Wochenende von Maggie_S ================================================================================ Kapitel 3: Samstag ------------------ Ausgeschlafen und äußerst gut gelaunt betrat er früh am nächsten Morgen die Küche. Er freute sich wie ein kleines Kind an Weihnachten, dass er endlich mal wieder Zeit hatte, seinen Racer auszufahren. Seine Laune hob sich sogar noch mehr, soweit das überhaupt möglich war, als er sah dass April ebenfalls bereits aufgestanden war und schon den Frühstückstisch gedeckt hatte. „Guten morgen“, begrüßte er sie fröhlich. April, die gerade die Thermoskanne verschloss, drehte sich mit der Kanne in der Hand zu ihm um. „Guten morgen“, erwiderte sie lächelnd. „Du bist ja gut gelaunt“. „Hmmm“, antwortete er grinsend während er sich an den Tisch setzte. Normalerweise war er eher ein Morgenmuffel. Sie stellte die Kanne auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber. „Hab' gut geschlafen und der Frühstückstisch ist auch schon fertig gedeckt, besser kann ein freier Samstag nicht anfangen“, grinste er. „Ich hab' sogar frische Brötchen geholt“, sagte sie und goß zuerst ihm und anschließend sich selbst Kaffee ein. „Du bist die Beste!“ Sie lächelte verlegen. „Dafür koche ich uns heute Abend was Leckeres. Ich muss ja eh gleich noch einkaufen gehen. Hast du einen bestimmten Wunsch?“ Sie schüttelte mit dem Kopf während sie an ihrem Kaffee nippte. „Gibt es irgendetwas was du nicht magst?“ April überlegte, dann antwortete sie, bezogen auf Fireballs japanischer Herkunft: „Rohen Fisch müsste ich nicht unbedingt haben.“ Er nickte. „In Ordnung, kein Sushi. Hatte ich eh nicht vorgehabt.“ „Ist die Analyse fehlerfrei durchgelaufen?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen und nahm einen herzhaften Bissen von seinem Brötchen. „Ich hab' noch nicht nachgeschaut. Ich wollte erst in Ruhe einen Kaffee trinken.“ Er nickte zustimmend. Nachdem sie gefrühstückt und die Küche wieder aufgeräumt hatten, machte Fireball sich auf den Weg, Lebensmittel einzukaufen. Eine gute Stunde später kam er mit zwei großen Tüten wieder. April war nirgendwo zu entdecken, deswegen vermutete er, dass sie wohl schon unterwegs war, um die Geschäfte unsicher zu machen und ihre Kreditkarte auszureizen. Er verstaute die Lebensmittel in der Küche und begab sich auf sein Zimmer. Dort zog er seinen Rennanzug an und machte sich fröhlich pfeifend auf den Weg zu seinem Racer, als April ihm, gekleidet in ihrem Mechaniker-Anzug und mit Tablet in der Hand, fluchend wie ein Rohrspatz entgegen kam. „Na, das sind aber keine Wörter die eine Lady von sich geben sollte“, grinste er, den Helm unter seinen Arm geklemmt. „Was ist los? Ich dachte du wärst schon unterwegs?“ „Die Analyse hat noch einen Fehler in der Hydraulik gemeldet. Den zu reparieren dauert mindestens zwei Stunden. So ein Mist, verdammter... Dabei wollte ich schon längst weg sein.“ Fireball sah sie mitleidig an. „Geht's schneller wenn ich dir helfe?“, bot er ihr an. Sie blickte ihn erstaunt an. Er würde ihr freiwillig helfen und dafür auf mehr Zeit bei der Rennstrecke verzichten? Damit hatte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet. „D-Danke, das wäre lieb“, stammelte sie etwas überrumpelt. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, meinte er schulterzuckend, stellte sich dicht neben sie und deutete auf das Tablet in ihrer Hand. „Laß' mal sehen.