Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Kapitel 12: Über überraschende Überraschungen --------------------------------------------- Über überraschende Überraschungen „Shirado!“ Wer ruft mich denn da? Diese Stimme kommt mir gänzlich unbekannt vor. Außerdem bin ich viel zu fertig mit der Welt, um meine Augen öffnen zu wollen – geschweige denn meinen Körper dazu überrede sich aufzuraffen. Wieso werde ich überhaupt gerufen? Es ist ja nicht so, dass ich heute irgendwas vorhabe, was ein Aufstehen berechtigt, obwohl ich dafür keineswegs bereit bin. Aus der gemütlichen Lage im Moment möchte ich auch nicht herauskommen, weswegen die Person ruhig weggehen kann, um jemand anderen zu nerven. „Hey, aufwachen, du faules Stück! Hier geht es um eine wichtige Angelegenheit, da kannst du dich später erholen!“ Nerven kann diese Person recht gut und dass ich nun angestupst werde, reicht mir und ich öffne meine Augen komplett, um den Verursacher zu begutachten, werde aber von dem grellen Weiß geblendet, welches hier wohl das Sagen zu haben scheint, wenn es um das himmlische Gebilde geht. Deswegen muss ich flott meine Augen schließen, um keine Überreizung zu haben – und die damit verbundenen Schmerzen – ehe ich mich aufsetze und nun meine Umgebung begutachte, die ich erfassen kann. In mir kommt der Gedanke auf, dass ich nicht wirklich wach bin, sondern noch träume, denn bis auf den kleinen Hügel mit dem Baum darauf, ist alles andere komplett in Weiß gehalten und leer, als gäbe es nichts mehr. Recht merkwürdig finde ich das schon, aber wenn ich träume zu schlafen und von jemanden geweckt werde, muss ich doch diesen Jemand ebenfalls sehen können. „Na endlich! Da wartet man einige Jahrhunderte auf denjenigen, der einen repräsentiert und das klappt dann auch nur zu besonderen Bedingungen. Wer sich auch immer diesen Schwachsinn ausgedacht hat, hatte keine taktische Lehre erhalten.“ Ich drehe mich um und kann an dem Baum gelehnt eine mir bekannte Person ausmachen, die ich aus meiner letzten Abschlussarbeit kenne. Wie ist das denn nun möglich? Klar, wenn man träumt, erschafft man eine Traumrealität, die für einen selber auch echt wirken kann, aber ich fühle mich nicht mehr, dass ich träume, sondern eher so, dass ich wirklich wach bin. „Braucht jemand mit meinem Erbgut wirklich solange, um nachzudenken? Dies muss dann von Kiyomasa kommen, denn der braucht länger als man brauchen sollte. Bist du nun soweit zu hören, was ich zu sagen habe oder willst du mich weiterhin geistesabwesend anstarren, Shirado?“ Woher kennt Mitsunari Ishida meinen Namen? Immerhin kennen wir uns keineswegs und er ist seit über vierhundert Jahren tot. Anscheinend scheine ich ihn allerdings mit meinem gedanklichen Monolog zu verärgern, denn er sieht mich dementsprechend an. „Willst du mich noch länger warten lassen? Wenn ja, dann kann es sein, dass es niemals wieder zu einem Kontakt von uns beiden kommt.“ „Nein, Ishida-san, ich bin nur geschafft von dem letzten Mal, als ich angegriffen wurde und das müsste gerade Mal einige Stunden her sein.“ Stöhnt der jetzt etwa genervt? Dies soll mein Vorfahre sein? Ihn habe ich mir anders vorgestellt, denn ich glaube kaum, dass er so lange knallrote Haare hat. Vom Gesicht her haben wir beide kaum einen Unterschied, auch wenn seines noch ein bisschen männlicher von den Zügen her ist als meines. Schick sieht er trotzdem aus, wie ich finde. Ob Marinette mir dieses Outfit auch schneidern kann? Wäre sicherlich schön, wenn ich dementsprechend gekleidet bei einem Auftritt bin. Erneut schweifen meine Gedanken ab und er wartet wohl darauf, dass ich ihm die volle Aufmerksamkeit schenke. „Ein Angriff und du bist schon fertig mit der Welt? Was ist nur aus meinem Geschlecht geworden? Durch unsere gemeinsamen Gene sollten unsere Nachkommen stärker sein und mehr aushalten können.“ „Sie sind gemein, Ishida-san, ich habe mich wirklich verausgabt, als ich durch Paris vor den beiden Mittelklasse-Oni weggerannt bin! Für mich persönlich war das die ermüdendste Tätigkeit in meinem ganzen Leben bisher gewesen! Als Idol eine Stunde lang ein Konzert mit Tanzeinlage zu geben war einfach dagegen!“ „Mittelklasse-Oni also, so tief bist du schon darin verstrickt, ohne wirklich irgendwas machen zu können. Nachfahre, du brauchst meinen Miraculous.“ „Soweit sind wir alle schon gekommen, aber den findet niemand.“ „Ihn kann niemand finden, der nicht unsere Gene in sich trägt oder maßgeblich die von Kiyomasa. Ihm habe ich diesen nämlich in meinem letzten Atemzug geschickt, sodass er ihn verwahrt – bis ein neues Unheil droht, aber zum Teil bist du schon in seinem Besitz, denn derjenige, der seine Seele in sich trägt, hat engen Kontakt mit dir, wie ich spüre.“ Kann der Typ nicht mal Klartext reden? Der klingt wie Opa Max, wenn dieser einer seiner tollen Spielchen spielt, die nur hochbegabte Nischenintelligenzbestien nach mehreren Versuchen lösen können. Und was sagt mir dies? Jedenfalls eine Sache – ich bin zu blöd für so etwas. „Soll das heißen, dass irgendjemand der Kerle, die mir nahe sind, die Seele Ihres Gatten in sich trägt?“ „Haargenau. Verschwendet ist mein Intellekt also nicht in all den Jahren. Jedoch muss ich dir einige Sachen erklären, die noch kommen werden. Zuerst einmal bin ich nicht direkt tot, sondern nur mein Körper. Seele und Herz haben sich in der Geisterwelt einen Astralkörper geschaffen, den du nun vor dir siehst. Wir befinden uns an der Schwelle zwischen Leben und Tod, wenn man so will.“ „Eine Zwischenwelt, die für Astralkörper existiert?“ „Genau, du hast es also soweit verstanden. Im Moment bist du auch ein Astralkörper, aber keine Sorge, deine Hülle atmet weiterhin, denn du wirst noch gebraucht. Dich habe ich endlich herbeirufen können, was ganz schön lange gedauert hat, aber dies tut nichts zur Sache. Shirado Ishida-Kato, du bist die letzte Person, die ein Siegel erschaffen kann, welches stark genug ist, das Böse in Form von Oni zu vernichten. Oni sind nicht gleich Oni, musst du wissen – es gibt auch gute Dämonen und recht menschliche, die sogar damals geholfen haben ihre finsteren Artgenossen zu zügeln, es im Endeffekt leider nicht geschafft haben. Wie dem auch sei, ich möchte dir nicht die ganze Geschichte der Oni erklären, denn die hat Kiyomasa eher erlebt. Um zu deiner Funktion zurückzukommen – alle Siegelmeister entstammen von einem einzigen Geschlecht und diese haben immer männliche Partner gehabt, was schon seit Äonen der Fall war. Dir wird es genauso ergehen, also stelle dich darauf ein.“ „Brauche ich nicht, da ich schwul bin, also können Sie diesen Punkt überspringen, Ishida-san.