» Inking me red « von Alsobey ================================================================================ Kapitel 2: × I’m not heartless, I’ve just learned to use my heart less. × ------------------------------------------------------------------------- × × × × I’m not heartless, I’ve just learned to use my heart less. × „Kakashi-Senpai. Wir sehen uns dann morgen.“ Tenzou hob seine Hand und winkte zum Abschied. Er hielt kurz im Türrahmen inne und blickte mich noch einen Moment schweigend an, bevor er den Raum verließ. Ich ignorierte den Blick, der stumm seine Sorge um mich aussprach. Der Junge versuchte sein Möglichstes, mir ein Freund zu sein - ich ließ es nicht zu. Ich erlaubte ihm Teil meines Teams zu sein, waren wir doch auf das Bestehen des Hokages gemeinsam eingeteilt worden. Er wusste, dass es seinen Vorteil hatte und so ganz kam ich nicht um den Gedanken herum, dass dieser mehr damit bezweckte, Tenzou in meiner Nähe zu halten. Ich versuchte die Sympathie, die Dynamik, die sich unweigerlich zwischen uns bildete, zu ignorieren. Versuchte mir auszureden, dass ich es mochte, dass er mit mir die Aufträge ausführte. Das es nützlich war, einander zu vertrauen, sich auf einander zu verlassen. Ich wollte es nicht. Befehl war Befehl und ich wagte mich nicht zu widersetzen, wo es keinen triftigen Grund dafür gab. Leider war es eine Tatsache, dass ich lieber Tenzou bei den Aufträgen dabei hatte, als jemanden der anderen, zu denen ich noch weniger Bezug hatte. Es war unleugbar aber ich vertraute Tenzou. Er kritisierte mich nicht, ließ mich machen, befolgte ohne zu zögern meine Anweisungen. War, wenn es sein sollte, ein stummer Begleiter. Mehr als stilles Wohlwollen ließ ich ihm gegenüber auch nicht zu. Das war das Mindeste, was er von mir erwarten und bekommen konnte. Ich respektierte ihn. Wir agierten als Team. Mehr war da jedoch nicht. So erstickte ich beinahe bei dem Gedanken, würde ich das, was er mir immer wieder anbot, gänzlich zulassen: Aufrichtige Freundschaft. Er sagte mir oft, dass es für ihn nur wichtig war, bei mir zu sein. Mir schnürte es jedes Mal die Kehle zu. Es war genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte nicht wichtig sein. Er war dankbar darüber, dass ich sein Leben verändert hatte, ihn befreit und einen neuen Sinn gegeben hatte. So wollte er unbedingt nur eins – einen Platz an meiner Seite. Dafür nahm er es bereitwillig in Kauf, wie abweisend ich mich auch ihm gegenüber oft verhielt. Er sah einfach über mein Verhalten und meine unzugängliche Art hinweg. Blieb stets höflich und freundlich und schenkte mir sein Lächeln. Er ließ mir großzügig meinen, für mich beanspruchten, Freiraum und respektierte meine klar gezogenen Grenzen – meistens zumindest. Er stellte mich und mein Handeln niemals in Frage. Blieb penetrant an meiner Seite, verteidigte mich vor den anderen, auch wenn ich es nicht wollte. Mir waren sie egal, sollten sie doch reden, sich ihre Meinung über mich bilden und mich verurteilen für das was ich war. Den Spitznamen, den sie mir gegeben hatten, passte gut zu mir: ‚Reiketsu no Kakashi‘ – kaltblütig und gnadenlos. Es gab da nicht mehr viel in mir, dass es treffender beschrieb wie ich handelte, wie ich meine Aufträge ausführte. Den Namen trug ich nicht, weil ich ihn wollte, sondern weil er mir half. Er half, die nötige Distanz