Im Leben meiner Schwester von Kittykate ================================================================================ Kapitel 1: Englischcamp ----------------------- Unsicher stand sie da. Ihre Zähne kauten auf der Unterlippe. Überall um sie herum waren Jugendliche. Wie kam eigentlich ihre Mutter auf die Idee sie in ein Englischcamp zu stecken? Natürlich war Englisch nicht ihr absolutes Lieblingsfach und sie verstand auch die tieferliegenden Beweggründe ihrer Mutter, aber das hier konnte doch nur schief gehen. Sie kannte hier niemanden und da sie im allgemeinen von den anderen bisher ignoriert wurde, glaubte sie auch nicht mehr daran hier überhaupt Anschluss zu finden. Zaghaft setzte sie sich in Bewegung. Ihren Rucksack geschultert und einen kleinen Koffer hinter sich herziehend. Reifen quietschten, eine Bushupe dröhnte. Sie schaute über die Schulter zurück und sah den nächsten Bus halten. Die Türen öffneten sich und wieder stiegen viele Jugendliche aus einem Reisebus aus. Alle lachten und viele kannten sich bereits von der Busfahrt oder auch schon länger. Sie seufzte und ging weiter, folgte der Masse zum Hauptgebäude und somit zur Anmeldung. Eine Schlange hatte sich bereits gebildet und sie stellte sich an, wartend bis sie dran kam. Die Sonne strahlte in voller Pracht und unter den heißen Strahlen wurde ihr ganz warm. Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn während sie immer noch an Ort und Stelle stand. Hinter ihr stellten sich freudig plappernde Mädchen an, die vor Aufregung wild durcheinander redeten. Sie war genervt und sie schwitzte. Warum gab es hier keinen Schattenplatz? Warum ging nichts weiter? Zur Seite beugend versuchte sie den Anfang dieser Warteschlange zu finden, aber es waren zu viele vor ihr. Es ging einen Schritt weiter. Das war doch mal was. Und die Sonne brannte immer noch heiß herunter, erhitzte die Schattenlose Gegend weiter und immer weiter. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn und seufzte. Da hätte sich ihre Mutter das Camp schenken können. Wenn es in dem Tempo weiter ging würde sie hier draußen den Hitzetod sterben. Schade um das viele Geld, das ihre Mutter bezahlt hatte. Langsam ging es weiter. Schritt für Schritt. Ein Wasser wäre nicht schlecht. Warum kam eigentlich keiner mit Trinkflaschen vorbei? Sie sah nach hinten und staunte das erneut ein Bus anhielt und wieder Unmengen an Schülern herausströmten. Wie viele Plätze gab es nur in diesem Camp? Wenn sie schätzen müsste wären das inzwischen mehrere hundert Schüler, aber konnte das sein? Ihre Augen beobachteten die Umgebung. Sie stand auf einem großen Hof. An der Straße hielten die Busse der Reihe nach und über den breiten Weg sammelten sich die Jugendliche in der Schlange und warteten. Kein Baum weit und breit, kein Schattenplatz, nur rechts und links Wiese, die den geteerten Weg säumte. Vor ihr tat sich was und es ging nun doch recht zügig weiter. Sie folgte den anderen und fand sich bald vor einem kleinen Tisch wieder an dem eine Frau mit einer dicken Hornbrille saß. Ihre grauen Haare waren zu einem Dutt zusammen gebunden und sie musterte streng jeden Schüler. „Ihr Name, Ihre Schule und Ihr Wohnort?“ „Ran Mori, Teitan Oberschule, Tokio“, antwortete sie und beobachtete wie die ältere Frau in einigen Blättern stöberte und dann ein Häkchen setzte. Im nächsten Moment zog sie ein Klemmbrett hervor und drückte es ihr entgegen. „Bitte ausfüllen und abgeben. Alles steht in den Unterlagen hier drauf.“ Ran versuchte einen Blick darauf zu erhaschen, da knurrte die Ältere: „Platz machen und weiter gehen.“ Ran ging weiter und folgte den Schülern zu einem Platz. Fünfzehn Stehtische waren aufgebaut und überall standen Picknicktische. Alles war voll besetzt. Einige Schüler saßen auf der Wiese und jeder war vertieft in die Unterlagen. Ran ging zögerlich durch die Masse und wollte soeben an einem der Stehtische vorbei, als ein braunhaariges Mädchen einen Schritt rückwärts machte und sie anrempelte. „Hoppla!“ „Entschuldige, bitte“, antwortete Ran sofort. Das Mädchen drehte sich um: „Nein, ich muss mich entschuldigen.“ Beide verbeugten sich voreinander. Als sie sich beide wieder aufrichteten schluckten sie. Ran hatte das Gefühl sie würde in einen Spiegel sehen. Die Ähnlichkeit ihres Gegenübers zu ihr war verblüffend. Auch das Mädchen ihr gegenüber staunte. Doch dann lächelte sie. „Du kannst dich hierhin stellen. Ich bin fertig mit ausfüllen. Hier ist ein Stift, den gab es bei der alten Schachtel nicht mit dazu.“ Schon reichte sie Ran den Stift. „Danke.“ „Dafür nicht. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns sicherlich noch mal.