“ „Aha, so nennt man es heute also – schwul. Na ja, ist auch egal, wie es nun heißt, du wirst denjenigen finden, der zu dir passt. Bedenke jedoch, dass du Kinder erhältst. Ungewöhnlich mag dieser Umstand sein, aber…“ „Ernsthaft? Von meinem Vorfahren brauche ich keine Aufklärung. Vierzehn Jahre bin ich gerade Mal und fast fünfzehn, nein, halt, ich bin fünfzehn geworden – da ist es allerdings noch recht früh, um an Kinder zu denken oder an Sex.“ „…schon so alt und noch keine Kinder. Ist deine Zeit zurückgebildet?“ Langsam muss ich mir wohl Sorgen machen, ob wir überhaupt zu dem Punkt kommen, wohin er wirklich will. „Keine Ahnung, denn ich kann keine Vergleiche ziehen.“ „Mit zwölf Jahren hatte ich meinen ersten Sohn mit Kiyomasa und wir waren recht aktiv, bis wir mehr auf das Schlachtfeld mussten – ab dann haben wir es gelassen, zu intim zu werden, weil ich dadurch keineswegs kämpfen konnte.“ Peinlich berührt werde ich knallrot im Gesicht, denn diese Information hätte er sich sparen können, weil ich weiß, dass damals ein anderes Alter schon für Volljährigkeit gegolten hat, als jetzt. Andere Zeiten erfordern andere Sitten sowie Gebräuche. „Lenke mich jetzt nicht ab, denn ich muss dir mehr erzählen!“ Schuldzuweisungen an einen Unschuldigen bringen dich auch nicht weiter, Mitsunari. „Wo waren wir stehengeblieben? Egal, ich wechsle zum nächsten Thema. Siegelmeister zu sein bedeutet, dass du bereit sein musst dein Leben im Notfall zu opfern, wenn du das Siegel aktivierst. Es ist unsere Bestimmung das Leben in seiner Pracht zu schützen. Unsere Gegner sind Wesen, die pure Bosheit ausstrahlen und auch sind. Ihnen kann man nicht vertrauen und wir haben sie als Oni klassifiziert. All das Wissen über diese trägst du in dir und kannst es herausholen, wenn du es brauchst. Lediglich eine Sache ist noch dahingehend zu sagen – diese Oni sind selbst bei anderen Oni verschrien. Ob du es glaubst oder nicht – das Böse macht auch denen Angst, die sonst für Unheil verantwortlich sind, denn Moral und Ehre besitzen Oni ebenfalls.“ „Würde es dann nicht besser sein, wenn man die bösen Wesen von den Oni, rein sprachlich gesehen, trennt?“ Überlegend zieht er sich dieses Mal in seine Gedanken zurück, bis er mir zustimmt, denn es war von ihnen damals falsch, dass sie einfach dahingehend die gleiche Namensgebung genommen haben. Jedoch fehlt uns nun eine Bezeichnung für diese bösen Wesen, welche sich dem Aussehen her an die Oni angeglichen haben. „Bezeichnen wir sie einfach als Infernale. Infernale sind in mehrere Klassen unterteilt und in einige Armeen. Unterklasse-Infernale brauchen einen Wirt, um wachsen zu können und wir Menschen sind für sie am besten. Sobald also die Unterklasse sich vermehrt, wird in der gleichen Zeitspanne ein Mensch für diesen geboren, um sofort den Wirt festzulegen. Nur Mitglieder der Mitstreiter aller Siegelmeister sind einigermaßen immun gegen Infernale. Darum haben diese wohl einen Weg gewählt, der unüblich für sie ist – sie haben einem der Mitstreiter Versprechungen gemacht, die diese niemals erfüllen werden, um diesen Schutz zu umgehen. Leider gehört dieser zu unserer Linie, mit dem erhöhten Anteil von Kiyomasa. Mit der Zeit und einem Schicksalsschlag muss der Schutz bei seiner Seite wohl schwächer geworden sein, denn sonst sind wir willensstarke Personen.“ „Soll das heißen, dass die Habichtmotte über mehrere Ecken mit mir verwandt ist?“ „Habichtmotte?“ „Derjenige, der mit Akumas, schwarzen Schmetterlingen, anderen Superkräfte verleiht, um an die Miraculous von Ladybug und Cat Noir zu kommen.“ „Klingt mir eher wie der Schmetterlingsstratege, den ich kenne, aber Akumas sind schlecht, wenn sie schwarz sind, denn dann bedeutet das, dass die Infernale schon eifrig am Werk sind und in jeder Person ihre Nachkommen stärkten, die sie übernommen haben.“ Oh man, das klingt noch schlimmer, als nur die Akumatisierung zu erleben. „Den Schmetterlingsstrategen musst du unbedingt daran erinnern, was seine wahre Aufgabe ist, Shirado, sonst könnte es eine riesige Armee geben, die du allein niemals aufhalten könntest.“ „Erstens weiß ich nicht mal, wer er wirklich ist und überhaupt wo er steckt. Zweitens bin ich nicht alleine, ich habe Freunde, die Monster herbeirufen können und Ladybug sowie Cat Noir.“ „Cat Noir…, Ladybug…, damals hatten sie andere Namen, aber die gleiche Bedeutung wie jetzt, nur bin ich mir sicher, dass sie ihre wahren Kräfte noch nicht aktiviert haben, denn sie sind deine Getreuen, die immer bei dir sein sollten. Kiyomasa war damals mein Kuroneko, der mit Tora sehr gut kommunizieren und umgehen konnte. Diese Tiger waren auch sehr gute Verbündete… Erinnerungen daran sollte ich erstmal weglassen, denn ich muss dich in einigen Dingen noch unterweisen, bevor unsere Verbindung nicht mehr vorhanden ist.“ Du schweifst doch andauernd ab, als ob wir alle Zeit der Welt hätten. Und von dem soll ich abstammen? …okay, ich lasse mich auch leicht ablenken und rede gerne sowie vergrabe mich in Gedanken – diese Ähnlichkeit ist verblüffend! „Was diese Monster angeht, müsste ein anderer Vorfahre Kontakt mit dir aufnehmen, denn davon weiß ich nichts, weil wir sie damals nicht bei uns hatten. Auf alle Fälle ist es schonmal gut, dass du dir Verbündete gesucht hast, die mit dir kämpfen wollen. Freiwillig dabei zu sein ist nämlich eine Voraussetzung, aber achte darauf, dass du nicht verraten wirst, wie ich. Diesen Fehler darfst du nicht wiederholen, weil du die letzte Hoffnung für das Leben bist, Shirado. Alle Infernale werden versuchen dich zu bekommen, damit sie die anderen Siegel öffnen können, denn ohne einen Siegelmeister kann kein Siegel erschaffen oder zerstört werden.“ „Moment Mal, Ishida-san! Opa Max hat mir berichtet, dass das Göttersiegel von Pharao Atemu schon maßgeblich geschwächt wurde und eine besondere Kraft bisher das Siegel aufrechterhält – also stimmt Ihre Aussage keineswegs.“ „Wenn dem so ist, kann dies bedeuten, dass alle Siegel in Gefahr sind aufgebrochen zu werden, selbst das Himmelssiegel von mir. Demnach sind die Unterklasse-Infernale in dem Bereich von dem Göttersiegel sehr aktiv und versuchen mit mehr Bosheit als Güte das Siegel zu brechen. Wer auch immer dieses aufrechterhält, ist sich bewusst, dass der Tod kommt, ganz gleich ob diese Person erfolgreich sein wird oder nicht. Obgleich es auch mehrere Personen sein könnten, denn ich glaube kaum, dass eine einzige allein für solch hohen Ausgleich sorgen kann.“ Wunderbar, er schweift schon wieder ab oder soll ich das wissen? Schwer zu unterscheiden, was nun wichtig ist und was nicht, finde ich seine Aussagen schon. „Denken wir nicht weiter über das Göttersiegel nach, denn der Vorfahre von dir wird dir das sicherlich erklären können, sollte er es denn schaffen eine Verbindung zu dir aufzubauen. Dass die Infernale einen Weg gefunden haben die Siegel zu zerstören deutet darauf hin, dass sie sich ebenfalls in die Ecke gedrängt fühlen. Wissen diese schon, dass du ein männlicher Nachkomme bist?