“ Gemeinsam reparierten sie den Fehler und waren tatsächlich schneller fertig als gedacht. Fireball stellte sich sogar äußerst geschickt an, wie sie feststellte, vielleicht könnte sie ihn in Zukunft öfter in solche Arbeiten einbeziehen, dann würde nicht immer alles an ihr hängen bleiben. Und wer April kannte, wusste dass das ein ziemlicher Vertrauensbeweis war, sie ließ nicht jeden an ihrem „Baby“ herumschrauben. Colt oder Saber brauchte sie dafür nicht zu fragen, der Cowboy hatte zuwenig Geduld und Saber war schlichtweg besser im Denken als im Schrauben. Und endlich konnte jeder seines Weges gehen. Fireball verbrachte einen für ihn perfekten Tag auf der Rennstrecke, während April ziemlich erfolgreich die Geschäfte von Yuma City unsicher machte. Spät am Nachmittag qualmten April die Füße vom ganzen Laufen, und ihre Arme schmerzten aufgrund der ganzen Taschen, die sie zu tragen hatte. Jemand, der sie begleiten und die Taschen tragen würde wäre praktisch, befand sie. Vielleicht könnte sie beim nächsten Mal einen der Jungs mitnehmen. Sie beschloss zurückzukehren und sich erstmal eine schöne Dusche zu gönnen. Einkaufen gehen war doch ziemlich anstregend gewesen. Fireball schien noch nicht wiedergekommen zu sein, sein Racer stand nicht auf seinem Platz im Hangar, wie April bemerkte. „Bestimmt kommt er erst später zurück“, dachte sie. Sie ging in ihr Zimmer, legte die Taschen mit ihren neuesten Errungenschaften auf das Bett und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Dann schnappte sie sich frische Wäsche und ein Handtuch und verschwand im Bad. Fireball kehrte ebenfalls am späten Nachmittag zurück. Er parkte seinen Red Fury Racer im Hangar und ging erstmal in die Küche um einen Schluck zu trinken. „April ist bestimmt immer noch im Kaufrausch“, dachte er grinsend. „Hoffentlich ist sie erfolgreich, sonst ist sie nachher unausstehlich.“ Er beschloss, dass er erstmal eine schöne Dusche brauchte bevor er sich ans Kochen machte. Rennenfahren war allein schon anstregend gewesen und bei dem heißen Wetter kam er aus dem Schwitzen gar nicht mehr heraus. Er ging auf sein Zimmer, zog den Rennanzug aus, griff nach einem Handtuch und frischer Wäsche und machte sich, nur mit einer Boxershorts bekleidet, auf den Weg ins Badezimmer. Es gab eine weitere, unausgesprochene Regel zwischen allen vier Star Sheriffs. Nämlich die, dass April und die Jungs das gemeinsame Badezimmer getrennt benutzten. Zwar gab es vier getrennte Duschkabinen, eigentlich wäre es kein Problem wenn alle vier gleichzeitig duschen würden, aber es verstand sich von selbst, dass die Jungs April ihre Privatsphäre im Bad ließen, und andersherum war es genau so. Das Prinzip funktionierte jedoch nur, wenn sie voneinander wussten, dass jemand bzw. wer gerade im Bad war. Oder derjenige die Badezimmertür verschloss, woran April diesmal schlichtweg nicht gedacht hatte. Und so öffnete Fireball nichtsahnend und mit den Gedanken noch auf der Rennstrecke, die Tür zum Bad, das Handtuch über die Schulter gelegt und zuckte erschrocken zusammen, als er einen spitzen Aufschrei hörte. Er blickte auf und entdeckte April, die gerade mit dem Duschen fertig zu sein schien. Zum Abtrocknen hatte sie ihre Duschkabine verlassen, glaubte sie schließlich, sie wäre allein. Hastig hielt sie sich notdürftig das Handtuch vor den Körper, leider jedoch eine Sekunde zu spät. Fireballs Augen weiteten sich als er mit scheinbar geschärftem Blick jedes Detail an ihr wahrnahm. Das Bild einer nackten April, die ihn erschrocken ansah, und an deren Körper noch die Wassertropfen herabperlten, brannte sich unwiderruflich in sein Gedächtnis. Sein Kopf lief rot an. „I-ich wusste nicht,.... Ich d-dachte du wärst...., 'tschuldige“, stammelte er, drehte sich hastig um und verließ mit schnellen Schritten das Badezimmer. Er schloss die Tür hinter sich, spürte wie seine Knie weich wurden und ließ sich mit dem Rücken an der Tür gelehnt hinabgleiten. Tief atmete er ein und aus. „Wow“, war der einzig klare Gedanke, den er fassen konnte. Er blieb ein paar Minuten so sitzen und wartete