Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Kapitel 3: Portalalptraum ------------------------- Portalalptraum Mitten im goldenen Oktober treffen Adrien und ich uns wieder häufiger. Er bringt mir noch mehr Grundlagen bei und Madame Mendeleiev ist zufriedener mit mir, sodass ich bei dem Tempo vielleicht sogar eine Drei in diesen Fächern erhalten kann. Wünschenswert wäre es schon. Seitdem wir hier sind vergräbt Vater sich allerdings immer mehr in seiner Arbeit und ich bekomme ihn kaum noch zu Gesicht. Darum bin ich froh, dass der blonde Junge mein neuer Ansprechpartner ist. Wir teilen das gleiche Schicksal, da auch sein Vater sich oft in der Arbeit verkriecht. Schade finde ich es allemal, jedoch haben wir mehr Zeit füreinander. Irgendwo hat es schon eine positive Seite. Im Gegensatz zu den anderen schaffen wir es kaum sie zu treffen. Wegen der vielen Arbeit müssen wir beide modeln und da sehen wir uns gar nicht. Einmal konnte ich Marinette und Alya einschleusen, weil Ricardo Aufsicht hatte, doch die anderen Bodyguards sind da strenger, was ich blöd finde. Deswegen bin ich froh, dass meine Freunde und ich endlich mal Zeit gefunden haben eine gemeinsame Aktivität zu finden. Auf die gemeinsame Zeit mit allen freue ich mich übermäßig. Ein Picknick im Park in der Nähe vom Eiffelturm war eine grandiose Idee von Marinette. Sie besorgt Gebäck, Alya treibt eine große Decke und Pappteller mit Besteck auf, während Nino für die Musik zuständig ist, Nathaniel – den wir mit in den Freundeskreis aufgenommen haben – bringt Süßkram mit. Adrien und ich sind für Getränke sowie Beläge eingeteilt worden. Natürlich sprechen wir uns vorher ab, denn alles dreifach zu kaufen wäre zu viel des Guten. Vollgepackt sowie schwer ist mein Korb schon, obwohl ich alles in kleineren Plastikbehältern verteilt habe. Merkwürdig finde ich das schon, denn bei dem Müll, den ich hatte, wäre es doch logisch, dass alles leichter ist. Physik und Mathematik auf höherem Niveau – soweit bin ich kein Stück. Sogar manche Grundlagen schwirren im Kopf umher und ich sehe immer noch nicht den Nutzen im Alltag für diese Folter. Zu meinem Pech ist Felix mit Vater unterwegs, weshalb ich die schwere Last den langen Weg tragen muss. Ricardo schleicht mir heute inkognito hinterher, weshalb er mir keine Hilfe zukommen lassen kann. Vor einigen Tagen hat Vater einen Brief erhalten, dass man ihm sein Juwel stehlen will. Eher hätte ich auf das Drachenauge aus Smaragd gewettet, welches er Mutter als Ring zur Verlobung geschenkt hat, aber er geht davon aus, dass ich gemeint bin. Dass ich trotzdem Zeit mit meinen Freunden verbringen darf liegt daran, dass ich in den Hungerstreik getreten wäre und ich nie wieder mit ihm zu tun hätte haben wollen. Wie ein Wunder war er sogar kooperativ – Ricardo inkognito und Adrien als Bewacher – wieso auch immer der Blonde zugestimmt hat – waren notwendig. Damit kann ich sogar leben, weil die beiden mir nichts verbieten oder mich einschränken. Macht auch viel mehr Spaß, wenn ich nur einen Regelrahmen einhalten muss und keinen ganzen Katalog. Mit dem schweren Korb brauche ich sehr viel länger als erwartet, da ich zwischendrin Pausen brauche, denn meine Arme sind darauf nicht ausgelegt. Nach eineinhalb Stunden bin ich total am Ende, aber im Park und muss nur noch meine Freunde finden. Bei dem großen Springbrunnen muss ich freie Sicht auf den Eiffelturm haben und mich rechts halten – dort soll ich sie finden. Wie definieren die denn bitte freie Sicht auf den Eiffelturm? Das hätte ich vorher nachfragen sollen. Hätte ich mein Handy mitgenommen, könnte ich einen von ihnen anrufen, doch das war mir zu gefährlich mit dem vollen Korb. Tja, Pech gehabt, ich muss sie suchen. Mir fällt gerade ein, dass es ja auch mehr als einen Springbrunnen geben könnte. Oh man, ich bin total am Ende und würde direkt einschlafen – ich halte diese Aktion im Moment nur ab einzutreten, weil ich unbedingt zu ihnen möchte. Nicht lange überlegen, einfach machen. Ansonsten kann ich ja fragen und nachhaken, ob die befragte Person meine Freunde gesehen hat. Diesen Plan finde ich sehr viel einfacher und mit weniger körperlichen Aufwand verbunden. Stück für Stück sinkt meine Entschlossenheit, denn kein Franzose oder Tourist haben meine Freunde auch nur ansatzweise gesehen. Viele schauen sich auch nur den Turm an und stürzen in Hecken, Mülleimer oder sogar Springbrunnen – von denen es viele gibt. Wie ein Labyrinth, nur dass man alles weitestgehend überblicken kann. Ob ich die anderen überhaupt finden kann? Einige Sachen kann ich, aber alles keineswegs. Glück im Unglück scheine ich jedoch zu besitzen, denn Adrien kommt auf mich zu – ohne seinen Korb voller Essen. Hat er den vergessen oder war er schon bei den anderen? Letzteres wäre am wahrscheinlichsten. Ihm komme ich entgegen und er sieht mich erleichtert an. Wie süß, dass er sich Sorgen um mich gemacht hat. Federleicht nimmt er mir stumpf den Korb ab und zeigt mir, wo wir uns treffen. Präziser hätte Alya schon sein können, denn der Springbrunnen mit freier Sicht auf den Eiffelturm ist der allererste im Park, der sich von diesem Konstrukt aus erstreckt. Wenigstens war ich nicht mehr allzu weit weg von dem Treffpunkt, weswegen ich mit diesem Erfolg zufrieden bin. Dennoch bin ich erschöpft. Eine kleine Ruhepause habe ich mir verdient. Wir unterhalten uns erst über allen möglichen Kram, während die Musik leise vor sich dudelt. Entspannend wirkt das schon. Noch ist es nicht zu kalt, weshalb ein Pullover ausreicht, aber danach kommt die schönste Zeit des Jahres – der Winter. Das Fest der Liebe war bei uns in Japan nicht sehr hoch angesehen, aber wir haben es als Familie schon gefeiert. Hauptsache Vater macht daraus nicht erneut eine große Sause wie beim letzten Mal, weil er unbedingt alle auf einmal treffen wollte. Jedoch ist es noch einige Zeit hin, bis wir darüber sprechen. Nachdem wir vieles, was wir in der Schule gar nicht schaffen, ausgesprochen haben, geht es ans Essen. Verpackte Nahrungsmittel sind einfacher auf einer Picknickdecke darzustellen, als sie aus ihren Originalverpackungen zu entnehmen, wie es sich herausstellt. Unser blonder Schönling hat es nämlich nicht extra woanders reingetan, weshalb einige Nahrungsmittel bei dem Gewicht der Getränkeflaschen ein bisschen gequetscht aussehen, was uns allerdings nichts ausmacht. Verschwendung ist das letzte, was wir wollen. Einige Personen gehen vorbei und schauen uns an, als ob wir verrückt wären im Herbst ein Picknick zu veranstalten. Man kann so etwas sogar im Winter machen, also finde ich es normal. Alle sind mehr als satt, aber die Reste