“ „Leider ja und das, obwohl ich nicht mal einen einzigen Hinweis gegeben habe.“ „Indirekt macht das zwar wenig aus, aber sicherlich haben die Sicherheitsvorkehrungen dahingehend diesen Schluss zukommen lassen, die dir gewährt wurden. Woher ich das weiß, willst du sicherlich wissen und die Antwort ist simpel – ich kann auf deine Erinnerungen zugreifen, weil ich gerade mit dir verbunden bin. Sicher ist, dass die Infernale nicht für den frühen Tod der weiblichen Nachkommen zuständig sind, denn ihnen höhergestellte Wesen tragen dafür Verantwortung, die sich mir jedoch nicht offenbart haben. Deswegen war es leicht zu erkennen, dass du männlich bist, Shirado, denn alle weiblichen Nachkommen wurden nicht so hoch geschützt, wie der einzige männliche, der zudem auch noch Siegelmeister ist. Meine Gene scheinen recht lange gebraucht zu haben, um sich durchzusetzen, aber dieser Umstand ist auch ein Vorteil – sobald du dich zu deinem Geschlecht bekennst, wirst du die Unterklasse dazu bringen, sich zu zeigen und dadurch könntest du mehr Anhänger finden, wenn du diese Menschen von ihrem Unheil bereinigt hast. Je mehr Verbündete, desto besser könnte der Schmetterlingsstratege agieren, sobald er an deiner Seite ist. Hinsichtlich der bisherigen Umstände wäre es jedoch schwierig, diesen Plan schnell in die Tat umzusetzen, weswegen du deine Energie darauf verwenden solltest, dass du ausfindig machst, wo er ist und wie du ihn retten kannst.“ Strategien zu entwerfen sowie Pläne zu entwickeln zählen wohl zu seinen Stärken, aber die Umsetzung liegt allein bei mir. Irgendwas wird mir dazu schon einfallen und alleine muss ich das kein Stück bewältigen. Vielleicht kämpft die Habichtmotte auch schon ein Stück weit gegen die bösen Wesen, welche ihn auf ihre Seite gezogen haben. Möglich wäre es schon. „Nun komme ich zu den mir bekannten Kwami. Mein Miraculous war für einen Siegelmeister und hatte dementsprechend auch mehr Vielfalt in seiner Anwendung. Norden für Schildkröte, Westen für Tiger, Süden für Phönix und Osten für Drache, wenn ich es richtig übersetze.“ „Aber das sind doch die vier himmlischen Wächter von Japan.“ „Genauso ist es – sie sind die Kwami für das Himmelssiegel gewesen, welches ich mit ihrer Hilfe erschaffen habe. Sie müssten schlafen, aber sie würden dir sicherlich zur Seite stehen, sobald sie dich erkennen.“ „Warten Sie bitte, Ishida-san. Das Göttersiegel im alten Ägypten und das Himmelssiegel in Japan haben unterschiedliche Kräfte genutzt, um Bestand zu haben. Deswegen muss ich eher ein anderes Siegel erschaffen, um in Europa das Böse zu verbannen. Würde es dann nicht eher Sinn machen, wenn ich andere Kräfte nutze?“ „Sinn macht es, dies steht außer Frage, aber ich kenne nicht die anderen Siegel und mir sind nur die Kwami bekannt, die ich zu meiner Zeit zu Gesicht bekommen habe. Darum weiß ich nicht, ob jedes Siegel unterschiedliche Kräfte und Kwami gebraucht hat.“ Stimmt, dass er dies keineswegs wissen kann. Wenigstens kann ich mehr erfahren, wie meine Aufgabe explizit aussehen wird. „Von dem, was ich gerade zu hören bekomme, brauche ich mir wohl keine Sorgen machen, dass meine Nachfahren nachgeben werden.“ Wer ist denn nun da? Hinter dem Baum tauchen zwei fast gleichaussehende Jungen auf. Der eine hat genauso helle Haut wie ich, ist klein und wirkt mager in den Sachen, die er im altägyptischen Stil trägt, während der größere muskulöser ist und braunere Haut besitzt sowie viel goldenen Schmuck an seinem Körper hat. Sieht aus wie ein Pharao, aber weswegen verstehe ich denn, was er sagt? „Anscheinend bin ich nicht der einzige Auserwählte, neben Kiyomasa, der einen Astralkörper besitzen darf, um mit seinem Nachfahren zu reden.“ „Pharao Atemu?“ „Ja, der bin ich und das ist Yugi, mein persönlicher und besonderer Gefährte. Shadi hat sich von mir verabschiedet und dies ist schon lange her, also gehe ich davon aus, dass er derjenige ist, der mein Siegel aufrechterhält.“ „Alleine ist das doch ein Ding der Unmöglichkeit!“ „Nicht unbedingt, denn er ist ein mächtiger Geist, der uns beide zusammengeführt hat, wenn auch auf recht ungewöhnliche Art und Weise. Allerdings bin ich erschüttert, dass meine Gene solch eine Wendung gemacht haben.“ Klar ist das für einen Mann von seinem Kaliber unerfreulich, wenn seine Nachfahren eher feminin aussehen, als er es je war, aber der kann ruhig netter diesbezüglich sein. „Lassen wir uns nicht von unwichtigen Details ablenken und kommen wir zu dem Göttersiegel. Obelisk, der Peiniger, Sleifer der Himmelsdrache und Der geflügelte Drache von Ra mussten verschmolzen werden, um das Böse zu bannen und das Göttersiegel zu erschaffen. Dadurch haben diese drei göttlichen Monster sich bereit erklärt, aus der Welt der Monster zu verschwinden, um in unserer diesen Schutz zu gewährleisten. Nötig waren dafür alle Millenniumsgegenstände, auch wenn deren Erschaffung meinem Volk große Lasten auferlegt haben. Yugi und ich haben dir, Shirado, das Millenniumarmband über die Welt der Monster geschickt, damit du effektiver gegen das Unheil ankommen kannst. Keine Sorge, für diesen Gegenstand sind keine Lebewesen geopfert worden, da es eine andere Macht, als die der finsteren Welt nutzt. Ein hohes Maß an Freundschaft ist vonnöten, genauso wie Liebe, Mut, Entschlossenheit, Gerechtigkeit sowie Willensstärke um die Macht, die in diesem Gegenstand innewohnt, zu aktivieren. Jedes Monster kann dadurch in die Welt der Menschen gebracht und zurückgesendet werden. Dank Pegasus braucht man keine uralten Steintafeln mehr, um sie zu rufen, jedoch gibt es nicht unendlich viele Monster. Manche, wie die Göttermonster, existieren nur ein einziges Mal und nicht jede seiner Karten hat einen direkten Kontakt mit der Monsterwelt. Portalkarten habt ihr sie genannt, wenn ich das richtige Wort aus deinen Erinnerungen gewählt habe, Shirado. Mit diesen kann jeder Mensch eine Bindung zu den Monstern aufbauen und würde somit positive Effekte erzielen, sodass diese Unterklasse-Infernale Stück für Stück schwächer werden, bis sie vollkommen aus dem Wirt verschwunden sind.“ „Halt, bitte! Mein Kopf explodiert fast von so vielen Informationen. Zuerst einmal, muss ich den Miraculous von Ishida-san finden, um Kwami überhaupt zu erhalten und nun soll ich Monster unter die Menschen bringen, damit die Infernale weniger Möglichkeiten haben. Dieses und jenes kommt hinzu und mein ganzes aufgebautes Leben sowieso – wie soll ich das bitte alles unter einen Hut bringen?! Ihr beiden redet davon, als ob mein einziger Existenzgrund ist, dass ich mich aufopfere, auf eine Art und Weise, die nur kaputt machen kann. Sagt mir bitte nicht, dass es für euch ebenfalls so war.