darauf, dass sich sein Herzschlag wieder normalisierte und er nicht mehr nur sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte. Schließlich vernahm er leise Schritte, die sich der Tür näherten und er erhob sich rasch wieder. April öffnete die Tür und schob sich verlegen und mit gesenktem Kopf an ihm vorbei als sie ihn bemerkte. Fireball traute sich ebenfalls nicht sie anzusehen, aber er bemerkte erleichtert aus den Augenwinkeln, dass sie Gott sei dank mittlerweile angezogen war. Er spürte, dass er immer noch rot im Gesicht war. „Entschuldige, ich dachte du wärst noch unterwegs“, murmelte er ohne sie anzusehen. „Macht nichts, konntest du ja nicht wissen“, erwiderte sie leise. „Das Bad ist jetzt frei“, fuhr sie überflüssigerweise fort. „Hmm“, machte er, verschwand schnell im Bad und schloss die Tür hinter sich. Nach der wohltuenden Erfrischung begab sich Fireball in die Küche. Mittlerweile hatte er sich ein wenig von dem „Schrecken“ erholt und bekam langsam Hunger. April konnte er nirgends entdecken, vermutlich war sie auf ihrem Zimmer. Er schaltete das Radio ein - mit Musik kochte es sich besser - suchte sich die Zutaten zusammen und begann, das Gemüse zu schneiden, als er plötzlich merkte, wie sich zwei Arme von hinten um seinen Bauch schlangen und sich ein Körper dicht an seinen drängte. „Oh Fire, das sieht aber gut aus, was kochst du da Leckeres?“, hauchte ihm jemand ins Ohr. „Wah...“, machte er verwirrt. Das war eindeutig nicht Aprils Stimme. Im selben Moment vernahm er auch schon Colts Lachen und drehte sich zu dem Cowboy um. Der trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, Fireball hielt immer noch das Messer vom Gemüseschneiden in der Hand. „Colt, bist du verrückt? Erschreck mich doch nicht so, ich hab' ein scharfes Messer in der Hand“. Wieder lachte Colt, erfreut darüber dass er seinen Kumpel verwirrt hatte. „Haha, da hab' ich dich ja drangekriegt“. Fireball schnaubte und wandte sich wieder dem Gemüse zu. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er. „Ich hab nur was vergessen. Bin gleich wieder weg.“ antwortete der Cowboy. „Keine Angst, ich verderb' euch nicht den romantischen Abend“, sagte er und zwinkerte dem Rennfahrer zu. Fireballs Augenbraue zuckte kurz. „Wir haben keinen....“ begann er empört, wurde jedoch von Colt mit einem lachenden „Jaja, das kannst du meiner Großmutter erzählen, Turbofreak“, unterbrochen. Und so schnell wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder verschwunden. „Kuhhirte...“, murmelte Fireball grimmig. Ein paar Minuten später kam April in die Küche. Sie hatte sich dazu entschlossen, den kleinen Zwischenfall von vorhin zu vergessen und Fireball so zu behandeln als wäre nichts gewesen. „Hmm, Fireball, das riecht aber gut. Was kochst du da?“ Bei ihren Worten bekam er unwillkürlich eine Gänsehaut. Er drehte sich zu ihr um und antwortete: „Ramen. Japanische Nudelsuppe.“ April überbekam bei dem Wort „Japanisch“ ein schlimmer Verdacht. „Du erwartest jetzt aber nicht, dass ich das mit Stäbchen esse, oder?“ Grinsend deutete er auf ein paar in Papier eingewickelte Essstäbchen neben sich auf der Anrichte. „Natürlich“, antwortete er. „Dann werd' ich jämmerlich verhungern.“ seufzte sie gespielt. Er lachte kurz auf. „Du wirst schon nicht verhungern. Zur Not fütter' ich dich eben“, er zwinkerte ihr frech zu. Sie lachte zurück. „Soweit kommt's noch! Brauchst du Hilfe?“ Er schüttelte mit dem Kopf und rührte im Topf umher. „Ne, danke, bin so gut wie fertig. Aber du könntest die Schüsseln schon mal heraussuchen.“ „Hab ich vorhin eigentlich Colts Stimme gehört? Ist er hier oder hab' ich mir das nur eingebildet?“, fragte sie während sie im Schrank nach den Schüsseln kramte. „Nein, du hast richtig gehört. Er war kurz hier. Hatte was vergessen. Keine Ahnung, was.