sind dennoch viel, sodass ich einen Großteil mit mir nehmen müsste. Darauf habe ich nun wirklich keine Lust und winke ein paar spielende Kinder zu uns, frage sie, ob sie Hunger hätten und mache nach ihren Wünschen einige Teller fertig, die sie bei uns leeressen, bevor Nathaniel ihnen jeweils einen Lutscher gibt. Dass ich die anderen dabei einfach übergangen habe, stört sie zu meinem Glück keineswegs. Außerdem überraschen mich die Kinder, indem sie sich bedanken. Demzufolge gibt es noch Eltern, die ihre Kinder erziehen. Einen weiteren Teller mache ich für Ricardo fertig, der auf einer Bank in der Nähe Zeitung liest. Dies flüstere ich Adrien zu, der nickt, aufsteht und den Teller zu ihm bringt. Beide unterhalten sich kurz und er kommt danach zurück. Durch diese Aktion konnte ich meinen Ballast um dreiviertel Gewicht reduzieren. Den Rest schaffe ich schon zu tragen. Wirklich ein sehr schöner und angenehmer Herbsttag, den wir hier gemeinsam verbringen, was ich wunderbar finde. Genießend schließe ich meine Augen und lehne mich ein bisschen zurück, um der Musik sowie den anderen Geräuschen zu lauschen. Lange hält meine Ruhe jedoch nicht an, weil ein Lied aus meinem letzten Album plötzlich ertönt. Wie hat Nino es geschafft an eines der Alben zu kommen? Der sieht mich grinsend an und ich seufze, denn er wollte mich damit überraschen, was ihm geglückt ist. Nathaniel fragt nach, wer das Lied singt und die ollen Verräter zeigen alle auf mich. Bei meinem beleidigten Gesicht fangen sie auch noch zusätzlich an zu lachen. Empört schnappe ich nach Luft, aber komme zu nichts, weil einige Touristen in unsere Nähe kommen und alle aufgeregt sind. Zudem kann man sie laut und deutlich meinen Künstlernamen rufen hören, während sie mit ihren Kameras auf der Suche nach derjenigen Person sind. Geschwind mache ich mich lang und will Ninos Gerät leiser drehen, mache es allerdings aus Versehen lauter und dann erst leiser, als ich meinen Fehler bemerkt habe. Leider zu spät, denn wir wurden entdeckt und ich habe nie viel anderes getragen, weil ich eine offene Person bin, die sich ungern verstellt. Aufgeregt sprechen die japanischen Touristen mich an und ich würde am liebsten im Boden versinken, um abzutauchen. Trotzdem stelle ich mich gerade hin und lächle sie an, ehe ich ihnen sage, dass ich es traurig finde, nicht mehr in Japan zu leben, aber hier in Frankreich es ebenfalls schön ist. Meine Musikkarriere hat dennoch hier keinen fruchtbaren Boden, weswegen es von mir nichts mehr zu hören gibt. Kurz kann man ihre Enttäuschung hören und Nino stupst mich an, flüstert mir einiges zu, was mich ihn erstaunt ansehen lässt. Wieso sagt er mir das? Jetzt muss ich auch noch preisgeben, was er mir geflüstert hat – da ich es früher immer getan habe und ich meinen ehrlichen Ruf ungern zerstören möchte – dies geht viel schneller, als man meinen könnte. Somit ziehe ich den Flüsterer an einem Ohr wieder hoch, weil er sich setzen wollte und stelle denen meinen neuen Musikproduzenten vor, der mich hier in Frankreich berühmt machen möchte. Wenn er mir schon flüstert, dass er mich hier verbreiten will, kann er sofort Verantwortung übernehmen. Blitzlichtgewitter Nummer Vier wäre das. Sobald diese Gruppe zurück in Japan ist, wird alles die Runde machen – ich kenne das schon zu Genüge. Ricardo hat anscheinend genug und bittet die Meute sich zurückzuziehen, auch wenn sie es weniger gut verstehen, weswegen ich übersetze. Sie bedanken sich überschwänglich und verbeugen sich dazu, bevor sie ihren Weg fortsetzen. Geschafft lasse ich mich einfach auf die Decke plumpsen, aber lande in Adriens Schoß. Peinlich berührt werde ich rot und setze mich mit einer schnellen Bewegung neben ihn hin. Kommt davon, wenn man nicht hinschaut, wohin man plumpst. Natürlich ist das Thema nun mein Comeback. Gerade mal ein halbes Jahr Ruhe und schon muss ich erneut ran. Unser Musikfanatiker darf sich alles ausdenken – ich liefere ihm nur ein paar Liedtexte. Was kürze ich dann nur von meiner Freizeit her, um das zu bewerkstelligen? Besser wäre es, wenn ich meine Schlafenszeit um eine Stunde nach hinten verlege. Ich brauche ja nicht sofort zwanzig Lieder für ein Album, womit ich Zeit habe. Trotz der Störung durch die Touristen genießen wir die restliche Zeit bis zum Abend hin und verabschieden uns voneinander. Ricardo hat sich vorhin zwar wieder zurückgezogen, aber er geht dieses Mal recht nahe bei mir. Dies finde ich besser als den großen Abstand davor. Man will sich sicher fühlen und nicht beschattet. Einige Tage später hat Vater mich zu sich rufen lassen, was er recht selten macht, wenn er auf Arbeit ist. Dass ich dadurch den Unterricht bei Madame Mendeleiev verpasse, finde ich blöd, denn ich brauche diesen, um weiterzukommen. Felix und Ricardo haben mich abgeholt und zu dem Modekonzern von uns gebracht – La Fleur. Subtil und einfach zu merken, wie ich finde. Da ich nicht zum ersten Mal hier bin, werde ich begrüßt und sofort durchgelassen, um den Fahrstuhl bis fast nach ganz oben zu nehmen, denn dort hat Vater sein Büro. Entgegen meiner vorherigen Meinung muss ich nicht zu ihm ins Büro, sondern in die Marketingabteilung und auch noch in den Bereich vom Krisenmanagement. Schlechte Vorzeichen sind das – sehr schlechte. Vorsichtig klopfe ich gegen die Tür zu dem Besprechungsraum und werde erwartet, denn Vaters Stimme sagt deutlich meinen Namen, als ich hereinkommen soll. Kaum bin ich drinnen, werde ich gebeten mich zu setzen. Stimmungsvoll finde ich es hier im Moment keineswegs. Vater sitzt an dem langen Tisch mir gegenüber und wirkt sauer auf mich, während die anderen am Tisch ihn erwartungsvoll ansehen, genauso wie ich. Er holt tief seufzend Luft und wiederholt diesen Vorgang einige Male bevor er eine Fernbedienung zückt und auf der Leinwand ein Foto präsentiert wird – Adrien und ich sehen uns gegenseitig an und sind gerötet. Es war vor einigen Tagen, als ich aus Versehen auf seinem Schoß gelandet bin. Welcher Paparazzi hat dieses Bild aufgenommen? Dieses wird gerade kleiner und man erkennen, dass es aus einer Boulevardzeitschrift kommt. Sind Adrien Agreste und Shirado Fleur ein Paar? Titeltechnisch mit einer Frage anzufangen macht jeden Leser neugierig, aber was dort steht, finde ich ein wenig abwegig. Behauptungen hin oder her – nur die Frage am Ende, ob wir nur Freunde sind, kann ich unterstreichen. „Was hast du dazu zu sagen, Shirado?“ Oh, oh, bei dem Unterton in der Stimme ist er im Moment weniger gut zufrieden. „Dass die Medien wieder aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich bin aus Versehen auf ihn geplumpst und es war peinlich, okay? Mehr ist nicht zwischen uns, außer Freundschaft.