zwischen mir und allen anderen aufrecht zu erhalten. Niemand beschwerte sich über meine Arbeit – sie war in jeder Hinsicht perfekt. Aufträge die ich zugeteilt bekam, wurden immer erfolgreich ausgeführt. Ich rühmte mich nicht damit, es waren nur stumme Zahlen auf einer langen Liste. Wie so vieles, nicht für mich von Bedeutung. Vielleicht war ich gefühllos geworden, doch sicherlich nicht taub. Ich hörte das Flüstern, das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand, die unterschwelligen Anfeindungen, das Sträuben, mit mir zusammenzuarbeiten, sich mit mir abzugeben. Ich war über die Jahre nicht gerade zugänglich und gesprächiger geworden, eher war das Gegenteil der Fall. Ich zog mich mehr denn je zurück, tat nur das, was meine Pflicht mir vorschrieb. Nicht nur ich mied die anderen, sondern auch ich wurde gemieden. Selbst wenn jeder wusste, dass die Garantie, unter meiner Führung wieder lebendig nachhause zurückzukehren, hoch war. Man respektiert meine Arbeit, meine Führung, ich war für meine Leistung anerkannt, aber nicht, dafür wer ich war. So machte ich doch einen Unterschied und duldete Tenzou als einzigen. Er war nicht mein Freund, doch war er während der Aufträge ständig an meiner Seite. Ich musste mich daran erinnern, dass selbst die Besten Shinobi, so gut sie auch sein mochten, ein Team brauchten. × × × Ich saß allein im Umkleideraum der ANBU. Dort zog ich mir meine Armschoner aus sowie die Handschuhe über die Finger. Die Uniform und die restliche Ausrüstung legte ich in den Spind. Als letztes nahm ich meine weiße Maske mit der roten Bemalung, welche neben mir auf der Bank lag, in die Hand. Meine Finger strichen fast zärtlich über das harte Material. Sie war mein zusätzlicher Schutz. Wenn ich sie trug, konnte ich jemand anderes sein. Ich war nicht mehr ich selbst, gefangen in den Zweifeln, den Vorwürfen, in meiner Schuld. Sondern Jemand, der sich von seinen Ängsten befreien konnte. Jemand der funktionierte. Die Anonymität machte mich unkenntlich, ich konnte sein wer ich wollte. Mit ihr konnte ich die Stärke zeigen, die ich eigentlich nicht hatte, konnte ein guter Anführer sein und konnte allen Anforderungen gerecht werden. Ich konnte der perfekte Shinobi sein, von dem ich als Kind so oft geträumt hatte, denn in den Momenten, wenn ich die zusätzliche Maske trug, ließ ich alles andere hinter mir zurück. Ich war dann nicht mehr Kakashi Hatake, der Sohn des Weißen Reiszahns, der Kameradenmörder… Ich war Niemand. Nichts hatte der Jemand, der ich war, wenn ich die Maske trug, mit mir gemeinsam. Leider war diese Zeit immer begrenzt. Auch jetzt musste ich sie wieder zurücklegen. Zögerlich, aber behutsam, legte ich sie zu den anderen Klamotten, in den Spind. Ich sagte mir morgen, morgen würde ich sie wieder tragen, dadurch wieder zu Niemand werden. Es beruhigte mich. Jetzt musste ich mich mit dem begnügen was mir blieb. Immerhin trug ich noch eine zweite Maske, die sich wie eine zusätzliche Haut über mein Gesicht legte. Hatte ich schon erwähnt, das ich Masken mochte? Damals als Kind, hatte es mir schon immer gefallen, eine zu tragen, irgendwann war es zur Gewohnheit geworden und damit ein Teil von mir. So zog ich diese inzwischen höchstens zum Baden und essen von meinem Gesicht. Allerdings hatte ich damals andere Beweggründe als jetzt. Jetzt ging es mir wirklich