Crush on you von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 3: Zweites Datel Teil 1 ------------------------------- „Und wie war es? Wo ward ihr?“, fragte Celest mich neugierig. „Wir waren auf dem Rummel“, fing ich meine Erzählung an und mein Bruder verzog direkt sein Gesicht. Er wusste, dass ich Menschenmengen nicht mochte. „Aber es hat richtig Spaß gemacht! Wir haben Flammkuchen gegessen, Crêpes und dann hab ich mir noch eine Schokobanene geholt!“ Mit leuchtenden Augen erzählte ich wie schön es war, sich mit Sebastian zu unterhalten und zu schweigen und wie entspannt das Date war. Er hatte nicht nach meiner Augenbinde gefragt, worüber ich froh war. Ich redete nicht gerne darüber und noch viel weniger wollte ich zeigen, was sich darunter befand. „Und was habt ihr noch so lange an der Tür gemacht?“, unterbrach Celest meine Schwärmerei mit wissendem Unterton. Ich spürte, wie sich meine Wangen augenblicklich erhitzten und erzählte dann, dass Sebastian mich geküsst hatte. „Sogar zwei Mal! Aber ohne Zunge …“ Den letzten Satz sagte ich verunsichert. War das schlecht? Diese Frage stellte ich laut und Celest lachte mich an. „Ich als Datingexperte“, war er nicht, „würde es positiv werten. Er mag dich, sonst hätte er dich nicht geküsst. Und da es das erste Date war, war es doch okay, wenn er nicht gleich aufs Ganze geht. Vielleicht wollte er dich auch nicht verschrecken.“ Das konnte sein. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, vibrierte mein Handy und kündigte eine neue Nachricht an. Mit klopfendem Herzen, es könnte Sebastian sein, aktivierte ich das Display und stellte fest, dass es zwar von Sebastian war, er aber in die Gruppe geschrieben hatte. Er fragte, ob jemand mit ihm seine Schicht am Samstag tauschen könnte. Enttäuscht legte ich das Gerät wieder beiseite, um endlich das Hemd ausziehen zu können. Als mein Handy schon wieder vibrierte, ließ ich es liegen, da ich nicht glaubte, es sei jetzt doch eine Nachricht von Sebastian. Wahrscheinlich wurden jetzt die Schichten getauscht und ich war mehr als enttäuscht, dass er sich nicht bei mir meldete. Celest hatte mein Zimmer schon längst verlassen, also zog ich meinen Pyjama an, ging ins Bad um mir die Zähne zu putzen und warf mich dann auf mein Bett. Da ich noch lesen wollte, nahm ich mein Handy wieder zur Hand. Natürlich hatten viele in die Gruppe geschrieben. Genervt öffnete ich die App, damit mir diese Nachrichten nicht mehr angezeigt wurden. Da danach immer noch eine ungelesene Nachricht angezeigt wurde, öffnete ich die Übersicht und stellte fest, dass Sebastian mir doch noch geschrieben hatte! „Hallo Ciel, hast du am Samstag Zeit? Entschuldige, dass ich erst jetzt schreibe. Ich bin gerade zu Hause angekommen und wollte vorher sicher sein, dass ich am Samstag auch frei habe ;)“ Ach so war das? Ich freute mich riesig und antwortete ihm gleich. Doch bevor ich die Nachricht abschickte, überlegte ich, ob ich vorschlagen sollte, wo es hin gehen könnte. Sebastian wusste zwar von meinen Gefühlen, aber er sollte nicht denken, dass die Initiative nun immer von ihm ausgehen musste. Okay, ich fing an, zu viel darüber nachzudenken. Ich schlug vor, dass wir ins Shoppingcenter fahren könnten. Das war klimatisiert und ein beliebter Treffpunkt für Leute in unserem Alter. Kaum hatte ich die Nachricht geschickt, fragte ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und Sebastian stimmte zu und schlug vor, dass wir nach dem Shoppen noch ins Kino gehen könnten. „Klar, gerne :D Gibt es einen bestimmten Film, den du sehen willst?“ Moment. Shoppen?! Sebastian wollte mit mir shoppen gehen?! Das war eins der Dinge, die ich absolut nicht mochte. Die vielen Menschen, die ganzen Klamotten, danach fühlte ich mich oft erschlagen und ich brauchte nicht mal unbedingt etwas Neues zum Anziehen. Aber ich Idiot war selbst schuld, schließlich war es mein Vorschlag gewesen, in das Einkaufszentrum zu fahren. Hätte ich mir doch denken können, dass er dann shoppen gehen will. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass Sebastian ein junger Mann war und bestimmt nicht so kaufwütig wie meine Cousine Elizabeth. Ein paar wenige Male hatte ich das zweifelhafte Vergnügen sie beim Einkaufen begleiten zu dürfen. Es war der blanke Horror. Sie nahm einen riesigen Stapel Kleidung mit in die Kabine, wie auch immer sie die ganzen Klamotten da rein geschafft hatte, und probierte jedes Teil an. Unnötig zu erwähnen, dass sie zu jedem Kleidungsstück meine Meinung wissen wollte. Anfangs war ich auch noch halbwegs motiviert bei der Sache, aber irgendwann verlor ich den Durchblick und sagte zu allem nur noch ja. Ich weiß nicht, mit wie vielen Tüten wir am Ende nach Hause gefahren sind, aber es waren mehr als genug und meine Finger bedankten sich, als ich sie endlich von dem Gewicht erlöste. Die folgende Woche verging recht schnell, da ich meine Zeit eigentlich nur mit Schule, lernen, lesen und schlafen verbrachte und das, bis einschließlich Freitagmittag. Kaum ertönte der erlösende Gong der letzten Stunde, packte ich meine Stifte ein, nahm die Blätter meiner letzten Klausur für diese Woche, kontrollierte, ob mein Name überall drauf stand und gab sie ab. Kaum stand ich vor dem Schulgebäude, atmete ich erst mal die frische Luft tief ein. Endlich Wochenende! Endlich konnte ich mir Gedanken über das morgige Date machen! Gesprächsstoff hatten wir mehr als genug, wie sich die letzten Tage herausgestellt hatte. Es war nicht so, dass wir uns dauernd schrieben, aber jede freie Minute wurde genutzt, um eine Nachricht an den jeweils anderen zu schreiben. Während ich in der Schule festsaß und, da es kurz vor den Ferien war, drei Klausuren in diesen fünf Tagen schreiben musste, konnte Sebastian sich in der Uni entspannen. Für ihn war die Prüfungsphase zu Ende und bald hätte er Semesterferien. Ein wenig beneidete ich ihn. Student zu sein musste so cool sein! Es musste Freiheit bedeuten, wenn man nicht mehr den willkürlichen Launen der Lehrer ausgesetzt war und nicht ständig irgendwelche Klausuren zu schreiben hatte. Ich seufzte. Allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis ich mich selbst für einen Studiengang entscheiden musste. Zwar hatte ich noch über ein Jahr Zeit, bis ich mich an den Unis bewerben musste, aber trotzdem sollte ich mir in spätestem einem halben Jahr Gedanken darüber machen. Aber nun gab es Wichtigeres, über das ich mir Gedanken machen musste! Mein Outfit für das zweite Date mit Sebastian. Die Entscheidung fiel mir dieses Mal leichter. Zum Shoppen zog ich bequeme Kleidung vor, also entschied ich mich für eine mittelblaue Röhrenjeans und einen schwarzen, dünnen Strickpullover. An diesem Abend ging ich früh schlafen, oder versuchte es zumindest, da wir uns schon um 11 Uhr treffen wollten und dann dort frühstücken. Da ich kein Frühaufsteher war, ging ich noch am Abend duschen und stellte mir meinen Wecker. Um dann doch zu verschlafen. Fluchend sprang ich aus meinem Bett, verhedderte mich in der Decke und hätte beinahe Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Zum Glück fing ich mich noch rechtzeitig und stolperte dann ins Bad. Schnell putzte ich meine Zähne, kämmte meine Haare, die nicht so wollten, wie ich. Ich sollte einfach aufhören, mit nassen Haaren ins Bett zu gehen. Trotzdem war ich froh, dass ich am Abend zuvor geduscht hatte. Kaum war ich angezogen, schnappte ich mir mein Handy und meinen Geldbeutel und eilte zur nächsten U-Bahn-Station. Das ging einfach schneller, als mit dem Auto. Und ich musste niemanden finden, der mich fahren würde. Nachdem ich mich vergewissert hatte, am richtigen Gleis zu stehen, stieg ich ein. Zum Glück waren es nur vier Stationen, dann war ich schon fast da. Sebastian wartete schon am Eingang auf mich und umarmte mich herzlich zur Begrüßung. Ich genoss die paar Sekunden und sog, möglichst unauffällig, seinen angenehmen Duft tief in die Nase ein. „Also, Frühstück?