“ Kurz und knackig ist meine Antwort, weil ich nichts falsch gemacht habe. „Na gut, ich denke, das kann bei einem Picknick passieren und er passt auch gut auf dich auf, wie ich aus den Berichten von Velez bisher lesen konnte. Deswegen denke ich, dass es in Ordnung ist und wir schauen, wie wir die Medien zu einer Richtigstellung bekommen. Verliebe dich aber nicht wieder in einen Jungen – der letzte war schlimm genug.“ Die erste Liebe ist sowieso immer ein Stück Schrott und dass ich in den Sohn von einem Yakuzaboss verliebt war und mit diesem Zeit verbracht habe, hat mich keineswegs zu einen von denen gemacht. Manchmal denke ich, dass er zu sehr übertreibt. Außerdem weiß ich, dass Adrien zu keiner Mafia gehört – wäre also nicht so schlimm, wenn ich mich in ihn verlieben würde. Engstirnig zu denken gehört wohl zum Erwachsensein dazu. Das nächste Bild wird gezeigt, wie ich Nino an einem Ohr festhalte und vorstelle. Wie vorhin wird auch dieses Bild kleiner und eine japanische Boulevardzeitung hat einen seitenlangen Bericht geschrieben. Oh man, die freuen sich dermaßen, dass ich ein Comeback plane, dass ich mich schlecht fühle, weil ich es lieber nicht möchte. Zudem wundert es mich, dass die so schnell einen Bericht veröffentlicht haben, obwohl es erst fünf Tage her ist. „Darüber möchte ich ebenfalls mit dir sprechen, Shirado.“ Bei dem Unterton will ich abhauen, denn der ist es, der mir deutlich zeigt, dass ich zu weit gegangen bin. Dabei habe ich nur nicht nachgedacht und einfach wie früher gehandelt. Meinen Mund rede ich mir fusselig, was zu dem Zeitpunkt passiert ist und er nickt nur zwischendurch. „Dir ist schon klar, dass es hier schwieriger für dich wird und du noch weniger Zeit hättest? Wolltest du nicht ein Leben mit Freunden haben? Sie müsstest du vernachlässigen.“ „Ja und ja, Vater. Nino ist derjenige, der die Musik macht und Alya hat sich bereit erklärt mich zu managen, während Marinette und Nathaniel Kleidung designen und Merchandise zeichnen. Adrien wäre meine seelische Unterstützung. Ich möchte hier kein riesengroßer Star werden wie in Japan, weshalb es klappen wird und ich dennoch Zeit mit meinen Freunden verbringen würde. Außerdem weiß ich, dass du es liebst, wenn ich singe, Vater. Was spricht groß dagegen, dass ich kleine Auftritte mache?“ „Dagegen spricht an sich nichts. Es stört mich nur, dass du – trotz aller Maßnahmen – wieder im öffentlichen Licht bist. Als mein Kind und Model kann ich dich besser bewahren – je mehr du jedoch machst, desto schwerer ist es für mich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, weil ich dich immer in Gefahr sehe, zumal dein ehemaliger Manager wusste, wie man dich zu schützen hat, während deine Freundin Alya noch keine Erwachsene ist, um dies alles zu bewerkstelligen.“ „Was denn für Gefahr? Seit ich vier bin höre ich das von dir, aber wann erfahre ich endlich was du meinst?“ Verkniffen verzieht er sein Gesicht und bleibt still. War doch klar, dass ich weiterhin in Unwissenheit bleiben muss. Anders kenne ich es kaum. „Wir beide haben am Samstagabend einen Termin mit einem meiner Konkurrenten und seinem Sohn. Bereite dich darauf vor. Du bist nun entlassen für heute.“ Ausflucht, Ausflucht, Ausflucht!!! Sauer verlasse ich den Raum und gehe geladen zum Fahrstuhl, um aus diesem Gebäude zu kommen. Davor trete ich mit voller Wucht gegen einen Getränkeautomaten und fühle mich besser – zumal ich eine Flasche Wasser von diesem erhalten habe. Ricardo und Felix warten beide auf mich und ich glaube kaum, dass ich heute noch in der Schule konzentriert bleiben kann. Deswegen kann ich auch gleich für meine Musikkarriere und Joels Traum einen Raum kaufen. Wäre sicherlich auch ein schöner Treffpunkt für uns als Freunde. Mein geheimes Konto in Japan hat sicherlich noch genug Yen übrig, sodass ich alles soweit in Anspruch nehmen kann. Zuerst holen wir Joel ab und dann geht es zum Rathaus, wo ich einiges ausfüllen muss und mein Kellner unterschreibt, da ich ihn als Inhaber eingetragen habe. Den Zuschlag muss ich noch abwarten, aber ich kann mir einige Stellen ansehen, wo meine Idee umsetzbar wäre. Somit fahren wir den restlichen Tag herum und schauen uns einige Gebäude an, die passen würden, aber unsicher bin ich mir trotzdem. Entscheidungen für längere Zeit zu fällen heißt eine enorme Verantwortung zu tragen – zumindest ist Joel dazu bereit. Alle Unterlagen verwahrt er und ich versuche noch einen Liedtext zu schreiben, weil ich heute geladen war. Diese Emotion kann ich sicherlich gut mit in einen neuen Text einfließen lassen. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher – meine Freunde und Vertrauten will ich keineswegs verlieren. Gestern ist der Zuschlag durchgekommen und wir haben uns für ein Gebäude in der Nähe vom Park entschieden. Dadurch kommen Gäste eher zu dem Café, während das Stockwerk darüber seine neue Wohnung wird und der Kellerraum ein Aufenthaltsraum mit Tonstudio für uns. Wie er seine zwei Ebenen gestaltet, bleibt ihm überlassen, denn ich halte mich an das Tonstudio, während die anderen den Aufenthaltsraum machen dürfen. Bis jedoch alles soweit ist, wird es noch einige Wochen dauern, wegen den Umbauarbeiten. Ganz so eilig habe ich es jedenfalls nicht, zumal ich die anderen noch davon in Kenntnis setzen muss. Dafür muss der Montag herhalten, weil heute Abend ja dieses Essen mit dem Konkurrenten von Vater und dessen Sohn sein wird. Gespannt bin ich auf den Sohn, denn viel hat er nicht verraten, was die beiden angeht und Konkurrenz hat Vater sowieso am laufenden Band. Woher soll ich wissen welchen Konkurrenten er trifft? Unausweichlich ist dieses Treffen sowieso, weil er gerne reinen Tisch macht und Absprachen trifft, die zu Gunsten beider Parteien ausgehen sollen. Zum Glück will ich nicht selber Designer werden – viel zu stressig. Allerdings habe ich keine Ahnung was ich werden soll. Warum kann man nicht bis 21 warten, bevor man soweit im Kopf ist? Ist ja schrecklich, wie früh man in Frankreich erwachsen sein muss. Wenigstens sind Ricardo und Felix eingeteilt worden, sodass ich mich nicht merkwürdig fühle, wenn wir diesen Termin wahrnehmen. Vor einem anderen Nobelrestaurant halten wir an und die Bodyguards stellen sich auf, bevor wir rauskommen. Heute trage ich einen Kimono, der den Ozean in seiner vielfältigen Farbgebung repräsentiert. Darum trägt Vater auch einen passenden Anzug – ist bei uns Tradition, dass ich die Farbwahl vorgebe und er seine Anzüge dahingehend abstimmt, wenn es um ein Geschäftsessen geht. Der Oberkellner begrüßt uns und fragt nach, wer wir denn seien. Dieser Typ redet geschwollener als der vom letzten Mal. Jedenfalls führt er uns zu einem Tisch weit weg von dem Eingang oder anderen Türen. Soll das Diskretion bedeuten? Immerhin sind hier hinten so gut wie keine Tische besetzt. Er gießt uns Wein ein und verbeugt sich leicht, da er wieder an seinen Platz geht. Das Getränk sehe ich mit bedröppelter Miene an und schiebe das Glas zu Vater, der mich nur kopfschüttelnd kommentiert. Mir egal, ich finde Alkohol schrecklich und kann keineswegs verstehen wieso ich, der minderjährig ist, das Teufelszeug trinken soll. Gehobene Gesellschaft hin oder her. Ein paar Minuten warten wir noch, bis die zwei angekommen sind. „Entschuldigen Sie bitte unser verspätetes Eintreffen, Monsieur Fleur. Mein Sohn hat ein neues Hobby, wie mir scheint, und die Zeit außer Acht gelassen.