darum, mein Gesicht zu verbergen, meine Regungen zu verhüllen und… ja vielleicht hat es auch etwas mit meinem Kontrollzwang zu tun. Das ich etwas nur für mich hatte, etwas was nur mir gehörte, etwas was ich über mich bestimmen konnte. Es war etwas, bei dem Niemand genau wusste, wie es darunter eigentlich aussah. Es war ein Geheimnis. Mein Geheimnis. So sollte es auch bleiben. Ich schloss den Spind sorgfältig ab und verließ das Gebäude. Meine Hände steckten tief in meinen Hosentaschen, als ich teilnahmslos durch die Straßen lief. Alle Eindrücke zogen ungeachtet an mir vorbei. All die Menschen, die fleißigen Bewohner, die ihrer Arbeit nach gingen. Die Leute, die ihre Einkäufe in den Geschäften erledigten, Mütter mit vollen Einkaufskörben. Alte, Junge, wie sie stehenblieben, schwatzten und lachten. All die Gespräche und Geräusche kümmerten mich nicht. Selbst die Hunde und Katzen, die herumliefen und zwischen ihnen all die glücklichen Familien, die laut lachenden Kinder ignorierte ich. Ich war kein Teil davon. Das Kinderlachen drang schrill an mein Ohr. Die runden kleinen Gesichter leuchteten rosig, waren so frei und unbefangen. Mein Blick ging durch sie hindurch, als sie meinen Weg kreuzten. Sie kannten noch nicht die Grausamkeit dieser Welt, ihre Brutalität, nichts passierte so wie du es dir wünschst. Es gab keine Kontrolle über das Leben. Heute gab es für mich nichts mehr zu tun. Leider. Während ich meinen dunklen Gedanken nachhing, bog ich ab, weg von all den Menschen, die sich auf den Straßen tummelten. Ging dorthin, wo die Einsamkeit herrschte. Ich gesellte mich zu ihr. Ich mochte diesen Platz zu dem ich ging. Er war abgelegen, weit oben und man konnte von dort über das gesamte Dorf blicken, sah den Hokagefelsen in der Ferne. Manchmal fühlte ich mich stark genug, um an die Vergangenheit zu denken, dann ging ich hier her. Es war nicht so erdrückend wie auf dem Friedhof, wenn ich die Gräber besuchte. Mein Blick blieb auf dem Steinantlitz meines ehemaligen Sensei‘s liegen. Egal wohin ich auch ging, er war immer allgegenwärtig. Immer präsent. Sah auf mich hinunter, sah was ich tat und ich konnte seine Stimme hören, sein strahlendes breites Lachen vor mir sehen und die gutmütigen wissenden Augen, welche sich auf mein Gesicht legten. Ich vermisste ihn. Sie alle. Ich vermisste seine Art, seine Verlässlichkeit, die mir immer gezeigt hatte, dass er für uns, für mich da war und alles tun würde, um uns zu beschützen. Er war mein Mentor, mein Vorbild, ich sah zu ihm auf. Bewunderte ihn, ich wollte auch so sein wie er. Ich wollte ihn stolz machen… „Sag, bist du stolz auf mich?“, flüsterte ich leise in den Wind. Ich lehnte mich an das Geländer der Aussichtsplattform, auf welcher ich mich nun befand. Blickte über Konoha, meine Heimat, und in das steinerne Gesicht meines ehemaligen Senseis, welches mir wieder einmal keine Antwort auf meine Frage gab. Ich bekam nie Antworten auf meine Fragen, es war immer ein sehr einseitiges Gespräch, das ich mit den Geistern meiner Vergangenheit führte. Ich konnte sie nicht gehen lassen. Sprach mit Minato, mit Rin und Obito. Mit meinem Vater. Wenn ich mit ihnen reden wollte, suchte ich die Einsamkeit, die Stille. Ließ mich auf die Ruhe ein, auf die Pause. Besuchte mit schweren Schritten, ihre Gräber, das Denkmal. Erinnerte mich zurück, an unsere