Im Leben meiner Schwester von Kittykate ================================================================================ Kapitel 9: Aufgeflogen ---------------------- Ran hatte genug von dem Theater. Kaito schwieg sie seit dem Sportunterricht an. Was sollte das? Sie fand keine ruhige Minute während dem Mittagessen und er wich ihr aus. War das zu glauben? Was hatte sie nur getan, das er Grund hatte sauer auf sie zu sein? Nur wegen Akako, dieser blöden Schnepfe? Glaubte er immer sofort Gerüchte ohne sich selbst nach der Wahrheit zu erkundigen? Sie fand ihn bei einigen männlichen Mitschülern. „Wir müssen reden“, forderte sie ungestüm. Kaito blickte auf. „Wozu?“ „Weil ich etwas dringendes mit dir besprechen muss“, erklärte sie, um einen ruhigen Tonfall bemüht. Die männlichen Mitschüler begannen zu pfeifen: „Oho, Kaito deine Ehefrau verlangt nach dir.“ „Geh lieber mit, nicht das du hinterher noch richtigen Ehekrach hast“, stichelte ein anderer Mitschüler. Ran musste sich erst an diese seltsame Neckerei untereinander gewöhnen und ignorierte nur noch die ständigen Anspielungen. Wie hielt Aoko das alles nur aus? Klar stritt Ran mit Shinichi genauso, aber nur zum Spaß und wenn er sie ärgerte. Die meiste Zeit über kamen sie friedlich miteinander aus. Aoko hatte Recht. Es wird Zeit zu tauschen. Aber diese eine Sache musste sie nun noch mit ihm klären. Auch wenn sie immer noch nicht wusste, was sie mit der Wahrheit anfangen sollte. Kaito ging nicht auf die Provokationen der Mitschüler ein, ignorierte diese ebenso, und stand dann letztendlich auf. Scheinbar sah er ein, das es wirklich dringend war. „Wehe es ist nicht wichtig, Ahoko!“ „Baka, natürlich ist es wichtig“, schimpfte Ran in alter Manier, wie so oft in den letzten Tagen. Er brachte sie langsam aber sicher zur Weißglut. Gemeinsam suchten sie sich ein ruhiges Plätzchen. Sie gingen aufs Schuldach. Dort würde jetzt niemand zu finden sein und Ran könnte in aller Ruhe das Thema auf Kid lenken. Die beiden fanden wirklich niemanden vor und als die Türe hinter ihnen ins Schloss fiel, brodelte es aus Ran heraus. „Findest du es nicht auch seltsam wie ähnlich Kid und du euch seid? Ihr könnt beide arrogant sein, zeigt niemanden eure wahren Gefühle, euer wahres Ich und ...“ Kaito begann zu lachen. „Bitte was? Wie kommst du denn jetzt darauf, Aoko?!“ Und so wie er den Namen betonte zuckte Ran zurück. Misstrauisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen und musterte ihr Gegenüber. Wieder mal konnte sie nichts in seinem Gesicht lesen. Keine Gefühle, keine Regung, kein Anzeichen was ihm durch den Kopf gehen könnte. „Das hat mehrere Gründe“, fasste sie nochmals zusammen. „Erstens bin ich Kid begegnet und die Ähnlichkeit die ihr beide aufweist ist nicht zu übersehen, zweitens hat Hakuba gesagt ...“ Plötzlich machte Kaito ein Satz vor, baute sich fast bedrohlich vor ihr auf und blickte sie mit finsterem Gesichtsausdruck an. „Hakuba“, schnaubte er wütend. „Seit wann glaubst du diesem Möchtegern-Detektiv? Was ist das überhaupt zwischen euch? Seid ihr jetzt Freunde?“ Ran wich zurück. Einerseits schüchterte er sie ein, andererseits faszinierte es sie, das er in diesem Augenblick Gefühle durch ließ. War er etwa eifersüchtig? „Und wenn es so wäre?“, provozierte sie. Aoko würde sie hassen, dennoch reizte es sie durch diese Maske der Gleichgültigkeit endlich durchzudringen: „Was wäre wenn es mehr als Freundschaft ist?