“ „Wir sind vorhin erst eingetroffen, Monsieur Agreste, weswegen diese Verspätung keineswegs schlimm ist.“ Dass ich Adrien begegne finde ich sehr viel besser, als ich erwartet hätte. Zuerst muss ich mich gebührend bei Monsieur Agreste vorstellen und ihn begrüßen, bevor ich einfach meinen guten Freund umarme. „Shirado! Wir sind hier bei einem Geschäftsessen!“ „Vater! Wir nicht, sondern du. Ich bin froh, dass Adrien da ist, also lasse mich ihn gebührend begrüßen, wie es sich für gute Freunde gehört.“ „Gute Freunde also. Mein Sohn, hast du mir etwas verschwiegen?“ Kalt! Diese Stimme ist schneidend kalt und man merkt dem blonden Jungen an, dass es ihm ein bisschen unangenehm ist – zumal mein Vater mich zusätzlich rügt, dass ich mich angemessen benehmen soll. Wir zwei geben nach und setzen uns gegenüber hin. Schade, dass wir nicht viel sagen können, da es nur um die Arbeit der beiden geht. Adrien ist recht schlau, indem er die Menükarte auf den Tisch stellt, sodass sein Vater ihn weniger im Blick hat, was ich ihm nachahme und er sich vorbeugt, um ein paar Grimassen zu schneiden, die mich kichern lassen. Unser Spaß wird gleichzeitig unterbrochen, weil unsere Väter die Menükarten uns jeweils korrekt vorlegen. Die Blicke von ihnen sprechen Bände. Schmollend lese ich mir die Gerichte durch und muss heute wohl auf meine Essgewohnheiten verzichten, weil hier absolut nichts japanisch ist. Nobelrestaurant, pah! Bestimmt gibt es wieder wenig auf dem Teller, was total ungenießbar ist oder einem den Appetit verdirbt, weil es stinkt. Naserümpfend blättere ich weiter und entdecke eine Lasagne, die jedoch für zwei Personen bestimmt ist. Wie solch ein Gericht hierherkommt wundert mich in hohem Maße, aber es wäre schön, wenn ich wenigstens ein weitestgehend normales Essen erhalten würde. Leicht stupse ich Adrien mit meinem Fuß an – dem der Anzug wohl zu eng wird, wie ich gerade erst bemerke – und er schaut zu mir. Mit meinen Augen versuche ich ihm zu verdeutlichen, dass wir uns unter dem Tisch treffen, weswegen ich ganz aus Versehen meine Gabel fallen lasse, die wir beide holen würden. Erst versteht er nicht, aber als ich die Aktion ausführe bietet er mir seine Hilfe an und schon sind wir unter dem Tisch. Dort erzähle ich ihm von der Lasagne und er wäre gar nicht so abgeneigt diese zu essen, weshalb wir uns grinsend wieder hochbegeben, um sofort eine neutrale Miene einzusetzen. Unsere Väter sollen nicht merken, dass wir ein bisschen Spaß haben wollen und ihnen zeigen, dass wir den Elefanten umsetzen können. Paparazzi gibt es hier keine, das weiß ich, aber besonders mein Vater soll sehen, dass es mir Freude bereitet mit meinen Freunden Zeit zu verbringen und da Adrien der einzige im Moment ist, den ich hier habe, muss es so gehen. Ein Kellner bringt zum Glück eine Flasche Wasser mit, die er uns einschenkt, bevor er weitere Bestellungen aufnimmt. Die beiden älteren Herren fangen an und Adrien bestellt für mich mit, was alle drei Erwachsene überrascht, selbst den stoischen Vater von ihm. Somit haben wir einige Punkte sammeln können. Mal schauen, wer heute gewinnt – unsere Väter oder wir. Was er für uns bestellt hat können die beiden nicht mehr nachsehen, weil die Menükarten mitgenommen werden. „Wie ich bemerke verstehen unsere Kinder sich auch ohne Worte.“ „Dem stimme ich zu, auch wenn ich meinem Kind gesagt habe, dass es sich angemessen benehmen soll.“ Volle Breitseite von meinem Herrn Papa. Danke, habe ich echt nötig gehabt. Grummelnd schmolle ich ein bisschen und mein Gegenüber setzt einen versöhnlichen Blick auf, sodass ich weniger Falten bekomme und ruhiger werde. Den Effekt hat nur er auf mich, weswegen er auch meine seelische Stütze ist, wie ich seine geworden bin. Uns Kinder wird ab und zu eine Frage gestellt, die wir beantworten, aber mehr dürfen wir nicht machen, wegen dem, was am Anfang passiert ist. Insofern müsste ich Vater noch von der Sache mit dem Café von Joel erzählen. Dieser Zeitpunkt wäre jedoch unangebracht, da er mit seinem Konkurrenten verhandelt. Ich langweile mich ohne Ende und selbst die Anwesenheit von Adrien macht es nicht besser, bis endlich unser Essen kommt. Für die beiden gibt es deren jeweilige Bestellung, aber der Knaller kommt, als der Kellner sagt, dass für das Paar die Lasagne in Herzform gemacht wurde. Selbst dem Vater von Adrien entfallen die Gesichtszüge, sodass sein Sohn übernimmt und den Kellner mit einer Danksagung entlässt. Ungerührt führen wir unseren Plan aus, essen erst ein paar Stückchen davon, während unsere Väter ihre Gerichte genießen. Den kleinen Schock haben sie entweder schon verdaut, was ich bezweifle, oder sie versuchen es zu ignorieren. Letzteres kommt eher in die Top Drei. Der Grünäugige zwinkert mir zu und ich nicke, denn wir toppen alles noch, indem wir uns gegenseitig das Essen anreichen. Ein indirekter Kuss also. Beide aufs Korn zu nehmen macht sehr viel Spaß. Welche Konsequenzen uns wohl erwarten? Sicherlich Hausarrest für mich. Wie es bei ihm aussieht kann ich nicht mal erahnen. Sie räuspern sich gleichzeitig und trinken ihre Gläser Wein leer, während wir verliebte Blicke aufsetzen und ungerührt weitermachen. „Bin ich froh dich als Mein zu wissen, Shirado.“ Oho~, Adrien toppt die Sache noch mehr. „Und ich bin froh, dass ich Dein bin, Adrien.“ Wir beugen uns vor und sind kurz vor dem Kuss, bis Vater einknickt. „Okay, okay, okay, ist ja gut, ich habe verstanden, ihr beiden seid gute Freunde und wollt euch unterhalten, ohne die Geschäfte eurer Väter mitzubekommen.“ Spiel und Satz für uns. Bekommen wir den Sieg zusätzlich? Wir nähern uns noch ein Stück und spüren unseren jeweiligen Atem. „Ich habe ebenfalls verstanden, Adrien. Sollte sich mehr entwickeln, möchte ich davon wissen und nun sucht euch einen anderen Platz, denn wir Erwachsenen haben zu tun.