“ Ihre Reaktionen darauf sprechen für sich. Beide konnten nie wirklich leben, um ein Leben aufzubauen, wie es ihre Vorstellung gewesen wäre. „Shirado, ich weiß, dass es nicht schön klingt, aber dies ist unsere Aufgabe als Siegelmeister.“ „Ishida-san, ich sage auch nicht, dass ich diese Aufgabe vollkommen abweise, nur möchte ich meinen Weg gehen. Jeder von euch hat seinen Weg nehmen müssen, auf eigene Art und Weise. Freundschaften wurden geschlossen, Mut wurde bewiesen, die Liebe gefunden, eine Entschlossenheit gegen das Böse zu kämpfen entstand, das Gespür für Gerechtigkeit entwickelte sich und die Willensstärke wuchs mit den Strapazen. Pharao Atemu und Yugi ich bin dankbar für das Millenniumarmband, auch wenn ich es gar nicht von meinem Handgelenk lösen kann, und werde mit Opa Max gemeinsam versuchen noch mehr Yu-Gi-Oh! in der Welt zu verbreiten, sodass Erwachsene ebenfalls Gefallen daran finden. Ebenso werde ich versuchen, Ishida-san, dass ich den Miraculous erhalte, um mit den Kwami und meinen Verbündeten gegen die Infernale anzutreten. Welches Siegel auch immer ich fabrizieren muss, ich werde eines kreieren, welches stark genug ist, das Böse zu bannen, ohne mich dabei zu zerstören. Für Hilfe bin ich dankbar, aber ich werde mein Leben dennoch weiterleben, wie ich es nun habe, denn es fühlt sich richtig an.“ An sich sollte man mehr Respekt gegenüber seinen Vorfahren zeigen, aber in diesem Fall ist diese Ausnahme von meiner Seite aus wohl gebilligt, denn ich möchte nicht nach diesem ganzen Gekämpfe den Löffel stumpf abgeben. „Hach, da glaubt man, man kann dem Schicksal entrinnen und schafft es nicht, da sieht man seinen Nachfahren an und bemerkt, dass es dennoch klappt. Also gut, Shirado, mache alles nach deinem Ermessen, so wie wir es damals getan haben. Nutze die stille Macht, die du von mir hast, um andere zu berühren. Dafür möchte ich aber auf dem Laufenden gehalten werden, was du mit Kiyomasas Nachfahren angestellt hast. Immerhin gehören wir Seelen zusammen, egal in welchem Körper wir stecken.“ „Und nutze die Macht der Beschwörung weise, um Freundschaften zu knüpfen, die ein Leben lang halten werden, Shirado. Zwar mag es schwierig erscheinen, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Genetisch und seelisch sind wir verbunden, wenn auch nur unter gewissen Umständen. Halte dich nicht zurück, sobald du bemerkst, dass Gefahr droht, achte aber ebenfalls auf dich. Bis zum nächsten Treffen.“ „Vielen Dank für das Verständnis, meine Vorfahren. Auf ein nächstes Mal freue ich mich schon.“ Nach Luft schnappend wache ich auf und würde mich am liebsten aufsetzen, aber ich spüre nur, wie sich irgendwas fester um mich schlingt und an den Po packt. Definitiv ist es warm, genauso wie die sich bewegende sowie harte Unterlage, auf der ich liege. Zusätzlich pocht irgendwas an meinem Bauch. Dunkelheit ist zwar schön und gut zum Schlafen, aber ich hätte doch lieber ein bisschen mehr Licht, damit ich weiß wo ich bin und worauf ich liege, denn ein Bett ist meine Unterlage sicherlich nicht. „Hmmm…., Shirado….“ Stimmlage ist tief und recht erregt im Ton, also liege ich auf einem perversen Menschen, der mich gerade befummelt und einen hochbekommen hat. Kreischend wehre ich mich nun, denn ich habe keine Ahnung wer der Typ ist, wo und weswegen ich hier bin. Kurzum wacht der Typ auf, verschließt mir den Mund und greift nach irgendwas, sodass ein kleines Licht angeht und ich Adrien erkennen kann, der den Kuss löst. „Ganz ruhig, Kleines, ich bin es doch nur.“ Tränen kommen bei mir heraus, ehe ich ihm trotzdem eine pfeffere und somit frei bin, um mich neben ihn zu rollen. „Den Schlag habe ich wohl verdient.“ „Definitiv hast du ihn verdient! Wieso bin ich hier bei dir und werde von dir begrapscht?!“ „Na ja, du bist eingeschlafen als Madame Mendeleiev dich mir übergeben hat und ich habe dich dann mit zu mir genommen. Papa weiß davon nichts und ich dachte halt, dass du bis zum Morgen durchschlafen würdest. Außerdem fand ich diese Nähe zu dir zu schön und habe mich wohl im Schlaf gehen lassen – tut mir ehrlich Leid, Shirado.“ Seine ehrliche Entschuldigung lasse ich soweit gelten, denn mit solch einer Initiative seinerseits habe ich keineswegs gerechnet, wenn ich ehrlich zu mir bin. Oh man, ich kenne diese Situation von Keisuke noch, aber bei diesem hatte ich nicht diese Hitze erhalten, wie in diesem Moment. „Okay, aber wieso schläfst du nackt?“ „Ähm…, mache ich gar nicht. Boxershorts habe ich schon noch an und wäre ich nackt, würde die Situation nur noch peinlicher werden. Um mich abzukühlen gehe ich kurz unter die Dusche.“ Darauf kann ich nur mit einem Nicken erwidern, denn er ist in seinem Zimmer der Herr und kann selber bestimmen, was er macht. Persönlich wäre mir das Sofa lieber gewesen, aber er schien zu dem Zeitpunkt wohl eine andere Meinung gehabt zu haben. Hauptsache ich habe mehr an und erst jetzt sehe ich an mir runter. Dieses Shirt muss von ihm stammen, denn es ist mir zu groß, während ich nur noch das Höschen an habe. Ist das nicht ein Look, wenn man in einer festen Beziehung ist? Sind wir denn schon soweit oder fand er mich darin nur anziehender? All die Informationen in diesem merkwürdigen Traum und das plötzliche Aufwachen in einem fremden Raum hat so einiges in mir durchgewirbelt. Nach einem Seufzer stehe ich auf und gehe zu dem offenen Fenster, um mir den Himmel anzusehen, der viele Sterne heute Nacht zeigt. Drei Uhr am Morgen ist es schon und ich fühle mich keineswegs schwach, wie ich gestern noch vermutet habe, sondern vitaler als vorher, als ob mich dieser Traum gestärkt hätte. Trotzdem fühlt es sich an, als wäre dies alles nicht real. Seufzend sehe ich zu dem gemütlich aussehenden Sofa, wo Plagg wieder liegt – inmitten von Camembertverpackung. Adrien sollte lernen aufzuräumen, anstatt den Müll liegen zu lassen, wenn er den Inhalt davon zu sich nimmt. Jedoch scheint er nur damit Probleme zu haben, denn sonst sieht es hier ordentlich aus. Ohne ihn würde ich sowieso nicht ein Auge zu bekommen, weshalb ich wieder den Müll entsorge und mir das Maskottchen nehme. „Hey, Plagg. Es ist zwar recht spät, aber ich freue mich dich wiederzusehen. Inzwischen hat sich so einiges geändert. Weißt du, dass dein Besitzer mir seine Liebe gestanden hat? Kann man im ersten Moment nicht glauben, ich weiß, denn er kann wirklich jede Person hier in Paris haben und mich hat er anvisiert. Hartnäckig ist er dabei und ich muss gestehen, dass auch er sich in mein Herz geschlichen hat. Ihn liebe ich noch nicht so sehr wie Cat Noir, aber er macht große Sprünge. Diese Situation vorhin war schon recht peinlich, allerdings weiß ich nun, wie er wirklich auf mich reagiert und das hat ihm sicherlich schon einige Probleme eingehandelt – glaube ich zumindest. Dahingehend weißt du eher Bescheid als ich. Vorhin habe ich im Traum ein paar meiner Vorfahren getroffen. Sie sind recht geschwätzig, was ich von ihnen wohl geerbt habe. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher, dass ich als Idol wieder arbeiten will. Eher passt es, dass ich es machen muss, um viele Menschen zu erreichen und die Infernale – wir haben den finsteren bösen Gegnern einen neuen Titel verpasst – zu schwächen. Zudem muss ich auch noch sechs Eigenschaften in mir vereinen, um die Monster aus der Monsterwelt um Hilfe bitten zu können sowie den Miraculous von Mitsunari Ishida finden. Richtig viel zu tun und dabei habe ich Zeit mit der Schule, meinen Freunden, meiner Familie, den täglichen Aufgaben sowie das Modeln keineswegs mitgerechnet. Glaubst du, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin? Gegen die Infernale kann ich nichts ausrichten und bekomme sogar Angst, seitdem die Vampire es auf mich abgesehen haben. Gerade diese Angst verwehrt mir den Mut, den ich haben muss, um die Monster zu beschwören. Lieber wäre ich kein Siegelmeister und hätte gerne ein einfaches Leben. Eines, wo ich ganz normal zur Schule gehe, genügend Freizeit habe und mir simple Arbeit suche, in einem schlichten Zuhause. Wo Vater und Mutter, Opa und Oma gemeinsam auf mich warten würden, damit wir Abendessen können. Leider ist dies nur eine Traumvorstellung. Dass Adrien seine Mutter seit über einem Jahr vermisst, genauso wie Monsieur Agreste, lässt mich mit ihnen fühlen. Beide konnten sie noch lange genug kennenlernen, um schöne Erinnerungen an sie zu horten, die ich niemals besitzen werde. Darum ist ihr Schmerz durch das Vermissen höher als meiner, der keine richtige Bindung aufbauen konnte. Hach, gerne hätte ich mehr Klarheit, sodass ich den Weg einschlagen kann, der zu mir passt und mir Last von den Schultern nimmt. Wieder labere ich dich dicht und musst dir mein Gejammer anhören, Plagg. Nichtsdestotrotz danke ich dir herzlich dafür, dass du mir Gehör schenkst.“ Ein Kuss auf seinen Kopf zur Belohnung, wie beim letzten Mal und ich drücke ihn zusätzlich noch. „Machst du dir andauernd diese Gedanken, Shirado?“ Erschrocken springe ich auf und sehe den Blonden an, der noch ein bisschen nass ist, weil er mit einem Handtuch um den Hals aus dem Badezimmer gekommen ist. „Wie viel hast du mitbekommen, Adrien?“ „Beantworte zuerst meine Frage, dann antworte ich auf deine.“ Verhandeln will er also und ich habe keine richtige Basis, denn diese hat er schon genutzt – so ein Mist. Seufzend gebe ich mich geschlagen und schaue Plagg an, den ich in meinen Händen halte. „Ja, ich denke andauernd nach, wie ich diesem Spektakel ein Ende setzen kann und wie ich andere da heraushalte, weil es ihnen nur Unheil bringt, sich mit mir abzugeben. Gewünscht habe ich mir diese Kräfte nicht oder den Titel, aber es muss wohl so sein. Findest du das egoistisch von mir?“ Er springt über die Lehne direkt neben mir und hebt mich auf seinen Schoß, bevor er mich an sich drückt. „Nein, Shirado, du bist nicht egoistisch. Allein deine Gedanken um andere machen dich liebenswürdig und anziehend. Am liebsten würde ich dich anketten und bei mir wissen wollen, aber dies wäre dir gegenüber unfair, weshalb ich es lasse. Was deine vorherige Frage betrifft – ich habe mitgehört als du von der Liebe gesprochen hast. Mich wirst du definitiv nicht wieder los, Shirado, denn ich habe dich seit unserem ersten Treffen anvisiert. Liebe auf den ersten Blick war es nicht, sondern erst Interesse, aber seit der Sache mit Keisuke bin ich mir meinen Gefühlen sicher – sehr sicher sogar. Dich bei mir zu wissen gibt mir eine innere Ruhe und Stärke, wie ich sie vorher nie verspürt habe. Klar vermisse ich auch Mutter, aber durch dich sehe ich die Welt um mich herum in einem noch besseren Licht. Cat Noir denkt hundertprozentig genauso wie ich, denn wer wie ich den gleichen Geschmack hat, kann gar nicht falsch liegen. Denke aber auch ab und zu an dich selbst, denn du machst dich nur kaputt, wenn du dir Sorgen machst und bekommst Falten.“ Ganz klar kann ich bei der letzten Aussage den Schabernack heraushören und muss mit ihm lächeln, ehe er mich intensiv küsst und ich mich mit ihm fallen lasse, bis er eine Gänsehaut erhält, da die Luft ziemlich kalt ist und wir zurück in sein Bett gehen, um aneinander gekuschelt zu schlafen – mit Plagg. Mir hat er meine Gedanken ein wenig erleichtert und ich bin froh von ihm geliebt zu werden. Die Nähe zu ihm tut einfach gut und er scheint tief in mein Innerstes blicken zu können, da er weiß, wie er mich zu handhaben hat. Lange blicken wir uns tief in die Augen, bis die Müdigkeit mich wieder übermannt und ich glücklich einschlafe, ohne einen weiteren Traum. Der nächste Morgen beginnt recht unerfreulich. Grund dafür ist ein lauter Streit, der mich weckt. Beim Umsehen bemerke ich, dass mein Bettnachbar schon aufgestanden ist und Plagg mitgenommen hat, da dieser mir fehlt. Schade finde ich es schon, aber er ist sein Maskottchen, da kann ich keine Besitzansprüche erheben – auch wenn ich bei ihm bin. Jedenfalls interessiert mich nun, was der Grund für den Streit ist, den ich mitbekomme – allerdings nur von der Lautstärke her. Um was es genau geht, macht mich schon neugierig, aber den Ärger in den Stimmen bekomme ich mit. Vielleicht sollte ich gehen, jedoch würde ich ja in den Streit direkt kommen, weswegen der Weg ausfällt und Adriens Zimmer ist zu hoch, sodass ich unmöglich rausspringen kann. Darum mache ich das Beste daraus und gehe erstmal auf Toilette, da ich nicht mal weiß, wo meine Gymnastiksachen sind, kann ich mich keinesfalls einkleiden. Unter solchen Umständen fängt der Tag wahrlich gut an, sodass man sich auf den Rest freuen kann – ein Hurra auf das Schicksal, welches mit mir gerne spielt. Sonst wohin irgendwas zu wünschen bringt genauso wenig wie Trübsal blasen, also mache ich mich weitestgehend fertig, gehe ins Zimmer zurück, schließe das offene Fenster und setze mich aufs Bett, um auf den Blonden zu warten. Er lässt auf sich warten, als ob gerade ein wirklich wichtiges Gespräch nach dem Streit erfolgt – ich gehe einfach davon aus, dass er sich mit seinem Vater gestritten hat. Plötzlich wird die Tür auf- sowie zugeschlagen und ein angezogener Jugendlicher grummelt vor sich hin. Anscheinend verlief der ganze Aufwand zugegen seiner Gunsten. „Manchmal frage ich mich, ob Papa mich überhaupt noch ernst nimmt und liebt.