“ Und schon war das Mädchen weg. Ran stellte den Koffer zwischen sich und die Tischbeine und begann sich das erste Blatt durchzulesen. Das Eingangsschreiben informierte über die Anlage, das Englischcamp und wichtige Ansprechpartner. Das zweite Blatt war zum Ausfüllen der Personalien wie Name, Adresse, Schule, Klasse. Und auf dem letzten Blatt fand sie die Informationen was der nächste Schritt war. Sie musste ins Gebäude C – dort sollten die Unterlagen abgegeben werden. Auf einem weiteren Blatt fand sie einen Lageplan mit den verschiedenen Gebäuden eingezeichnet. Sie blickte von dem Papier auf und staunte nicht schlecht über das große Hauptgebäude das sich nicht weit entfernt von ihr befand. Der Karte nach erstreckte es sich quer und im Original war es so lang wie zwei Fußballfelder. Direkt angebaut war längs dahinter ein Anbau. In diesem waren Schwimmbad und Turnhalle untergebracht. Die Nebengebäude mit den Buchstaben A-E gekennzeichnet befanden sich dahinter und waren wie ein Stern angelegt. Sie folgte dem Weg zum Hauptgebäude und war nicht allein unterwegs. Über mehrere Stufen ging sie zur Haupteingangstüre. Wenig später stand sie in einer großen Schulaula. Überall standen Infotafeln vor denen sich die Schüler sammelten um sie zu studieren. Rechts von sich sah sie einen großen Speisesaal. Links von ihr gingen Flure ab, welche zu den Klassenräumen führten und vor ihr in der Mitte war eine sehr breite Treppe, die in den Keller, wie auch in das Obergeschoss führte. Hinter der Treppe an der Wand war eine breite Doppel-Glastüre und sie erkannte die gigantische Turnhalle. Zuerst wollte sie sich zum Gebäude C begeben. Sie suchte auf ihrem Lageplan nach dem besagten Haus und ging dann durch die Ansammlung Schüler hindurch um einen Ausgang zu finden. Zwischendrin erhaschte Ran einen Blick auf die Informationen über die Entstehung dieser Schule und das sie in den Ferien für Schulcamps zur Verfügung stand. Ran fand eine Türe links neben der Turnhalle und drückte diese auf. Es fühlte sich an, als würde sie durch eine heiße Wand hindurch treten und schon brannte die Sonne wieder herab. Sie sah ein großes Gebäude vor sich mit zwei Etagen und vielen Fenstern. Hier standen Bäume und der gesamte Komplex glich eher einem Park als einem Schulhof. Sie folgte dem Schotterweg, der etwas abseits der Turnhalle sich über die Wiese schlängelte und kam wenig später vor der Tür des nächsten Hauses zum Stehen. A prangte groß über der Eingangstüre. Sie blickte an dem Haus hinauf, zur Seite und dem langen Anbau entlang. Unsicher ob sie jetzt hier richtig war sah sich um. Andere Schüler liefen durch die Tür hinein. Ran überlegte einmal um das Gebäude herum zu laufen, entschloss dann den Weg über diese Tür zu nehmen. Sollte sie falsch sein, könnte sie immer noch außen herum laufen. Langsam ging sie zur Türe und drückte diese auf. Schon stand sie erneut in einer großen Halle, die bis zur Decke offen war. Geradeaus ging ein langer Korridor entlang, sowie auch rechts und links von ihr jeweils ein Flur wegführte. In der oberen Etage sah sie Schüler die am Geländer standen und sich ebenso ehrfürchtig umsahen wie Ran es in diesem Moment tat. Wo war sie hier nur gelandet? Das konnte doch niemals eine Schule sein. Sie musste zu C. Über den Flur rechts hing ein großes Schild mit der Aufschrift B. Über den Flur links von ihr hing ein großes Schild mit der Aufschrift A. Sie überlegte und betrachtete dann den Flur geradeaus. Etwas weiter vorne sah sie Schüler die in den Gängen herumirrten, zwischendrin blieb mal jemand stehen, blickte auf sein Klemmbrett und lief dann weiter. Ran ging geradeaus und wenig später stand sie erneut in einer Halle. Diese sah genauso aus wie die erste und wieder gab es zu beiden Seiten einen Korridor und einen auch geradeaus. Rechts stand D. Geradeaus war ein Schild mit dem Buchstaben E angebracht und links von ihr thronte das große C. Langsam ging sie den Flur hinab und entdeckte einen Tisch umringt von Schülern. Sie sah die vielen Türen auf beiden Seiten. Einige waren verschlossen andere standen offen. Nach einem Blick in ein offenstehendes Zimmer wusste sie das hier die Wohnräume waren mit jeweils zwei Etagenbetten. Nach und nach gingen die Leute und Ran konnte endlich erkennen das hier jemand saß und die Zimmerschlüssel verteilte. Die Frau mit den blonden welligen Haaren sah plötzlich zu Ran. „Und du bist?“ „Ran Mori“, stellte sich Ran erneut vor und reichte der Dame das Klemmbrett. Diese überflog alles, nickte und lächelte sie dann freundlich. „Nice to meet you, Ran. Ich bin deine Englischlehrerin, Miss Ava Atkins.“ „Hi, Miss Atkins“, antwortete Ran zögerlich und rang sich ein Lächeln ab. „Deine Mitbewohnerinnen sind schon da. Hier ist dein Schlüssel. Pass gut drauf auf. Am Ende der Woche werden diese wieder eingesammelt.“ So wurde Ran nun mit dem Schlüssel und ohne Klemmbrett losgeschickt. Sie folgte den Gang entlang, zwischen Massen an Schülern, und suchte nach der Raumnummer 204. Bei der 104 schaute sie sich erneut um und entdeckte neben dem Raum einen kleinen Flur der zu einer Treppe führte. Schnell war sie die Stufen hinaufgestiegen und fand ihre Zimmernummer. Sie drückte die Klinke hinab und betrat ein kleines Zimmer mit zwei Etagenbetten. Sechs neugierige Augen blickten sie an, als Ran das Zimmer betrat. „Hallo zusammen, ich bin Ran Mori“, stellte sie sich ihren drei Mitbewohnerinnen vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)