“ Sieg auf ganzer Linie. Wir lachen befreit und nehmen unsere Sachen mit, um ein paar Tische weiter ganz normal zu essen und Spaß zu haben. Über die beiden machen wir uns lustig, doch hören sie uns nicht, denn wir haben auf der anderen Seite vom Restaurant, noch in ihrem Blickfeld, den Tisch genommen. Solch eine lustige Art und Weise zu zeigen, dass man gegen die Langeweile ist, habe ich noch nie gehabt. Die Lasagne für Zwei haben wir auf und mich wundert es schon, dass er Wein trinkt, obwohl er noch nicht alt genug dafür ist, aber anscheinend muss er das – irgendwie. Eine Frage dahingehend möchte ich nicht stellen, denn seine Beziehung zu seinem Vater scheint komplizierter zu sein als meine. Anstatt zwei einzelne Eisbecher zu erhalten, hat der Kellner sich gedacht, dass wir diesen ebenfalls als Paar genießen möchten und bekommen dementsprechend alles hingestellt. Sein Blick war auch genial, als er gemerkt hat, dass wir beide woanders sitzen. Hach, ein lustiger Abend bei einem von Vaters Geschäftsessen hatte ich bisher nur zweimal. Dieses dritte Mal finde ich allerdings bisher das beste davon, weil Adrien selber gute Ideen einbringt. Nachdem das Eis von uns aufgegessen wurde, muss ich auf Toilette gehen und entschuldige mich demnach bei ihm. Aufpassend, dass mich niemand erwischt, gehe ich zu den Männern und nutze selbstverständlich kein Pissoir. Die Dinger sind schrecklich eklig und viele Kerle waschen sich danach nicht mal die Hände – Pfui! Noch ist alles ruhig und als ich gerade abgespült habe sowie meine Hände gewaschen, höre ich Stimmen und deswegen muss ich mich schnell wieder in einer Kabine einschließen, denn an sich darf ich nicht hier sein, wenn es der Öffentlichkeit zugänglich ist. „Hast du den jungen Agreste und seine Verabredung gesehen?“ „Ja. Ist das nicht die Fleur?“ „Genau. Deswegen finde ich es merkwürdig, dass gerade zwei Kinder von hohen Konkurrenten sich treffen und dies öffentlich.“ „Junge Liebe halt. Es ist schade, dass unsere Töchter nicht von ihm solch eine Beachtung geschenkt bekommen.“ „Hmpf! Man kann es noch ändern.“ „Wie meinst du das?“ „Wirst du schon sehen.“ Unheilvoll klingt diese Stimme schon, aber ich will hier auch endlich weg, zumal jemand auf mich wartet. Beide unterhalten sich noch ein wenig, bevor sie rausgehen und ich nach einigen Sekunden es ihnen nachmache. Kaum bin ich im offenen Raum sehe ich auch, was der eine Mann gemeint hat, denn er stellt seine Tochter vor, die recht aufdringlich sich an Adrien schmeißt, der nett versucht diese Situation zu lösen. Aus meiner Sicht reicht das, denn er und ich sind mit unseren Vätern hier. Stumpf ziehe ich der Trulla den Stuhl weg, auf dem ich vorhin gesessen habe und setze mich dem blonden Jungen gegenüber hin. „Entschuldige bitte, dass ich solange gebraucht habe, Adrien. Nachher kannst du es mir gerne heimzahlen.“ „Wo hättest du es denn gerne heimgezahlt?“ „Wo auch immer du es mir heimzahlen möchtest.“ Verruchte Anspielungen machen noch mehr Spaß, wenn sich die zuhörenden Personen genieren und abhauen, was uns wieder lachen lässt. Jedoch müssen wir uns mit solchen Sprüchen zügeln, weil so etwas schneller die Runde macht, als man meinen könnte. Entgegen der Annahme, dass wir mehr Zeit hätten, kommen unsere Väter auf uns zu und möchten wissen, was vorhin losgewesen ist. Adrien erklärt es ihnen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und beide sind zufrieden, dass wir keinen größeren Mist veranstaltet haben. Sie haben ihr Geschäft abgeschlossen und wollen ein paar Projekte gemeinsam machen, weil wir uns gut verstehen, was uns zwei verwundert. Erst einen auf geschockt machen und nun sich verbünden? Wir haben wohl doch viel mehr verpasst, als gedacht. „Mademoiselle Fleur, ich hoffe doch, dass Sie weiterhin gerne die Nähe von meinem Sohn genießen werden. Ihn habe ich vorher noch nicht so glücklich erlebt. Zudem freue ich mich auf unsere gemeinsame Arbeit, Monsieur Fleur.“ „Für mich ist die Zeit mit Adrien kostbar und ich freue mich jedes Mal auf ihn.“ „Und ich ebenso, Monsieur Agreste.“ „Dies höre ich gerne. Auf ein baldiges Wiedersehen.“ „Wir sehen uns am Montag, Shirado.“ Die Verabschiedung wiederhole ich mit seinem Namen und einem glücklichen Lächeln, bis wir uns trennen müssen und in unsere Limousinen steigen. „Trotz eurer Alberei war es ein sehr gelungenes Gespräch. Dass Adrien der Sohn von Monsieur Agreste ist, war mir bis dato unbekannt, aber er fand es gewinnbringend, dass sein Sohn sich in deiner Nähe wohlfühlt. Darum konnten wir viele gemeinsame Verträge ansprechen und bei den meisten Projekten werdet ihr beiden gemeinsam modeln.“ Dahingehend werden wir einfach übergangen, anstatt mit uns zu reden, ob es uns passt noch mehr zu modeln. Wahrlich ein Aspekt der Zuvorkommenheit. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass ich mit Adrien mehr Zeit verbringen kann. Wenigstens darin kann ich einen guten Teil der Arbeit sehen. Vielfältige Kleidung wird es mit dieser Zusammenarbeit sicherlich geben. Deswegen bin ich kein Stück sauer auf Vater. „Ihr seid wirklich nur Freunde, oder?“ Augenrollend sehe ich aus dem Fenster und lasse ihn schmoren. Oft genug habe ich es ihm gesagt. Heute ist eine weitere Klausur an der Reihe und zwar gleich in der ersten Stunde, weshalb ich überpünktlich sein muss. Aber dementsprechend schusselig bin ich im Moment, weil ich gegen fast alle Tische anecke und beinahe sogar die Treppen in meinem Zimmer runtergefallen wäre. Fürwahr ist diese Klausur in Englisch keineswegs eine große Lappalie, jedoch ist es die erste bei Madame Bustier. Sie hat echt lange damit gewartet, aber nun kommen sie jede Woche einmal, sodass es schon eine kleine Tortur ist, wenn man vergisst zu lernen. Zu meinem Glück habe ich in den Sprachen, die hier an der Schule unterrichtet werden, keine Probleme. Pünktlich kommen wir an und somit verpasse ich nicht die Klausur. Meine Freunde begrüße ich und wir gehen in den Klassenraum, denn besser ist es, wenn wir schon da sind und uns nicht abhetzen müssen, sobald es klingelt. Mich wundert es, dass Chloé fehlt, denn sonst ist sie pünktlich. Selbst als Madame Bustier reingekommen ist fehlt sie noch. Hat sie etwa neue Attitüden? Mitten in der Klausur kommt sie einfach in die Klasse und beschwert sich lautstark, dass ihr inkompetenter Chauffeur nicht schnell genug gefahren ist, um sie pünktlich hierherzubringen. Dass unsere Lehrerin sie ermahnt und rauswerfen will ignoriert sie gekonnt und Madame Bustier resigniert, sodass es morgen eine Wiederholung gibt. Vielen Dank auch, Chloé. Jetzt beklagt sie sich auch noch, dass sie bis morgen keinen neuen Chauffeur finden kann und vergießt sogar einige Tränen. „Dann gehst du eben früh genug raus, Chloé! Wir anderen haben es geschafft anzukommen.