“ In diesem Moment entglitten dem Jungen ihr gegenüber wirklich alle Gesichtszüge. Erschrocken über ihre Worte wich er zurück. Auch wenn sein Körper sich nicht bewegte, so spürte sie seine innere Verängstigung. In diesem Moment tat es Ran leid. Sie kannte Kaito überhaupt nicht. Sie wusste nicht was er durchlebt hat, wusste nichts von seinen Gefühlen und seinen Ängsten, die er doch innerlich zu haben schien... er trug einfach nur nichts nach außen, machte alles mit sich selbst aus. „Es tut mir leid, Kaito. Ich wollte dich nicht verletzen“, entschuldigte sie sich sofort aufrichtig und ließ den Freund ihrer Schwester nicht mehr aus den Augen. Es dauerte einen Moment, doch dann war die Maske wieder da. Kein Gefühl drang mehr durch. „Sag mir jetzt einfach was du von mir willst und dann kannst du zu Hakuba gehen“, knurrte er. Ran wusste erst jetzt was sie überhaupt angerichtet hatte mit ihrer unbedachten Aussage. Wie sollte sie das nur wieder kitten? „Ich werde sicher nicht zu Hakuba gehen. Ich möchte einfach nur wissen, warum du Kid bist“, sprach sie es aus. Und dann fragte sie sich wieder, was es sie überhaupt anging. Eigentlich sollte er es Aoko erklären, denn er belog bereits eine ganze Weile ihre Schwester. Sie selbst hatte damit nichts zu tun. Unsicher kaute sie nun auf ihrer Unterlippe herum und bereute es erneut einfach vorgeprescht zu sein. „Wozu? Damit du es Hakuba erzählen kannst oder gleich deinem Vater?!“ Sie hörte ihm an, wie verletzt er über diesen Vertrauensbruch war. Das lag wirklich nicht in ihrer Absicht. „Ich bin nicht Kid“, dementierte er schließlich. „Wenn dieser Hobbydetektiv anderer Meinung ist, soll er mir erst mal Beweise vorlegen.“ Kaito rümpfte seine Nase. „Die Pause ist gleich zu Ende.“ Er drehte sich um und ging zur Türe. „Du hast recht, Kaito. Es geht mich wirklich nichts an“, versuchte Ran ihn vom Gehen abzuhalten. So konnte sie das ganze nicht stehen lassen. Er durfte nicht auf Aoko sauer sein. Ihre Zwillingsschwester konnte nichts für Rans Dummheit. Sie musste es wieder gut machen. Das Spiel war doch sowieso vorbei. Aoko meinte doch, das Shinichi es bereits ahnte. Ihr bester Freund war nicht dumm und ließ sich nicht täuschen. Eine Woche hatten die Mädchen gebraucht um sich halbwegs in ihrem Rollentausch auch sicher zu fühlen und keine drei Tage hat es gedauert, da waren sie aufgeflogen. Aber war es nicht besser so? Sie wollte niemanden mehr anlügen und täuschen. Sie wollte zu ihren Freunden zurück. „Aber was auch immer du hinter deiner Maske der Gleichgültigkeit versteckst ...“ „Maske der Gleichgültigkeit?“ Er klang belustigt. „Ich nenne es Pokerface.“ Schon wieder hatte er sie unterbrochen. Egal wie er es nannte, er musste es vor Aoko ablegen. Ihrer Schwester zuliebe. „Sei ehrlich zu Aoko. Sie hat es verdient das man ehrlich zu ihr ist.“ „Was?“ Ran sah wie Kaito sich zu ihr umdrehte und senkte den Kopf. Das Spiel war sowieso vorbei. Es war besser so. „Aoko macht sich Sorgen um dich. Sie weiß das du deine Gefühle überspielst, aber genau das verletzt sie so sehr. Du machst sie traurig.“ Kaito entglitten wieder die Gesichtszüge. „Sie kommt wieder zurück. Zurück zu dir, nicht zu Hakuba!“ Ran blickte besorgt zu ihm auf. „Entschuldige, das war wirklich gemein von mir. Aoko hat hiermit nichts zu tun. Das war ganz allein meine Idee.“ „Also doch, ich habe es mir nicht eingebildet“, sprach er mehr zu sich als zu ihr. Ran stutzte, überlegte und dann fiel ihr ein, das er sie die gesamte Zeit auch schon am Samstag so misstrauisch angesehen hatte. War sie schon so frühzeitig aufgeflogen? Es war wohl nun an ihr ihn aufzuklären. „Ich bin Ran Mori. Im Englischcamp hab ich Aoko kennengelernt. Wir fanden heraus das wir Zwillinge sind. Unsere Eltern haben sich und somit auch uns ein halbes Jahr nach der Geburt getrennt. Sie wollte unsere Mama kennenlernen und ich unseren Papa. So haben wir entschieden die Rollen zu tauschen.“ Sie sprach am Stück, ließ Kaito nicht zu Wort kommen. „Es war dumm und gewagt, aber ich hätte ihn sonst nie kennen gelernt“, fügte sie wehmütig hinzu. „Sei Aoko nicht böse, bitte Kaito. Sie wollte dich ganz sicher nicht verletzen oder verraten.“ Kaito sichtlich überfordert mit den Informationen starrte sie reglos an. „Wo ist sie jetzt?