“ Bei diesen Worten schrillen mir die Alarmglocken, denn diese Bitterkeit im Ton zeugt von viel Frust. Kurzerhand stehe ich auf und umarme ihn, da er mich noch kein Stück bemerkt hat – was sonst weniger seine Art der Herangehensweise ist. Vor Frust bebt sein Körper und er braucht ein paar Gedankengänge, bis er mich bemerkt und die Umarmung erwidert, sie sogar intensiviert. Verletzlich, so würde ich ihn gerade bezeichnen. Verletzt im Herzen, welches viel länger zum Heilen braucht als der Körper. „Papa versteht mich einfach nicht, Shirado. Schon wieder hat er gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll, solange es nicht zur Arbeit gehört. Wieso kann er nicht akzeptieren, dass ich dich liebe?“ Soll ich hier etwa den Psychologen mimen? Vermutungen kann ich zwar anstellen, aber ob sie passen, weiß ich keineswegs. Eines weiß ich sehr sicher, dass meine Anwesenheit den sowieso schon wankelnden Familienfrieden stört und ich deswegen besser weggehe. „Dein Vater macht sich viele Gedanken um deine Sicherheit, weil er dich liebt, Adrien. Ich muss es wissen, denn ich habe zwei Erwachsene von der Sorte in meiner Familie. Seit deine Mutter verschwunden ist, hat er sich verändert, wie du mir mal erzählt hast. Verlustangst wäre meine Theorie dazu, weil er sie urplötzlich verloren hat und dich ebenfalls kein Stück missen möchte. Wegen dem Reichtum und der Prominenz kommt noch hinzu, dass du entführt werden könntest oder sogar ermordet – alles ist möglich, wenn man in tiefer Sorge seiner Gedanken steckt. Meiner Meinung nach braucht er einfach das Wissen, dass es dir gut geht, ohne Komplikationen, über die ihm die Kontrolle fehlt. In seinen Augen bin ich wohl eine unkontrollierbare Komplikation, die deine Sicherheit gefährdet, um die er sich maßgeblich bemüht. Deswegen geht er hart gegen den Kontakt mit mir vor. Aus deiner Sicht mag es unfair sowie unverständlich sein, aber für ihn bist du die letzte Konstante in seinem aufgebauten Leben.“ Nach der Modenschau hat Monsieur Agreste gesagt, dass er Bescheid wissen will, falls mehr zwischen uns passieren würde, aber zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, was alles geschehen würde und wie tief sein Sohn darin involviert wird. Nachvollziehen kann ich es auf der einen Seite schon, dass er sein eigenes Fleisch und Blut in Sicherheit wissen möchte, bei all den Gefahren, die da draußen lauern. Allerdings kann ich es nur, weil ich ebenfalls mehr Wissen erhalten habe und den Grund für meine Sicherheit kenne. Viel mehr Wissen habe ich in diesem Traum erhalten, der jedoch in meiner Erinnerung recht verschwommen wirkt. Nicht mal mich richtig erinnern kann ich und soll gegen böse Wesen angehen. „Trotzdem würde ich es besser finden, wenn er nicht so stur wäre und mich mehr kennenlernt. Meistens arbeitet er nur und ich sehe ihn kaum. Es fehlt mir einfach mit ihm zu reden und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Besonders jetzt, wo ich dich gefunden habe, Shirado. Dich will ich niemals verlieren und bei mir behalten.“ Irgendwie gefällt mir diese Richtung nicht, in die das Gespräch wandert, denn er wirkt auf mich recht vernebelt, als er das sagt. Einsperren lasse ich mich niemals im Leben, also braucht er auch keineswegs damit anfangen. Umständlich beende ich die Umarmung, da er mich erneut begrapschen wollte – was auch immer in ihn gefahren ist, soll ganz schnell aus ihm raus. „Hörst du überhaupt, was du da sagst? Komme zu dir, Adrien, ich bin dafür kein Typ Mensch und dies weißt du haargenau, denn du bist genauso wenig einer, dem dies gefällt, wie du uns erzählt hast“ An seine Stirn fasst er sich und braucht einige Momente, jedoch wirkt er danach wie vorher, ohne in einem Gedankenstrudel zu sein, der ihn erfasst hat. Erneut entschuldigt er sich und setzt sich geschafft auf sein Bett. Dieser Tag steht wirklich unter einem schlechten Stern, wenn viel auf einmal passiert, wofür man auf die Schnelle keine Lösungen findet. Neben ihn setze ich mich hin und es bleibt einige Minuten still im Raum. Stille in der Atmosphäre zu haben finde ich weniger angenehm. „Wo sind überhaupt meine Gymnastiksachen?“ „Alles kaputtgegangen, sodass ich dich ausgezogen habe, um dir was zum Schlafen rauszusuchen. Zudem brauchst du heute auch nicht mehr, denn wir machen einen Ausruhtag – habe ich mit deinem Vater abgesprochen, als er angerufen hat. Der war zwar überrascht, aber akzeptiert es, weil ehe nichts ansteht. Somit haben wir einen erholsamen Tag gemeinsam.“ Während er mir diese Information unterbreitet, zieht er sich wieder aus, schnappt sich mich und zieht die Bettdecke über uns. Läuft gerade eine versteckte Kamera? Kleine Aktionen wie diese können ja geplant gewesen sein, um mich hereinzulegen, aber Adrien würde dabei nicht mitmachen, oder? Unsicher sehe ich ihn an, der nur grinst und mich enger an seinen Körper zieht. „Veralberst du mich gerade?“ „Diesmal nicht. Selten haben wir beide Zeit für uns und ich habe diese Chance einfach genutzt. Morgen kommt Ricardo mit Kleidung für dich, sodass du mit ihm gehen kannst, aber heute sollst du ganz mir gehören, Shirado.“ Sehnsüchtig spricht er die letzten Worte aus, weswegen ich kapituliere, denn ich glaube kaum, dass ich meine Sachen heute wiedersehe. Gewieft hat er das durchdacht und umgesetzt, sodass ich keine andere Wahl habe, allerdings braucht er es heute wohl mal nicht alleine in diesem großen Zimmer zu sein. „Deine Hände kannst du ruhig weiter oben ablegen, Perversling.“ Verschmitzt lächelt er nur und schiebt seine Hände unter das Shirt, um mich am Rücken zu streicheln, was besser ist, als die feste Grapscherei am Po. Wie er auf diese Handlung kommt, ist mir unverständlich, aber wenigstens hört er auf, wenn ich es ihm sage. Auf ihm zu liegen fühlt sich zudem recht gut an, weshalb ich mich einlullen lasse von der Wärme, seiner Nähe und den Streicheleinheiten, bis ich wieder einschlafe. Gestern war es wirklich schön, denn nach dem vorgezogenen Mittagsschlaf – den ich sehr lange nicht mehr hatte – gab es das Mittagessen aufgetischt. Sein eigener Privatkoch hat auf seinen Wunsch hin einige leckere Sachen kreiert, die wir gemeinsam gegessen haben und ich so, als hätte ich drei Tage nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Peinlich war es mir schon, denn an sich esse ich manierlich, aber irgendwie war mein Körper da anderer Meinung gewesen. Außerdem war der Blonde den ganzen Tag nur in Boxershorts in seinem Zimmer unterwegs, was mich gewundert hat. Immerhin kann ich mir kaum vorstellen, dass er das andauernd macht. Na ja, es kann sein, aber irgendwie wäre mir allein die Vorstellung davon recht peinlich. Wir haben uns eine Staffel von einem Anime angeguckt, den er ganz gut gefunden hat und ich konnte zu der Musik mehr sagen, da dies eher meine Welt ist. In der Nacht war er wieder recht bindend und forsch, aber ihn deswegen wecken wollte ich auch nicht, weil er so schön geschlafen hatte, dass ich es einfach aushielt. Andere hätte ich geweckt