gemeinsame Zeit. Dachte daran, wie sehr ich es hasste, dass wir nicht mehr Zeit gemeinsam verbracht hatten. Daran, dass ich nichts davon mehr ändern konnte, dass es niemals mehr als meine Erinnerungen geben würde. Ich mich mit dem begnügen musste was mir blieb. Ich sah zu, wie die Sonne versank und sah doch nichts von dem goldenen, orange leuchtenden Farbenspiel. Dachte an nichts, stand einfach nur reglos da. Ich war nicht anwesend. Sah mit leeren Augen zu, wie ein weiterer Tag endete. Sah mit leeren Augen, wie der Himmel dunkel wurde, wie einzeln die Sterne zu funkeln begannen und wie unter mir die Lichter in Konoha angingen. Ich merkte erst, dass ich immer noch hier stand als mein Magen sich unsanft verkrampfte und der Wind eisig durch meine Haare fuhr. Die Temperatur hatte sich heruntergekühlt und ich fror. Mein Magen rebellierte, forderte laut und deutlich nach Nahrung. Meine Glieder waren steif geworden, von der Regungslosigkeit, in der ich seit Stunden verharrt war. Seufzend wendete ich mich ab, von dem Lichtermeer unter mir. Ein eigentlich sehr schöner Anblick, doch für mein Auge, hatte diese Schönheit schon lange keinen Wert mehr. Unbedeutend. Jetzt erinnerte mein Magen mich gerade daran, dass ich nicht nur ein Werkzeug war, sondern ein Mensch der Bedürfnisse hatte. Ich wollte gerade den Weg zurück auf die beleuchteten Straßen gehen, als ich es zum ersten Mal spürte. Meine Härchen auf meinen Armen stellten sich unwillkürlich auf und über meinen Körper kletterte ein angespanntes Kribbeln. Ich blieb stehen. Verwundert darüber, worauf mein Körper gerade reagierte, wie er sich bereits instinktiv zunehmend anspannte. Das Prickeln auf meiner Haut blieb. Mein Instinkt schlug sofort Alarm, dass etwas nicht stimmte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Langsam drehte ich mich um mich selbst. Schärfte meine Wahrnehmung und konzentrierte auf meine Umgebung. Lauerte in die Dunkelheit hinein. Ich war nicht wie angenommen alleine, ich konnte das fremde Chakra bereits spüren. Nicht weit von mir in einem der hochgewachsenen Bäume am Rand des Weges, war jemand. Jemand beobachtete mich, ließ meinen Körper unruhig werden und meine Alarmglocken schrillen. Ließ mich aufmerksam und angespannt sein. Langsam bewegte ich mich vorwärts, auf die Baumgruppe zu. Ich war neugierig, wer sich in den Schatten versteckt hielt und mich heimlich beobachtete. Warum trat man mir nicht offen entgegen? Ich blickte hinauf in die Krone und versuchte zu erkennen, wer mich fixierte und schuld war, dass ich mich unbehaglich fühlte. Viel konnten meine Augen zunächst nicht ausmachen, zu dicht, war das Blätterdach und die dicken Stämme des Baumes versperrten meine Sicht. Wachsam bewegte ich mich vorwärts, trat näher an den Stamm heran. Endlich konnte mein verengtes Auge hoch über mir die Gestalt erkennen, welche auf einem der stämmigen Äste hoch über mir thronte. Sie blickte geradewegs zu mir hinunter. Noch war ihr Körper von den Schatten verborgen. So sah ich nur die Schemen, welche sich dunkel von den Blättern abzeichneten und wie der Wind, meinem Beobachter den Mantel um die Beine wehte. Erstarrt sah ich hinauf. Spürte wie sich das Kribbeln auf meiner Haut zusammenzog. Spannte meine Muskeln an, bereit für alles was im nächsten Moment geschehen würde. Mein Körper sprang bereits in eine abwehrende