“ „In meinem Leben“, antwortete Ran. „Shinichi Kudo ist mein bester Freund“, sie wusste das er Kid war, auch wenn er es dementierte. „Sonoko Suzuki ist meine längste und beste Freundin“, sollte ihm auch etwas sagen, immerhin wurde er von Herrn Suzuki letzten Sonntag herausgefordert. Aber das würde er nicht zugeben, denn dann würde er sich als Meisterdieb 1412 outen, was er nicht wollte. Aber sie hoffte, dass er wenigstens ehrlich zu Aoko wäre. *** *** Am Nachmittag verließ Aoko mit Shinichi die Schule und sie gingen zum Aquarium. „Ich war ewig nicht mehr im Aquarium“, gestand Aoko und war schon ganz aufgeregt. Ob sie viele neue Fische hatten? Shinichi runzelte die Stirn. „Wir waren doch erst vor einem Monat dort.“ Aoko rutschte das Herz in die Hose. Wirklich? War er mit Ran dort gewesen? Sie grinste und boxte ihm gegen den Oberarm. „Sag ich doch... ewig her“, riss sie das Ruder noch um und bemerkte wie seine Stirn sich wieder etwas glättete. Innerlich atmete Aoko auf. Niemals hätte sie gedacht, das es so schwer werden könnte. Dabei wollte sie doch nur ihre Mutter kennen lernen. Das war der einzige Wunsch bei diesem Theater. Sie näherten sich dem Aquarium und Shinichi bezahlte für sie beide den Eintritt. Aoko dankte es ihm. Gemeinsam betraten sie die riesige Eingangshalle, in der ein Walskelett von der Decke hing. Ewig war sie nicht mehr hier gewesen und sie würde sich vornehmen schon bald mit Keiko hierher zu kommen. Shinichi nahm sie plötzlich an der Hand und zog sie in eine bestimmte Richtung. Sie spürte seine langen Finger, seine warme Hand um ihre und wusste nicht so ganz einzuschätzen was das nun werden sollte. Er war so anders als Ran ihn beschrieben hatte. Er war weder traurig noch abweisend ihr gegenüber. Konnte es sein, dass Ran überhaupt nicht merkte wie Shinichi ihre Nähe suchte? Ganz in Gedanken versunken, kam Aoko nicht einmal auf die Idee sich von dem besten Freund ihrer Schwester zu lösen. Sie merkte nicht einmal wie Shinichi plötzlich stehen blieb, denn sie lief direkt in ihn hinein. Überrascht blickte Aoko auf und begegnete seinen aufmerksamen blauen Augen. „Entschuldige bitte“, stammelte sie plötzlich. Sie fühlte sich ganz und gar nicht mehr wohl und sah sich kurz um. Sie waren ganz allein in diesem Gang, umgeben von Glas, hinter dem die Fische schwammen. Ein traumhafter Teil dieses Aquariums, wenn sie nicht hier ausgerechnet mit Shinichi, dem Meisterdetektiv stehen würde. Sie wollte sich lösen, darauf bedacht, es nicht zu offensichtlich zu machen, aber er ließ es nicht zu. Stattdessen verstärkte er seinen Griff und zog sie noch ein wenig näher an sich heran. Sie fühlte sich eingeengt, fast schon bedrängt, und wusste nicht was zu tun war. Er kam ihr plötzlich so nahe. Ihr Fluchtinstinkt setzte ein. Er schien das zu bemerken, denn schon riss er sie herum und drückte sie gegen die Scheibe des Aquariums. Aoko spürte seinen Körper, der sich an ihren heranschob, spürte wie seine Finger den Griff um ihre Hand verstärkten, als hätte er Angst sie würde ihm entkommen. Mit der freien Hand stützte er sich an die Scheibe und beugte sich näher zu ihr hinab. Seine blauen Augen hielten sie in seinem Blick gefangen. Aoko konnte nichts aus seinem Gesichtsausdruck schließen. Er ließ keine Gefühlsregung durch. Ihr wurde diese Situation immer unangenehmer. Sie spürte wie ein riesiger Schatten sich in ihrem Rücken näherte. Es fühlte sich alles wie eine Bedrohung an. Diese ganze Situation war so beängstigend. War es das vielleicht was Ran meinte, dass er nicht mehr wie er selbst war. War das der Shinichi den Ran beschrieben hatte? Der Oberschüler schob sein Gesicht näher an ihres und sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht. Würde er sie...jetzt... küssen?! Was sollte das? Sie wollte ihn überhaupt nicht küssen. Sie wollte ihm nicht so nah sein. „Ran“, hauchte er plötzlich, während er sich noch ein weiteres Stückchen näherte. Zwischen ihnen war nicht mehr viel Platz. Aoko drückte ihren Kopf zurück, fester gegen die Scheibe, konnte aber nicht mehr weiter und war gefangen. Verzweifelt versuchte sie ihre Hand zu befreien, aber sein Griff war fest. Nicht verletzend, aber unlösbar. „Shinichi, was soll das werden?