“ „Ich soll zur Schule laufen?! Da ruiniere ich mir ja meine Haare! Nie im Leben!“ „Ruhig jetzt ihr beiden! Wir machen morgen eine neue Klausur in Englisch und gut ist. Wer zu spät kommt, der darf draußen warten und nun werden wir den Unterricht fortsetzen.“ Besser als zu hören, was Chloé für ein Leid hat. Dass sie jedoch ihren Chauffeur gefeuert hat klingt weniger schön. Soweit ich weiß ist dieser ein Freund von Felix. Ihn kann ich nachher sicherlich nach diesem fragen. In der letzten Pause machen Adrien und ich einen Termin zum Lernen aus und nach der Gymnastikstunde bin ich soweit, dass ich nach Hause kann. Ricardo braucht dieses Mal länger, da er noch beim Direktor ist, warum auch immer. Diese Zeit kann ich nutzen, um zu Felix zu gehen, obwohl ich an sich nur mit meinem Beschützer gehen soll. Bei der Hälfte des Weges erscheint ein blaues rundes Portal und aus diesem schießt ein fahrendes Auto, was mich erschreckt und ich sofort wie erstarrt dem Fahrzeug entgegensehe. „Vorsicht!!“ Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich kann nur sehen, wie Ricardo von dem Auto erwischt, durch den Aufprall in die Luft gewirbelt wird und hart auf den gepflasterten Boden aufschlägt, während das Auto durch ein weiteres Portal verschwindet. Krabbelnd versuche ich meinen zitternden Körper zu dem von meinem Bodyguard zu bekommen und versage zwischendurch mehrmals, bis ich ihn erreiche. Mehrere Versuche meinerseits erbringen keine Reaktion von ihm und mir kommen die Tränen, die ich nicht mal zurückhalte, sondern freien Lauf lasse, genauso wie der innere Schmerz, der nach außen dringt. Wieso hat es Ricardo erwischt? Er wäre sicherlich noch voller Energie, wenn ich auf ihn gewartet hätte, wie es die Vorschriften waren. Irgendjemand versucht ihm zu helfen, während ich nur untätig daneben sitze. Warme Hände berühren mein Gesicht und ziehen es von dem recht leblosen Körper weg. Es ist Adrien, der mir irgendwas sagt, aber ich kann ihn nicht verstehen. Nun lasse ich alles heraus und klammere mich an ihn. Sanft drückt er mich an sich und lässt nicht los. In diesem Moment ist er der Anker, den ich brauche, um nicht total verrückt zu werden. Ricardo… „Er atmet noch! Ruft jemand bitte einen Krankenwagen?!“ „Der ist schon unterwegs!“ „Bringt Mademoiselle Fleur von hier weg! Sie verkraftet das nicht!“ „Ich kümmere mich um sie.“ „Falsch – wir alle kümmern uns um sie.“ Irgendwohin will Adrien gehen, aber ich kann einfach nicht. Durch mein Handeln ist Ricardo angefahren worden, sodass er vielleicht stirbt. Wie soll ich damit leben können? Kurz spüre ich den Boden nicht mehr und erschrecke mich fürchterlich, bis ich merke, dass der Blonde mich auf die Arme genommen hat und wieder in die Schule trägt. Danach heule ich einfach weiter seine Klamotten voll, während ich auf seinem Schoß sitze. Zwar spüre ich andere Personen um mich herum, aber richtig nehme ich diese nicht wahr. „Können wir irgendwas tun, Adrien?“ „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, denn so am Boden zerstört habe ich Shirado noch nicht gesehen.“ „Ich hole erstmal eine Decke.“ „Und ich hole Wasser!“ „Da es nichts mehr zu tun gibt, bleibe ich hier.“ „Ja, lasst uns eine Genesungswache machen. Ich hole alles um eine Genesungskarte zu basteln!“ „Rose, du…, warte, dass schaffst du nicht alleine alles zu holen!“ „Wenn wir eine Genesungswache halten, hole ich ein paar Kerzen. Die bringen die richtige Stimmung.“ „Ivan und ich passen auf, dass hier niemand reinkommt und Shirado belästigt.“ „Wird gemacht, Kim.“ „Kinder, was veranstaltet ihr hier für einen Lärm?“ „Madame Mendeleiev, Shirados Bodyguard wurde von einem rasenden Auto erwischt, welches ihn sonst getroffen hätte.“ „Ein Auto? Hier auf dem Schulgelände und außerhalb der klaren Begrenzung?“ „Korrekt, Madame Mendeleiev.“ „Also gut, Schüler, wir werden hier auch für eure Sicherheit sorgen. Eure Eltern werden Caline und ich anrufen, während ihr aufpasst, dass niemand eintritt, der hier nicht hergehört, verstanden?“ „Jawohl, Madame Mendeleiev.“ Viele Stimmen kann ich hören, aber die Zuordnung fällt mir im Moment schwer. Mir wird etwas um die Schultern gelegt und an den Mund gehalten. Anscheinend soll ich trinken, was ich lustlos mache. Laute Geräusche sind zu hören und starker Wind weht hier im Innenhof. „Was machen Sie hier, Monsieur? Hey, ich rede mit Ihnen!“ Schussgeräusche ertönen, dann erfolgen Schreie und alles ist ruhig. Außerdem kann ich meine Landessprache hören. „Was willst du hier? Für eine Yakuza haben wir keine Zeit.“ „Pff, als ob du Schwächling mich davon abhalten könntest. Wie ich sehe bist du in Shirados Trauergriff gefangen. Der lässt dich stundenlang nicht mehr los, selbst im Schlaf.“ „Mir egal, ich bin für ihn da.“ „War ich auch mal und Xilan hat viel gegen mich auszusetzen gehabt. Allerdings siehst du aus, als ob du nicht in dunkle Machenschaften verstrickt bist und zudem gut japanisch kannst. Da er dich nicht mehr loslässt, musst du eben mitkommen.“ „Wohin?“ „Zurück nach Japan natürlich. Shirado gehört zu uns und hat eine wundervolle Gesangsstimme. Mit ihm als Braut wäre ich unschlagbar.“ „Sein Vater hätte da noch ein großes Wort mitzureden.“ „Xilan? Ich bitte dich, der weiß nicht mal, dass ich hier bin.“ „Und ob ich das weiß, Keisuke! Finger weg von meinem Sohn!“ „Na toll, jetzt muss ich dich doch noch umbringen, um an mein Ziel zu gelangen. Gerade diesen Aufruhr wollte ich vermeiden. Männer – Angriff auf den alten Knacker!“ „Kann mir mal bitte irgendjemand übersetzen, was diese Männer da faseln? Da bekommt man ja Kopfschmerzen von. Dies melde ich Papa, damit sie aus der Stadt verbannt werden.“ Chloé bekommt einen kleinen Ausbruch, was ich von ihr schon kenne und ich aufschaue. Sie steht hinter Adrien und versucht ihre Unsicherheit mit ihrer gewohnten Art und Weise zu überdecken. An sich erfordert das eine Menge Mut, wenn ich an die Stimmen denke, die ich zu hören bekommen habe. „Hey, Shirado, geht es dir ein bisschen besser?“ Adrien sucht den Blickkontakt mit mir und ich schaue in seine fürsorglichen grünen Augen. Es beruhigt mich ungemein, dass er mir Trost spendet und nichts dafür als Gegenleistung erwartet. Dass selbst Chloé hier ist, finde ich überraschenderweise ebenfalls beruhigend, denn ihre unverwechselbaren Charakterzüge gehören zu meinem Alltag. „Wow, Shirado, dein Vater ist eine wahre Kampfmaschine.“ Nino höre ich, wie er Vater kommentiert. Wie ich ihn kenne, nimmt er es genauso wie Alya auf – da sind sich beide recht ähnlich. „Was ist hier los?!