“ erwiderte Fireball und füllte die Schüsseln, die April ihm reichte, mit dampfender Nudelsuppe. „Und wie muss ich das jetzt mit den Stäbchen machen?“ fragte April während sie sich an den Tisch setzte. Fireball setzte sich auf seinen Platz gegenüber von April und nahm seine Stäbchen in die Hand. „Ganz einfach, du nimmst sie so in die Hand und kannst dann damit das Essen greifen.“ Er zeigte ihr, wie man die Stäbchen richtig festhielt, schob sich genüsslich ein Stück Gemüse in den Mund und beobachtete April, wie sie verzweifelt versuchte, es ihm gleich zu tun. Er konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrücken, als ihr bereits zum dritten Mal das Gemüse von den Stäbchen flutschte. Sie seufzte frustriert auf. „Ich sagte doch ich muss verhungern. Wie kann man nur auf die Idee kommen, Suppe mit Stäbchen zu essen?“ „Du hälst die Stäbchen nicht richtig.“ „Wie geht das denn?“ „Warte, ich helfe dir.“ Er legte seine Stäbchen beiseite, stand auf, stellte sich dicht hinter sie, schloss seine Hand um ihre und zeigte ihr die richtige Haltung. April überkam ein wohliger Schauer, als er auf einmal ohne Vorwarnung ihre Hand in seine nahm. Unwillkürlich begann ihr Herz schneller zu schlagen. „So hälst du sie richtig“, sagte er ruhig. Er war ihr so nahe, dass sein Atem über ihre Wange strich. „Hmm“, machte sie nur während sie versuchte, ihre Hand ruhig zu halten die begonnen hatte, verdächtig zu zittern. Fireball bemerkte ihr Zittern nicht, er war selbst genug damit beschäftigt, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich hatte April den Dreh raus und das erste Stück Gemüse landete in ihrem Mund. Er ließ ihre Hand los und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Hmmmm, schmeckt das aber lecker“, sagte sie um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Danke“, grinste er sie an. „Wo hast du so gut kochen gelernt?“, fragte sie nach einer kurzen Pause. „Meine Mutter hat's mir beigebracht.“ April schaute ihn fragend an und er fuhr fort: „Mein Vater ist verschwunden als ich noch klein war, und meine Mutter musste wieder arbeiten gehen um den Lebensunterhalt zu verdienen, deswegen war ich früh auf mich allein gestellt. Am Wochenende haben wir immer gemeinsam gekocht damit ich selber kochen konnte und nicht ständig in der Schulmensa essen musste. Das Essen dort war furchtbar.“ Sie schaute ihn betroffen an, sie hatte nicht gewusst dass er ohne Vater aufgewachsen war. Ihm fiel ihr Blick auf, den sie ihm zuwarf, und ergänzte: „So schlimm war es auch nicht. Es hatte auch seine Vorteile, nachmittags nicht ständig unter Beobachtung zu stehen.“ Er zwinkerte ihr grinsend zu. Fireball genoss das gemeinsame Abendessen mit April. Er hatte schon lange keine Gelegenheit mehr gehabt, sein Lieblingsessen zu kochen und freute sich, dass es ihr offensichtlich auch schmeckte. Zufrieden seufzend klopfte er sich nach dem Essen auf den Bauch. „Jetzt bin ich aber satt.“ „Ja, ich auch“, sagte sie, legte ihre Stäbchen beiseite und lehnte sich entspannt zurück. „Obwohl, zu jedem guten Essen gehört auch ein Nachtisch. Hast du Lust noch ein Eis essen zu gehen?“, fragte er unvermittelt. Sie grinste ihn an, sie hatte den gleichen Gedanken gehabt. „Für einen Nachtisch bin ich immer zu haben.“ Fireball schaute sie etwas überrascht an. Wie war das denn jetzt zu verstehen? „Gut zu wissen...“ grinste er schelmisch. April fiel erst bei seinen Worten auf, dass man ihre Aussage eindeutig zweideutig auffassen konnte, deswegen fügte sie, leicht rot werdend, hinzu: „Ich meine, Eis essen gehen klingt gut.“ Er lächelte leicht und sagte: „An der Strandpromenade gibt es ein leckeres Eiscafé. Und vielleicht können wir nachher noch irgendwo was Trinken gehen.