und Terz gemacht, aber er kümmert sich immer recht gut um mich, sodass ich ihn dieses Mal gelassen habe. Am Morgen habe ich es bereut, denn sein Körper hatte wieder eindeutige Reaktionen auf meinen. Einige Zeit dauerte es, aber als er wach war, bekam ich nur einen Kuss und er war wieder Richtung Badezimmer unterwegs. Sorgen muss ich mir keine um ihn machen, oder? Ist er sich der Beziehung mit mir dermaßen sicher, dass er sich solche Freiheiten erlaubt oder liegt das an dem, was ich an einem Typ Mann mag? Besser wäre es gewesen, wenn ich dahingehend geschwiegen hätte. Nachdem er fertig war, kam ich an der Reihe und kaum fertig, stand Ricardo schon im Zimmer, um mir Sachen zum Anziehen zu überreichen, die ich sogleich meinem Körper angelegt habe. Das Shirt von Adrien werde ich Zuhause waschen, weil ich dieses ja genutzt habe, was er akzeptiert hat und nach einem Kuss sowie der Verabschiedung gehe ich mit meinem Bodyguard hinaus, um in die Limousine einzusteigen. Dort sitzen wir nun und müssen den schrecklichen Verkehr aushalten, der kaum ein Weiterkommen zulässt. „Seid ihr beiden euch nähergekommen?“ Dass Ricardo ruhig diese Frage stellt, wundert mich schon, denn sonst macht er es auf schelmische Art und Weise, sodass ich mich gefoppt fühle. „Bis aufs Küssen und aneinander schlafen ist nichts passiert, falls du das wissen möchtest. Erholt habe ich mich gestern sehr gut, also fühle ich mich bereit für das, was noch kommen wird.“ „Gut zu wissen. Dein Vater hat uns gestern mit der Nachricht erst überrascht, dass wir frei haben, weil du dich bei Adrien erholst.“ „Ihr seid lieb, aber euer Leben soll sich nicht immer um mich drehen – genießt euer eigenes mehr.“ Diskutieren bringt uns da auch nicht weiter, denn unsere Fronten sind verhärtet in ihren Meinungen. Lediglich bei der Diskussion wird mir klar, wie sehr mich andere mögen und dass ich manchmal zu engstirnig denke, wenn ich lapidar äußere, dass sie mich ruhig allein lassen können. Hier geht es um mehr als nur Arbeit – sie möchten bei mir sein, was mich rührt. Anderen wichtig zu sein hat einen schönen Nachklang im Herzen. Glücklich lächle ich ihn gegen Ende unserer Fahrt an, was ihn so sehr verwirrt, dass ich dieses Mal zuerst aussteige, obwohl diese Tätigkeit zu seiner Arbeit gehört. Besser wäre doch er gewesen, weil ich nicht auf den Bürgersteig geachtet habe und ein Radfahrer beinahe eine Bruchlandung hingelegt hat. Ups, das muss ich wohl noch üben. Oben angekommen treffe ich auf Vater, der wohl sich mal freigegeben hat, weil auf dem Esszimmertisch eine Menge Yu-Gi-Oh!-Karten liegen. „Schön dich zu sehen, Spatz. Wann findet die Hochzeit statt?“ Baff sehe ich Vater an, denn mit solch einer Frage habe ich keineswegs gerechnet, zumal er bisher solch ein Thema maßgeblich weit weggeschoben hatte. Daraufhin muss ich mich erstmal setzen und mir die Karten anschauen, die auf dem Tisch verteilt liegen. „Ähm..., was ist los, Vater? Findest du es nicht etwas früh an eine Hochzeit zu denken, wenn ich nicht mal volljährig bin?“ Lange atmet er aus, schließt dabei seine Augen und öffnet sie erst nach ein paar Atemübungen wieder, um mich anzusehen. „Wüsstest du bloß wie sehr mich der junge Agreste an die Wand argumentiert hat, würdest du diese Frage nicht mehr stellen. Sagen wir mal so, dass er um jeden Preis dich bei sich wissen wollte und sein Verhandlungsgeschick war gut fundiert, sodass ich zugesagt habe, weswegen mir der Verdacht aufgekommen ist, dass er um deine Hand anhält. Verstehst du jetzt meine Frage diesbezüglich?“ Oh, dieser blonde Schönling hat einiges angerichtet, was bedeutet, dass ich bei ihm in Zukunft vorsichtiger sein sollte, weil er mich ja bei sich wissen will und wenn selbst Vater Probleme damit hat – der Verhandlungskönig schlechthin – wäre es angebracht so zu handeln. „Keine Hochzeit ist in Planung oder Aussicht, Vater. Adrien hat zur Zeit einfach ein Gefühlschaos und da er mich liebt, hat er anscheinend alle Register gezogen, um Zeit mit mir allein verbringen zu können. Bevor du fragst – es war angenehm, auch wenn wir nur im Bett gelegen haben. Denke nicht mal ein Stück weiter! Gekuschelt und ab und zu Küsschen haben wir ausgetauscht – mehr ist nicht passiert. Welche Worte hat er denn genutzt, um dich aus dem Konzept zu bringen?“ Erleichtert sieht er mich an und ich verstehe ihn im Moment wenig, aber selbst, wenn ein Antrag erfolgt wäre, hätte ich abgelehnt, denn wir sind viel zu jung für eine ewige Bindung. „Argumente für den Ausruhtag bei ihm. Liebe war sein erster Punkt, danach die Sicherheit, dass du dich nach der Anstrengung erholen sollst und es am besten woanders kannst, wenn er mit dabei wäre, zudem dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Gegenargumente habe ich nur bei der Liebe gefunden, wegen der Sache mit Cat Noir, jedoch hat er dieses auch zunichtegemacht, weswegen ich zugestimmt habe. Gefährlich wirkt er auf mich, wenn er unbedingt irgendwas erreichen möchte – ein guter Geschäftsmann, wenn du mich fragst.“ Eher ein knallharter Kerl, der mich in seiner Nähe haben möchte. „Ach ja, die Sache mit den McGlores hat sich ergeben. Die haben nichts in der Hand gehabt, was ihre Behauptung unterstützt und die Verlage haben dementsprechend keine Artikel herausgebracht.“ „Bald bringen die aber etwas heraus, was heraus muss, Vater.“ „Spanne mich nicht auf die Folter, Spatz, sondern sage es mir, damit ich mich vorbereiten kann.“ „Vorletzte Nacht hatte ich einen recht realen Traum mit Mitsunari Ishida, Pharao Atemu und dessen Gefährten Yugi. Beide Vorfahren haben mich zugetextet und ich weiß leider nicht mehr alles, was ich zu hören bekommen habe, aber durch den erhöhten Schutz um meine Person sind die Infernale – wie wir die bösen Wesen betitelt haben, da die Oni nicht solch böse Wesen sind, wie gedacht – erst aufmerksamer geworden und wissen, dass ich männlich bin. Letztendlich habe ich mich entschieden damit an die Öffentlichkeit zu gehen und trotzdem als Idol zu arbeiten, weil ich mit der Musik viel mehr schaffen kann, als wenn ich darauf warte, dass der Miraculous auftaucht.“ Entgegen meiner Annahme, dass er dagegen angeht, wirkt er recht gelassen auf mich und nachdenklich. …gespenstisch still ist es im Moment bei uns und wären Ricardo sowie Felix nicht ebenfalls im Raum, würde diese Stille intensiver werden. „Gut, ich werde mit Monsieur Agreste einige Worte wechseln müssen, weil er mein Geschäftspartner ist, aber dies sollte kein Problem sein. Fürwahr wäre es erstmal eine Umstellung und Spott sowie Hohn müsstest du ertragen, weil die Welt noch ein menschlicher Dreckshaufen ist, wo Moral und Anstand sowie Ehre wenig Platz haben, allerdings weiß ich, dass du mit der Musik viele Menschen erreichen wirst – auch diejenigen, die erst gegen dich sind. Welche Sprache möchtest du zusätzlich erlernen, um vielfältiger zu singen?