“, fragte Sebastian lächelnd. „Kannst du etwas empfehlen?“, fragte ich grinsend, während wir rein gingen. „Eigentlich nicht“, lachte er mich an. Wir entschieden uns aus dem Bauch raus für einen der Bäcker, die hier verstreut waren und studierten das Angebot. Sebastian bestellte ein fertiges Frühstück, ich bestellte mir Rührei mit Brötchen und einem köstlich aussehenden Stück Himbeerschnitte und Saft. Als jeder sein Tablett hatte, suchten wir uns einen freien Tisch „Rührei und Kuchen?“, fragte Sebastian schmunzelnd, während er ein Brötchen aufschnitt. „Ich esse es nicht zusammen, keine Sorge.“ Ich wusste, dass er mich nur ein wenig aufzog, trotzdem wurden meine Wangen warm. Wie ich es hasste, rot zu werden! Nach dem Frühstück schleifte Sebastian mich direkt in das erste Geschäft. Natürlich gab es dort Klamotten. Viel zu viele davon, ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Sebastian scheinbar schon, denn er steuerte schon den ersten Kleiderständer an. Er nahm einen mittelblauen Strickpullover in die Hand und ich sah ihn nur skeptisch an. Das würde ihm nie und nimmer stehen! Das sah selbst ich und ich war wirklich kein Experte auf dem Gebiet. Plötzlich hielt er mir das Teil unter die Nase und lächelte breit: „Der würde dir super stehen!“ Bitte? Das war nicht sein ernst, oder? War es wohl doch, denn Sebastian ging mit dem Pullover in der Hand weiter. Er suchte für sich ein paar Teile raus. Dadurch wurde ich lockerer und fand tatsächlich auch das eine und andere Kleidungsstück, das ich anprobieren wollte. Zusammen gingen wir zu den Umkleidekabinen und probierten an. Ich zog zuerst den blauen Strickpullover an. Er war fast ein wenig groß, obwohl es eigentlich meine Größe war. Unsicher trat ich aus der Umkleide, um mich zu präsentieren. Meine Wangen waren schon wieder warm, aber dagegen tun konnte ich nichts. Sebastians Augen leuchteten, als er mich betrachtete. „Der steht dir ausgezeichnet! Er passt zur Farbe deiner Augen.“ Jetzt war ich bestimmt rot wie eine Tomate! Ich murmelte ein leises „danke“ und entschied mich für den Pullover. Sebastian hatte ein langärmeliges Shirt an, das schräge, breite, schwarze und weiße Streifen hatte. Ich fand, es stand ihm. Dazu zog er einen grauen Blazer mit schwarzem Kragen über. Beinahe wäre mir der Mund offen gestanden. Wie konnte ein Mensch so gut aussehen? Nachdem wir alles anprobiert hatten, gingen wir zur Kasse und bezahlten. Ich hatte mich neben dem Pulli noch für ein dunkelgrünes T-Shirt mit Aufdruck entschieden. Sebastian schleifte mich direkt in den nächsten Klamottenladen, doch lange hielten wir uns nicht darin auf. Die Preise waren übertrieben hoch! Auch, wenn ich es mir leisten könnte, wollte ich es nicht. So zogen wir noch durch drei weitere Geschäfte und kauften noch ein paar Teile. Als wir beide je zwei Tüten hatte, entdeckte ich, mitten im Gang, einen kleinen Stand, der unter anderem Frozen Yoghurt verkaufte. Ich stand total auf dieses Zeug und zog Sebastian einfach mit. Ich bestellte mir den größten Becher mit drei Toppings und Sebastian tat es mir gleich. „Also, welche Toppings kannst du mir empfehlen?“, fragte er mich grinsend. Da ich immer die gleichen nahm, ich weiß, nicht sonderlich abwechslungsreich, aber ich liebe es, sagte ich mit leuchtenden Augen: „Erdbeeren mit Erdbeersoße und Schokolade mit Joghurtfüllung!“ Sebastian lachte sein angenehmes, leises Lachen und wählte, als er an der Reihe war, die gleichen Toppings wie ich. Wir setzten uns auf eine der gepolsterten Bänke und genossen die kalte Süßspeise. ~~~~~~~~~~~~~~~ Das Einkaufszentrum gibt es, meines Wissens nach, nicht in London ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)