“ Er bemerkte ihren fragenden Blick, er wollte nicht dass sie das falsch verstand und dachte, er wolle ein Date mit ihr, deswegen erklärte er: „Es ist so schönes Wetter draußen, ich habe keine Lust den Abend hier auf Ramrod zu verbringen. Ich hatte sowieso überlegt noch rauszugehen und die Stadt unsicher zu machen. Also, hast du Lust mitzukommen?“ Das klang unverfänglich. Warum auch nicht, sie konnten sich doch als Kollegen einen netten Abend machen und sich ein bißchen amüsieren. „Prima, dann gehen wir erst ein Eis essen und schauen mal, was der Abend noch so bringt. Ich habe mir da heute so ein süßes Top gekauft, dass muss ich direkt...“. Den Rest des Satzes verstand er schon nicht mehr, sie war noch während sie sprach aufgesprungen und mit schnellen Schritten aus der Küche verschwunden. Sie ließ einen leicht verdatterten Fireball zurück. „Ja, zieh' dich ruhig schon mal um, macht mir nichts aus, die Küche allein aufzuräumen...“ murrte er. 10 Minuten später stand sie schon wieder in der Küche. Sie hatte sich ein schwarzes, leicht ausgestelltes Top mit Pailletten und Glitzersteinen am Ausschnitt angezogen. Dazu trug sie eine kurze Jeanshose, die ihre langen Beine betonte und silberfarbene Sneaker. Ihr Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Fireball schloss gerade die Spülmaschine und drehte sich zu ihr um. „Können wir?“ fragte sie lächelnd. Der Rennfahrer reagierte erst, nachdem er sie geschlagene fünf Sekunden mit offenem Mund angestarrt hatte. „Ähmm...“ „Was ist? Sieht das nicht gut aus?“, fragte sie erschrocken und strich an ihrem Top auf und ab. Sie hatte seinen Blick falsch gedeutet. „Ähh, doch doch, du siehst toll aus“, sagte er hastig. „Aber du hast dich so schick gemacht, da muss ich mir auch noch schnell was Hübsches anziehen“, grinste er und verschwand aus der Küche. 5 Minuten später kam auch er wieder zurück, gekleidet in einer langen dunklen Jeans und einem schwarzes T-Shirt mit weißem Aufdruck. „So, jetzt können wir.“ April warf ihm ein Lächeln zu. Gemeinsam schlenderten sie über die Strandpromenade. Jeder hatte einen Becher mit einer großen Portion Eis in der Hand und ließ es sich schmecken. „Sieh' mal, die Sonne geht schon unter“, sagte April plötzlich, blieb stehen und deutete mit der Hand auf das offene Meer, in dem schon bald die Sonne zu versinken schien. „Oh, sieht das schön aus. Ich habe noch nie einen Sonnenuntergang am Strand gesehen!“ Ihre Augen strahlten mit der Sonne um die Wette. Fireball lächelte, ging wortlos an ihr vorbei und stieg über die kleine Mauer, die den Strand von der gepflasterten Promenade trennte. „Was hast du vor?“ fragte April etwas verwirrt. „Ich setze mich an den Strand und genieße den wunderschönen Ausblick bei einem leckeren Eis und netter Gesellschaft“ zwinkerte er ihr zu und ließ sich im weichen Sand nieder. Einen kurzen Moment zögerte sie überrascht, dann setzte sie sich neben ihn. Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander und genossen die Atmosphäre. Diesmal war es jedoch kein unbehagliches Schweigen, eher eine vertraute Stille. Zwischendurch unterhielten sie sich ein wenig, so erfuhr April, dass sein Vater früher ebenfalls Pilot beim Kavallerie Oberkommando gewesen und eines Tages von einer Mission nicht mehr zurückgekehrt war. Seine Mutter konnte den Verlust nur schwer verkraften, brach alle Kontakte zum Oberkommando ab und zog mit Fireball von Yuma City wieder zurück nach Tokyo. Damals war er drei Jahre alt gewesen. April wiederum erzählte von der schweren Krankheit ihrer Mutter, dass sie starb als sie selbst neun Jahre alt war und von ihrer Ausbildungszeit beim Kavallerie Oberkommando. Aber sie sprachen auch über Belangloses und stellten fest, dass sie einen ähnlichen Musik- und Filmgeschmack hatten. Ab und zu warf Fireball April einen kleinen Blick aus den Augenwinkeln zu. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart einfach unglaublich wohl. Sie saß so dicht neben ihm, dass sich ihre Arme hin und wieder berührten, wenn sie sich gerade einen Löffel Eis in den Mund schob. Und jedesmal durchzuckte es ihn wie ein Blitz und sein Herz machte einen Sprung wenn er ihre zarte Haut spürte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst sein würde, musste er zugeben, dass April ziemlich genau der Vorstellung seiner Traumfrau entsprach. Sie war klug, stark, selbstbewusst, nicht auf den Mund gefallen, wunderschön und unglaublich sexy obendrein. Er seufzte leise und wünschte sich nun doch, es wäre ein Date. Wäre es eins, so würde er den romantischen Moment nutzen, den Arm um sie legen und sie küssen. Oder es zumindest versuchen. Aber es gab gleich mehrere Gründe, die dagegen sprachen. Zum einen waren sie Arbeitskollegen und mussten miteinander auskommen, was im Falle einer eventuellen Trennung schwierig werden könnte. Außerdem war ihr Vater auch noch ihr Commander, und schließlich hatte sie ihm mehrfach in den vergangenen drei Wochen deutlich gemacht, dass sie kein Interesse dieser Art an ihm hatte. Seine unterschwelligen Andeutungen hatte sie jedesmal eiskalt abblitzen lassen. Und so traute er sich nicht und unternahm keine weiteren Annäherungsversuche. Wieder seufzte er. Schade eigentlich. Aber vielleicht konnten sie wenigstens gute Freunde werden. Sie blieben lange am Strand sitzen, bis die Sonne komplett untergegangen war und nur noch die Straßenbeleuchtung an der Promenade ein fahles Licht spendete. Der Mond und ein paar Sterne leuchteten hell am Himmel, und so wie der Mond sich im Meer spiegelte, war es eine fast noch romantischere Atmosphäre als der Anblick des Sonnenuntergangs vorher. April spürte schon den ganzen Abend ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend, aber das lag sicher nur an der romantischen Umgebung, und nicht an Fireball, er war schließlich nur ein Teamkollege. Obwohl sie zugeben musste, dass sie seine Anwesenheit schon ein wenig genoss. Sie hatte in den vergangenen 24 Stunden festgestellt, dass er nicht immer nur der laute, anstrengende und manchmal nervige Hitzkopf war, sondern auch eine ruhige und beinahe vernünftige Seite hatte. Offensichtlich war er nur in Gegenwart von Colt und Saber so aufgekratzt, als ob er sich vor ihnen behaupten müsse. „Männer“, dachte sie und schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Aber im großen und ganzen war sie froh, dass sie das Wochenende nicht ganz allein verbrachte. Bisher war es – bis auf den kleinen Zwischenfall im Badezimmer – recht angenehm verlaufen. „So, und was machen wir zwei Hübschen jetzt?“, fragte er irgendwann und wandte ihr den Blick zu. April schaute ihn ebenfalls an und zuckte mit den Schultern. „Du wolltest noch was Trinken gehen.“ „Ja, das stimmt. Aber worauf hast du Lust?“ Sie tippte nachdenklich mit einem Finger auf ihre Lippen und antwortete breit grinsend: „Tanzen gehen! Ich war schon ewig nicht mehr tanzen.“ Er lächelte. „Nicht weit von hier gibt’s eine gute Disko.“ „Klingt gut, gehen wir!“. Nach einem kurzen Spaziergang hatten sie die Disko erreicht und stürzten sich in das Getümmel. Fireball besorgte ihnen etwas zu Trinken während April sich erstmal orientierte. Gerade als Fireball ihr ein buntes Getränk mit Schirmchen in die Hand drückte, hatte sie ein bekanntes Gesicht entdeckt. „Danke. Da ist ja Lucy!“ „Wer ist Lucy?“ fragte er und nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Eine Freundin von mir. Mensch, die habe ich ewig nicht mehr gesehen. Entschuldigst du mich kurz?