Haltung. Ich zog einen Kampf in Betracht, ganz automatisch, da ich nicht wusste mit wem ich es zu tun hatte oder was man von mir wollte. Ich wappnete mich für alles. Meine Hand zuckte, zu meiner Gesäßtasche, bereit wenn nötig das Kunai herauszuziehen und meinem Gegenüber eine tödliche Wunde zuzufügen. Ich war immer auf der Hut, immer sprungbereit, unter Strom. Es war der Impuls, eines jeden Shinobis, auf Nummer sicher zu gehen, sich für das Schlimmste bereit zu halten. Vielleicht war dieser, bei mir etwas ausgeprägter, sicher war, ich würde nichts dem Zufall überlassen. Erneut fuhr der Wind durch meine Haare, brachte die Blätter über mir zum rascheln und die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Keiner von uns beiden rührte sich, schweigend und uns gegenseitig taxierend, blickten wir uns entgegen. Wenn ich auch das Gesicht nicht sehen und keine Veränderung in der Haltung meines Gegenübers ausmachen konnte. Bis dann endlich Bewegung in die Person über mir kam und mit einem anmutigen Satz, trat sie einen Schritt nach vorne, ließ sich einfach die sechs Meter hinunter zu mir auf den Boden fallen. Federnd kamen die Füße auf. Der Mantelträger richtete sich auf, als er den Fall elegant abgefangen hatte und stand nun ein paar Meter von mir entfernt. Ich konnte eine Maske erkennen, welche sein Gesicht gänzlich bedeckte, auch sein Körper war durch einen dicken dunklen Mantel verhüllt. Einzig die wilden langen schwarzen Haare, wehten im Wind um das maskierte Gesicht herum. Ich konnte nicht erkennen ob wir uns kannten, aber scheinbar wusste er wer ich war. Er erhob die Stimme und sprach mich sogleich an. „Kakashi… wie schön dich zu sehen.“ Ich unterdrückte meine zuckenden Finger, ließ die Hand nur auf meiner Gesäßtasche liegen. Ich starrte zu dem Fremden hinüber. „Es ist lange her.“ In mir zeichnete sich keinerlei Erkennen ab. Nicht mal die Stimme schien mir vertraut. Dabei war sie durch aus prägnant. „Wer bist du?“, forderte ich zu wissen. Ich fühlte mich unwohl, im Nachteil, da er meinen Namen kannte und ich überhaupt nichts über ihn wusste. Das er mich zu kennen schien und ich nicht, musste nichts heißen. Man kannte mich auch außerhalb von Konoha. Ich erinnerte mich nicht daran, jemals so eine seltsame gemusterte Maske gesehen zu haben. Sie war allein schon in ihrer orange-schwarzen-Färbung sehr speziell. Die schwarzen Striche zogen sich wie die Musterung eines Tigers über das Orange, lenkten die Aufmerksamkeit jedoch auf das sonderbarste an ihr. Es gab nur ein einzelnes rundes Loch, aus dem mich ein rot funkelndes Auge anstarrte. Wie überaus unpraktisch, ging es mir durch den Kopf. Die Sicht musste sehr eingeschränkt sein…oder aber derjenige brauchte seine Augen nicht? „Das ist unwichtig.“ Mein Gegenüber überkreuzte die Arme, stütze lässig mit einer Hand seinen Kopf, welchen er zur Seite neigte, ab. Seine Stimme bekam einen gelangweilten Klang und um zu verdeutlichen, dass ihn meine Frage nicht weiter interessierte. Irritiert sah ich ihn an. Was sollte das? Ich versuchte auf einen anderen Weg mehr aus dem Fremden herauszubekommen. „Was willst du von mir?