinen großartigen Abenteuern hören. Der Mann, der sich in ihr Leben gedrängt hatte, war nicht länger ihr Vater, doch seine Mutter, so krank sie auch war, hatte ihn nie vergessen und war der glücklichste Mensch auf der Welt, weil ihr Mann endlich heimgekehrt war. Für Yuusuke war es unverständlich, wie sie ihn nach all der Zeit immer noch lieben konnte. Ihr letzter Wunsch war, dass ihr Enkelkind den Namen Yuugi erhalten sollte. Yuusuke war dagegen, doch er wollte seiner eigenen Mutter an ihrem Sterbebett nicht ihren letzten Wunsch verwehren und so willigte er ein, wenn auch widerwillig. Sugoroku wusste, warum sie diesen Namen gewählt hatte und er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Dieser Name war eine Botschaft an ihren Mann gewesen. Du liebst Spiele doch so sehr, nicht wahr, mein Liebster? Dieses Kind soll deine Leidenschaft teilen und ich wünsche mir, dass es immer deine ungeteilte Aufmerksamkeit haben wird! Spiele sind dein Leben. Dieses „Spiel“ soll von nun an dein Leben sein, waren ihre Worte. Sie hatte es nicht ausgesprochen, doch Sugoroku hatte es verstanden. Nicht der Name war ihr wahrer Wunsch, sondern, dass Sugoroku es dieses Mal besser machte und dass er von nun an, für seine Familie da war. Im selben Augenblick, als ihm klar wurde, was ihre geheime Nachricht bedeutete, hatte Sugoroku Reue verspürt. Dass Yuusuke ihn zu hassen schien, war seine eigene Schuld. Dass seine Frau krank wurde und viel zu früh verschied, war ebenfalls seine Schuld. Weil er nicht da war. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Kind gut, war jedoch unglaublich zurückhaltend und schüchtern. Mehrmals hatte Yuusuke vorgeschlagen, dass sie einen Arzt besuchen sollten, weil sein Kind sich „abnormal“ verhielt. Er war zu ruhig. Er weinte schnell. Doch Sugoroku sah diese schlechten Eigenschaften nicht, stattdessen sah er ein großes Talent in Yuugi. Die Spiele für kleine Kinder langweilten ihn schnell. Rasch landeten sie wieder in der Ecke. Die Puzzles für kleine Kinder unterforderten das Kind und er widmete seine Aufmerksamkeit lieber den Puzzles für Erwachsene. Stillschweigend hatte er neben Yuugi gesessen und ihm zugeschaut. Ohne lange nachzudenken, ergriff er die einzelnen Puzzleteile und legte sie zusammen. Mit acht Jahren übergab er ihm das Millenniumspuzzle – ein Puzzle, das nur von demjenigen gelöst werden konnte, der vom Pharao selbst auserkoren wurde. Für Sugoroku stand fest, dass dieses Kind begabt war. Doch Yuusuke empfand das nicht so. Ein Puzzle sagt ja wohl kaum etwas über die Intelligenz aus, Vater! Sieh ihn dir an, er spricht kaum und lässt sich alles gefallen. Auch im Kindergarten lachen die anderen Kinder über ihn, weil er so ruhig ist und lieber die Brettspiele spielt, als mit den anderen Kindern im Sand zu tollen. Das ist doch nicht normal! Das ist deine Schuld. Das ist der Fluch dieser verdammten Spiele, hatte Yuusuke gesagt und seitdem hatten sie kaum mehr ein Wort gesprochen. Immer hatte er neue Ausreden. Immer musste er arbeiten. Ein neues Meeting. Im Ausland wartete ein Geschäftspartner. Sugoroku wusste, dass er freiwillig jede Chance wahrnahm, um bloß nicht nach Hause zu kommen, denn immer wenn er mal nach Hause kam, schrie er das arme Kind an und machte ihm Vorhaltungen. Yuusuke hatte kein Verständnis für Yuugis Probleme, denn dieser musste sich doch eigentlich nur „normal“ verhalten und seinen Mann stehen. Dass Yuugi in der Schule ausgeschlossen und gemobbt wurde und immer allein war, nie Freunde einlud, schien ihn nicht zu interessieren. Dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, seinem Kind zuzuhören und für ihn da zu sein, doch Sugoroku wusste, dass er nicht der Richtige war, dies auszusprechen. Immerhin hatte er dieselben Fehler gemacht. Sugoroku hatte seinen Sohn selbst so geformt und weil er sah, was aus seinem eigenen Kind geworden war, wollte er dieses Spiel bis zum Ende spielen und für Yuugi da sein. Er wollte es besser machen. „Das hat Yuugi natürlich sehr verletzt. Unsere Streitigkeiten haben ihn sehr geprägt, vermutlich hasst er deswegen Streit und Gewalt. Er wurde nie geschlagen, aber die Wut, die zwischen mir und meinem Sohn lag, hat er sehr wohl gespürt. Er glaubte, dass er der Grund für unseren Streit war“, meinte Sugoroku nun und stellte seine Tasse ab. „Ja, ich erinnere mich daran, dass er mir das auch mal ins Gesicht gebrüllt hat. Ich dachte damals, dass sei ziemlich weibisch, wenn ein Mann so etwas sagt, aber heute denke ich genauso. Jii-chan, ich glaube, ich verstehe Yuugi jetzt viel besser als vorher. Auch warum er mich und Kaiba immer auseinander halten will und nicht möchte, dass wir uns streiten.