Wüstenfieber von irish_shamrock ([Nami x Sanji~OS] für Votani) ================================================================================ Kapitel 1: Wütstenfieber ------------------------ Wüstenfieber Heiß und unerbittlich brannte die Sonne hoch über ihnen. Kein schattiger Flecken war in Sicht, nur Sand. Überall. Hier und da vernahm man das leidige Stöhnen der Mannen, die sich durch die Hitze schleppten. Da Vivi Nefeltari, hier geboren und aufgewachsen, jene Temperaturen vertraut waren, hatte sie nur ein leidiges Lächeln für jene übrig, die unter der erbarmungslosen Hetze des Feuerballs schrecklichste Qualen litten. »Es tut mir leid«, beharrte sie ein weiteres Mal und zuckte zusammen. »Hör' auf, dich zu entschuldigen! Wir haben gewusst, worauf wir uns einlassen!« Nami hatte sich zu ihr umgewandt und die Prinzessin mit einem wütenden Blick bedacht. »Lass die Jungs doch jammern!« Und wie aufs Wort klagte ihr Kapitän, und Führer der Truppe, abermals nach einem Schluck des kühlen Nass, das ihnen in Feldflaschen und einem Fass als Proviant diente. Empörung machte sich unter den Strohhüten breit. Schwertkämpfer, Kanonier und Koch droschen mit Fäusten und Füßen auf den armen Kerl ein, diesem immer wieder erklärend, dass der Weg noch weit, die Wüte groß und die Rationen möglichst klein zu halten waren. Keuchend und japsend erreichten sie eine kleine Oase, die jedoch kein Tröpfchen Wasser führte. Der Himmelskörper sank bereits, und mit ihm die Temperaturen. Es wäre nicht die erste Nacht, die sie in Zelten hatten verbringen müssen. Doch ihr Ziel, die Stadt Rainbase, und mit ihr der Drahtzieher jener Revolte, wollte so schnell wie möglich erreicht sein! »Wir sollten hier bleiben.« Vivis Worte ließen die Gruppe stutzen. »Bist du sicher? Wir könnten weiter -«, hob die Navigatorin an und hielt inne, als die Prinzessin verneinend den Kopf wand. Dank des Smutjes, der ihr beim Abstieg half, landeten Vivis Füße, beinahe federleicht, im Sand. Schweigend wurde das Lager aufgeschlagen. Die wenigen Zelte standen rings um die kleine Feuerstelle, die entzündet worden war, um ein wenig Wärme zu spenden. Obschon Nami dicht bei den Flammen saß, schlugen ihr die Zähne klappernd aufeinander. Wortlos wurde ihr eine weitere Decke gereicht. Verdutzt blinzelte sie gegen die fürsorgliche Handlung Sanjis an. Der Schein des Feuers zeichnete ihm tiefe Furchen ins Gesicht. Statt Worte des Dankes an ihn zurichten, betrachtete Nami ihr Gegenüber prüfend. »Geht es dir nicht gut?« Sanji verharrte still. Es wirkte beinahe, als hätte ihn das Gesagte nicht einmal erreicht. Die Mitstreiter und nicht zuletzt Vivi selbst, hatten sich bereits in die Zelte zurückgezogen und vereinzelte Geräusche der schlafenden Mannschaft erfüllten die Nacht. Einzig sie und der Koch blieben auf, bis nächste die Wache an der Reihe war, auf die Kameraden achtzugeben. »Ruh' dich aus«, sanft und leise drang der kleine Befehl ihrerseits an seine Ohren, doch Sanji wand knapp den Kopf. Da er ihren Rat ausschlug, entschied Nami, dass es an ihm war, für sich und sein Handeln einzustehen. Er würde nicht weichen. Sanji war ein Gentleman, auch wenn er es damit nicht selten übertrieb und stark an ihrem Nervenkostüm zerrte. Soeben war sie im Begriff, ihn erneut zu ermahnen, sich zu schonen, da der Kampf gegen diesen Tyrann, den Vivi Sir Crocodile nannte und der als das Oberhaupt der berüchtigten Baroque Firma fungierte, unausweichlich schien, doch Sanji wich ihr aus, mied ihren Blick und ließ sich auf der anderen Seite des Lagerfeuers nieder. So schweigsam, abweisend, erlebte sie ihn selten. Wenn sich ihm die Gelegenheit bot, mit einer hübschen Frau allein zu sein, so würde er sich jene Chance nicht entgegen lassen, ihr Gesellschaft zu leisten. Nun, an dem letzten Punkt, auf der Liste ihrer