“ Madame Mendeleiev brodelt schon in der Stimme wie ein Vulkan – mit der ist gerade keineswegs gut Kirschen essen. „Das wird mir alles zu bunt. Gebt auf oder ich lösche eben dem Kerl die Lichter aus.“ Hält Keisuke gerade eine Waffe in die Richtung von uns und zielt auf Adrien? Das darf er nicht. Kurzum setze ich mich so hin, dass ich weitestgehend diesen bedecke. „Shirado, nicht!“ „Diese Farce muss ein Ende haben. Monsieur, Sie werden mich mal kennenlernen.“ Sie wirft Kugeln, in denen verschiedene Flüssigkeiten zu sein scheinen in seine Richtung, die er einfach zerschießt, als wären sie nichts. „Und das soll mich aufhalten? Eine verrückte Lehrerin habe ich bisher noch nicht umgebracht – wird mir sicherlich Spaß machen.“ „Was Sie auch immer da geschwafelt haben – unterschätzen sie niemals die Chemie.“ Die Flüssigkeiten reagieren aufeinander und schon ist Keisuke von blauem Schaum vollkommen eingenommen, sodass er seine Waffe aus Überraschung fallengelassen hat. Zu unserer Überraschung springt Madame Mendeleiev über das Geländer runter und kickt den Yakuza mit einer hohen Wucht im Radschlag gegen die nächstbeste Wand, dass wir Schüler mit offenem Mund ihr dabei zusehen. „Hmpf! Große Töne spucken und am Ende nichts können. Kinder, dass passiert, wenn ihr nicht lernt – ihr werdet Trottel.“ „Monsieur Fleur, die Polizei ist eingetroffen und hat den Helikopter umstellt, wie Sie es vorhergesagt haben.“ „Vielen Dank, Madame Mendeleiev und Madame Bustier. Ich danke Ihnen, dass Sie meinen Rat am Anfang des Schuljahres befolgt haben. Entschuldigen Sie mich nun, ich muss die japanische Botschaft anrufen, sodass wir diese Familie in der Hand haben.“ Er kommt währenddessen auf mich zu und drückt mich an sich. „Passe gut auf dich auf, Shirado. Ricardo kommt sicherlich durch, aber solange wirst du mit einem fremden Mann klarkommen müssen, in Ordnung?“ Ich nicke und er lobt meine Klassenkameraden für ihr richtiges Engagement in solch einer Krisensituation – wenn auch nur für die Filmerei. Alya und Nino müssen ihre Handys abgeben, weil es Beweismittel sind, aber sie erhalten sie zurück, sobald die Aufnahmen bei Vater auf dem Computer sind. Unterdessen kommen Polizisten rein, die einfach die bewusstlosen Yakuzamitglieder mitnehmen, ohne weiter darauf zu achten, dass diese mit ihren Köpfen irgendwo anschlagen könnten. „Trotz des ziemlich schlimmen Vorfalls vorhin, bleibt ihr bitte hier, denn noch ist eure Sicherheit nicht garantiert.“ Wir nicken der Lehrerin zu und unser Schulleiter kommt ebenfalls. „Den Rest der Woche habt ihr frei, um euch von diesem Vorfall zu erholen. Solch ein Spektakel hatten wir bisher noch nie, aber ich kenne euch. Ihr seid stärker, als manche meinen. Erholt euch gut, während wir Lehrer noch einige Dinge zu erledigen haben.“ Vater geht mit ihnen, nachdem alle Verbrecher festgenommen wurden. War dies ebenfalls meine Schuld? Alle meine Klassenkameraden haben Erfahrungen mit der Yakuza gemacht, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein und unsere Lehrer schützen wirklich ihre Schüler. „Es ist nicht deine Schuld, Shirado. Genauso wenig ist es deine Schuld wegen Ricardo. Dieser Keisuke wollte dich zwingen ihn zu heiraten und hat sogar nicht davor zurückgeschreckt uns zu töten. Der ist abgrundtief böse und der Fahrer von dem Auto, der braucht dringend einen Denkzettel, damit er nicht mehr einfach auf Plätzen fährt, die nur für Fußgänger freigestellt sind.“ „Leider muss ich die in einer Sache widersprechen, Adrien – Keisuke ist an sich sehr lieb. Irgendwas muss passiert sein, dass er sich so verhält. Er lässt sich ungern in die Karten schauen, aber ich kenne ihn besser – er hat keine scharfe Munition benutzen lassen und nur einen Hubschrauber mitgebracht. Seine Familie ist sehr groß. Vater weiß dies auch und will über die Botschaft erreichen, dass sie sich weiteren guten Geschäften widmet, weil der Vater von Keisuke sein bester Freund während einer besonderen Zeit war. Es ist viel passiert, aber niemals würde Keisuke jemanden umbringen, auch wenn sein Verhalten echt extrem war.“ „Liebst du ihn noch?“ Bitte was?! Wie kommt er denn auf diese Idee? Ich sehe es ihm an, dass er diese Frage unbedingt beantwortet haben möchte. „Nein. Mit ihm habe ich abgeschlossen. Warum er genau hier ist, wird Vater noch herausfinden.“ Meine Antwort erleichtert ihn dermaßen, dass ich von ihm wieder umarmt werde. Jedoch muss ich die Umarmung lösen und mich vor allen entschuldigend verbeugen, dass sie wegen mir in solch einer Situation geraten sind. „Denkst du ernsthaft, dass eine Entschuldigung reicht? Meine Haare sind total durcheinander! Nur wegen dir.“ Stürmisch umarme ich Chloé und bedanke mich für ihre unnachahmliche Art und Weise, die mich aus dem Tief geholt hat, was mich sonst verschluckt hätte. Kurzerhand umarme ich alle meine Klassenkameraden für ihren Beistand, denn solchen habe ich an der Privatschule niemals zu spüren bekommen gehabt. Wir basteln gemeinsam Genesungskarten für Ricardo und halten eine Genesungswache, die Juleka einleitet. Diese nutzen auch einige um den Schrecken von Keisuke zu verdauen. Verstehen kann ich es gut. Wenn er eines kann, dann eine gute Show abliefern. Trotzdem fand ich es nicht in Ordnung die Schule mit hineinzuziehen. Vater kommt zurück und bittet alle darum, dass dieser Vorfall nicht zu groß aufgebauscht wird, weil er meint, dass andere kommen könnten und dies möchte er unbedingt vermeiden. Sogar Chloé hält den Mund und befürwortet seine Bitte. Danach lädt er alle zu einer Modenschau ein – mit allen Annehmlichkeiten, die so eine zu bieten hat. Sie sollen nur ihren Namen angeben und danach seinen damit sie die Karten bekommen. Ist es der erste Termin für die gemeinsame Modenschau? „Unsere Väter vergeuden echt keine Zeit.“ Ihm gebe ich da vollkommen Recht. Diese Zusammenarbeit muss wirklich eine große Sache sein. Felix kommt rein und läuft auf unseren Trupp zu. „Ricardo hat es geschafft – er ist über den Berg. Sein erstes Wort war dein Name, Shirado. Danach ist er leider sofort eingeschlafen.“ Pure Erleichterung durchflutet mich. Mein persönlicher Bodyguard ist über den Berg. Allerdings löst es das Problem mit diesem Verrückten nicht, der hier anscheinend Portale erschafft und rasende Autos dadurch an falschen Orten fahren lässt. Ob Ladybug und Cat Noir schon dabei sind diesen zu stellen? Ihnen kann ich dieses Mal leider nicht helfen. Plötzlich bildet sich ein Portal in der Mitte vom Innenhof und wir retten uns die Stufen hinauf, damit wir nicht erwischt werden. Aus dem Auto steigt eine Person, die genauso eine dunkle Aura umgibt, wie diese anderen zwei, die ich schon kennengelernt habe. „Ich bin der Portalmeister – der schnellste Fahrer, den es gibt! Chloé Bourgeois – du kommst mit mir mit.