“, versuchte sie zu witzeln, aber ihre Stimme versagte und es klang eher verzweifelt. „Ich muss dir etwas sagen, aber dazu später.“ Er beugte sich näher an sie heran. Seine Lippen die nicht mehr unweit von ihren waren. Es war nicht richtig, das sie ihn küsste. Er war Rans Liebe. Und sie wollte nur Kaito. Kaito war der einzige Junge den sie küssen würde. Bevor seine Lippen ihre berühren konnten, riss sie den Kopf zur Seite und spürte seinen Atem direkt an ihrem Ohr. Der gigantische Schatten zog über sie hinweg, verdunkelte die Umgebung etwas. Doch dann wurde es wieder so hell wie zuvor. Nun erkannte sie was es war. Einer der zwei Walhaie, die es seit ein paar Monaten in diesem Aquarium gab. Sie hatte davon in der Zeitung gelesen. Dieser riesige Hai, der größte auf der ganzen Welt, zog galant über ihnen hinweg und suchte seinen Weg durch das gigantische Becken. „Ich weiß, dass du nicht Ran bist. Hör auf mir etwas vorzuspielen. Meine beste Freundin, die ich fast genauso lange kenne wie mich selbst, kann niemand ersetzen. Wer bist du und was hast du vor?“ Aoko spürte ihre Knie weich werden. Sie wusste es, hatte es am Abend vorher schon geahnt. Er war nicht dumm. Wie konnte Ran nur annehmen das sie ihn täuschen konnten? „Was erzählst du da?“, versuchte Aoko das Ruder nochmal herum zu reißen, aber es war zu spät. Sie war aufgeflogen. „Wer bist du?!“ Es klang schneidend. Plötzlich versteifte sich Aoko und hielt die Luft an. „Wo ist Ran?“, forderte er nachdrücklich eine Antwort. „Ich weiß nicht was du meinst“, ihre Stimme bebte. „Das Spiel ist aus. Ich mein es ernst: Wo ist Ran?!“ Nun klang er nicht mehr sehr freundlich. Zaghaft hob sie ihren Blick und schaute in einen finsteren Gesichtsausdruck. Mit ihm war nicht mehr zu spaßen. Wie er schon sagte, das Spiel war vorbei. Sie seufzte. „Ich bin Aoko und Ran ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich mit meinen Freunden unterwegs.“ Shinichi löste sich von ihr und trat zurück. „Warum?“ Aoko spürte wie weich ihre Knie waren und ließ sich auf den Boden hinabrutschen. Ihr Herz klopfte wie wild und das Zittern in ihren Fingern versuchte sie zu unterdrücken. „Wir wussten nichts voneinander“, gestand sie. „Wir haben uns im Englischcamp kennengelernt und herausgefunden wer wir sind. Ich habe meine Mutter nie kennengelernt. Unsere Eltern haben sich kurz nach unserer Geburt getrennt und dabei haben sie auch uns getrennt.“ Unsicher blickte sie auf und erstarrte. Shinichi sah sie mit einem undurchdringlichen Blick an. Ihr stiegen Tränen in die Augen. „Ich wollte nur meine Mutter kennen lernen. Ran wollte unseren Vater kennen lernen. Da kamen wir auf die Idee Rollen zu tauschen.“ „Ihr seid Zwillinge“, murmelte er mehr für sich. Lauter fügte er dann hinzu: „Und ihr habt wirklich geglaubt, das es keiner bemerkt?“ „Natürlich nicht“, funkelte sie ihn plötzlich an. „Dumm sind wir nicht. Es war uns beiden klar, das es schwierig wird. Und ich wollte eigentlich heute wieder die Rollen tauschen.“ „Was ist dazwischen gekommen?“ „Ran wollte noch nicht. Sie bat mich noch ein paar Tage durchzuhalten.“ Shinichi zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Er trat näher an sie heran und hockte sich plötzlich vor Aoko. Sein finsterer Gesichtsausdruck wich einem besorgten. „Und wie stellt ihr euch das nun vor? Kehrt ihr einfach wieder in eure Familien zurück in dem Wissen, dass deine Mutter in der selben Stadt lebt aber nach wie vor nichts von dir weiß?“ „Ich weiß es nicht...“, hauchte Aoko verzweifelt und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Besorgt sah Shinichi das Mädchen vor sich an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)