“ Das leise Lachen, war nicht freundlich, es klang überheblich und arrogant, so als hätte ich einen Witz, der besonders lustig war verpasst – oder eben etwas dummes gesagt. Mit wachsendem Unwohlsein zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Scheinbar schien mein Gegenüber irgendwas besonders lustig zu finden – auf meine Kosten. Das Lachen verstummte abrupt und er schwieg. Ich bekam keine Antwort. Ich hätte einfach gehen, mich umdrehen und das seltsame Gespräch mit dem Fremden beenden können. Das wäre was ich am liebsten getan hätte. Doch einfach jemand unbekannten, welcher plötzlich aus dem Nichts in so einer auffälligen Erscheinung, erschien und einem gegenüber Trat, einfach meinen Rücken zuzuwenden, behagte mir nicht besonders. Zudem war es riskant, ich wusste zu wenig um mich nun einfach der Situation zu entziehen. „Sag schon!“, forderte ich erneut, bestimmter und ungeduldig, wollte meine Zeit nicht weiter hier verschwenden. Mich nicht weiter mit dieser seltsamen Person abgeben. Zumal sie sich über mich lustig machte. „Alles zu seiner Zeit, Kakashi.“ Mir gefiel nicht, wie er meinen Namen betonte, die Tonlage hatte etwas geringschätziges und abwertendes, machte klar, dass er mich nicht mochte. Also was wollte er dann von mir? Mit einem Mal setzte er sich dann in Bewegung und war im nächsten Moment an meiner Seite. Er schien geschult darin zu sein, sich schnell zu bewegen. Er stand nun dicht neben mir, Schulter an Schulter – es war mir viel zu nah. Sein Blick lag auf Konoha, sah den tanzenden Lichtern, die das nächtliche Dorf erhellten und seine Maske in ein warmes Licht tauchten, entgegen. Still stand ich da und verharrte in meiner Position, war der Dunkelheit und den Schatten der Bäume zugewandt. Ich drehte nur langsam meinen Kopf zur Seite, wandte ihm meinen Blick zu. Inzwischen hielt meine Hand, das Kunai aus meiner Gesäßtasche umklammert. Bereit es bei der nächsten Bewegung, die mir nicht gefiel, einzusetzen. Ein Schauer durchlief mich, als er weitersprach und seine Worte vom Wind in die Stille getragen wurden. Durch meine Ohren in mich hinein drangen und ich kaum merklich den Atem anhielt. „Ich werde das vernichten was dir noch geblieben ist. Ich werde dir alles nehmen, es endlich zu Ende bringen. Meinen Plan vollenden. Und dich, Kakashi, werde ich töten.“ × × × Ich lag wach in meinem Bett, rollte mich unruhig hin und her und konnte nicht schlafen. Die heutige Begegnung hatte mich aufgewühlt, brachte mich durcheinander, ließ meine Gedanken ruhelose Kreise durch meinen Kopf ziehen. Der Fremde mit der Maske, hatte sein Versprechen, nicht gleich in die Tat umgesetzt. Er ließ mich gehen. Besser gesagt, einfach stehen. Er verschwand so schnell und leise, wie er aufgetaucht war. Ließ mich mit meinen Fragen und ohne Antworten, zurück. Frustriert warf ich mich im Bett herum. Ein Shinobi lebte mit der ständigen unterschwelligen Angst, jeder Zeit sterben zu können, dennoch war es etwas anderes, eine deutliche Warnung ausgesprochen zu bekommen, als sich nur mit den möglichen Nebenfolgen des Shinobi - Daseins auseinanderzusetzen. Zwar waren solche Drohungen nichts ungewöhnliches für mich. Es gab viele Leute, die mich hassten, die mich verachteten, nach Vergeltung strebten und die mir sehnlichst den Tod wünschten. Das man mir sagte, dass man mich für das, was ich getan hatte, büßen lassen würde, töten wollte, war somit nichts Neues. Wie oft wurden mir dies, als letzte Worte, entgegen gespuckt? Daher beeindruckte mich nicht, was der Fremde zu mir gesagt hatte. Nur das 