“ Wow, mit solch einer Reaktion habe ich keineswegs gerechnet, denn ich kenne ihn ja anders, wenn es um meine Freiheit geht. „Arabisch würde ich ganz nett finden. Englisch, Französisch, Spanisch und Japanisch kann ich schon gut bis sehr gut sprechen, da wäre es schön, Ali entgegenzukommen.“ „Interessante Wahl und es wird schwierig werden, aber was dir in Naturwissenschaften fehlt, kannst du mit deinem Sprachtalent ausgleichen.“ War ja klar, dass er mir noch einen Seitenhieb verpassen muss. Nichtsdestotrotz bin ich mit diesem Umstand glücklich. Ein Schritt weiter in Sachen Zukunft mit rosigen Aussichten. Wahrscheinlich werde ich einiges versieben, aber durch viele Kontakte auswärts, kann man meine Musik unter die Menschen bringen, genauso wie über das Internet. Überraschend wird es für meine Fans in Japan definitiv werden, dass ich ein anderes Geschlecht, wie erst vorgegeben, habe, jedoch glaube ich fest daran, dass sie weiterhin zu mir halten. Spontane Aktionen liegen mir wahrlich kein Stück, aber auf merkwürdiger Art und Weise ist mir dieses Mal alles gelungen. Monsieur Deimer nimmt uns in Empfang und führt uns persönlich in die japanische Abteilung. Dort können wir ungestört den Ausstellungsraum nutzen, weil er heute abgesperrt ist. Wenn das wegen meiner Idee ist, finde ich es keineswegs nett. „Und weswegen hast du uns alle hierhergebracht, Shirado?“ „Erinnert ihr euch an die Vampire? Sollte ich alles richtig verstanden haben, werden diese genauso manipuliert wie Hawk Moth. Tut mir Leid, dass ich euch nach der Schule direkt hierher mitgenommen habe, aber ihr könnt alle Monster rufen und habt Kontakt mit ihnen. Zwar müsste ich dafür in die ägyptische Abteilung, aber zuerst möchte ich mehr über meinen Vorfahren aus Japan wissen. Dazu brauche ich Hilfe und ihr seid meine besten Freunde, weshalb ich euch damit überfallen habe.“ Alya hakt natürlich sofort nach, wie ich auf den Trichter gekommen bin. „Mein voller Name lautet Shirado Ishida-Fleur, an sich Ishida-Kato-Fleur, wenn man es genauer nimmt – Mitsunari Ishida ist mein Vorfahre und hatte einen Miraculous, wie Ladybug, Cat Noir und Hawk Moth je einen haben. Ihn und Pharao Atemu mit seinem Gefährten bin ich in einem Traum begegnet, als ich bei Adrien übernachtete. Leider fällt mir nicht alles ein, was ich erzählt bekommen habe, aber ich bin mir sicher, dass ich hier irgendwas stehen wird, was helfen könnte.“ Skeptisch werde ich erst angesehen, denn bei allem, was mir bisher passiert ist, könnte es sich auch wirklich nur um ein Hirngespinst handeln, jedoch hat es sich dafür zu real angefühlt. „Okay, dann schauen wir mal, ob wir dir überhaupt helfen können, weil uns größtenteils das Verständnis für deine Heimatsprache fehlt, aber wir geben unser Bestes.“ Marinette motiviert sogar mich dazu weiterzumachen, auch wenn viel gegen diese Aktion vom Sinn her spricht, weil sie spontan entwickelt sowie durchgeführt wurde. Verteilt im Raum lesen wir die ganzen Schriftrollen durch und ich hänge wieder an der einen, die ich bei meinem ersten Besuch hier mit Faszination betrachtete. Nun ergibt es auch mehr Sinn, weil ich mehr Wissen verwahre. Cat Noir wird hier als Kuroneko betitelt, genauso wie Ladybug und andere einen japanischen Namen haben. Weshalb kann ich jetzt diese erkennen und damals nicht? Kopftechnisch bin ich wohl zu konfus, um überhaupt irgendwas richtig zu machen. Je weiter ich lese, desto mehr fällt mir auf, dass der Text verfälscht wurde, denn mein Vorfahre war kein böser Mensch gewesen. Sieger schreiben die Geschichte und verbiegen sich die Wahrheit, wie es ihnen am besten passt. „Stimmt etwas nicht, Shirado?“ Muss mir der Blonde immer einen Schrecken einjagen? Schleicht hier wie ein Kater herum, ohne sich anzukündigen – ein Ninja würde ebenfalls zu ihm passen. „Ab der Hälfte vom Text stimmt alles nicht. Jede weitere Zeile hat meinen Vorfahren und deren Kameraden in den Dreck gezogen, genauso wie die Helden von damals.“ „Wozu sollten die Chronisten damals falsche Angaben gemacht haben?“ „Ziemlich sicher bin ich mir damit, dass es Unterklasse-Infernale waren, die noch übriggeblieben sind nach der Versiegelung. Demzufolge haben diese, da sie diesen Krieg angezettelt sowie gewonnen haben, die Geschichte geprägt. Niemand von ihnen hatte zu dem Zeitpunkt die Intention die Wahrheit niederzuschreiben, weswegen diese Aktion hier wohl abgeblasen werden kann.“ Dabei wäre es schön gewesen, wenn hier irgendwas gestanden hätte, was mir den Miraculous näherbringt. „Gebe nicht so früh auf, Shirado. Bestimmt finden wir hier eine Schriftrolle, welche die Wahrheit beinhaltet.“ Ihm möchte ich diese Worte schon glauben, aber die Suche nach einem wahren Stück an Geschichte dürfte sich schwierig gestalten. Stunden später gibt es hier nichts, was von Nutzen wäre und ich blase die Aktion ab. Trotz der Anstrengungen wissen wir nur, dass alles falsche Wahrheit beinhaltet. Abe no Seimei war kein Bösewicht und genauso wenig Yoshitsune Minamoto. Zeitverschwendung das alles hier, aber ich werde überrascht, dass meine Freunde noch die Energie haben und in die ägyptische Abteilung wollen. Dagegen habe ich nichts einzuwenden und wir wechseln die Abteilung. Dort angekommen können wir uns nur die Hieroglyphen ansehen. Überraschenderweise kann ich sie lesen, als ob ich mit dem Wissen einfach ausgestattet wurde oder das Talent dazu in mir hatte und es nun hervorgekommen ist. „Obelisk der Peiniger, Sleifer der Himmelsdrache und Der geflügelte Drache von Ra – die göttlichen Wesen gehorchten nur dem Pharao Atemu, der mit einer Verschmelzung aller drei Götter das Göttersiegel gerufen hatte. Dieses bannte das Böse und von da an herrschte Frieden im Pharaonenreich.“ Klingt schon mal recht gut und deckt sich mit dem, was ich schon an Wissen besitze. „Seit wann…?“ „Pscht, Adrien, merkst du denn nicht, dass er gerade wie in Trance ist?“ „Sobald das Böse von woanders her erneut auftauchen würde, wird das Pharaonengeschlecht die Macht der Götter erneut rufen, um uns Untertanen zu retten.“ „Dann muss Shirado also diese Götter rufen?“ „Ruhig, Nino!“ „Um sich den Göttern zu stellen und deren Gunst zu erhalten, muss der Nachkomme des Pharaos beweisen, dass dieser es wert ist, die Macht der Götter zu erhalten, sollte das Göttersiegel in Gefahr sein.“ „Leute, wir haben ein Problem!“ „Mensch Nino, wieso kannst du nicht ruhig sein?!“ „Weil ein abgefahrener Schatten sich gerade Nathaniel geschnappt hat vielleicht?!“ Schreie kann ich hören, bis alles Dunkel um mich herum wird und ich das Gefühl habe zu fallen, bevor ich bewusstlos werde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)