“ Er nickte und schon war sie verschwunden. Er beobachtete, wie April und Lucy sich offenbar freudig überrascht um den Hals fielen und sich danach angeregt unterhielten. Kurze Zeit später gesellte sich ein Mann dazu, er sprach die beiden Frauen an und legte direkt einen Arm um April. Fireball runzelte die Stirn. April schüttelte den Arm des Mannes ab, trat einen Schritt zur Seite und unterhielt sich weiter mit Lucy, den Mann ignorierend. Anscheinend kannte sie ihn nicht. Der Rennfahrer beschloss vorsichtshalber, ein Auge auf sie zu haben und ihr zu helfen, falls es nötig war. Noch während Fireball sie beobachtete, bekam er Gesellschaft. Zwei hübsche junge Frauen gesellten sich zu ihm und sprachen ihn an. „Hi, bist du nicht Fireball, der Rennfahrer?“ Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden Frauen vor sich, April kam wohl ein paar Minuten allein klar. „Ja, genau der bin ich“, lächelte er sie an. April unterhielt sich immer noch mit ihrer Freundin, der aufdringliche Typ hatte sich wieder verzogen. „Bist du eigentlich allein hier?“, fragte Lucy. „Nein, ich bin mit Fireball hier.“, sagte April und deutete mit der Hand auf ihre Begleitung. Lucys Blick folgte ihrer Geste. „Der mit den braunen Strubbelhaaren und dem schwarzen T-Shirt? Der mit den beiden Frauen da spricht? Der ist ja süß!“ sagte sie und stieß April vielsagend mit dem Ellenbogen in die Seite. In dem Moment gab eine der Frauen Fireball einen kleinen Zettel, den er lachend in die Hosentasche steckte. Bestimmt stand ihre Telefonnummer drauf. „April?“, fragte Lucy mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen. Sie lachte. „Das ist schon in Ordnung, wir sind nur Arbeitskollegen.“ Auch wenn ihr nicht unbedingt gefiel, wie die eine Frau an seiner Seite klebte, aber das würde sie sich natürlich nicht eingestehen. „Er ist auch ein Star Sheriff? Hat er eine Freundin?“ „Soviel ich weiß nicht.“ Lucys Augen begannen zu leuchten. „Kannst du uns bekannt machen?“ April grinste etwas missglückt. Da war sie ja offensichtlich mit dem größten Frauenschwarm überhaupt unterwegs. „Klar. Ich hol' mir eben noch was zu trinken, möchtest du auch etwas?“ Lucy schüttelte den Kopf. „Nein danke.“ „Ok, bin gleich wieder da!“ April erwischte einen freien Platz an der Theke und wartete auf eine Bedienung. „Hallo schöne Frau“, sagte plötzlich eine Stimme dicht neben ihr. Es war der aufdringliche Mann von gerade. Fireball war ein paar Minuten abgelenkt gewesen und hatte April aus den Augen verloren. Unauffällig ließ er seinen Blick schweifen während eine der beiden Frauen unablässig auf ihn einredete. „Puh, anstrengend. Zum Glück redet April nicht wie ein Wasserfall“, dachte er. Hin und wieder gab er der Freundlichkeit halber ein „Hmm“ von sich. Verdammt, wo steckte sie nur? Erleichtert entdeckte er April an der Theke. Seine Miene verfinsterte sich jedoch als er sah, wer da neben ihr stand. Aprils Gestik zeigte ihm sehr deutlich, dass sie nicht besonders erfreut über die Gesellschaft war. Als der Mann April am Arm griff und zu sich zog, entschloss sich Fireball einzugreifen. „Entschuldigt mich bitte kurz“, sagte er hastig, schob die Quasselstrippe beiseite und ließ sie verdattert stehen. Er ging zu April und dem Mann herüber, stellte sich schützend vor sie und sagte ruhig: „Lass gut sein, sie hat kein Interesse.“ „Fireball!“ sagte April erleichtert und warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Woher willst du das wissen? Stell dich gefälligst hinten an“, knurrte der Mann, der mindestens einen Kopf größer war als Fireball. „Sie hat Nein gesagt, wenn du das nicht gehört hast solltest du dringend mal deine Lauscher checken lassen.