“ „Yuugi hatte es nie leicht, aber er hat immer seine eigenen Lösungen gefunden und ist seinen Weg unbeirrt weitergegangen. Seit du hier bist, mein guter Katsuya, geht es ihm besser als denn je. Ich bin sehr froh, dass du ihn gerettet hast, ohne dich, da würde er vermutlich immer noch allein in seinem Zimmer sitzen und niemanden an sich heranlassen“, sagte der alte Mann mit einem unglaublich warmen Lächeln, sodass Jounouchi leicht errötete und den Kopf senkte. „Er war schon immer sehr ruhig und dein Temperament gleicht das aus. Ihr passt wunderbar zusammen, also glaube bloß nicht, dass du ihn nicht verdient hättest. Du bist der beste Schwiegerenkel, den ich mir wünschen könnte“, fügte er dann mit einem breiten Grinsen zu. „JII-CHAN?!“, kam es perplex von Jounouchi und er verschluckte sich an seinem heißen Getränk, hustete und rang nach Atem. „Du weißt davon?“ „Hältst du mich für blöd? Natürlich weiß ich von euch! Es ist ja wohl kaum zu übersehen!“, lachte er und klatschte in die Hände, erhob sich von seinem Stuhl und machte sich zurück in den Laden, während man aus dem Flur noch sein leises „Hohoho“, hörte. Jounouchi lächelte. Er fühlte sich wieder besser. Jetzt, wo er mehr über Yuugi und seine Familie wusste und wie dieser gewesen war, bevor sie sich kennengelernt hatten, war er sich sicher, dass er der Richtige war, um für ihn da zu sein. Vollkommen egal, was die Zukunft brachte, für ihn stand fest, dass er immer an Yuugis Seite sein würde, um ihn daran zu erinnern, wie sehr er gebraucht und geliebt wurde. Denn Yuugis innere Ruhe und seine Besonnenheit glich ihn aus. Es war schon eigenartig, wie sehr sie sich gegenseitig halfen und sich ausglichen, ohne, dass sie es je selbst bemerkt hatten. Yuugi war eher still und Jounouchi eher laut. Yuugi behielt immer die Ruhe, während Jounouchi schnell an die Decke ging. Yuugi ließ sich vieles gefallen, während Jounouchi sich nichts gefallen ließ. Dank Jounouchis Hilfe wurde Yuugi immer offener und selbstbewusster, während der Blonde selbst bemerkte, dass Yuugis nachdenkliche Art auch auf ihn abgefärbt hatte. Er hinterfragte sich selbst viel öfter und machte sich Gedanken über die Konsequenzen seiner Handlungen. Wenn er Yuugi nicht schaden wollte, musste er an sich arbeiten und sich eine Scheibe von Yuugis Geduld abschneiden. Schon als Yuugi mit den Reportern sprach und dabei die Ruhe behielt, hätte es ihm auffallen müssen und jetzt wurde ihm umso bewusster, wie wichtig es war, nicht direkt aus der Haut zu fahren. Ruhe zu bewahren war wichtig, wenn man in stressigen und brenzligen Situationen klar denken wollte. Übereilige Entscheidungen und vorlaute Kommentare musste man sich verkneifen. Und auch wenn man sich angegriffen und verletzt fühlte, musste man dies ertragen und weiterhin nach vorne blicken. Jounouchi atmete tief durch und leerte seine Tasse. Die hitzigen Flammen rund um den Flammenschwertkämpfer waren erloschen, so auch sein Zorn und seine Zweifel. Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Vieles, von dem er glaubte, es selbst beeinflussen zu können, lag nicht in seiner Macht. Machte es da Sinn, sich über Dinge Sorgen zu machen oder sich von Ängsten beherrschen zu lassen, die man ohnehin nicht beeinflussen konnte? Er musste innere Ruhe finden und lernen, loszulassen. Loszulassen von seinen Ängsten und Zweifeln. Sich nur darauf zu konzentrieren, was ihm und seinem Partner guttat und auf die Meinung anderer – vor allem die von Kaiba – zu scheißen und stattdessen mit Gelassenheit nach vorne sehen. Genauso wie Yuugi es immer tat. Yuugi ließ sich nie beirren und wenn er wirklich befürchtete, etwas falsch gemacht zu haben, trauerte er nicht allzu lang und ließ sich von diesen Gedanken gar nicht erst beherrschen, sondern überlegte, was er als nächstes tun musste, um seine Fehler auszubügeln und weitergehen zu können. Verdammt, Yuugi... du bist so wunderbar. Ich kann echt nicht glauben, wie viel Glück ich mit dir habe. Keine Sorge. Ich werde dich nicht mehr belasten und endlich Verantwortung übernehmen. Ich möchte diesen Weg mit dir gehen. In dieser Hinsicht war das Leben vielleicht auch nicht mehr als ein Spiel. Auf einem Schachbrett gab es schwarze und weiße Felder, doch diese unterschiedlichen Felder und die vielen Variablen, die sich durch die Figuren ergaben, ermöglichten erst ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel. So wie Yuugi es tat, wollte er von nun an seine Figuren und Züge gewissenhaft und wohl überlegt setzen und mit diesem neuen Ziel, würde Yuugi ganz sicher kein Klotz am Bein sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)