Grübeleien, war nichts auszusetzen. Immerhin war Sanji in ihrer Nähe. Dennoch hatte sie, auch wenn es ihr mehr als grotesk erschien, sich jenem Gedanken zu erwehren, mehr Begeisterung, mehr Annäherung seiner erwartet. Der Smutje bereitete ihr wahrlich Sorge. Da man Vivi nicht auch noch mit der Nachtwache betrauen durfte, aus Respekt, ihrer Stellung in diesem Land sowie der Bürde, die sie trug, schlummerte diese allein im Gemach der Frauen. In den anderen beiden Zelten waren Kapitän und Kanonier, deren Schnarchen die Ruhe störte, Schwertkämpfer, Arzt und der Koch untergebracht. Letzter saß ihr gegenüber, wortkarg, teilnahmslos und in die Flammen starrend. Er habe wohl nicht nur seine Zunge verschluckte, auch schien es, als bliebe er nur aus Schutz der Frau an jenem Flecken. Keine säuselnden Schwüre, keine Liebesbekundungen. Sterne glommen über ihnen auf. Auch der Mond zog seine Bahnen, spendete jedoch nicht ausreichend Licht, da es ihm an vollkommener Fülle mangelte. Nami war darum bemüht, die Gedanken in andere Richtungen zu lenken, doch jemand hinderte sie daran. Sie war versucht, sich zu erinnern, wann ihr das Verhalten Sanjis bereits so merkwürdig war. Schwach entsann sie sich, das er am gestrigen Tage, als er neben dem Kamel, das sie Wimper taufte, herging, um auf die Damen zu achten, plötzlich, aber knapp zusammenzuckte. Sanji ließ sich nicht beirren, oder etwas anmerken und so waren sie weiter durch die Dünen gestreift. Obwohl ihnen Chopper, als Arzt, zur Seite stand, machte diesem die Hitze sehr zu schaffen. Das Fell des kleinen Rentiers war zu dick, passte in eine winterliche Landschaft, statt einer glühend heißen Wüste. Da Sanji die Lippen verschlossen hielt, konnte Nami nur erahnen, dass ihm etwas zusetzte. Rasch schälte sie sich aus den Decken, tapste auf ihn zu. Sowie Nami an seine Seite trat, waren ihr die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Miene zierte Erhabenheit, der Blick, mit dem sie ihn bedachte, duldete keinerlei Widerspruch. Doch wie sollten ihm Laute entkommen, wenn er eisern schwieg? »Ausziehen!« Als die Worte ihren Mund verließen, starrte Sanji noch immer in die lodernden Flammen. Konzentriert, nicht reagierend. Sacht stupste sie ihn mit der Schuhspitze. »Sanji, worauf wartest du?!« Langsam wandte er den Kopf, neigte selbigen fragend, nicht verstehend. »Deine Stirn ist mit Schweiß bedeckt, und das kommt nicht von dem Feuer!«, knurrend und bestimmt beugte sie sich zu ihm herab, langte nach jener Partie, die sie zuvor beschrieb. Der Smutje schnaubte leise, schüttelte das flachsblonde Haar. »Mir geht es gut, es ist nett, dass du dir Sorgen um mich machst, Namilein.« »Red' doch keinen Unsinn! Es geht dir nicht gut! Seit gestern schon nicht!«, es gelang Nami nicht, das Flattern ihrer Stimme in Zaum zu halten. Zu erregt, zu aufgebracht war sie, als dass sie sich zur Ruhe mahnen konnte. Finger glitten über sein feuchtes, kaltes Gesicht, berührten jedoch zart Wangen und Kiefer. Ihr Lippen teilten sich abermals, doch nicht ein Ton kam daraus hervor, als sie das Zittern Sanjis bemerkte. Und wie ihr, nur wenige Augenblicke zuvor, klapperten auch ihm fröstelnd die Zähne. Namis Blick huschte zum Zelt, in dem Chopper und Zoro schliefen. Beide würden in wenigen Stunden die zweite Schicht übernehmen, damit Navigatorin und Smutje der Erschöpfung des Tages entkamen, um sich auszuruhen. »Lass' ihn!«, seine Bitte unterstrich Sanji, in dem nach dem Handgelenk Namis langte. Ihre Finger zuckten, benetzt von dem zarten Film an Feuchtigkeit, die ihm aus den Poren drang. »Sanji!« Ihre Drohung verlief sich jedoch im Wüstensande. »Bitte, Nami. Es geht mir gut.«, das erzwungene Lächeln milderte ihre Sorge nicht. Die Blässe seiner Haut, dazu der glasige Blick, der nichts mehr dem Strahlen gemein hatte, das sie immer darin zu erkennen glaubte. »Jetzt sieh' mich doch nicht so mitleidig an!