'Warum?' beschäftigte mich, obwohl es das doch eigentlich nicht sollte. Das kurze Gespräch, die Worte, die er an mich gerichtet hatte, seine Stimme und ihre Intensität, hallten noch in mir nach. Es ließ mich in dieser Nacht nicht los, hatte es sich doch so unabwendbar und unausweichlich angehört. Als wäre es mein Schicksal. Ich knirschte mit den Zähnen, was völliger Blödsinn war. Ich glaubte nicht an Schicksal. Mich beschäftigte auch, wer er war, woher wir uns kennen sollten, was es mit dieser Maske auf sich hatte, woher diese Verachtung, dieser Hass kam, den er mir entgegenbrachte. Dafür gab es sicherlich einen Grund. Welche Person hatte ich auf dem Gewissen, um so viel Abscheu bei meinem Gegenüber ausgelöst zu haben? Ich drehte mich unruhig auf die Seite und starrte in die Dunkelheit meines Zimmers hinein. Ich sollte mich nicht damit befassen und dennoch tat ich es. Auch konnte ich nicht sagen warum, aber ich hatte es nicht gemeldet. Normalerweise war es meine Pflicht über solche Auffälligkeiten unumgänglich Bericht zu erstatten. Selbst wenn es nur eine Vorsichtsmaßnahme war. Wie gesagt normalerweise. Ich kam nicht um das Gefühl herum, dass es kein gewöhnliches Treffen gewesen war, sondern doch etwas persönliches war. Etwas, was nur ihn und mich betraf. So berichtete ich niemanden davon. Niemand erfuhr, dass ein fremder Shinobi – zumindest hielt ich ihn dafür, da seine Bewegungen darauf schließen ließen – in dieser Nacht unbemerkt ins Dorf spaziert war und mich mit Drohversprechen und seiner Arroganz belästigt hatte. Mir ausdrücklich den Tod wünschte und das es dadurch persönlich war. Mir war bewusst wie fahrlässig und riskant es war. Zwei Dinge, die komplett untypisch für mein Handeln waren. Ich ging immer auf Nummer sicher, doch hielt mich etwas davon ab, so zu handeln, wie ich es sonst tat. Vielleicht lag es daran, dass ich niemanden zur Last fallen wollte. Ich wollte es alleine regeln. Es war mein Problem. Mich ließ die Begegnung lange nicht los. So stellte ich sogar Nachforschungen an, um mehr herauszufinden. Stieß jedoch dabei immer nur auf Sackgassen und ertappte mich mehr und mehr dabei, wie ich mich in etwas verrannte, was es so gar nicht zu geben schien. Ich schlief schlechter, war angespannter und dachte mehr nach. Dadurch war ich auch abgelenkter, von dem was ich sonst zu tun hatte. Die Wochen strichen nur so dahin, aus Wochen wurden Monate, aus Monaten schließlich Jahre. Es passierte nichts. Ich traf ihn nicht wieder und er machte mir gegenüber sein Versprechen nicht wahr. Der Gedanke an das vergangene Treffen, rückte während dieser Zeit immer mehr in meinen Hintergrund. Die Frustration darüber, nur ins Leere zu greifen, ließ mich zunehmend dem Ganzen gleichgültig gegenübertreten, bis ich es letztendlich gänzlich vergaß und ich die seltsame Begegnung zu den anderen leeren Drohungen steckte. Ich widmete mich wieder anderen Dingen, welche meine Aufmerksamkeit mehr beanspruchten und ließ meine Gedanken nicht mehr ständig sinnlos im Kreis wandern. Ich war froh über die unzähligen Aufträge, die ich bereitwillig annahm, über die Ablenkung und das Gefühl etwas zu erreichen und nicht untätig zu sein. Ich konzentrierte mich auf das, was von mir erwartet wurde und vergaß zunehmend den Fremden mit der Maske. × × × Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)