“ „Ich will aber nicht! Ich habe heute erst meinen Chauffeur gefeuert und suche mir selber einen neuen. Einen dahergelaufenen Kostümträger stelle ich doch nicht ein.“ „Eine Wahl gibt es nicht.“ Ein Portal erscheint vor ihm und eines direkt hinter uns. Er geht durch das unten und kommt direkt oben heraus, um sich die Tochter vom Bürgermeister zu schnappen. Felix will ihn aufhalten, wird jedoch durch ein Portal woanders hingebracht und ich habe keine Ahnung wohin. „Halt! Sind Sie der Chauffeur, der von ihr gefeuert wurde?“ „Dies ist nicht von Belang. Dieses hochnäsige Mädchen kommt mit mir.“ „Ich bitte Sie, Monsieur Portalmeister, sie hat keinen Wert. Ich bin das Kind von einem der weltweit bekannten Modezaren. Wäre ich nicht ein besserer Köder für Ladybug und Cat Noir?“ „Sie wissen, was ich vorhabe. Wie kommt das?“ „Der gleiche Ablauf. Irgendeine Stimme verspricht Ihnen irgendwas und Sie gehen auf diesen Handel ein, nicht wahr?“ Keine Antwort ist auch eine und ich höre wieder diese eine Stimme, die sehr bestimmend ist. „Nehme sie mit, dann kann sie Cat Noir und Ladybug nicht helfen und du kannst sie gegen die Miraculous eintauschen.“ „Gut, ich lasse Chloé hier und nehme dich mit.“ Freiwillig mit ihm zu gehen macht es sicherer, als zurückzubleiben und vielleicht schaffe ich es, dass er sich mir öffnet. Somit wäre die Arbeit von den beiden Helden ein bisschen vereinfacht. „Shirado, nicht!“ „Es ist gut, Adrien. Ihr alle habt mir geholfen, auch Chloé, da werde ich nun helfen und mit ihm gehen, damit ihr keine Gefahr mehr habt.“ Etwas grob werde ich mitgezogen, durch das eine Portal geschleppt und beim Auto hinten reingeschubst, bevor er einsteigt und die Fahrt losgeht. Seine hohe Geschwindigkeit und die vielen Portale tragen nicht zu meinem Sicherheitsgefühl bei. Selbst die Plattformen vom Eiffelturm sind nicht vor ihm sicher. Sogar Stunts macht er, sodass mir das Herz eine Etage runterrutscht. Seine Geschwindigkeit muss sehr hoch sein, denn viel erkennen kann ich nicht. Nach einem weiteren Portal sind wir im Stadtpark und dann auf irgendeinem Dach, bis wir woanders endlich anhalten, da ein Baum die gerade Strecke stört, die er fahren wollte. Hinter diesem springen Cat Noir und Ladybug vor. „Es wird Zeit dich du drosseln, Portalmeister!“ Ihr Spruch ist wirklich gut. Beide springen hoch und landen auf dem Auto, worauf er gewartet zu haben scheint, denn er drückt auf die Tube, sodass der entstandene Ruck ausreicht, dass die beiden wegfallen. Menno, dies wäre ihre Chance gewesen, aber da muss ich wohl mitmachen. Stumpf lehne ich mich vor und halte dem Fahrer die Augen zu. „Hey, was soll das?!“ „Sie gegen irgendwas fahren lassen, sodass Ihr Auto totaler Schrott ist?“ Gurte legen sich um meinen Körper und pressen mich in den Hintersitz. Schade, denn beinahe wäre er gegen den umgefallenen Baum gefahren und hätte nichts mehr machen können. Taten bringen nichts mehr, also müssen Worte her. „Wieso rasen Sie durch Paris und missachten die Sicherheit?“ „Das ist es, was Chloé wollte, nur weil sie verschlafen hat. Jetzt bin ich der schnellste Fahrer, den es gibt und kann überall hin. Niemand kann mich stoppen, denn mit meinen Portalen gelten keine Vorschriften mehr.“ „Ihnen ist es auch egal, dass Sie andere Menschen zu Tode fahren würden?“ „Ehrlich gesagt nicht, aber es passieren eben Unfälle.“ Recht hat er schon, aber ich finde es trotzdem nicht in Ordnung, dass er wie ein Wilder durch alles fährt, was ihm in den Sinn kommt, nur weil er Portale erschaffen kann. Plötzlich will er scharf ausweichen, was mich überrascht, denn vor uns sehe ich kein Hindernis. Laut ertönt ein Geräusch recht nahe von uns, bis es sich dreimal wiederholt und wir komplett stoppen. Kurz darauf löst sich ein Teil des Autos auf und Cat Noir zerreißt die Gurte, die mich festhalten, um mich wegzutragen. Auf dem Boden kann ich Krähenfüße sehen, welche das Muster von Marienkäfer haben. Aha, der Glücksbringer von Ladybug dieses Mal. Haben die zwei etwa schon herausgefunden, wo der Schmetterling steckt? Anscheinend schon, denn das Auto löst sich komplett auf und der entstandene Schaden wird bereinigt, wie die anderen Male zuvor. „Ich bringe dich zum Krankenhaus, Shirado. Wenn Ladybug richtigliegt, wird dein Bodyguard gesund sein, sobald wir ankommen.“ Diese Geste ist zuvorkommend von Cat Noir, der anscheinend angefangen hat zu trainieren, weil es sich anders anfühlt in seinen Armen zu sein. Seine Sprünge sind wahrlich hoch und über die Dächer zu reisen spart eine Menge an Zeit, denn wir sind schnell da. Umarmend bedanke ich mich bei ihm, bevor ich in das Krankenhaus stürme und dort nach meinem Bodyguard frage. Kaum bin ich in seinem Zimmer, setzt er sich auf und scheint sich zu wundern, dass ihm nichts mehr fehlt. Überglücklich springe ich ihn an und heule vor Freude, dass es ihm ausgezeichnet geht. „Bin ich froh, dass es dir gut geht.“ „Und ich bin froh, dass du unverletzt bist, Shirado.“ Unsere schulfreie Woche habe ich meistens bei Ricardo im Krankenhaus verbracht. Die Ärzte haben sich über seinen schnellen Genesungsprozess gewundert und wollten ihn dabehalten. Über die Genesungskarten hat er sich gefreut, auch wenn sich ein paar wiederholen. Ist ja auch kein Wunder, denn alle kennen ihn nicht. Chloé hat ebenfalls eine gemacht und die findet er noch am besten, denn in dieser steht, dass er gute Arbeit geleistet hat. Sie sieht die Dinge eben aus ihrer Perspektive. Meine Freunde sind auch gekommen und Vater war ebenfalls da. Deswegen waren die Stunden im Krankenhaus nicht allzu langweilig – zumal Adrien mit mir gelernt hat, wegen der vielen freien Zeit, von der sein Vater weniger begeistert war, er jedoch ein Auge zudrückt, weil wir beide lernen. Trotz der turbulenten Sache in der Schule habe ich kostbare Schätze erhalten, die man auf den ersten Blick nicht erkennen kann – und sie möchte ich bewahren. Durch meinen maßgeblichen Aufenthalt bei Ricardo vergeht die Zeit und er kann endlich entlassen werden. Felix holt mich ab und berichtet mir, dass sein Freund eine neue Stelle vom Bürgermeister persönlich erhalten hat, sodass dieser für das Hotel die Gäste fährt, die es gerne möchten. Gleicher Arbeitgeber, aber ein anderes Klientel. Mich freut es, dass soweit alles in Ordnung ist und wir keine Angst vor einem Raser mehr haben müssen. Sicherheit geht im Straßenverkehr vor – auch wenn man zu spät ankommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)