« Ihr entkam ein leiser, schnaubender Laut, während sie den Kopf von einer Seite zur anderen wand. Nami war bemüht, sich nicht von seiner Bitte einlullen zu lassen. Sie umfasste mit beiden Händen das kühle Gesicht des jungen Mannes. Ob er sich der Wärme ihrer Finger ergab, oder er endlich begriff, dass jeglicher Widerstand zwecklos schien, wusste Nami nicht zusagen, als ihm wohlig klingende Laute entwichen und Sanji den Blick hinter den nunmehr geschlossenen Lidern barg. Kniend hockte sie neben ihm, als sich der Smutje in ihre Richtung neigte. Keuchend rang Nami nach Luft, als er seinen Kopf oberhalb ihres Busens bettete und schnaufend Atem schöpfte. Unschlüssig verharrte sie, doch einem Impuls folgend, schlang sie die Arme um ihn. »Was ist gestern passiert?« »Ich … ich weiß es nicht«, nuschelte Sanji und sie spürte sein Gewicht deutlich, als ihm scheinbar die Kräfte schwanden. »Irgendetwas muss … muss mich gebissen haben. Ich … hatte plötzlich einen stechenden Schmerz gespürt.« Ihr schwante Übles. »Einen stechenden Schmerz? Wo?« »Im Bein«, entkam es ihm krächzend. Nami schluckte, fühlte sich ängstlich, hilflos. »Wo genau?« »Am Schienbein«, japste der Smutje. »Erst brannte es, dann begann es furchtbar zu jucken ...« Sie riss die Augen auf. »Vielleicht ein Sandfloh?« Sanji linste zu ihr auf. »Sandfloh?« Ein Schnalzen der Zunge folgte. »Wir sollten das untersuchen. Kannst du versuchen, dich hinzusetzen?« Wieder wanderte ihr unsicherer Blick zum Zelt. Angestrengt ließ sich Sanji fallen. Seine Ellenbogen gruben sich in den Sand, während Nami unschlüssig schien, was ihr weiteres Vorgehen betraf. »Welche Seite?«, verlangte sie zu wissen. Mit einem Nicken bedeutete er ihr, sich dem rechten Bein zuzuwenden. Vorsichtig langten ihre Finger nach der Hose und schoben diese langsam empor. Ein mehr als erschrockenes Keuchen entwich ihren Lippen, gefolgt von einem Zischen Sanjis. Ihr drehte sich der Magen um. Obschon die Beule, sich mittig auf dem Schienbein befindend, nicht groß erschien, glichen die Auswüchse dessen einer Art Verästelung. Schwindel erfasste sie und Nami wandte den Blick ab. Im Schein des Lagerfeuers wirkten die dunklen Linien angsteinflößend, bedrohlich. Die Fäden-artigen Gebilde pochten unaufhörlich. Wieder drang sein Keuchen an ihre Ohren. Das Gesicht war ihm getränkt, die Augen huschten wild hinter den geschlossenen Lidern. Ekel schoss ihr die Kehle hinauf. Sie musste etwas tun! Scheu und Angst krochen auch ihr durch den Körper. Verkrampft presste Nami die Lippen fest zusammen, als sie sich seinem Bein näherte und hinabbeugte. Das Zittern seines Leibes half ihr wenig, sich seiner Rettung zu widmen. Selbst in den tieferen Gefilden war das Glitzern von Schweiß deutlich zu erkennen. Nami verzog das Gesicht. Ein benetztes, haariges Männerbein, noch dazu eine Geschwulst, deren Ausmaß nicht beängstigender, furchterregender sein konnte. »Nami?«, wimmernd, kaum hörbar, brachte er ihren Namen hervor. »Halt still!«, verlangte diese zischend, bettete die Hände ober- und unterhalb der Wunde, um Druck auf das Bein des Smutjes auszuüben. Wieder beugte sie sich vor, nahm all ihren Mut zusammen, zwang ein letztes Mal Ekel, Angst und Schrecken ihre Kehle hinab. Nami öffnete die Lippen, platzierte diese um die Wölbung. Sie sog an der Erhebung, schmeckte bereits ein Gemisch, das sie als sehr unangenehm und alarmierend giftig empfand, ehe Nami rasch die Ansammlung aus Speichel und Sekret ins Feuer spuckte. Sowie jene auf die Flammen traf, loderten das Feuer grünstichig auf. Ein Zischen und Klang, als verende irgendwo ein Tier, drang ihnen an die Ohren. Sanjis Gliedmaßen zuckten nicht weniger wild, doch ihre Fingernägel krallten sich in die straffe Haut, die sein