VITANI von brightest-star (Die Geschichte der Schattenlöwin) ================================================================================ Kapitel 21: Erkundungstag ------------------------- Irgendetwas lag in der Luft. Vitani konnte nicht benennen, was es war, aber sie war nicht die Einzige, die spürte, dass etwas bevorstand. Auch die anderen Löwinnen schienen nervös. Damu hingegen tollte unbeschwert wie immer umher. Heute durfte sie endlich den Königsfelsen verlassen, unter Vitanis wachsamen Augen zwar, aber das schien ihr egal zu sein. Ungeduldig lief das Junge zwischen den Beinen der Löwinnen herum, bis Zira eingriff. "So, Schluss jetzt mit der Spielerei." Sie nahm Damu hoch und setzte sie neben Vitani. "Löwinnen, seid ihr bereit?" Das Rudel nickte entschlossen. Mit der Königin an der Spitze stürmten sie aus der Höhle. Damu maunzte ihnen begeistert hinterher. Schon seit einigen Tagen plante das Rudel diese Mission. Zira und einige ihrer engsten Vertrauten wollten losziehen, um die verschwundenen Herden ausfindig zu machen und neue Wasserstellen zu finden. Am Königsfelsen blieben lediglich Jiraha und ihr Junges, Sirina, außerdem Sarabis Löwinnen, Vitani, Damu und Scar. Zuerst hatte Zira sich vehement geweigert, Scar mit den "Neuen" ohne wirklichen Schutz zurück zu lassen, aber der König hatte sofortige Maßnahmen ergriffen und zusätzliche Hyänentrupps um den Königsfelsen stationiert. Die hatten zwar kein Hirn, konnten aber kämpfen, wenn's drauf ankam. Und solange ihr Vater sicher war, nahm Vitani auch Hyänengestank in Kauf. Aber was soll schon passieren?, dachte sie sich, während sie Damu den Königsfelsen hinunter trug. Ich mache mir nur unnötig Sorgen. Damu blieb dicht an Vitanis Seite, während die beiden an den Hyänen vorbei eilten. Doch schon bald erstreckte sich weites, trockenes Grasland vor ihnen. Vitani, froh, den Aasfressern entkommen zu sein, rollte sich durch das Gras. "Komm, mach mit!", ermunterte sie ihre Schwester. Mit leuchtenden Augen sprang Damu zu ihr und sie tollten wild herum, sodass das Gras nur so raschelte. Damu war überraschend kräftig für ihr Alter. Im Gegensatz zu Sirina, der kleinen Cousine der beiden. Das helle Junge schien kränklich und schwach, lag die meiste Zeit am Bauch ihrer Mutter und schlief. Trotzdem hatte Vitani sie sofort ins Herz geschlossen. Vielleicht würden die Schwestern Sirina ja heute noch einen Besuch abstatten. Jetzt allerdings ging es weiter durchs Geweihte Land. Damu quiekte auf beim Anblick einiger riesiger Vögel. "Bunt! Groß, groß!" "Das sind Papageien, Damu", erklärte Vitani. "Gein!", rief die kleine Prinzessin und schreckte damit die Vögel auf. Laut krächzend verschwanden sie in den Baumkronen. Aber schon hatte Damu ihr nächstes Ziel entdeckt. Bereitwillig erklärte Vitani ihr alles und erzählte ihrer kleinen Schwester vom Geweihten Land und seinen Bewohnern. Stolz wallte in ihrer Brust und hin und wieder konnte sie ein Schnurren nicht unterdrücken. Genau so hatte sie es sich immer erträumt... So ging es weiter, bis die Sonne ihren Höchststand erreicht hatte. Sie ließen sich im Schatten der Akazien nieder und dösten, eng aneinander gekuschelt, ein. Keiner von ihnen hörte das erste Donnergrollen. Keiner von ihnen bemerkte die Regenwolken am Horizont. Keiner von ihnen sah Sarabi mit ihrer Jagdpatrouille erfolglos zurückkehren. Keiner von ihnen ahnte, was dieser Tag noch bringen würde. Eine kleine Pfote stupste sie wach. "Tani!" Sie blinzelte. Die Luft roch... anders. Es war dunkel geworden, Wolken bedeckten nun den ganzen Himmel. "Rot, rot. Gaanz groß!", verkündete Damu aufgeregt. "Du willst die Sonne sehen?" Vitani lachte. "Da musst du dich noch bis morgen gedulden. Ich schlage vor, wir gehen jetzt erst einmal..." Nach Hause. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Jetzt sah sie es auch. Rot. Feuerrot. Der Königsfelsen stand in Flammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)