“ erwiderte dieser unbeeindruckt. „Hör' mal gut zu, Kleiner“, zischte der Mann und baute sich bedrohlich vor Fireball auf. „Mach die Fliege. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ „Es geht dich zwar nichts an, aber ich bin ihr Freund.“ Er legte April beschützend einen Arm um die Schulter und hoffte, dass sie mitspielte. Der Mann lachte gehässig auf. „In deinen Träumen vielleicht, was soll sie mit so einem Zwerg wie dir? Werd' erstmal erwachsen bevor du mit Frauen rummachst!“ April beobachtete mit wachsender Besorgnis, wie Fireball bei den Worten seine Schultern straffte und die Hände zu Fäusten ballte. Jetzt wurde es aber brenzlig, sie musste etwas tun, wenn sie nicht gleich Auslöser einer Schlägerei sein wollte. Ohne Nachzudenken spielte sie Fireballs Spiel mit und tat das, was ihr als erstes einfiel: sie schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn, hoffentlich verstand er und spielte genauso mit. Und hoffentlich verstand der aufdringliche Kerl damit auch endlich ihre Abfuhr. Sie spürte, wie Fireball sich im ersten Moment verkrampfte, einen kurzen Augenblick später entspannte er sich jedoch und erwiderte zärtlich ihren Kuss. Fireball war im ersten Moment etwas überrumpelt, als er auf einmal ihre weichen Lippen auf seinen spürte, damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er hatte sich jedoch schnell wieder gefangen, schloss wie April die Augen und erwiderte ihren Kuss. Sie schmeckte gut und er war mit einem Mal neugierig geworden, wie weit er gehen konnte bevor es ihr zu viel wurde... Ohne den Kuss zu unterbrechen schlang er beide Arme um ihre schmale Taille und drückte sie fest an sich. Keine Gegenwehr ihrerseits. Frech legte er eine Hand auf ihren Hintern und drängte auch noch sein rechtes Bein zwischen ihre. April keuchte überrascht auf, ließ es jedoch geschehen. Kühn geworden ging er noch einen Schritt weiter. Nun schob er seine Zunge in ihren Mund und erschauerte selbst ein wenig, als sie sein Zungenspiel unerwarteterweise leidenschaftlich erwiderte. „Ach, nehmt euch ein Zimmer“, winkte der Mann ab und gab sich geschlagen. Fireball hatte ihn schon fast vergessen, er nahm schon seit Beginn des Kusses seine Umgebung nicht mehr wahr. April ging es ähnlich, auch sie schien in ihrer kleinen Welt versunken zu sein und erst die Worte des Mannes holten sie in die Realität zurück. Eher widerwillig trennten sie sich. Sie schauten sich noch ein paar Augenblicke lang tief in die Augen, während April verlegen lächelte und Fireball mit der Zunge über seine Lippen leckte, er wollte ihren süßen Geschmack noch ein wenig länger genießen. „Danke“, hauchte sie. Es war schon irgendwie niedlich dass er sich für sie geprügelt hätte. „Immer wieder gern.“ grinste er. „Keine fünf Minuten kann man dich aus den Augen lassen und schon stiftest du Unruhe“, zog er sie auf. Sie grinste zurück. „Dich kann man aber auch nicht allein lassen“, zwinkerte sie ihm zu. Er grinste verlegen. „Wirst du sie anrufen?“ „Auf gar keinen Fall.“ „Wieso nicht? Sie war doch ganz hübsch.“ Er zuckte mit den Schultern. „Schon, aber sie hörte nicht auf zu reden, das ist mir auf Dauer zu anstrengend.“ April lachte kurz auf. „Meine Freundin Lucy möchte dich auch kennenlernen.“ „Später vielleicht“, grinste er verschmitzt. Plötzlich griff er nach ihrer Hand und zog sie zu sich. „Fireball, was...?“ fragte sie überrascht. „Du wolltest doch tanzen!“, sagte er lächelnd und legte einen Arm um ihre Taille. Ohne eine Antwort abzuwarten führte er sie zur Tanzfläche. April ließ sich mit einem verträumten Blick mitziehen. Küssen zählte definitiv zu seinen Stärken, jetzt war es an der Zeit herausfinden, ob er auch genauso gut tanzen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)