Bein überzog. Ein weiteres Mal setzte sie an, sog und spuckte, was die Schwellung hergab. Krächzend rang sie nach Luft, spülte den Mund mit Wasser und wischte sich die Speichelreste von den Lippen. Ihr Herz hämmerte ihr wild in der Kehle, als der Körper des jungen Mannes zu krampfen begann. Verstört und aufgebracht ließ Nami von ihm ab, hetzte in die Unterbringung des Arztes, ungeachtet der maulenden, verstimmten Laute Zoros. Benommen, doch binnen weniger Augenblicke einsatzbereit, nahm sich Chopper der Versorgung Sanijis an und lauschte den Erklärungen ihrerseits. Hastig waren ihr die Worte, überschlugen sich beinahe, doch Chopper fügte jedes Puzzleteil zusammen und kam zu einer einfachen, aber nicht weniger erschreckenden Erkenntnis: »Eine Wüstenspinne« Nami riss die Augen auf. »Aber ...« »Die feinen Linien an seinem Bein«, fuhr der Doktor fort. »Sie erinnern an ein Spinnennetz.« Mechanisch nickte sie, blickte jedoch stetig zwischen Smutje und Chopper hin- und her. »Sanji hat großes Glück. Nicht nur, dass du bei ihm warst, auch, dass du so schnell reagiert hat. Er befindet sich zwar noch in einem leichten Stadium des Deliriums, doch in ein paar Stunden wäre es bereits mit ihm zu Ende.« Chopper kam nicht umhin, ihr einen mahnenden Blick zuzuwerfen. »Warum habt ihr mich nicht gerufen?« »Du ...«, krächzte Sanji schwach. »Du solltest dich ausruhen!« Zoro, der die Arme vor der Brust verschränkt hielt, hatte dem Drama gelauscht und schnaubte abfällig. »Vollidiot!« »He!«, fauchte die Navigatorin erbost und wurde just von einem knappen, stechenden Schmerz abgelenkt. »Chopper, was?!« »Nur zur Sicherheit!«, gebot dieser ihr und zog ihr die hauchdünne Nadel aus dem Arm. »Da du das Gift ausgesaugt hast, kann es trotzdem passieren, dass dein Immunsystem dadurch geschwächt wird, sofern sich noch Reste davon in deinem Blutkreislauf befinden. Das Grobe hast du entfernen können, und ich bin dir sehr dankbar dafür. Aber das, was jetzt noch folgt, muss Sanji allein bewältigen. Die Überbleibsel des Giftes habe ich mit Hilfe einer Pipette entfernt, allerdings braucht Sanji Ruhe, und jemanden, der sich um ihn bemüht.« Wieder war sie versucht, den schweren Kloß in ihrer Kehle hinabzuzwingen. »Ich weiß, dass du heute Nacht vieles durchgemacht hast, aber es ist dir auch gelungen, einen Kameraden, Freund zu retten. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich auch noch weiterhin um Sanji kümmern würdest. Zoro und ich werden jetzt die Wache übernehmen. Solltest du etwas brauchen, bin ich hier.« Chopper bereitete ein kleines Schälchen mit Wasser und einem krampflösenden Mittel zu, während der Schwertkämpfer mit verdrießlicher Miene den Koch ins Zelt hievte. »Betupf' ihm damit das Gesicht. Und sollte er wieder krampfen, ruf mich!«, forderte der Arzt und scheuchte die junge Frau ins Zelt. Mehr schlecht als recht gelang es ihnen, Sanji so zu drapieren, dass er stabil und ohne Schmerzen auf der für ihn bereitgelegten Matte lag. Wortlos verließ Zoro das notdürftige Schlafgemach und ließ die Navigatorin mit dem Patienten allein zurück. Noch immer wurde er von unkontrolliertem Zittern befallen. Nami war darum bemüht, ihm die Situation dennoch erträglicher zu gestalten. Wie von Chopper befohlen, nahm sie sich seiner an, tupfte ihm Gesicht, Hals und Brust mit dem Tonikum. Lavendel und Kamille stiegen ihr in die Nase, sodass auch ihr Herz alsbald in gemäßigten Takten schlug. Auch Sanji schien der Duft zu beruhigen. Knapp fuhr sie zusammen, als seine kalten, klammen Finger nach ihr tasteten. »Danke«, hauchte er und glitt sofort in einen traumlosen Schlaf hinüber. Eine kleine Narbe, ein Punkt, kaum sichtbar, würde ihn dennoch stets begleiten und daran erinnern, dass Nami ihm das Leben gerettet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)